Medienspiegel 18. August 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Gemeinderat wehrt sich: Pflegeinstitut in Steffisburg wird Asyl- und Integrationszentrum
Der Kanton Bern will ein Pflegeheim als Asylzentrum übernehmen. Der Gemeinderat ist damit nicht einverstanden und protestiert bei der Regierung.
https://www.bernerzeitung.ch/pflegeinstitut-in-steffisburg-wird-asyl-und-integrationszentrum-528527722565
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/202372/


+++LUZERN
Zivilschutzanlage wird vorbereitet: Flüchtlinge aus der Ukraine kommen nach Dagmersellen
Noch immer flüchten viele Menschen aus der Ukraine in die Schweiz. Vorsorglich bereitet der Kanton Luzern deshalb in Dagmersellen die Zivilschutzanlage für die kurzzeitige Notunterbringung vor.
https://www.zentralplus.ch/politik/fluechtlinge-aus-der-ukraine-kommen-nach-dagmersellen-2431121/


+++SCHWEIZ
Ausländerstatistik 1. Halbjahr 2022
Die Zuwanderung in die Schweiz beläuft sich im ersten Halbjahr 2022 netto auf 37 816 Personen. Die Schweizer Wirtschaft hat sich nach der Pandemie sehr gut erholt, daher sind mehr Erwerbstätige aus der EU/EFTA eingewandert. Die Arbeitslosenquote in der Schweiz liegt tiefer als vor der Covid-Krise und die Zahl der offenen Stellen liegt deutlich höher. Die starke Nachfrage führt zu einer höheren Attraktivität des schweizerischen Arbeitsmarkts im Vergleich zu den COVID-geprägten Vorjahresperioden. Per Ende Juni 2022 leben 2 213 077 Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-89977.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/zuwanderung-zieht-nach-corona-pandemie-wieder-deutlich-an-66245528


Trotz Problemen: Jedes zehnte Unternehmen beschäftigt Ukraine-Flüchtlinge
Jedes zehnte Unternehmen in der Schweiz hat bereits Geflüchtete aus der Ukraine angestellt und ist mit ihnen zufrieden. Es gibt aber Probleme: So erwarten die Arbeitgeber mehr Planungssicherheit wegen der beschränkten Aufenthaltsdauer.
https://www.blick.ch/politik/trotz-problemen-jedes-zehnte-unternehmen-beschaeftigt-ukraine-fluechtlinge-id17801047.html
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/viel-guter-wille-ukrainische-gefluechtete-im-ch-arbeitsmarkt?partId=12239817
-> https://www.nau.ch/news/wirtschaft/unternehmen-wollen-ukraine-fluchtlinge-behalten-66245334
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/fluechtlinge-aus-ukraine-arbeitspotenzial-nicht-ausgeschoepft?urn=urn:srf:video:32ce1db1-12c9-4ff1-8141-4ec82310ec60
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/angestellte-mit-schutzstatus-s-ukraine-fluechtlinge-unternehmen-wollen-mehr-planungssicherheit


+++RUMÄNIEN
Rumänien: Über die »Spielzeugbrücke« nach Europa
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist Rumänien zu einem wichtigen Drehkreuz für ukrainische Kriegsflüchtlinge geworden. Die Hilfsbereitschaft ist groß, jedoch kaum auf eine dauerhafte Integration der Geflüchteten ausgelegt. Die meisten Ukrainer*innen verlassen das Land deswegen schnell wieder.
https://www.proasyl.de/news/rumaenien-ueber-die-spielzeugbruecke-nach-europa/


»Es war unglaublich, so viele Leute haben ihre Hilfe angeboten«
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind mehr als 1,5 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Rumänien geflohen. Am Bahnhof in Bukarest kümmern sich seit Monaten freiwillige Helfer*innen um Ruhezonen, eine erste Versorgung mit Nahrung und Windeln sowie die Weiterreise der Geflüchteten. Teodor Nemțeanu ist von Beginn an dabei.
https://www.proasyl.de/news/es-war-unglaublich-so-viele-leute-haben-ihre-hilfe-angeboten/


+++MAROKKO
Marokko erhält 500 Millionen Belohnung für das „Massaker von Melilla“
Das autokratische Königreich wird nicht mit Gas beliefert, sondern soll nun so viel Geld wie nie zuvor aus der EU bekommen, um seine „Grenzen zu kontrollieren“.
https://www.heise.de/tp/features/Marokko-erhaelt-500-Millionen-Belohnung-fuer-das-Massaker-von-Melilla-7223359.html


+++FREIRÄUME
Falafingo im neuen Lokal
Falafingo, das anatolische Fast-Food-Beizli in der Lorraine, hat die Seite gewechselt – die Strassenseite. Neu ist es vis-à-vis des alten Lorraine-Kioskes zu finden. Sie mussten das kleine Lokal aufgeben, da das Haus rund um den Kiosk abgerissen werden soll.
https://rabe.ch/2022/08/18/falafingo-im-neuen-lokal/


+++DROGENPOLITIK
Start Cannabisstudie in Basel im September
Am 15. September fängt in Basel eine Cannabisstudie an. Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis können legal Cannabis als Genussmittel beziehen.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/start-cannabisstudie-in-basel-im-september?id=12239514
-> https://www.watson.ch/schweiz/drogen/974283865-cannabis-verkauf-in-basler-apotheken-startet-am-15-september
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/riehen-nach-dem-unwetter?id=12239814 (ab 11:19)
-> https://telebasel.ch/2022/08/18/am-15-september-startet-der-cannabisverkauf
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/basler-cannabis-pilotprojekt-weed-care?urn=urn:srf:video:7dc38bbb-055e-48ac-90f9-2f89fcfc400b
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/cannabis-versuch-in-basel-was-veraendert-sich-wenn-cannabis-legal-gekauft-werden-kann


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Demoaufruf 18.8.2022 Luzern:
Don’t forget Afghanistan
Als die USA und Nato-Truppen im Herbst 2001 in Afghanistan einmarschierten war dies nicht die erste Intervention im Krisen geschüttelten Afghanistan. Bereits während der Sowjetischen Invasion von 1979 – 1989 trug die USA ihren Krieg gegen den Kommunismus aus, indem Sie Waffen an islamistische Widerstandsgruppen lieferte und somit den Dschihad unterstützte.
https://resolut.noblogs.org/post/2022/08/18/dont-forget-afghanistan/


+++SPORT
Vor Conference-League-Qualifikation: Wasserwerfereinsatz auf Fanmarsch | Maskierte griffen Anderlecht-Fans in Bern an
Bei einer Auseinandersetzung auf dem Berner Kornhausplatz wurden am Mittwochabend mehrere Personen leicht verletzt. Jetzt marschieren die Gästefans zum Stadion.
https://www.derbund.ch/maskierte-griffen-anderlecht-fans-in-bern-an-832820191060
-> https://www.20min.ch/story/ploetzlich-ging-die-hoelle-los-brutale-attacke-auf-gaeste-fans-in-berner-bar-165591881723
-> https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/angriff-auf-fans-in-der-berner-cuba-bar-147553636
-> https://www.blick.ch/schweiz/bern/video-zeigt-wueste-pruegelei-in-berner-bar-maskierte-yb-fans-gehen-auf-belgier-los-id17801049.html
-> https://tv.telebaern.tv/telebaern-news/vor-dem-spiel-zwischen-yb-und-anderlecht-attacke-auf-belgische-fussballfans-in-berner-bar-147558446


+++POLICE BE
Regierungsrat bewilligt Baukredit für Polizeizentrum Bern
Für das neue Polizeizentrum Bern hat der Regierungsrat einen Baukredit von rund 343 Millionen Franken an den Grossen Rat verabschiedet. Damit ist die Standortkonzentration der Berner Kantonspolizei weiterhin auf Kurs. Der nachhaltige Bau in Niederwangen in der Gemeinde Köniz wird voraussichtlich 2028 bezugsbereit sein.
https://www.rr.be.ch/de/start/ueber-den-regierungsrat/medien/medienmitteilungen.html?newsID=eccb1a89-31d0-43a4-aa18-dca3eae7417d
-> https://www.derbund.ch/neues-berner-polizeizentrum-in-niederwangen-wird-teurer-456489409139
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/bern-will-mitholzer-bevoelkerung-klare-zusicherungen-machen-koennen?id=12239259 (ab 02:24)
-> https://www.inside-it.ch/berner-polizei-will-herzstueck-der-informatik-in-riesenneubau-unterbringen-20220818


Antiterror-Übung: Soldaten fahren vor BAG-Zentrale schweres Geschütz auf
Polizei und die Armee haben am Donnerstag in Bern eine gemeinsame Übung durchgeführt. Vor der BAG-Zentrale waren bewaffnete Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge zu sehen. Die Antiterror-Übung wurde im Vorfeld angekündigt. Eindrücke siehst du im Video.
https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/soldaten-fahren-vor-bag-zentrale-schweres-geschuetz-auf-147553061


Übung «Fides» für den Krisenfall: Bundeshaus wird von Polizei bewacht
Vor dem Bundeshaus stehen heute eine Vielzahl von Militärfahrzeugen. Der Grund: Die Polizei übt, unterstützt durch das Militär, mit der Übung «Fides» für den Ernstfall.
https://www.blick.ch/schweiz/uebung-fides-fuer-den-krisenfall-bundeshaus-wird-von-militaer-bewacht-id17800763.html


+++DREADLOCKS
Wegen Dreadlocks: Konzert von Österreicher in Zürich abgesagt
Die Frisur des Musikers Mario Parizek sorgte im Vorfeld für „Unwohlsein“ – Parizek fühlt sich missverstanden
https://www.derstandard.at/story/2000138360474/wegen-dreadlocks-konzert-von-oesterreicher-in-zuerich-abgesagt?ref=rss
-> https://www.spiegel.de/kultur/musik/zuerich-weisser-musiker-mit-dreadlocks-darf-nicht-in-zuercher-bar-spielen-veranstalter-fuehlten-sich-unwohl-a-9d13e98c-c679-4b8b-ada6-dee532f20e86?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/gemeinderat-zuerich-verlangt-antworten-wegen-abgesagtem-konzert-147559101



nzz.ch 18.08.2022

Bar lädt weissen Musiker mit Dreadlocks aus: «Will die Stadt Zürich ein Lokal unterstützen, das Menschen diskriminiert?»

Nach dem Vorfall im Zollhaus wird Kritik laut an der Kulturförderung. Und Zürich steht vor der Frage: Droht am Röntgenplatzfest ein neuerlicher Éclat?

Angelika Hardegger

Bis nach Deutschland haben sie am Donnerstag über Zürich berichtet, über diesen neuerlichen Aufruhr um kulturelle Aneignung in der Schweiz. In gewohnt nüchternem Ton beschrieb die Nachrichtenagentur DPA, wie die Sache sich abspielte: Wie das Kulturlokal «Das Gleis» im Zollhaus kurzfristig einen Auftritt des Musikers Mario Parizek absagte. Wie die Verantwortlichen den Schritt damit begründeten, «Mitmenschen» hätten sich «unwohl» gefühlt, weil Parizek als weisser Musiker Rastalocken trage.

Die Debatte um kulturelle Aneignung hat in Zürich gerade erst begonnen. Klar positioniert hat sich Viktor Giacobbo: Er fühle sich erinnert an die «muffigen 60er Jahre», als junge Menschen wegen ungewaschener Haare aus gutbürgerlichen Beizen rausgeworfen wurden, schrieb der Kabarettist am Donnerstag auf Twitter. «Hätte nie gedacht, dass Frisurenkontrolle mal zurückkehrt und diesmal von der Gegenseite mit kulturellem Diebstahl begründet wird.»

    Erinnert mich an die muffigen 60er-Jahre, als junge Menschen wegen langer „ungewaschener“ Haare aus „gutbürgerlichen“ Beizen rausgeworfen wurden. Hätte nie gedacht, dass Frisurenkontrolle mal zurückkehrt und diesmal von der Gegenseite mit kulturellem Diebstahl begründet wird. pic.twitter.com/H4VVAfswVa
    — Viktor Giacobbo (@viktorgiacobbo) August 18, 2022

Aus der Zürcher Politik hat der FDP-Kantonsrat Marc Bourgeois am schnellsten reagiert. Der Fall sei «eigentlich eine Lappalie», sagt er am Telefon. Aber: Der Kanton Zürich finanziere das Kulturlokal mit. «Es kann nicht sein, dass Institutionen, die Geld vom Staat bekommen, Menschen ausgrenzen aufgrund von Aussehen, Kleidern, Hautfarbe, was auch immer.»

Im Vordergrund steht die Fachstelle Kultur, die zur Justizdirektion von Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) gehört. Die Fachstelle hat im Juni 5000 Franken an «Das Gleis» überwiesen, dies «im Extrakredit im Sinne einer Anschubfinanzierung», wie der Sprecher der Justizdirektion, Benjamin Tommer erklärt. Eine Mitverantwortung am Vorfall vom Dienstag sieht man beim Kanton allerdings nicht.

Wie Kulturbetriebe mit Fällen möglicher kultureller Aneignung umgehen sollen, sei «fallspezifisch und in erster Linie durch die Involvierten» zu beurteilen, sagt Tommer. Die unterstützten Kulturbetriebe würden ihr Programm «selbstbestimmt und unabhängig» gestalten.

Auch die Stadt Zürich musste sich am Donnerstag erklären. Die FDP-Gemeinderätin Yasmine Bourgeois, die Frau von Marc Bourgeois, schrieb auf Twitter, sie könne «als Präsidentin der zuständigen gemeinderätlichen Kommission nicht akzeptieren, dass die Stadt Intoleranz subventioniert».

    Nicht überraschend, dass Zürich aus dem Fall Bern nichts gelernt hat. Das zeigt, dass man keinerlei Einsicht hat.
    Als Präsidentin der zuständigen gemeinderätlichen Kommission kann ich nicht akzeptieren, dass die Stadt Intoleranz subventioniert. https://t.co/Bawezx6b3V via @NZZ
    — Yasmine Bourgeois-Strasser (@YasiBourgeois) August 17, 2022

Im Stadtpräsidium von Corine Mauch (SP) weist man jedoch jede Beziehung zur umstrittenen Konzertabsage von sich. Die Stadt kenne keine dauerhafte Unterstützung von «Das Gleis», sagt der Sprecher Lukas Wigger. Man habe in den Jahren 2020 und 2022 «für einzelne Veranstaltungen» Unterstützungsbeiträge gesprochen, im Umfang von 8000 Franken. Nicht aber für das Konzert vom Dienstag, zu dem auch kein Gesuch eingegangen sei. Bei der Absage habe es sich um einen kuratorischen Entscheid einer privaten Institution gehandelt, so Wigger.

Für die FDP-Gemeinderätin Yasmine Bourgeois wirft der Vorfall dennoch Fragen auf betreffend Kulturförderung der Stadt. Sie sagt: «Die Stadt Zürich will tolerant sein, da kann sie nicht ein Lokal unterstützen, das derart intolerant vorgeht. Selbst wenn das Geld nicht direkt in das betroffene Konzert geflossen ist.»

Für Bourgeois ist klar: Eine private Institution kann buchen, wen sie will. «Aber die Stadt Zürich muss sich sehr genau und ganz grundsätzlich überlegen: Will sie ein Lokal unterstützen, das Menschen diskriminiert?»
Das Röntgenplatzfest hat eine Zürcher Reggae-Band gebucht

Die Debatte um kulturelle Aneignung könnte in Zürich bald noch lauter ausgetragen werden. Das älteste Quartierfest der Stadt, das Röntgenplatzfest, hat für das übernächste Wochenende die Band Ambaroots auf dem Line-up stehen. Der Leadsänger der Zürcher Reggae-Formation trägt Dreadlocks.

Das Röntgenplatzfest wird von der SP Kreis 5 getragen und will explizit ein linkes Stadtfest sein, das «sowohl inklusiv wie gleichberechtigt» ist. Der Vorfall im Zollhaus stellt das OK vor die Frage: Soll man am Auftritt von Ambaroots festhalten?

Das Organisationskomitee teilt per Stellungnahme mit, man befinde sich in einem Lernprozess und habe noch keine einstimmige Meinung, «ob die Buchung einer Band, bei welcher der weisse Frontmann Dreadlocks trägt», mit dem Ziel eines inklusiven und offenen Festes vereinbar sei. Trotzdem hält das Röntgenplatzfest am Auftritt der Band Ambaroots fest. Der OK-Co-Präsident Kevin Heutschi von den Grünen sagt: «Wir haben diese Buchung gemacht. Wir übernehmen die Verantwortung dafür.»

Heutschi sagt, man könne es wohl nur falsch machen. «Wenn wir das Konzert absagen, gibt es Reaktionen. Und wenn man festhält am Auftritt, gibt es sie auch.» Kurzfristig hofft das OK auf einen konstruktiven Dialog am Fest. Sollte sich jemand «aufgrund des Auftritts der Band Ambaroots unwohl fühlen und/oder den Bedarf haben, über die Thematik zu sprechen, können Sie sich gerne an eines der OK-Mitglieder wenden», schreibt das OK in der Stellungnahme.

Für die Zukunft nimmt sich das OK laut dem Co-Präsidenten Heutschi vor, «mit einem gestärkten Bewusstsein an die Thematik heranzugehen». Vorstellbar sei etwa, dass man sich im Komitee zu kultureller Aneignung weiterbilde, dass man Betroffene ins OK einlade und dazu anhöre.
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-lokal-laedt-weissen-musiker-mit-dreadlocks-aus-will-die-stadt-zuerich-ein-lokal-unterstuetzen-das-menschen-diskriminiert-ld.1698585)



tagesanzeiger.ch 18.08.2022

Nach Konzertabsage in BarAuftritt eines weissen Dreadlock-Sängers beschäftigt linkes Zürcher Fest

Auch in Zürich läuft die Debatte über kulturelle Aneignung heiss. Für die Organisatoren des Röntgenplatzfestes gilt vorerst: im Zweifel für den Künstler.

Liliane Minor

Die Bar Das Gleis sieht sich in den sozialen Medien mit harscher Kritik konfrontiert, nachdem sie den österreichischen Musiker Mario Parizek in letzter Minute ausgeladen hat, weil er Rastalocken trägt. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme schrieben die Betreiber, «unter anderem» Personen aus dem Team hätten sich mit dem geplanten Aufritt «nicht wohlgefühlt».

Doch diese Erklärung kommt nicht gut an. Ähnlich wie im Fall der Berner Lorraine-Bar Ende Juli, die ein laufendes Konzert abgebrochen hat, hagelt es verständnislose, wütende und teils hämische Kommentare. Ein User fragt: «Bedient ihr Kunden mit Dreadlocks? Oder ist da euren Mitarbeitern auch unwohl?»

Die Bar Das Gleis sieht sich in den sozialen Medien mit harscher Kritik konfrontiert, nachdem sie den österreichischen Musiker Mario Parizek in letzter Minute ausgeladen hat, weil er Rastalocken trägt. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme schrieben die Betreiber, «unter anderem» Personen aus dem Team hätten sich mit dem geplanten Aufritt «nicht wohlgefühlt».

Doch diese Erklärung kommt nicht gut an. Ähnlich wie im Fall der Berner Lorraine-Bar Ende Juli, die ein laufendes Konzert abgebrochen hat, hagelt es verständnislose, wütende und teils hämische Kommentare. Ein User fragt: «Bedient ihr Kunden mit Dreadlocks? Oder ist da euren Mitarbeitern auch unwohl?»
AboKultur und RassismusZeit, über die wahren Probleme zu reden

In vielen Kommentaren ist aber auch von einer Schande und von Diskriminierung die Rede; etliche Personen schreiben, sie blieben der Bar künftig fern.

Keine negativen Reaktionen

Was bedeutet diese Debatte für andere Veranstalter?

Am Röntgenplatzfest, einem von der lokalen SP getragenen Strassenfest, ist zum Beispiel am Freitag in einer Woche die Band Ambaroots angesagt. Deren Frontmann Leo Kummer trägt ebenfalls Dreadlocks. Für die Veranstalter ist das aber kein Grund, die Band auszuladen, wie Tsüri.ch zuerst meldete.

«Wir haben uns als Organisationskomitee noch keine abschliessende Meinung zum Thema gebildet», sagt Co-Präsident Kevin Heutschi auf Anfrage, «und wir fühlen uns auch noch nicht in der Lage dazu. Zuerst wollen wir uns informieren.» Es gebe ja durchaus unterschiedliche Haltungen. Deshalb gelte vorerst: im Zweifel für den Künstler. Das Komitee habe den gebuchten Bands gegenüber ja auch eine Verantwortung. Negative Rückmeldungen zum Ambaroots-Gig habe das Komitee bisher keine bekommen.

Eines ist für Heutschi und das OK hingegen klar: «Wir müssen inklusiver und diverser werden.» Heuer stünden vor allem weisse Menschen, die meisten von ihnen Männer, auf dem Programm. Das müsse sich ändern. Ob sich die Buchung einer Band, bei welcher der weisse Frontmann Dreadlocks trage, mit dem Ziel vereinbaren lasse, ein offenes, inklusives und nachhaltiges Fest zu organisieren, sei hingegen offen.

Ambaroots-Sänger Leo Kummer wollte sich auf Anfrage vorerst nicht äussern; er verwies auf das, was er gegenüber Tsüri.ch gesagt hatte. Demnach trägt Kummer seit 13 Jahren eine Rastafrisur, um gegen Diskriminierung ein Zeichen zu setzen. Dass genau dies nun unter Rassismusverdacht gestellt werde, sei «etwas seltsam». Vorerst will er seine Haare aber belassen, wie sie sind. Er sei aber «bereit zu lernen».
-> https://tsri.ch/zh/dialog-statt-abbruch-blonde-rastas-am-roentgenplatzfest-kulturelle-aneignung.iZkoAwqMjxELkW6N

Am Reeds sind Rastalocken üblich

Ein Auge auf die Debatte hat auch das OK des Reeds-Open-Air, das jeweils Ende Juli in Pfäffikon ZH stattfindet. Das Reeds ist das grösste Reggae- und Worldmusic-Festival der Schweiz – und entsprechend oft sind dort auf und vor der Bühne Männer und Frauen mit Dreadlocks und Jamaika-Mützen zu sehen. Viele von ihnen sind weisshäutig.

Ablehnende oder kritische Reaktionen habe das OK bis jetzt noch nie erhalten, sagt Gjin Sopi, beim Reeds für die Kommunikation zuständig. Zur Debatte will sich Sopi nicht gross äussern, nur so viel sagt er: «Wenn die vorgetragene Musik im Inhalt und der Haltung stimmt und eine Band, ein Künstler das verkörpert, was Reggae bedeutet: Wie kämen wir da dazu, jemandem zu sagen, wie er oder sie sich zu kleiden oder auszusehen hat?» Wer Reggae produziere, der trage diese Kultur in die Welt hinaus; da sollten weder Kleidung noch Herkunft eine Rolle spielen.

FDP stellt die Subventionsfrage

Für die Bar Das Gleis hat die Konzertabsage derweil ein politisches Nachspiel. Denn der Verein Kultur am Gleis, der das Lokal betreibt, hat öffentliche Gelder erhalten. Konkret hat die Stadt bisher zwei Konzerte mit insgesamt 8000 Franken unterstützt; der Kanton hat dem Verein letztes Jahr einen Beitrag von 1500 Franken zukommen lassen.

Und das passt dem FDP-Duo Yasmine und Marc Bourgeois gar nicht.

Sie ist Gemeinderätin und Präsidentin der für Kultur zuständigen Kommission. Sie will nun einen politischen Vorstoss prüfen. Er ist Kantonsrat und kündigt eine Anfrage an den Regierungsrat an. «Ich frage mich schon, ob diese Cancel-Culture förderungswürdig ist», sagt Marc Bourgeois. Beide üben auf Twitter scharfe Kritik:


Yasmine Bourgeois-Strasser  17. Aug.
Nicht überraschend, dass Zürich aus dem Fall Bern nichts gelernt hat. Das zeigt, dass man keinerlei Einsicht hat. Als Präsidentin der zuständigen gemeinderätlichen Kommission kann ich nicht akzeptieren, dass die Stadt Intoleranz subventioniert. https://nzz.ch/zuerich/jetzt-auch-in-zuerich-linke-bar-sagt-konzert-von-weissem-musiker-mit-dreadlocks-ab-und-muss-sich-erklaeren-ld.1698432?mktcid=smsh&mktcval=Twitter via
@NZZ
(https://twitter.com/YasiBourgeois/status/1559956489305030656)


In der Bar Das Gleis bemüht man sich derweil, die Wogen zu glätten. In einem zweiten, kurz nach dem ersten veröffentlichten Statement betonen die Verantwortlichen, sie hätten Parizeks Auftritt «nicht wegen seinen Rastas abgesagt, sondern wegen dem Unwohl unserer Mitmenschen». Deshalb habe man unter Zeitdruck und ohne eine gefestigte Meinung zu haben den Auftritt abgesagt. Mit dem Künstler habe man das Gespräch gesucht, aber vergebens.

Der Verein will nun möglichst bald eine ausserordentliche GV einberufen, um zu klären, welche Haltung Das Gleis künftig in der Debatte um kulturelle Aneignung vertreten will.
(https://www.tagesanzeiger.ch/auftritt-eines-weissen-dreadlock-saengers-beschaeftigt-linkes-strassenfest-415091769508)



Neues Buch zum Reizthema – Kulturelle Aneignung: Ja, aber bitte reflektiert
Nach der Brasserie Lorraine in Bern sagt nun ein Zürcher Lokal den Auftritt eines weissen Rasta-Musikers ab. Der Grund: Das sei kulturelle Aneignung. Diesem Begriff, der in aller Mund ist, geht der Kulturjournalist Jens Balzer in seinem neuen Buch nach. Damit bringt er Ruhe in die Debatte.
https://www.srf.ch/kultur/literatur/neues-buch-zum-reizthema-kulturelle-aneignung-ja-aber-bitte-reflektiert
-> https://www.srf.ch/audio/kuenste-im-gespraech/plaedoyer-fuer-eine-ethik-der-aneignung?partId=12236478#autoplay



Debatte um kulturelle Aneignung machte sie bekannt: Reggae-Band Lauwarm tritt in Solothurn auf
Die Absinth-Bar Grüne Fee organisiert auf dem Klosterplatz am kommenden Wochenende ein kleines Open Air. Dabei tritt die Reggae-Band Lauwarm auf.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/stadt-solothurn/feen-open-air-debatte-um-kulturelle-aneignung-machte-sie-bekannt-reggae-band-lauwarm-tritt-in-solothurn-auf-ld.2329413


+++RECHTSPOPULISMUS
«Die SVP-Elite versucht verzweifelt, gegen balkanstämmige Schweizer zu hetzen»
Juristin und GLP-Politikerin Sanija Ameti ist jung, weiblich und stammt aus dem Balkan. Der «Weltwoche»-Kolumnist Christoph Mörgeli findet sie «undankbar».
https://www.watson.ch/!378282336


+++RECHTSEXTREMISMUS
Fans erzählen: Darum folgen Schweizer dem frauenfeindlichsten Social-Media-Star der Welt
Mit frauenfeindlichen und homophoben Aussagen schockiert Andrew Tate zur Zeit das Netz. Der britisch-amerikanische Social-Media-Star gehört derzeit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Tiktokern der Welt. Und das obwohl er der Überzeugung ist, Frauen seien Eigentum des Mannes und zu Gewalt gegen Frauen aufruft. Der ehemalige Kickboxer ist ein gefährliches Vorbild für viele junge Männer, sind sich Experten und Expertinnen einig. Auch in der Schweiz hat er einige Fans. Doch warum folgen die jungen Schweizer Andrew Tate?
https://www.20min.ch/video/darum-folgen-schweizer-dem-frauenfeindlichsten-social-media-star-der-welt-457383170840


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Angriff auf die Unabhängigkeit der Justiz? – Gerichte: Massnahmen-Kritiker setzen Druck auf
Die Corona-Massnahmen sind aufgehoben, nun ist die juristische Aufarbeitung der Pandemie in vollem Gange. Organisationen wie Mass-Voll nutzen die Prozesse als politische Bühne. Das ist eine höchst problematische Entwicklung, sagt eine ehemalige Richterin.
https://www.zentralplus.ch/justiz/gerichte-massnahmen-kritiker-setzen-druck-auf-2431309/


Festnahme auf den Philippinen: Wer ist Oliver Janich?
Schrill – aber auch sehr radikal: Oliver Janich war einer der einflussreichsten Figuren der verschwörungsideologischen Szene in Deutschland. Nun wurde Janich festgenommen. Seine Verhaftung ist für die Szene ein herber Schlag.
https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/festnahme-in-den-philippinen-wer-ist-oliver-janich,TEq059Y


Querdenken schützt vor Strafe nicht
Deutsche Behörden ermitteln gegen bekannte Verschwörungsideologen
Mit Michael Ballweg und Oliver Janich haben zwei führende Köpfe der deutschen Verschwörungsszene Ärger mit der Justiz. Ihre Unterstützer*innen wittern ein politisches Komplott, in Wahrheit aber geht es um mögliche Straftaten.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166216.verschwoerungsideologen-querdenken-schuetzt-vor-strafe-nicht.html