Medienspiegel 25. August 2021

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+++BERN
Stadt Biel heisst Gesuch des Kantons gut: Betrieb des Rückkehrzentrums Biel-Bözingen bis 2022 doch möglich
Die Stadt Biel hat dem Gesuch des Kantons entsprochen, die Wohncontainer in Biel-Bözingen weiterhin als Rückkehrzentrum für die Unterbringung von rechtskräftig Weggewiesenen nutzen zu können. Der Gemeinderat hat die dafür notwendige Bewilligung bis zum 31. Juli 2022 verlängert. Dem Entscheid gingen zielführende Gespräche zwischen dem Kanton und der Stadt Biel voraus.
https://www.be.ch/portal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.mm.html/portal/de/meldungen/mm/2021/08/20210825_1406_betrieb_des_rueckkehrzentrumsbiel-boezingenbis2022dochmoeglich
-> https://www.derbund.ch/stadt-biel-will-keine-familien-mehr-in-asylzentrum-891255910448
-> https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/ausnahmebewilligung-fuer-das-rueckkehrzentrum-wird-verlaengert
-> https://www.biel-bienne.ch/de/news.html/29/news/2398



bernerzeitung.ch 25.08.2021

Gesuch des Kantons bewilligt: Biel verlängert zähneknirschend Bewilligung für Rückkehrzentrum

Die Stadt Biel hat dem Gesuch des Kantons Bern entsprochen, dass die Wohncontainer in Biel-Bözingen weiterhin als Rückkehrzentrum für abgewiesene Asylbewerber benutzt werden können.

Der Kanton Bern kann Wohncontainer in Biel-Bözingen weiterhin als Rückkehrzentrum für rechtskräftig abgewiesene Asylsuchende nutzen. Die Stadt Biel hat die entsprechende Bewilligung bis Ende Juli 2022 verlängert. Dies tat sie allerdings zähneknirschend.

Der rot-grün dominierte Gemeinderat zeigte sich in einer Mitteilung vom Mittwoch enttäuscht, dass der Kanton Bern «in den vergangen vier Jahren keine ernsthaften Anstrengungen unternommen hat, um fristgerecht eine Ersatzlösung für die in verschiedener Hinsicht wenig geeignete Containerlösung in Bözingen zu finden.» Offensichtlich strebe der Kanton bei der Unterbringung dieser verletzlichen Personen keine Verbesserungen an.

Andere Töne schlägt die bernische Sicherheitsdirektion unter der Leitung von FDP-Regierungsrat Philippe Müller an. Aus ihrer Sicht hatte die Stadt Biel eine Verlängerung des Betrieb über Oktober 2021 hinaus «aus grundsätzlichen ideologischen Erwägungen» zunächst abgelehnt, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Im Rahmen eines formellen Verlängerungsgesuchs sei man nun «zu einer einvernehmlichen Lösung» gekommen.

Die Stadt Biel wiederum streicht hervor, dass sie aus humanitärer Verantwortung heraus, die Bewilligung verlängert habe. Familien sollten nicht kurzfristig an wenig geeignete Standorte verlegt werden, gerade wenn Kinder durch einen Schulwechsel mitten im Schuljahr betroffen seien.

Der Gemeinderat hat deshalb eine Verlängerung der Ausnahmebewilligung bis am 31. Juli 2022 – abgestimmt auf das Schuljahresende – gewährt. Mit diesem Beschluss verbindet sich die dringende Aufforderung an die zuständigen kantonalen Ämter nun «unverzüglich und ernsthaft die Suche nach einer geeigneten Nachfolgelösung an die Hand zu nehmen und insbesondere Familien mit Kindern in ordentlichen Wohnungen unterzubringen».

Der Kanton seinerseits betont, dass es mit der bewilligten Nutzungsverlängerung möglich sei, geeignete Alternativen zum Standort in Biel zu suchen. Ein Betrieb des Rückkehrzentrums über 2022 hinaus sei indes ausgeschlossen.
(https://www.bernerzeitung.ch/biel-verlaengert-zaehneknirschend-bewilligung-fuer-rueckkehrzentrum-905896203120)



bernerzeitung.ch 25.08.2021

Kontroverse Diskussion in MuriParlament sagt Nein zu Flüchtlingsappell

Der Druck auf den Bund soll nicht noch grösser werden, finden die Gegner. Für die Befürworter wäre ein Mittragen allerdings ein «Zeichen der Humanität» gewesen.

Stephan Künzi

Wie viel Druck von unten ist ­nötig? Und ab wann wirkt Druck nur kontraproduktiv? Über diese Frage diskutierte das Parlament in Muri am Dienstagabend intensiv. Anlass bot ein Vorstoss aus den Reihen von SP und Grünen, der forderte, dass sich die Gemeinde der Allianz «Städte und Gemeinden für die Aufnahme von Flüchtlingen» anschliesst. So, wie dies 38 andere Städte und Gemeinden angesichts der überfüllten Flüchtlingslager in der Ägais bereits getan haben.

Für die Befürworter war klar, dass dieses «Zeichen der Humanität» nötig sei, wie SP-Vertreterin Karin Künti sagte. Sie wisse, dass praktische Gründe der Forderung entgegenstünden – aber eben, pflichtete ihr Franziska Grossenbacher im Namen der Grünen bei: «Der Druck von unten ist wichtig.»

Kontrovers diskutiert

Mit genauso klaren Worten warnte die Exekutive vor einem Ja. Die Rollen in der Flüchtlingsbetreuung seien zwischen Bund, Kanton und Gemeinde klar verteilt, erklärte Gemeinderat Martin Häusermann (Forum). Gross sei deshalb die Gefahr, dass Druck nur Gegendruck erzeuge, sich das Klima unter den Akteuren verschlechtere.

Support leistete FDP-Vertreter Raphael Weibel. Er ermahnte seine Parlamentskollegen, sich auf ihre Aufgabe zu Gunsten der Gemeinde zu besinnen, «ein moralisierender Fingerzeig» in diesem globalen Problemfeld sei nicht angebracht. Das Parlament folgte den Kritikern und lehnte den Vorstoss mit 19 zu 13 Stimmen bei einer Enthaltung ab.

In der Region Bern wird das Thema sehr kontrovers diskutiert. Während die Stadt Bern die Allianz seit jeher mitträgt, hat Ostermundigen den Beitritt Ende Juni nur mit Stichentscheid des Parlamentspräsidenten beschlossen. In Köniz sagte der Gemeinderat fürs erste Ja, im Parlament steht die Debatte allerdings noch aus.
(https://www.bernerzeitung.ch/parlament-sagt-nein-zu-fluechtlingsappell-717144595573)


+++SCHWEIZ
Asyl für AfghanInnen: Alles faule Ausreden
Verzweifelte Eltern, die ihre Kinder den US-SoldatInnen übergeben, um sie in Sicherheit zu wissen; panische Menschen, die sich an Flugzeuge klammern, vor verschlossenen Flughafentoren ihre Papiere in die Luft recken; lokale HelferInnen, deren Namen auf den Evakuierungslisten nicht auftauchen, die in Kabuler Kellern ohne Aussicht auf Rettung ausharren: Wer dem Bundesrat die letzten Tage zuhörte, konnte leicht den Eindruck gewinnen, diese bitteren Szenen westlichen Versagens in Afghanistan seien nicht bis nach Bern gedrungen – so sehr waren die beiden FDP-MagistratInnen bei ihrer Pressekonferenz vergangene Woche bemüht, bloss nicht den Anschein von Handlungseifer zu erwecken. Statt von Menschlichkeit und Hilfe in einer offensichtlichen Notlage sprachen sie bloss von logistischen Schwierigkeiten und «Bedarfsanalysen», von «abwarten», «realistisch bleiben» und «Lage beobachten». So wortreich war unterlassene Hilfeleistung selten umschrieben worden.
https://www.woz.ch/2134/asyl-fuer-afghaninnen/alles-faule-ausreden


Asylpolitik: Die Schweiz könnte vorspuren für eine Flüchtlingskonferenz»
Alberto Achermann entwirft drei Szenarien, wie sich die humanitäre Krise in und um Afghanistan entwickeln könnte. Eine internationale Lösung könne es nur mit einer Stärkung der Uno geben, sagt der Professor für Migrationsrecht.
https://www.woz.ch/2134/asylpolitik/die-schweiz-koennte-vorspuren-fuer-eine-fluechtlingskonferenz


+++DEUTSCHLAND
Beschwerde wegen Verstoßes gegen EU-Recht
Breites Bündnis von NGO kritisiert fehlende Gesundheitsversorgung für Papierlose in Deutschland
Faktisch sind Papierlose von der regulären Gesundheitsversorgung ausgeschlossen. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. hat nun eine förmliche Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht – unterstützt von Ärzte der Welt und mehr als 30 anderen Organisationen.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1155959.diskriminierung-beschwerde-wegen-verstosses-gegen-eu-recht.html


+++BALTIKUM
Polen schottet sich ab
Einreise verweigert – Geflüchtete sitzen an der Grenze zu Belarus fest. Bau von Hunderte Kilometer langem Zaun geht weiter
https://www.jungewelt.de/artikel/409101.eu-fl%C3%BCchtlingspolitik-polen-schottet-sich-ab.html
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/wenn-fluechtlinge-zum-spielball-der-poltik-werden?id=7f7152d3-cf27-4f35-bd73-140960bc761d


+++MITTELMEER
Kampf für Menschenrechte am Telefon: Alarm Phone erhält den PRO ASYL-Menschenrechtspreis
Panische Hilferufe, Freudenschreie am rettenden Ufer, tödliches Schweigen am Telefon: Für ihren unermüdlichen Einsatz für Schutzsuchende, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten, verleiht die Stiftung PRO ASYL ihren Menschenrechtspreis 2020/21 stellvertretend für das Alarm Phone-Team an Marion Bayer, Hagen Kopp (Hanau) und Hela Kanakane (Tunis).
https://www.proasyl.de/news/kampf-fuer-menschenrechte-am-telefon-alarm-phone-erhaelt-den-pro-asyl-menschenrechtspreis/


+++TÜRKEI
Türkei fürchtet sich vor Migranten-Ansturm – Echo der Zeit
Die Türkei liegt auf der Flüchtlingsroute aus Afghanistan Richtung Westen. Da Europa sich abschottet, geht in der Türkei die Angst um vor einer neuen Welle von Einwanderungen. Entsprechend angespannt ist die Stimmung.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/tuerkei-fuerchtet-sich-vor-migranten-ansturm?id=c486ad6f-19a4-4285-adfe-6d9ea6330a84


+++FREIRÄUME
derbund.ch 25.08.2021

Visionäre Idee: Neue Markthalle auf der «Schütz» soll Unort beleben

Mit Gastronomie und Marktständen möchte ein Verein künftig die Berner Schützenmatte aufwerten. Der Mäzen Hansjörg Wyss wurde für eine Finanzierung angegangen.

Sophie Reinhardt

Die Idee bekommt neuen Schwung – auch wenn sie nicht ganz neu ist. Schon Berns ehemaliger Stadtpräsident Alexander Tschäppät sagte, er könne sich einst auf der Schützenmatte gut eine Markthalle vorstellen. Der nun aktiv gewordene Verein «Interessengemeinschaft Neue Markthalle Bern» will genau das in Angriff nehmen.

Hinter dem Verein stecken verschiedene umtriebige Berner, etwa Hüseyin Matur, der das Restaurant Fischerstübli in der Matte führte und seit vielen Jahren das Open-Air-Kino Marzili-Movie organisiert. Im Vorstand ist auch Maurice Bridel. Er betreibt das Restaurant Bay an der Hodlerstrasse.

Zum Gespräch auf der Schützenmatte mit dem «Bund» erscheint auch Vereinspräsident Jan Mezger, der die Idee schon seit längerem verfolgt (lesen Sie an dieser Stelle: «Sie wollen die Markthalle zurückholen»).

Ihnen allen schwebt eine Halle vor, in der neben einem Gemüse- und Früchtemarkt auch Fisch und Fleisch verkauft werden. Platz bekommen sollen auch Gastronomie, Kleingewerbe oder gar Co-Working und Kinderbetreuung – und das alles zentral auf der Schützenmatte.

Barcelona als Vorbild

«Wir alle waren grosse Fans der einstigen Markthalle am Bubenbergplatz», erzählt Matur. Als Inspiration für die neue Halle dienen ihnen aber grössere Markthallen in der Welt, etwa der Mercat de la Boqueria in Barcelona oder die Markthalle in Rotterdam. «Wir sind auch überzeugt, dass eine Markthalle einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivität der Stadt Bern und somit zum florierenden Tourismus leisten kann», so Matur.

Gemäss dem Konzept brauchte die Halle zwischen 2000 und 3000 Quadratmeter Fläche, die sie dann an regionale und lokale Geschäften weitergeben würde. Sie hätten auch andere Standorte besucht, seien aber überzeugt, dass sich ihre Idee auf der «Schütz» am Besten realisieren lasse.

Gemäss Konzept soll eine zweistöckige Glas-Metall-Konstruktion gebaut werden. Diese würde um die 15 Millionen Franken kosten, schätzen die Vereinsmitglieder. «Wir möchten dies möglichst selbst finanzieren», sagt Mezger. Die Initianten haben auch schon eine Idee, wer ihren Traum mitfinanzieren könnte: «Wir haben bereits den Kontakt zum Berner Mäzen Hansjörg Wyss gesucht, wir könnten uns vorstellen, dass er sich für das Projekt begeistern könnte», hofft Mezger.

Ebenfalls glaubt die Interessengemeinschaft, dass ihre Idee einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitslage und der Lärmsituation auf der Schützenmatte leisten könnte. Gerade in den letzten Wochen kam es immer wieder zu Raubüberfällen und Auseinandersetzungen auf dem Platz vor der Berner Reitschule. Ist dem Verein der Platz nicht zu ungestüm? «Wir wissen, dass wir mit unserem Projekt natürlich auf eine gute Nachbarschaft angewiesen sind – auch mit der Reitschule», sagt Matur.

Stapi schon informiert

«Alexander Tschäppät würde sicher für unsere Idee brennen», glaubt Matur. Aber was sagt der aktuelle Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) zu den Plänen? Bereits vor über einem Jahr haben ihm Vereinsmitglieder ihr Konzept vorgestellt. «Es hiess damals, dass das nicht so schnell möglich sei, weil ein Grossteil des Platzes für die Baustelle des Bahnhofs benutzt wird», sagt Matur. Doch er glaube daran, dass der Platz genügend gross sei für ein Nebeneinander von Markthalle und Baustellenschutt.

Die Stadt sucht seit Jahren nach Ideen, wie der Platz genutzt werden könnte. Erst vor wenigen Wochen machte die Stadt einen erneuten Anlauf und rief die Bevölkerung dazu auf, sich einzubringen. Ein mit der Vorstudie beauftragtes Landschaftsarchitekturbüro aus Basel stellte dafür auf der «Schütz» einen Container auf. Interessierte können dort ihre Ideen für eine künftige Nutzung deponieren.

Diese will die Stadt bis Ende 2022 in eine «Vorstudie für die definitive Umgestaltung» einarbeiten. Zusätzlich werden dafür Workshops mit einem Begleitgremium durchgeführt. Aus diesem Grund sei es ihm als Stadtpräsident nicht möglich, das Projekt der «Interessengemeinschaft Neue Markthalle Bern» vorgängig zu bewerten, lässt Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried dem «Bund» auf Anfrage ausrichten. Denn das würde der Vorstudie vorgreifen.

Wahlkampfidee der SVP

Weil der Stadtpräsident nach ihrem Empfinden wenig Begeisterung zeigte, trafen sich die Vorstandsmitglieder auch mit Stadträtinnen und Stadträten verschiedenster Parteien, um ihnen das Projekt schmackhaft zu machen. Auch der SVP müsste die Idee eigentlich gefallen. Denn der damalige SVP-Gemeinderatskandidat Thomas Fuchs schlug schon im Wahlkampf letztes Jahr vor, die Schützenmatte mit einem Hochhauskomplex samt Markthalle anders zu nutzen.
(https://www.derbund.ch/neue-markthalle-auf-der-schuetz-soll-unort-beleben-584329165591)



bernerzeitung.ch 25.08.2021

Alte Idee für die Schütz: Verein will Markthalle vor der Reitschule

Hüseyin Matur und Jan Mezger lancieren eine ältere Idee neu: Sie möchten eine Markthalle auf der Berner Schützenmatte bauen.

Claudia Salzmann

Schon der verstorbene Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät sinnierte vor Jahren darüber, dass doch eine Markthalle auf der Schützenmatte gebaut werden könnte. Nun haben zwei Männer die Idee im «Bund» neu aufleben lassen und skizzieren den Markt wie der Mercat de la Boqueria in Barcelona oder die Markthalle in Berlin. Die Halle soll dereinst eine zweistöckige Glaskonstruktion sein, in der lokale Verkäufer ihre Ware auf 2000 und 3000 Quadratmetern feilbieten. Sie rechnen laut «Bund» für das neue Projekt mit 15 Millionen Franken.

Die Köpfe dahinter sind Hüseyin Matur (Ex-Fischerstübli und Marzili Movie) und Jan Mezger (Silly Asses). Letzterer sprach von einer neuen Markthalle schon vor drei Jahren im Propeller-Keller und gründete damals mit zehn Interessierten einen Verein, zwei Monate später hätten sie sich eine Absichtserklärung eines Investors gewünscht. Diesen haben sie aber auch heute noch nicht, und überhaupt scheint sich seither beim Verein nicht viel getan zu haben.

Der Zeitpunkt, diese Idee noch einmal zu lancieren, passt grundsätzlich. Die Stadt Bern hat kürzlich zur erneuten Partizipation aufgerufen und sucht wieder Ideen, wie die Schützenmatte künftig genutzt werden kann. Gerade am Wochenende kam es wiederum zu mehreren Überfällen.
(https://www.bernerzeitung.ch/verein-will-markthalle-vor-der-reitschule-381578166639)



+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
Kampf um den Schweizer Pass – «Sie haben keinen typischen Ausländerhaarschnitt»
Mergim Ahmeti ist in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Als er sich einbürgern will, erlebt er einen schikanösen Hürdenlauf.
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/kampf-um-den-schweizer-pass-sie-haben-keinen-typischen-auslaenderhaarschnitt


+++KNAST
tagesanzeiger.ch 25.08.2021

Trotz Impfungen keine Beruhigung: Hinter den Zürcher Gefängnismauern brodelt es

Die Impfquote hinter Gittern ist ähnlich hoch wie im Kanton Zürich. An einigen strengen Massnahmen wird trotzdem festgehalten. Das sorgt für Spannungen.

Corsin Zander

Die Situation in den Zürcher Gefängnissen ist angespannt. Ein Gefangener, der in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies sitzt, sagt dieser Zeitung am Telefon: «Es ist unerträglich hier. Es kocht. Es brodelt. Auch die Aufseher finden es nicht mehr lustig.» Ein Mitarbeiter von Justizvollzug und Wiedereingliederung (Juwe) spricht von einer «zum Teil angespannten Situation».

Obwohl mehr als die Hälfte der Gefangenen geimpft seien, verfüge die Gefängnisdirektion noch immer scharfe Massnahmen, kritisiert der Gefangene. Bei Kontakt mit Corona-Infizierten müssten doppelt Geimpfte weiterhin in Quarantäne.

Küchenmannschaft muss in Bubble bleiben

Er erzählt von einem Corona-Fall im Juli. Betroffen war damals die Küchenmannschaft. Obwohl die meisten von ihnen doppelt geimpft waren, wurden sie nach dem Kontakt in einer Art Bubble geführt. «Diese Massnahme ist extrem übertrieben», sagt der Gefangene. Das Juwe bestätigt den Fall.

Grundsätzlich nimmt das Amt aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes keine Stellung zu solchen Corona-Fällen. Man befinde sich in sämtlichen Institutionen nach wie vor in einer sehr guten und stabilen Situation, sagt Juwe-Sprecherin Rebecca de Silva.

Bezüglich der konkreten Zahlen verweist sie auf die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), die seit dem Herbst 2020 die Zahlen aller Schweizer Gefängnisse sammelt und auf Anfrage zusammengefasst bekannt gibt. Seit vergangenem Mai wurden unter den schweizweit 5000 Mitarbeitenden oder den 7000 Gefangenen nie mehr als 15 Neuinfizierte pro Woche gezählt.

Amt strebt «maximalen Schutz» an

Zu den Schilderungen des Gefangenen in der Pöschwies sagt de Silva, die Schutzmassnahmen hätten zu viel positivem Feedback, vereinzelt aber auch zu Unverständnis und Kritik geführt. Es sei zwar möglich, dass Geimpfte in Quarantäne müssten, aber das komme nur in begründeten Einzelfällen vor: «Wir arbeiten nach dem Grundsatz, den maximal möglichen Schutz mit den geringst nötigen persönlichen Einschränkungen zu erreichen», sagt de Silva.

Seit die Impfungen für Gefangene verfügbar sind, habe man einige Lockerungen im Schutzkonzept vorgenommen, sagt die Sprecherin. So entfalle in der Pöschwies etwa die Quarantänepflicht für Geimpfte, wenn diese aus dem unbegleiteten Hafturlaub zurückkehren. Sie werden auch nicht mehr isoliert, nachdem sie Besuch im Familienzimmer empfangen haben.

Wer vollständig geimpft ist und neu ins Gefängnis eintritt, muss zudem nicht mehr wie bisher in in den Gefängnissen Horgen oder Meilen in eine zehntägige Quarantäne. Besuche in Vollzugseinrichtungen können wieder in den normalen Besuchszimmern durchgeführt werden, wenn beide doppelt geimpft sind. Allerdings müssen in diesem Fall Masken getragen werden. Ansonsten finden die Besuche noch immer in den Räumlichkeiten statt, in denen die Gefangenen und die Besucher durch eine Trennscheibe getrennt sind.

Etwas anders laufen die Besuche in der Pöschwies ab: Im normalen Besuchsraum stehen als zusätzlich Plexiglasscheiben als Spuckschutz auf den Tischen. Weil diese allein aber eine Übertragung des Virus nicht verhindern können, und die Raumlüftung in der Pöschwies zu wenig effizient ist, um Aerosole schnell genug zu entfernen, gilt weiterhin eine Maskenpflicht im Besuchsraum.

Diese Massnahme ärgert wiederum den Gefangenen, der mit dieser Zeitung gesprochen hat. «Es ist ohnehin schon schwer, wenn wir Angehörige so selten sehen. Und dann dürfen wir ihnen nicht einmal richtig ins Gesicht blicken», sagt er.

Gefahr für das Gesundheitssystem

Rebecca de Silva vom Juwe anerkennt, dass die Massnahmen streng sind. Sie verweist aber auch darauf, wie verheerend ein breiter Ausbruch des Virus in einem Gefängnis sein könne. «Nur schon ein paar hospitalisierte Covid-infizierte Gefangene, die unter Umständen während Wochen in einem Spital betreut werden müssten, könnten das Zürcher Gesundheitssystem an den Anschlag bringen.»

So müssten diese Personen nämlich im Spital rund um die Uhr polizeilich überwacht werden, damit sie nicht fliehen könnten, aber auch, um das medizinische Personal und andere Patienten zu schützen.



Hohe Impfquote im Gefängnis

Für diese Zeitung hat Justizvollzug und Wiedereingliederung (Juwe) Anfang vergangene Woche die Impfquoten bei den Gefangenen in den Zürcher Institutionen erhoben. Im grössten Schweizer Gefängnis, der Justizvollzugsanstalt Pöschwies mit 400 Plätzen, sind 63 Prozent geimpft. Das ist ein ähnlicher Wert wie im Stadtzürcher Kreis 5, der zu jenen mit den höchsten Impfquoten gehört.

In den übrigen Gefängnissen hat es Platz für rund 600 Personen. Mit 39 Prozent ist die Impfquote in den Untersuchungsgefängnissen im Bereich der Gemeinde Kappel am Albis. Am tiefsten ist die Impfquote mit 28 Prozent in den sogenannten Vollzugseinrichtungen, zu denen etwa auch das Flughafengefängnis gehört. So tief ist die Quote nicht einmal in Fischenthal, jener Zürcher Gemeinde, in denen am wenigsten Personen geimpft sind (lesen Sie hier mehr dazu). In den Vollzugseinrichtungen dürfte der tiefe Anteil auch damit zusammenhängen, dass sich viele Personen in Ausschaffungshaft nicht impfen lassen wollen, um so eine Ausschaffung zu vermeiden.

Die Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, da die Fluktuation in den Gefängnissen hoch ist und nur die doppelt geimpften Personen gezählt wurden. Die Zürcher Gefängnisse werden mit Moderna beliefert. Im Gegensatz zu den Hausärzten, die nur mindestens 400 Impfdosen pro Monat bestellen können, erhält das Juwe auch Kleinmengen. Wenn jemand hinter Gittern eine zweite Pfizer-Impfung benötigt, kann auch diese verabreicht werden.

Nachdem das Juwe Anfang Jahr lange keine oder nur sehr wenige Impfdosen erhalten hatte, konnten in der Zwischenzeit alle impfwilligen Gefangenen mindestens einmal geimpft werden. Über die Mitarbeitenden erhebt das Juwe keine Statistik, zumal diese auch die Möglichkeit haben, sich ausserhalb der Gefängnisse impfen zu lassen und keine Pflicht besteht, das dem Arbeitgeber mitzuteilen. (zac)
(https://www.tagesanzeiger.ch/hinter-den-zuercher-gefaengnismauern-brodelt-es-412675147146)



Mehrere «Winner-Posen» möglich: Carlos gibt es jetzt für 150 Franken als Action-Figur
Vor acht Jahren erhielt Intensivtäter Brian das Pseudonym Carlos. Nun gibt es eine Action-Figur der medialen Konstruktion.
https://www.20min.ch/story/carlos-gibt-es-jetzt-fuer-150-franken-als-action-figur-581936513415


+++POLIZEI ZH
Dreizehn Schüsse auf Herrn Ali
Ein Polizeieinsatz in der Stadt Zürich läuft aus dem Ruder, das Opfer wird schwer verletzt – und ein einziger der beteiligten Polizisten muss sich vor Gericht verantworten. Dafür bereits zum zweiten Mal. Weil Herr Ali Gerechtigkeit will.
https://www.republik.ch/2021/08/25/dreizehn-schuesse-auf-herrn-ali


+++RECHTSEXTREMISMUS
Rechtsextremismus: Langsame und stetige Vereinnahmung
Ein Jahr nach dem vermeintlichen «Sturm auf den Reichstag» haben die Proteste gegen die Coronamassnahmen in Deutschland an Strahlkraft verloren. Rechte Strukturen haben aber nachhaltig profitiert – darunter eine neue Partei, die jetzt vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Eine Rekonstruktion.
https://www.woz.ch/2134/rechtsextremismus/langsame-und-stetige-vereinnahmung


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
SVP-Nationalrat ärgert Corona-SkeptikerKöppel wirbt für Impfung und wird beschimpft
Neue Töne des «Weltwoche»-Chefs: In einer Videobotschaft spricht er von einer «Pandemie der Ungeimpften».
https://www.derbund.ch/koeppel-wirbt-fuer-impfung-und-wird-beschimpft-686668383845
-> https://www.watson.ch/schweiz/coronavirus/182472480-roger-koeppel-macht-werbung-fuer-die-impfung-schwurbler-drehen-durch
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/roger-koppel-wirbt-fur-covid-impfung-und-verwirrt-anhanger-65988945


Coronavirus: Knapp 400 Menschen demonstrieren in St. Gallen
Der Bundesrat will im Kampf gegen das Coronavirus die Zertifikatspflicht ausweiten. Massnahmengegner haben am Mittwochabend in St. Gallen demonstriert.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-knapp-400-menschen-demonstrieren-in-st-gallen-65987679
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/demonstration-rund-450-coronaskeptiker-ziehen-durch-stgaller-innenstadt-polizei-notiert-keine-zwischenfaelle-ld.2178678
-> https://www.20min.ch/story/ueber-300-massnahmenkritiker-protestieren-gegen-corona-entscheide-943391262021


Coronavirus: Skeptiker warnen vor Demo-Gewalt
Am Samstag kam es bei einer Demo gegen die Massnahmen des Coronavirus zu Attacken. Nun wehren sich Skeptiker. Die Angst vor weiteren Ausschreitungen ist gross.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-skeptiker-warnen-vor-demo-gewalt-65988198


Coronavirus: Amis schlucken Tier-Entwurmungsmittel als «Heilmittel»
Der Kampf gegen das Coronavirus führt teils zu abstrusen Ideen. In den USA etwa nehmen Menschen ein Wurmmittel für Tiere ein. Die Behörden sind entsetzt.
https://www.nau.ch/news/amerika/coronavirus-amis-schlucken-tier-entwurmungsmittel-als-heilmittel-65988923


+++FUNDIS
Neuer Sammelband – Theologen warnen vor rechtsradikalen Christen-Gruppierungen
Rechtes Christentum gibt es nicht nur in den USA. Auch in Europa wirken Rechte unter christlichen Vorzeichen. Ein neues Buch klärt auf.
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/neuer-sammelband-theologen-warnen-vor-rechtsradikalen-christen-gruppierungen


+++HISTORY
Gedenktafel statt Abriss der Statue von David de Pury in Neuenburg
Neuenburg lässt das umstrittene Denkmal von David de Pury nicht abreissen. Stattdessen soll eine Gedenktafel dort angebracht werden.
https://www.nau.ch/news/schweiz/gedenktafel-statt-abriss-der-statue-von-david-de-pury-in-neuenburg-65989238