Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Motion SP/EVP/AL: Evakuieren jetzt! Geflüchtete aus Griechenland brauchen unseren Schutz
https://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-cf6643630d414dcf9ba7471dffa8fdc3.html
++APPENZELL
Baubewilligung erteilt: Die Umnutzung des Sonneblick in Walzenhausen
schreitet Monate nach dem Bundesgerichtsentscheid endlich voran
In einer Medienmitteilung informiert der Gemeinderat von Walzenhausen
über den Stand der Dinge beim geplanten Asylzentrum im «Sonneblick».
Rund vier Monate nach dem Bundesgerichtsentscheid hat die kommunale
Behörde die Baubewilligung erteilt.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/appenzellerland/baubewilligung-erteilt-die-umnutzung-des-sonneblick-in-walzenhausen-schreitet-monate-nach-dem-bundesgerichtsentscheid-endlich-voran-ld.1259671
+++ZÜRICH
tagesanzeiger.ch 21.09.2020
Warten auf ein Ja aus Bundesbern: Zürcher Kirchen wären bereit für Flüchtlinge aus Lesbos
Die katholische Kirche hat 40 Betten für Flüchtlinge aus Moria
bereitgestellt. Auch die Stadt Zürich will Flüchtinge aufnehmen. Doch
ihnen sind die Hände gebunden.
Michael Meier
Bereits am 15. September hatte die katholische Kantonalkirche Zürich in
einem Appell die kantonalen und eidgenössischen Behörden aufgerufen, ein
Kontingent der in Moria obdachlos gewordenen Flüchtlinge aufzunehmen.
Die Kirche verpflichtete sich ihrerseits, «umgehend
Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu finden und die Behörden
bei der Versorgung und Begleitung der Flüchtlinge zu unterstützen». Eine
klare Antwort aus Bern ist bisher ausgeblieben.
Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding nahm alsbald Kontakt zu
Regierungsrat Mario Fehr und zur reformierten Kantonalkirche Zürich
auf. Diese stützt sich auf eine Resolution der Evangelischen Kirche
Schweiz und ihren Appell an die offizielle Schweiz, Flüchtlinge
aufzunehmen. «Als Kirche sind wir bereit, die Menschen zu empfangen und
ihnen bei der erfolgreichen Integration zu helfen.»
40 Betten stehen bereit
Die katholische Seite wäre jetzt schon bereit, Wohnraum anzubieten. «Bis
jetzt können wir 40 Betten zur Verfügung stellen, in der Pfarrei
Effretikon und in einer Liegenschaft der Pfarrei Seebach», sagt
Franziska Driessen. Und fügt hinzu: «Bei mir zu Hause wäre auch noch
Platz.» Für die Synodalratspräsidentin ist klar, dass die aufgenommenen
Flüchtlinge auch betreut werden müssten, beispielsweise durch
Seelsorgerinnen und Seelsorger.
Er freue sich über das Engagement der Kirchen im Kanton Zürich, sagt der
Vorsteher der Sicherheitsdirektion Mario Fehr auf Anfrage . Der Kanton
sei selbstverständlich bereit, sich an den Programmen des Bundes zu
beteiligen. «Dieser hat seinen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu
leisten; er entscheidet in erster Linie über eine Aufnahme.»
Auch für Stadtrat Raphael Golta wäre das Angebot der Kirchen sehr
willkommen, sagt seine Sprecherin Heike Isselhorst. Sie bekräftigt, dass
die Stadt Zürich mit sieben weiteren grossen Schweizer Städten bereit
sei, Flüchtlinge aufzunehmen – im Sinne eines humanitären Notfalls und
ausserhalb der bestehenden Programme. «Die Kapazitäten und Strukturen
sind da, die Städte wollen sich engagieren.» Sie erinnert an die
erfolgreiche Aufnahme von 800 Flüchtlingen im Jahr 2015. Die Flüchtlinge
würden zunächst in Kollektivunterkünften und dann auf dem ganz normalen
Wohnungsmarkt untergebracht. Aber eben: «Jetzt ists am Bund zu
handeln», sagt Isselhorst, «der Ball liegt bei Bundesrätin Karin
Keller-Sutter.»
Angebot läuft ins Leere
Für Franziska Driessen ist es schlicht ein Hohn, dass der Bundesrat sich
bisher nur dazu durchringen konnte, 20 minderjährige Flüchtlinge aus
Moria aufzunehmen. Sie hatte in der Sache auch an Bischof Felix Gmür,
den Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, geschrieben, ohne eine
Antwort zu erhalten. In einem am Freitag lancierten Appell begrüssen die
Bischöfe die beabsichtigte Aufnahme von 20 Jugendlichen. Sonst aber
stellen sie keine Forderungen an den Bundesrat. Stattdessen rufen sie
kirchliche Einrichtungen auf, «die Aufnahme von Geflüchteten aus Moria
zu prüfen und nach ihren Möglichkeiten Unterkunft und Begleitung
anzubieten». Nur laufen solche Angebote ins Leere, wenn der Bund nicht
grünes Licht dazu gibt.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuercher-kirchen-waeren-bereit-fuer-fluechtlinge-aus-lesbos-601645510835)
—
landbote.ch 21.09.2020
Nach Brand in Flüchtlingslager: Mitte-Links-Allianz fordert: Winterthur soll Flüchtlinge aus Moria aufnehmen
Der Stadtrat soll sich «aktiv einsetzen», rasch Flüchtlinge aus Lesbos
aufzunehmen, fordert eine Mehrheit im Gemeinderat, von AL bis GLP. Die
SVP warnt vor einem Sog-Effekt.
Michael Graf
Die Bilder des abgebrannten Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel
Lesbos bewegen auch in Winterthur. Gleich fünf Fraktionserklärungen zum
Thema gab es am Montagabend im Grossen Gemeinderat. «Niemand kann
verneinen, dass sich vor unseren Augen eine humanitäre Katastrophe
abspielt», sagte Pia Schoch (SP) und forderte, dass der Stadtrat sich
aktiv einsetze, rasch Geflüchtete aus dem Lager Moria auch in Winterthur
aufzunehmen. Sie sagt: «Die Schweiz hat Geld und die Schweiz hat
Kapazität. Also los.»
Ähnlich tönt es auch bei der EVP. «Es ist Zeit zum Handeln», betonte
auch Franziska Kramer-Schwob von der EVP. «Zusammen mit der
Zivilbevölkerung schaffen wir das.» GLP und Grüne/AL-Fraktion forderten
das gleiche.
Bürgerliche fürchten sich von Nachahmern
Markus Reinhard (SVP) hielt dagegen, dass dies einen Sog-Effekt erzeugen
würde. «Andere Flüchtlinge würden ermutigt, ebenfalls ihre Lager in
Brand zu setzen, um so nach Festland-Europa zu gelangen.» Wegen des
Corona-bedingten Wirtschaftseinbruchs kämen zudem schwere Zeiten auf die
Schweiz zu. «Da sind wir in erster Linie der eigenen Bevölkerung
verpflichtet.»
Laut Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) hat sich Winterthur zusammen
mit sieben anderen Städten bereits im Juni bereit erklärt, Flüchtlinge
aus griechischen Camps aufzunehmen. Die Gespräche mit dem Bund seien
kompliziert. Aber: «In den letzten zwei Wochen haben wir die Bemühungen
intensiviert.»
(https://www.landbote.ch/mitte-links-allianz-fordert-winterthur-soll-fluechtlinge-aus-moria-aufnehmen-749181944814)
+++DEUTSCHLAND
Die „Brandstifter von Moria“ oder wie ein Feindbild konstruiert wird
Es sind nicht nur Ultrarechte, sondern auch die sogenannte Mitte, die sich daran beteiligt. Die EU-Staaten profitieren davon
https://www.heise.de/tp/features/Die-Brandstifter-von-Moria-oder-wie-ein-Feindbild-konstruiert-wird-4906407.html
+++GRIECHENLAND
Die Angst, vergessen zu werden: Täglich melden sich unbegleitete Minderjährige bei den Hilfswerken auf Lesbos
Rund 400 unbegleitete Minderjährige aus Lesbos wurden bisher auf dem
griechischen Festland untergebracht. Immer mehr Kinder, die bisher
nirgends registriert waren, melden sich nun bei Hilfsorganisationen. Sie
haben Angst, ihre Chance auf ein besseres Leben zu verpassen.
https://www.nzz.ch/international/lesbos-unbegleitete-kinder-haben-angst-vergessen-zu-werden-ld.1577474
Auf Lesbos kehrt offenbar Ruhe ein
10.000 obdachlos gewordene Flüchtlinge wurden im neuen Lager Kara Tepe
untergebracht. Wer positiv auf Covid-19 getestet wurde, ist in
Quarantäne
https://www.derstandard.at/story/2000120152229/auf-lesbos-kehrt-offenbar-ruhe-ein?ref=rss
-> https://www.jungewelt.de/artikel/387277.mehr-als-240-coronaf%C3%A4lle-in-%C3%BCbergangslager-auf-lesbos.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1142094.polizeigewalt-polizist-droht-mit-waffeneinsatz.html
Feuer im Flüchtlingslager auf Samos – Brand unter Kontrolle
Im Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen Insel Samos ist am
Sonntagabend aus bisher unbekannten Gründen ein Feuer ausgebrochen.
https://www.nau.ch/news/europa/feuer-im-fluchtlingslager-auf-samos-brand-unter-kontrolle-65785527
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1142064.eu-fluechtlingspolitik-feuer-in-fluechtlingslager-auf-griechischer-insel-samos.html
+++MITTELMEER
Ärzte ohne Grenzen kritisiert Missachtung internationalen Seerechts nach
Festsetzung von „Sea-Watch 4“ – Forderung nach Umdenken in neuem
EU-Migrationspakt
Ärzte ohne Grenzen kritisiert nach der Festsetzung der „Sea-Watch 4“ die
Missachtung internationalen Seerechts durch die italienischen Behörden.
Das Seenotrettungsschiff war am Wochenende im Hafen von Palermo als
inzwischen fünftes von Nichtregierungsorganisationen betriebenes Schiff
innerhalb weniger Monate aus dem Verkehr gezogen worden. Für den neuen
EU-Migrationspakt, der am kommenden Mittwoch auf den Weg gebracht werden
soll, fordert Ärzte ohne Grenzen eine Abkehr von der unmenschlichen
Politik an den EU-Außengrenzen und eine Entkriminalisierung der
zivilgesellschaftlichen Seenotrettung.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/seenotrettung-seawatch4-missachtung-internationales-seerecht
Bedford-Strohm: Festsetzung Sea-Watch 4 ein „Akt der Willkür“
Die italienischen Behörden haben das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 4 im
Hafen von Palermo festgesetzt. Nun reagiert der EKD-Ratsvorsitzende
Heinrich Bedford-Strohm und kritisiert, die Rettung von Menschen aus
Seenot solle so verhindert werden.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/bedford-strohm-festsetzung-sea-watch-4-ein-akt-der-willkuer,SBDwJiY
+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Wölflistrasse: Halteplatz für Fahrende bleibt vorerst bestehen
Der Gemeinderat heisst das Gesuch des Kantons gut, den provisorischen
Durchgangsplatz für Fahrende an der Wölflistrasse in Bern – je nach
Bedarf – bis 2023 oder 2024 nutzen zu können. Der Kanton Bern ist bis
zur Realisierung neuer Halteplätze auf provisorische Halteplätze
angewiesen. Aufgrund der bisherigen, positiven Erfahrungen mit dem
Betrieb des Durchgangsplatzes ist die Stadt bereit, diesen Halteplatz
weiterhin im bisherigen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Die BERNEXPO AG
als Mieterin des Geländes hat sich ebenfalls bereit erklärt, die
Parzelle erneut zur Nutzung zu überlassen.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/woelflistrasse-halteplatz-fuer-fahrende-bleibt-vorerst-bestehen
+++GASSE
Um Kosten zu sparen: Stadt will gemeinsame Notschlafstelle für Männer und Frauen
Obwohl bekannt ist, dass Frauen in der Notschlafstelle an der
Alemannengasse belästigt wurden, will das Wirtschafts- und
Sozialdepartement trotzdem eine gemischte Stelle.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/um-kosten-zu-sparen-stadt-will-gemeinsame-notschlafstelle-fuer-maenner-und-frauen-139214826
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Nationalrat tritt demokratische Grundrechte und Recht auf Leben von Menschen im Globalen Süden mit Füssen
Der Nationalrat entschied heute Abend, die Stadt Bern anzuweisen, das
Klimacamp der breit abgestützten Klimabewegung ohne
Verhandlungsspielraum aufzulösen. Ruhe, Ordnung und ein hindernisfreier
Gang über den Bundesplatz scheint für die nationale Politik offenbar
wichtiger zu sein als ein Recht auf Leben und eine sichere Zukunft.
Damit macht sich der Nationalrat zum Handlanger der Öllobby, der Banken
und der Rohstoffkonzerne und damit mitschuldig am Mord und Leid von
Milliarden von Menschen. Die Klimabewegung fordert einen sofortigen
Systemwandel.
https://mailchi.mp/climatestrike/nationalrat-tritt-demokratische-grundrechte-und-recht-auf-leben-von-menschen-im-globalen-sden-mit-fssen
Die Klimajugend ist wieder da – auf dem Bundesplatz und im Film
Nach einer „Corona-Pause“ halten junge Aktivistinnen und Aktivisten seit
Montagmorgen in Bern mit einem Zelt-Camp den Bundesplatz besetzt.
Gleichzeitig wirft ein neuer ein Schlaglicht auf die Bewegung. In „Plus
chauds que le climat“ (Wärmer als das Klima) nehmen die Autoren Adrien
Bordone und Bastien Bösiger fünf jungen Engagierten den Puls.
https://www.swissinfo.ch/ger/die-klimajugend-ist-wieder-da—auf-dem-bundesplatz-und-im-film/46047534
KLIMABESETZUNG BUNDESPLATZ:
-> https://www.bernerzeitung.ch/hunderte-klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-275951361081
-> https://www.derbund.ch/klimaaktivisten-blockieren-den-bundesplatz-238563089391
-> https://www.derbund.ch/klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-181669712634
-> https://www.bernerzeitung.ch/eigentlich-duerfen-hier-keine-demonstrationen-stattfinden-461234136713
-> https://www.20min.ch/video/aktionswoche-vor-dem-bundeshaus-418674611910
-> https://www.20min.ch/story/klimaaktivisten-blockieren-den-bundesplatz-794854040816
-> https://rabe.ch/2020/09/21/klimaaktivisten-besetzen-bundesplatz/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz?id=11843763
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/berner-bundesplatz-besetzt-wie-lange-noch?id=11844135
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/protest-auf-dem-bundesplatz-berner-stadtpraesident-damit-haben-wir-nicht-gerechnet
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/der-bundesplatz-in-haenden-der-klimajugend?id=e87b4bd8-7410-4ec0-a12d-7f53d3367a68
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/protestaktion-in-bern-klimaaktivisten-vor-dem-bundeshaus-wollen-die-ganze-woche-bleiben
-> https://www.watson.ch/schweiz/klima/929205954-bern-klima-aktivisten-besetzen-bundesplatz-und-bauen-protestcamp-auf
-> https://www.watson.ch/schweiz/klima/492472619-bundesplatz-besetzung-die-gesichter-des-protest-camps
-> https://www.nau.ch/news/videos/auf-bundesplatz-klima-aktivisten-sollen-fur-morgigen-markt-weichen-65785812
-> https://www.nau.ch/news/videos/auf-bundesplatz-klima-aktivisten-sollen-fur-morgigen-markt-weichen-65785812
-> https://www.blick.ch/politik/protest-gegen-politik-klimabewegung-besetzt-bundesplatz-in-bern-id16103688.html
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/stadtpraesident-von-alec-graffenried-sofortiges-eingreifen-ist-im-moment-nicht-noetig-id16104391.html
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/blick-tv-auf-dem-paradeplatz-das-fordern-die-klimaaktivisten-id16104372.html
-> https://www.blick.ch/news/linksradikale-und-extremisten-werben-um-die-klimajugend-wird-der-klima-kampf-jetzt-militant-id15539491.html
-> https://www.blick.ch/news/der-fokus-am-mittag-trotz-verbot-klimabewegung-kapert-bundesplatz-id16104362.html
-> https://www.nzz.ch/schweiz/klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-in-bern-ld.1577634
-> https://twitter.com/klimastreik
-> https://twitter.com/klinglergeorg
-> https://twitter.com/andreas_glarner/status/1307941750586126336
-> https://twitter.com/cwasi/status/1307956923149545472
-> https://twitter.com/cwasi/status/1308010362730688512
-> https://twitter.com/Megafon_RS_Bern
-> https://www.derbund.ch/klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-181669712634
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/aktion-auf-dem-bundesplatz-jetzt-reagiert-das-parlament-es-will-eine-raeumung
-> https://www.tagesanzeiger.ch/bundesversammlung-fordert-raeumung-des-protestcamps-526141347904
-> https://www.greenpeace.ch/de/medienmitteilung/58640/der-aufstand-der-klimabewegung-ist-notwendig
-> https://www.bernerzeitung.ch/bundesversammlung-fordert-raeumung-des-protestcamps-526141347904
-> https://www.tagesanzeiger.ch/volksinitiative-lancieren-statt-protestieren-283844197531
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/der-schrebergarten-ein-gruener-fleck-glueck?id=11844324
-> https://www.20min.ch/story/was-bringt-die-neue-strategie-der-klimastreiker-487683558266
-> https://www.watson.ch/schweiz/bern/784211851-inside-klima-camp-ein-blick-in-das-zeltdorf-auf-dem-bundesplatz
-> https://www.watson.ch/schweiz/klima/447032326-bundesplatz-klimademo-parlament-will-keine-stoerung
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/klimademo-eklat-svp-will-bern-den-bundesplatz-wegnehmen-65786138
-> https://www.blick.ch/politik/wegen-nichtstun-gegen-die-klima-demo-fordert-svp-nehmt-der-stadt-bern-den-bundesplatz-weg-id16105208.html
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/fdpler-attackiert-berns-stapi-wegen-illegaler-klima-demo-65786074
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/credit-suisse-weist-vorwurfe-der-klima-jugend-zuruck-65786117
-> https://www.blick.ch/politik/klimastreik-auf-dem-bundesplatz-linke-wollen-demoverbot-abschaffen-id16104648.html
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/protestcamp-soll-geraeumt-werden?id=e8329f33-6bdc-41f2-8644-671078d4e517
-> Die Bünzlisicht von StrickerTV: https://www.youtube.com/watch?v=DmVTVeiUlGA
-> https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/klima-protest-vor-bundeshaus-raete-machen-druck-stadt-verhandelt-00142137/
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/klima-aktivisten-machen-einen-sitzstreik-auf-dem-bundesplatz-139228475
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/klima-camp-auf-bundesplatz-aktivisten-wollen-eine-woche-bleiben-139227606
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/das-sagt-sicherheitsdirektor-nause-zum-illegalen-klima-camp-139227624
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/vorerst-geduldet-klimaaktivisten-besetzen-bundesplatz-139228195
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/vorerst-geduldet-klimaaktivisten-besetzen-bundesplatz-139228195
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/die-klimajugend-hat-erstmals-eine-schwelle-ueberschritten-139228234
-> https://www.telem1.ch/aktuell/ohne-bewilligung-klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-in-bern-139228211
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/protest-klimademonstration-vor-bundeshaus-139227720->
-> https://telebasel.ch/2020/09/21/klimaaktivisten-wollen-voruebergehend-platz-den-maerit-machen/?utm_source=lead&utm_medium=grid&utm_campaign=pos%201&channel=105105
-> https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/klimastreik-auf-dem-bundesplatz-regelung-ausstehend
-> https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/klimastreik-gemeinderat-bietet-waisenhausplatz-an
-> https://www.20min.ch/story/klimaaktivisten-blockieren-den-bundesplatz-794854040816
-> https://www.derbund.ch/klimaaktivisten-besetzen-den-bundesplatz-181669712634
-> https://www.bernerzeitung.ch/bundesversammlung-fordert-raeumung-des-protestcamps-526141347904
-> https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/klimastreik-gemeinderat-bietet-waisenhausplatz-an
-> https://www.watson.ch/!613724334
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/klimaaktivisten-protestcamp-auf-dem-bundeshausplatz?urn=urn:srf:video:6c876cc6-c094-4b39-8756-4abdf5bdd354
-> https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/stadt-bern-stellt-klima-aktivisten-ein-ultimatum-bis-dienstagmittag-00142184/
-> https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/klima-protest-vor-bundeshaus-raete-machen-druck-stadt-verhandelt-00142137/
-> https://www.nzz.ch/schweiz/bern-klimaaktivisten-besetzen-bundesplatz-ld.1577634
-> https://www.tagblatt.ch/schweiz/eine-besetzung-in-grun-ld.1259760
-> https://gbbern.ch/blog/news/gruenes-buendnis-solidarisiert-sich-mit-dem-riseupforchange-protest-auf-dem-bundesplatz
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/184876/
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/184873/
-> https://www.blick.ch/politik/protest-gegen-politik-klimabewegung-besetzt-bundesplatz-in-bern-id16103688.html
—
derbund.ch 21.09.2020
Klimaaktivisten greifen das Zentrum der Macht an
Demonstranten haben am Montag den Platz vor dem Bundeshaus illegal
besetzt, weil die Politik beim Klimaschutz versage. Parlamentarier
reagieren gereizt bis erbost – nur die Grünen zeigen viel Verständnis.
Fabian Fellmann, Stefan Häne
Wir haben ein Problem, sagt der Berner Stadtpräsident Alec von
Graffenried am Montagmorgen auf dem Bundesplatz. Anstelle der gewohnten
bundesstädtischen Beschaulichkeit herrscht vor dem Parlamentsgebäude
buntes Treiben. Einige Hundert Klimaschützer haben kurz vor 5 Uhr den
Platz mit Strohballen ummauert, Zelte aufgebaut, Transparente ausgerollt
und Kompost-WCs aufgestellt.
Sie sind entschlossen, eine Woche lang draussen auf dem harten
Steinplatz auszuharren, weil die dort drinnen im Bundeshaus auf ihren
weichen Sesseln beim Klimaschutz nicht schnell genug handelten. Die
Demonstration ist eine Provokation der Institutionen. Während der
Parlamentssessionen sind Kundgebungen auf dem Bundesplatz verboten. Das
ist unangenehm für von Graffenried, denn der Politiker der Grünen Freien
Liste regiert die Stadt, die dieses Recht durchsetzen muss, eine
linksgrüne Stadt im Wahlkampfmodus, weil in zwei Monaten Parlament und
Regierung neu bestellt werden.
«Das ist Amtsmissbrauch»
Nun werfen Bürgerliche von Graffenried vor, linksgrüne Demonstranten
gewähren zu lassen. Der erboste Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter
Portmann schimpft vor laufenden Kameras: «Dich sollte man büssen. Was du
da machst, ist Amtsmissbrauch.» Und die Präsidien von National- und
Ständerat fordern die Stadt Bern per Brief auf, «schnellstmöglich für
die Einhaltung der geltenden Rechtsbestimmungen zu sorgen».
Parlamentarier äussern sich zu Besetzung von Bundesplatz
Video: Keystone-SDA
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv430498h.mp4
Friedfertiger geht es bei den Demonstranten zu und her. Sie sehen ihre
Aktion als Fortsetzung der Klimastreiks, doch ist das Durchschnittsalter
markant gestiegen. Statt Schüler prägen jetzt Aktivisten zwischen 20
und 30 das Bild, ergrauende und ergraute Häupter sind zahlreich.
Isabelle und Pascal Veillon aus Lausanne, 75 und 81, engagieren sich bei
den Grosseltern fürs Klima. «Man hört uns nicht zu, legale Aktionen
funktionieren nicht», sagen sie. Den zivilen Ungehorsam überliessen sie
dann aber doch den Jüngeren.
Zu ihnen gehört Sozialarbeiterin Pauline Priolet aus Lausanne. «Wir
müssen radikale Massnahmen ergreifen», sagt die 28-Jährige, während sie
die Gitarre weglegt. Die Bewegung habe sich der Gewaltlosigkeit
verschrieben, betont sie. Für den zivilen Ungehorsam lägen Ketten und
Schlösser bereit, um sich auf ein Signal hin anzuketten.
Durchorganisierte Aktion
Die Aktion ist straff durchgeplant. Am Sonntag reisten die Aktivisten
nach Bern ins Zeltcamp. Nur wenige wissen bis zum Weckruf um 4 Uhr, dass
die Aktion auf dem Bundesplatz steigt, erzählen mehrere
Teilnehmerinnen. Ziel der geheimen Planung: die Polizei überrumpeln,
damit die Behörden entweder eine medienwirksame illegale Demonstration
dulden oder eine ebenso medienwirksame Räumung anordnen. Es ist eine
Taktik, die einige der involvierten Gruppen und Teilnehmer bestens
kennen, erprobt unter anderem bei der Besetzung von Banken in Zürich,
Genf und Lausanne.
Klimaaktivisten blockieren Strasse vor dem Bundeshaus
Video: Tamedia/20 Minuten
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv430506h.mp4
Eine zentrale Küche gibt am Mittag Black-Bean-Spaghetti mit
vegetarischer Soja-Bolognese aus, alle Teilnehmer verrichten Ämtli. Doch
die Verantwortung soll dezentral bleiben: Alle strategischen
Entscheidungen fallen in Plenar- und Delegiertenversammlungen, auch zur
Frage, wie weit der zivile Ungehorsam reichen soll.
Wie weit sie gehen wollen, entscheiden aber letztlich kleine
«Bezugsgruppen», in der alle einander vertrauen. Das ist von deutschen
Anti-Kohle-Aktivisten abgeschaut, offensichtlich ist auch
professionelles Kampagnen-Wissen von Gruppen wie Greenpeace
eingeflossen. Dort arbeitet eine der Sprecherinnen, Alexandra Gavilano.
Auf den hohen Organisationsgrad angesprochen antwortet sie: «Wir
beweisen hier, wie stark wir sind, wenn alle zusammenarbeiten und alle
ihre Expertise einbringen.»
Starke Rolle der autonomen Reitschule
Von den Parteien sagen sich viele Demonstranten los; von den rechten
würden sie beschimpft, von den linken benutzt und belogen, formuliert es
das Kommunikationsteam von «Rise up for Change». Die Bewegung will
weder links noch rechts sein, stützt sich aber stark auf die autonome
Berner Reitschule. Über anonyme Mail- und Videokonferenzdienste aus
deren Umfeld lief die Planung, dort lagerte Material, dort wurden die
Flyer gedruckt, von dort erhalten Aktivisten Rechtsberatung.
Wie es die Klimabewegten mit der Demokratie halten, bleibt unfassbar.
Intern basisdemokratisch organisiert, bekunden sie mit der
institutionellen Politik grosse Mühe. Ein Zürcher Lehrer sagt, er hoffe,
«dass wir das Klimaproblem in der Demokratie lösen können, aber ich bin
immer weniger überzeugt davon». Seinen Namen nennt er nicht, weil er
keine Medienschulung habe. Das Kommunikationsteam schickt diese Sätze:
«Unsere scheinbare Demokratie hat Instrumente, welche für die Lösung der
Klimakrise nicht geeignet sind. Wir brauchen ein neues Verständnis von
Demokratie, welches die Interessen aller von der Klimakrise betroffenen
Personen einbezieht.»
Zoff mit grünen Parteien
Solche Rufe machen es den grünen Kräften im Parlament schwieriger, die
Klimaaktivisten zu verteidigen. Jürg Grossen, Präsident der
Grünliberalen, hält Forderungen nach einem Systemwechsel für «zu
extrem». Er hat für die Klimabewegung grosse Sympathien, weil sie den
Finger auf den wunden Punkt lege. Aber: «Ziviler Ungehorsam bringt uns
politisch keinen Millimeter weiter.» Es wachse das Risiko, dass sich
Teile der Bevölkerung abwenden würden.
Andere Politiker sagen nur indirekt, ob sie das Verhalten der
Klimaaktivisten goutieren. «Die Klimafrage ist sehr dringend», sagt
SP-Fraktionschef Roger Nordmann. «Wir müssen sie aber innerhalb der
demokratischen Institutionen anpacken.» Das mache das Parlament auch,
mit einem «guten CO₂-Gesetz». Mehr liege derzeit nicht drin. Nordmann
geht davon aus, dass das Volk das CO₂-Gesetz gutheissen wird.
Diese Akzeptanz gefährdeten die Klimaaktivisten, argumentiert hingegen
CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Seit drei Jahren kämpfe er für
ein griffiges CO₂-Gesetz, nun aber werde er beschimpft, kommentiert er
in den sozialen Medien: «Liebe Klimademonstranten, hört auf mit dem
Scheiss auf dem Bundesplatz, den ihr «zivilen Ungehorsam» nennt. Brecht
eure Zelte ab und setzt euch an den Tisch – mit euren demokratischen
Mitstreitern. So erreicht ihr eure Ziele.» Mit Aktivismus hingegen
spielten sie den Gegnern in die Hände. Das bestätigt SVP-Nationalrätin
Barbara Steinemann: «Jetzt wird allen vor Augen geführt, wie radikal die
sind.»
Die Grünen hingegen verteidigen die Klimaaktivisten. Die Aktion sei
illegal, räumt Nationalrätin Regula Rytz ein. Die Grünen hätten jedoch
immer schon gefordert, dass politische Kundgebungen auf dem Bundesplatz
auch während der Session möglich sein sollten. Eine rote Linie zieht
aber auch Rytz: Für sie müssen die «nötigen Veränderungen» demokratisch
und friedlich umgesetzt werden.
Nationalrat fordert Räumung
Am Abend ist noch unklar, wie friedlich die Atmosphäre auf dem
Bundesplatz bleibt. Die Demonstranten wollen am Dienstagmorgen dem
Bauernmarkt Platz machen – schliesslich fordern sie mehr
kleinbäuerliche, lokale Landwirtschaft. Die Stadt Bern wird den
Demonstranten danach einen anderen Ort anbieten. Das fordert auch der
Nationalrat: Auf Antrag von SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi beschloss er
am Abend mit 109 zu 83 Stimmen, die Stadt Bern zur Räumung des
Bundesplatzes aufzufordern.
Ob die Demonstranten auf die Forderungen der Politiker eingehen, wollen
sie am Dienstag basisdemokratisch entscheiden. Alec von Graffenried
dürfte sein Problem nicht so einfach loswerden.
–
(15 Forderungen zum Klimaschutz
Die Kundgebung für den Klimaschutz in Bern findet unter dem Namen Rise
up for Change («Steh auf für Wandel») statt. Getragen wird sie von
Greenpeace, Klimastreik, Extinction Rebellion, Collective for Climate
Justice und Collectif Break Free. Die zentralste ihrer 15 Forderungen:
Die Schweiz muss bis 2030 CO₂-neutral sein, 20 Jahre früher, als es
Parlament und Bundesrat mit dem neuen CO₂-Gesetz planen. Weitere
Anliegen sind die Stärkung lokaler ökologischer Landwirtschaft, eine
partizipative und transparente Demokratie sowie Klimagerechtigkeit und
klimaneutrale Finanzflüsse. (ffe)
(https://www.derbund.ch/klimaaktivisten-greifen-das-zentrum-der-macht-an-108446151904)
—
bernerzeitung.ch 21.09.2020
Wie die Klimabewegung den Bundesplatz besetzt
Es reicht!, sagten sich die Klimaaktivistinnen und -aktivisten einmal
mehr und besetzten den Bundesplatz. Um 4.30 Uhr rannten sie durch die
dunkle Bundesstadt.
Andrea Knecht
Da rennen sie – hinter der Heiliggeistkirche hervor, unter den Lauben
hindurch Richtung Bundesplatz. Obwohl so viele Menschen rennen, ist es
erstaunlich still – man hört Schuhe auf Asphalt, sonst nichts. Es ist
Montagmorgen, 4.40 Uhr, die Sonne wird erst knapp drei Stunden später
aufgehen. Der Bundesplatz liegt wie eine stillgelegte Arena da, träge
blicken die beleuchteten Sandsteinbauten auf den Platz hinunter: Das
Bundeshaus, die Nationalbank und ihre kleinen Geschwister, die Berner
Kantonalbank, die Credit Suisse und die Valiant. Ein Traktor fährt vor,
der Anhänger ist mit Heuballen beladen. Ein Jubelschrei erklingt am
einen Ende des Platzes und wird vom anderen Ende erwidert, Applaus hallt
von den Sandsteinmauern wider. Die Besetzung hat begonnen.
Nino steht auf der Schützenmatte und kämpft mit seiner Stimme gegen den
Lärm der Berner Innenstadt an. Ein Zug rattert über das
Eisenbahnviadukt, der Verkehr rauscht über die Schützenmattstrasse. Nino
ist 16 Jahre alt, Gymnasiast – und leitet gerade ein Aktionstraining
der Klimabewegung an. Es ist Sonntagmorgen, 10 Uhr. Trotzdem haben sich
knapp 30 Personen auf dem Parkplatz versammelt. Die meisten sind
zwischen 16 und 30 Jahre alt. Nino wird heute erklären, wie man sich bei
einer Aktion zivilen Ungehorsams zu verhalten hat. Was tun, wenn die
Polizei ein besetztes Areal räumt? Wie bildet man eine Menschenkette?
Und wie verhält man sich in einem Polizeiverhör? Die Protestaktion soll
keine Krawallveranstaltung sein. Kein Alkohol und keine Drogen, betont
Nino, auch am Abend vorher nicht. Und keine Gewalt – weder physische
noch verbale. «Behaltet eure Gliedmassen bei euch, wenn die Polizei euch
wegtragen will – ihr wollt niemanden treten, auch die Polizisten
nicht.»
Vorbereitungen für ein Grossprojekt
Die Aktionstrainings hatten seit Ende August in verschiedenen Schweizer
Städten stattgefunden. Dabei handelt es sich nicht um die
Sandkastenspiele ein paar neugieriger junger Erwachsenen, sondern um die
letzten Vorbereitungen für das Grossprojekt «Rise up for Change» – auf
Deutsch in etwa «Probt den Aufstand für eine Veränderung». Die Parole
betitelt eine Aktionswoche der Schweizer Klimabewegung. Verschiedene
Gruppen haben sich zu diesem Zweck zusammengeschlossen, darunter der
Klimastreik, Collective Climate Justice, Collective Break Free und
Extinction Rebellion.
Eine Woche lang wollen die Aktivistinnen und Aktivisten das Thema
Klimagerechtigkeit ins Zentrum des kollektiven Bewusstseins rücken. Die
Bewegung fordert damit, dass die Verursacherinnen und Verursacher von
Klimawandel und Umweltverschmutzung zur Kasse gebeten werden. Das gelte
sowohl für die globale als auch die nationale Politik: Reiche Länder
sollen mehr Verantwortung übernehmen als arme. Und der Übergang zu einer
klimafreundlichen Gesellschaft solle von jenen getragen werden, die die
Krise verursachen. Zum Beispiel von den Finanzinstituten, die mit ihren
Investitionen in fossile Brennstoffe nach wie vor das 22-fache der
Schweizer Inlandemissionen verursachten, schreibt die Bewegung in einer
Medienmitteilung. Es sind also die grossen Player, die die Aktivistinnen
und Aktivisten zur Verantwortung ziehen wollen.
Darum solls also am «Rise up for Change» gehen, den Rahmen bilden
Workshops, Referate, Filmvorführungen und Konzerte. Und Aktionen zivilen
Ungehorsams – Aktionen also, bei denen Gesetze übertreten werden, um
auf Missstände aufmerksam zu machen. Nino ist überzeugt, dass das die
Bewegung ihren Zielen näherbringen könnte: «Man hat in der Vergangenheit
gesehen, dass ziviler Ungehorsam ein wirksames Mittel ist, wenn sonst
nichts mehr hilft. Es muss einfach etwas passieren.»
Und was ist mit den rechtlichen Konsequenzen? Wer Gesetze verletzt,
macht sich strafbar, selbst wenn das aus der Überzeugung geschieht, für
eine gerechtere Welt zu kämpfen. Nino meint: «Ich habe schon Angst vor
rechtlichen Konsequenzen – aber ich habe viel grössere Angst davor, dass
sich nichts ändern könnte.» Auch andere Aktivistinnen und Aktivisten
werden davon sprechen: Von der Angst, dass alles so bleiben könnte, wie
es ist, dass der Klimawandel voranschreitet, und die Politik untätig
zuschaut.
Nicht alle sind sich am Sonntag so sicher wie Nino, dass sie an der
Aktion teilnehmen werden. Noch ist kaum jemand in den Ablauf eingeweiht.
Bekannt ist nur: Wer mitmachen möchte, sollte bei einer
Infoveranstaltung am Sonntagnachmittag dabei sein und bis zur Aktion
nicht mehr nach Hause gehen. Schlafplätze seien organisiert.
Ungewissheit und Unsicherheit
Sebastian ist 18 Jahre alt und Student. Er steht nach dem
Aktionstraining etwas unentschlossen in der grossen Halle und wartet. Er
könne sich noch nicht zum Mitmachen entscheiden, er habe zu wenige
Informationen. «Ich will mich nicht kopfvoran in eine mysteriöse Aktion
stürzen», sagt er. Zugleich ist er überzeugt, dass sich etwas ändern
muss. «Die Uhr tickt», sagt er, «wenn sich nichts verändert, ist unsere
Gesellschaft verloren.» Auch Anna (Name geändert) hadert mit einer
Entscheidung. Sie sitzt auf dem Vorplatz der Reitschule in der Sonne und
diskutiert mit Freundinnen. Die 23-Jährige geht an die Demos der
Klimabewegung, zwischendurch mal an Klimatreffen und hat auch schon
Infostände zum Thema organisiert. Trotzdem würde sie sich nicht wirklich
als in der Bewegung aktiv bezeichnen. Zögern lasse sie vor allem das
Risiko einer Strafanzeige. «Ich habe einen Job zu verlieren, ich
riskiere meine berufliche Zukunft», sagt sie und zuckt unschlüssig mit
den Schultern. Gleichzeitig sei sie den Leuten sehr dankbar, die die
Aktion organisieren und die bereit seien, die Konsequenzen zu tragen.
«Es hat schon Demos mit zehntausend Leuten gegeben – gebracht hats nicht
viel. Es muss sich also schon etwas ändern.»
Anders Annabelle, sie ist bereit. Die 27-jährige ETH-Studentin hat sich
vor einigen Wochen entschieden, an der Aktion teilzunehmen. «Ich habe
wirklich alles getan, was man tun kann: Ich habe persönliche Gespräche
geführt, Mails geschrieben, war an Demos.» Zwar gehe schon etwas, aber
viel zu langsam. Und der Rahmen, in dem man politisch mitbestimmen
könne, sei viel zu eng, auch wenn viele anderes behaupten: «Die sagen:
‹Wir leben doch in einer Demokratie, wir können ja abstimmen – dann muss
das Ganze doch gerecht sein.› Aber das stimmt halt nicht.» Die Kräfte
seien ungleich verteilt: «Wer Geld hat, bestimmt. Und es wird
unglaublich viel gemacht, um den Status quo zu erhalten.»
Vom Bundesplatz zum Klimacamp
An frühen Montagmorgen ist klar, worin die geheime Aktion besteht: Das
Klimacamp selbst, der Austragungsort der Intensivwoche ist die Aktion.
Bis Freitag wollen die Aktivistinnen und Aktivisten den Bundesplatz
besetzen – wenn die Polizei sie denn gewähren lässt. Schon von Beginn an
stehen Polizistinnen und Polizisten um den Platz und schauen dem
Treiben zu. «Ich frage mich, was ihr Auftrag ist», sagt eine junge
Aktivistin und deutet Richtung Polizei. Jedenfalls sei es toll, dass sie
es bis auf den Platz geschafft hätten – «wir hatten befürchtet, gar
nicht bis dahin zu kommen.»
Der Platz sieht inzwischen aus, als hätte man ein Handbuch verschiedener
Blockadeformen ausgepackt und den Inhalt nachgebaut: Man kette sich an
Velos, errichte eine Blockade aus Strohballen, stecke die Arme in Rohre
oder in betongefüllte Fässer und bilde so eine verstärkte Menschenkette.
Will die Polizei den Platz räumen, darf sie die Besetzerinnen und
Besetzer nicht verletzen – sie muss sie mühsam aus den verschiedenen
Vorrichtungen schälen und schneiden.
Aktivistin Meret Schefer sprüht vor Energie, obwohl es noch nicht einmal
6 Uhr morgens ist. Die kurze Nacht hat sie in einem der öffentlichen
Gebäude verbracht, welche die Aktivistinnen und Aktivisten zur
Übernachtung nutzen dürfen. Die 16-Jährige kommt aus dem Emmental,
besucht den Gymer – im Moment hat sie Schulferien – und ist erfahrene
Aktivistin. «Wir wollen nicht die Bevölkerung oder den Verkehr
behindern», betont sie. «Unsere Aktion richtet sich an die grossen
Player rund um diesen symbolträchtigen Platz» – sie deutet auf die
Nationalbank, und das Bundeshaus. Man wolle ein Zeichen setzen – aber
nicht nur. «Unser Camp soll zeigen, dass ein alternativer, ein
klimafreundlicher Lebensstil möglich ist.»
Wie lange dauert die Festivalstimmung an?
Montag, 13 Uhr. Festivalstimmung hat sich im Klimacamp ausgebreitet.
Wimpeln und Transparente flattern über Strohballen und Holzbauten. Zelte
wurden aufgebaut und Menschen liegen auf Isoliermatten in der Sonne. Es
wird Gitarre gespielt, gesungen und gegessen.
Kurz vor 13.30 Uhr tauchen vereinzelte Parlamentarierinnen und
Parlamentarier auf – es ist eidgenössische Herbstsession, die letzte
Woche. Ein weiterer Mann im Anzug schlendert über den Platz, der
Aargauer Nationalrat und SVP-Hardliner Andreas Glarner. Den ganzen Weg
über bleibt er unbemerkt – oder wird gekonnt ignoriert.
Als eine Gruppe Aktivistinnen und Aktivisten den Nationalrat erkennt,
beginnen sie, Parolen zu skandieren: Die «Climate Justice»-Rufe werden
zu «Glarner Justice»-Rufen. «Wir wollen Antworten, Herr Glarner!», ruft
ein junger Mann über die Bundesgasse hinüber, wo der Angesprochene
inzwischen Interviews gibt. Nun kommt Bewegung ins Camp, und die
Aktivistinnen und Aktivisten versammeln sich hinter den Strohballen, sie
rufen und singen. Das Spätsommerfestival wird wieder zur Protestaktion.
Es wird laut – friedlich bleibt es trotzdem.
–
Die Forderungen der Klimabewegung
Mitte August hatte die Klimabewegung die Schweizer Politik scharf
kritisiert. «Wir wurden von rechts beschimpft und belächelt, von den
linken Parteien benutzt und belogen. Man hat uns das Blaue vom Himmel
versprochen und nichts davon geliefert», sagte Meret Schefer vom
Klimastreik damals an einer Medienkonferenz. Unter anderem warfen die
Aktivistinnen und Aktivisten den Grünen vor, dass deren neuer Klimaplan
netto null erst bis 2040 vorsieht. Während des Wahlkampfs versprachen
die Grünen noch, sich wie die Klimabewegung für netto null bis 2030
einzusetzen.
Die Klimabewegung nennt fünf Bereiche, in denen sie tief greifende,
konkrete Veränderungen fordert: in der Landwirtschaft, dem Finanzsektor,
der Demokratie, im Bereich Klimagerechtigkeit sowie bei Infrastruktur
und Energie. Unter anderem fordert die Bewegung, dass der
«kleinbäuerlichen Landwirtschaft» gerechte Einkünfte gesichert werden,
sodass «die Ausübung einer nachhaltigen Landwirtschaft» ermöglicht wird.
In Bezug auf die Finanzinstitute sollen unter anderem alle
«Finanzierungen, Investitionen und Versicherungsdienstleistungen» per
sofort gestoppt werden, die «Klima und Lebewesen schaden». (Quelle sowie
vollständige Liste der Forderungen: www.riseupforchange.ch/forderungen)
–
Vom Telegram-Chat auf den Bundesplatz
Die Klimabewegung ist basisdemokratisch organisiert, es gibt weder
bekannte Köpfe der Bewegung noch ein Organigramm. Wer denkt, in einer
dermassen fluiden Bewegung müsse es chaotisch zu- und hergehen, täuscht
sich. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie gut die Klimabewegung
organisiert ist: Nicht nur Aktionstrainings haben am Sonntag
stattgefunden, sondern auch eine Informationsveranstaltung zu möglichen
rechtlichen Konsequenzen der Aktion. Es gibt eine Packliste (Schlafsack!
Powerbank! Persönliche Medikamente!) und ein Video mit einer
Wegbeschreibung vom Bahnhof Bern zur Schützenmatte.
Zudem sind unter anderem vor Ort: Ein Careteam, das psychologische
Unterstützung anbietet, ein Legal-Team, das bei rechtlichen Problemen
hilft, ein Küchenteam, das die Teilnehmenden verpflegt. Auf der Website
sind der Aktionskonsens (ein Dokument, das einen verbindlichen Rahmen
für alle Aktivistinnen und Aktivisten festlegt) aufgeschaltet, ein
Corona-Schutzkonzept und eine Broschüre mit Informationen über die
rechtlichen Konsequenzen verschiedener Aktionsformen. Auf einem
Infokanal auf dem Messengerdienst Telegram werden laufend Informationen
auf Deutsch und Französisch publiziert.
Warum die Organisation in der Klimabewegung so gut funktioniert, kann
niemand wirklich beantworten. Ein Aktivist vermutet, dass die sozialen
Netzwerke wie Telegram wirksame Instrumente seien, um sich abzusprechen
und zu formieren. Ein anderer Beteiligter verweist auf die hohe
Motivation der Mitwirkenden. Er sei zudem überzeugt, dass die
Freiwilligkeit des Engagements ein wichtiger Faktor sei, warum die
Organisation so gut funktioniere.
(https://www.bernerzeitung.ch/wie-die-klimabewegung-den-bundesplatz-besetzt-630987618404)
—
Farbige Grüsse für Fundifreund*innen
In der Nacht auf Samstag, den 19. September haben wir dem Berner Büro
der Helsana einen Besuch abgestattet, und sichergestellt, dass ihre
Machenschaften im Zusammenhang mit dem christlich-fundamentalistischen,
homo- und transfeindlichen und sexistischen Marsch fürs Läbä zumindest
eine Zeit lang sichtbarer werden.
https://barrikade.info/article/3867
Carnaval des Rues 12.09.2020 Ein R’Ausblick
Der Carnaval des Rues meldet sich zurück, denn es muss einiges klar
gestellt werden. Medien, Polizei und Politik versuchen den CdR als
ausufernden Partyumzug darzustellen und versuchen dem Protestumzug
jeglichen Inhalt abzusprechen. Sie verdrehen und verändern nach Lust und
Laune alles, um eine masslose Repression gut zu heissen, die keine
Rechtfertigung hat!
https://barrikade.info/article/3868
Teilnehmer*in an Nazi-frei Demo zu 8 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt
In der Prozessreihe gegen Teilnehmende der Anti-Pnos-Demo vom November
2018 fällt das Strafgericht ein Urteil von bisher ungekanntem Ausmass.
Wir waren am Gericht. Hier folgt der Bericht.
https://bajour.ch/a/NMNGvNTMj9zCRKdQ/teilnehmerin-an-nazi-frei-demo-zu-acht-monaten-freiheitsstrafe-verurteilt
-> https://www.20min.ch/story/150-linksautonome-marschieren-durch-basel-844435775253
-> https://www.bazonline.ch/basel-nazifrei-demonstrantin-zu-acht-monaten-gefaengnis-verurteilt-256344210414
Update Gerichtsverfahren «Matthäuskirchen-Demo» 2016
Am 24. September 2020 stehen mehrere Basler*innen vor Gericht. Der
Grund: Sie kritisierten einen Polizeieinsatz an einer Demo gegen das
unmenschliche Migrationsregime.
https://barrikade.info/article/3866
+++BIG BROTHER
Amnesty International fordert scharfe Kontrolle von Überwachungstechnologien
Europäische Unternehmen profitieren vom Überwachungsstaat in China. Ein
Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigt,
warum die EU den Export von Überwachungstechnik stark reglementieren
muss.
https://netzpolitik.org/2020/exporte-amnesty-international-fordert-scharfe-kontrolle-von-ueberwachungstechnologien/#vorschaltbanner
+++POLIZEI DE
Videos von Polizeigewalt: Empathie für Täter
Zwei Videos übergriffiger Polizisten machen im Netz die Runde. In beiden Fällen nehmen die Vorgesetzten ihre Beamten in Schutz.
https://taz.de/Videos-von-Polizeigewalt/!5711528/
Videos von übergriffigen Polizisten: Gewalt und Drohungen
Im Netz sind Videos von Polizeieinsätzen aufgetaucht: Eins zeigt wie ein
Beamter einen 19-Jährigen schlägt. Im anderen droht ein Polizist auf
Demonstrant:innen zu schießen.
https://taz.de/Videos-von-uebergriffigen-Polizisten/!5715157/
+++RASSISMUS
antira-Wochenschau: Geforderte Sklavereireparationszahlungen an die
Schweiz, geschlossene Lager in Lesbos, smartifizierte Grenzen im
Schengen-Raum
https://antira.org/2020/09/21/geforderte-sklavereireparationszahlungen-an-die-schweiz-geschlossene-lager-in-lesbos-smartifizierte-grenzen-im-schengen-raum/
Rassendiskriminierung: Der «Mohrenkopf»-Verkäufer von Rorschach hat einen Strafbefehl erhalten
Für die St.Galler Staatsanwaltschaft steht fest: Imbiss-Unternehmer
Markus Heim hat sich der Rassendiskriminierung schuldig gemacht. Dies,
weil er in Rorschach als Schwarzer verkleidet Dubler-«Mohrenköpfe»
verkaufte. Heim empfindet das Verdikt als «Witz» – und will
weitermachen.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/rassendiskriminierung-der-mohrenkopf-verkaeufer-von-rorschach-hat-einen-strafbefehl-erhalten-ld.1259471
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/stgaller-mohrenkopf-verkaeufer-erhaelt-strafbefehl-00142169/
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Die Forderungen der Coronaleugner: Freiheit für die Unterwerfung
Die Hygienedemonstranten sehen die Demokratie in eine Diktatur kippen.
Doch wenn sie Freiheit rufen, meinen sie nur ihre persönliche.
https://taz.de/Die-Forderungen-der-Coronaleugner/!5711547/
Conspiracy Watch sitzt Frankreichs Verschwörungstheoretikern im Nacken
Die Organisation spürt Verschwörungstheoretikern jeder Couleur nach.
Seine Arbeit sei ein „Kampfsport“, sagt Gründer Rudy Reichstadt
https://www.derstandard.at/story/2000120132322/conspiracy-watch-sitzt-frankreichs-verschwoerungstheoretikern-im-nacken?ref=rss
Corona-Protest in Düsseldorf: Auf Kriegsfuß mit der Realität
In der Bewegung gegen die Corona-Politik geben Reichsbürger und
Verschwörungstheoretiker den Ton an. Auf einer Demonstration in
Düsseldorf zeigt sich: Von Distanzierung halten die Veranstalter wenig.
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/?p=%5B%2730182%27%5D&wt_zmc=sm.int.zonaudev.twitter.ref.zeitde.redpost.link.x
Coronavirus: Gibt es weniger Verschwörer als gedacht?
An der Demo gegen die Massnahmen des Coronavirus in Zürich beteiligten
sich weniger Kritiker als erwartet. Ist die Verschwörer-Bewegung kleiner
als gedacht?
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-gibt-es-weniger-verschworer-als-gedacht-65785732
—
tagesanzeiger.ch 20.09.2020
Erfolgreicher Youtuber: Wie ein Zürcher zum Sprachrohr der Corona-Rebellen wurde
«Bittel TV» spielt eine tragende Rolle unter Virus-Skeptikern. Am
Samstag sangen Demonstrierende in Zürich für den Gründer «Happy
Birthday».
David Sarasin
Die Szene dürfte Roger Bittel gerührt haben. Weil er Samstag seinen 50.
Geburtstag feierte, konnte er nicht an der Kundgebung der Kritiker der
Corona-Massnahmen auf dem Turbinenplatz teilnehmen. Doch der Speaker
räumt ihm gegen 16 Uhr einen Extraplatz ein. «Wir möchten jetzt an Roger
denken», sagt er ins Mikrofon. Kurz darauf intonieren an die 500
Personen auf dem Platz ein «Happy Birthday». Roger Bittel ist der
bekannteste Abwesende der Kundgebung (lesen Sie hier unseren Bericht zur
Demo).
Bittel ist in der Szene eine Art Berühmtheit. Mit «Bittel TV» betreibt
er ein wichtiges Sprachrohr für die sogenannten Corona-Rebellen in der
Schweiz. Der Youtube-Kanal des im Limmattal lebenden Oberwallisers hat
seit Ausbruch der Corona-Krise in wenigen Monaten mehr als 75’000
Abonnentinnen und Abonnenten gewonnen. Die Telegram-Kanäle, die unter
seinem Namen laufen, zählen mehr als 1000 User. Sie laufen rund um die
Uhr heiss.
Wie bekannt sein Portal ist, zeigte sich Ende August auch an der grossen
Kundgebung in Berlin. Roger Bittel läuft mit seiner Kamera durchs
Brandenburger Tor, bleibt am Strassenrand stehen, ringt mit den Tränen.
Er sagt: «Ihr glaubt nicht, wie toll das hier ist. Ich beginne gleich zu
weinen.» Die Aufzeichnung am Vorabend der grossen
Anti-Corona-Demonstration in Berlin sehen sich mehrere Tausend Menschen
live bei Youtube an.
Eine Berühmtheit in der Szene
Den Clip, bei dem Bittel nicht viel mehr macht, als während dreier
Stunden durch Menschenmassen zu spazieren und mit Leuten zu plaudern,
haben bis heute mehr als 150’000 Leuten angeklickt. Auffällig ist: Fast
minütlich sprechen Demonstrierende ihn an. «Roger, wir schauen deine
Sendung», sagt eine Frau um die 50. «Weiter so!», ruft einer aus der
Menge. Es ist eines von fast zweihundert Videos auf seinem Kanal.
In den oft mehrstündigen Clips lässt er all jene zu Wort kommen, die die
Corona-Massnahmen der Schweizer und anderer Regierungen kritisieren.
Juristen, Blogger, Bürger. Der Tenor ist klar. Die Maske? Sinnlos und
schädlich. Der Lockdown? Ein Verbrechen, das von einem Gericht belangt
werden muss. Der Bundesrat? Ahnungslos und manipulativ. Die Tests?
Fehlerhaft. Die Medien? Einseitig und nicht vertrauenswürdig.
Zu den Experten, die bei ihm auftreten, zählt indes auch der Youtuber
Stefan Bauer, der vom ultrarechten amerikanischen
Verschwörungstheoretiker Alex Jones schwärmt und einen Staatsstreich
herbeisehnt. Oder Rainer Schregel. Der abberufene St. Galler Amtsarzt
fiel unter anderem wegen einer verunglimpfenden Äusserung mit
nationalsozialistischen Assoziationen gegen eine Journalistin auf. Gegen
ihn läuft derzeit ein Verfahren. Schlegel war auch Redner an der
Kundgebung in Zürich.
Zu einem Interview mit Treffen ist Bittel nicht bereit – oder nur unter
der Bedingung, dass er es live auf seinem Fernsehsender ausstrahlen
kann. Der «Tages-Anzeiger» telefoniert schliesslich zweimal mit dem
50-Jährigen, zitiert werden möchte er aber nicht.
So ist es auch nicht möglich, mit Bittel vertieft über ein heikles Thema
zu reden: Im Zuge seiner Arbeit, die er selbst als aufklärerisch
darstellt, tauchen vereinzelt auch Verschwörungstheorien auf – zum
Beispiel Bezüge auf die «Q-Anon»-Verschwörung in den «Bittel
TV»-Chat-Kanälen.
«Bekomme so viele Infos, die müssen raus»
Klar ist indes: Die Corona-Krise hat Bittels Engagement massiv
gesteigert. Veröffentlichte er bis Februar dieses Jahres auf Facebook
Memes, Sinnsprüche und Posts zu seinen stets wechselnden Projekten, sind
es seither wöchentlich an die hundert Bilder, Videos und Texte zum
Thema Corona. In einem Video erklärt er: «Ich bekomme so viele private
Infos, die müssen einfach raus.»
«Bittel TV» stellt sich in eine Reihe mit Dutzenden Bloggern, Ärzten und
Wissenschaftlern, die derzeit via Youtube Aufmerksamkeit generieren.
«Die Corona-Zeit hilft alternativen Medien, schnell zu wachsen», sagt
Lisa Schwaiger vom Institut für Kommunikationswissenschaft der
Universität Zürich, die zum Thema forscht.
Bemerkenswertes Tempo
Das Tempo, mit dem «Bittel TV» in so wenigen Monaten wachsen konnte,
erachtet sie indes als bemerkenswert. «75’000 in so kurzer Zeit ist
viel», sagt sie. «In Krisenzeiten tun sich jene hervor, die einfache
Antworten auf komplexe Fragen liefern», sagt Schwaiger. An den
sogenannten Corona-Rebellen findet Schwaiger problematisch, dass sich
dabei zum Teil demokratiefeindliche, rechtsextreme Tendenzen mit
Esoterik und Verschwörungstheorien vermengten.
Auf Bittels Sender spielen radikale politische Tendenzen keine
Hauptrolle, vielmehr beteuern die Userinnen und User, dass sie Harmonie
suchten und aufklären wollten. Auffällig ist, wie sich die Leute in den
Chats seines Senders gegenseitig in ihren Ansichten und ihrer
verunsicherten Gefühlslage stützen. «Es ist Krieg , also raus mit euch
auf die Strasse !!!!!», schreibt einer. Jemand erwidert: «Es ist nicht
Krieg. Es ist Verwirrung. Es ist Verunsicherung. Es ist Ratlosigkeit.»
Mit seinem Sender ist Roger Bittel ein Erfolg beschieden, der seine
bisherigen Projekte übertrifft. Seine Jobs in den vergangenen Jahren
reichen vom Informatiker über den Maler von «Kraftbildern» zum Designer
von Bikinis. Auf seinem Youtube-Kanal «Cryptowelt» führte er Interviews,
unter anderem mit Bundesrat Ueli Maurer. Zudem eröffnete er im Zürcher
Umland, wo er auch die Clips von Bittel TV dreht, ein Fotostudio. Doch
alle diese Projekte sind derzeit zumindest stillgelegt.
Seinen Einfluss und sein Status scheint ihm derzeit recht zu geben. Wenn
ihn unzählige Leute an der Berliner Demo erkennen, wenn ihm seine
Follower auf seinen Kanälen positiv zusprechen, als wäre er eine Art
Guru, wenn mehr als 500 Personen auf dem Zürcher Turbinenplatz für ihn
«Happy Birthday» singen, dann scheint es, als ob er auf eine Weise
angekommen ist.
–
Marco Rima und die Corona-Rebellen
«In den kommenden Monaten wird niemand an Corona sterben», sagte Marco
Rima an der Kundgebung vom Samstagnachmittag vor rund 500
Demonstrierenden auf dem Zürcher Turbinenplatz. Er hat die Aussage
später in einem Facebook-Post zurückgenommen. Er sei auf seinem Blatt in
einer Zeile verrutscht, beteuerte der Komiker.
Rima war einer von einem halben Dutzend Rednern am Samstagnachmittag in
Zürich, die den Bund, die Medien und die Corona-Massnahmen kritisierten.
Zu den Auftretenden gehörten Ärzte, Aktivisten, der Komiker Andreas
Thiel oder der ehemalige «Rundschau»-Journalist Reto Brennwald. Die
Kundgebung verlief mehrheitlich friedlich. Von Beginn an hielt die
Stadtpolizei, die mit mehreren Mannschaftswagen und einem Wasserwerfer
vor Ort war, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, die
Hygienemassnahmen einzuhalten, Abstand zu halten oder Masken zu tragen.
Nach zwei Stunden kam plötzlich eine neue Durchsage: Man habe falsch
kommuniziert. Auch wenn die Distanzregel eingehalten werde, sei an
dieser Demonstration eine Maske obligatorisch. Die Durchsage wurde mit
Gelächter quittiert. Die Stadtpolizei habe rund 70 Personen weggewiesen,
zwei Personen seien vorübergehend in eine Polizeiwache gebracht worden,
heisst es in einer Medienmitteilung. Die Wegweisungen wurden teilweise
von heftigen Protesten begleitet.
Antifaschisten hatten zwar eine Gegendemonstration angekündigt, hielten
sich an dem Nachmittag aber zurück. Sie entrollten einzig ein Plakat,
das nach kurzer Zeit von der Polizei beschlagnahmt wurde. (dsa)
(https://www.tagesanzeiger.ch/wie-ein-zuercher-zum-sprachrohr-der-corona-rebellen-wurde-280889252359)
—
Daniel Koch: Marco Rima posiert mit seiner Angreiferin
Marco Rima war einer der 500 Personen, die am Samstag gegen die
«Corona-Lüge» protestierten. Er solidarisierte sich dabei mit der
Koch-Angreiferin Melanie Kolic
https://www.nau.ch/people/aus-der-schweiz/daniel-koch-marco-rima-posiert-mit-seiner-angreiferin-65785878
—
«Corona – das grosse Nichts»: «Zeitpunkt»-Herausgeber vor Presserat abgeblitzt
Als im Mai Demos gegen den Lockdown durch die Strassen zogen, berichtete
die «NZZ am Sonntag» (NZZaS) ausführlich über einen der Hintermänner:
Christoph Pfluger, Journalist und Herausgeber des linksalternativen
Magazins «Zeitpunkt».
http://www.kleinreport.ch/news/corona-das-grosse-nichts-zeitpunkt-herausgeber-vor-presserat-abgeblitzt-95515/
—
Basler Zeitung 21.09.2020
Randalen wegen Maskenpflicht: Basler Verkäuferinnen als «Nazis» und «Stasi» beschimpft
Corona-Skeptiker pöbeln in Geschäften herum, weil sie partout keine
Gesichtsbedeckung tragen wollen. Manche Verkäufer haben die Schnauze
voll. Nun reagiert der Kanton mit einer Aufklärungskampagne.
Simon Bordier
Corona-Skeptiker nimmt man vor allem am Wochenende wahr, wenn sie – wie
zuletzt in Zürich – zu Hunderten auf die Strasse gehen und gegen die
geltenden Pandemieregeln demonstrieren. Manche von ihnen lassen aber
auch unter der Woche Dampf ab.
Zu spüren bekommen dies insbesondere Verkäuferinnen und Verkäufer in
Bäckereien, Lebensmittelshops und anderen Läden. «Was wurden wir in den
letzten Wochen nicht alles beschimpft: Einmal waren wir ‹Neonazis›, ein
andermal die ‹Stasi›. Wir wurden auch schon schlicht als ‹Arschloch›
betitelt. Und dies nur, weil wir die Kunden auf die im Laden geltende
Maskenpflicht hingewiesen haben», erzählt die Verkäuferin einer
regionalen Konditoreikette. Es handle sich dabei nicht um Einzelfälle.
Man rechne mit durchschnittlich zwei Masken-Querulanten pro Tag, sagt
die Verkäuferin, die in Basel arbeitet und anonym bleiben möchte.
Hoch zu und her geht es mitunter auch im Coop Pronto am Barfüsserplatz.
Seit bald einem Monat gilt in Basel-Stadt eine Maskentragepflicht in
Läden – und seit bald einem Monat kreuzen Maskenverweigerer in diesem
Express-Supermarkt auf.
Kurz nach Einführung des Obligatoriums sei es zu einem ersten
Zwischenfall gekommen, berichtet die stellvertretende Geschäftsführerin
des Coop Pronto im Gespräch mit dieser Zeitung: Eine Frau habe sich
geweigert, einen Gesichtsschutz überzuziehen, und im Laden randaliert.
«Sie schlug auf die Einrichtung ein und warf mit Verkaufsware um sich.»
Schliesslich sei sie stürmend aus dem Laden gerannt. Auch letzte Woche
habe ein Maskenverweigerer wutentbrannt den Supermarkt verlassen – und
beim Hinauslaufen eine Schwenktür zerstört.
«90 Prozent der Kunden halten sich ohne Wenn und Aber an die
Maskenpflicht», so die stellvertretende Geschäftsführerin. Nur eine
kleine Minderheit mache Probleme, wolle Grundsatzdiskussionen über das
Maskenobligatorium vom Zaun brechen, werde teilweise laut und ausfällig
und in einzelnen Fällen gar handgreiflich. «In zwei Fällen mussten wir
mit der Polizei drohen, erst dann hat sich die Lage beruhigt.»
Der zentral gelegene Coop Pronto mit seinen langen Öffnungszeiten zieht
ganz unterschiedliche Klientel an – und damit auch Extremfälle.
Repräsentativ für die gesamte Verkaufsbranche sind die Ereignisse in dem
Express-Supermarkt aber wohl nicht. Mathias F. Böhm, Geschäftsführer
des Interessenverbands Pro Innerstadt Basel, sagt: «Die Maskenpflicht
wird in den meisten Geschäften gut befolgt. Zu Problemen kommt es am
ehesten in Bäckereien, Take-away-Lokalen und anderen Läden, in denen
Kunden schnell rein- und wieder rausgehen. Denn da geht der
Gesichtsschutz schnell mal vergessen.»
Zudem gebe es in diesen Geschäften starken Kundenkontakt, das
Verkaufspersonal sei entsprechend exponiert. «Für viele
Ladenmitarbeiter, aber auch Bar- und Restaurantangestellte ist es eine
extrem anstrengende Zeit, manche kommen an ihre Grenzen.» Umso wichtiger
sei es, die Regeln in Erinnerung zu rufen und an die Verantwortung
jeder und jedes Einzelnen zu appellieren . «Wir wollen die Krise
möglichst schnell hinter uns lassen. Doch dafür müssen sich alle an die
Regeln halten, ob man nun damit einverstanden ist oder nicht.»
Ladeninhaber haften für Kunden
Für die Einhaltung der Maskenpflicht in den Geschäften sind die
Ladenbetreiber verantwortlich. Wenn Kunden das Obligatorium nicht
einhalten, so können die Geschäfte dafür von den Gesundheitsbehörden
belangt und gebüsst werden. «Das bedeutet, dass die Betreiberin
Personen, die sich nicht an das Maskenobligatorium halten, des Ladens
verweisen muss», schreibt auf Anfrage Toprak Yerguz, Sprecher der
Kantonspolizei Basel-Stadt. Dasselbe gelte für Transportunternehmen: Für
die Einhaltung der Maskentragpflicht im öffentlichen Verkehr sind sie
selbst zuständig. Yerguz: «Wird einem Verweis nicht Folge geleistet,
kann die Kantonspolizei Basel-Stadt gerufen werden.»
Basler Ladenbesitzer machen laut Yerguz aber nur selten von diesem
drastischen Mittel Gebrauch. «Dies kam in den letzten Wochen nur in
wenigen Einzelfällen vor.»
Ähnlich klingt es beim Gesundheitsdepartement. Man habe bei
Stichprobenkontrollen in Basler Geschäften «gehört, dass sich Kundinnen
und Kunden vereinzelt gegen die Maskentragpflicht wehren», teilt
Sprecherin Anne Tschudin mit. Zudem seien einige Anfragen von
Ladeninhabern zur Maskentragpflicht und deren Umsetzung beim
Gesundheitsamt eingegangen. «Die grosse Mehrheit hält sich an die
Maskentragpflicht, versteht den Schutz und Nutzen der Masken und
unterstützt die Maskentragpflicht.»
Handlungsbedarf sieht man beim Kanton aber gleichwohl. Nicht anders ist
es zu erklären, dass diese Woche eine Nachfolgeaktion zur
«#SeifenBoss-Kampagne» lanciert wird. Tschudin: «Inhalt der Kampagne
sind die aktuellen Verhaltens- und Distanzregeln, welche sie in mehreren
Situationen zeigt. Darunter befinden sich auch Szenen in einem
Einkaufsladen.» Damit wolle der Kanton unter anderem «auf die
Maskentragpflicht in Geschäften aufmerksam machen und die Betriebe
unterstützen».
(https://www.bazonline.ch/basler-verkaeuferinnen-als-nazis-und-stasi-beschimpft-176464273962)
+++HISTORY
Von Kaiseraugst bis Rise up for Change: Ziviler Ungehorsam ist nötig
Mit zivilem Ungehorsam will die Klimabewegung diese Woche das
Bewusstsein für die Klimakrise wieder wachrütteln. Sind solche
subversiven Aktionen wirksam? Ein Blick in die Protestgeschichte der
Schweiz zeigt: Ja.
https://daslamm.ch/von-kaiseraugst-bis-rise-up-for-change-ziviler-ungehorsam-ist-noetig/
Wie soll die Schweiz mit kolonialer Raubkunst umgehen? – Rendez-vous
In den Museen Europas stehen Kulturgüter, welche die Kolonialherren nach
Plünderungsreisen in ihre Heimatländer geschafft haben. Inzwischen sind
Diskussionen im Gang, dieses kulturelle Erbe an die Herkunftsländer
zurückzugeben. Auch im Ständerat wird darüber diskutiert.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/wie-soll-die-schweiz-mit-kolonialer-raubkunst-umgehen?id=cf590891-d3fc-49d5-9cb5-7e2da798ac89