Medienspiegel 5. September 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++THURGAU
«Mama Africa»: Das Kreuzlinger Flüchtlinscafé als Oase der Menschlichkeit
«Agathu» feierte das 25-jährige Bestehen in Kreuzlingen. Es waren Freiwillige, die sich der Notlage der betroffenen Menschen annahmen. Bis heute ist es der Freiwilligenarbeit in der Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau zu verdanken, dass Geflüchtete hier Menschlichkeit und Respekt erfahren.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld/mama-africa-das-fluchtlinscafe-als-oase-der-menschlichkeit-ld.2183391u


++++SCHWEIZ
NEUES ANTIDOT IST ERSCHIENEN: “FÜR EINE WELT OHNE LAGER”
(www.3rgg.ch) – Eine Basler Redaktionsgruppe hat zusammen mit Einzelpersonen und Gruppen aus verschiedenen Teilen der Schweiz ein Heft über das Lagersystem der Schweiz zusammengestellt. Zwölf Artikel beschreiben die neueste Asylgesetzrevision von 2019 und die Bundesasyllager. Die Firmen und Institutionen, die am Betrieb der Lager beteiligt sind, werden vorgestellt. Betroffene berichten von ihren Erfahrungen und analysieren den Alltag in den Bundesasyllagern und Nothilfeunterkünften der Schweiz. Schliesslich zeigen verschiedene selbstorganisierte Gruppen ihre Perspektive auf das Migrationssystem und wie sie dagegen ankämpfen.
Das Heft könnt ihr hier downloaden: https://3rgg.ch/wp-content/uploads/2021/09/Antidot_Lager_2021.pdf
Gedruckte Exemplare könnt ihr unter kontakt@3rgg.ch bestellen.
no border, no nation


Reiste auf Dach nach Chiasso: Mann auf SBB-Zug durch Stromschlag schwer verletzt
Nachdem ein Mann auf dem Dach eines SBB-Eurocitys mitgereist war, erlitt er im Bahnhof Chiasso an der Grenze zu Italien einen Stromschlag. Dort kam es in der Vergangenheit mehrmals zu ähnlichen Vorfällen.
https://www.derbund.ch/mann-auf-sbb-zug-durch-stromschlag-schwer-verletzt-128166785842


+++BALTIKUM
Umgang mit Asylsuchenden in Litauen: „Regierung verletzt Menschenrechte“
Organisationen sind wegen der Verschärfungen des Migrationsrechts alarmiert. Asylsuchende in Litauen würden teils „faktisch inhaftiert“.
https://taz.de/Umgang-mit-Asylsuchenden-in-Litauen/!5799122/


+++TÜRKEI
Türkei: Mauer an der Grenze zum Iran
Derzeit leben mehrere Hunderttausend Afghanen in der Türkei. Meistens illegal. Jetzt könnten verstärkt weitere Flüchtlinge über die iranisch-türkische Grenze ins Land kommen. Eine mehrere 100 km lange Mauer soll das verhindern
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/sendung/turkei-fluechtlinge-mauer-100.html


+++ATLANTIK
derbund.ch 05.09.2021

Flucht nach Europa: Am Strand der Hoffnungslosen

Von Westafrika auf die Kanaren verläuft eine der gefährlichsten Migrationsrouten. Aber wer ankommt, hat kaum Chancen auf Asyl. Von einem, der trotzdem nur auf den richtigen Moment wartet.

Karin Janker

Seine Ankunft in Dakhla war, als würde er ein anderes Land betreten, erzählt A. Als öffnete sich die Tür zu einem anderen Leben. A. kam vor fast einem Jahr hier in der Westsahara an, er spürte damals vor allem eines: grosse Erleichterung. Er und sein Freund H. hatten es geschafft, zumindest bis hierher. Die beiden jungen Marokkaner waren zusammen zur Schule gegangen, nun wollten sie gemeinsam nach Europa. Das klingt so leicht. In Wirklichkeit ist es ein Glücksspiel: Nach Schätzungen der UNO stirbt jeder 16. Migrant bei dem Versuch, von Westafrika aus den Atlantik in Richtung Kanaren zu überqueren. Auch A. und H. haben von Menschen gehört, die für immer verschwunden sind. Riskieren wollten sie es trotzdem.

A. stammt aus Zentral-Marokko, aus der Nähe von Marrakesch. Er ist Anfang 20. Obwohl er sich bereit erklärt hat, seine Geschichte zu erzählen, möchte er unerkannt bleiben. Denn was er getan hat, ist in Marokko illegal. Und sein Weg ist in Dakhla noch nicht zu Ende.

Dakhla ist die zweitgrösste Stadt im Gebiet Westsahara, das von Marokko als Territorium beansprucht wird. Offiziell leben dort gut 100’000 Menschen. In Wirklichkeit dürften es deutlich mehr sein. Nach Dakhla zieht es Menschen aus Marokko, aber auch aus Mauretanien, Mali oder Senegal. Sie haben dasselbe Ziel: die Kanarischen Inseln. 450 Kilometer offener Atlantik liegen zwischen Dakhla und der Südspitze von Gran Canaria. Wer es bis dorthin schafft, hat gute Chancen, weiterreisen zu können aufs europäische Festland. So wurde Dakhla in den vergangenen Monaten zu einem Brückenkopf in Richtung Europa.

15-mal so viele Migranten wie 2019

Die Migrantinnen und Migranten in Dakhla haben ihre Heimat aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen. Manche fliehen vor bewaffneten Konflikten, andere werden von den Regimes ihrer Heimatländer verfolgt. A. sagt, er habe sein Leben lang alte, abgenutzte Kleidung getragen und die Schule nicht abgeschlossen, weil die Bücher zu teuer waren. Er habe beschlossen, seine Situation zu verändern, und das könne er nur, wenn er sein Land verlasse. Den Plan, in Europa ein besseres Leben zu suchen, teilt A. mit vielen jungen Marokkanern. Er sagt, jeder, den er kenne, wolle eigentlich weg.

Die Pandemie hat die Situation in Marokko verschlimmert. Viele Arbeitsplätze hängen dort vom Tourismus ab. So haben sich in den vergangenen Monaten immer mehr Menschen in Richtung Kanaren aufgemacht. Laut spanischem Innenministerium sind im ersten Halbjahr 2021 knapp 7000 Migranten auf den Inseln angekommen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 2700 Menschen. Und im Jahr davor nur 460. Inzwischen ist die Atlantikroute eine der wichtigsten Fluchtrouten nach Europa.

Nur schwer zu beziffern sind die Menschen, die in dieser Statistik nicht enthalten sind: all jene, die bei dem Versuch sterben. Die marokkanisch-spanische Nichtregierungsorganisation Caminando Fronteras spricht von 1922 Toten auf der Kanarenroute im ersten Halbjahr 2021. Von diesen gelten allerdings nur 61 Todesfälle als offiziell bestätigt. Die anderen 1861 Menschen gelten als vermisst oder verschwunden.

Von einem Taxifahrer verraten

A. hatte schon vor der Corona-Pandemie den Plan, Marokko zu verlassen. Sein Vorbild war der Nachbar seiner Eltern: Der sei vor Jahren nach Italien gegangen. Einmal im Jahr komme er seine Familie besuchen, dann sei er der grosse Held im Dorf und erzähle von seinem Auto, seinem Haus und seiner hübschen Frau. All das will A. auch.

Sein Freund H. erzählte ihm von Dakhla: Dort gebe es Boote, die einen gegen Geld auf die Kanaren bringen. A. bat seine Eltern um Geld, die pumpten Verwandte an. Aber es reichte nicht. In Casablanca arbeitete er, bis er 25’000 Dirham zusammengespart hatte, umgerechnet etwa 2500 Euro. Viel Geld für einen wie ihn.

Nach Dakhla fuhren A. und H. erst per Anhalter, dann versteckt im Frachtraum eines Busses. Für die letzte Strecke mussten sie ein Taxi nehmen. Der Fahrer gab der Polizei einen Tipp, sie wurden festgenommen. Sie zahlten eine Bestechung und kamen wieder frei. Ein weiteres Taxi brachte sie schliesslich nach Dakhla. Sie hatten einen Teil des Geldes, das für die Überfahrt bestimmt war, ausgeben müssen. Aber sie waren da.

Die Westsahara ist als Abfahrtsort populär, weil die Küste unübersichtlich ist und weil es dort etablierte Schleusernetzwerke gibt, die vom Bootsbauer bis zum Grenzbeamten alle schmieren können. Dakhla hat einen weiteren Vorteil: Hier gibt es Arbeitsplätze. Viele Migranten arbeiten in Fischfabriken für etwa zehn Euro pro Tag und verdienen sich so das Geld für die Überfahrt. Zwischen 1500 und 3000 Euro kostet ein Platz in einem Boot. Je mehr man zahlen kann, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Boot dicht und ausreichend Trinkwasser an Bord ist. Wer arm ist, hat ein höheres Risiko, auf dem Meer zu sterben.

Aus einem Flüchtling wird ein Schlepper

Als A. und H. im September 2020 in Dakhla ankamen, erzählt A., hätten sie gleich begonnen, Kontakt zu Schleppern aufzunehmen. Sie hörten sich Geschichten an, suchten Bekanntschaften. Und wurden immer skeptischer: Sollten sie wirklich ihr gesamtes Erspartes einem Fremden geben, dem sie völlig ausgeliefert wären? Sie hörten von Menschen, die 2000 Euro bezahlt hatten und danach weder das Geld wiedersahen noch den Mann, dem sie es gegeben hatten. Und selbst wenn es klappte, sagten sie sich, kämen sie auf den Kanaren an und hätten kein Geld mehr für die Weiterreise. In ihnen reifte der Plan, es auf eigene Faust zu versuchen.

A. erzählt, wie sie Details zusammentrugen: Man müsse auskundschaften, wann eine günstige Nacht wäre und wo der ideale Abfahrtsort; die Behörden bestechen, sich «den Weg freikaufen», wie man hier sagt; Proviant und Wasser organisieren für etwa drei Tage, lieber etwas mehr. Man braucht einen, der das Boot fahren kann. Zwei Aussenbordmotoren, falls einer ausfällt. Benzin, und natürlich das Boot selbst.

Weder A. noch H. hätten in Europa Chancen, als Asylbewerber anerkannt zu werden. Das Deutsche hat ein Wort für Menschen wie sie erfunden: «Wirtschaftsflüchtlinge». Aber von den Kanarischen Inseln würden nur wenige Migranten abgeschoben, sagt der spanische Marokko-Experte Ignacio Cembrero: derzeit gerade einmal 80 Personen pro Woche, verteilt auf vier Flüge. 80 Personen kommen innerhalb von 48 Stunden wieder an. Cembrero fasst es so zusammen: Marokko mache es Spanien so schwer wie möglich, Menschen zurückzuschicken.

Aus Sicht der EU gilt Marokko als wichtiger Partner, hat aber in Sachen Migration nicht denselben Stellenwert wie Libyen oder die Türkei. Das bedeutet weniger Geld. Rabat erhielt in den vergangenen sieben Jahren für die Zusammenarbeit im Bereich Migration 343 Millionen Euro, Libyen binnen sechs Jahren 355 Millionen. Nun verlangt Marokko für die Bewachung der Grenzen für die kommenden sieben Jahre rund 3,5 Milliarden Euro, also gut das Zehnfache.

In Dakhla wurde aus A. das, was man dort einen «harrag» nennt, einen Schlepper. Er und sein Freund hatten an alles gedacht, erzählt A. Ihre Reisegruppe hatten sie mit einer Art Schneeballsystem zusammengestellt: Jeder von ihnen habe drei, vier Leute angesprochen, die wiederum sprachen weitere Bekannte in Dakhla an. So kamen sie auf 21 Mitfahrer; 19 Männer und 2 Frauen. Die Nacht, in der sie losfahren wollten, war überraschend stürmisch. Schon am Strand waren die Wellen hoch. Die Männer versuchten, das Boot ins Meer zu schieben, doch sie kamen nicht schnell genug von der Stelle, erzählt A.

Weder A. noch H. hätten in Europa Chancen, als Asylbewerber anerkannt zu werden. Das Deutsche hat ein Wort für Menschen wie sie erfunden: «Wirtschaftsflüchtlinge». Aber von den Kanarischen Inseln würden nur wenige Migranten abgeschoben, sagt der spanische Marokko-Experte Ignacio Cembrero: derzeit gerade einmal 80 Personen pro Woche, verteilt auf vier Flüge. 80 Personen kommen innerhalb von 48 Stunden wieder an. Cembrero fasst es so zusammen: Marokko mache es Spanien so schwer wie möglich, Menschen zurückzuschicken.

Aus Sicht der EU gilt Marokko als wichtiger Partner, hat aber in Sachen Migration nicht denselben Stellenwert wie Libyen oder die Türkei. Das bedeutet weniger Geld. Rabat erhielt in den vergangenen sieben Jahren für die Zusammenarbeit im Bereich Migration 343 Millionen Euro, Libyen binnen sechs Jahren 355 Millionen. Nun verlangt Marokko für die Bewachung der Grenzen für die kommenden sieben Jahre rund 3,5 Milliarden Euro, also gut das Zehnfache.

In Dakhla wurde aus A. das, was man dort einen «harrag» nennt, einen Schlepper. Er und sein Freund hatten an alles gedacht, erzählt A. Ihre Reisegruppe hatten sie mit einer Art Schneeballsystem zusammengestellt: Jeder von ihnen habe drei, vier Leute angesprochen, die wiederum sprachen weitere Bekannte in Dakhla an. So kamen sie auf 21 Mitfahrer; 19 Männer und 2 Frauen. Die Nacht, in der sie losfahren wollten, war überraschend stürmisch. Schon am Strand waren die Wellen hoch. Die Männer versuchten, das Boot ins Meer zu schieben, doch sie kamen nicht schnell genug von der Stelle, erzählt A.

Plötzlich seien aus dem Dunkel vier oder fünf fremde Männer zum Boot gerannt, offenbar wollten sie mitfahren, ohne zu bezahlen. Es kam zu einem Handgemenge, das Boot mit den beiden Frauen darin kenterte. Proviant, Benzinkanister, alle Rucksäcke trieben im Wasser. Die Frauen, die nicht schwimmen konnten, seien an Land gezogen worden. Aber die Sachen, der Motor, das Boot selbst waren verloren. A. sagt, er und die anderen hätten sich schnell versteckt, jeden Moment hätten Polizisten auftauchen können. Ihr Plan war gescheitert.

Heute, fast ein Jahr später, ist A. noch immer in Dakhla. Er arbeitet in einer der Fischfabriken. Von der Idee, die Überfahrt selbst zu organisieren, sei er inzwischen abgekommen, sagt er. Nach Europa will er immer noch.



22 Migrantinnen ertrunken

Auf dem Seeweg in Richtung Kanarische Inseln sind nach Angaben einer Hilfsorganisation 22 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Dutzend weitere würden vermisst, twitterte Helena Maleno, die Gründerin der Nichtregierungsorganisation Caminando Fronteras, am Donnerstag. Bei den Todesopfern handle es sich um 21 Frauen und ein Mädchen, die meisten von der Elfenbeinküste oder aus Guinea. Die Leichen seien von der marokkanischen Marine von einem Flüchtlingsboot geborgen worden. (afp)
(https://www.derbund.ch/am-strand-der-hoffnungslosen-344202153167)


+++FLUCHT
Flucht erzählen. Jugendliteratur auf schwierigem Terrain
Seit das Thema der Flucht Eingang in die öffentliche Debatte gefunden hat, setzt sich auch die Jugendliteratur damit auseinander. Sie baut Brücken zwischen altbewährten Genres, zwischen Kulturen und Gesellschaften und versucht ein neues Bild von Flüchtenden zu erschaffen. Doch das gelingt ihr nur teilweise.
https://geschichtedergegenwart.ch/flucht-erzaehlen-jugendliteratur-auf-schwierigem-terrain/


+++GASSE
Lärmklagen wegen Strassen-Musikern beim Bahnhof Bern
«Es Burebüebli …». Strassenmusik belebt eine Stadt. Sie kann aber auch nerven. Vor allem dann, wenn lautstark die gleichen Melodien gespielt werden.
https://www.nau.ch/news/schweiz/larmklagen-wegen-strassen-musikern-beim-bahnhof-bern-65992349


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
vorwaerts.ch 04.09.2021

Winterthurer Häuserkampf geht weiter

Die Eulachstadt galt lange als günstigere Alternative für jene, die sich die Mieten in Zürich nicht leisten können. Jetzt will die Terresta AG für Sanierungen und Neuüberbauungen eine Milliarde Franken ausgeben – Aktivist*innen und Bewohner*innen warnen vor Mietwucher.

flo.

Die Aktivist*innen und Bewohner*innen von Stefanini-Häusern, die sich am Freitag, dem 27.August, vor dem wuchtigen Sulzer-Hochhaus versammeln, lassen sich vom verhangenen Himmel und dem deprimierenden Treffpunkt die Laune nicht verhageln. Aus einem Lautsprecher dringt «Bella Ciao». Die Anwesenden scherzen und lachen, trinken Kaffee und essen Kuchen. Einige bringen eine überdimensional grosse Kopie eines offenen Briefs an den Glaswänden des Foyer des Sulzer-Hochhauses an.

Auf Betonquadern, die als Sitzbänke um den 99-Meter hohen Turm aufgestellt wurden, wird für freie Büroflächen geworben, die noch im Gebäude zu haben sind, den man auf Businessdeutsch «Wintower» getauft hat. Allen gezwungen-trendigen Namenswechseln zum Trotz ist das Symbol der einstigen industriellen Boomstadt zwischen Töss und Eulach zum Mahnmal des Niedergangs der Stadt geworden. Als Sulzer sich immer stärker aus Winterthur zurückzog, bedeutete dies den Leerstand für das Konzernhauptquartier. Ab 2002 stand dann der wuchtige Bau vollständig leer. So wurde das Hochhaus 2004 von etwa 200 Personen besetzt. Die Besetzung dauerte nur ein Wochenende. Doch als Symbol nimmt die Aktion in der Winterthurer Häuserbewegung noch immer einen besonderen Platz ein.

Ein exzentrischer Bourgeois

Mit dem Sulzer-Hochhaus sowie mit unzähligen Häusern in der Stadt ist vor allem ein Name eng verflochten: Der des ehemaligen Besitzers des Hochhauses und Immobilienmoguls Bruno Stefanini. Zeitweise soll Stefanini die Hälfte der Steinberggasse in der Winterthurer Altstadt gehört haben. Auch im Rest der Stadt besass er eine Reihe von Liegenschaften. Die Instandhaltung von Immobilien scheint für Stefanini aber keine so grosse Leidenschaft wie der blosse Besitz von Häusern gewesen zu sein. Viele Wohnungen und Häuser überliess man sich selbst. Die Stadt beschloss 2009 zwei Gebäude an der Steinberggasse einzurüsten, nachdem eine Gefährdung von Passant*innen befürchtet wurde. Und auch Schlösser, so das Schloss Salenstein am Bodensee, liess Stefanini verfallen. Pikant: Er musste 2002 laut einem Bericht der SRF-Sendung «10 vor 10» einzig 1,6 Millionen Franken Vermögen und 200000 Franken Einkommen versteuern. Dies weil Stefanini den Grossteil seines Wohlstands in Sammlungen investiert hatte, die noch heute von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) verwaltet werden. Denn neben den zahlreichen Immobilien besass Stefanini eine Sammlung weltbekannter Kunst und eine weitere eher merkwürdiger Paraphranalia (der Tresor von Einstein, der Offiziersmantel Guisans und Weiteres), deren Wert auf 1,3 Milliarden Franken geschätzt wird.

Hauptsache auspressen

Seit März 2018 – und nach einem langen Rechtsstreit – amtet Stefaninis Tochter Bettina Stefanini als Stiftungspräsidentin. Bruno Stefanini verstarb 94-jährig im Dezember 2018. Mit der Übernahme der SKKG durch Bettina Stefanini hielten auch profitable Pläne für den enormen Immobilienbesitz des Terresta-Konzerns Einzug, der Tochtergesellschaft der Stiftung. Investitionen von einer Milliarde sollen für Renovationen und Neuüberbauungen ausgegeben werden. Laut Häuservernetzung Winterthur, einer Gruppe von Bewohner*innen der besetzten Häuser in Winterthur, die sich gegen die Pläne der SKKG stellt, seien von den Plänen 200 Häuser und 1700 Wohnungen betroffen. Deshalb auch die Aktion vor dem Sulzer-Hochhaus, das auch als Stiftungssitz der SKKG amtet. Neben der Häuservernetzung mobilisierte auch die Interessensgemeinschaft der Bewohner*innen und Benutzer*innen von Stefanini-Liegenschaften. Einer ihrer Redner warnt an der Aktion vor Mietenerhöhungen, die auf die Sanierungen folgen würden. Zwar beteuere SKKG, dass diese «moderat» ausfallen würden, doch ob die Bewohner*innen und die SKKG die selbe Vorstellung davon haben, was «moderat» heisst, bezweifelt er.

Eine weitere Rednerin warnt: «Bei uns ist mit Abriss ohne Ersatz zu rechnen!». Doch die Aktivist*innen vor dem Sulzer-Hochhaus wollen bleiben. Manche leben schon seit Jahrzehnten in ihrem Zuhause und sind auf den Wohnraum angewiesen. Andere haben selber einiges an Effort investiert, um ihre von Stefanini vernachlässigten Häuser bewohnbar zu halten. «Ohne die Bewohner*innen wären viele der Liegenschaften schon längst verfallen!», erklärt ein weiterer Redner. Deshalb verlangen die Aktivist*innen vor Ort in einem offenen Brief die Abgabe der Liegenschaften an die Menschen, die in ihnen wohnen. Dem vorausgehen soll die Gewährung eines Bleiberechts von 30 Jahren.

Absage von Terresta

Bislang gibt es für die Immobilienobjekte noch keine konkreten Pläne. Eine Aktion auf Vorrat also? Nicht für Terresta-Sprecher Matthias Meier. Wie er gegenüber der lokalen Tageszeitung Landbote sagte, ginge es um Haftungsfragen. Eine Abgabe der Liegenschaften an die Bewohner*innen schliesst er jedoch aus: «Das wäre ein Widerspruch zum Stiftungszweck.» Der Zweck derselben: Vermittlung und Sammlung von Kunst- und Kulturobjekten.

Und: Diese Argumentation verfängt nicht wirklich, wenn man sich gewahr wird, dass die Stiftung zumindest in den frühen 2000er-Jahren den Zweck hatte, das steuerbare Vermögen von Bruno Stefanini möglichst gering zu halten. So, als wäre für das Allgemeinwohl gesorgt, wenn man irgendwo Guisans Mantel in einem Tresor lagert. Der grösste Teil der Sammlung ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auch die Schlösser Salenstein und Brestenberg, die sich im Stiftungsbesitz befinden, kann man als Privatperson nicht besuchen. Sich auf Allgemeinnützigkeit zu beziehen, während man an der Gentrifizierung Schweizer Städte und der künstlichen Verknappung von Wohnraum durch Preistreiberei mitmischelt, scheint doch sehr gewagt zu sein. Dennoch ist man bei der Terresta optimistisch, dass man noch eine Lösung mit den verschiedenen Wohn- und Benutzer*innenparteien finden wird.

Hüben wie drüben

Vielleicht sind die Vorgänge in Winterthur wegen der fast schon abstrusen Rolle, die Bruno Stefanini auf dem hiesigen Häusermarkt gespielt hat und wegen der fast schon obszönen Schlupflöcher des Schweizer Steuerrechts besonders haarsträubend. Was aber zwischen Eulach und Töss geschieht, findet in ähnlichem Gewand im ganzen Land und global statt: Die Immobilienbranche ist noch stärker überkapitalisiert als vor dem Zusammenbruch des Häusermarkts in den USA 2008. Damit die Blase nicht platzt, müssen mehr Investitionsmöglichkeiten, mehr Profitmöglichkeiten her. Es muss weiter und weiter gebaut werden, vorbei an jedem realen Bedürfnis und jeder realen Nachfrage. Bewaffnet mit dem Leitspruch aller Kapitalist*innen «Nach uns die Sintflut», werden nicht günstige Wohnungen für Arbeiter*innen sondern Luxuslofts für Superreiche gebaut, die eigentlich lieber in ihrem Einfamilienhaus mit Natursteingarten in der Hüslischwiiz leben möchten. Die Folge sind 80000 leerstehende Wohnungen in der Schweiz bei gleichzeitigem Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den wichtigsten urbanen Zentren.

In Winterthur kämpfen die Aktivist*innen gegen diese Verdrängung und für ihren Wohnraum. Der Kampf, den sie führen, ist ein gesamtgesellschaftlicher, einer, der einen Status Quo in Frage stellt, bei dem nicht für die Bedürfnisse der Massen nach Wohnraum im Zentrum steht, sondern das Bedürfnis einer kleinen Kapitalist*innenklasse nach Profiten. Und so gesehen betreffen die Pläne der SKKG nicht nur die Besetzer*innen und Bewohner*innen der Stefanini-Liegenschaften!
(https://www.vorwaerts.ch/inland/winterthurer-haeuserkampf-geht-weiter/)


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Polizei setzte Pfefferspray ein: Handgemenge, Provokationen und Festnahmen an Impfgegner-Demo in Bern
Etwa 1000 Corona-Skeptiker nahmen am Sonntag an einer unbewilligten Demonstration in Bern teil, um gegen die «Einführung der Zweiklassengesellschaft» an der Universität Bern zu protestieren. Es kam zu brenzligen Szenen.
https://www.bernerzeitung.ch/1000-personen-protestieren-gegen-angebliche-impfpflicht-an-der-uni-378787006948
-> https://www.derbund.ch/ticker-corona-kanton-bern-847540015171
-> https://www.20min.ch/story/handgemenge-beschimpfungen-polizei-nimmt-5-personen-fest-849557110892
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/hunderte-demonstrieren-in-bern-gegen-zertifikatspflicht-65996157
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/res-hertig-ein-leben-fuer-die-psychiatrie?id=12049860 (ab 02:10)
-> Route: https://twitter.com/farbundbeton/status/1434481265948954625
-> https://twitter.com/farbundbeton/status/1434511560681078784
-> https://twitter.com/CovidiotenCH
-> https://www.police.be.ch/de/start.html?newsID=ba1c78fd-1f5c-49db-9419-d7bb3c31eb73



derbund.ch 05.09.2021

Corona-Demo durch die Länggasse: Und wieder einmal wollten sie auf den Bundesplatz

Rund 500 Personen haben am Sonntagnachmittag in Bern gegen die Corona-Regeln der Universität demonstriert – ohne Bewilligung. Dabei kam es zu hitzigen und kuriosen Szenen.

Martin Erdmann

Am Sonntagnachmittag herrschte auf der Grossen Schanze auffallend viel Betrieb. Rund 500 Personen fanden sich ein, um Passanten Pamphlete zu unterschiedlichsten Themen in die Hand zu drücken. In diesen geht es hauptsächlich um die Liebe zu Gott, den unerschütterlichen Glauben an die Heilkraft der Natur, das tiefschürfende Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und um die felsenfeste Überzeugung, vom Staat unterjocht zu werden.

Über den Grund, sich an diesem Nachmittag in Bern zu treffen, waren sich die Demonstrierenden jedoch einig. Ihr Groll sollte sich in den nächsten Stunden gegen die Universität Bern und deren Corona-Regelung richten. Seit Anfang September herrscht für «Aktivitäten im Rahmen der Universität» eine Zertifikatspflicht. Der Zutritt zu den Mensen und Lehrveranstaltungen ist jedoch auch weiterhin ohne Zertifikat möglich.

Dennoch ist im Demonstrationsaufruf von «Impfapartheid» und der Einführung einer «Zweiklassengesellschaft» die Rede. Gegen 14.45 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung, um in der Länggasse Schlachtrufe gegen die Obrigkeit und für mehr «Freiheit» zu skandieren. Im mehrheitlich linken Studentenviertel kam dieser Versuch, die universitäre Corona-Handhabung zu stürzen, nicht besonders gut an. Auf den Balkonen entlang der Länggassstrasse wurde oft nur mitleidig der Kopf geschüttelt, oder es wurden wüste Verwünschungen hinuntergerufen.

Antifaschistischer Grabenkampf

Auf der Höhe Erlachstrasse kam es plötzlich zu einer gleichermassen heiklen wie kuriosen Szene. Ein kleines Grüppchen linksautonomer Gegendemonstranten hatte sich mit einer antifaschistischen Fahne an den Strassenrand gestellt. Doch auch im Demonstrationszug befanden sich Personen mit antifaschistischen und anarchistischen Fahnen, die entsprechendes Gedankengut für sich beanspruchten. Die beiden Gruppen gerieten in eine fanatische Diskussion, wer nun die linksautonome Hoheit geniesse und wer sich dem System verkauft habe. Wäre die Polizei nicht dazwischengegangen, wären die Argumente wohl bald mit den Fäusten dargelegt worden.

Das sollte aber nicht die letzte heikle Szene bleiben. Eigentlich hiess es im Demonstrationsaufruf, die Marschroute solle durch die Länggasse und an den dortigen Universitätsgebäuden vorbeiführen. Doch statt nach dem Quartierspaziergang auf die Grosse Schanze zurückzukehren, steuerte der Demonstrationszug die Berner Innenstadt an.

Dieser Kurswechsel schien improvisiert, was auch eine Begebenheit kurz darauf zeigte. Während die Speerspitze des Zugs zum Bärenpark führen wollte, schienen andere Demo-Teilnehmer plötzlich andere Pläne zu verfolgen. Unter den Rufen «Bundesplatz, Bundesplatz!» wurde der Kurs abermals geändert. Das neue Ziel probierte man über den Theaterplatz und die Amthausgasse zu erreichen. Die Polizei setzte dem Manöver mit Absperrungen ein Ende. Danach wurde der Demonstrationszug doch noch auf die Grosse Schanze zurückgeführt, wo die Kundgebung endete.

«Stimmung zunehmend aufgeheizt»

Der Nachmittag war für die Berner Kantonspolizei mit viel Arbeit verbunden. Um den Demonstrationszug am Theaterplatz zu stoppen, wurde Pfefferspray eingesetzt, wie Mediensprecher Christoph Gnägi sagt. Solche Einsätze würden sich an Corona-Demonstrationen immer mehr häufen. «Die Stimmung ist zunehmend aufgeheizt.» Für diese Demonstration sei zudem keine Bewilligung erteilt worden. «Zwar standen wir mit einzelnen Teilnehmenden in Kontakt – genaue Informationen zur Laufroute gab es aber keine», sagt Gnägi.

Fünf Personen seien während der Kundgebung angehalten worden. Vier davon hätten die Demonstrationsteilnehmenden mehrmals provoziert – die fünfte habe einen Beamten beleidigt.
(https://www.derbund.ch/und-wieder-einmal-wollten-sie-auf-den-bundesplatz-230309127697)



Mit Glocken gegen das Covid-Zertifikat
An den Anti-Corona-Demos sind sie nicht zu überhören: die Freiheitstrychler mit ihren Kuhglocken. Sie sehen sich als Verteidiger der Werte der Urschweiz. Dabei hatte diese Urschweiz mit Freiheit denkbar wenig zu tun. Wieso vermag dieser Mythos heute trotzdem noch eine politische Kraft zu entfalten?
https://www.srf.ch/audio/einfach-politik/mit-glocken-gegen-das-covid-zertifikat?id=12048465


“Freiheit” als politisches Schlagwort – Echo der Zeit
Die Freiheit wird immer wieder beschworen – etwa wenn es um die Corona-Massnahmen des Bundesrats geht. Dabei wird deutlich, dass die Definitionen von Freiheit mitunter weit auseinander gehen. Denn das Verständnis von Freiheit hängt nicht nur vom politischen Standpunkt ab, es hat sich über die Jahrhunderte auch stark verändert.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/freiheit-als-politisches-schlagwort?id=bd7c581b-3eb7-404b-8467-ac7cfdaa8391


Nach tätlichem Angriff auf Impfbus-Mitarbeiter in Diessenhofen: So begleitet die Kantonspolizei Thurgau kommende Einsätze
Impfgegner verabreden sich auf «Telegram» und wollen den Impfbus in Diessenhofen verhindern. Die Aktion macht einen Einsatz der Kantonspolizei Thurgau nötig.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kreuzlingen/impfgegner-taetlicher-angriff-auf-mitarbeiter-vom-impfbus-in-diessenhofen-ld.2183418
-> https://www.blick.ch/schweiz/ostschweiz/polizei-einsatz-in-diessenhofen-tg-impfgegner-attackieren-impfbus-mitarbeiter-id16807326.html



Schaffhauser Nachrichten 04.09.2021

Zu einer tätlichen Auseinandersetzung ist es am Donnerstag während der mobilen Impfaktion in Diessenhofen gekommen. Ein Impfgegner hatte einen Mitarbeiter des Impfbusses angegriffen.

Thomas Martens

Auf seiner Tour durch den Thurgau machte der kantonale Impfbus zum Auftakt am Donnerstag, von 16 bis 20 Uhr Station in Diessenhofen. Wie die Kantonspolizei Thurgau auf Anfrage mitteilte, seien rund 20 Impfgegner vor Ort gewesen und ­hätten sich vorerst friedlich verhalten. «Kurz vor 19 Uhr kam es dann zu ver­balen Auseinandersetzungen zwischen Impfgegnern und dem Personal des Impfbusses», schreibt Matthias Graf vom Mediendienst der Kantonspolizei. Dabei sei ein Mitarbeiter des Impfteams durch einen Impfgegner ­tätlich angegriffen worden. Beide Männer seien dabei nicht verletzt worden. Die Kantonspolizei Thurgau habe Ermittlungen ­wegen Gewalt und Drohung gegen ­Behörden und Beamte (Offizialdelikt) aufgenommen, heisst es weiter.

Die Impfgegner hatten auf dem ­Messengerdienst Telegram im Vorfeld zu Störaktionen aufgerufen, Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma waren vor Ort. Die Kantonspolizei Thurgau wusste ­davon und hat die Veranstaltung be­obachtend begleitet, jedoch nicht mit sichtbarer Präsenz. Zu Beginn der Impfaktion war von einer angespannten ­Atmosphäre noch nichts zu spüren. ­Gemäss Medienberichten hatte sich eine längere Schlange von etwa 30 Personen gebildet, die das niederschwellige Impfangebot des Kantons Thurgau nutzten. «Ich wollte einfach spontan vorbeikommen können», sagte ein Mann, und ein anderer ergänzte: «Ich finde es gut, dass man sich nicht anmelden und auch nicht abmelden muss, wenn etwas dazwischenkommt.»

Der Kanton Thurgau wertet die Aktion als Erfolg: «Es haben sich 91 Personen impfen lassen», sagte die Leiterin des Thurgauer Gesundheitsamtes, Karin Frischknecht, auf Anfrage. Aufgrund des mitgebrachten Impfstoffes von Pfizer/Biontech hätten sich 120 Personen impfen lassen können. «Der Impfbus hat bei der Bevölkerung gut Anklang gefunden. Die Möglichkeit, sich wohnorts- oder arbeitsnah impfen zu lassen, wurde rege genutzt», so Frischknecht.

Wer allerdings einen richtigen Bus ­erwartet hatte, wurde überrascht. Auf dem Parkplatz beim Bahnhof waren zwei Pavillonzelte aufgebaut. In einem wurden die Daten der Impfwilligen aufgenommen, im anderen gab es dann die Impfung. Wie Frischknecht in einem Interview ausführte, sei man auch mit Firmen im Gespräch, um dort die Zelte aufzustellen und dem Personal, aber auch der Öffentlichkeit, die Möglichkeit zu geben, sich impfen zu lassen.
(https://www.shn.ch/region/stein-diessenhofen/2021-09-04/koerperlicher-angriff-bei-impfbus)



Berner Chirurg wütet gegen Corona-Massnahmen: «Verweigert das Testen, das Impfen, das Maskentragen»
Ein Arzt aus Bern verbreitet Verschwörungstheorien und macht Stimmung gegen die Corona-Schutzmassnahmen. Nun hat der Kanton eine Untersuchung eingeleitet.
https://www.blick.ch/schweiz/berner-chirurg-wuetet-gegen-corona-massnahmen-verweigert-das-testen-das-impfen-das-maskentragen-id16805113.html



Sonntagszeitung 05.09.2021

Mediziner rieten von Impfung abKanton Bern sanktioniert zwei Ärzte

Auch in den sozialen Medien wird jetzt nach Ärzten gesucht, die ihre Berufspflichten verletzen.

Denis von Burg

Der Kanton Bern hat zwei Ärzte sanktioniert, die sich öffentlich gegen die Corona-Impfung aussprachen und ihren Patienten davon abrieten. Die Berner Gesundheitsdirektion bestätigt die Fälle, schweigt sich über die konkreten Sanktionen aber aus und gibt nur allgemein über die Sanktionsmöglichkeiten Auskunft. Aufrufe gegen die empfohlenen Corona-Impfungen könnten als eine «Verletzung der Berufspflichten» angesehen werden, sagt Gundekar Giebel, Mediensprecher der Berner Gesundheitsdirektion. Mögliche Sanktionen seien «eine Verwarnung, Bussen bis zu 20’000 Franken sowie ein befristetes oder unbefristetes Verbot der Tätigkeit in eigener fachlicher Verantwortung». In Extremfällen drohe gar der generelle Entzug der Berufsausübungsbewilligung.

Die Direktion des Berner Gesundheitsdirektors Pierre-Alain Schnegg (SVP) will das Problem von Ärzten, die ihre Patienten von der Impfung abhalten, ernst nehmen. Die Mediziner seien Vertrauenspersonen für viele Leute, heisst es in der Direktion. Wenn diese Stimmung gegen die Impfung machen würden, untergrabe das die gesamte Impfkampagne. «Das macht uns schon gewisse Sorgen, denn wir brauchen jede Impfung», sagt Sprecher Giebel.

In Bern hat man jetzt auch angefangen, Medien, Internet und die sozialen Medien nach Ärzten zu durchsuchen, die gegen die Impfung aufrufen. Sehr viele Fälle findet man indes nicht. Man registrierte aber, dass sich diese Woche in einem Artikel im «Bund» zwei Ärzte vehement gegen die Impfung ausgesprochen haben. Auch diesen droht jetzt ein Verfahren: «Wir klären die Sachverhalte ab und prüfen, ob Sanktionen angezeigt sind», sagt Giebel.
(https://www.derbund.ch/kanton-bern-sanktioniert-zwei-aerzte-154158118123)



Nur Albaner? Von wegen! – Das sind die fünf Typen der Imfpverweigerer
Wer sind die Leute, die die Covid-Impfung verweigern? SonntagsBlick skizziert fünf Typen.
https://www.blick.ch/schweiz/nur-albaner-von-wegen-das-sind-die-fuenf-typen-der-imfpverweigerer-id16805316.html


Walliser Priester und Lehrer verbreitet an Demo Verschwörungstheorien
An der Anti-Corona-Demo in Brig bezeichnete ein Priester die Corona-Massnahmen als «Krieg». Da er auch Mittelschullehrer ist, wird nun geprüft, ob die Aktion Folgen haben wird.
https://www.20min.ch/story/walliser-priester-und-lehrer-verbreitet-an-demo-verschwoerungstheorien-689814130793


Verschwörungsmythen und Sci-Fi: Zwischen zwei Pillen
Das coronaleugnerische Milieu findet überall scheinbare Belege für seine verschwörungsideologischen Ansichten. Nun ist auch die Science-Fiction dran.
https://taz.de/Verschwoerungsmythen-und-Sci-Fi/!5794269/


+++HISTORY
Berlins frühe Anarchistinnen
Eine Initiative erinnert an die Aktivistinnen des syndikalistischen Frauenbundes
Eine Stadttour durch Berlins Mitte zeigt vergessene Orte der anarchistischen Frauenbewegung der 1920er Jahre und macht so einen Teil feministischer Geschichte der Hauptstadt sichtbar.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1156277.syndikalistischer-frauenbund-berlins-fruehe-anarchistinnen.html