Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++SCHWEIZ
«Gefängnis» Schweiz: Sie dürfen das Land nicht verlassen
Der Bundesrat will vorläufig Aufgenommenen verbieten, ins Ausland zu reisen. Dagegen regt sich Widerstand.
https://www.blick.ch/politik/gefaengnis-schweiz-sie-duerfen-das-land-nicht-verlassen-id16149529.html
+++GRIECHENLAND
Inselkoller
Auf Samos wird das Versagen der EU-Migrationspolitik ausgetragen.
Mittlerweile haben dort alle dasselbe Ziel: Die Geflüchteten sollen die
griechische Insel verlassen.
https://daslamm.ch/inselkoller/
Neues Flüchtlingslager auf Lesbos: „Wir hatten es besser in Moria“
Nach dem Großbrand in Moria wurde auf Lesbos ein neues Lager errichtet.
Doch die Lebensbedingungen für die 7500 Asylsuchenden sind noch immer
schlimm. Viele vermissen sogar das berüchtigtste Flüchtlingslager
Europas.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-auf-lesbos-wir-hatten-es-besser-in-moria-a-37bc3f47-1317-407d-acb1-3441de91e559
Athen will Grenze zur Türkei am Fluss Evros weiter verstärken
Im Februar 2020 hatte sich dort Krise entzündet / Verhältnis an EU-Außengrenze zwischen verfeindeten Staaten bleibt angespannt
Im Februar verschärften sich die Spannungen an der griechisch-türkischen
Grenze bis hin zum Schusswaffengebrauch. Nun will Athen die Zäune
entlang des Grenzflusses bis zum nächsten Frühjahr weiter verstärken.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1143263.griechisch-tuerkische-grenze-athen-will-grenze-zur-tuerkei-am-fluss-evros-weiter-verstaerken.html
+++REPRESSION DE
Ein Angriff auf die Demonstrationsfreiheit
Prozesse zum Hamburger G20-Gipfel könnten weitreichende Auswirkungen haben
Bald stehen Aktivist*innen vor Gericht, denen vorgeworfen wird, sich am
Rande des G20-Gipfels an einer Demonstration beteiligt zu haben, aus der
heraus Steine auf Polizeibeamte geworfen wurden.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1143280.anti-g-prozesse-ein-angriff-auf-die-demonstrationsfreiheit.html
+++BIG BROTHER
Studie: Regierungen nutzen Coronakrise als Vorwand für Überwachung und Zensur
Die US-Organisation Freedom House sieht die Pandemie als Sargnagel für
die Freiheit des Internets – und untermauert ihre These mit zahlreichen
Beispielen.
https://www.heise.de/news/Studie-Regierungen-nutzen-Coronakrise-als-Vorwand-fuer-Ueberwachung-und-Zensur-4931353.html
+++RECHTSEXTREMISMUS
Lisa Licentia: Vom rechtsextremen Poster-Girl zur Aussteigerin
In der Pro7-Reportage «Rechts.Deutsch.Radikal» tritt Lisa Licentia als
rechtsextreme Influencerin auf. Die Szene war ein Sprungbrett für ihre
YouTube-Karriere. Plötzlich bricht sie mit all dem, weil sie es nicht
mehr vertreten kann. Ein Porträt über eine Aussteigerin voller
Widersprüche.
https://www.watson.ch/!382230647
Gugge Gülle Schlüch im Umbruch – neuer Präsident stellt sich gegen frühere rechtsextreme Symbolik
Der Präsident verlässt den Verein, zwölf Mitglieder folgen. Als Grund
wird hinter vorgehaltener Hand eine rechtsradikale Tendenz genannt.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/gugge-guelle-schluech-im-umbruch-neuer-praesident-stellt-sich-gegen-fruehere-rechtsextreme-symbolik-139529300
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Kritiker von Massnahmen: Rund 500 Personen an Corona-Mahnwache in Bern
Der Bundesrat hat sich heute zu einer Krisensitzung getroffen.
Währenddessen fanden sich Corona-Skeptiker und Massnahmen-Kritiker auf
dem Bundesplatz ein.
https://www.bernerzeitung.ch/rund-500-personen-an-corona-mahnwache-in-bern-918187865634
-> https://www.derbund.ch/ticker-corona-kanton-bern-594319178143
-> https://www.20min.ch/story/hunderte-menschen-bei-mahnwache-in-bern-mehrere-verhaftet-976055446031
-> https://www.blick.ch/news/coronavirus-schweiz-mehrere-hundert-bei-mahnwache-in-bern-gegen-coronamassnahmen-id16150059.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/mehrere-hundert-bei-mahnwache-in-bern-gegen-coronamassnahmen-65803176
-> https://telebasel.ch/2020/10/18/polizei-fuehrt-massnahmen-gegner-bei-demo-in-bern-ab/?channel=105105
-> https://twitter.com/__investigate__
-> Bittel TV: https://youtu.be/Y4EpGclGzJU
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Nach Maskenärger Zugpersonal verklagt: Thurgauer SP distanziert sich von der eigenen Kantonsrätin Barbara Müller
Weil die Thurgauer SP-Kantonsrätin Barbara Müller partout keine Maske
trägt im ÖV, hat sie regelmässig Ärger. Drei Zugbegleiterinnen hat sie
deswegen schon angezeigt. Nun distanziert sich die Thurgauer SP von
diesem Verhalten.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld/nach-maskenaerger-zugpersonal-verklagt-thurgauer-sp-distanziert-sich-von-der-eigenen-kantonsraetin-barbara-mueller-ld.1268918
Coronavirus: Wenn die Skepsis Familie und Freunde zu spalten droht
Das Coronavirus polarisiert. Von fremden «Corona-Leugern» kann man sich
distanzieren. Aber von Familie und Freunden? Ein Sozialpsychologe rät
zum Dialog.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-wenn-die-skepsis-familie-und-freunde-zu-spalten-droht-65800522
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Sonntagszeitung 18.10.2020
Corona-Skeptiker gründen Komitee: Unternehmer wehren sich gegen «übertriebene Massnahmen»
Die neue Gruppierung Coronadialog befürchtet eine Eskalation an
alarmistischen Forderungen, die immer strengere Massnahmen hervorrufen.
Peter Burkhardt
Marcel Dobler ist nicht irgendwer. 2015 wurde er für die FDP St. Gallen
in den Nationalrat gewählt. Er ist Gründungsmitglied des führenden
Elektronik-Onlinehändlers Digitec. Und er sitzt im Vorstand des
Unternehmensdachverbandes Economiesuisse.
Dobler hat also einen Ruf zu verlieren. Und trotzdem wagt er sich aus
der Deckung. Er ist das Aushängeschild der kürzlich gegründeten
Gruppierung Coronadialog – einem Verbund von bekennenden
Corona-Skeptikern. Nebst Dobler gehören sechs weitere Unternehmer und
ein Arzt zu den Initianten. Drei Dutzend weitere Mitglieder haben sich
bislang eingetragen, vor allem KMU-Unternehmer und bürgerliche Wähler.
Sie sind der Meinung, dass zu viel Panik gemacht werde. Die von den
Behörden getroffenen Corona-Massnahmen seien übertrieben – hätten
jedoch für viele Firmen und Arbeitsplätze tödliche Folgen.
Das Komitee wendet sich gegen beide Seiten, die Verharmloser und die
Panikmacher. Marcel Dobler sagt: «Corona spaltet unsere Gesellschaft.
Auf der einen Seite sind die Covidioten, die alles negieren, auf der
anderen Seite die Alarmisten, die Wirtschaft und Gesellschaft
ungeachtet der Kosten herunterfahren wollen. Es scheint, als ob sie
jedes Leben retten wollen, während sie die Wirtschaft an die Wand
fahren.»
Sich selber sieht Dobler dazwischen. Er sagt: «In der Mitte sind die
Skeptiker, die zahlreicher sind, als man denkt, weil sie sich nicht an
die Öffentlichkeit wagen, aus Angst, mundtot gemacht zu werden. Ich
stelle in meinem Umfeld fest, dass viele Leute so denken.»
Bisher weniger schwere Fälle als im Frühling
Konkret bezweifelt die Gruppierung, dass die geplanten Einschnitte ins
private Leben, etwa eine Maskenpflicht an einer Geburtstagsfeier mit
mehr als 15 Personen, angesichts der aktuellen Zahl von schweren
Verläufen gerechtfertigt sind.
Die rasant steigenden Infektionszahlen führten nicht zur gleichen Zahl
schwerer Verläufe wie im März, begründet Dobler. Er verweist auf die
tiefe Zahl der Corona-Todesfälle (in den vergangenen zwei Wochen waren
es null bis acht pro Tag) und die Untersterblichkeit, die die Schweiz
immer noch hat.
Epidemiologen warnen jedoch, dass es mit einer Verzögerung von zwei
Wochen zu einem Anstieg der Todesfälle und Spitaleinweisungen kommen
werde.
Dobler treibt eine ganz andere Angst um. «Ich befürchte eine Eskalation
an alarmistischen Forderungen, die immer strengere Massnahmen
hervorrufen: nach der Maskenpflicht in den Läden eine Maskenpflicht im
ganzen öffentlichen Raum, danach eine Maskenpflicht in den Büros.»
Doch die Wirksamkeit der Maskenpflicht ist unter Fachleuten
umstritten. Dobler sagt voraus, deshalb werde der Ruf nach einer
erneuten Schliessung von Restaurants und Läden folgen. «Dann wird es
ein Massensterben unter den Unternehmen geben.»
Am Freitag tritt das Komitee erstmals an die Öffentlichkeit – mit der
Erstaufführung des Dokumentarfilms «Unerhört» in Zürich. Im Film, den
der ehemalige «Arena»-Moderator Reto Brennwald gedreht hat, kommen vor
allem Corona-skeptische Personen zu Wort.
Weitere Aufführungen und kontradiktorische Podiumsdiskussionen seien
schweizweit geplant, sagt Dobler. Wenn denn die Behörden solche
Veranstaltungen überhaupt noch zulassen, muss man sagen.
(https://www.derbund.ch/unternehmer-wehren-sich-gegen-uebertriebene-massnahmen-185490423455)
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Sonntagszeitung 18.10.2020
Ärztin kämpft gegen Maskenpflicht: Bern eröffnet Verfahren gegen Corona-Skeptikerin
Das leichtfertige Ausstellen von Attesten gegen das Maskentragen hat Konsequenzen.
Cyrill Pinto
Wer aus ideologischen Gründen keine Gesichtsmaske tragen will, konnte
sich bislang an die Berner Ärztin R. W. wenden. Sie stellte Dispensen
aus, ohne die Patienten überhaupt gesehen zu haben. Die Fachärztin FMH
verlangte bloss das Geburtsdatum und 20 Franken in einem Couvert –
einige Tage später hatte man das ärztliche Attest im Briefkasten, wie
die SonntagsZeitung Anfang September berichtete.
Jetzt hat die Berner Gesundheitsdirektion gegen die Frau formell ein
Aufsichtsverfahren eröffnet, wie sie auf Anfrage bestätigt. Denn ein
Attest ohne Konsultation auszustellen, stellt möglicherweise eine
Verletzung der ärztlichen Berufspflicht dar. Sollte sich der Verdacht
erhärten, kann die Behörde eine Sanktion aussprechen – im schlimmsten
Fall droht der Ärztin der Entzug ihrer Bewilligung zur Berufsausübung.
Polizei zeigt Verweigerer wegen Ungehorsam an
Die Ärztin R. W. ist Teil eines Netzwerks von Corona-Skeptikern und
engagiert sich für das Referendum gegen das Corona-Notrecht. Auf ihrer
Website gibt sie Tipps, wie man die Pflicht zum Maskentragen umgehen
kann. Unter anderem sind Anleitungen verlinkt, wie man reagieren soll,
falls man vom Kontrollpersonal aufgefordert wird, ein ärztliches
Schreiben vorzulegen.
In der Empfehlung heisst es: «Das Zugpersonal hat keinerlei
Rechtsgrundlage, nach Nachweisen zu fragen.» Tatsächlich rufen
Kondukteure bei renitenten Verweigerern die Polizei. Den fehlbaren
Passagieren droht eine Anzeige wegen Ungehorsam. Mehrere Verfahren sind
in diesem Zusammenhang offen, Zahlen nennen die SBB keine.
Auch die Berner Ärztin W. wird sich vor Gericht wehren können, sollte
sie die kantonale Gesundheitsdirektion sanktionieren. Ähnliche
Verfahren wegen der Maskenpflicht sind in mehreren Kantonen bereits
eingeleitet worden.
So machte die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther
Waeber-Kalbermatten letzte Woche öffentlich, dass mehrere Personen beim
Kantonsgericht Rekurse gegen die Maskenpflicht in Läden eingereicht
hätten. Und im Kanton Freiburg ist beim obersten Gericht ein Urteil
gegen die Maskenpflicht für das Personal in Kinderkrippen hängig. Dort
stellt ein Verein mit seinem Rekurs infrage, ob das Jugendamt überhaupt
eine Weisung zur Maskenpflicht erlassen kann.
(https://www.bernerzeitung.ch/bern-eroeffnet-verfahren-gegen-corona-skeptikerin-753842949146)
+++HISTORY
Sonntagszeitung 18.10.2020
Rassismus in der Wissenschaft: Der Fall Louis Agassiz
Es gibt nicht nur ein Agassizhorn, selbst auf dem Mond gibt es einen
Ort, der dem Schweizer Naturkundler und Rassisten gewidmet ist. Das
Komitee «Démonter Louis Agassiz» protestiert dagegen.
Martin Läubli
Der Schweizer Naturkundler, Glaziologe und Rassist Louis Agassiz ist
1873 im amerikanischen Cambridge gestorben und hat heute noch nicht
seine Ruhe gefunden. Es sind seine Ehrungen, die bis dato anstossen.
Diesmal geht es um eine Erhebung auf dem Mond.
Die International Astronomical Union (IAU) hat 1935 einen Gebirgszug
nach seinem Namen benannt – den «Agassiz Promontory». Das wollte das
Komitee «Démonter Louis Agassiz» um den Schweizer Historiker Hans
Fässler geändert haben. Drei Jahre liess sich die Arbeitsgruppe für
die Nomenklatur von Planetensystemen der IAU Zeit. Nun hat sie sich
entschieden: Der Name wird beibehalten. Und das ist das letzte Wort.
Die Akte sei damit geschlossen, heisst es in einem knappen Brief ohne
eigentliche Begründung.
Das Komitee ist empört. Und diese Empörung kriegt nun die Akademie der
Wissenschaften Schweiz (SCNAT) in einem offenen Brief deutlich zu
spüren. Es wirft ihr vor, zu wenig getan zu haben. Erwartet hätten sie
von der Akademie einen eigenen Antrag um Umbenennung. Der Brief trägt
die Handschrift von Hans Fässler, dem unermüdlichen Kämpfer für den
Dialog über Rassismus in unserer Gesellschaft. Bereits wird ein
«SCNAT-Skandal» heraufbeschwört.
Abscheu vor dunkelhäutigen Menschen
Louis Agassiz’ Karriere begann als Professor für Naturkunde an der
Akademie in Neuenburg. Einen grossen Namen machte er sich als
Ichthyologe, als Fischkundler. Seine Leistungen trugen ihm die
Mitgliedschaft der britischen Royal Society ein. Mitte des 19.
Jahrhunderts berief ihn die Harvard University in Cambridge zum
Professor für Zoologie und Geologie. «Kurz nach seiner Ankunft in den
USA beschrieb Agassiz in einem Brief an seine Mutter seine Abscheu vor
dunkelhäutigen Menschen», heisst es im «Historischen Lexikon der
Schweiz».
Den Eintrag, geschrieben von Hans Barth und Hans Fässler, gibt es so
erst seit 2018. Davor war keine Zeile über das rassistische Gedankengut
von Agassiz zu lesen. In dessen Aufsatz «The Diversity of Origin of
the Human Races 1850» stellte er eine Rassenhierarchie auf.
Dunkelhäutige Menschen stellten für ihn eine kulturunfähige Rasse dar,
die nicht auf derselben Stufe des weissen Mannes einzuordnen ist – und
nur einfache Arbeiten verrichten könne. Agassiz wurde zum verbissenen
Verfechter der These, der göttliche Schöpfungsakt habe getrennte Wege
für Schwarze und Weisse vorgesehen.
Damit lieferte er den theoretischen Boden, um die Sklaverei, vor allem
in den amerikanischen Südstaaten, zu legitimieren. Die
Evolutionstheorie von Darwin lehnte er kategorisch ab. Zwar war er
gegen die Sklaverei, doch setzte er sich dafür ein, jegliche
Vermischung der Rassen zu verhindern. Agassiz’ These der Rassentrennung
wird später auch zum theoretischen Fundament für den
Nationalsozialismus – und für die Kreationisten, die überzeugt sind,
die Entstehung des Lebens sei so vor sich gegangen, wie es in den
heiligen Schriften steht. Nun war Agassiz nicht der einzige
Wissenschaftler, der in dieser Zeit die Rassentheorie vertrat. Dennoch
werten Historiker wie Bernhard Schär von der ETH Zürich die Haltung des
Schweizer Wissenschaftlers schon damals als radikal.
Warum so lange geschwiegen?
Das Komitee «Démonter Louis Agassiz», 2007 gegründet, treibt jedoch
letztlich etwas anderes um: Warum verschwieg man in der Schweiz bis in
die 2000er-Jahre die rassistische Prägung eines Mannes, dessen
wissenschaftliche Hochachtung immerhin weltweit zu Namensgebungen für
rund 80 Orte führte? Und hier kommt für das Komitee die Akademie der
Naturwissenschaften ins Spiel, in deren Geschichte die Rassenforschung
ein düsteres Kapitel bildet.
Die Akademie hat denn auch prompt auf den offenen Brief reagiert. Das
Anliegen des Komitees findet sie gerechtfertigt – alle nach Agassiz
benannte Objekte sollen umbenennt werden. «Namensgebungen sind immer
auch eine Ehrung und haben eine starke Symbolik», schreibt sie. Bei
Agassiz seien fundamentale Fehlleistungen ans Licht gebracht worden.
«Die SCNAT hat es sich nicht einfach gemacht und den Fall Agassiz
intensiv diskutiert», sagt Marcel Falk, Kommunikationsleiter der SCNAT.
So bedauert sie auch, dass die International Astronomical Union so
lange mit dem Entscheid auf sich warten und im Schreiben keine
eigentliche Begründung verlauten liess.
Die Anschuldigung des Komitees an ihre Adresse lässt sie jedoch nicht
gelten. «Die SCNAT hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die
Namensgebung des «Agassiz Promontory» auf dem Mond neu beurteilt wird.
Der Entscheid ist negativ, was wir bedauern», heisst es in der
Entgegnung. Einen erneuten Antrag an die IAU zu stellen, erachtet die
Akademie als aussichtslos.
Auch das Agassizhorn bleibt
Das Komitee muss somit in diesem Jahr einen weiteren Tiefschlag
hinnehmen. Im Juli teilten die Gemeinden Guttannen, Grindelwald und
Fieschertal mit, am damaligen gemeinsamen Beschluss vom Juli 2010
festzuhalten und von einer Umbenennung des Agassizhorn abzusehen. Sie
könne das in der Geschichte Geschehene nicht ungeschehen machen. Die
Gemeinden würden jedoch «jeglichen Rassismus, welcher leider in der
heutigen Zeit immer noch passiert, verurteilen und setzten alles daran,
diesen zu bekämpfen und zu unterbinden».
Das Komitee hatte im Juni vor dem Hintergrund der Ermordung des
Afroamerikaners George Floyd am 25. Mai in Minneapolis die Gemeinden
nochmals ersucht, den «wunderschönen Berggipfel» nicht «dem
bedeutendsten ‹wissenschaftlichen› Rassisten des 19. Jahrhunderts» zu
überlassen. Sie schlugen vor, das Agassizhorn in Rentyhorn
umzubenennen, nach dem Namen eines Sklaven, den Agassiz in den Augen
des Komitees als «Foto-Objekt missbrauchte».
Doch ganz ohne Erfolg steht das Komitee nicht da: So änderte unter
anderem die Stadt Neuenburg 2019 die Universitätsadresse «Espace Louis
Agassiz» zu «Espace Tilo Frey», zu Ehren der ersten schwarzen
Nationalrätin der Schweiz. Die Stadt Lausanne brachte in diesem Jahr
unter dem Strassennamen «Avenue Louis Agassiz» eine Tafel an, auf der
sie über den Rassismus des Forschers aufklärte. Und auch in den USA
kommt Agassiz allmählich als Rassist in Verruf. Zum Beispiel verlangt
das Departement für Psychologie der Stanford University in Kalifornien,
die Statue von Louis Agassiz zu entfernen.
(https://www.derbund.ch/der-fall-louis-agassiz-905219299603)