Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++GRIECHENLAND
Athen baut neue Grenzzäune am Fluss Evros
Der Bau der Zäune soll entlang der Grenze zur Türkei erfolgen. Ankara
droht immer wieder, Migranten das Durchkommen nach Griechenland zu
erlauben
https://www.derstandard.at/story/2000121005045/athen-baut-neue-grenzzaeune-am-fluss-evros?ref=rss
-> https://www.nau.ch/news/europa/athen-baut-neue-grenzzaune-am-fluss-evros-65802663
+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Leben jenseits der Wohnwagenromantik und nur auf Zeit – die Roma dürfen im Winter wohl nicht bleiben
Die Roma auf dem Durchgangsplatz in Kaiseraugst wollen dort überwintern.
Doch die Gemeinde wiegelt ab und verweist auf das Reglement.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/leben-jenseits-der-wohnwagenromantik-und-nur-auf-zeit-die-roma-duerfen-im-winter-wohl-nicht-bleiben-139513925
+++GASSE
Corona-Armut: Schlangen vor Essensausgaben werden immer länger
Während die einen ihren Wochenendeinkauf erledigen, stehen andere in der
Schlange für kostenlose Lebensmittel. Für diese Personen wurde die
Corona-Pandemie zur Armutsfalle. Die Schlangen vor den Essensausgaben
werden immer länger, wie sich heute auch in Altstetten zeigte.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/corona-armut-schlangen-vor-essensausgaben-werden-immer-laenger-139522155
Lehrlinge verteilen Essen an Bedürftige
An ihrem freien Samstag verteilen zwei Lehrlinge Essen an Bedürftige. Damit wollen sie ein Zeichen setzen.
https://telebasel.ch/2020/10/17/lehrlinge-verteilten-essen-an-beduerftige/?utm_source=lead&utm_medium=carousel&utm_campaign=pos%200&channel=105100
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Umweltaktivisten besetzen Hügel, um es vor Zerstörung durch Holcim zu schüzten
Umweltaktivisten haben am Samstag den Hügel Mormont bei Eclépens VD
besetzt. Sie wollen das Ökosystem dort vor der Zerstörung durch den
Zementkonzern Holcim schützen. Holcim betreibt am Mormont einen
Steinbruch und will ihn ausweiten.
https://www.watson.ch/!853129322
+++BIG BROTHER
Digitale Identität – Die Blockchain weiss alles – kommt die totale Überwachung?
Eine mächtige Allianz von Konzernen und Behörden arbeitet an einer
transnationalen digitalen Identität für alle. Das bringt Risiken mit
sich.
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/digitale-identitaet-die-blockchain-weiss-alles-kommt-die-totale-ueberwachung
+++RECHTSEXTREMISMUX
Die griechische Neonazipartei Chrysi Avgi ist auch offiziell eine kriminelle Vereinigung
Der Führer geht in den Knast
Ein Berufungsgericht in Athen hat die neonazistische griechische Partei Chrysi Avgi als kriminelle Vereinigung eingestuft.
https://jungle.world/artikel/2020/42/der-fuehrer-geht-den-knast
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Faktencheck zu den Aussagen von Sucharit Bhakdi
Der unter Wissenschaftlern umstrittene Sucharit Bhakdi, emeritierter
Epidemiologe der Uni Mainz, ist einer der Wortführer der Gegner der
Corona-Maßnahmen. In einem Interview mit MDR Aktuell, das hr-iNFO in
Auszügen gesendet hat, hat er Aussagen getroffen, die wir hier in einem
Faktencheck gemeinsam mit dem Virologen Uwe Liebert von der Uni Leipzig
hinterfragen und einordnen.
https://www.hr-inforadio.de/podcast/aktuell/faktencheck-zu-den-aussagen-von-sucharit-bhakdi,podcast-episode-77018.html
Kantonsrätin Barbara Müller (57) fährt ohne Maske Zug, weigert sich
aber, ihr Attest zu zeigen: SP-Politikerin zeigt SBB-Personal an
Weil sie im Zug keine Maske trägt, befindet sich Barbara Müller auf
Kollisionskurs mit dem Bahnpersonal. Schon drei SBB-Angestellte hat die
SP-Frau inzwischen angezeigt – weil sie ihr mit Rauswurf und Polizei
gedroht hatten.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/kantonsraetin-barbara-mueller-57-faehrt-ohne-maske-zug-weigert-sich-aber-ihr-attest-zu-zeigen-sp-politikerin-zeigt-sbb-personal-an-id16148740.html
-> Interview StrickerTV: https://youtu.be/N7vocJ43GlQ
Verschwörungsideologien auf Instagram
Mit Influencer-Marketing gegen die „Coronadiktatur“
Ein Hamburger Modeunternehmer erreicht mit Verschwörungsmythen auf
Instagram Tausende, darunter auch mehrere Influencer:innen. Die
unterstützen ihn und verbreiten seine Thesen zum Teil sogar weiter.
https://netzpolitik.org/2020/mit-influencer-marketing-gegen-die-coronadiktatur/
+++HISTORY
Sklavenhandel und Reichtum: Stadtrat will die dunkle Geschichte St.Gallens aufarbeiten
Gibt es bald einen neuen Rundgang über Sklavenhandel und andere dunkle
Kapitel der Geschichte in St.Gallen? Der Stadtrat hat ein entsprechendes
Postulat erheblich erklärt.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/auf-stadtfuhrungen-uber-sklavenhandel-aufklaren-ld.1268556
-> Postulat: https://www.stadt.sg.ch/home/verwaltung-politik/demokratie-politik/stadtparlament/geschaefte.geschaeftDetail.html?geschaeftGUID=088e4cf172da40489ae9c7db0a1e2e71
Wie der Schweizer Nachrichtendienst in der Crypto-Affäre mit CIA und BND kungelte
Laut Insidern wiesen Techniker den Geheimdienst und andere Bundesstellen
immer wieder auf manipulierte Chiffriergeräte der Zuger Crypto AG hin –
erfolglos.
https://www.watson.ch/schweiz/gesellschaft%20&%20politik/219257903-wie-der-nachrichtendienst-in-der-crypto-affaere-mit-cia-und-bnd-kungelte
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landbote.ch 17.10.2020
Jugendbewegung in Winterthur: Wie die 80er-Bewegung nach Winterthur kam
«Züri brännt – Winti pennt» heisst es heute noch oft, wenn von den
80ern die Rede ist. Doch die Bewegung in der Arbeiterstadt hat
keineswegs geschlafen. Sie wurde einfach nicht (an)erkannt. Eine
Grossdemonstration gegen Sulzer vor genau 40 Jahren war die
Initialzündung.
Miguel Garcia
Über 1000 Personen versammeln sich am Samstag, 18. Oktober 1980, um 14
Uhr bei regnerischem Wetter hinter dem Hauptbahnhof. Schweigend
marschiert der für Winterthurer Verhältnisse beachtliche Zug mit
Transparenten und schwarzen Ballonen los. «Gegen den Sulzer-Atomexport
nach Argentinien» ist darauf zu lesen. Beim Firmensitz der
Maschinenfabrik wird ein Strassentheater aufgeführt, das die politische
Situation im diktatorisch regierten Argentinien thematisiert.
Symbolisch wird ein schwarzer Sarg niedergelegt. Im Namen einer
südamerikanischen Gruppe wird eine Resolution gegen die Verletzung der
Menschenrechte verlesen. Der Liedermacher Ernst Born singt über den
Musiker Victor Jara, welcher der chilenischen Diktatur zum Opfer
gefallen war. Nun skandieren die Demonstrantinnen und Demonstranten
Parolen wie «Atomexport ist Völkermord». Die Kundgebung zieht durch die
Altstadt weiter.
Am Neumarkt werden Reden gehalten. Unter anderem spricht ein Vertreter
der «Arbeitsgemeinschaft gegen Atomexporte». Die Gruppe, von
verschiedenen friedens- und entwicklungspolitischen Organisationen
getragen, hatte zu der nationalen Kundgebung in Winterthur aufgerufen.
Sie monierte, dass die Schwerwasseranlage, welche die Firma Sulzer der
seit 1976 regierenden Militärjunta unter General Jorge Rafael Videla
liefern wollte, zum Bau einer Atombombe verwendet werden könnte. In
einer Begleitpublikation bezeichnete die Arbeitsgemeinschaft «Sulzers
Bombengeschäft mit Argentinien» als «Schweizer Beihilfe zum Atomkrieg».
Der Bundesrat erlaubte das Geschäft
Eigentlich hatte der Bundesrat die Ausfuhr von Rüstungsgütern an das
Regime, das für seine Folterpraxis berüchtigt war, verboten. Da die
Schwerwasseranlage jedoch offiziell der zivilen Nutzung diente und
unter internationale Kontrolle gestellt wurde, erlaubte der Bundesrat
das Geschäft. Dass die südamerikanische Diktatur, die sich weigerte
den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen, die Regeln brechen könnte,
nahm man bewusst in Kauf, wie ein kürzlich erschienener Sammelband zu
Schweizer Rüstungsgütern im Kalten Krieg zeigt. Selbst mahnende Worte
aus Washington liessen den Bundesrat nicht davon abbringen.
Die Sulzer-Konzernleitung, die sich in einem Umstrukturierungsprozess
befand und in den 70ern bereits mehrere Tausend Personen entlassen
musste, verteidigte das grösste Einzelgeschäft der Firmengeschichte im
Vorfeld der Demonstration und verwies auf den Entscheid des Bundesrats.
Auch die FDP von Stadt und Bezirk Winterthur sah sich veranlasst, in
einem Communiqué auf die Kritik zu reagieren, indem sie die Bedeutung
des Exports für die Schweizer Volkswirtschaft betonte. Arbeitgeber,
Arbeitnehmer und Lehrlinge würden mit ihrer Qualitätsarbeit die
Arbeitsplätze sichern, nicht die Demonstranten auf der Strasse, schrieb
die Partei. Mit einem Flugblatt, das in alle Winterthurer Haushalte
verteilt wurde, riefen die Freisinnigen die Bevölkerung zudem auf, der
Kundgebung fernzubleiben. Dass ein FDP-Gemeinderat am Neumarkt gesehen
wurde, als er aus einem Fenster fotografierte, führte zu einem
hämischen Leserbrief in der «Arbeiterzeitung».
Arbeitsplätze vs. Moral
Die Arbeiterschaft war indes gespalten. Während der Sekretär des
Christlichen Metallarbeiterverbandes in Winterthur, Karl Gruber, an die
Moral appellierte, legten die Gewerkschaften und die Sozialdemokraten
Zurückhaltung an den Tag. Die Betriebskommission der Firma Sulzer
sprach sich für das Geschäft aus. Nur mit technisch hochentwickelten
Produkten könnten angesichts des Strukturwandels der Weltwirtschaft
die Arbeitsplätze in der Maschenindustrie langfristig gehalten werden,
argumentierte sie.
Vermehrt junge Demonstrierende
Die Medienberichte betonten einhellig die hohe Beteiligung von
jüngeren Demonstrantinnen und Demonstranten. Unter ihnen befand sich
auch Aleks Weber, ein späterer Protagonist der «Winterthurer
Ereignisse». Die Kundgebung blieb im Gegensatz zu den
Strassenschlachten, die man von Zürich kannte, friedlich. Es flogen
lediglich ein paar Farbbeutel an Sulzer-Gebäude, eine Scheibe wurde
eingeschlagen und die Wände des Altersheims am Neumarkt mit Parolen
bemalt.
Ein Jahr später machten Proteste gegen die Rüstungsmesse W81 in den
Eulachhallen Schlagzeilen. Ende 1984 folgten schliesslich die
Ereignisse, die unter dem Titel «Verhör und Tod in Winterthur» in Buch-
und Filmform dokumentiert sind und bis heute das kollektive
Bewusstsein der 80er prägen, während über die Anfänge der Bewegung kaum
gesprochen wird.
Die Zeichen nicht erkannt
Der Slogan «Züri brännt – Winti pennt» stammt aus dem Frühherbst, als
eine unmittelbare Reaktion auf die Opernhauskrawalle ausblieb. Er war
vom Zug aus gut sichtbar an eine Fassade der Sulzer-Fabrik gesprayt und
wurde zur Chiffre der «verschlafenen Industriestadt». Doch spätestens
seit Oktober 1980 gab es regelmässig kleine Demonstrationen und andere
Aktionen, die Verhaftungen von Jugendlichen und weitere
Protestaktionen nach sich zogen. Auch wenn die Bewegung deutlich
kleiner war als in Zürich und keine Massenkrawalle stattfanden, kann
die Kundgebung gegen den Sulzer-Deal rückblickend als Auftakt einer
unruhigen Zeit gesehen werden, der die Eskalationsspirale in Gang
setzte.
Bloss wurden die Zeichen zu diesem Zeitpunkt nicht erkannt, wie die
«Schweizer Illustrierte» 1985 anlässlich einer Pressekonferenz der
Bezirksanwaltschaft feststellte. Der Prozess der mutmasslichen
Verantwortlichen für die «Winterthurer Ereignisse», der Suizid einer
jungen Frau in Untersuchungshaft sowie eines ermittelnden Bundesbeamten
schlugen schweizweit hohe Wellen und bewegen bei den Beteiligten in
Winterthur bis heute die Gemüter.
–
Die Winterthurer Ereignisse
Bereits auf die Sulzer-Demo 1980 und die Proteste gegen die
«Waffenmesse» 1981 reagierte die Polizei mit Verhaftungen von
Aktivistinnen und Aktivisten. Als sich im Verlauf des Jahres 1984
Brand- und Sprengstoffanschläge in Winterthur zu häufen begannen,
spannte sich die Lage an. Am 7. August 1984 detonierte ein Sprengsatz
vor dem Haus des freisinnigen Bundesrates. Nun stand die Polizei unter
Zugzwang. In den frühen Morgenstunden des 20. November verhaftete sie
25 junge Männer und Frauen in drei WG. Die «Winterthurer Ereignisse»,
so die zeitgenössische Bezeichnung, führten schweizweit zu
Kontroversen, die sich insbesondere um die rechtliche Behandlung der
Beschuldigten und das Vorgehen der Bezirksanwaltschaft drehten. Als
sich Gabi S. nach vier Wochen Untersuchungshaft in ihrer Zelle
erhängte, wurden die meisten Inhaftierten freigelassen. Bis heute sind
die genauen Umstände ihres Todes Gegenstand von Spekulationen. Die
beiden Hauptverdächtigen, der Maler Aleks Weber und Res Sommer, wurden
1987 nach drei Jahren Untersuchungshaft entlassen. Die Gerichtsverfahen
zogen sich noch bis 1995 hin, weil die Urteile von höheren Instanzen
mehrmals wegen Verfahrensfehlern aufgehoben wurden.
Unter dem Namen «Verhör und Tod in Winterthur» veröffentlichte der
«Tages-Anzeiger»-Reporter Erich Schmid noch während des ersten
Prozesses gegen Aleks Weber 1986 eine erste Gesamtschau der
Winterthurer Ereignisse. Seither sind weitere einzelne Artikel dazu
erschienen. Gestützt auf das Buch von Schmid, hat der Filmemacher
Richard Dindo 2002 einen gleichnamigen Dokumentarfilm veröffentlicht.
Eine umfassende und sachliche Aufarbeitung der Ereignisse steht jedoch
bis heute aus. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Akten noch
unter Verschluss stehen – teilweise bis 2064. (mga)
(https://www.landbote.ch/wie-die-80er-bewegung-nach-winterthur-kam-915060706333)