Medienspiegel 17. August 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Schulstart bei Riggisberger Flüchtlingsfamilie
Für die 6-jährige Ukrainerin Viktoria aus Saporischja begann am Montag die Regelschule im Kanton Bern. Seit gut vier Monaten lebt sie mit ihrer Familie in Riggisberg bei Gastfamilie Wilhelmi. Der Schulbeginn ist ein weiterer Integrationsschritt in der Schweiz. Doch eigentlich will die Familie wieder zurück in die Heimat.
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/schulstart-bei-riggisberger-fluechtlingsfamilie?partId=12238677


Deutsch als grösste Hürde: Ukrainischer Flüchtling Yarik startet eine Lehre
Fast 10’000 junge Menschen sind diesen Sommer im Kanton Bern in die Lehre gestartet. Darunter auch Yarik, als einer von drei geflüchteten Ukrainern, die im Kanton Bern eine Lehre beginnen. In seiner Lehre als Informatiker kommt er mit Englisch gut über die Runden. Bei vielen anderen Geflüchteten sind die fehlenden Deutsch-Kenntnisse eine grössere Hürde.
https://tv.telebaern.tv/telebaern-news/deutsch-als-groesste-huerde-ukrainischer-fluechtling-yarik-startet-eine-lehre-147546181


+++GRAUBÜNDEN (ab 11:54)
  Ukrainische Flüchtlinge berichten von ihren Erfahrungen (ab 11:31)
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/rondo-news/rondo-news-17-08-22


+++MITTELMEER
Seenotrettung vor Libyen: Flugverbote verstoßen gegen internationales Recht
Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages halten es für völkerrechtswidrig, dass Libyen einer privaten Rettungsorganisation Flüge über Hoher See verbietet. Die Bundesregierung schließt sich dieser Auffassung an, ändert aber nichts an dem Problem. Deshalb kann die Zivilluftfahrtorganisation der Vereinten Nationen nicht einschreiten.
https://www.migazin.de/2022/08/16/seenotrettung-vor-libyen-flugverbote-verstossen-gegen-internationales-recht


+++POLICE BE
hauptstadt.be 17.08.2022

Armeeübung «Fides» mit scharfer Munition

Gegen die Terrorabwehrübung von Armee und Polizei im Raum Bern sind Störaktionen von Kritiker*innen angekündigt. Dennoch sind Milizsoldat*innen dieser Tage bei der Übung «Fides» mit scharfer Munition unterwegs.

Von Joël Widmer

Seit Anfang Woche und noch bis zum 19. August üben die Berner Kantonspolizei und die Schweizer Armee im Raum Bern ihr Verhalten bei einer Bedrohungslage im Zusammenhang mit einem Terroranschlag. Milizeinheiten der Territorialdivison 1 sollen dabei im Auftrag der Polizei kritische Infrastrukturen schützen. Diese sogenannte Verbundsübung  findet nicht nur am Schreibtisch und am Computer statt, sondern auch real. Milizsoldaten werden bei ausgewählten Gebäuden in und um  Bern Wache stehen. Das können laut einer Mitteilung der kantonalen Sicherheitsdirektion Lebensmittel-Verteilzentren, Verkehrsinfrastrukturen oder wichtige Verwaltungsgebäude sein.

Viel mehr geben die Behörden zu dieser Übung bisher nicht bekannt. Die Bevölkerung soll erst «zu gegebener Zeit» informiert werden. Die «Hauptstadt» weiss aber, dass die Soldaten ihren Einsatz während der ganzen Übung mit scharfer Munition leisten. Dies bestätigt die Armee auf Anfrage. «Alle an der Übung beteiligten Armeeangehörigen sind bewaffnet und mit entsprechender Munition für die ihnen zugewiesenen Aufgaben ausgerüstet», sagt Armeesprecher Mirco Baumann.

Damit ist nicht ausgeschlossen, dass in den kommenden Tagen bewaffnete Milizsoldaten armeekritischen Demonstrant*innen gegenüberstehen. Denn die Terrorübung wird von linken Kreisen heftig kritisiert. Unter dem Titel «No Fides» haben 130 linke Armee- und Polizeikritiker*innen schon am Sonntagnachmittag in Bern demonstriert und dabei Pyros gezündet und Wände versprayt. Dabei wird es wohl nicht bleiben, denn die Aktivist*innen haben auch Störaktionen während der Übung selber angekündigt.

Soldaten erhielten «einsatzbezogene Ausbildung»

Trotz der möglichen Demonstrationen während der Übung erachtet die Armee den Einsatz von scharfer Munition als richtig. Armeesprecher Baumann betont: «Die Milizsoldatinnen und -soldaten verfügen über eine solide Grundausbildung in verschiedenen Bereichen.» Der bewaffnete Wachtdienst werde regelmässig im Rahmen der Wiederholungskurse praktiziert. Zudem würden die Truppen vor jeder Übung eine gezielte «einsatzbezogene Ausbildung» absolvieren. Dazu gehöre ein Modul zum bewaffneten Wachtdienst.

Zu möglichen Konfrontationen von Demonstrat*innen mit Soldat*innen sagt Baumann: «Wie bei jeder Übung oder jedem Einsatz mit Waffen und Munition gelten für die Truppe verbindliche Einsatzregeln.» Sie würden die Bedingungen für den Einsatz der persönlichen Waffe und allfälliger weiterer Zwangsmittel festlegen.

Laut Baumann führt die Armee den Grossteil ihrer Einsätze und Übungen mit Waffen und Munition durch. Seit Anfang Jahr habe die Armee bereits zahlreiche bewaffnete Einsätze «erfolgreich und zur Zufriedenheit der zivilen Behörden» geleistet: Beispielsweise die Bewachung des WEF in Graubünden, der WTO-Konferenz in Genf oder der Ukraine-Konferenz im Tessin. Baumann betont aber, es seien die Aufträge sowie die Vorgaben der zivilen Behörden, welche jeweils den Rahmen für den Auftrag und damit den Einsatz von Waffen und Munition vorgeben.

Kritik an Milizsoldaten mit Munition in Wohngebieten

Berner Politiker*innen sehen dem Einsatz der scharfen Munition mit gemischten Gefühlen entgegen. SP-Grossrätin Edith Siegenthaler sagt auf Anfrage, sie habe Verständnis, dass die Behörden realitätsgetreu üben wollen. «Ich habe aber auch Verständnis, dass Soldaten mit geladenen Gewehren im städtischen Raum ein ungutes Gefühl auslösen können.» Wenn niemand gefährdet werde und die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden, findet Siegenthaler die scharfe Munition aber vertretbar.

Kritischer zeigt sich Seraina Patzen von den Jungen Grünen: «Ich finde die scharfe Munition bei dieser Übung gefährlich und unnötig.» Es könnten Unfälle passieren. Die Grossrätin findet es «unverantwortlich, dass man Milizsoldaten mit Munition in Wohngebieten einsetzt».

Die grünliberale Grossrätin Marianne Schild ist weniger besorgt: «Ich habe ein relativ grosses Vertrauen in Lageeinschätzung der Behörden und fühle mich diese Woche in der Stadt Bern nicht unsicher.» Und SVP-Grossrat und Oberst Thomas Fuchs erachtet den Einsatz der scharfen Munition als «richtig – trotz der Risiken». Gerade im heutigen internationalen Umfeld sei es wichtig, unter realistischen Bedingungen zu üben.

«Eine Milizarmee mit Bewaffnung ist nichts Neues»

Der zuständige Berner Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) betont auf Anfrage, «dass ein solcher Einsatz unserer Milizarmee mit Bewaffnung nichts Neues oder Aussergewöhnliches, sondern Business as usual darstellt und in der Vergangenheit immer wieder stattgefunden hat». Armeeeinsätze hätten nie zu Protesten geführt, ausser jetzt in Bern. Die Armee komme zum Beispiel auch beim WEF, bei Ministertreffen in Genf  oder beim Zionistenkongress in Basel zum Einsatz. Und sie schütze bei Bedarf ausländische Botschaften, insbesondere in Bern.

Zudem hätten in den vergangenen Jahren diverse  Übungen mit bewaffneten Truppen stattgefunden. Regierungsrat Müller betont, dass die bei den beschriebenen Einsätzen eingesetzten Truppen eine intensive einsatzbezogene Ausbildung durchlaufen hätten und gibt zu bedenken: «Ein unbewaffneter Einsatz der Schweizer Armee hätte wohl wenig Mehrwert.»

Noch scheint es trotz Terrorübung ruhig zu sein im Raum Bern. Von Störaktionen der Kritiker*innen ist noch nichts bekannt, und Militärpräsenz fällt nirgends auf. Laut Insiderinformationen wird der praktische Teil der Übung erst in der Nacht auf Donnerstag so richtig gestartet. Die «Hauptstadt» hat Kenntnis davon, dass dann unter anderem auch ein Verwaltungsgebäude des Bundes an der Berner Stadtgrenze von der Armee bewacht werden soll.
(https://www.hauptstadt.be/a/armeeuebung-fides-mit-scharfer-munition)


+++POLIZEI ZH
tagesanzeiger.ch 17.08.2022

Zürcher Polizei mietet Militärfahrzeuge: Armeepanzer irritiert Raver an der Street Parade

Erstmals setzte die Stadtpolizei Zürich bei einem Grossanlass ein 14 Tonnen schweres Armeefahrzeug ein. Auch andere Schweizer Polizeikorps rücken näher zum Militär.

Corsin Zander

Wenn für die Street Parade Hunderttausende Menschen nach Zürich reisen, um zu feiern, bedeutet das auch für die Stadtpolizei Zürich einen Grosseinsatz. Die Polizistinnen und Polizisten sorgen für Sicherheit, indem sie die Menschenmassen lenken, bei Auseinandersetzungen einschreiten – und bereit sind, allfällige Terroranschläge abzuwehren.

Am vergangenen Samstag ist die Polizei erstmals mit einem ungewöhnlichen Panzerlastwagen aufgefahren. Nicht nur die Grösse des Fahrzeugs (7 Meter lang, 2,5 Meter breit und mit Aufbau über 4 Meter hoch), sondern auch die olivgrüne Farbe irritierte verschiedene Raver. Gleich mehrere meldeten sich bei dieser Zeitung.

Der Grund für die Farbe ist, dass die Stadtpolizei dieses sogenannte geschützte Mannschafts­transport­fahrzeug (GMTF) nicht selbst gekauft hat, sondern seit Ende 2020 für rund 15’000 Franken im Jahr mietet. Der Panzer ist zwar mit «Polizei» beschriftet und mit Blaulichtern ausgerüstet, aber er gehört weiterhin der Armee.

Panzer bietet vor Splittern und Kugeln Schutz

Das Militär braucht das GMTF in der Infanterie. Die Panzerung ist so stark, dass sie nicht nur gegen Splitter Schutz bietet, sondern auch gegen direkt abgefeuerte Projektile. Bei der Schweizer Armee sind diese Panzerlastwagen auch noch mit einem personen- oder ferngelenkten Maschinengewehr ausgerüstet. Nutzt die Polizei diese Fahrzeuge, verfügen sie über keine Maschinengewehre.

«Wir können damit unsere Einsatzkräfte im Ernstfall sicher und geschützt durch eine Gefahrenzone bringen oder etwa auch verletzte Personen wegtransportieren», sagt Stadtpolizeisprecher Pascal Siegenthaler. Mit den massiven Rädern rollt der Lastwagen auch problemlos über unwegsames Gelände oder Scherben hinweg. Ein GMTF sei aber für die Polizei kein Kampfmittel.

Bereits 2005 hatte die Polizei einen Lastwagen des Typs Duro I für 172’000 Franken selbst gekauft. Er wird seither von der Sondereinheit Skorpion für verschiedene Einsätze gebraucht. Mit seiner hellgrauen Farbe erinnert er aber eher an ein Polizeifahrzeug als der Armeepanzer des Typs Duro III.

Dass die Polizeikorps von der Armee Einsatzmittel mieten, entspricht einem Trend, seit verschiedene Terroranschläge in Europa die Gefahrenlage verändert haben. Seit 2018 vermietet die Armee entsprechende Fahrzeuge dauerhaft. Ein Deal, für den der Chef der Armee damals sein Okay gab.

Seither mietet auch die Kantonspolizei Zürich zwei Duro-Panzer permanent für je 35’000 Franken pro Jahr. Sie werden vor allem am Flughafen eingesetzt. Ausserhalb wurden die Fahrzeuge gemäss einem Sprecher der Kantonspolizei bisher bloss für Trainingszwecke eingesetzt. Sie stünden aber jederzeit für spontane Einsätze oder für grössere planbare Aktionen auf dem ganzen Kantonsgebiet zur Verfügung.

Ein Video von 2018 zeigt das Panzerfahrzeug im Einsatz.
Video: Tamedia (Archiv)
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv333370h.mp4

Neben den GMTF mietet die Kantonspolizei Zürich von der Armee seit 2020 ein sogenanntes Kleinbetankungssystem, mit dem der Polizeihelikopter betankt wird. Ansonsten mieten Stadt- und Kantonspolizei Zürich keine weiteren Einsatzmittel dauerhaft. Es kann lediglich vorkommen, dass die Armee situativ – etwa während des WEF – mit Fahrzeugen aushilft.

Auch andere Kantone greifen vermehrt und zum Teil dauerhaft auf Fahrzeuge der Armee zurück. Vier Polizeikorps sind laut der Armee inzwischen Dauermieter eines GMTF, fünf weitere Korps nutzen die gepanzerten Fahrzeuge auf Abruf. Der Kanton Genf mietet schon länger zwei Radschützenpanzer Piranha 8×8. Die Mietverträge seien jeweils auf ein Jahr befristet, sagt ein Armeesprecher. Die Abgabe von Waffen und Munition sei grundsätzlich nicht vorgesehen.

Kritik an Zusammenarbeit der Polizei mit Armee

Die Nähe der Polizeikorps zur Schweizer Armee ist nicht unumstritten. In diesen Tagen läuft im Kanton Bern unter dem Namen Fides 22 eine Übung, in der die Armee zusammen mit der Kantonspolizei den Krisenfall probt. Was das genaue Szenario ist, sagt weder die Sicherheits­direktion noch das Verteidigungs­departement. Es soll aber darum gehen, «wichtige und für das Funktionieren des öffentlichen Lebens kritische Infrastrukturen» zu schützen, also etwa Verteilzentren, Brücken oder Tunnel. Die Übung ist eine Fortsetzung der «Sicherheits­verbunds­übung 2019», bei der unter anderem auch in Zürich die Abwehr eines Angriffs der fiktiven «Global Liberation Front» geprobt wurde.

Die Übung Fides 22 löste Kritik in linksautonomen Kreisen aus. Am vergangenen Wochenende protestierten in Bern 130 Personen und riefen dazu auf, die Übung zu sabotieren. Sie kritisieren, unter dem Schlagwort Terrorismus werde «eine diffuse Angst vor einem unsichtbaren Feind erzeugt, um mehr Kontrolle zu rechtfertigen». Bisher gab es aber noch keine Berichte über Störaktionen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/armeepanzer-irritiert-raver-an-der-street-parade-339702341671)


+++POLIZEI LU
Festnahme und Taser-Einsatz bei Raststätte Neuenkirch
Am Mittwochmorgen kam es in Neuenkirch zu einem Polizeieinsatz. Dabei wurden zwei erwachsene Personen festgenommen. Deren Kinder im Auto mussten die wüsten Szenen mitverfolgen.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/kanton-luzern/luzern-festnahme-und-taser-einsatz-bei-raststaette-neuenkirch-ld.2329324
-> https://www.20min.ch/story/polizisten-setzen-mehrfach-taser-ein-um-einen-mann-und-eine-frau-zu-baendigen-110120876526
-> https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/luzern/einsatz-auf-raststaette-in-neuenkirch-lu-polizei-tasert-koks-fahrer-auf-autobahn-einfahrt-id17798121.html


+++POLIZEI DE
Mögliches Aus für Taser-Einsätze
Die Erprobung von Elektroschockpistolen soll laut einer internen E-Mail vorerst enden
Laut einer E-Mail des Berliner Innenstaatssekretärs Torsten Akmann (SPD) endet der fünfjährige Probelauf ohne Verlängerung am 31. Dezember 2022. Die Polizeigewerkschaft hält das für falsch.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166200.polizei-berlin-moegliches-aus-fuer-taser-einsaetze.html


+++DREADLOCKS
Zürcher Bar sagt Konzert von weissem Rasta-Sänger ab
Der österreichische Musiker Mario Parizek wollte am Dienstag eigentlich im «Gleis» in Zürich auftreten. Daraus wurde nun nichts – offenbar wegen seiner Rastas.
https://www.nau.ch/news/schweiz/zurcher-bar-sagt-konzert-von-weissem-rasta-sanger-ab-66244799
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/kulturelle-aneignung-das-gleis-sagt-konzert-von-weissem-rasta-musiker-ab-ld.2329333
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/nur-stunden-vor-auftritt-zuercher-bar-sagt-konzert-von-musiker-ab-wegen-rastas-id17797802.html
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/kanton-zuerich/das-gleis-sagt-konzert-von-weissem-musiker-mit-dreads-ab-147540411
-> https://www.tagesanzeiger.ch/nun-laedt-auch-eine-zuercher-bar-einen-weissen-kuenstler-mit-rastas-aus-999735973414
-> https://www.baerntoday.ch/zuerich/kanton-zuerich/das-gleis-sagt-konzert-von-weissem-musiker-mit-dreads-ab-147540411
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/das-zuercher-lokal-das-gleis-sagt-konzert-wegen-dreadlocks-ab-147545859#doNotTrack=true&autoplayNextVideo=JTdCJTIydmlkZW9Hcm91cCUyMiUzQSUyMnBsYXlsaXN0JTIyJTJDJTIyYXNzZXRJZCUyMiUzQSUyMkFzc2V0JTNBMTQ3NTQ1ODU2JTIyJTJDJTIydGl0bGUlMjIlM0ElMjJEYXMlMjBaJUMzJUJDcmNoZXIlMjBMb2thbCUyMCVDMiVBQkRhcyUyMEdsZWlzJUMyJUJCJTIwc2FndCUyMEtvbnplcnQlMjB3ZWdlbiUyMERyZWFkbG9ja3MlMjBhYiUyMiUyQyUyMnZpZGVvRHVyYXRpb24lMjIlM0ExNDUlMkMlMjJrYWx0dXJhSWQlMjIlM0ElMjIxX2wwMmswdzRjJTIyJTJDJTIya2FsdHVyYVRhZ3MlMjIlM0ElNUIlNUQlN0Q=
-> https://www.20min.ch/story/wegen-seiner-frisur-konzert-in-zuercher-bar-gleis-abgesagt-896939712036



nzz.ch 17.08.2022

Jetzt auch in Zürich: Linke Bar sagt Konzert von weissem Musiker mit Dreadlocks ab – und muss sich erklären

Nach der Brasserie Lorraine in Bern sagt auch ein Zürcher Kulturlokal einen Auftritt eines weissen Rasta-Musikers ab. Die Debatte um kulturelle Aneignung dreht weiter.

Jacqueline Lipp

Die Debatte um kulturelle Aneignung ist um ein Kapitel reicher: In Zürich hat ein Kulturlokal das Konzert eines weissen, Dreadlocks tragenden Musikers abgesagt. Der Österreicher Mario Parizek hätte am Dienstag in der Bar «Das Gleis» im Zürcher Zollhaus spielen sollen, doch das Konzert wurde kurzfristig gestrichen. Das berichtete zuerst «Züri Today». Der Schritt sei damit begründet worden, dass er als weisser Musiker Rastas trage, sagte Parizek in einem Video auf den sozialen Netzwerken und machte den Vorfall damit publik.

Der Musiker attestiert den Verantwortlichen eine «mehr oder weniger faschistische Einstellung» und fühlt sich ganz offensichtlich missverstanden. Seine Dreadlocks habe er sich als 13-Jähriger zugelegt, weil er «in einem ziemlich rechten Dorf» aufgewachsen sei und den Leuten dort habe zeigen wollen, dass es auch andere Menschen gebe, erzählt der Musiker in seinem Video. «Heute werde ich von der linken Ecke deshalb diskriminiert», sagt Parizek und klatscht im Video sarkastisch in die Hände. «Ich habe keine Worte dafür.»
-> https://www.instagram.com/p/ChUqo08FDAe/

Veranstalter reagierten auf Rückmeldungen

Die Zürcher Bar widerspricht der Darstellung teilweise. «Wir haben dieses Konzert nicht wegen seiner Rastas abgesagt, sondern wegen des angesprochenen Unwohlseins von unseren Mitmenschen», schreiben die «Gleis»-Verantwortlichen in einem Beitrag auf Instagram. Im Vorfeld des Auftritts seien entsprechende Mitteilungen eingegangen, unter anderem von Personen aus dem Team des Lokals. Aus Rücksicht darauf habe man sich für eine Absage des Konzerts entschieden – unter grossem Zeitdruck und trotz unterschiedlichen Meinungen.

Im Austausch ist laut dem «Gleis» auch das Stichwort «kulturelle Aneignung» gefallen. Wie sich die Kulturbar im genossenschaftlich organisierten, dezidiert linken Zollhaus in diesem Themenfeld positionieren soll, wissen die Verantwortlichen selber noch nicht. Eine Haltung dazu habe man «als Kollektiv noch nicht», halten sie in ihrer Stellungnahme fest. Sie kündigen an, das Thema so bald wie möglich mit allen Interessierten zu reflektieren.

Dass Mario Parizek seinem Ärger in den sozialen Netzwerken Luft verschafft, hat die Veranstalter allerdings bereits jetzt zu einer öffentlichen Stellungnahme gezwungen. Darin halten sie fest, dass man dem Musiker mehrmals ein Angebot zu einem «offenen Dialog» gemacht habe. Der Künstler habe aber, «zum Teil mit Beleidigungen», abgelehnt. Hingegen hat Parizek, wie das «Gleis» in einem süffisanten Nachsatz erwähnt, eine Entschuldigung in Form einer finanziellen Entschädigung angenommen.

Absage in Bern sorgt für Kopfschütteln

Eine Reflexion zum Thema ist in der Schweiz bereits seit mehreren Wochen im Gange. Auslöser war das Konzert der Mundart-Band Lauwarm im Stadtberner Kulturlokal Brasserie Lorraine. Fünf weisse Männer, die mit Rastafrisuren Reggae-Musik spielen, das bereitete einigen Konzertbesuchern ein Unwohlsein. Nach Rückmeldungen aus dem Publikum brach die Brasserie das Konzert noch am selben Abend ab.

Rastafrisuren und Reggae-Musik sei grundsätzlich indigenen Jamaicanern vorbehalten, lautete die Begründung. Denn ihre Vorfahren hätten durch Kolonisation und Unterdrückung Ausgrenzung und Rassismus erfahren, was im Reggae thematisiert werde.

Das Argument, weisse Reggae-Musiker würden sich der kulturellen Aneignung schuldig machen, löste selbst in linken Kreisen Irritation und Konsternation aus. Die Berner Musiker wehrten sich ebenso gegen den Vorwurf. Es handle sich nicht um Aneignung einer Kultur oder um Provokation, sondern um Inspiration durch andere Kulturen, entgegnete der Bandchef Dominik Plumettaz im Gespräch mit der NZZ.

Nebst einer Welle der Empörung trat der Vorfall auch eine Diskussion über Rassismus, Macht und Kommerzialisierung in Gang. Kaum ein Tag verging, an dem nicht ein neuer – oder vermeintlich neuer – Aspekt des Themas ausgeleuchtet wurde. Ob nach der Absage in Zürich weitere dazukommen, wird sich zeigen. Der Diskussionsbedarf scheint jedenfalls noch nicht erschöpft zu sein.
(https://www.nzz.ch/zuerich/jetzt-auch-in-zuerich-linke-bar-sagt-konzert-von-weissem-musiker-mit-dreadlocks-ab-und-muss-sich-erklaeren-ld.1698432)



Blonde Rastas am Röntgenplatzfest: OK setzt auf Dialog statt Abbruch
Seit dem Konzertabbruch in Bern läuft die Debatte um kulturelle Aneignung heiss und ist auch in Zürich angekommen. Wie reagieren Kulturveranstalter? Das Röntgenplatzfest versucht es trotz blonden Rastas mit Dialog.
https://tsri.ch/zh/dialog-statt-abbruch-blonde-rastas-am-roentgenplatzfest-kulturelle-aneignung.iZkoAwqMjxELkW6N


+++RECHTSEXTREMISMUS
„Am 17.8.1990 gründeten die beiden Neonazis Patrick Iten und Carlo Albisser mit dem Einverständnis der US Mutterorganisaton das „Motherchapter“ der #HSN, die «Schweizer Hammerskins» Eine @ExifRecherche Hintergrundrecherche https://exif-recherche.org/?p=9890 LS31 https://www.antifa.ch/antifa-magazin-lautstark/
(https://twitter.com/antifa_bern/status/1559822067171790848)


Die Ersten in Europa – das „Motherchapter“ der HSN, die «Schweizer Hammerskins»
Vor nunmehr 32 Jahren importierten Schweizer Neonazis das Konzept der neonazistischen Bruderschaft aus den USA nach Europa und gründeten 1990 die «Schweizer Hammerskins» (SHS). Drei Jahrzehnte, in denen das Schweizer Chapter durch Gewalttaten, politische Agitation und Einfluss auf das internationale RechtsRock-Geschehen auffiel. Bis zu 60 Personen durchliefen seit der Gründung nachweislich die Vollmitgliedschaft der SHS, etliche weitere schafften es über den Status als Anwärter nicht hinaus. Aktuell unterhält das Chapter bis zu 20 aktive Mitglieder. Hinzu kommt die unterstützende Struktur, die «Crew 38 Zentralschweiz».
https://exif-recherche.org/?p=9890


LS31 – Sonderausgabe Hammerskins
https://www.antifa.ch/wp-content/uploads/2022/08/Ausgabe31_CC_v2.cleaned.pdf
– Lange Geschichte – kein Ende in Sicht
– Klitzekleines Who-is-who
– Das kleine 1×1
– Bruderschaft – und wo bleiben die Schwestern?
– Ein Bild für die Ewigkeit
– Erinnerungen eines Überfallenen


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Rechter Telegram-Influencer: Oliver Janich auf den Philippinen festgenommen
Er ist einer der radikalsten deutschen Verschwörungsideologen und QAnon-Anhänger. Nun wurde Oliver Janich in seiner asiatischen Wahlheimat verhaftet. Nach SPIEGEL-Informationen läuft ein deutsches Ermittlungsverfahren.
https://www.spiegel.de/netzwelt/oliver-janich-auf-den-philippinen-festgenommen-a-963cc52c-57c4-4c59-b235-706c0049de93
-> https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/verschwoerungstheoretiker-oliver-janich-offenbar-festgenommen,TElq57p
-> https://www.rnd.de/politik/oliver-janich-deutscher-verschwoerungsideologe-auf-den-philippinen-festgenommen-TXV6XBBVDZGAPDZDHZLKKXXIJI.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/janich-philippinen-festgenommen-101.html


+++FUNDIS
Irrglaube
Seit zwei Jahren wird in der Schweiz bestraft, wer Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung herabsetzt. Einem selbst ernannten Prediger ist das völlig egal. Und den Straf¬prozess nutzt er als Bühne.
https://www.republik.ch/2022/08/17/am-gericht-irrglaube


Unbeirrter Feldzug gegen die Abtreibung
Die Bewegung der Abtreibungsgegner:innen hat auch die Schweiz erfasst. Pro-Life-Anhänger:innen versuchen, das Recht auf Abtreibung zu beschneiden – indem sie Lobbyarbeit betreiben, Schwangerenberatungsstellen einrichten, Babyklappen anbieten und Rabatte auf Versicherungen vermitteln.
https://www.swissinfo.ch/ger/abtreibung-schweiz-pro-life-abtreibungsgegner_unbeirrter-vormarsch-gegen-die-abtreibung/47829912


+++HISTORY
Vor 30 Jahren: Pogromstimmung in Rostock-Lichtenhagen
Die rassistischen Angriffe im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen jähren sich. Der militante Fremdenhass fand unter dem Beifall der BürgerInnen statt. Die offene Pogromstimmung wurde von angereisten Neonazis aus dem In-und Ausland befeuert.
https://www.endstation-rechts.de/news/vor-30-jahren-pogromstimmung-rostock-lichtenhagen
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-08/rechtsextremismus-rostock-lichtenhagen-1992-pogrom


Schriftsteller James Baldwin – Mit seinem Kampf gegen Rassismus war er seiner Zeit weit voraus
James Baldwins Essay-Band «Von einem Sohn dieses Landes» ist heute noch hochaktuell. Nun wurde er neu übersetzt.
https://www.srf.ch/kultur/literatur/schriftsteller-james-baldwin-mit-seinem-kampf-gegen-rassismus-war-er-seiner-zeit-weit-voraus