Nazis ohne Bier, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte ohne Skrupel, Fahrende ohne Rastplätze

Bildunterschrift: Hungerstreik im Rotkreuz-Bunker in Camorino (TI)

Was ist neu?

Ein Faschist gesteht den Mord am Politiker Walter Lübcke
Anfang Juni ermordete ein Fascho den Regierungspräsident von Kassel.
Der Mörder hat diese Woche gestanden Walter Lübcke (CDU) durch einen Kopfschuss hingerichtet zu haben. Ausserdem hat die Polizei zwei weitere Personen festgenommen und ein Waffenlager entdeckt.
Der Täter Stephan Ernst ist kein unbeschriebenes Blatt. Bereits 1993 hat er versucht, einen rechtsterroristischen Anschlag gegen ein Asylcamp auszuüben und wurde verurteilt. Ausserdem ist er aus dem NSU-Untersuchungsausschuss bekannt. Das hessische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) kannte Stephan Ernst über ihren V-Mann Benjamin Gärtner. Stephan Ernst hatte engen Kontakt zur »Oidoxie Streetfighting Crew«, die sich mit den Zielen von »Combat 18«, dem bewaffneten Arm des Netzwerks »Blood and Honour« identifiziert.
Der hingerichtete Walter Lübcke wurde wegen seiner offenen Haltung gegenüber Geflüchteten regelmäßig von Faschos im Netz attackiert und beleidigt.
Auch andere Politiker*innen, welche sich öffentlich für eine “humanere” Asylpolitik aussprachen, erhielten diese Woche einen Brief mit Morddrohungen. Sie wurden im Brief gewarnt, dass der Mord an Lübcke nicht der letzte gewesen sei und dass sie zu terroristischen Anschlägen auf linke Politiker*innen, Geflüchtete und Jüd*innen in Deutschland aufrufen würden. Die Morddrohungen waren unterzeichnet mit “die Musiker des Staatsstreichorchester”. Das gleiche Pseudonym wurde bereits in mehreren Drohbriefen verwendet, die Journalist*innen, Anwält*innen und Politiker*innen seit Dezember 2018 erhalten haben.
Bezeichnend an der ganzen Sache ist aber auch, dass der Tod eines weissen Politikers viel grössere mediale Aufmerksamkeit generiert, als wenn rassistisch motivierte Anschläge auf People of Color verübt werden.
https://www.theguardian.com/world/2019/jun/20/german-politicians-support-for-refugees-prompts-death-threats?utm_source=ECRE+Newsletters&utm_campaign=dcef662914-EMAIL_CAMPAIGN_2019_06_24_10_48&utm_medium=email&utm_term=0_3ec9497afd-dcef662914-422328393
https://www.jungewelt.de/artikel/357661.neonazi-terror-l%C3%BCbcke-mord-neue-festnahmen.html

Wegen ihrer Solidarität riskiert die Sea Watch 3 eine 50’000 Euro-Busse
Das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 3 rettete 42 Menschen und wollte sie nach Italien bringen. 15 Tage nach ihrer Rettung stellte sich die Situation an Bord verzweifelter denn je dar. Die Crew entschloss sich, wegen der Notlage in italienische Hoheitsgewässer zu fahren. Inzwischen ist das sogenannte Salvini-Dekret in Kraft. Dieses bestraft die Solidarität der NGOs mit Geldstrafen in Höhe von 50’000 Euro, wenn sie mit Geretteten in italienische Hoheitsgewässer fahren. Auf juristische Hilfe kann die Sea Watch 3 Crew kaum zählen. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat sich verweigert, Italien in Berufung auf Artikel 39 anzuweisen, die Geflüchteten an Land gehen zu lassen. Eine dafür notwendige Notsituation sei nicht gegeben, meinten die Richter*innen. Anders als früher haben die Verhandlungen mit der EU-Kommission über die Verteilung der Flüchtenden auf verschiedene EU-Länder nichts erbracht. Mit anderen Worten: Die EU-Staaten stehen faktisch zum ersten Mal geschlossen hinter der Abschottungs- und Kriminalisierungspolitik der italienischen Regierung.
https://ffm-online.org/zentrales-mittelmeer-gegeninformation-ausbauen/

Nazitreffen in Schweiz, Deutschland und Frankreich
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) hat seinen jährlichen Lagebericht «Sicherheit Schweiz 2019» publiziert. Darin schreibt er unter anderem, 2018 seien 53 Ereignisse im Bereich des Rechtsextremismus bekannt geworden. «Für den Rechtsextremismus bedeutet dies mehr als eine Verdreifachung.» Ein solches ‘Ereignis’ ist zum Beispiel ein öffentliches Treffen oder Auftritte. Was das für die Grösse und Gefährlichkeit der rechtsextremen Szene bedeutet – ausser, dass jedes ‘Ereignis’ eines zu viel ist – ist aber schwierig zu sagen: Registriert wird nur, was der NDB mitbekommt und untersuchen will.
Ausserdem sind Konzerte alles andere als harmlos: Letztes Wochenende fand beispielsweise in Ostsachsen das ‘Schild und Schwert’(SS) Festival statt. Um die 1000 Rechtsextreme wurden erwartet, unter anderem Unterstützer*innen der Gruppe „Combat 18“ und der „Arischen Bruderschaft“. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die sich intensiv mit den Festivals in Ostritz beschäftigt hat, sagt: „Das sind nicht nur Konzerte, um Anhänger*innen zu radikalisieren, Bands zu promoten und Geld zu machen. Wir wissen: Am Rande solcher Veranstaltungen kommt es zu Vernetzungstreffen auf der Führungsebene, auch zur Planung von Aktivitäten, Zellenbildungen, Waffenbeschaffungen.“ Derartige Festivals seien Kristallisationspunkte einer neuen militanten Radikalisierung: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors.“
Auch in Frankreich sind die Faschist*innen gerade sehr aktiv. Nachlesen über die gerade verhafteten Rechtsextremen, die Anschläge auf Muslim*innen und Jüd*innen in Frankreich geplant haben, ist hier möglich: https://jungle.world/artikel/2019/25/schwarze-voegel-paris
https://www.tagesspiegel.de/politik/neonazi-festival-schild-und-schwert-hier-treffen-sich-die-paten-des-rechtsterrors/24483544.html
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/juristin-doris-liebscher-kritik-an-behoerden-umgang-rechtsextremismus-100.html
https://www.gra.ch/rechtsextreme-szene-schweiz-einschaetzung/

Italien und Slowenien vereinbaren verstärkte Grenzkontrollen
Ab dem 1. Juli wollen Italien und Slowenien gemeinsam verstärkt die Grenzen kontrollieren, um die Zuwanderung von Migrant*innen nach Friaul-Julisch-Venetien zu stoppen. Dies teilte der Lega-Gouverneur der Region Massimiliano Fedriga nach einem Gespräch mit dem slowenischen Generalkonsul mit. Kommentar des Parteifreunds und Innenministers Matteo Salvini: „Wir haben die Meeresübergänge blockiert und jetzt verschärfen wir die Kontrollen, um die Landesgrenzen zu schützen.“ Fredriga
beschuldigte insbesondere Kroatien, die Außengrenze nicht effektiv zu schützen und damit indirekt Italien ‚das Problem‘ aufzuhalsen. Deshalb ziehe er in Erwägung, die italienische Regierung aufzufordern, den Schengen-Vertrag zu suspendieren, um die Balkanroute zu schließen. Die Balkanroute führt über Triest, den Karst, Gorizia und in geringerem Maß über den Tarvisio-Pass und wird vor allem von Afghan*innen und Iraker*innen genutzt, die seit Monaten in den Lagern von Biha und Velika Kladuša im Norden Bosniens aufgehalten werden.
https://ffm-online.org/italien-und-slowenien-vereinbaren-verstaerkte-grenzkontrollen/

Wegen angezündeter Matratze 12 Jahre Landesverweis und 2 Jahre Knast
Im März hatte eine Person aus Tunesien im Regionalgefängnis Bern eine Matratze angezündet. Dies, nachdem sein Asylgesuch im September 2018 abgelehnt wurde und er einen Landesverweis erhielt und in Ausschaffungshaft kam. Kurz bevor er die Matratze anzündete, erhielt er einen Brief von der tunesischen Botschaft, mit der Aufforderung, sich bei ihr zu melden. Er interpretierte diesen Brief so, dass er ausgeschafft werde. In dieser psychisch enorm belastenden Situation hat er schliesslich die Matratze angezündet. Es handelte sich um einen typischen Glimmbrand und es bestand keine Gefahr, dass das Feuer auf andere Zellen oder auf das ganze Gebäude hätte übergreifen können. Zudem wurden keine Personen verletzt. Alles halb so schlimm könnte mensch meinen. Doch diese Woche fällte das Regionalgericht nun das Urteil. Nachdem er bereits 106 Tage in Untersuchungshaft verbracht hat, wurde er nun zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren (abzüglich U-Haft) verurteilt und erhielt eine Landesverweisung von 12 Jahren. Das Urteil bedeutet, dass die Person, die erst 22 Jahre alt ist, wohl keine Chance mehr haben wird, irgendwo in Europa Asyl zu erhalten und sein Leben nun im Land, aus dem er geflüchtet ist oder in der Illegalität zu bewältigen hat.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/brandstifter-aus-tunesien-zu-zwei-jahren-haft-verurteilt/story/24998305

Was ist aufgefallen?

Was institutioneller Rassismus im Bildungswesen konkret bedeuten kann
Im Kanton Graubünden wird geflüchteten Kindern teilweise die Schulbildung verwehrt. Mit dem Argument, sie seien zu wenig “gut” für die normale Schule, werden sie in camp-internen Schulen unterrichtet. Wobei von Schule nicht wirklich die Rede sein kann. Da es in den einzelnen Camps nicht so viele Kinder hat, werden Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse gemeinsam unterrichtet. Laut der Aussage einer Mutter, würden die Kinder auch nicht wirklich unterrichtet, sondern erhielten nur Bücher zum selbständigen Lernen. Teilweise verbringen Kinder im Graubünden mehrere Jahre in diesen Strukturen, ohne je die staatliche Schule besuchen zu können.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=08c41d73-6d6c-4822-91fd-d12323b79296

Räumungen aller migrantischer Camps in der Region Calais
In Nordfrankreich fährt die Regierung seit dem letzten Jahr eine Strategie der Null-Toleranz für migrantische Siedlungen. Allein im Mai wurden 79 Räumungen durchgeführt im Vergleich zu den 12 im Juni des letzten Jahres. Der psychische Stress des Polizeiterrors verstärkt die schon prekäre Situation der Geflüchteten noch mehr, wie sich in der folgenden Äusserung eines Betroffenen zeigt:
“Today police came. They take my tent. In two days, I sleep maximum two hours. It’s too much difficult. The mind is not working, the brain stops working. All the refugees are so afraid now.”
Die unaushaltbaren Bedingungen in Nordfrankreich zwingen die Migrant*innen verstärkt zu gefährlichen Kanalüberquerungen, die vermehrt auch tödlich enden.
https://www.theguardian.com/world/2019/jun/22/refugee-eviction-peak-in-france-bid-halt-channel-crossings
Dokumentation über die Räumungen in Calais zwischen August 2018 und Juni 2019: https://helprefugees.org/wp-content/uploads/2019/06/Forced-Evictions-in-Calais-and-Grande-Synthe-ENG-1.pdf

Staatenlosigkeit in der Schweiz nimmt zu
Aufgrund von annulierten Einbürgerungen oder einem aufgelösten Herkunftsland sind in der Schweiz ungefähr 3000 Menschen staatenlos. In den meisten solcher Fälle wurde beim Eingehen einer Ehe die vorgängige Staatszugehörigkeit aufgegeben. Bis zu 8 Jahre später kann jedoch die Einbürgerung in die Schweiz für Nichtig erklärt werden, was in solchen Fällen zur Staatenlosigkeit führt. Der grosse Teil dieser Menschen befindet sich in einer gesetzlichen Grauzone, ohne Niederlassungbewilligung und ohne Recht darauf, arbeiten zu dürfen. Ein Weg aus diesem Zustand der Prekarität ist die offizielle Anerkennung der Staatenlosigkeit durch das Staatssekretariat für Migration (SEM). Gemäss eines Berichtes von „humanrights.ch“ ist dieses Verfahren aber nicht gesetzlich geregelt und funktioniert in der Praxis kaum, was erklärt, wieso derzeit 80 Prozent der Staatenlosen nicht als solche rechtlich geschützt werden.
https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/wenn-die-schweiz-staatenlose-produziert-ld.1129583
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/auslaender/staatenlose/menschenrechte-schweiz-staatenlose

Weiterhin starker Mangel an Durchgangsplätzen für Fahrende
Letzte Woche berichteten wir über die unhaltbaren Zustände, die durch fehlende Transitplätze für Fahrende im Kanton Bern ausgelöst werden. Anderswo in der Schweiz siehts nicht besser aus. Auch in der Ostschweiz fehlen die Durchgangsplätze. Im Kanton St. Gallen gibt es nicht einen einzigen Rastplatz und die Gemeinde Thal hat vor einem Monat der Radgenossenschaft die Bewilligung für einen Rastplatz ohne Angabe von Gründen verweigert. Schweizweit fehlen über 40 Durchgangsplätze, sechs davon im Kanton St.Gallen. Die Kantonsregierung hat schon 2006 beschlossen, dass Rastplätze installiert werden sollen, doch die Umsetzung scheiterte immer am Widerstand der Gemeinden. Teils kommt der Widerstand von den Gemeindebehörden selbst: So hat z.B. der lysser Gemeindepräsident ein Areal mit grossen Steinen überstellt, so dass dort keine Autos parkiert werden können. Weil die Bäuer*innen mit den Maschinen nicht mehr durchkamen, mussten die Steine dann auch noch versetzt werden. Der Gemeindepräsident rechtfertigte die ganze Aktion damit, dass es immer so aufwändig für die Gemeinde sei, wenn Fahrende an einem Ort rasten würden. Wir finden, Steine anzuschleppen und zu versetzen auch ziemlich aufwändig. Die prekäre Lage zwingt die Fahrenden dazu, sich Plätze “illegal” anzueigenen wie z.B. letzte Woche in Biel auf dem Expo-Gelände. Dies führt zu weiterer Ausgrenzung.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/die-fahrenden-muessen-warten-ld.1130105
https://www.bernerzeitung.ch/region/seeland-jura/steine-gegen-fahrende/story/11935245

Was nun?

Die ‘Forschungsgesellschaft Flucht und Migration’ übernimmt die Webseite migration-control.taz.de.
Ziel ist es, das Wissen um europäische Migrations- und Grenzregime dauerhaft und aktualisiert bereitzustellen. Diese Online-Datenbank sammelt Informationen zu Abkommen und finanziellen Gegenleistungen, deckt wirtschaftliche Interessen und neue Absatzmärkte der europäischen Rüstungsindustrie auf und zeigt, wie diese Politik afrikanische Gesellschaften schädigt. Für dieses Projekt braucht es Geld und Know-How. Wer über dies verfügt, findet auf dieser Website Informationen, um sich einzuklinken.
https://ffm-online.org/hilf-zu-dokumentieren-wie-die-eu-diktatoren-fuer-grenzschutz-belohnt/

Standortsuche für neues Lager als Ersatz für Prêles
Nachdem der Plan, Geflüchtete mit einem negativen Asylentscheid in Prêles möglichst stark zu isolieren, nicht ganz aufging, sucht der Kanton Bern nun einen neuen Standort für ein solches Lager. Der Kampf, der gegen Prêles geführt wurde, ist also nicht abgeschlossen, sondern muss sich auch gegen die neuen Pläne der Regierung, ein solches Lager zu eröffnen, richten. Wo das neue Lager sein wird, will die Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern noch nicht preisgeben. In den nächsten paar Monaten sollte der Standort aber klar sein und auch die Betreuung dieser Lager öffentlich ausgeschrieben werden. Halten wir die Augen und Ohren offen.
https://www.derbund.ch/bern/charme-offensive-der-statthalter-soll-fuer-preles-ersatz-sorgen/story/16908801

Eine antira-Idee für die SBB?
Die niederländische Bahn entschädigt Überlebende des Genozids in Nazideutschland und deren Angehörige. Sie brachte im Zweiten Weltkrieg etwa 110’000 Personen in Deportationslager. Damit die Betroffenen zwischen 5’500 und 16’500 Franken pro Person erhalten, will die Bahn mehrere Millionen Euro dafür zur Verfügung stellen. Die SBB könnte auch mal Reparaturzahlungen ins Auge fassen. Immerhin sicherte der Transit durch den Gotthard den reibungslosen Transport von Rohstoffen für die Waffenproduktion zwischen Deutschland und Italien.
https://www.nau.ch/news/europa/niederlandische-bahn-entschadigt-holocaust-opfer-65545311

Wo gabs Widerstand?

Hungerstreiks gegen das Asylregime in Fieberbrunn-Bürglkopf und Camorino
In Fieberbrunn-Bürglkopf (Österreich) kämpfen geflüchtete Aktivist*innen, die dort in einem Abschiebelager isoliert werden, um öffentliche Aufmerksamkeit. Ihr Hungerstreik startete am 3. Juni und dauert bereits fast vier Wochen an: „Wir wollen leben wie Menschen“ und „Es ist hier wie ein Gefängnis“ sagen die Hungerstreikenden, die selbst vor Krieg und Verfolgung nach Europa geflüchtet sind.
Auch in der Schweiz im Asylcamp von Camorino (Tessin) sind rund 30 Geflüchtete in Hungerstreik getreten. Der Entscheid des Kantons, das Asylcamp tagsüber zu schliessen, löste den Protest aus. Das Camp soll neu von 9 bis 18 Uhr geschlossen bleiben.
Hier gehts zur Mitteilung der geflüchteten Aktivist*innen: https://migrant-solidarity-network.ch/2019/06/26/hungerstreik-im-rotkreuz-bunker-in-camorino-ti/
https://plattform-bleiberecht.at/wir-wollen-leben-wie-menschen/
https://www.20min.ch/schweiz/tessin/story/Dutzende-Asylbewerber-in-Hungerstreik-getreten-24805730?fbclid=IwAR0TyBXbXe-3FL2ZBsiujoAUz7HHoEaORGsAn4PR-teGtjA_WyofTG8-v30

Geflüchtete und nicht-geflüchtete Aktivist*innen protestieren in Freiburg gegen die Erniedrigung in der Nothilfe
Die Behörden schaffen durch das Nothilferegime Unsicherheit und Verzweiflung, um abgewiesene Geflüchtete zu vertreiben. Gestern haben in Freiburg hunderte Menschen gegen das Nothilferegime protestiert. Die Aktionskoordination von ‘Poya Solidaire et Droit de rester’ fordert die Freiburger Behörden auf, die Situationen, der in der Nothilfe isolierten Personen, schnell und human zu lösen: durch die Erteilung einer humanitären Aufenthaltsbewilligung; durch die Bereitschaft, den Entscheid über die Abschiebung der betroffenen Personen nicht auszuführen; durch die Erlaubnis, dass sie bis zu ihrer Legalisierung arbeiten können.
https://migrant-solidarity-network.ch/2019/06/26/journee-de-mobilisation-denoncer-la-situation-degradante-des-exile-e-s-a-laide-durgence-et-le-silence-du-conseil-detat/

Kommunique: Basel Bleibt Nazifrei
“Am 22. Juni waren rund 700 Menschen unter dem Motto “Basel bleibt nazifrei” auf der Strasse. In Zeiten des weltweiten Aufschwungs faschistischer Bewegungen war das ein wichtiges Zeichen und eine Stärkung des ausserparlamentarisch organisierten Antifaschismus. Zudem war die Demonstration eine Reaktion auf die Kriminalisierung von Antifaschist*innen, welche letzten November gegen die Pnos demonstriert hatten.
Die Demo zog vom De Wette Park Richtung Basler Innenstadt. Auf dem Bankverein gab es eine Aktion gegen die Credit Suisse. Mit Transpis, Pyros und einer Rede wurde auf die Verstrickung der Credit Suisse mit dem türkischen Faschismus aufmerksam gemacht. Dabei wurde auch die Notwendigkeit eines internationalistischen Antifaschismus betont. Die Demo zog mit einer kämpferischen Stimmung und Feuerwerk durch die Basler Innenstadt. Im Kleinbasel wurde von einem Baugerüst ein Transpi (Solidarität isch e Waffe) gehängt. Die Demo endete auf dem Theodorskirchplatz, wo ein grosses Bild (Basel bleibt Nazifrei) gesprayt wurde.
Während die Staatsanwaltschaft versucht hat, uns einzuschüchtern und zu spalten, haben wir gezeigt, dass das nicht funktioniert. Ein Angriff gegen Einzelne ist ein Angriff gegen uns alle. Wir sehen die gestrige Demo als einen stärkenden Moment.
Darauf können und werden wir aufbauen. Für eine solidarische und kämpferische Zukunft.”
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=836450873407970&id=707683249618067

Was war gut?

Erfolgreiche Freikauf-Aktion.
A ist Mitglied von Migrant Solidarity Network und sass wegen illegalem Aufenthalt im Gefängnis. Die Behörden haben ihn zu einer CHF 3‘600.00 Busse verurteilt. Das Gericht erachtet im Fall von A., dass ein Tag ohne Freiheit CHF 30 Wert sei (Tagessatz).
Dank vielen kleineren und grösseren Spenden konnten wir A freikaufen und die Haft verkürzen. Haftstrafen wegen „illegalem Aufenthalt“ sind absurd und unrecht, denn kein Mensch ist illegal!
Die Spenden reichten nicht ganz aus um den Betrag zu bezahlen. Das Migrant Solidarity Network hat einen Betrag vorgeschossen. Wir sind weiterhin froh um Spenden. Leider wird A nicht die letzte Person sein, die wegen illegalem Aufenthalt eingesperrt wird.
https://migrant-solidarity-network.ch/2019/06/26/freikauf-aktion-a-ist-frei-dank-eurer-solidaritaet/

Kein Bier für Nazis
Am riesigen Neo-Nazifestival ‘Schild und Schwert’ in Ostritz hat das sächsische Oberverwaltungsgericht ein Alkoholverbot bestätigt, da „von einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit durch beabsichtigten Alkoholkonsum bei der Veranstaltung auszugehen sei“. Bewohner*innen aus Ostritz haben daraufhin das ganze Bier des einzigien Supermarktes der Stadt aufgekauft, damit die Nazis es nicht bekommen. Da solche Treffen aber nicht primär dem Trinken, sondern der rechtsextremen Vernetzung (siehe oben) dienen, bleibt fraglich, inwiefern diese Meldung in diese Kategorie passt.
https://www.tagesspiegel.de/politik/neonazi-festival-schild-und-schwert-hier-treffen-sich-die-paten-des-rechtsterrors/24483544.html

Was steht an?

3 Rosen gegen Grenzen
29. Juni 13 Uhr – 30. Juni | Dreirosenanlage, Basel
“Im Juni nehmen wir uns selbstbestimmt und offen einen umkämpften Ort in Basel und organisieren Veranstaltungen, Workshops und Diskussionen. Es wird ein Raum geschaffen für grundsätzliche Kritik an Abschottung und Ausschluss, Haft und Ausschaffungen, Kategorisierung von Menschen sowie rassistischen Strukturen. Durch Information, Begegnung und Austausch sollen widerständige Praktiken entstehen.
Um gemeinsam etwas tun zu können, ist es wichtig, sich zu begegnen. Komm vorbei, informiere dich und bring dich ein!”
Programm und weitere Infos: https://3-rosen-gegen-grenzen.ch/

Velotour d‘Horizon
14.8 – 31.8. 2019
“Schauen wir hin und setzen gemeinsam ein Zeichen gegen die Politik der Ausgrenzung und der Isolation! Ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten der Asylgesetzrevision besuchen wir mit dem Fahrrad verschiedene Asylregionen der Schweiz und thematisieren vor Ort die prekäre Situation der Bundeslager und Notunterkünfte. Die Tour bietet die Möglichkeit, gemeinsam aus dem Alltag auszubrechen. Wir knüpfen neue Kontakte, stärken bestehende Initiativen und dokumentieren die andauernde Missachtung der Grund­rechte von geflüchteten Menschen – eine Chance zur Horizonterweiterung für alle engagierten, betroffenen und interessierten Personen.
Schauen wir hin und setzen gemeinsam ein Zeichen gegen die Politik der Ausgrenzung und der Isolation!”
https://antira.org/velotour/

Lesens -/Hörens -/Sehenswert

“The objectification of refugees: We must not lose our humanity in search of a headline.
In reporting from refugee camps, there is a fine line between raising awareness and treating war-scarred refugees as if they were performers in a circus freak show”

Lesenswerter Artikel über Retraumatisierung durch Journalismus und die Objektifizierung von Geflüchteten während der Produktion von “menschlichen Geschichten” und klickwürdigen Fotos. Der Artikel von Tanya Goudsouzian ist eine kurze Version eines Artikels aus dem Buch “The Refugee’s Messenger: Lost Stories Retold”
https://www.middleeasteye.net/opinion/objectification-refugees-why-we-must-not-lose-our-humanity-search-headline?utm_source=ECRE+Newsletters&utm_campaign=dcef662914-EMAIL_CAMPAIGN_2019_06_24_10_48&utm_medium=email&utm_term=0_3ec9497afd-dcef662914-422328393

“Behörden haben rechte Strukturen zugelassen”
Die Juristin Doris Liebscher übt gegenüber heute.de harte Kritik an Behörden im Umgang mit Neonazis. Im Verfassungsschutz versickere Geld – die Antifa sei oft besser informiert.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/juristin-doris-liebscher-kritik-an-behoerden-umgang-rechtsextremismus-100.html


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