Medienspiegel 30. Mai 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++DÄNEMARK
Dänemark verfolgt neue Form der Asylpolitik – Echo der Zeit
Syrerinnen und Syrer, die vor dem Bürgerkrieg nach Dänemark geflüchtet sind und dort Asyl erhalten haben, sollen in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Und nicht nur das: Kopenhagen überlegt sich sogar, künftig gar keine Asylgesuche mehr entgegenzunehmen. Verabschiedet sich das Land damit von der Genfer Flüchtlingskonvention?
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/daenemark-verfolgt-neue-form-der-asylpolitik?id=58665ce1-fb38-4c7b-84cd-2164e85c6352


+++FRANKREICH
Drohnen und Zellophan – Die Bootspassagen, ihre Verlagerung nach Dunkerque und ein improvisiertes Kanu in Calais
Mehr als 3.000 Geflüchtete haben Großbritannien seit Jahresbeginn in kleinen Booten erreicht, etwa ein Drittel von ihnen trotz phasenweise ungünstiger Witterung im Laufe des Mai. Dies sind etwa doppelt so viele Personen wie im Vorjahreszeitraum, als die gleiche Anzahl erfolgreicher Passagen erst in der zweiten Julihälfte registriert wurde. Infolge der stärkeren Kontrolle der französischen Küste bei Calais rückt nun der Küstenabschnitt zwischen Dunkerque und der belgischen Grenze stärker in den Fokus. Doch auch von Calais legen weiter Boote ab. Ende Mai wurde dort sogar ein Boot entdeckt, das aus Stöcken und Zellophan zusammengesetzt worden war.
https://calais.bordermonitoring.eu/2021/05/30/drohnen-und-zellophan/


+++DÄNEMARK
Keine Duldung mehr in Dänemark
Dänemark entzieht einigen Syrern die Aufenthaltserlaubnis, weil die Regierung Teile des Landes als sicheres Rückkehrland eingestuft hat. Das trifft vor allem Frauen und Kinder – und könnte in der EU Schule machen.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/daenemark-syrer-abschiebung-101.html
-> https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/sendung/daenemark-syrer-sollen-heimgehen-100.html


+++GRIECHENLAND
Migrantenlager Eleonas: Ein neues Moria – mitten in Athen?
Um die griechischen Inseln zu entlasten, bringt die Regierung immer mehr Migranten auf das Festland. Viele stranden in Athen im Camp Eleonas – ein einstiges Vorzeigelager, das zu einem neuen überfüllten Hotspot anwächst.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/migrantenlager-eleonas-ein-neues-moria-mitten-in-athen,SYrlYED


+++FREIRÄUME
Tessiner Polizei räumt Autonomes Zentrum in Lugano
Die Kantonspolizei Tessin hat am Samstagabend kurz vor 21 Uhr das Autonome Zentrum Molino (CSOA) in Lugano geräumt.
https://www.nau.ch/news/schweiz/tessiner-polizei-raumt-autonomes-zentrum-in-lugano-65937010
-> https://www.rsi.ch/news/ticino-e-grigioni-e-insubria/
-> https://www.tio.ch/ticino/cronaca/1514497/lugano-roic-stata-svizzera-fuga
-> https://www.cdt.ch/ticino/lugano/manifestazione-alla-deriva-ecco-perche-abbiamo-demolito-HY4256009?_sid=CStmglan
-> https://www.cdt.ch/ticino/lugano/le-delucidazioni-sono-doverose-KY4256783?_sid=ZPjEEN0u
-> Film 2011: https://inv.riverside.rocks/watch?v=Qi2ICqrt2tk
-> https://www.inventati.org/molino/


Ende September ist Schluss – Salzlager-Wagenplatz in Luzern: Eine Oase aus Pragmatismus, Idealismus und Kreativität
Wir alle wohnen in Wohnungen oder in ganzen Häusern. Nicht so aber die Bewohnerinnen des Wagenplatzes des im Luzerner Obergrundquartier beheimateten Salzlagers. Sie leben an der frischen Luft, bauen ihr Zuhause, wie es für sie stimmt, und konsumieren möglichst bewusst. zentralplus war bei ihnen zum Zmittag eingeladen.
https://www.zentralplus.ch/salzlager-wagenplatz-in-luzern-eine-oase-aus-pragmatismus-idealismus-und-kreativitaet-2097969/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Mehrere Häuser in Bern besetzt
Communiqué der fünf Kollektive
In den letzten Tagen haben fünf Kollektive verschiedene Häuser in Bern und Zollikofen besetzt. Heute treten wir in die Öffentlichkeit, um uns vorzustellen. Namentlich sind wir das Kollektiv „Waldhütte“ an der Bitziusstrasse 13, das queerfeministische Kollektiv „Ramba Zamba“ an der Tillierstrasse 25, das Kollektiv „Hula-Hoop“ an der Wahlackerstrasse 5 in Zollikofen, dass Kollektiv „TARAP“ an der Ostermundigenstrasse 93 und das Kollektiv „Villa Rasselbande“ an der Fabrikstrasse 16.
https://anarchistisch.ch/mehrere-haeuser-in-bern-besetzt/
-> https://www.derbund.ch/hausbesetzer-nehmen-fuenf-haeuser-in-beschlag-777613477580
-> https://www.bernerzeitung.ch/fuenf-haeuser-in-bern-besetzt-758900066647
-> https://www.20min.ch/story/linksaktivisten-besetzen-gleich-fuenf-haeuser-in-bern-800651134181
-> https://anarchistisch.ch/communique-zu-den-scheinbesetzungen-in-bern-und-zollikofen/
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/fuenf-schein-besetzungen-auf-einen-streich-fuenf-liegenschaften-in-bern-gleichzeitig-besetzt-142158152


Communiqué zu den Scheinbesetzungen in Bern und Zollikofen
Nach der Meldung, dass fünf Häuser besetzt wurden, machte sich die Kantonspolizei auf, um diese gleich wieder zu räumen. Die kurzen Besetzungen waren grösstenteils Häuser, welche bereits längere Zeit leer standen und am vergammeln sind. Wie das Haus an der Bitziusstrasse 13, welche nun bald über 20 Jahre unbewohnt ist. Oder das ehemalige Betagtenheim an der Wahlackerstrasse 5 in Zollikofen, welches nun für viel Geld von Securitas bewacht wird.
https://anarchistisch.ch/communique-zu-den-scheinbesetzungen-in-bern-und-zollikofen/


+++REPRESSION DE
Anklage gegen Lina E.: Gewaltige Vorwürfe
Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen Lina E. erhoben: Sie soll eine linksextremistische Gruppe angeführt haben. Die Beweislage ist umstritten.
https://taz.de/Anklage-gegen-Lina-E/!5771521/
-> https://www.jungewelt.de/artikel/403337.anklagen-im-fall-lina-e-beweismittel-daf%C3%BCr-sind-mehr-als-d%C3%BCnn.html


+++KNAST
Fall «Carlos»: Das Folter-Protokoll: «Ich bin alleine»
Ein Gutachten schildert den Knast-Alltag von Brian K.: Einsamkeit, Isolation. Und manchmal Schlägereien mit den Wärtern. Die Experten sehen das als Folter.
https://www.blick.ch/schweiz/fall-carlos-das-folter-protokoll-ich-bin-alleine-id16557363.html


+++ANTITERRORSTAAT
Polizeiliche Wahrsagerei: Science Fiction als Warnung
Am 13. Juni stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über das «Gesetz über polizeiliche Massnahmen zu Terrorismus» (PMT) ab.
https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/buergerrechte/polizeiliche-wahrsagerei-science-fiction-als-warnung/


Piratenpartei macht mit Beschwerdeflut gegen Terrorgesetz mobil
Die Piratenpartei hat eine Website lanciert, auf der Einzelne eine Beschwerde gegen die Abstimmung über das Terrorgesetz einreichen können. So sind bereits über 300 Beschwerden zusammengekommen.
https://www.luzernerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/abstimmung-piratenpartei-macht-mit-beschwerdeflut-gegen-terrorgesetz-mobil-ld.2143978


+++RASSISMUS
Antiasiatischer Rassismus: Die unsichtbare Entmenschlichung
Rassismus gegen asiatische Menschen wurde lange verharmlost, auch als in der Pandemie Angriffe zunahmen. Doch seit den Anschlägen von Atlanta ist plötzlich alles anders.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-05/antiasiatischer-rassismus-corona-diskriminierung-sexismus-atlanta-marco-polo-geschichte/komplettansicht


Warum Schwarze Frauen in der Black-Lives-Matter-Bewegung kaum sichtbar sind
In den letzten Wochen hat sich der Hashtag #SayTheirNames und #SayHisName im Zusammenhang mit dem Tode George Floyds weltweit rasant verbreitet. Der Sinn des ursprünglichen Hashtags #SayHerName gerät dabei in Vergessenheit.
https://ze.tt/schwarze-frauen-sind-in-der-black-lives-matter-bewegung-kaum-sichtbar/


Jung, Schwarz, vor Gericht
Das US-Drama »Monster« erzählt von den rassistischen Vorverurteilungen, die prägend für zahlreiche Gerichtsverfahren sind
»Monster« zeigt, wie ein Jugendlicher ins Visier der Ermittler gerät, weil er Schwarz ist. Der Film zeigt, mit welchen rassistischen Mechanismen der Heranwachsende in der juristischen Wahrheitsfindung konfrontiert wird.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1152620.us-drama-monster-jung-schwarz-vor-gericht.html


+++RECHTSEXTREMISMUS
Er gehört zum harten Kern der Gruppe «Junge Tat»: Gewaltbereiter Neonazi dient bei der Militärpolizei
Thomas* (22) ist Teil einer neuen Generation von militanten Rechtsextremen. In Kellern trainiert er Kampfsport, bei der Militärpolizei den Umgang mit Waffen. Was unternimmt die Armee?
https://www.blick.ch/schweiz/er-gehoert-zum-harten-kern-der-gruppe-junge-tat-gewaltbereiter-neonazi-dient-bei-der-militaerpolizei-id16557341.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Coronavirus: Rocker Chris von Rohr verbündet sich an Demo mit allen
Demos im Zusammenhang mit dem Coronavirus sorgen oftmals für Stunk zwischen den Lagern. Rocker Chris von Rohr setzte am Samstag in Solothurn auf «Flower Power».
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-rocker-chris-von-rohr-verbundet-sich-an-demo-mit-allen-65936953


Corona-Nichtdemo in Solothurn: Die Polizei hat hart durchgegriffen und 123 Personen weggewiesen. Das freut den Stadtpräsidenten; auf sozialen Medien ist aber auch Kritik zu hören an diesem Vorgehen (ab 03:21)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/leere-betten-das-seniorenzentrum-zofingen-entlaesst-personal?id=11993879


Immer weniger Menschen demonstrieren gegen die Covid-Massnahmen
Obschon in den sozialen Medien zu einer illegalen Kundgebung gegen die Corona-Massnahmen aufgerufen wurde, haben am Samstag in Solothurn nur 20 Personen demonstriert. Tele M1 hakt nach, weshalb die Teilnehmeranzahl der Massnahmen-Kritiker sich derart vermindert hat.
https://www.telem1.ch/aktuell/immer-weniger-menschen-demonstrieren-gegen-die-covid-massnahmen-142158693


Dieser Holzweg wird kein leichter sein
Mit politischer Musik ist das so eine Sache. Bestenfalls funktioniert die Verbindung von Kunst und Gesellschaftskritik beiläufig und unangestrengt, fügt sich mühelos zu einem großen Ganzen. Schlimmstenfalls steht das politische Sendungsbewusstsein maximal im Vordergrund. Und der Hörer kriegt die Botschaft mit dem Holzhammer vor die Stirn gehämmert, im Hintergrund irgendeine Melodie. Wenn Xavier Naidoo und 17 „Querdenken“-Rapper einen fast achtminütigen Song releasen, wird zur Holzhammermethode gegriffen – passend zum Holzweg, auf dem sich alle Beteiligten befinden.
https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/xavier-naidoo-analysiert/


Flucht ins Exil, im Streit oder erfolgslos: So unterhaltsam geht die “Querdenken” Bewegung unter
Es läuft nicht mehr bei “Querdenken”. Die vergangenen Demonstrationswochenenden haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Pandemie-Leugnungs-Bewegung deutlich an Mobilisierungskraft verloren hat. Trotz zahlreichen Aufrufen auf Telegram blieb die große Belagerung Berlins aus. Kein Berlin wie im letzten Sommer. Und dass es bis zum Sommer 2021 besser wird, dagegen sprechen Impfrate und Lockerungen.
https://www.volksverpetzer.de/aufklarer/querdenken-niedergang/


Junge Frauen scheuen Corona-Impfung wegen Fake News
Nach einem harzigen Start impft die Schweiz im Moment so schnell wie kaum ein anderes Land. 20 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft. Bremsen könnten diesen Fortschritt die jungen Frauen. Viele von ihnen sind wegen Falschinformationen verängstigt.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/junge-frauen-scheuen-corona-impfung-wegen-fake-news-142158038
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/frauen-fuerchten-sich-vor-corona-impfung-142157547



Ex-Weltwoche-Bandle feat. Schwurbel-Rima…

Sonntagszeitung 30.05.2021

Interview mit Marco Rima: «All das Verschwörungszeugs interessiert mich nicht»

Er gehört zu den bekanntesten Kritikern der Corona-Politik – und erkrankte selber an Covid. Komiker Marco Rima erzählt, was die Diagnose bei ihm auslöste.

Rico Bandle

Normalerweise füllt Marco Rima grosse Theater – nun steht er aber seit über einem Jahr unter einem virusbedingten Arbeitsverbot. Die viele freie Zeit nutzte der Komiker unter anderem für den Kampf gegen Corona-Massnahmen. Seine kritisch-ironischen Facebook-Videos werden hunderttausendfach angeklickt und geteilt. Die Skeptikerbewegung hat ihn zur Ikone erhoben, von der anderen Seite werden er und seine Familie mit Anfeindungen und Häme eingedeckt.

In seinem Haus hoch über dem Ägerisee blickt Rima zurück auf 14 aufwühlende Corona-Monate.

Wann haben Sie realisiert, dass das Coronavirus unser ganzes Leben auf den Kopf stellen wird?

Im Februar letzten Jahres konnten wir die «Art on Ice»-Vorstellungen im Hallenstadion ohne Einschränkungen fertig spielen, obschon Corona bereits in aller Munde war. Das waren meine letzten Auftritte, seither habe ich ein Berufsverbot.

Damals dachten die meisten Leute: Nach einigen Wochen ist das wieder vorbei.

Ich auch. Nach dem letzten Auftritt flogen wir mit der Familie nach Australien, dort hatten wir früher schon ein paar Monate lang gewohnt. Ich wollte mich auf die grosse Jubiläumstournee im Herbst vorbereiten. Als dann selbst in Australien, wo die Leute sonst easygoing sind, plötzlich alle paranoid wurden, merkte ich: Da ist etwas nicht gut, das ist eine ernste Sache. Man sprach von Zehntausenden von Toten, die auf uns zukommen. Wir brachen den Aufenthalt ab, flogen mit einem der letzten regulären Flugzeuge zurück, noch ohne jegliche Schutzmassnahmen.

Wann war das?

Anfang April. Ich habe dann begonnen, mich intensiv mit diesem neuen Virus zu befassen. In der Anfangsphase stand ich voll hinter dem Bundesrat. In der Bevölkerung spürte man noch eine grosse Solidarität. Alle trugen die Massnahmen mit.

Irgendwann aber begannen Sie zu zweifeln. Weshalb?

Ich bin ein neugieriger Mensch. Wenn die Bomben fallen und plötzlich Ruhe herrscht, gehöre ich zu den Ersten, die den Kopf aus dem Bunker strecken, um rauszuschauen. So war es auch, als die prophezeiten Todeszahlen nicht eintrafen: Ich wollte genau wissen, weshalb dem so ist. Dabei habe ich auch Leuten zugehört, die eine ganz andere Meinung vertraten als die offizielle.

In diesem Feld tummeln sich viele zweifelhafte Gestalten mit abstrusen Theorien.

All das Verschwörungszeugs interessiert mich nicht. Aber da waren viele Mediziner und Virologen, die zu anderen Erkenntnissen kamen als jene, die in den etablierten Medien zu Wort kamen. Zum Beispiel der Nobelpreisträger Michael Levitt. Weshalb hört man diesen Leuten nicht zu? Das hat mich sehr beschäftigt und dazu gebracht, ein Video zu machen, das dann mehrere Hunderttausend Mal angeklickt wurde.

Ihr erstes Corona-Video entstand mitten in der Nacht. Sie sahen müde aus, hatten Augenringe.

Ich hatte mehrere Tage kaum geschlafen, dermassen aufgebracht war ich. Es konnte doch nicht sein, dass in der Presse ständig von einer Katastrophe die Rede ist, die dann nicht eintrifft! Das Video entstand spontan, als ich wieder einmal wach lag. Meine Botschaft lautete: Freude herrscht, es ist alles gut, es gibt keinen Grund, Angst zu haben.

Das Video schlug ein wie eine Bombe.

Das kam für mich völlig überraschend. Ich hatte einfach meinen Gedanken Luft gemacht mit dem Ziel, meine Follower zu motivieren, optimistisch zu bleiben und zurück ins Leben zu kommen. Ich glaube, damit habe ich vielen Leuten aus dem Herzen gesprochen. Es wurde dann gesagt, ich würde Corona «leugnen». So ein Blödsinn, ich habe die Existenz des Virus nie infrage gestellt.

Kurz darauf veröffentlichten Sie nochmals ein Video – es hatte noch mehr Klicks.

Ja, 2 Millionen. Das war verrückt. Man hat mich zu einer Ikone erklärt von allen, die die Massnahmen hinterfragen. Ich wurde angefragt, an einer Demonstration zu sprechen. Das fand ich reizvoll, ich war zuvor noch nie an einer Demo. Mir wurde dann zum Vorwurf gemacht, dass es im Publikum auch Verschwörungstheoretiker und andere Spinner gehabt habe. Ein seltsamer Vorwurf. Auch bei normalen Auftritten kann man mich doch nicht verantwortlich machen, wenn im Publikum extreme Rechte oder Linke sitzen oder Leute, die ihre Kinder schlagen.

Wie haben Sie die Demonstration auf dem Turbinenplatz in Zürich erlebt?

Ich staunte über das riesige Polizeiaufgebot für die paar Leute, die da friedlich herumstanden. Wirklich leid tat es mir um Rob Spence, einer meiner besten Freunde, ein herzenslieber Mensch. Ich hatte drei Tage vor der Demo eine Augenoperation wegen grauen Stars. Er fuhr mich deswegen mit dem Auto hin, hatte mit dieser Demo sonst aber nichts zu tun. Er hat sich auch nie zum Thema geäussert. Weil er aber vor Ort gesichtet worden war, galt er plötzlich als Verschwörungstheoretiker, gemeinsam mit Andreas Thiel und mir. Absurd.

In die Welt gesetzt hatte das Kabarettist Patrick Frey.

Ich schätze ihn sehr, obschon wir zu Corona völlig unterschiedliche Meinungen haben. Aber was er da mit Rob Spence gemacht hat, war nicht gut.

Ihre Ansprache löste heftige Kritik aus. Sie gaben danach zu, eine «kapitale Falschaussage» gemacht zu haben, und baten um Entschuldigung.

Wegen meiner Augenoperation war ich sehr lichtempfindlich, meine Lesebrille konnte ich nicht tragen. Dies führte dann zu diesem einen unglücklichen Fauxpas. Ich sagte: «Man kann es drehen und wenden, wie man will, das Leben bedeutet Risiko, und ja, man kann an Corona erkranken und daran sterben.» Bis dahin war alles korrekt. Aber dann habe ich die Orientierung im Skript verloren, und das führte dann zu diesem berühmten «Verrutscher», wo ich den Satz mit «oder eben auch nicht» beendet habe.

Sofort waren Sie überall in den Schlagzeilen.

Dabei habe ich mich gleich, etwa zwanzig Minuten später, auf den sozialen Medien für diesen Fehler entschuldigt. Kein Journalist kam auf die Idee, rasch nachzufragen, ob ich das wirklich so gemeint habe. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich für meine Fehler einstehe. Trotzdem werde ich bis heute auf diese eine einzige Aussage reduziert und von einigen Menschen immer noch zum Leugner erklärt. Das macht mir zu schaffen.

Bis zur Corona-Krise galten Sie als unpolitischer Komiker. Haben Sie keine Angst, wegen Ihres Engagements einen Teil Ihres Publikums zu verlieren? Wie damals Walter Roderer («Buchhalter Nötzli»), der sich als einer der wenigen Künstler gegen einen EWR-Beitritt aussprach und viele Zuschauer verlor?

Nein. Das Herz lag bei mir schon immer auf der Zunge. Das brachte mir immer wieder Probleme ein. Zuerst in der Schule, wo ich der Klassenclown war, dann im Militär, wo ich gegen die Hierarchien rebellierte. Häufig wird mir gesagt: «Du als Blödelkomiker hast doch keine Ahnung!» Aber ich bin ja nicht nur Komiker, sondern auch Staatsbürger. Die Karriere spielt da keine Rolle. Es geht um meine Kinder, um unser Land. Ich habe das Glück, in einem freien Land zu leben, in dem man protestieren und anecken darf, ohne Angst zu haben, ins Gefängnis gesteckt zu werden.

Das sehen Sie in Gefahr?

Wenn jemand unhinterfragt alles tut, was ihm befohlen wird, dann soll er das tun. Damit habe ich kein Problem. Aber man soll auch Menschen wie mich respektieren, die finden, dass gewisse Massnahmen keinen Sinn ergeben. Das ist alles, was ich mir wünsche. Stattdessen werden Abweichler diskreditiert mit Begriffen wie «Corona-Leugner», was natürlich eine Anlehnung an «Holocaust-Leugner» ist, oder «Covidioten».

In Deutschland haben vor einigen Wochen etwa 50 Schauspieler unter dem Stichwort #allesdichtmachen gegen die Corona-Massnahmen protestiert. Die Kritik war so heftig, dass viele Ihren Beitrag wieder zurückzogen.

Ich kenne «Tatort»-Darsteller Jan Josef Liefers gut, ich habe ihm auch zur Aktion gratuliert. Von diesen Schauspielern sind sich viele nur Applaus gewohnt, sie standen noch nie im Gegenwind. Wenn dann gleich ein ganzer Sturm auf dich zukommt, dann brichst du zusammen. So etwas auszuhalten, ist nicht einfach. Auch ich musste eine Pause einlegen.

Sie haben Ihr Facebook-Konto gelöscht und sind abgetaucht.

Die Pause war wichtig, nicht unbedingt für mich, sondern vor allem für die Familie. Meine Frau sagte irgendwann, sie könne nicht mehr. Ständig riefen Journalisten an, vor dem Haus lauerte ein «Blick»-Reporter auf, was dazu führte, dass mir mein neunjähriger Sohn aus Angst um mich nicht mehr von der Seite wich und fünf Wochen nicht mehr zur Schule gehen konnte. Das Mail-Postfach war mit Hunderten von Nachrichten voll. 90 Prozent der Nachrichten waren zwar positiv, aber die anderen waren zum Teil sehr heftig. Wir haben uns irgendwann vorgenommen, am Esstisch nicht mehr über das Thema zu sprechen.

Hat sich die Pause gelohnt?

Auf jeden Fall. Wir flogen nach Sansibar, ich bekam den Kopf wieder frei für anderes. Nach langer Zeit wurde ich wieder kreativ, schrieb an einem Buch und arbeitete am Bühnenprogramm. Nur dass ich den Facebook-Account mit 75’000 Followern gelöscht habe, finde ich schade. Das konnte ich nicht rückgängig machen. Ich musste wieder bei null anfangen, jetzt bin ich erst bei 4500 Followern.

Seit über einem Jahr dürfen Sie nicht arbeiten. Haben Sie Existenzängste?

Wir leben vom Ersparten. Für die Jubiläumstournee hatten wir schon viele Tickets verkauft, aber aufgrund der Massnahmen mussten wir über die Hälfte der Shows absagen und alle anderen neu terminieren.

Was bedeutet das?

Zum Teil mussten wir die Miete für die Theater trotzdem bezahlen – nicht alle Betreiber waren kulant. Auch Werbung hatten wir bereits gemacht. Zwar haben wir Unterstützung vom Bund erhalten, aber die ca. 80 Prozent Ausfallentschädigung reichen nicht, den Verlust aufzufangen.

Die Pandemie hat in der Schweiz 10’000 Menschen das Leben gekostet, viele Leute landeten auf der Intensivstation. Wenn dann jemand wie Sie sagt, das sei alles nicht so schlimm, so ist doch klar, dass das zynisch, ja verletzend wirken kann.

Ich habe nie gesagt, dass das nicht schlimm sei. Aber es gab ja nicht nur Corona-Tote. Die meisten Menschen versterben nach wie vor an Herz-Kreislauf-Versagen, an Krebs und Atemwegserkrankungen. Nicht zu vergessen sind alle Opfer, die wegen der Massnahmen gestorben sind. Mir tun die Einzelschicksale wirklich leid, das kann ich Ihnen versichern.

Dank der Massnahmen sind aber auch viele Leben gerettet worden.

Es gibt Länder, die trotz starken Lockdowns viele Tote zu beklagen haben. Und andere, die trotz milden Massnahmen im Vergleich ziemlich gut dastehen. Man findet immer ein Land, mit dem man Angst verbreiten kann. Zuletzt wurde das mit Indien gemacht. Dabei ist das Land nicht vergleichbar mit der Schweiz, vor allem was Armut und Gesundheitsversorgung betrifft. Aber Hauptsache, man kann weiter Angst schüren.

Einige Massnahmenskeptiker änderten ihre Meinung, nachdem sie selber erkrankt waren. Auch Sie hatten Corona, waren sogar im Spital.

Ich bin nicht gestorben, wie Sie sehen! Ich ging wegen einer Computertomografie ins Spital, mit Corona hatte das nichts zu tun, wurde dort aber positiv getestet. Sofort hat man mich ins Spital nach Zug verlegt, auf die Corona-Station. Drei Tage später liessen sie mich zum Glück wieder gehen. Es ging mir dann zwei, drei Wochen schlecht, ich hatte Fieber und Übelkeit. Aber im Verhältnis zum vorletzten Jahr, wo ich sechs Wochen lang die Lunge auf die Decke hustete, war dieser Verlauf glücklicherweise nicht so heftig. Die ganze Familie wurde krank, wahrscheinlich hatten wir uns an Weihnachten angesteckt. Auch meine Mutter, 82, hat es erwischt. Sie war glücklicherweise schon nach einer Woche wieder fit.

Hatten Sie keine Angst? Wenn man auf Ihren Bauch schaut…

Sie dürfen es schon ansprechen: Ich bin adipös, habe Vorerkrankungen und bin eigentlich der perfekte Risikopatient. Das ändert aber nichts an der Sache: Wir leben in einer freien Gesellschaft, wo wir als mündige Bürger angehalten sind, selber auf unsere Gesundheit zu achten und respektvoll und liebenswürdig miteinander umzugehen. Dafür braucht es keine Zwangsmassnahmen.

Ein schwerer Verlauf wäre bei Ihnen möglich gewesen, inklusive Intubation auf der Notfallstation.

Das ist mir bewusst. Ich bin ja auch froh um die Schulmedizin. Aber darum geht es nicht. Sondern darum, ob die Massnahmen verhältnismässig sind. Ich selber habe keine Angst vor dem Tod, ich habe schon zweimal mein Leben riskiert, um jemanden zu retten – einmal habe ich jemanden versucht aus dem Fluss zu holen und wäre dabei auch fast ertrunken. Angst habe ich nicht vor dem Tod, aber natürlich habe ich Angst vor dem Sterben. Vor dem Wie. Ersticken ist eine menschliche Urangst. Und mit den ständigen Bildern intubierter Menschen auf Intensivstationen hat man diese Angst zusätzlich noch geschürt.

In Ihren Videos zeigen Sie sich auch skeptisch gegenüber Impfungen. Wir sollten doch froh sein, dass nun ein Ausweg in Sichtweite liegt.

Die Impfungen sind vor allem ein Ausweg für all die Politiker, die Panik geschürt haben. Ich bin gegen alles Mögliche geimpft, hier aber bleibe ich kritisch. Der Impfstoff wurde in sehr kurzer Zeit entwickelt, über die Langzeitfolgen wissen wir nichts. Aber das ist jedem selber überlassen. Viele meiner Freunde lassen sich impfen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ein Problem habe ich aber mit einem Impfzwang, auch wenn er durch die Hintertür eingeführt wird. Viele Leute lassen sich nur impfen, weil sie die Freiheiten zurückwollen, und nicht, weil sie überzeugt sind, dass dies ihrer Gesundheit dient. Das halte ich für problematisch.

Womöglich dürfen bald wieder grössere Veranstaltungen stattfinden, wenn die Besucher entweder geimpft, genesen oder getestet sind. Werden Sie unter diesen Bedingungen spielen?

99 Prozent der Menschen sind doch gesund. Wir sollten uns nicht erklären müssen. Und wenn man sich krank fühlt, dann kann man sich ja zu Hause testen. Aber alles im Sinne von Selbstverantwortung und Vertrauen. In Österreich müssen sich sogar Leute testen, die eine Restaurantterrasse besuchen – das ist doch absurd! Wenn man überall einen Gesundheitspass vorzeigen muss, kann man genauso gut einen Chip unter die Haut pflanzen, der alle Gesundheitsdaten erfasst und diese automatisch den Behörden weiterleitet.

Jetzt übertreiben Sie.

Ich bin ja auch Kabarettist… Aber in diese Richtung geht es. Irgendwann kommt man auf die Idee, dass man auch anderes testen könnte. Syphilis, Tuberkulose, das ist alles wieder auf dem Vormarsch. Weshalb nicht ein automatischer Alkoholtest für Autofahrer? Für mich stellt sich eine Grundsatzfrage: Sind wir weiterhin eine empathische Gesellschaft, die auf Vertrauen setzt, oder eine misstrauische, die alles testet und überwacht? Nach dem Motto: Der Staat lenkt und denkt!

Sie haben in den letzten Monaten viele Anfeindungen erlebt. Haben sich auch Freunde abgewendet?

Zum Glück nicht. Viele meiner Freunde sind zwar anderer Meinung als ich, aber das ist völlig in Ordnung, und wir herzen uns immer noch. Selbst die Hassmail-Schreiber werden meistens ganz freundlich, wenn ich ihnen antworte. Dann merken sie, dass da ja ein empathischer Mensch ist. Das stimmt mich eigentlich sehr optimistisch.
(https://www.tagesanzeiger.ch/all-das-verschwoerungszeugs-interessiert-mich-nicht-239652509898)
-> https://www.20min.ch/story/marco-rima-lag-drei-tage-auf-der-corona-station-595730486981
-> https://www.nau.ch/people/aus-der-schweiz/marco-rima-lebt-wegen-corona-vom-ersparten-65937089
-> https://www.luzernerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/wieder-aufgetaucht-marco-rima-habe-die-existenz-des-virus-nie-infrage-gestellt-ld.2143860