Medienspiegel 22. März 2024

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Asylunterkunft Tiefenau könnte unterirdische Unterbringung ersetzen
In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der Asylunterkünfte im Kanton Bern von 15 anf 53 gestiegen. Eine Lösung für diesen erhöhten Bedarf bietet das ehemalige Tiefenauspital, das ab Herbst als Asylunterkunft genutzt wird und Platz für 820 Personen bietet. Der Kanton und die Stadt haben einen Mietvertrag für eine Nutzung von zehn Jahren unterzeichnet. Er sei mit der längerfristischen Lösung sehr zufrieden, betont Gundekar Giebel von der kantonalen Gesundheits-, Sozial und Integrationsdirektion.
https://rabe.ch/2024/03/22/asylunterkunft-tiefenau-koennte-unterirdische-unterbringung-ersetzen/


+++AARGAU
Aargau prüft kantonale Betreuung für junge erwachsene Asylbewerber
Im Kanton Aargau soll jungen Asylbewerbern auch über ihr 18. Lebensjahr hinaus eine spezielle Betreuung angeboten werden.
https://www.nau.ch/news/schweiz/aargau-pruft-kantonale-betreuung-fur-junge-erwachsene-asylbewerber-66731944


Brandstiftung: Asylbewerber legt in aarauer Unterkunft Feuer
Ein Grossaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Ambulanz ist gestern Abend in die Asylunterkunft in Aarau ausgerückt, nachdem ein Asylbewerber in einem Massenlager Feuer gelegt hatte. Zum Glück kam beim Feuer niemand zu Schaden.
https://www.telem1.ch/aktuell/brandstiftung-asylbewerber-legt-in-aarauer-unterkunft-feuer-156623612


+++LUZERN
Steigende Flüchtlingszahlen – Asyl-Notlage: Luzern setzt wieder auf Bunker
Via Notrecht können Flüchtlinge einfacher im Untergrund einquartiert werden. Viele Kantone sind bisher zurückhaltend.
https://www.srf.ch/news/schweiz/steigende-fluechtlingszahlen-asyl-notlage-luzern-setzt-wieder-auf-bunker


+++SCHWEIZ
Italien verweigert Übernahme – die Schweiz bleibt auf Hunderten Asylgesuchen sitzen
Seit Dezember 2022 nimmt Italien keine Dublin-Flüchtlinge mehr zurück. Dadurch wurde die Schweiz bisher in über 500 Fällen für das Asylgesuch zuständig.
https://www.watson.ch/schweiz/italien/542576768-italien-verweigert-annahme-von-dublin-fluechtlingen-aus-der-schweiz
-> https://www.blick.ch/politik/weil-italien-blockiert-schweiz-bleibt-auf-hunderten-asylgesuchen-sitzen-id19561475.html
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/parlament-fordert-italien-soll-dublin-fluechtlinge-zuruecknehmen?urn=urn:srf:video:115acc8f-3b6c-4b36-8a34-cc7fb01322cb


Pflegefamilien bieten geflüchteten Kindern Schutz und Sicherheit
Die Schweiz hält ihre Verpflichtung, allen unbegleiteten Minderjährigen bedarfsgerechten Wohnraum zu garantieren, aktuell nicht ein. Kinder und Jugendliche sind in den Bundesasylzentren und in den kantonalen Unterkünften zunehmend unterbetreut und kaum getrennt von erwachsenen Asylsuchenden untergebracht. Ein frühzeitiger und begleitender Familienanschluss in Pflegefamilien nach Zuweisung in die Kantone wirkt sich stabilisierend und integrierend für sie und ihr Umfeld aus. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) plädiert dafür, dieses Potential besser auszuschöpfen und finanziell zu fördern.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/standpunkt/pflegefamilien-bieten-gefluechteten-kindern-schutz-und-sicherheit


+++GROSSBRITANNIEN
Umstrittene Abschiebungspläne: Britischer Innenminister soll mehr als 190.000 Euro für Privatjetflug nach Ruanda gezahlt haben
Großbritannien will Schutzsuchende nach Ruanda abschieben, das Projekt ist umstritten. Der britische Innenminister James Cleverly buchte laut einem Medienbericht einen teuren Privatjet, um den Deal zu unterzeichnen.
https://www.spiegel.de/ausland/grossbritannien-james-cleverly-soll-privatjet-fuer-abschiebe-deal-gebucht-haben-a-1d5bb997-2f31-44e6-9e7f-b68283257de5


+++EUROPA
Migrationskontrolle: Europas Cordon sanitaire
An der nordafrikanischen Küste errichtet die EU schrittweise die neue Außengrenze
Mit der Externalisierung von Migrationskontrolle wird versucht schutzbedürftige Menschen von der Einreise abzuhalten. Damit verschieben sich Europas südliche Außengrenzen auch weiter auf den afrikanischen Kontinent.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180970.eu-aussengrenzen-migrationskontrolle-europas-cordon-sanitaire.html


+++TUNESIEN
Migranten in Tunesien: Abschreckung als Strategie
Trotz EU-Kooperation ist die Lage für Migranten in Tunesien katastrophal
20.000 Menschen, insbesondere aus Westafrika und dem Sudan, hausen auf Olivenfeldern in der Küstenregion bei Sfax. Das ist ein Ergebnis des EU-Migrationsabkommens mit Tunesien, das im Sommer 2023 unterzeichnet wurde.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180965.migrationsabkommen-migranten-in-tunesien-abschreckung-als-strategie.html


+++FREIRÄUME
Luxussanierung verhindert: Am Lindenberg 21 soll ein kollektives Wohnzimmer entstehen
Die Dachgenossenschaft Hirscheneck hat das Haus der ehemaligen Gassenküche für 1,15 Millionen Franken unter Wert gekauft. Die Räume sollen von der Quartierbevölkerung genutzt werden.
https://www.bazonline.ch/luxussanierung-verhindert-am-lindenberg-21-soll-ein-kollektives-wohnzimmer-entstehen-243981373626
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/linkes-szenelokal-lindenberg-21-jetzt-steht-fest-was-das-hirscheneck-mit-dem-nachbarhaus-vorhat-ld.2596856


+++GASSE
Dreirosen: Vorerst kein Sicherheitspersonal bei Schulhaus
Letzte Woche hat die Basler Regierung Massnahmen beschlossen, um die Situation rund um die Dreirosenanlage zu beruhigen. Eine davon ist, dass die Schulen einen Sicherheitsdienst engagieren könnten. Zum Beispiel auch die Primarschule Dreirosen. Diese will dies aber zumindest im Moment nicht tun.  (ab 03.01)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/dreirosen-vorerst-kein-sicherheitspersonal-bei-schulhaus?id=12560312


+++DROGENPOLITIK
Drogenpionier fordert Legalisierung: «Unsere Suchtpolitik ist stehen geblieben»
Laut dem neuen Suchtbarometer nimmt der Konsum von Crack und Kokain zu. Die Drogenpolitik müsse neu gedacht werden, sagt der Psychiater und Suchtexperte Thilo Beck. Er fordert den legalen, kontrollierten Verkauf.
https://www.tagesanzeiger.ch/drogenpionier-fordert-legalisierung-unsere-suchtpolitik-ist-stehen-geblieben-720651330210


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Kinderbuch für Eltern: «Was machen wir, wenn Mutti verhaftet wird?»
Der «Deville»-Mitgründer Patrick Karpiczenko hat das Kinderbuch «Meine erste Demo» veröffentlicht. Lesen sollen es aber die Eltern.
https://www.20min.ch/story/zuerich-komiker-patrick-karpiczenko-alias-karpi-publiziert-satirisches-kinderbuch-103067485


Weitere Newroz-Feiern in der Schweiz
In neun Städten in der Schweiz wurde das Newroz-Fest mit Fackel-Demonstrationen und Feiern begangen. Die Menschen forderten „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine Lösung der kurdischen Frage“.
https://anfdeutsch.com/aktuelles/newroz-feiern-in-der-schweiz-gehen-weiter-41496


Velodemo für Critical Mass in Zürich – Schweiz Aktuell
In Zürich setzen sich Velofahrerinnen und Velofahrer an einer Velodemo für die Critical Mass ein. Diese Kundgebung benötigt seit dem vergangenen Sommer eine Bewilligung. Seither fand sie praktisch nicht mehr statt.
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/velodemo-fuer-critical-mass-in-zuerich?urn=urn:srf:video:be02eb57-e487-4bcc-9492-b37cf15b25f2
-> https://www.watson.ch/schweiz/velo/217123811-zuerich-mehrere-hundert-teilnehmende-an-solidaritaets-velodemo
-> https://www.tagesanzeiger.ch/velo-demo-in-zuerich-mehr-velo-weniger-repression-817013672912


Heftige Diskussionen: Berner Uni-Professor gerät mit Pro-Palästina-Aktivisten aneinander
Im Universitätsgebäude auf dem vonRoll-Areal sind offenbar ein Professor der Universität Bern und Aktivistinnen und Aktivisten von «Der Funke» aneinandergeraten. Streitpunkt war eine Aktion, die auf den Gaza-Konflikt aufmerksam machte.
https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/berner-uni-professor-geraet-mit-pro-palaestina-aktivisten-aneinander-156622924


+++SPORT
Fan-Gewalt: Wie hart soll man im Aargau gegen Hooligans vorgehen?
Nach den letzten Kantons-Derbys zwischen dem FC Aarau und dem FC Baden ist es erneut zu wüsten Szenen zwischen den Anhängern gekommen. Fussballgewalt ist ein schweizweites Problem, weshalb die Sicherheitsdirektoren das sogenannte Kaskadenmodell einführen wollen. Bei den Clubs stösst das auf Widerstand. Auch bei Aargauer Politikerinnen und Politikern gibt dies reden.
https://www.telem1.ch/aktuell/fan-gewalt-wie-hart-soll-man-im-aargau-gegen-hooligans-vorgehen-156623617


Fangewalt: Streit um Kaskadenmodell – 10vor10
Seit Jahren geben Gewalt-Eskalationen rund um Fussballspiele zu reden. Sicherheitsverantwortliche der Kantone und die Fussballliga finden keine gemeinsame Lösung. Auch weil Clubs um ihre Fans und mit ihnen um Geld fürchten. Jetzt greifen die Kantone durch.
https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/fangewalt-streit-um-kaskadenmodell?urn=urn:srf:video:02ca834a-ef60-4914-a5bc-372295c38faa


+++FRAUEN/QUEER
Nach sieben Jahren – Junge trans Menschen: Neue Leitlinie soll Klarheit schaffen
Nach sieben Jahren Diskussion: Zahlreiche deutschsprachige Fachgesellschaften einigen sich auf gemeinsame Leitlinien im Umgang mit jungen trans Menschen. Grosser Diskussionspunkt: Pubertätsblockaden.
https://www.srf.ch/news/gesellschaft/nach-sieben-jahren-junge-trans-menschen-neue-leitlinie-soll-klarheit-schaffen
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/junge-transmenschen-neue-leitlinie-soll-klarheit-schaffen?urn=urn:srf:video:114fe37c-0c97-4fa8-8e0b-025969fc91eb


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Ein Platz für Jenische und Sinti (ab 03:59)
https://web.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2024-03-22


+++RASSISMUS
Ralph Lewin Präsident SIG im Wochengastgespräch
Seit vier Jahren ist der Basler Alt-Regierungsrat das Gesicht der Jüdinnen und Juden in der Schweiz. Seit 2020 ist er Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG. Im Sommer will er zurücktreten. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Krieg in Gaza steigt die Zahl der Antisemitischen Vorfälle und Angriffe in der Schweiz. Die Gesellschaft müsse überall hinschauen, sagt Ralph Lewin im Wochengastgespräch.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/ralph-lewin-praesident-sig-im-wochengastgespraech?partId=12560753


Nach Attacke auf jüdischen Jugendlichen: Braucht es Massnahmen an Schulen oder mehr Polizei gegen radikale Bewegungen?
Nach einem antisemitischen Vorfall an einer Aargauer Bezirksschule folgt nun die Reaktion der Politik. Im Grossen Rat reichten Stefan Dietrich (SP, Bremgarten) und Simon Binder (Mitte, Baden) diese Woche Vorstösse zu diesem Thema ein.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/vorstoss-von-sp-co-praesident-stefan-dietrich-zum-uebergriff-auf-einen-juedischen-schueler-ld.2595300


Antisemitismus an Schulen: Auf eine Häufung folgte eine «relative Beruhigung»
Seit dem 7. Oktober häufen sich antisemitische Vorfälle an Schweizer Schulen. In Basel sind Lehrpersonen angehalten, dem Erziehungsdepartement entsprechende Fälle zu melden.
https://www.baseljetzt.ch/antisemitismus-an-schulen-auf-eine-haeufung-folgte-eine-relative-beruhigung/201509


+++RECHTSPOPULISMUS
TV-Sender AUF1: Desinformation als Familybusiness
Das Geschäftsmodell der 2021 gegründeten österreichischen Desinformationswerkstatt AUF1 ist relativ simpel gestrickt: negative Extreme, ausgelöst durch erfundene Eliten, die das Weltgeschehen steuern, als Gefahr heraufzubeschwören, sich selbst als Opfer und zugleich einzige Rettung zu inszenieren und daran anknüpfend, Spenden zu generieren.
https://antifainfoblatt.de/aib141/tv-sender-auf1-desinformation-als-familybusiness


Umstrittene Reitschule-Veranstaltung: Berner Künstler wirft Dachstock Antisemitismus vor
Am 12. April findet im Dachstock der Reitschule ein Solidaritätsrave gegen «Genocide» in Gaza statt. Dieses Schlagwort löst scharfe Kritik aus.
https://www.derbund.ch/reitschule-bern-kuenstler-wirft-dachstock-antisemitismus-vor-799492141462


EDU darf gemäss UBI nicht als Rechtsaussen-Partei bezeichnet werden
Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat in einem Online-Beitrag die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) unzulässig als «Rechtsaussen-Partei» bezeichnet. Zu diesem Schluss kam die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI am Freitag.
https://www.watson.ch/schweiz/gesellschaft-politik/494243260-edu-darf-gemaess-ubi-nicht-als-rechtsaussen-partei-bezeichnet-werden


Andreas Glarner gibt ab: Neu ist ein Thurgauer Asylchef der SVP
Die SVP hat einen neuen Chef des Asyldossiers. Das verkündet die Partei am Freitagabend. Statt dem Aargauer Andreas Glarner übernimmt der neugewählte Thurgauer Nationalrat Pascal Schmid.
https://www.20min.ch/story/svp-andreas-glaner-gibt-ab-neu-ist-ein-thurgauer-asylchef-der-svp-103069640


+++RECHTSEXTREMISMUS
Schlechte PR ist besser als keine PR
Zur medialer Situation im Aargau mit Martin Sellner und der Jungen Tat (JT)
Erst vor wenigen Tagen ist den sogenannten “Aktivist*innen der neuen Rechten” ein neuer Schachzug geglückt. Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner wurde an einer Veranstaltung der Jungen Tat von der Kantonspolizei Aargau verhaftet. Wer Martin Sellner und die Junge Tat (JT) sind ist bekannt. Die Informationen sind online auf barrikade.info und nazifrei.org verfügbar und es lohnt sich, sich zu informieren. Was auf den ersten Blick wie eine erfreuliche Nachricht wirkt, ist jedoch Teil eines perfiden Plans zur Verbreitung von rechtsextremen, rassistischen Inhalten in die Mitte der Gesellschaft.
https://barrikade.info/article/6365



nzz.ch 22.03.2024

«Absolut deckungsgleich mit der Jungen Tat» – wie sich die Junge SVP der rechtsextremen Szene annähert

Interne Whatsapp-Chats zeigen: Innerhalb der Jungen SVP wird heftig über die Nähe zur Jungen Tat gestritten. Ein Parteipräsident findet, man vertrete zu Recht «exakt die gleichen Inhalte» wie die rechtsextreme Gruppe.

Mirko Plüss und Ladina Triaca

Es dauerte nur wenige Stunden, bis sich die erste Sektion der Jungen SVP am vergangenen Samstag an die Seite eines Rechtsradikalen stellte. Kurz nachdem Martin Sellner, der Kopf der Identitären Bewegung, im Kanton Aargau von der Polizei abgeführt worden war, forderte die dortige SVP-Jungpartei in den sozialen Netzwerken «Solidarität mit Martin Sellner». In Grossbuchstaben.

Das ist kein Zufall. Die Junge SVP bewegt sich am rechten Rand der Schweizer Politik. Immer wieder stellt sich die Frage, wie sie zum rechtsradikalen Milieu steht. Grenzt sie sich genügend ab? Nun zeigen Recherchen: Die Nähe der Jungen SVP zu rechtsradikalen Kreisen ist gross.

In einem internen Whatsapp-Chat vom 2. Oktober 2023, welcher der «NZZ am Sonntag» vorliegt, beschreibt der Präsident der Jungen SVP Aargau, Ramon Hug, das Verhältnis zur rechtsradikalen Jungen Tat. Das ist jene Gruppe, die Martin Sellner in die Schweiz eingeladen hatte. Der Präsident schreibt: «Wir müssen ehrlich sein und anerkennen, dass die Junge Tat inhaltlich die exakt gleichen Inhalte anspricht wie wir.» Und weiter: «Sich davon zu distanzieren, ist, wie wenn wir uns von unserem eigenen Programm distanzieren.» Die rechtsradikale Junge Tat, der politische Zwilling der Jungen SVP?

Im Chat las die gesamte Führungsriege der Jungpartei mit: die Parteileitung und die Präsidenten der Kantonalparteien. Er trägt den Namen «PV JSVP Schweiz».

Medienschelte statt Widerspruch

Die Äusserungen im Chat sind bemerkenswert. Denn die Junge Tat ist nicht irgendeine Organisation. Ihre Mitglieder, vorwiegend junge Männer, geben sich zwar als sportliche, hippe Identitäre. Doch die Gruppe, die aus der «Eisenjugend» und der «Nationalistischen Jugend Schweiz» hervorgegangen ist, vertritt offen rechtsextreme Positionen.

So propagiert die Junge Tat die Idee eines gesteuerten Bevölkerungsaustauschs: Eine globale Elite wolle die weisse Bevölkerung in Europa und den USA durch andere Bevölkerungsgruppen – etwa Migranten – ersetzen. Ihre Lösung dagegen: Remigration. Die massenhafte Ausschaffung von Menschen.

Mitglieder der Jungen Tat wurden bereits wegen Rassendiskriminierung, Sachbeschädigung und Vergehen gegen das Waffengesetz verurteilt. Sie sind auf dem Radar des Nachrichtendiensts des Bundes, und die Junge Tat wird in seinem Lagebericht derzeit als einzige rechtsextreme Organisation namentlich genannt.

Trotzdem stösst der Vergleich mit der Jungen Tat im Whatsapp-Chat auf Sympathie. So kommt beispielsweise vom Präsidenten der Schwyzer Kantonalsektion kein Widerspruch, sondern eine Medienschelte: «Die linken Medien wollen unseren Niedergang. Lasst euch nicht auf dieses Spiel ein», schreibt er und fragt rhetorisch, ob man sich vom Journalisten des «Sonntags-Blicks» aufschrecken lassen wolle «wie die Hühner vom Fuchs».

Ausgelöst hatte die Debatte im Chat ein Artikel des «Sonntags-Blicks», der aufdeckte, dass einer der Anführer der Jungen Tat Mitglied bei der Jungen SVP Thurgau war und für die Partei Wahlplakate entworfen hatte. Die Thurgauer Kantonalpartei hatte daraufhin einen Parteiausschluss des jungen Mannes angedeutet – was im SVP-Chat nicht nur gut ankam.

Die Partei ringt um ihre Position

Der Chat-Verlauf zeigt aber auch, dass in der Jungen SVP heftig um die eigene Position gerungen wird. Nicht alle sind tolerant gegenüber Rechtsradikalen. Der Präsident der Schaffhauser Sektion etwa greift seinen Aargauer Kollegen im Chat frontal an: «Offensichtlich vertritt deine Junge SVP etwas andere Inhalte als wir, wenn ihr absolut deckungsgleich mit der Jungen Tat seid.»

Die JSVP-Präsidentin von Basel-Stadt, Demi Hablützel, wird noch grundsätzlicher: «Es wird tatsächlich nichts mit uns, wenn wir auf Annäherungskurs sind mit der Jungen Tat und uns nicht distanzieren können/wollen.»

Auf Anfrage bestätigt Hablützel ihre Haltung: «Die SVP ist eine bürgerliche Partei, welche für den Rechtsstaat einsteht, weshalb wir uns von jeglicher Form von Extremismus scharf abgrenzen müssen.» Laut Hablützel hat die Junge SVP Schweiz bei diesem Thema Nachholbedarf: «Die Abgrenzung gegen Rechtsaussen wurde in der Vergangenheit zu wenig thematisiert. Zukünftig muss man meiner Meinung nach klare Kante zeigen und sich distanzieren.» Hablützel fordert nun eine interne Aufarbeitung.

In Basel-Stadt sei man für das Thema Extremismus schon länger sensibilisiert, sagt Hablützel. Mit neuen Mitgliedern, insbesondere wenn sie in sozialen Netzwerken auffielen, würden sie das persönliche Gespräch suchen. «Dass wir keine Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen tolerieren, kommunizieren wir jeweils proaktiv.»

Weniger sensibel ist die Partei offenbar im Aargau. Der Präsident der Jungpartei, Ramon Hug, äusserte sich nicht nur im Chat sehr pointiert. Er fällt auch sonst durch seine Nähe zur Identitären Bewegung auf. Auf Instagram etwa hatte er früher in seiner Signatur ein rot-weisses Schutzschild-Emoji – exakt dasselbe, das auch Mitglieder der Jungen Tat verwenden. Und in Videos posiert er mit Fred-Perry-Shirts, die in der rechten Szene beliebt sind.

Konfrontiert mit den Vorwürfen, schweigt Ramon Hug. Er will weder zum Inhalt des Whatsapp-Chats noch zu allfälligen Kontakten zu Mitgliedern der Jungen Tat etwas sagen. Das Einzige, was er betont, ist, dass er nie Mitglied der Jungen Tat gewesen sei.
(https://www.nzz.ch/schweiz/whatsapp-chats-zeigen-so-nahe-steht-die-junge-svp-der-jungen-tat-ld.1823328)



Rechtsextremer Account: Musks Plattform X entsperrt Konto von Identitärer Bewegung
Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk werden systematisch Konten wieder freigeschaltet, die zuvor wegen Verstössen gegen die Regeln zu gewalttätigem Extremismus gesperrt worden waren.
https://www.bernerzeitung.ch/elon-musk-x-plattform-entsperrt-rechtsextremen-account-258350123400


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Michael Wendler: Deshalb ist sein Konzert in der Schweiz abgesagt!
Es hätte sein grosses Comeback und das erste Konzert der «Egal-Konzert Tour 2024» werden sollen. Jetzt muss Michael Wendler sein Konzert in Zürich absagen.
https://www.nau.ch/people/welt/michael-wendler-deshalb-ist-sein-konzert-in-der-schweiz-abgesagt-66731357
-> https://www.blick.ch/people-tv/schweiz/veranstalter-auf-tauchstation-michael-wendler-geschockt-ueber-volketswil-absage-id19563527.html
-> https://www.watson.ch/schweiz/people-news/379209094-michael-wendler-konzert-in-der-schweiz-findet-nicht-statt


Nach Reichsbürger-Seminar: SP Gossau fordert Massnahmen gegen ähnlichen Anlässe
Die SP Gossau-Arnegg betitelt das Staatsverweigerer-Seminar, welches vom selbsternannten «König von Deutschland» abgehalten wurde, als «widerlich». Sie fordert von der Stadt deshalb das rigorose Verhindern von ähnlichen Treffen in Zukunft.
https://www.tvo-online.ch/aktuell/nach-reichsbuerger-seminar-sp-gossau-fordert-massnahmen-gegen-aehnlichen-anlaesse-156623645


+++HISTORY
Der vergessene Prozess: «Dieses Feuer hat sie nie losgelassen»
Die Protokolle der Weisen von Zion haben den Antisemitismus befeuert wie kaum ein zweites Werk. Als die Hetzschrift 1933 im Casino Bern verkauft wird, entscheiden sich der Israelitische Gemeindebund und die Israelitische Kultusgemeinde Bern, vor Gericht zu ziehen. Vor rund 90 Jahren belegt das Gericht, dass es sich bei den Protokollen um Fälschungen handle – vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Dieser vergessene Prozess wird nun inszeniert und feiert am Samstag im Theater an der Effingerstrasse seine Premiere. Eine zentrale Figur des Stückes: Odette Brunschvig, die Witwe des jüdischen Anklägers Geroges  Brunschwig.
Hannah Einhaus ist promovierte Historikerin und Journalistin. Sie hat sich vertieft mit dem sogenannten Berner Prozess auseinandergesetzt und die Inszeierung am Theater an der Effingerstrasse historisch beraten. Sie wird am 7. April 2024 das Stück im Anschluss nachbesprechen.
https://rabe.ch/2024/03/22/der-vergessene-prozess-dieses-feuer-hat-sie-nie-losgelassen/


Als es in Bern zu einem Prozess gegen Antisemitismus kam
Diesen Samstag zeigt das Theater an der Effingerstrasse mit «Der vergessene Prozess» der Autorin Gornaya Berner Zeitgeschichte. Es geht darin um einen historischen Prozess im Bern der Dreissigerjahre, der in direktem Zusammenhang mit Antisemitismus steht. Schauspielerin Heidi Maria Glössner gibt eine der Hauptfiguren. Die Plattform J hat sich mit Regisseur Jochen Strodthoff unterhalten.
https://www.plattformj.ch/artikel/219165/