Themen
- Ägais und Kanaren: Dutzende neue Todesfälle
- EU schiebt wieder mehr Menschen ab
- UNO-Arbeitsgruppe zu Rassismus: „Die Schweiz hat ein ernstes systemisches Problem“
- Supportstrukturen unterstützen Menschen am Grenzzaun im Osten der Festung Europa
- Griechenland: Faschismus im Aufwind
- „BLEIBERECHT FÜR ALLE statt Chancenfalle!“
Was ist neu?
Ägais und Kanaren: Dutzende neue Todesfälle
Nach wie vor mangelt es an sicheren Flucht- und Migrationsrouten sowie an effektiven Such- und Rettungsoperationen. Deshalb ging das politisch gewollte Sterbenlassen diese Woche weiter:
Südlich von Gran Canaria wurde ein überlebender Mensch geborgen. 30 weitere Menschen gelten als vermisst. Gemeinsam waren sie auf einem Schiff unterwegs, das am 1. Oktober Schiffbruch erlittt. Da war die Gruppe bereits neun Tage lang auf See gewesen. Trotz der extremen Gefahr sind dieses Jahr bereits 11’500 Personen per Boot auf die kanarischen Inseln gelangt. Laut der NGO Caminando Fronteras starben im gleichen Zeitruam mehr als 900 Menschen auf dem Atlantik. In der Ägäis starben Menschen aufgrund der Abschottung Europas. Mindestens 21 Menschen starben, als am 5. Oktober zwei Schiffe sanken. Eines erlitt vor Lesvos Schiffbruch, ein zweites Boot sank bei Kythera, südlich der Peloponnes, nachdem es gegen die Felsen an der Küste geprallt war.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1167474.asylpolitik-gefaehrliche-fluchtrouten.html
https://www.spiegel.de/ausland/griechenland-zwei-schwere-ungluecke-von-fluechtlingsbooten-a-71c2117e-1550-481c-ae05-48b2f9ba4e38
EU schiebt wieder mehr Menschen ab
Die meisten Menschen werden von Frankreich, Griechenland und Deutschland gezwungen, das Land wieder zu verlassen. Laut der Statistik von Eurostat erhielten vor allem Menschen aus Algerien, Marokko, Albanien und Pakistan Abschiebebescheide. Tatsächlich ausgeschafft wurden am häufigsten Personen aus Albanien, Georgien, Russland und der Türkei. Im gleichen Zeitraum wurden aus der Schweiz 789 Menschen ausgeschafft. Hinter jeder Verwehrung eines Bleiberechts und hinter jeder gewaltvollen Abschiebung aus einem selbst gewählten Aufenthaltsland, steht ein Mensch mit persönlicher Geschichte – und gewaltvoll sind diese Entscheide immer, denn sie sind immer zum Nachteil der betroffenen Menschen.
http://www.infomigrants.net/en/post/43750/eu-countries-again-carrying-out-more-deportations
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/publiservice/statistik/asylstatistik/uebersichten.html
Was geht ab beim Staat?
UNO-Arbeitsgruppe zu Rassismus: „Die Schweiz hat ein ernstes systemisches Problem“
https://www.srf.ch/news/schweiz/uno-bericht-schweiz-weist-rassismus-vorwuerfe-zurueck
Was ist aufgefallen?
Supportstrukturen unterstützen Menschen am Grenzzaun im Osten der Festung Europa
Griechenland: Faschismus im Aufwind
Nach den Wahlerfolgen der „Fratelli d’Italia“ in Italien und der „Schwedendemokraten“ in Schweden sehen sich faschistische Parteien auch in Griechenland im Aufwind. Dies zeigte sich ausgerechnet während der Gerichtsverhandlungen gegen die „Goldenen Morgenröte“, die anlässlich der letzten Wahlen parlamentarisch unterging.
2020 wurde die „Goldene Morgenröte“ als kriminelle Organisation verboten und ihre Parteispitzen verurteilt. Zwei Jahre später finden nun die Berufungsprozesse statt. Diese Verhandlungen werden propagandistisch genutzt. Um der Welt zu zeigen, dass sich die faschistischen Kräfte auch in Griechenland siegessicher fühlen, hob der Morgenröte-Anwalt zum Schluss der Verhandlung den Arm zum Hitlergruss. Zahlreiche Zuschauende im Saal taten es ihm gleich.
Die Episode im Gerichtssaal spiegelt Tendenzen wieder, die sich auch in Meinungsumfragen zu den nächstes Jahr anstehenden Parlamentswahlen wiederfinden. Die regierende Nea Dimokratia verliert trotz ihres so hart rechten Kurses Wähler*innenanteile nach ganz rechts aussen. Zum einen legt die faschistische Partei „Nationale Schöpfung“ zu. In der Führung der Partei findet sich beispielsweise Failos Kranidiotis, der von der Nea Dimokratia ausgeschlossen wurde, weil er zu offen faschistische Positionen vertrat. Zum anderen gewinnen Faschist*innen der „Griechen für das Vaterland“ Anteile. Diese Partei wird von Ilias Kasidiaris, einem früheren Kader der „Goldenen Morgenröte“, aufgebaut. Ihm gelingt dies, obwohl er inhaftiert ist.
Ob es diesen beiden Parteien gelingen wird, die 3%-Quote zu knacken, um im Parlament Einzug zu halten, ist noch offen. Mit hoher Sicherheit bleibt jedoch die rechtspopulistische „Griechische Lösung“ im Parlament vertreten. Nun zieht es die Nea Dimokratia bereits in Betracht mit „Griechische Lösung“ eine Koalition einzugehen. Dies wäre vor vier Jahren noch undenkbar gewesen. Doch um die eigene Macht zu sichern, sind alle Mittel recht. Besonders wenn die Positionen inhaltlich ohnehin ähnlich sind und sich vorwiegend rhetorisch unterscheiden.
https://www.heise.de/tp/features/Aufwind-fuer-griechische-Faschisten-durch-Wahl-in-Italien-7282605.html
https://www.lifo.gr/now/greece/diki-hrysis-aygis-me-nazistiko-hairetismo-apohorise-o-konstantinos-pleyris
Wo gabs Widerstand?
„BLEIBERECHT FÜR ALLE statt Chancenfalle!“
Statement der Kampagne
„Die Bundesregierung plant bis Ende 2023 in insgesamt vier Gesetzespaketen ihre migrations- und flüchtlingspolitischen Versprechungen des Koalitionsvertrags von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP umzusetzen. Am 6.7.2022 hat das Bundeskabinett das erste dieser sogenannten Migrationspakete beschlossen. Ein Gesetz soll den Zugang zum Bleiberecht für lange in Deutschland lebende geduldete Geflüchtete erleichtern und die Praxis der Kettenduldungen beenden. Aber, wenn der Gesetzentwurf der Bundesregierung so wie er jetzt ist verabschiedet wird, werden viele – genau wie bisher – keine Chance auf ein Aufentshaltsrecht haben.
Denn der Gesetzentwurf schließt Flüchtlinge wegen kleinster Straftaten, die bei anderen Bürger*innen noch nicht einmal in ein polizeiliches Führungszeugnis kämen, vom „Chancen-Aufenthaltsrecht“ aus. Auch Flüchtlinge, denen die Behörden unterstellen, dass sie absichtlich keine Dokumente zur „Identitätsklärung“ besorgt haben, werden vom „Chancen-Aufenthaltsrecht“ ausgeschlossen.
Und auch für Jugendliche und junge Erwachsene bleiben die Verbesserungen zu klein: Kinder bis 14 Jahren und ihre Familien bleiben weiterhin pauschal von den Bleiberechtsregelungen ausgeschlossen. Sie müssen weiter mit rechtlichen Teilhabehindernissen und der Angst vor einer Abschiebung leben. Aus den bisherigen Bleiberechtsregelungen geblieben sind auch die hohen Anforderungen an „Schulerfolg“, die die besondere Situation geflüchteter junger Menschen kaum berücksichtigen.„
https://bleiberecht-statt-chancenfalle.net/about/
Was steht an?
https://barrikade.info/article/5411
Damals wie heute: Kämpfe verbinden – Faschismus überwinden.
https://barrikade.info/event/1812
24.10.22 I 20:00 I Kleintheater Luzern
Im Alter von 14 Jahren flüchtete Filimon Mebrhatom aus Eritrea über Äthiopien, die Sahara, den Sudan, Libyen, Italien und Österreich nach Deutschland. In seinem Buch «Ich will doch nur frei sein. Wie ich nach Unterdrückung, Gefangenschaft und Flucht weiter für eine Zukunft kämpfe» schildert er seine lebensgefährliche Flucht als Nichtschwimmer übers Mittelmeer.
https://www.kleintheater.ch/programm#event-11779-hellowelcome
Lesens -/Hörens -/Sehenswert
„Women in Exile“ nimmt Ende Oktober an der Aktionskonferenz zu Care-Arbeit in der Roten Fabrik teil. Im Interview sprechen zwei Mitglieder über ihre Arbeit, die Zustände in den deutschen Lagern und das diskriminierende Gesundheitssystem.
https://daslamm.ch/wir-fordern-eine-gesundheitsvorsorge-ohne-diskriminierung/
Am Montag, den 5. September, protestierten Asylsuchende in dem von der EU finanzierten geschlossenen Kontrollzentrum (CCAC) auf Samos gegen ihre Behandlung durch die griechischen Behörden. Mit einem Transparent mit der Aufschrift „Samos Camp – There is no Human Rights #saynorejections“ forderte die Gruppe die Einhaltung ihrer Menschenrechte, wozu auch eine faire Prüfung ihrer Asylanträge gehört.
https://medium.com/are-you-syrious/ays-special-from-greece-protests-on-samos-ccac-shed-light-on-procedural-violations-d5e7bf509c40
»Die Menschen sitzen hier fest«
Azizou Chehou von Alarmphone Sahara über die EU-Grenze in Westafrika und die Kriminalisierung von humanitärer Hilfe. Im Juli hat die EU ihre Zusammenarbeit mit Niger intensiviert. Das Land gilt als »Grenzwächter Europas«. Azizou Chehou von Alarmphone Sahara über die Kriminalisierung von humanitärer Hilfe.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1167371.eu-asylpolitik-die-menschen-sitzen-hier-fest.html
https://www.republik.ch/2022/10/06/einer-von-uns
In ihrem neuen Buch „Gefährlicher Glaube“ warnen die Autorinnen Pia Lamberty und Katharina Nocun vor der „radikalen Gedankenwelt der Esoterik“. Wir haben mit Katharina Nocun über spirituelle Geldmacherei, esoterische Influencer:innen und braune Traditionslinien gesprochen.
https://netzpolitik.org/2022/interview-mit-katharina-nocun-die-verharmlosung-der-esoterik-ist-extrem-gefaehrlich/