Medienspiegel 11. November 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Ein Land kolonisiert seine eigene Bevölkerung
Seit 2016 stellte die Türkische Regierung zahlreiche Städte unter Zwangsverwaltung. Die abgesetzten Volksvertreter*innen flohen ins Exil, beispielsweise nach Bern. Ein Dokumentarfilm erzählt ihre Geschichte.
https://journal-b.ch/artikel/ein-land-kolonisiert-seine-eigene-bevoelkerung/


Amt für Integration und Soziales und der Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG einigen sich in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat auf die Umnutzung eines Teils des Forums als Integrationszentrum
Das Amt für Integration und Soziales (AIS) der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern, der Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG und der Gemeinderat von Sumiswald haben sich auf die Umnutzung eines Teils der Sport- und Freizeitanlage «Forum Sumiswald» als Integrationszentrum geeinigt. Die Unterkunft im Forum wird während der kommenden drei Jahre im Auftrag des Kantons von der ORS Service AG als Kollektivunterkunft für Asylsuchende betrieben werden. Grundsätzlich werden keine abgewiesenen asylsuchenden Personen in dieser Unterkunft wohnhaft sein.
https://www.be.ch/de/start/dienstleistungen/medien/medienmitteilungen.html?newsID=2365aab4-761e-4105-aeab-6186e04cab65
-> https://www.derbund.ch/teile-des-sumiswalder-forums-werden-zur-asylunterkunft-226540666397
-> https://www.neo1.ch/artikel/teile-des-sumiswalder-forums-werden-zur-asylunterkunft
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/soll-sterbehilfe-im-wallis-ueberall-moeglich-sein?id=12286207


+++AARGAU
Mehr Geld für Integration von Flüchtlingen: Der Kanton Aargau möchte vor allem bei Sprachkursen und der Regionalisierung ein breiteres Angebot schaffen. (ab 02:48)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/wolfwil-will-glasfasernetz-bau-selbst-in-die-hand-nehmen?id=12285988
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/fall-um-vermissten-sprengstoff-aus-rs-aarau-geloest?id=12286189


Flüchtlingsunterkunft in desolatem Zustand: «Ich kann so nicht leben» – Netzwerk Asyl fordert Mindeststandards
In einer Asylunterkunft der Gemeinde Hägglingen wohnen zehn Geflüchtete unter katastrophalen Lebensbedingungen. Das zeigt ein Beitrag der «Rundschau» von SRF. Der Hausbesitzer schiebt der Gemeinde die Schuld in die Schuhe. Der Verein Netzwerk Asyl Aargau fordert einmal mehr Mindeststandards für die Unterkünfte.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/haegglingen-fluechtlingsunterkunft-in-desolatem-zustand-ich-kann-so-nicht-leben-netzwerk-asyl-fordert-mindeststandards-ld.2371462


+++SCHAFFHAUSEN
Jugendherberge Schaffhausen wird während Wintermonaten ukrainische Flüchtlinge beherbergen
Die «Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus» mietet von der Stadt Schaffhausen die Jugendherberge an der Randenstrasse. Während dieser Zeit sollen in dem Gebäude ukrainische Flüchtlinge unterkommen.
https://www.toponline.ch/news/schaffhausen/detail/news/jugendherberge-schaffhausen-wird-waehrend-wintermonaten-ukrainische-fluechtlinge-beherbergen-00198427/


+++SCHWEIZ
Volle Asylzentren in der Schweiz
Das Bundesasyl-Zentrum im ehemaligen Zieglerspital in Bern ist am Anschlag. Allein im September sind so viele Asylsuchende in der Schweiz eingetroffen wie seit 2015 nicht mehr. Der Krieg in der Ukraine hat in Europa die grösste Flüchtlingswelle seit dem zweiten Weltkrieg ausgelöst. Wie kann man die Situation in den Zentren entschärfen?
https://tv.telebaern.tv/telebaern-news/volle-asylzentren-in-der-schweiz-148720444


+++LIECHTENSTEIN
Fürstentum Liechtenstein: Ausserordentliche Situation im Asylbereich
Am Mittwoch, 9. November 2022 wurde beim Ausländer- und Passamt (APA) das 500. Gesuch um internationalen Schutz im Jahr 2022 gestellt. Dies sind die höchsten Zahlen seit dem Jugoslawien-Krieg.
https://www.presseportal.ch/de/pm/100000148/100898449


+++DEUTSCHLAND
Flüchtlingspolitik im Haushaltsausschuss: Acht Millionen für Seenotrettung
Die Bundesregierung unterstützt erstmals private Seenotrettung finanziell. Das wird auch in der europäischen Debatte von Bedeutung sein.
https://taz.de/Fluechtlingspolitik-im-Haushaltsausschuss/!5894549/
-> https://www.zeit.de/politik/2022-11/bundesregierung-seenotrettung-mittelmeer-gefluechtete


+++FRANKREICH
Frankreich lässt Flüchtlingsschiff anlegen – Rendez-vous
Während zwei Wochen harrten 200 Migrant:innen auf dem Seenot-Rettungsschiff Ocean Viking aus. Dies, weil Italien ihnen das Einlaufen in den italienischen Hafen verweigert hatte. Nun hat das Schiff im französischen Toulon anlegen dürfen – allerdings verschärft Frankreich den Ton gegenüber Italien und kündigt härtere Schritte an.
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/frankreich-laesst-fluechtlingsschiff-anlegen?partId=12286102


Macron stellt Meloni eine Falle – und fällt auch gleich hinein
Frankreich nimmt ein Rettungsschiff mit 234 Migranten auf, dem Italien die Landung verweigert hat. Präsident Macron isoliert damit die neue Regierung in Rom auf EU-Ebene
https://www.derstandard.at/story/2000140762662/macron-stellt-meloni-eine-falle-und-faellt-auch-gleich-hinein?ref=rss
-> https://www.watson.ch/international/frankreich/531100415-rettungsschiff-ocean-viking-im-suedfranzoesischen-toulon-eingelaufen


Nach Wochen auf See: »Ocean Viking« legt mit 230 Migranten in Frankreich an – Streit zwischen Rom und Paris eskaliert
Nach der Ankunft der »Ocean Viking« in der Côte d’Azur hat Frankreich eine Abmachung zur Aufnahme von Tausenden Geflüchteten mit Italien gekündigt. Als Antwort nannte Meloni Paris’ Verhalten »aggressiv«.
https://www.spiegel.de/ausland/frankreich-ocean-viking-legt-mit-230-migranten-in-toulon-an-a-55a43e16-6fc8-4d52-aacb-72de499d141d


+++ITALIEN
Italien: Flüchtlings-App «My Grants» sorgt für Aufsehen – Rendez-vous
Europa streitet sich über die Flüchtlinge. Während Italien private Rettungsschiffe sperrt, erlaubt Frankreich der Ocean Viking mit Flüchtenden an Bord in Toulon anzulegen. Dies allerdings unter Aussetzen der Verpflichtung 3500 Flüchtlinge aufzunehmen – aus Protest gegen die italienische Politik. Inmitten dieses Streites sorgt ein junger Unternehmer in Bologna mit der Flüchtlings-app «MyGrants» für Aufsehen.
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/italien-fluechtlings-app-my-grants-sorgt-fuer-aufsehen?partId=12286105
-> https://www.srf.ch/news/international/fluechtlinge-als-chance-migranten-finden-dank-app-einen-job-in-italien


+++SPANIEN
Spaniens Regierung wegen Melilla-Massaker unter Druck
BBC enthüllt Beteiligung spanischer Sicherheitskräfte an Vorgängen am Grenzzaun zur Exklave Melilla. Praktisch alle Todesfälle ereigneten sich auf spanischem Gebiet. Daraufhin wurde Migration als “Bedrohung” in der Nato-Doktrin verankert.
https://www.heise.de/tp/features/Spaniens-Regierung-wegen-Melilla-Massaker-unter-Druck-7336807.html


+++MITTELMEER
Mittelmeer: Freiwillig bei SOS Méditerranée
In den letzten sechs Jahren rettete die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée 35.038 Migranten vor dem Ertrinken im Mittelmeer. Europa delegierte zur Sicherung seiner Grenzen die Steuerung der Migrationsströme an die Türkei und Libyen, deshalb kreuzen nur noch NGOs zur Rettung auf hoher See. Freiwillige aus der ganzen Welt verpflichten sich an Bord dieser Schiffe.
https://www.arte.tv/de/videos/108062-000-A/mittelmeer-freiwillig-bei-sos-mediterranee/


+++EUROPA
Neun EU-Länder werden Geflüchtete von Ocean Viking aufnehmen
Mehr als 80 Geflüchtete sollen nach Deutschland kommen. Frankreich kündigt schärfere Kontrollen an der Grenze zu Italien an
https://www.derstandard.at/story/2000140742319/neun-eu-laender-werden-gefluechtete-von-ocean-viking-aufnehmen?ref=rss


+++FREIRÄUME
Berner Reitschule: Zürcher (23) wird verprügelt und wählt Notruf – doch die Polizei rückt nicht an
Vor der Berner Reitschule wurde ein 23-jähriger Mann zusammengeschlagen – von deren Sicherheitsdienst, wie er sagt. Die Polizei ging nicht vor Ort, da «keine absolute Dringlichkeit» bestanden habe.
https://www.20min.ch/story/zuercher-23-wird-verpruegelt-und-waehlt-notruf-doch-die-polizei-rueckt-nicht-an-394533795856
-> https://www.baerntoday.ch/bern/23-jaehriger-wird-vor-der-berner-reitschule-angegriffen-148714233


+++DEMO/AKTIOIN/REPRESSION
Proteste in der Deutschschweiz: Bauarbeiter legen Arbeit nieder
Im Rahmen von landesweiten Protesten demonstrieren am Freitag Bauarbeiter. Sie wehren sich gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
https://www.tagesanzeiger.ch/bauarbeiter-legen-arbeit-nieder-784408740786
-> https://www.baerntoday.ch/bern/kanton-bern/gewerkschaften-wollen-streiken-baumeisterverband-warnt-148709039
-> https://www.unia.ch/de/kampagnen/lmv-bau-2022/protesttage-oktober-und-november#c41006
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/wie-geht-es-mit-dem-flugplatzareal-duebendorf-weiter-bis-2050?id=12286072 (ab 03:31)
-> https://www.blick.ch/news/zuvor-gibts-eine-demo-mass-voll-anfuehrer-rimoldi-erneut-vor-gericht-id18042772.html
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/grosskampf-tag-der-unia-in-zuerich-stehen-baustellen-seit-6-uhr-still-id18042818.html
-> https://www.watson.ch/!584673546
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/bauarbeiter-in-zurich-legen-arbeit-nieder-66335542
-> https://www.20min.ch/story/wir-verzichten-jetzt-schon-viel-mehr-stunden-waeren-wirklich-schlimm-780984956754
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/baurbeiter-sind-haessig-und-streiken-es-kann-nicht-so-weitergehen-id18044056.html
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/blick-wirtschaftsredaktor-christian-kolbe-zum-bauarbeiter-streik-gewerkschaften-bauen-den-maximal-moeglichen-druck-auf-id18044179.html
-> https://rabe.ch/2022/11/11/protesttage-der-bauarbeiterinnen/
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/nicht-alle-baustellen-sind-zu-unser-chef-hat-uns-verboten-am-streik-teilzunehmen-id18044773.html
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/jacqueline-badran-kandidiert-nicht-fuer-den-bundesrat?id=12286234 (ab 07:20)
-> https://tv.telebaern.tv/telebaern-news/protest-fuer-bessere-arbeitsbedingungen-auf-dem-bau-148720455
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/bauarbeiter-streiken-148720520
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/streik-von-bauarbeiter-148720906
-> https://www.watson.ch/wirtschaft/schweiz/584673546-bauarbeiter-in-mehreren-landesteilen-legen-arbeit-nieder
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/grosskampf-tag-der-unia-in-zuerich-stehen-baustellen-seit-6-uhr-still-id18042818.html
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/streithaehne-an-einem-tisch-sie-feilschen-um-die-zukunft-der-bueezer-id18042343.html
-> https://www.blick.ch/community/baurbeiter-sind-haessig-und-streiken-es-fehlt-jegliche-wertschaetzung-und-anerkennung-id18045250.html
-> https://www.20min.ch/story/wir-verzichten-jetzt-schon-viel-mehr-stunden-waeren-wirklich-schlimm-780984956754
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/international/gewerkschaften-fuer-bessere-arbeitsbedingungen-bauarbeiter-demonstrieren-in-zuerich-ld.2371629


Kleine Anfrage David Böhner (AL) und Simone Machado (GaP): Hält sich der Gemeinderat an das Kundgebungsreglement, wenn er in der Stadt Bern Kosten an Teilnehmende von Kundgebungen überwälzt?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=5cf983c02ab34f1a89a99a435eac6603


+++KNAST
Das neue Kantonalgefängnis soll doppelt so gross werden wie das alte
Der Regierungsrat plant, das Kantonalgefängnis neu zu bauen und das Gebäude der Kantonspolizei zu sanieren und zu erweitern. Das Projekt wird auf 240 Millionen Franken geschätzt. Nebst dem neuen Kantonsspital Frauenfeld ist es das teuerste, das der Kanton Thurgau je gebaut hat.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kanton-thurgau/thurgau-das-neue-kantonalgefaengnis-soll-doppelt-so-gross-werden-wie-das-alte-ld.2370842


+++RASSISMUS
Das Nachtleben wird politisch
Kulturticker: Diesen Samstag wird das Nachtleben für einmal auf eine andere Art beleuchtet und diskutiert. Und zwar im Rahmen einer antirassistischen Kampagne sowie an der Konferenz NIGHTS 2022.
https://tsri.ch/zh/kultur-tsuer-hat-einen-neuen-kulturticker.QCqJsTi7alvbbMFO


+++RECHTSPOPULISMUS
Jürg Halter cancelt sich selbst
Der Schriftsteller behauptet, er habe wegen einer «konkreten Drohung» Personenschutz gebraucht. Medien übernehmen die Geschichte einer Cancel-Kampagne von «anonymen Linksextremen». Nur, die «konkrete Drohung» gab es nie.
https://www.republik.ch/2022/11/11/juerg-halter-cancelt-sich-selbst
-> https://twitter.com/swissfenian/status/1590956343699329024
-> https://twitter.com/basil_schoeni/status/1591162985371803650


Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Janosch Weyermann, SVP): Kurdische Information: In welcher kurdischen Sprache informiert in Zukunft die Stadt Bern?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=59361ad92aa845efb3c53cb3a327da91


Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Thomas Glauser, SVP): Antifaschistischer Abendspaziergang. Was unternimmt der Gemeinderat?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=a7cbcbfffcb24b71b19f3f526516593f


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Maske verweigert, Nötigung: Corona-Massnahmenkritiker Rimoldi steht vor Gericht
Der Luzerner Nicolas Rimoldi bestreitet sämtliche Vorwürfe. An der Verhandlung stehen Aussage gegen Aussage.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/bezirksgericht-luzern-massnahmekritiker-rimoldi-widerstand-ist-buergerpflicht-ld.2371424
-> https://www.zentralplus.ch/justiz/so-reagiert-die-luzerner-justiz-auf-nicolas-a-rimoldi-2488913/
-> https://www.zentralplus.ch/news/darum-zogen-die-freiheitstrychler-durch-luzern-2488645/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/corona-massnahmekritiker-vor-luzerner-bezirksgericht?id=12286060
-> https://twitter.com/farbundbeton/status/1590986574279639040
-> https://www.watson.ch/schweiz/coronavirus/586552407-corona-skeptiker-rimoldi-fordert-vor-gericht-freispruch-in-allen-punkten
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/rimoldi-fordert-vor-gericht-freispruch-in-allen-punkten-66335819
-> https://www.20min.ch/story/prozess-gegen-nicolas-a-rimoldi-beginnt-freiheitstrychler-begleiten-ihn-803217482456
-> https://www.derbund.ch/150-unterstuetzer-geleiten-rimoldi-zum-gerichtssaal-in-luzern-763362285110


Freiheitstrychler verwirren mit Auftritt an Tattoo-Messe
An der Tattoo Convention am vergangenen Wochenende zählten die Freiheitstrychler zu den Ausstellern. Mobilisiert sich die Gruppe nach ihrem Zerwürfnis wieder?
https://www.nau.ch/news/schweiz/freiheitstrychler-verwirren-mit-auftritt-an-tattoo-messe-66327714


+++FRAUEN/QUEER
Widerstand gegen homosexuelle Trauungen von der Kirche
Grundsätzlich sagt die reformierte Landeskirche, dass kirchliche Trauungen von homosexuellen Paaren erlaubt sind. Gegen diese Regelung gibt es aber Widerstand in der reformierten Kirche Aargau. Mehrere Pfarrpersonen haben sich offenbar geweigert, gleichgeschlechtliche Paare kirchlich zu trauen.  (ab 01:58)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/widerstand-gegen-homosexuelle-trauungen-von-der-kirche?id=12285913



derbund.ch 11.11.2022

Abwertung im Internet: Woher kommt der Hass auf trans Personen?

Selten zuvor gab es online so viele abwertende Kommentare wie über die trans Person Kim de l’Horizon, nachdem sie den deutschen Buchpreis erhalten hatte. Woher kommt die Hetze? Und was lässt sich tun?

Sandro Benini

Die Kolleginnen und der Kollege, die bei Tamedia verantwortlich sind für soziale Medien, sagen: «Das haben wir noch nie erlebt.» So viele abwertende, hasserfüllte, beleidigende Kommentare auf Facebook, Twitter und Instagram. Und in den Kommentarspalten der Tamedia-Publikationen auch.

Der Grund für den verbalen Furor ist Kim de l’Horizon, die «genderfluide nicht binäre schweizerische Person» (Wikipedia), die für ihren Roman «Blutbuch» im Oktober den Deutschen Buchpreis erhielt. Darüber sind bei Tamedia – wie in anderen deutschsprachigen Medien – mehrere Beiträge erschienen, auch ein Interview mit Kim de l’Horizon.

Nur schon die nonbinäre Erscheinung triggert Hass.

Die Kommentare bei Tamedia werden vor der Publikation geprüft, die unanständigen herausgefiltert. Im System bleiben sie trotzdem unter «abgelehnt» gespeichert. Beschimpfungen wie «Schwuchtel», meist versehen mit vulgären Zusätzen aus dem semantischen Feld der Verdauung, waren noch vergleichsweise harmlos. Auf Facebook fanden sich auch mit konkreten Handlungsanweisungen versehene Gewaltfantasien oder Einträge, deren Verfasser oder Verfasserinnen an de l’Horizons geistiger Gesundheit zweifelten.

Wie oft wird es handgreiflich?

Bemerkenswert ist: Kim de l’Horizon hatte weder im Interview noch an der Preisverleihung etwas gesagt, was man als aufrührerisch, umstürzlerisch oder sonst wie skandalös bezeichnen könnte. Offensichtlich war es allein die nonbinäre Erscheinung, die den ganzen Hass heraufbeschwor, oder, um ein Modewort zu verwenden: die den Hass «triggerte».

Warum speien einige Abscheu und Unflätigkeiten, wenn sie nur schon über nonbinäre Personen lesen? Und wie häufig folgen den verbalen Eruptionen im Internet Handgreiflichkeiten im wirklichen Leben?

Die Schweizer LGBTQ-Dachverbände verzeichneten 2021 auf ihrer Helpline einen Anstieg von Attacken um 50 Prozent auf 92 Fälle; ein Drittel der Betroffenen gab an, die Angriffe seien mit physischer Gewalt einhergegangen. Ebenfalls auf ein Drittel beläuft sich der Anteil der betroffenen trans Personen. LGBTQ ist eine aus dem Englischen übernommene Abkürzung und steht für «Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer».

Hohe Dunkelziffer

Das Problem bei solchen Erhebungen ist die unkalkulierbare Dunkelziffer, übertrafen doch alleine die Beleidigungen, die binnen weniger Tage auf den erwähnten Tamedia-Kanälen geäussert wurden, die Zahl von 90 um einiges. «Feindliche Äusserungen gegenüber trans und/oder nicht binären Personen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen», schreibt das Transgender Network Switzerland. Als die Universitäten Zürich und Lausanne vor zwei Jahren 1400 LGBTQ-Personen befragten, gaben 40 Prozent an, in den vorangegangenen 12 Monaten belästigt worden zu sein.

Auch wenn sich das Ausmass an hasserfüllten Äusserungen gegenüber nonbinären Personen statistisch schwer erfassen lässt und die Übergänge vom dummen Spruch zur verletzenden Beleidigung oder zur verbalen sexuellen Belästigung fliessend sind und auch von der subjektiven Wahrnehmung der Betroffenen abhängen: Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Reaktionen auf die Tamedia-Artikel über Kim de l’Horizon eine gesellschaftliche Realität widerspiegeln.

Warum ist das so? Dies versucht Carola Smolenski zu erklären, die als Psychotherapeutin in Bern arbeitet, Spezialistin für Traumatherapie ist und auch LGBTQ-Personen berät. Und Ursina Anderegg, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Chancengleichheit an der Universität Bern, die sich unter anderem mit LGBTQ-Themen und Hatespeech befasst. Die beiden Expertinnen erwähnen in Videogesprächen folgende Punkte.

Die Gesellschaft wird offener

Das gesellschaftliche Tabu um Nonbinarität besteht zwar noch, aber es beginnt zu bröckeln. Trans Personen outen sich häufiger als früher, erheben Forderungen und organisieren sich. «Je stärker sich eine gesellschaftliche Gruppe emanzipiert, desto heftiger sind die Gegenreaktionen», sagt Ursina Anderegg. Hass und Ablehnung können ein Reflex auf Ungewohntes sein. Je alltäglicher dieses Ungewohnte im Verlaufe der Zeit werde, desto deutlicher könne sich die Gegenreaktion abschwächen. Mittel- und längerfristig, lässt sich aus Andereggs Ausführungen schliessen, besteht also die Hoffnung, dass sich einiges bessert.

Mehrere provozierende Merkmale

Laut Carola Smolenski sind die Eigenschaften eines Individuums, die am häufigsten Hasskommentare und sonstige ablehnende Reaktionen provozieren: besonderes, von der Norm abweichendes Aussehen; sexuelle Orientierung; Herkunft; Hautfarbe und Nationalität; nicht eindeutig zuzuordnende Geschlechtsidentität; politische und religiöse Überzeugungen. «Nonbinäre Personen vereinen häufig mindestens zwei dieser Hassmerkmale und können deshalb auf mehreren Ebenen triggern», sagt Smolenski.

Angriff auf Norm und Sicherheit

Aus Sicht der Hasserfüllten stellen nonbinäre Personen laut Smolenski und Anderegg oft schon durch ihr Erscheinungsbild Sicherheiten und Normen infrage. Viele würden sich provoziert und verunsichert fühlen, wenn die Geschlechtsidentität des Gegenübers nicht klar zuzuordnen sei. «Je häufiger und öffentlicher diese Konfrontation geschieht, desto grösser ist die Verunsicherung, weil sie auch die eigene Geschlechtsidentität tangiert», sagt Anderegg.

Verunsicherung, führt Smolenski aus, sei aus psychologischer Sicht gerade für eher selbstunsichere Menschen beängstigend und werde oft als Bedrohung empfunden. «Der Mensch ist evolutionär so programmiert, dass er darauf mit ‹flight or fight› reagiert, mit Flucht oder Kampf.» Hasskommentare im Internet seien eine Art digitalisierte Form des Kampfes.

Schlechte Vorbilder

«Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und angesehen sind, sollten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und abschätzige Bemerkungen unterlassen», sagt Smolenski. Damit spielt sie unter anderem auf den Spruch des abtretenden SVP-Bundesrates Ueli Maurer an, der am 30. September sagte: «Ob meine Nachfolge eine Frau oder ein Mann ist, ist mir eigentlich gleich. Solange es kein ‹Es› ist, geht es ja noch.»

Auch Anderegg sieht darin keinen flapsigen Spruch, sondern die platzverweisende Haltung eines Vertreters der Landesregierung, in dessen Augen nonbinäre Personen für höchste politische Aufgaben ungeeignet seien.

Kim de l’Horizon hat ebenfalls auf Maurer reagiert, in einem Essay in der NZZ. Darin steht der Satz: «Herr Maurer, Sie wollen mir mein Menschsein verwehren, mich nicht als vollwertiges politisches Subjekt akzeptieren.» Und die nonbinäre trans Person Sascha Rijkeboer, die Kolumnen schreibt, mit «queer Spoken-Word-Programmen» auftritt und ihre Aufgabe darin sieht, sich für eine bessere Bildung über trans Themen einzusetzen, sagt am Telefon: «Ich empfand Maurers Aussage als sehr gewaltvoll.»

Sind Begriffe wie «das Menschsein absprechen» und «gewaltvoll» für Maurers Provokation nicht übertrieben? Zeigt sich da eine Hypersensibilität der trans Gemeinschaft, eine Neigung zum Opferkult? Rijkeboer antwortet: «Es ist nicht zu viel verlangt, trans Personen nicht ständig zu belächeln, zu infantilisieren, auszuschliessen und mit abschätzigen Sprüchen zu traktieren.»

Und Smolenski sagt: «Wenn Menschen bedroht werden, kann man gar nicht überreagieren. Es geht darum, sie zu schützen.»

Sascha Rijkeboer nennt einen weiteren Grund, weshalb Kim de l’Horizon derart hasserfüllte Reaktionen provoziert.

Männlich Eingelesene haben es schwerer

Laut Rijkeboer unterscheiden «alle Menschen im Anblick eines Gegenübers zwischen männlich und weiblich, lesen sie also als Männer oder Frauen ein». Rijkeboer erklärt den Vorgang so: «Aufgrund von Statur, Gang, Stimme und anderen Merkmalen werden Menschen klar einem Geschlecht zugeordnet, auf die gleiche Art werden nonbinäre Personen darum eher als Mann oder eher als Frau wahrgenommen.»

Bei Kim de l’Horizon sei die Einleseart eher männlich, was deutlich heftigere Abwehrreaktionen provoziere als im umgekehrten Fall. «Der Affront gegen männliche Dominanz und Patriarchat, wenn jemand seine Männlichkeit ablegt und sich stattdessen der Weiblichkeit und der vermeintlich damit verbundenen Fragilität zuneigt, ist viel grösser.»

Sascha Rijkeboer wurde bis vor kurzem fast ausschliesslich weiblich eingelesen, weshalb tätliche Angriffe im realen Leben kaum vorgekommen seien – sehr wohl aber Hassbotschaften und Todeswünsche in sozialen Medien, wie «holt den Flammenwerfer».

Rijkeboer spricht von «strukturellen Benachteiligungen», etwa dem Mangel an Toiletten oder Umkleideräumen für trans Personen. Oder von der Unmöglichkeit, sich offiziell mit dem Geschlecht x registrieren zu lassen.

Ausserdem, im Alltag: starrende Blicke im Restaurant, in der Sauna oder sonst wo im öffentlichen Raum, Gelächter, höhnische Bemerkungen. Der SBB-Kontrolleur, der vermutet, Rijkeboer benutze beim Zugfahren den Swiss Pass der Schwester. Oder auch nur die Erwartung, dass all die immer gleichen Fragen über die Existenz als trans Person stets geduldig und liebevoll beantwortet würden.

Was lässt sich tun?

Und was lässt sich gegen Internet-Hetze tun? Vergangenes Jahr führte ein Team um den Politikwissenschaftler Dominik Hangartner an der ETH Zürich eine Studie zur Frage durch, ob und wie Gegenrede einen Beitrag zu weniger Hass leisten kann. In deren Zentrum standen allerdings nicht verbale Angriffe auf trans Personen, sondern rassistische Ausfälle. «Am besten funktionieren Strategien, die auf Empathie abzielen – aber nicht mit dem Aggressor, sondern mit dem Angegriffenen», sagt Hangartner.

Man stelle dem Hassredner oder der Hassrednerin also die Frage: «Wie hast du dich gefühlt, als du selbst zum letzten Mal in den sozialen Medien angegriffen wurdest?» Und man versucht, dem Aggressor die Perspektive des Angegriffenen zu vermitteln: «Genau so muss sich die von dir angegriffene Person nun fühlen.»

Jeder vierte Hasskommentar wird gelöscht.

Die Studie hat ergeben, dass 17 Prozent der hasserfüllten Einträge von ihren Verfassern oder Verfasserinnen ohnehin wieder gelöscht werden. Konfrontiert man sie mit einer empathiebasierten Strategie, steigt dieser Anteil auf gut 25 Prozent. Ausserdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Userinnen und User in den folgenden Wochen auf verletzende Wortmeldungen verzichten, um 30 Prozent. Hangartner sagt, dass die Studie kein Allheilmittel gegen Hass im Netz gefunden, aber wichtige Hinweise geliefert habe, welche Gegenrede funktionieren kann.

Jede vierte Hassbotschaft dank Empathie gelöscht – das ist nicht überwältigend viel, aber auch nicht nichts. Und trotzdem ein schwacher Trost für die Geschmähten.



Trans und nonbinär

Als trans Personen bezeichnet man Personen, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, mit dem sie geboren wurden. Oder, aus ihrer Sicht: dem sie zugewiesen wurden. Trans ist also eine Art Oberbegriff.

Nicht binär oder nonbinär sind Personen, die sich zwischen männlich und weiblich verorten.
(https://www.derbund.ch/woher-kommt-der-ganze-hass-172380221437)