Medienspiegel 1. August 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Umstrittene Containersiedlung: Einsprecher beharren auf Befristung von Berner «Ukrainerdörfli»
Gegner der Containersiedlung auf dem Berner Viererfeld befürchten, dass die Stadt dort längerfristig Geflüchtete unterbringen will.
https://www.derbund.ch/einsprecher-beharren-auf-befristung-von-berner-ukrainerdoerfli-623780580353


++++SCHWEIZ
Ukraine-Krieg: In diesen Branchen arbeiten Flüchtlinge jetzt
Über 60’000 vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete leben jetzt in der Schweiz. Inzwischen haben einige Jobs gefunden – vor allem in Gastronomie und Landwirtschaft.
https://www.nau.ch/news/schweiz/ukraine-krieg-in-diesen-branchen-arbeiten-fluchtlinge-jetzt-66229922


+++MELILLA
»Das Klima ist kriegerisch«
Die Aktivistin Helena Maleno über die Abschottungspolitik der Europäischen Union
Fünf Wochen sind seit dem Massaker an den Grenzzäunen von Melilla vergangen. Die Menschenrechtsaktivistin Helena Maleno übt heftige Kritik am Vorgehen Spaniens, Marokkos und der EU im Allgemeinen.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165773.eu-migrationspolitik-das-klima-ist-kriegerisch.html


Tödliche spanisch-marokkanische Flüchtlingspolitik
Bericht sieht Massaker an den Grenzzäunen zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla als den deutlichsten Ausdruck einer »Normalisierung des Todes«
Ein Bericht einer Nichtregierungsorganisation zeigt, wie brutal an der afrikanischen EU-Außengrenze gegen Migranten vorgegangen wird. Es ist von einer »Normalisierung des Todes« die Rede.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165771.eu-migrationspolitik-toedliche-spanisch-marokkanische-fluechtlingspolitik.html


+++MITTELMEER
EuGH entscheidet zu Sea-Watch in Italien: Staaten müssen Festhalten begründen
Italien hält seit 2020 zwei Schiffe der Rettungsorganisation Sea-Watch fest. Das sei zwar rechtlich möglich, sagt der EuGH, aber unbegründet.
https://taz.de/EuGH-entscheidet-zu-Sea-Watch-in-Italien/!5871337/
-> https://www.derstandard.at/story/2000137931054/hafenstaat-darf-laut-eugh-urteil-rettungsschiffe-kontrollieren
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-08/seenotrettung-italien-sea-watch-rettungsschiffe-urteil-eugh
-> https://www.br.de/nachrichten/bayern/eugh-festhalten-von-sea-watch-schiffen-in-italien-war-rechtens,TDExefj
-> https://www.spiegel.de/ausland/europaeischer-gerichtshof-italien-darf-rettungsschiffe-von-seawatch-laut-eugh-nicht-grundlos-kontrollieren-a-afa5523f-3d51-4a46-abb9-531df35c1911
-> https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/europaeischer-gerichtshof-sea-watch-4-fesetzen-schiff-palermo-unzulaessig/
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/sea-watch-italien-urteil-eugh-100.html


Regensburger Rettungsschiff “Sea-Eye 4” rettet 88 Menschen
88 Geflüchtete hat die Regensburger Hilfsorganisation “Sea-Eye” am Sonntag aus einem Holzboot auf dem Mittelmeer gerettet. In den vergangenen Tagen sind von verschiedenen Organisationen mehr als 1.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/regensburger-rettungsschiff-sea-eye-4-rettet-88-menschen,TDG2386


Seenotrettung im Mittelmeer – Sea-Watch: «Viele Besatzungsmitglieder sind an ihren Grenzen»
Vermehrt überqueren Menschen aus Afrika das Mittelmeer. Dies hat auch Konsequenzen für die Retter.
https://www.srf.ch/news/international/seenotrettung-im-mittelmeer-sea-watch-viele-besatzungsmitglieder-sind-an-ihren-grenzen


«Bootsflüchtlinge haben oft Verätzungen» – Echo der Zeit
In den letzen Wochen haben wieder auffällig viele Menschen aus Afrika das Mittelmeer überquert. Viele gelangen nach Italien. Waren zum Beispiel jene 400 Menschen, die ein Rettungsschif unlängst an Land brachte, besonders viele? Die Frage geht an Metta Weihe, sie vertritt die Hilfsorganisation «Sea-Watch».
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/bootsfluechtlinge-haben-oft-veraetzungen?partId=12231043


+++FREIRÄUME
Schützenmatte wird mit Kultur belebt
Vom 5. August bis 10. September können Konzerte, Tanzveranstaltungen oder Spoken Word-Abende besucht werden. Auf dem Programm stehen Berner Bands wie Fischermätteli Hood Gäng, Shah Blah oder De Meuron.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/201838/


+++GASSE
Familie engagiert sich für Bedürftige auf der Strasse
Die Gassenküche, welche sich jeweils im Winter um Menschen auf der Strasse kümmert, hat in den Sommermonaten geschlossen. Eine Oberuzwiler Familie versorgt die Menschen durch diese Wochen ehrenamtlich mit Mittagessen.
https://www.tvo-online.ch/aktuell/familie-engagiert-sich-fuer-beduerftige-auf-der-strasse-147345960


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Intervention wegen Lärm: Partyvolk attackiert Polizisten
In der Nacht auf den 1. August eskalierte eine illegale Party beim Oberen Letten in Zürich. Die Stadtpolizei setzte Gummischrot und Reizstoffe ein.
https://www.tagesanzeiger.ch/partyvolk-attackiert-polizisten-456687084095
-> https://www.watson.ch/schweiz/polizeirapport/162826321-auseinandersetzungen-zwischen-zuercher-stadtpolizei-und-partygaengern
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/an-illegaler-party-beim-letten-zuercher-polizei-mit-flaschen-velos-und-steinen-beworfen-id17750560.html
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/1-august-feier-fuer-dietlikon-ist-nur-ein-bundesrat-gut-genug?id=12231103 (ab 06:21)
-> https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/stadtpolizei_zuerich/medien/medienmitteilungen/2022/august/angriffe_gegen_diepolizeianillegalerparty.html


Kein Platz für Fundis in ZH
Am letzten Montag Abend, 25. Juli, wurde der Liebfrau-Kirche im Kreis 6 ein Besuch abgestattet. Grund dafür ist das alljährlich stattfindende “Vorbeten” am Morgen des “Marsch für’s Läbe”. In dem die Kirche den christlichen Fundamentalist*innen diesen Platz bietet, stellen sie sich auch hinter die fundamentalistische Hetze der Organisator*innen vom Marsch.
17. September 2022 – Fundis raus!
https://barrikade.info/article/5317


+++REPRESSION DE
Ermittlungen eingestellt: Linksunten doch keine kriminelle Vereinigung
Die 2008 gegründete Internetplattform linksunten.indymedia wurde vor fünf Jahren verboten, die technische Infrastruktur und Geldmittel eines linken Zentrums beschlagnahmt. Elf Strafverfahren stellte die Staatsanwaltschaft bereits 2019 ein, nun verliefen weitere Ermittlungen im Sande.
https://netzpolitik.org/2022/ermittlungen-eingestellt-linksunten-doch-keine-kriminelle-vereinigung/
-> https://taz.de/Ermittlungen-gegen-linke-Plattform/!5871408/
-> https://www.jungewelt.de/artikel/431693.linke-gegen%C3%B6ffentlichkeit-die-n%C3%A4chste-schlappe.html


+++SICHERHEITSFIRMEN
Urteil Bundesstrafgericht: Sicherheitsleute sind keine Behördenvertreter. (05:40)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/1-august-feier-fuer-dietlikon-ist-nur-ein-bundesrat-gut-genug?id=12231103


+++RASSISMUS
ANTIRA-WOCHENSCHAU: Europa externalisiert Aussengrenzen, Europa unterstützt libysche Küstenwache, Europa finanziert Pushbacks
https://antira.org/2022/07/31/europa-externalisiert-aussengrenzen-europa-unterstuetzt-libysche-kuestenwache-europa-finanziert-pushbacks/



nzz.ch 01.08.2022

Berner Dreadlocks-Debatte hat Deutschland erreicht

Was ist kulturelle Aneignung? Der Diskussionsbedarf ist offensichtlich gross. In Deutschland wird der Vorfall in der Brasserie Lorraine beinahe intensiver diskutiert als in der Schweiz.

Christina Neuhaus

In Paris, New York und London protestieren chinesische Studenten seit Tagen gegen einen knöchellangen Jupe von Dior. Das Kleid imitiere den Mamian Qun, einen plissierten Rock, den Han-Frauen über Jahrhunderte trugen. Für sie ist das teure Designerstück ein klarer Fall von kultureller Aneignung. In den USA und in Teilen Asiens gehören Diskussionen über sogenannte «cultural appropriation» zum Alltag. Der Begriff existiert im angelsächsischen Sprachraum seit den 1970er Jahren; seit einigen Jahren wird die Diskussion darüber jedoch mit zunehmender Vehemenz geführt. 2016 wurde ein Video aus den USA, in dem eine schwarze Frau einen weissen Studenten anherrscht, weil er Dreadlocks trägt, drei Millionen Mal angeklickt und heftig diskutiert.

Vergangene Woche hat die Dreadlocks-Debatte nun auch das beschauliche Bern erreicht. Der Auftritt der Reggae-Band Lauwarm wurde abgebrochen, nachdem ein paar Konzertbesucher Unwohlsein geltend gemacht hatten. Die Musiker sind weiss, und einer trägt hüftlange blonde Dreadlocks. Was für die jungen Musiker wohl als Reverenz an die jamaicanische Kultur gedacht war, gilt anderen als kulturelle Aneignung.
Steilvorlage für 1.-August-Reden

In der Schweiz beschäftigte die Diskussion mehrere 1.-August-Redner, unter ihnen den SVP-Präsidenten Marco Chiesa. Doch auch in Deutschland erhitzt der Vorfall nach wie vor die Gemüter. In der «Berliner Zeitung» kommentierte eine Autorin: «Über den Vorfall in Bern regen sich vor allem weisse Menschen auf. Es geht ihnen um die Macht zu entscheiden, was andere als rassistisch empfinden dürfen.»

Das Nachrichtenmagazin «Focus» unterhielt sich mit der Musikerin Ronja Maltzahn, der vor Monaten etwas Ähnliches passiert war. Die junge Frau sollte an einer «Fridays for Future»-Veranstaltung auftreten, wurde wegen ihrer Flechtfrisur aber wieder ausgeladen. Zu «Focus» sagte sie: «Aus meiner Perspektive hat das einen positiven Verlauf genommen.» Sie sei sensibler geworden. Sie sagt aber auch: «Ich glaube, das Thema Frisuren ist davon ein Teilaspekt, der jetzt so rausisoliert zu ganz vielen verqueren Diskussionen führt, die eigentlich auch ein bisschen am Thema vorbeiführen, was ich sehr schade finde.»

Auch die «Bild»-Zeitung nahm das Thema auf, allerdings mit null Verständnis für das Unwohlsein. Sie kommentierte: «Wohin die Fahrt mit solchen Rassen-Fanatikern geht, ist klar: zurück ins dunkle Mittelalter.»

Damit war das Meinungs-Terrain von links bis rechts abgesteckt, und die Debatte hätte ein natürliches Ende nehmen können. Hätte. Denn auf Facebook meldete sich noch ein altgedienter Linker zu Wort: Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).
«Nur die Spiesser von der ‹Sauberen Leinwand› waren so sittenstreng und verbotsfreudig»

Nachdem Ude auf Facebook einen Post des Sängers und SPD-Kommunalpolitikers Roland Hefter kommentiert hatte, der sich über den Konzertabbruch zu Bern aufregte, ist die Diskussion erneut aufgeflammt. Ude, der die bayrische Landeshauptstadt von 1993 bis 2014 regierte, für seine SPD regelmässig Wahlergebnisse von über 60 Prozent holte und einst Schirmherr der «Pride» war, schreibt nämlich: «Lieber Roland, herzlichen Dank für deine erfrischenden Worte. Ohne kulturelle Aneignung gäbe es keinen Jazz in Europa. Davon haben in meiner Jugend alte Nazis geträumt. Und nur die Spiesser von der ‹Sauberen Leinwand› waren so sittenstreng und verbotsfreudig wie heute die Sittenwächter der ‹woke Generation›. Immerhin durfte man damals aber noch unbeanstandet aussprechen, dass es überhaupt Männer und Frauen gibt . . .»

Damit hob Ude den Konzertabbruch zu Bern auf das gleiche Niveau wie den Kreuzzug gegen die angebliche Sexualisierung des Films, der in den sechziger Jahren wegen Ingmar Bergmans «Das Schweigen» seinen Anfang nahm.

Die «Bild» war entzückt und titelte: «Münchens Alt-OB Ude rechnet mit ‹woken Sittenwächtern› ab». Die Münchner «Abendzeitung» hingegen befand: «Damit erreicht Ude einen Punkt in der Debatte, an dem es etwas billig wird. Gerade Leuten, die sich für links und weltoffen halten, stünde es gut an, nicht gleich ‹Zensur!› und ‹Neue Nazis!› zu brüllen.» Fazit: «Erst nachdenken, dann aufregen.»

Der erste Kommentar unter dem Artikel lautet: «Dann haben sich die alten Minoer und Aztekenpriester diese Haarpracht ebenfalls angeeignet. Vorbeugend quasi.» Die Diskussion über Sinn und Unsinn eines Konzertabbruchs im Berner Lorraine-Quartier wird «Abendzeitung» wie Abendland noch eine Weile beschäftigen. Zumindest solange die Hitzewelle andauert.
(https://www.nzz.ch/schweiz/berner-dreadlocks-debatte-erreicht-deutschland-ld.1696016)


+++RECHTSPOPULISMUS
Der SVP-Präsident und die «echten» Probleme: Chiesa wettert gegen woke Linke
Auch dieses Jahr deckt SVP-Präsident Marco Chiesa zum 1. August die Linken und Grünen mit einer Schimpftirade ein. Diese müsste sich allerdings auch seine Jungpartei zu Herzen nehmen.
https://www.blick.ch/politik/der-svp-praesident-und-die-echten-probleme-chiesa-wettert-gegen-woke-linke-id17750137.html


1.-August-Rede: «Drohungen gegen Köppel sind ein Angriff auf die Demokratie»
SVP-Nationalrat Roger Köppel hätte in Spreitenbach eine 1.-August-Rede halten sollen. Nach Gewaltdrohungen verzichtete die Gemeinde darauf. «Das ist eine klare Grenzüberschreitung», sagt Politologe Sandro Lüscher.
https://www.20min.ch/story/drohungen-gegen-koeppel-sind-ein-angriff-auf-die-demokratie-870872237068
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/gewaltandrohung-rede-von-roger-koeppel-verhindert-147346615
-> https://www.telem1.ch/aktuell/zwei-1-august-reden-sorgen-im-sendegebiet-fuer-gespraechsstoff-147346216