Medienspiegel 27. Juni 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Gastkommentar zur Migrationspolitik: Sans-Papiers legalisieren – aber nur, wenn Arbeitgeber mitziehen
Eine Legalisierung ist möglich. Aber nur, wenn gleichzeitig die Strafen für das Beschäftigen von untergetauchten Migranten verschärft werden.
https://www.derbund.ch/legalisierung-der-sans-papiers-411424450618


+++EUROPA
Die EU erkauft sich von Ankara kurzfristig Ruhe an der Aussengrenze, aber die nächste Migrationskrise ist nur eine Frage der Zeit
Eine weitere halbe Milliarde Euro überweist die EU an die Türkei, damit sie ihre 3,6 Millionen syrischen Flüchtlinge weiter unterstützen kann. Aber das reicht nicht, um auf Dauer eine neue Flüchtlingswelle zu verhindern. Ein verbindliches Abkommen mit Ankara ist unabdingbar.
https://www.nzz.ch/international/die-eu-und-die-tuerkei-brauchen-einen-neues-fluechtlingsabkommen-ld.1563124


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Farbe in Solidarität mit Internationalistinnen
In der vergangenen Woche wurden in zwei koordinierten Aktionen die britische Handelskammer in Zürich sowie das italienische Konsulat in Basel mit Farbe markiert. Dies aus Solidarität mit den Internationalist*Innen, die von der Justiz der jeweiligen Ländern verfolgt werden.
https://barrikade.info/article/3633


+++POLIZEI CH
Rassismus in Polizei und Justiz: Wenn verdächtig ist, wie man aussieht
Wie kommt es, dass sich die Polizei in Fällen von Racial Profiling immer wieder einer rechtsstaatlichen Kontrolle entziehen kann? Und dass kaum je ein Verstoss gegen das Diskriminierungsverbot festgestellt wird? Die Gründe liegen auch bei der Justiz.
https://www.woz.ch/2026/rassismus-in-polizei-und-justiz/wenn-verdaechtig-ist-wie-man-aussieht


+++POLIZEI DE
Racial Profiling bei der Polizei: Ein Gefühl der Ohnmacht
Die Hautfarbe kann darüber entscheiden, ob die Polizei einen kontrolliert oder festnimmt. Es mangelt an einer Fehlerkultur bei der Polizei.
https://taz.de/Racial-Profiling-bei-der-Polizei/!5697146/


Linke Medien und die Polizei: Eine vertane Chance
Die Institution Polizei gilt als sakrosankt. Medien wie die taz sollten aber die herrschenden Verhältnisse hinterfragen.
https://taz.de/Linke-Medien-und-die-Polizei/!5692814/


Rolle der Polizei bei G20 in Hamburg: Gewalt „gerechtfertigt“
Die Aufklärung der Polizeigewalt beim G20-Gipfel nähert sich ihrem traurigen Abschluss. 120 der 157 Ermittlungsverfahren wurden bereits eingestellt.
https://taz.de/Rolle-der-Polizei-bei-G20-in-Hamburg/!5692769/


+++POLICE FR
In Frankreich ist die Polizei manchmal Feind, manchmal Helfer
Nicht zum ersten Mal sieht sich Frankreichs Polizei in diesen Tagen dem Vorwurf des übermässigen Gewalteinsatzes und eines latenten Rassismus ausgesetzt. Im europäischen Vergleich verwendet sie andere Strategien – und andere Waffen.
https://www.nzz.ch/international/blm-in-frankreich-ist-die-polizei-manchmal-feind-oder-helfer-ld.1562938


+++RASSISMUS
Rassistische Schaufenster in Luzern
Ein offener Brief von kritischen Kund*innen an die Pfistergassoptik in Luzern und ein Gedankenanstoss für alle weissen Menschen.
https://barrikade.info/article/3634


Beim Spiel in St. Gallen: Schwarzer FCZ-Stürmer als «Scheiss Mohrechopf» beschimpft
Der FC Zürich gewann am Donnerstag in St. Gallen gegen den Leader 4:0. FCZ-Stürmer Aiyegun Tosin wurde dabei schwer beleidigt. Der Nigerianer wehrte sich mit einer bekannten Geste.
https://www.derbund.ch/schwarzer-fcz-stuermer-als-scheiss-mohrechopf-beschimpft-806510448306
-> https://www.derstandard.at/story/2000118361410/rassistischer-vorfall-bei-geisterspiel-in-der-schweiz?ref=rss
-> https://www.20min.ch/story/der-wird-dafuer-buessen-816960053403
-> https://www.srf.ch/sport/fussball/super-league/fcz-tosin-verbal-attackiert-der-fcsg-verurteilt-rassistischen-vorfall-scharf


Warum die DNA der christlichen Missionierung rassistisch ist
Die Missionierung von Naturvölkern trägt auch heute noch den Kern von Kolonialisierung und Rassismus in sich.
https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/613451149-warum-die-dna-der-christlichen-missionierung-rassistisch-ist


+++RECHTSPOPULISMUS
Linke Demos werden toleriert – 1. August Feiern abgesagt!
Die Schweiz spinnt. Während sich Linke, Extremisten und Fanatiker über alle Regeln hinwegsetzen, sollen rechtschaffene Bürgerinnen und Bürger auf die traditionellen Feierlichkeiten zum 1. August verzichten. Dabei ist Tradition gerade in schwierigen Zeiten wichtig.
https://www.svp-zuerich.ch/artikel/linke-demos-werden-toleriert-1-august-feiern-abgesagt/
-> https://www.nzz.ch/zuerich/velo-und-kurden-kundgebung-in-zuerich-svp-will-lieber-1-august-ld.1563516


+++RECHTSEXTREMISMUS
Krawalle haben Konsequenzen: Botschafter soll zum Gespräch
Nach Zusammenstößen von Kurden und rechtsextremen Türken in Wien-Favoriten soll sich Botschafter verantworten.
https://kurier.at/chronik/wien/krawalle-haben-konsequenzen-botschafter-soll-zum-gespraech/400954775


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Berichte auf Twitter:
-> https://twitter.com/__investigate__
-> https://twitter.com/berngegenrechts
-> https://twitter.com/__investigate__
-> https://twitter.com/edi_schwarz
-> https://twitter.com/ag_bern
-> https://twitter.com/PoliceBern
-> https://twitter.com/bwg_bern


Corona-Demos enden im Katz-und-Maus-Spiel mit Polizei
Am Samstag haben gleich zwei Demonstrationen im Zusammenhang mit Corona stattgefunden. Davon bewilligt war aber nur Eine – die der Lockdown-Gegner. Weil Linksautonome jedoch ein rechtsextremes Spektrum befürchteten, veranstalteten sie eine Gegen-Demo – Ganz zum Ärger der Polizei.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/corona-demos-enden-im-katz-und-maus-spiel-mit-polizei-138295493


Protest gegen Corona-Massnahmen: Nur wenige Demonstranten auf dem Bundesplatz
Heute protestieren in Bern die Lockdown-Gegner zum ersten Mal mit einer Bewilligung. Auch die Gegendemonstranten sind unterwegs.
https://www.derbund.ch/noch-kaum-demonstranten-auf-dem-bundesplatz-443734684994
-> https://www.bernerzeitung.ch/polizei-verhindert-mit-grossaufgebot-konfrontation-698277735601
-> https://www.bernerzeitung.ch/polizei-faehrt-grosses-aufgebot-auf-850695458306
-> https://www.20min.ch/story/lockdown-gegner-demonstrieren-in-bern-aktivisten-rufen-zur-gegendemo-638214633231
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/lockdown-gegner-demonstrieren-ohne-masken-auf-bundesplatz-65732594
-> https://www.luzernerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/polizei-beobachtet-unbewilligte-demonstration-in-bern-ld.1233124
-> https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/schweiz/grosses-polizeiaufgebot-wegen-kundgebungen-in-bern-ld.1233127



derbund.ch 27.06.2020

Kundgebung gegen Corona-Massnahmen: Misstrauensvotum gegen Regierung

Etwa 300 Personen verlangten auf dem Bundesplatz die Rückkehr zur vollen Demokratie. Die Regierung habe während der Corona-Pandemie masslos übertrieben, dafür sei sei zur Verantwortung zu ziehen.

Markus Dütschler

Natürlich ist es eine Demonstration. Oder doch ein kultureller Anlass? Dank dieses Kniffs liess sich sich die Kundgebung «Zrügg zur Schwiiz!» bewilligen – mit einem aussergewöhnlichen Schutzkonzept. Die meisten der 200 bis 300 Frauen, Männer und Familien, die auf den Bundesplatz kamen, trugen keine Masken.

Maximal 900 wären zulässig gewesen. Doch die Veranstalter hielten sich – wie von den Behörden offenbar verlangt – beim Mobilisieren in den sozialen Netzwerken zurück. Und manchen Unterstützern missfiel wohl die Vorstellung, ihre Personalien am Eingang hinterlegen zu müssen – zuhanden des Staates, dem sie misstrauen.

Verschiedene Rednerinnen und Redner, darunter der Zürcher SVP-Politiker Daniel Regli, kritisierten den Lockdown mit allem, was damit verbunden war: Besuchsverbot in Altersheimen mit einsamem Sterben ohne Beistand, Verbot der Gottesdienste, Milliardenschäden in der Wirtschaft. Und dies wegen einer Krankheit, die weniger gefährlich sei als behauptet. Der Staat hätte zu einem früheren Zeitpunkt klügere und zielgerichtetere Massnahmen ergreifen können, anstatt kopflos zu agieren und blind andere Länder nachzuahmen.

Wasserschaden ohne Feuer

Zwar gab es Teilnehmer, die Impfungen misstrauen oder eine Verschwörung der «Bilderberger» am Werk sehen. Doch im Vergleich zur unbewilligten Spontankundgebung vom 9. Mai, bei der Verschwörungstheoretiker aller Couleur den Ton angaben, brach bei dieser Kundgebung eher das vaterländische und demokratische Selbstbewusstsein von Bürgerinnen und Bürgern hervor, die es ablehnen, den Gesslerhut grüssen zu müssen. Der Komiker Andreas Thiel, ohne schrill-farbige Haartolle, sagte, durch den Lockdown habe die «Feuerwehr» einen ungeheuren Wasserschaden angerichtet, ohne dass es gebrannt habe.

Mehrmals brandeten Buh-Rufe auf, wenn der Übereifer der Regierung angeprangert wurde. Diese Handlungen müssten untersucht werden, damit sich ein solch gravierender Fehler nie mehr wiederhole. Jetzt heisse es wachsam bleiben, damit die Bevormundung nicht mittels Notrecht in Verordnungen hineingeschmuggelt werde.

Der Bundesplatz blieb von allen Seiten her rigoros abgesperrt. Linke Gegner (»Kein Platz für rechte Hetze») hatten angekündigt, den Anlass stören zu wollen. Von der unbewilligten Gegendemonstration war auf dem Bundesplatz kaum etwas zu vernehmen, ausser dass sich die zum Schutz anwesenden Polizeikräfte manchmal in jene Richtung verschoben, von wo Störungen zu erwarten waren.
(https://www.derbund.ch/misstrauensvotum-gegen-regierung-922898655946)



bernerzeitung.ch 27.06.2020

Die Demos sind vorbei – Bernmobil fährt wieder

Heute sollen gleich drei Demonstrationen in Bern stattfinden. Sicherheitsdirektor Nause rechnet mit einem «mühsamen und aufwendigen Polizeieinsatz».

Die Gegendemonstranten skandieren gegen die Lockdown-Demo
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv425809h.mp4

16:42 Uhr
Bermobil fährt wieder normal
Die Kantonspolizei und Bernmobil sind sich einig: Die Demostationen sind vorbei.

15:54 Uhr
Lockdown-Gegner-Demo beendet
Nun ist Veranstaltung der Lockdown-Gegner offiziell beendet: Zum Schluss spielt nochmals ein Alphorn-Trio auf. Organisator Daniel Reglo appelliert an die Teilnehmenden, sich nach Verlassen des Bundesplatzes auf dem Heimweg nicht provozieren zu lassen.

15:53 Uhr
Polizei bewacht leeren Bundesplatz

15:51 Uhr
Velodemo abgesagt

Gemäss gut unterrichteten Quellen ist die Velodemo auf dem Reitschulvorplatz abgesagt worden. Dies zu Gunsten der Gegendemo gegen die Lowckdown-Gegner.

Maximal 200 Demonstranten

Im Vorfled wurden drei Sektoren für die Lockdown-Gegner eingerichtet. Doch die brauchts gar nicht. Denn: Es hat maximal 200 Personen, die demonstrieren. Da reicht ein Sektor. (cha)

15:44 Uhr
Soeben ist Satiriker Andreas Thiel an der Veranstaltung der Lockdown-Gegner aufgetreten.
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15:28 Uhr
Gegendemo erneut abgefangen
Jetzt hat es die Antifa auch noch von der anderen Seite versucht – über die Kocher-Gasse. Aber auch dort steht die Polizei weit vor dem Bundesplatz. Die Reaktion der Demonstranten: Rückzug.

So äussern sich die Lockdown-Gegner und ihre Gegendemonstranten
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv425805h.mp4

15:16 Uhr
Lockdown-Gegner spielen die Schweizer Nationalhymne und schwenken dazu Schweizer Fahnen und Exemplare der Bundesverfassung.
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv425807h.mp4

15:13 Uhr
Antifa-Zug mehrmals aufgehalten
Nach dem gescheiterten Versuch über die Schauplatzgasse hat der Antifa-Zug zunächst noch versucht, über die Spitalgasse in Richtung Bundesplatz vorzurücken. Auch dort zwang die Polizei ihn jedoch zum Rückzug. Danach probierten sie es noch via Bundesgasse, jedoch ebenfalls ohne Erfolg.

15:12 Uhr
Dieser Demo-Teilnehmer aus Zürich sagt: «Diese Pandemie ist schon lange vorbei, sie war eigentlich nie eine. Und doch werden nach wie vor Grundrechte aufgehoben.» Er sei hier, um sich dagegen zu wehren, dass die Grundrechte dauerhaft aufgehoben würden. Und: «Die Zahlen zeigen, dass es kein Killervirus ist.»
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14:54 Uhr
Antifa-Zug auf dem Bundesplatz angekommen
Der Antifa-Zug der Gegendemonstration ist soeben vom Baldachin her die Schauplatzgasse zum Bundesplatz gegangen. Polizei ist ihnen sofort entgegen gelaufen. Daraufhin ist der Zug mit Vermummten umgekehrt.

14:37 Uhr
Buhrufe werden laut

Inzwischen sind vereinzelte Buhrufe von Leuten zu vernehmen, die sich vor den Absperrungen aufgestellt haben. Zum Beispiel diese beiden jungen Frauen aus der Stadt Bern. Sie sind überzeugt, dass Corona bei der Veranstaltung nur ein Vorwand ist und sich viele vermeintliche Lockdown-Gegner hier tatsächlich am rechten Rand bewegen und ihre Ideologie verbreiten wollen «Das ist doch der eigentliche Sinn und Zweck dieser Demo.»
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14:54 Uhr
Alec Gagneux
«Es kann nicht sein, dass die Menschen in einem freien Staat zu einer Impfung gezwungen werden», sagt Alec Gagneux. Er, der die Mahnwache sozusagen ins Leben gerufen hat, ist natürlich auch an der heutigen Kundgebung vor Ort:

https://unityvideo.appuser.ch/video/uv425805h.mp4
Mundschutz brauchen sie keinen, aber jeder Teilnehmer soll eine Bundesverfassung auf sich tragen: Gegner der Corona-Prävention versammeln sich auf dem Bundesplatz zu einer bewilligten Demo.
Video: cho/20 Minuten

12:52 Uhr
Bundesplatz abgeriegelt

Über eine Stunde vor dem Beginn der Anti-Lockdown-Kundgebung auf dem Bundesplatz wird dieser von der Polizei abgesperrt.

12:42 Uhr
Polizei markiert Präsenz

Ausgangslage

Für den Samstag sind gleich mehrere Demonstrationen in Bern angekündigt. Die Lockdown-Gegner rufen erneut zu Protesten auf dem Bundesplatz auf. Unter dem Motto «Let’s make Switzerland great again» sind ab 14 Uhr Reden, Musik und ein Flashmob angekündigt. Die ist von der Stadt Bern bewilligt – allerdings als Veranstaltung und nicht als Kundgebung. Die Teilnehmerzahl ist daher auf 900 Personen beschränkt.

Gegen die Aufforderung regt sich Widerstand. Auf Twitter kündigt die Antifa Bern eine Gegendemonstration an. Diesen Umstand bezeichnete Sicherheitsdirektor Reto Nause gegenüber dieser Zeitung als «unglückliche Konstellation». Er rechne mit einem «mühsamen und aufwendigen Polizeieinsatz».

Um 15 Uhr ist ausserdem eine Velodemo der Anarchistischen Gruppe Bern geplant. Die Besammlung ist um 15 Uhr auf dem Vorplatz der Reitschule vorgesehen.

(ske)
Beginn des Live Tickers

(mb)
(https://www.bernerzeitung.ch/drei-kundgebungen-in-der-stadt-bern-angekuendigt-171831321308)



Attila Hildmann ausser Rand und Band: Wie die Aluhut-Bewegung die Macht ergreifen will
Seit Wochen versuchen Anhänger der QAnon-Bewegung, Reichsbürger und paranoide Impfgegner, in der Coronakrise einen «Systemsturz» in Deutschland anzustossen. Mittendrin ist Verschwörungsideologe Attila Hildmann mit einem vorgeblichen Panzergrenadier.
https://www.watson.ch/!308664359
-> https://www.nau.ch/news/europa/attila-hildmann-200-beteiligte-an-anti-corona-autokorso-65732691
-> https://twitter.com/JFDA_eV/status/1276956142535675904?fbclid=IwAR1jml-EDgZSsNJkp062uDhJzjKyA6W94svJBqVI5MXxEps_TNLzl9oO_O0


+++USA
Der Moment, auf den «Black Lives Matter» gewartet hatte
Das Ansehen der «Black Lives Matter»-Bewegung hat sich innerhalb weniger Wochen rasant gewandelt – wie kommt das?
https://www.nzz.ch/international/usa-das-ansehen-fuer-die-blm-bewegung-hat-sich-gewandelt-ld.1563502


+++WORLD OF CORONA
Vorstoss der Clubbetreiber – Corona-App als Eintrittsticket in Zürcher Clubs?
Die Zürcher Clubs möchten die neue Corona-Tracing-App nutzen, um Ansteckungen in Clubs zu vermeiden.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/vorstoss-der-clubbetreiber-corona-app-als-eintrittsticket-in-zuercher-clubs


+++HISTORY
Das Verhältnis der Linken zur Polizei: Antifa, weil die Polizei nicht kam
In den 80er Jahren entsprangen die antifaschistischen Aktionen nicht den Hörsälen oder der Critical-Whiteness-Lektüre. Es ging um handgreifliche Probleme.
https://taz.de/Das-Verhaeltnis-der-Linken-zur-Polizei/!5697127/


Die unappetitliche Vergangenheit der Schweizer Textilindustrie
Die Schweiz hatte keine Kolonien, profitierte aber vom Kolonialismus. Das zeigt die Geschichte der Indiennes, bunten Baumwolltüchlein: Der lukrative Handel mit ihnen war verbunden mit kolonialer Ausbeutung, religiöser Bekehrung und Sklavenhandel.
https://www.swissinfo.ch/ger/die-unappetitliche-vergangenheit-der-schweizer-textilindustrie/45855368


Linke wollen «Friedhof» für «rassistische» Denkmäler errichten
Durch die Black-Lives-Matter-Bewegung ist auch die Diskussion über Statuen aus der Kolonialzeit neu entbrannt. Die Alternative Linke (AL) der Stadt Bern will diese nun auf einem Abstellplatz für Denkmäler entsorgen.
https://www.20min.ch/story/linke-wollen-friedhof-fuer-rassistische-denkmaeler-errichten-213539064020
-> https://al-be.ch/ballenberg-der-denkmaeler-auf-der-grossen-allmend


Von Bären und Kranichmorden
Humorlose Politikhochburg und Hort der Langsamkeit? Bern hat weit mehr zu bieten. Wichtiges, Überraschendes und Kurioses aus über 800 Jahren Stadtgeschichte.
https://www.studizytig.ch/ausgaben/ausgabe-20/von-stadtoriginalen-baeren-und-kranichen/



derbund.ch 27.06.2020

Sechs Fragen zum Sklavenhandel: 172’000 Versklavte mit Schweizer Beteiligung – woher kommt diese Zahl?

Im Zug der Black-Lives-Matter-Bewegung rückt die Rolle der Schweiz im Sklavenhandel in den Fokus. Ein Buch zeigt, welche Unternehmen beteiligt waren.

Andreas Tobler

Seit dem Mord an George Floyd, den weltweiten Black-Lives-Matter-Protesten und einigen Denkmalstürzen ist in der Schweiz ein neues öffentliches Interesse am Kolonialismus, der Geschichte des Rassismus und des Sklavenhandels entstanden. Dabei ist von 172’000 Afrikanerinnen und Afrikanern die Rede, an deren Handel Schweizer beteiligt waren. Historikerin Tanja Hammel geht sogar von einer höheren Zahl aus, wie sie im Interview mit dieser Zeitung sagt.

1. Woher stammt die Zahl?

Erstmals erwähnt wird die Zahl von 172’000 Versklavten im Buch «Schwarze Geschäfte», das ein dreiköpfiges Team aus Lausanne 2005 auf Französisch und kurz darauf auch auf Deutsch veröffentlichte. «Eine umfassende Bilanz, die sowohl die direkte als auch die indirekte Teilhabe von Schweizerinnen und Schweizern am Sklavenhandel berücksichtigt, ergibt die Zahl von 172’000 deportierten Schwarzen», heisst es da.

2. Was heisst «indirekte» Beteiligung?

Mit «indirekten» – oder auch «passiven» – Beteiligungen sind Expeditionen von Chartergesellschaften gemeint, an denen Schweizer Aktien hielten. Über solche Beteiligungen waren Schweizer Institutionen und Bürger finanziell beteiligt an mindestens drei Firmen, die mit Versklavten gehandelt hatten.

South Sea Company: Die Stadt und die Republik Bern hielten zwischen den Jahren 1719 und 1734 Anteile an der englischen South Sea Company, die in dieser Zeit mit 64’000 Schwarzen handelte.

Compagnie des Indes: Mehrere Finanzinstitute, darunter die Zürcher Bank Leu, waren an der französischen Compagnie des Indes beteiligt, die 45’000 Schwarze zwischen 1719 und 1756 verschleppte – mit «offenbar mehr als 30 Prozent der Anteile», wie es in «Schwarze Geschäfte» heisst. Zu den Anteilseignern zählt auch der Zürcher Theologieprofessor Leonhard Meister und der Winterthurer Johann Jakob Sulzer.

Pernambuco e Paraíba: Besondere Aufmerksamkeit erhielt zuletzt der Neuenburger David de Pury (1709–1786), von dem es in seiner Heimatstadt ein heute umstrittenes Denkmal gibt. De Pury, der sich in Lissabon niedergelassen hatte, war als Aktionär an der portugiesischen Pernambuco e Paraíba beteiligt, die 42’000 Schwarze zwischen 1761 und 1786 über den Atlantik geschafft hatte.

3. Wie viele Versklavte wurden «direkt» von Schweizer Unternehmen verschleppt?

Zwischen 18’000 und 25’000 Afrikanerinnen und Afrikaner wurden zwischen 1773 und 1830 von Sklavenunternehmen verschleppt, bei denen Schweizer «als Ausrüster oder als Anteilseigner direkt involviert waren», wie man in «Schwarze Geschäfte» liest. Von einer direkten Beteiligung kann gesprochen werden, wenn die Schweizer «einen Teil der für eine Expedition nötigen Mittel» bereitstellten. Insgesamt ist so von 100 Sklavenexpeditionen auszugehen, an denen Schweizer in dieser Form «direkt» beteiligt waren.

Zu den Direktbeteiligungen zählen 21 Expeditionen, an denen die Firma Burckhardt mitgewirkt hatte: 1790 hatte die Basler Firma in Nantes ein Tochterunternehmen gegründet, um mit «Indiennes» (bedruckte und gefärbte Baumwollstoffe) den afrikanischen Markt zu beliefern. «Indiennes» gehörten zu den wichtigsten Handelsgütern, gegen die in Afrika die Versklavten getauscht oder gehandelt wurden. Die Firma Burckhardt erhielt durch den Export der Stoffe wiederum Anteile für die Ausrüstung von Schiffen, mit denen Versklavte über den Atlantik verschleppt wurden.

Zählt man die Angaben der indirekten und direkten Beteiligungen zusammen, kommt man auf total 169’000 bis 176’000 Versklavte, an deren Deportation Schweizer beteiligt waren. Bei der Zahl von 172’000 Versklavten handelt es sich also um einen abgerundeten Mittelwert.

4. Ist die Zahl von 172’000 eine reine Schätzung?

Nein, für einzelne Firmen sind detaillierte Angaben zu Sklavenexpeditionen dokumentiert. Im Fall der Burckhardt-Firmen gibt es Angaben zu 21 Expeditionen, mit denen zwischen 1783 und 1815 nachweislich insgesamt 6580 Versklavte verschleppt wurden. Bei fünf der 21 Expeditionen fehlen Angaben zu den gehandelten Versklavten. Bei der Angabe zu den direkten Beteiligungen von Schweizer Unternehmen an Sklavenexpeditionen handelt es sich also um Hochrechnungen auf solider Zahlenbasis.

5. Sind 172’000 Versklavte «viel»?

Zwischen elf und zwölf Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner wurden von Anfang des 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts über den Atlantik verschleppt. 172’000 deportierte Versklavte entsprechen somit 1,5 Prozent aller verschleppten Afrikanerinnen und Afrikanern.

6. Lohnte sich der Sklavenhandel für die Schweizer?

Die zugänglichen Zahlen «lassen keine kategorische Aussage zu», heisst es dazu in «Schwarze Geschäfte». Anders gesagt: Mal lohnte es sich, mal nicht. Zwei gegensätzliche Beispiele – die Expedition der Intrépide von 1791 und der Cultivateur von 1787 des Schweizer Unternehmens Burckhardt – werden in «Schwarze Geschäfte» erwähnt: Während bei der Intrépide Krankheiten 80 Prozent der insgesamt 240 an Bord gebrachten Versklavten sterben lassen und ein finanzieller Verlust von «mindestens 125’000 Livres» resultiert (bei einer Investition von 194’000 Livres), wird die Expedition der Cultivateur mit einem Gewinn von 20 Prozent abgeschlossen. In Nantes, von wo aus die meisten Versklavten unter Schweizer Beteiligungen gehandelt wurden, lag die Profitrate «wahrscheinlich bei fünf bis sieben Prozent», wie es in «Schwarze Geschäfte» heisst. Zum Vergleich: Bei Investitionen in Grundstücke oder Staatsanleihen konnte in der damaligen Zeit mit einer Rendite von vier bis fünf Prozent gerechnet werden. Mit anderen Worten: Der Sklavenhandel war durchaus ein einträgliches Geschäft.


Thomas David, Bouda Etemad, Janick Marina Schaufelbuehl: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert. Limmat-Verlag, Zürich 2005.
(https://www.derbund.ch/172000-versklavte-mit-schweizer-beteiligung-gehandelt-woher-kommt-diese-zahl-146075039170)