Medienspiegel 24. Juni 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++LUZERN
Aktion «Beim Namen nennen» – oder wie während 24 Stunden 34’000 Namen gelesen werden
Im Mittelmeer ertrinken noch immer Tausende Flüchtlinge jährlich, darauf möchte die temporäre Ausstellung vor der Luzerner Peterskapelle aufmerksam machen. Ein Syrer erzählt dieser Zeitung, wie er seine Cousine ans Mittelmeer verloren hat.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/aktion-beim-namen-nennen-oder-wie-waehrend-24-stunden-34000-namen-gelesen-werden-ld.1232044


+++SCHWEIZ
Die Schweiz sollte mehr Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufnehmen. Dieser Appell ist längst kein linkes Minderheitsanliegen mehr
Der Bund täte gut daran, die Forderungen endlich ernst zu nehmen.
https://www.nzz.ch/schweiz/fluechtlingscamps-in-griechenland-die-schweiz-sollte-mehr-tun-ld.1562826


Jahresbericht über die Aktivitäten der schweizerischen Migrationsaussenpolitik
Die irreguläre Migration nach Europa ging 2019 erneut zurück – die Schweiz verzeichnete die tiefste Zahl an Asylgesuchen seit 2007. Gleichzeitig verzeichnete aber Griechenland einen starken Anstieg von Anlandungen aus der Türkei. Die Schweiz hat sich vor diesem Hintergrund letztes Jahr sowohl für eine Reform des Dublin-Systems und die ausgewogene Verantwortung für schutzbedürftige Menschen innerhalb Europas als auch für eine Stärkung der europäischen Aussengrenzen eingesetzt. Die Unterstützung von Herkunfts-, Transit- und Aufnahmeländern wird mit der globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise aufgrund des Coronavirus noch relevanter werden. Dies hält der Bundesrat in seinem Jahresbericht zur Migrationsaussenpolitik fest, den er in seiner Sitzung vom 24. Juni 2020 verabschiedet hat.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-79567.html


+++MITTELMEER
28 Migranten auf Quarantäneschiff vor Sizilien positiv auf Sars-CoV-2 getestet
Flüchtlinge waren von der deutschen Sea-Watch 3 gerettet worden und befinden sich auf einem Quarantäneschiff in einem sizilianischen Hafen
https://www.derstandard.at/story/2000118282090/28-migranten-auf-quarantaeneschiff-vor-sizilien-positiv?ref=rss
-> https://www.nau.ch/news/europa/migranten-von-sea-watch-3-positiv-auf-coronavirus-getestet-65730585
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-06/sea-watch-3-coronavirus-migranten-quarantaene


+++FLUCHT
Alle Schuld den Herkunftsländern: Die Gender-Politik des UNHCR
Das UNHCR brüstet sich mit seiner Age, Gender and Diversity Policy. Es seien bloss die gesellschaftlichen Einstellungen der Herkunftsländer, die die Arbeit erschweren würden. Ein kurzer Blick auf das schweizerische und das griechische Asylwesen zeigt aber: Massive Diskriminierung von Frauen erfolgt auch durch die Zielländer.
https://daslamm.ch/alle-schuld-den-herkunftslaendern-die-gender-politik-des-unhcr/


+++GASSE
86 Prozent der jugendlichen Gewaltstraftäter in Zürich sind männlich. Eine Mischung aus schwierigen Verhältnissen und falsch verstandener Maskulinität lässt sie zu Tätern werden
Die Zahl der Schlägereien und Messerattacken von Jugendlichen ist markant gestiegen. Die Täter sind dabei fast immer männlich. Wirkungsvolle Instrumente gegen die Gewalt gäbe es, man müsste sie aber auch anwenden.
https://www.nzz.ch/meinung/jugendgewalt-das-problem-mit-der-ehre-macht-und-maennlichkeit-ld.1562668


+++DROGENPOLITIK
Bundesrat möchte Zugang zu Behandlungen mit Medizinalcannabis erleichtern
Der Bundesrat möchte den Zugang zu Behandlungen mit Medizinalcannabis erleichtern. An seiner Sitzung vom 24. Juni 2020 hat er die Botschaft über die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) zuhanden des Parlaments verabschiedet. Diese Änderung sieht vor, dass sich Patientinnen und Patienten Behandlungen auf Cannabisbasis direkt ärztlich verschreiben lassen können, ohne dass beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Ausnahmebewilligung eingeholt werden muss. Die Verschreibungen werden jedoch überwacht. Nichts ändert sich hingegen bei Cannabis zu Genusszwecken, der verboten bleibt.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-79564.html
-> https://www.nzz.ch/schweiz/cannabis-vom-arzt-soll-moeglich-werden-ld.1562976


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Medienmitteilung vom 24. Juni 2020

Das Vermummungsverbot ist nicht mehr zeitgemäss und muss aufgehoben werden

Die AL Bern begrüsst den Entscheid des Bundesrats, die Obergrenze der Teilnehmenden bei Demonstrationen aufzuheben und stattdessen eine Maskentragepflicht einzuführen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass es ein grosses Anliegen ist, politische Anliegen auf die Strasse zu tragen. Die Polizeibehörden dürfen die Corona-Pandemie nicht als Anlass nehmen, die Grundrechte zu beschneiden, wie das der stadtbernische Polizeidirektor Reto Nause und der kantonalbernische Sicherheitsdirektor Philippe Müller getan haben.

Die vom Bundesrat verordnete Maskentragepflicht bei Demonstrationen widerspricht dem im Kanton Bern geltenden Vermummungsverbot. Deshalb will die AL Bern so schnell wie möglich die Rechtssicherheit für Demonstrierende, sowie Polizisten und Polizistinnen im Dienst wieder herstellen. Die AL Bern setzt sich darum im Grossen Rat dafür ein, dass das nicht mehr zeitgemässe Gesetz aus dem Jahre 1998 so schnell wie möglich ersatzlos gestrichen wird.

Im Stadtrat wird die AL eine kleine Anfrage einreichen mit dem Ziel, dass Demonstrierende keine Busse zu befürchten haben, solange das Ansteckungsrisiko mit Corona in Menschenmengen nicht ausgeschlossen werden kann. Bezugnehmend auf Artikel 20 Abs. 2 im Gesetz über das kantonale Strafrecht kann die «zuständige Gemeindebehörde Ausnahmen vom Vermummungsverbot bewilligen, wenn achtenswerte Gründe für eine Unkenntlichmachung vorliegen». Die AL fordert, dass der Gemeinderat diesen Artikel unabhängig von der Verordnung zugunsten der Demonstrierenden anwendet.



Munter rollt die Demowelle: Basel verzeichnet 2020 bereits mehr Demos als Zürich
Demos sind in Basel im Aufwind. Denn trotz Corona: Schon 68 Demonstrationen zählte Basel 2020 – das sind deutlich mehr als in Zürich. Unterschiedliche Zählarten machen einen Städtevergleich aber fast unmöglich. Klar ist: Basel spielt ganz vorne mit.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/munter-rollt-die-demowelle-basel-verzeichnet-2020-bereits-mehr-demos-als-zuerich-138251034


Zürich: Strafanzeige gegen Besetzer eingereicht – aber geräumt wird vorerst nicht
Die Eigentümerin der besetzten Liegenschaften in Zürich Altstetten hat Strafanzeige gegen die Besetzer eingereicht. Eigentlich wären damit die Voraussetzungen für eine Räumung erfüllt. Dennoch wird die Polizei vorerst nicht aktiv.
https://www.nzz.ch/zuerich/hausbesetzung-in-zuerich-ubs-reicht-strafanzeige-ein-ld.1562971


Lena blockiert eine Grossbank: Teil 1, Die Blockade
Im Juli 2019 kämpfte Lena mit ihrem Körper vor der UBS gegen den Klimawandel. Sie betonierte ihren Arm in ein Fass. Wie weit geht ziviler Ungehorsam – und was passiert dann? Eine Reportage in drei Teilen.
https://bajour.ch/a/xxbI6y9HvuQ2dFNx/lena-blockiert-eine-grossbank-teil-1-die-blockade


Tierschutz radikal: Aktivistinnen brechen in Ställe ein – Rundschau
Sie wollen das wahre Gesicht der Massentierhaltung zeigen und setzen dazu auf illegale Methoden: Tierrechtsaktivisten brechen nachts in Ställe ein, um zusammengepferchte oder kranke Tiere zu filmen. Solche Aufnahmen werden üblicherweise anonym publiziert – die «Rundschau» taucht in die Szene der kompromisslosen Tierschutzaktivistinnen ein.
https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/tierschutz-radikal-aktivistinnen-brechen-in-staelle-ein?id=3c61b0ff-662e-4bc4-acd5-2478d3d07d3f


Radikale Tierschützer – Einbruch mit Kamera
Sie brechen in Ställe ein, filmen kranke oder zusammengepferchte Tiere. Einblicke in die Szene radikaler Tierschützer.
https://www.srf.ch/news/schweiz/radikale-tierschuetzer-einbruch-mit-kamera


+++JUSTIZ
Schweiz liefert mutmassliches PKK-Kadermitglied an Deutschland aus
Die Schweiz liefert ein mutmassliches PKK-Mitglied an Deutschland aus. Das Bundesgericht hat die kurdische Partei als kriminelle Organisation qualifiziert.
https://www.nau.ch/news/schweiz/schweiz-liefert-mutmassliches-pkk-kadermitglied-an-deutschland-aus-65730505
-> https://www.nzz.ch/schweiz/das-bundesgericht-stimmt-der-auslieferung-eines-pkk-kadermitglieds-nach-deutschland-zu-ld.1562964
-> https://www.strafprozess.ch/pkk-bzw-hpg-als-kriminelle-organisation/
-> Urteil Bundesgericht: https://www.bger.ch/ext/eurospider/live/de/php/aza/http/index.php?highlight_docid=aza%3A%2F%2Faza://12-06-2020-1C_228-2020&lang=de&zoom=&type=show_document


+++ANTITERRORSTAAT
Grundrechte: War Tell ein Terrorist?
Was sich vergangene Woche in den schmucklosen Hallen der Bernexpo abspielte, war ein eigentlicher Skandal. Alle Einwände hatten nichts genützt – weder die dringlichen Warnungen von Uno-ExpertInnen und dem Europarat noch die Kritik renommierter JuristInnen und Menschenrechtsorganisationen. Im Irrglauben, durch die Einschränkung von Freiheit werde Sicherheit geschaffen, hiess die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat geschlossen ein umfassendes Antiterrorpaket gut: zwei Gesetze, die in Teilen völkerrechtswidrig sind und die Grundrechte mit Füssen treten.
https://www.woz.ch/2026/grundrechte/war-tell-ein-terrorist


+++BIG BROTHER
«Wir wissen nicht, wie die Menschen auf die App reagieren. Wir müssen verhindern, dass diskriminierende Muster entstehen»
Am Mittwoch will der Bundesrat die Verordnung zur SwissCovid-App auf den Weg bringen. Dann können alle Schweizer die Anwendung nutzen. Die Bioethikerin Effy Vayena fordert, dass ein unabhängiges Gremium die Auswirkung der App auf die Gesellschaft beobachtet.
https://www.nzz.ch/technologie/selbstbewusstsein-ist-gut-die-arroganz-dass-technologie-alle-probleme-loesen-kann-aber-nicht-ld.1562133


+++POLIZEI ZH
tagesanzeiger.ch 24.06.2020

Richter spricht wild schiessenden Polizisten frei

Elfmal schiesst ein Zürcher Stadtpolizist in Wiedikon auf einen Äthiopier. Der Bezirksrichter urteilt auf unschuldig, kritisiert aber den Staatsanwalt.

Corsin Zander

So sieht eine Anklageschrift aus, zu der ein Staatsanwalt gezwungen worden ist: In nicht einmal 1500 Zeichen schildert er, wie ein zum Tatzeitpunkt 28-jähriger Polizist elfmal auf einen Äthiopier geschossen hat. Der 42-Jährige hatte am 27. Dezember 2015 fünf Polizisten mit einem Messer angegriffen. Mindestens drei Schüsse soll der Polizist abgegeben haben, als sich der Angreifer bereits abgewendet hatte. «Dies tat der Beschuldigte, obschon er nicht mehr angegriffen wurde.» Dadurch habe er sich der versuchten vorsätzlichen Tötung schuldig gemacht, «wofür er zu bestrafen ist», heisst es in der Anklageschrift.

Als Strafantrag verlangt der Staatsanwalt aber einen Freispruch. Wie das gehe, fragt der Staatsanwalt zu Beginn seines Plädoyers am Mittwoch vor Bezirksgericht rhetorisch. Indem er selbst nicht an diese Version glaube, so die Zusammenfassung. Seiner Ansicht nach hat der Polizist in Notwehr gehandelt. Er wollte deshalb das Verfahren auch einstellen und wehrte sich bis vor Bundesgericht dagegen, Anklage zu erheben. Doch das höchste Schweizer Gericht entschied im März 2019, es sei Aufgabe eines Sachgerichts, die «offensichtlich unklare Beweislage eingehend zu prüfen». Der Staatsanwalt müsse also nach dem Rechtsgrundsatz «in dubio pro duriore» (lat. im Zweifel für das Härtere) Anklage erheben. Denn mehrere forensische Gutachten schliessen nicht aus, dass der Polizist den Äthiopier von hinten angeschossen hat, als er bereits keine Gefahr mehr darstellte.

Keine schmeichelnden Worte für Staatsanwalt

So urteilte nun viereinhalb Jahre später erstmals ein Gericht über den Vorfall – und es kam nach einer ungewöhnlich kurzen Urteilsberatung zu einem Freispruch. Wenn es mehrere Möglichkeiten gäbe, müsse von der für den Beschuldigten am günstigsten Variante ausgegangen werden, und diese sei die Notwehr. Der Rechtsgrundsatz dafür lautet «in dubio pro reo» (lat.: im Zweifel für den Angeklagten).

Wie der Rechtsvertreter des Äthiopiers fand auch das Gericht wenig schmeichelnde Worte für die Anklagebehörde. Es sagte zwar, der Staatsanwalt habe das Verfahren sorgfältig aufgearbeitet. Aber der vorsitzende Richter räumte ein, dass das Vorgehen den Anschein erwecken konnte, der Staatsanwalt wäre voreingenommen gewesen. So segnete der Staatsanwalt wenige Stunden nach der Tat eine Medienmitteilung ab, die mit «Notwehrsituation führt zu polizeilicher Schussabgabe» überschrieben war – eine rechtliche Würdigung eines Vorfalls, der kaum untersucht wurde. Der Zürcher Stadtrat bezeichnete die Mitteilung später als Fehler.

Die Polizisten wurden auch nicht in Untersuchungshaft versetzt, wofür der Bezirksrichter kein Verständnis zeigte: «Für jeden normalen Bürger würde ein Staatsanwalt nach elf Schüssen Untersuchungshaft beantragen», sagte er und kam zum Schluss, dass dies eigentlich zum Standardvorgehen nach einer polizeilichen Schussabgabe gehören müsste: «Das würde dem Rechtsstaat nützen.» So aber hätten die Polizisten die Möglichkeit gehabt, sich abzusprechen.

Der Opferanwalt geht auch davon aus, dass sie das getan haben. Denn alle fünf involvierten Polizisten machten bei der Befragung entweder geltend, sich an die entscheidenden Schüsse nicht erinnern zu können oder sie nicht gesehen zu haben. Er hatte in der Untersuchung auch gefordert, dem Zürcher Staatsanwalt den Fall zu entziehen und ihn an einen ausserkantonalen Staatsanwalt zu übergeben. Dies hatte das Obergericht abgelehnt.

Verständnis für Polizisten

So wenig Verständnis das Bezirksgericht für das prozessuale Vorgehen des Staatsanwalts zeigte, so viel zeigte es für die Polizisten. Sie seien von einem psychisch kranken Mann, der im Wahn gehandelt habe, angegriffen worden. Dies hat in einem separaten Verfahren das Bezirksgericht bereits 2016 festgestellt. Es stellte fest, der Äthiopier habe den Tatbestand der Gewalt und Drohung gegen Beamte erfüllt. Es sah aber wegen Schuldunfähig von einer Strafe ab.

Weiter sagte der vorsitzende Bezirksrichter am Mittwoch, der Äthiopier habe sich weder von Pfefferspray noch von Kugeln aufhalten lassen und sich sogar noch gewehrt, als er durch mehrere Schüsse lebensbedrohlich verletzt und gefesselt im Krankenwagen gelegen war. Für die Polizisten sei dies eine «absolute Ausnahmesituation» gewesen. «Unsere Polizisten sind keine Rambos oder Kampfmaschinen. Wir alle wären in dieser Situation genauso überfordert gewesen», sagte der Richter in den voll besetzten Gerichtssaal mit zahlreichen Polizisten im Zuschauerraum. Hinweise dafür, dass sich die Polizisten tatsächlich abgesprochen habe, sah er nicht.

Berufung angemeldet

Der Anwalt des Äthiopiers hat bisher einen aussergewöhnlich grossen Aufwand betrieben. «Es grenzt an ein Wunder, dass wir es überhaupt verhandeln dürfen», sagte er zu Beginn seines Plädoyers. Denn nichts sei schwieriger, als ein Verfahren gegen Polizisten zu führen: «Für sie gelten im Strafverfahren offenbar andere Regeln.»

Nun hat der Privatkläger die Möglichkeit, den Freispruch anzufechten. Er werde auf jeden Fall Berufung anmelden und die schriftliche Begründung des Gerichts prüfen, sagte er im Anschluss an die mündliche Urteilseröffnung. Ob er es dann wirklich auch an das Obergericht weiterzieht, werde sich noch zeigen.
()https://www.tagesanzeiger.ch/richter-spricht-wild-schiessenden-polizisten-frei-159116013374
-> https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/keine-versuchte-toetung-zuercher-stadtpolizist-freigesprochen
-> https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-polizist-steht-wegen-schuessen-auf-afrikaner-vor-gericht-ld.1562940
-> https://www.20min.ch/story/zuercher-polizist-wegen-versuchter-toetung-angeklagt-256825386686
-> https://www.watson.ch/schweiz/justiz/629056384-nach-messerattacke-zuercher-bezirksgericht-spricht-stadtpolizisten-frei



Zürcher Polizist steht wegen elf Schüssen auf Äthiopier vor Gericht
Ein Stadtpolizist, der sich mit insgesamt elf Schüssen gegen die Messerattacke eines psychisch kranken Migranten zur Wehr gesetzt hatte, steht am Mittwoch wegen versuchter vorsätzlicher Tötung vor dem Bezirksgericht Zürich. Der Staatsanwalt beantragt einen Freispruch.
https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-polizist-steht-wegen-schuessen-auf-afrikaner-vor-gericht-ld.1562940
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/wild-west-in-wiedikon-zh-muss-der-polizist-doch-fuer-seine-schuesse-buessen-id15952791.html
-> https://www.20min.ch/story/zuercher-polizist-wegen-versuchter-toetung-angeklagt-256825386686
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/zurcher-polizist-wegen-versuchter-totung-angeklagt-65730253
-> https://www.zsz.ch/polizist-wegen-versuchter-toetung-angeklagt-989623807271
-> https://www.landbote.ch/polizist-wegen-versuchter-toetung-angeklagt-989623807271
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/prozess-um-schuesse-auf-aethiopier-00136791/
-> https://www.watson.ch/!625289270
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/elfmal-auf-aethiopier-geschossen-polizist-wegen-vorsaetzlicher-toetung-angeklagt-138263065


Heikler Fall vor Gericht: Zürcher Polizist wegen versuchter Tötung angeklagt
Die Staatsanwaltschaft wirft einem Zürcher Stadtpolizisten versuchte Tötung vor – und fordert gleichzeitig dessen Freisprechung. Der brisante Fall wirft die Frage auf: Wie nah dürfen sich Staatsanwaltschaft und Polizei sein?
https://www.watson.ch/!625289270


+++POLIZEI CH
Racial Profiling in der Schweiz – RaBe-Info 24.06.2020
Das Thema rassistische Polizeigewalt ist weltweit seit Wochen in den Schlagzeilen. Nach dem Tod von George Floyd am 25. Mai gab es Proteste in Hunderten Städten, auch in Bern gingen die Menschen unter dem Motto «Black Lives Matter» auf die Strasse.
An und für sich ist das Thema aber nicht neu, bereits seit Jahren beschäftigen sich unter anderem die Allianz gegen Racial Profiling und die Demokratischen Juristinnen und Juristen mit rassistischer Polizeiarbeit. Immer wieder fordern sie in diesem Zusammenhang eine unabhängige Beschwerdestelle. Jurist Moritz Lange erklärt: «Für eine Beschwerde müssen Personen, die Opfer von Racial Profiling werden, an die selbe Polizeistelle wenden, wie diejenige die sie unrechtmässig kontrolliert hat. Das in der heutigen Praxis ein Interessenskonflikt vorhanden ist, lässt sich kaum bestreiten.»
https://rabe.ch/2020/06/24/racial-profiling-in-der-schweiz/


Wer als «fremd» erscheint, wird auch hierzulande häufiger kontrolliert
Rassismus ist kein individuelles Problem. Um latenten Rassismus und das Problem des «racial and ethnic profiling» anzugehen, ist Präventionsarbeit und Sensibilisierung der Polizeikräfte wichtig.
https://www.nzz.ch/meinung/wer-als-fremd-erscheint-wird-auch-hierzulande-haeufiger-kontrolliert-ld.1561555
-> Bericht zu Racial Profiling auf Radio RaBe: https://rabe.ch/2020/06/24/racial-profiling-in-der-schweiz/


+++POLIZEI DE
Inszenierung – Demoliertes Polizeiauto aus Stuttgarter Krawallnacht eigens für Pressetermin mit Seehofer aufgestellt
Nach der Krawallnacht in Stuttgart ist offenbar extra für den Besuch von Bundesinnenminister Seehofer (CSU) ein demoliertes Polizeifahrzeug als Kulisse aufgestellt worden.
https://www.deutschlandfunk.de/inszenierung-demoliertes-polizeiauto-aus-stuttgarter.1939.de.html?drn:news_id=1144181
-> https://www.n-tv.de/politik/Demoliertes-Polizeiauto-rollt-extra-fuer-Seehofer-an-article21865593.html


Death in Custody: Rassismus ist in der Polizei ein Problem
Die 2019 gegründete Kampagne Death in Custody (Tod in Gewahrsam) recherchiert und arbeitet zu in Gewahrsam um‘s Leben gekommenen POC und Schwarzen. Das LCM sprach mit Niko von der Kampagne über Ihre Rechercheergebnisse, strukturellen Rassismus und wie man gegen rassistische Polizeigewalt vorgehen kann.
https://lowerclassmag.com/2020/06/24/death-in-custody-rassismus-ist-in-der-polizei-ein-problem/


Polizeigewalt im Norden: Ein strukturelles Problem?
Pro Jahr gibt es rund 2.000 Anzeigen gegen Polizeibeamte. Die Dunkelziffer liegt laut einer Studie deutlich höher. Betroffene haben es oft schwer, sich zu wehren.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Polizeigewalt-im-Norden-Ein-strukturelles-Problem,panoramadrei3524.html


+++POLICE FR
Assa Traoré: Die Kämpferin
Auch in Frankreich hat die antirassistische Bewegung seit der Ermordung von George Floyd eine Welle der Solidarität erfahren. Ganz zuvorderst kämpft Assa Traoré: für ihren Bruder, dessen Tod bei einer Festnahme sie seit vier Jahren aufklären will. Und noch für viel mehr.
https://www.woz.ch/2026/assa-traore/die-kaempferin


+++RASSISMUS
«Wir brauchen Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung»
Samantha Wanjiru hat die erste Black Lives Matter-Demo in St.Gallen organisiert und will eine Plattform für Black History & Culture auf die Beine stellen. Ein Gespräch über Sichtbarkeit, genderspezifischen Rassismus und schwierige Frisuren.
https://www.saiten.ch/wir-brauchen-aufklaerung-aufklaerung-aufklaerung/


kontertext: Schweizer Antirassismus – eine Innenansicht
Plötzlich wird auch bei uns gegen Rassismus demonstriert. Wie kommt’s? Zwei Aktivistinnen im Interview.
https://www.infosperber.ch/Politik/kontertext-Schweizer-Antirassismus–eine-Innenansicht


«Ich habe mir gewünscht, dass sich Weisse für mich wehren, als ich als dunkelhäutiger Mensch gehänselt wurde»
Markus Erb ist in den 1960er Jahren als einziges schwarzes Kind im Fricktal aufgewachsen. Als Coach will er Angehörigen von Minderheiten helfen, ihre Widerstandskraft zu stärken.
https://www.nzz.ch/schweiz/ich-haette-mir-gewuenscht-dass-weisse-fuer-mich-einstehen-als-ich-als-dunkelhaeutiges-kind-gehaenselt-wurde-ld.1561979


«Beweg dein Herz zum Hirn»: St.Galler Schauspielensemble nutzt eine Lesung, um unangekündigt ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen
Mit eindringlichem Text und starker Geste rief das St.Galler Ensemble dazu auf, Rassismus zu bekämpfen. Die Lesung von Schauspieler Frederik Rauscher im Theatercontainer war als Reisebericht angekündigt, der im St.Gallen des 16.Jahrhunderts startet. Das tat er auch, aber anders als erwartet.
https://www.tagblatt.ch/kultur/ostschweizerkultur/beweg-dein-herz-zum-hirn-stgaller-schauspielensemble-nutzt-eine-lesung-um-unangekuendigt-ein-zeichen-gegen-rassismus-zu-setzen-ld.1232234


+++HOMOHASS
«Schweiz wird zum Zufluchtsort für ‹Homo-Heiler›»
Weil Deutschland «Konversionstherapien» verbietet, flüchten «Heiler» in die Schweiz. Ein SP-Nationalrat fordert ein Verbot.
https://www.20min.ch/story/schweiz-wird-zum-zufluchtsort-fuer-homo-heiler-725042490684


Pride gefeiert – und kritisiert
Während die Leitung der St.Galler Universitätsbibliothek aus eigenem Antrieb kleine Regenbogenfahnen aufgestellt und aufgehängt hat, gibt es an der Fachhochschule St.Gallen trotz vorhandenem Diversity-Konzept schon wieder Polemiken gegen die Queer-Politik.
https://www.saiten.ch/pride-gefeiert-und-kritisiert/


+++RECHTSEXTREMISMUS
(FB Bern gegen Rechts)
Diesen Samstag findet in Bern ab 14:00 auf dem Bundesplatz eine Gross-Veranstaltung, von Rechtsextremen, Verschwörungsideolog*innen, Qanons, CoronaRebell*innen und Patriot*innen statt. Mit dem Slogan ”Make Switzerland Great Again“ wollen sie sich den Bundesplatz nehmen. Es sind verschiedene Reden geplant von bisher unbekannten Redner*innen und künstlerische Darbietungen von ebenfalls ungenannten Künstler*innen. Zudem ist eine “Freeze” Aktion mit der Bundesverfassung geplant.
Recherche zufolge kommt diese Veranstaltung aus dem Dunstkreis von uncutnews.ch, Zeitpunkt.ch und andere Organisationen die sich mit kruden Thesen im antisemitischen Feld ansiedeln.
———————————————
In einer Zeit wo menschenverachtendes Gedankengut sich wieder ausbreitet, Hass gegen Minderheiten geschürt wird können wir das nicht einfach so hinnehmen.
———————————————
Wir rufen zu einem lautstarken, bunten und kämpferischen Gegenprotest auf.
———————————————
Seid kreativ, bildet Gruppen und organisiert euch! Wir sehen uns ab 13:00 in der Innenstadt. Haltet eure Augen offen.
———————————————
KEIN PLATZ FÜR RECHTE HETZE IN DER STADT BERN! BERN BLEIBT LINKS!
#keinplatzfürrechtehetze #faschismusbekämpfen #berngegenrechts #antifaschistischeaktion
https://www.facebook.com/berngegenrechtsBGR/photos/a.1964917483526913/3340225199329461/?type=3
-> https://twitter.com/antifa_bern/status/1275793981092229122



Gruppe S.: Wie sich die Marion und der Nazi-Tony auf den Bürgerkrieg vorbereitet haben
Die Ermittlungen gegen mutmaßlich rechtsextreme Terroristen der Gruppe S. zeigen eine rasante Radikalisierung von Wutbürgern. Sie geschieht vor allem in der virtuellen Welt.
https://www.zeit.de/2020/27/gruppe-s-rechtsextremismus-terrorismus-onlineplattformen-chats/komplettansicht


Wegen Waffenlager unterm Bett: Deutschem Neonazi (32) droht Ausschaffung
Wegen eines Waffenlagers unter dem Bett und der Verharmlosung des Vernichtungslagers Auschwitz hat sich am Dienstag ein deutscher Neonazi vor dem Bezirksgericht Hinwil verantworten müssen.
https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/wegen-waffenlager-unterm-bett-deutschem-neonazi-32-droht-ausschaffung-id15953578.html?utm_source=twitter&utm_medium=social_page&utm_campaign=bli
-> https://www.tagesanzeiger.ch/neonazi-soll-ausser-landes-313851248880
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/prozess-gegen-neonazi-organisator-von-toggenburger-neonazi-konzert-vor-gericht


“Run Them Over”: Rechtsextremisten rammen Demonstranten mit Autos
Die von Islamisten übernommene Anschlagstechnik wurde nach Trumps Amtsantritt propagiert und jetzt in mehreren Städten gegen Black-Lives-Matter-Demonstranten von Polizisten und Rechtsextremisten eingesetzt
https://www.heise.de/tp/features/Run-Them-Over-Rechtsextremisten-rammen-Demonstranten-mit-Autos-4793314.html


+++USA
The fights after George Floyd: Police Brutality, the Penal System and the Prisons
Die Kämpfe nach George Floyd: Die Polizeigewalt und das Straf- und Gefängnissystem
Der brutale Tod von George Floyd durch einen weißen Polizisten hat zuächst in Minneapolis und dann in den ganzen USA, in Europa und überall auf der Welt Massenproteste gegen Rassismus ausgelöst. Während Polizeibrutalität gegen People of Colour in den USA keineswegs ungewöhnlich ist, ist der weltweite Ruf nach systemischen Veränderungen beispiellos. Trotz unterschiedlicher Ziele scheint sich in den USA ein gemeinsamer Nenner abzuzeichnen: das “divest” von Polizei und Gefängnissen, d.h. das Abziehen von Investitionen in dieses System. Das Strafjustizsystem ist zu einem Hauptgegenstand der Proteste geworden und wird mittlerweile allgemein als eine Schlüsselfunktion bei der Aufrechterhaltung eines unerträglichen Ungleichheitszustands verstanden. Wir haben Aktivist_innen aus Minneapolis eingeladen, mit uns über die aktuelle Situation zu sprechen, über die Organisierung des Kampfes für Gerechtigkeit und die Ziele und die Zukunft der gegenwärtigen Bewegung.
https://www.youtube.com/watch?v=TDxXdG3RlUA


+++HISTORY
So war die Schweiz in den Kolonialismus verstrickt
Die Schweiz und ihre Rolle während der Kolonialzeit wird im Geschichtsunterricht kaum diskutiert. Und doch haben wir vor allem wirtschaftlich davon profitiert. Wie genau, erfährst du im Video.
https://www.watson.ch/schweiz/videos/888834321-die-rolle-der-schweiz-im-kolonialismus-erklaert-in-2-minuten


Podcast: Servus Grüezi Hallo / Völkermord an den Herero und Nama: Walzer in Afrika
Österreich und die Schweiz hatten keine Kolonien, profitiert haben sie trotzdem. Die Deutschen verübten in Afrika ihren ersten Völkermord. Warum reden wir nicht darüber?
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-06/voelkermord-herero-nama-kolonialismus-sklavenhandel-politikpodcast


Rassistische Namen? Diskussion um Gebäude auch ausserhalb Zürichs
In Zürich wurde die Debatte um rassistische Häusernamen eröffnet. Doch auch in anderen Städten ist die Diskussion präsent.
https://www.nau.ch/news/schweiz/rassistische-namen-diskussion-um-gebaude-auch-ausserhalb-zurichs-65730338


+++WORLD OF CORONA
Covid-19-Lockdowns enthüllen rassistische Voreingenommenheit bei der Polizei
Bei der Durchsetzung der Lockdown-Regeln ging die Polizei in vielen europäischen Ländern unverhältnismässig stark gegen Angehörige ethnischer Minderheiten und marginalisierter Gruppen vor, indem sie Gewalt einsetzte, diskriminierende Personenkontrollen durchführte, Geldstrafen verhängte und Zwangsquarantäne anordnete. Dies geht aus einem neuen Bericht von Amnesty International hervor.
https://www.amnesty.ch/de/themen/coronavirus/dok/2020/europa-covid-19-lockdowns-enthuellen-rassistische-voreingenommenheit-bei-der-polizei


Corona-Taskforce will Alte besser schützen: So soll die zweite Welle gestoppt werden
Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes will über 65-Jährige im Fall einer zweiten Corona-Welle besser schützen – mit ungewöhnlichen Massnahmen. Die Pro Senectute warnt bereits vor einer Stigmatisierung der Alten.
https://www.blick.ch/news/politik/corona-taskforce-will-alte-besser-schuetzen-so-soll-die-zweite-welle-gestoppt-werden-id15952741.html
-> https://www.20min.ch/story/so-will-die-taskforce-des-bundes-risikopatienten-bei-einer-zweiten-welle-schuetzen-852600241658?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Twitter#Echobox=1592984508


+++CRYPTO AG
Die Schweiz hörte mit: Neue Dimension im Fall Crypto – Rundschau
Der Schweizer Geheimdienst hat die grosse Spionage-Operation nicht nur geduldet, sondern hat aktiv mitgemacht – das zeigen neue Recherchen der «Rundschau». Der Geheimdienst hatte ab den 80er-Jahren Zugriff auf abgehörte Informationen, später entschlüsselte er selbst manipulierte Crypto-Geräte. Die Schweiz habe damit in Verhandlungen einen wichtigen «Wettbewerbsvorteil» gehabt, sagen Personen aus dem Nachrichtendienst. Die «Rundschau» mit einer neuen Dimension der Crypto-Affäre.
https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/die-schweiz-hoerte-mit-neue-dimension-im-fall-crypto?id=89ba54c6-2c37-4922-9682-337a14501404
-> Theke: Tiana Angelina Moser: https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/theke-tiana-angelina-moser?id=a4897ae5-9885-4ab8-a232-f27777edcf86


Spionage mithilfe der Schweiz: Strafverfahren in der Crypto-Affäre
Die Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren wegen der manipulierten Chiffriergeräte der Zuger Crypto AG eröffnet. Dafür hat der Bundesrat kürzlich eine Ermächtigung erteilt.
https://www.derbund.ch/strafverfahren-in-der-crypto-affaere-863973909256
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/bundesanwaltschaft-uebernimmt-bundesrat-bewilligt-crypto-strafverfahren
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/crypto-affaere-jetzt-kommt-das-strafverfahren?id=9b167d66-6750-4199-b212-2aba35df3c3e


Geheimdienst-Affäre – Sind die Schweizer Crypto-Geräte wirklich sicher?
Gemäss CIA und BND erhielten die Schweizer Behörden immer sichere Verschlüsselungsgeräte. Doch nun gibt es selbst im Nachrichtendienst Zweifel.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-sind-die-schweizer-crypto-geraete-wirklich-sicher



tagesanzeiger.ch 24.06.2020

Geheimdienstaffäre Cryptoleaks: Diese neun Schweizer wussten es

Jahrzehntelang dauerte das Spionageprogramm von CIA und BND mit der Zuger Chiffrierfirma Crypto. Mindestens neun Männer hielten den Nachrichtendienst auf dem Laufenden – nie aber den ganzen Bundesrat.

Res Strehle

Ein halbes Jahrhundert blieb das Abhörprogramm der westlichen Nachrichtendienste CIA und BND auf Zuger Boden geheim. Trotz rund drei Dutzend Mitwissern in den USA, Deutschland, Schweden – und der Schweiz. Mit ihren knackbaren Chiffriergeräten täuschte die Zuger Firma ab 1970 jahrzehntelang Kunden in über hundert Ländern die sichere Übermittlung ihrer geheimen Nachrichten vor. In Tat und Wahrheit lasen und hörten CIA, NSA und BND mit, und auch die Schweiz profitierte von den entschlüsselten Nachrichten. Es war die Belohnung dafür, dass sie die Camouflage ein halbes Jahrhundert deckte.

Zweimal wäre das Geheimprojekt um ein Haar aufgeflogen, beide Male hätte die Schweiz das Programm mit einem ernsthaften, von oben gestützten Ermittlungsverfahren auffliegen lassen können. 1977 entliess die Firma den damaligen Entwicklungschef Peter Frutiger. Der ETH-Ingenieur und Armeeoffizier informierte in der Folge zwei ihm bekannte hohe Offiziere und einen ehemaligen Bundesanwalt, die Bundespolizei stellte ihre Voruntersuchung sang- und klanglos ein.

1-3: Crypto-Ingenieure mit Decknamen

Die Schweiz liess sich ihr Wohlverhalten damals mit dem Einsetzen eines Informanten direkt bei der Geschäftsleitung honorieren. Es war dies der Basler HTL-Ingenieur Kirk H. Kirchhofer, der als Fachoffizier im Armeestab für die sichere Funkübermittlung im Ernstfall zuständig war. Kirchhofer war nach zehn Berufsjahren in den USA auch für die CIA ein akzeptabler Kadermann in der Crypto, sie gab dem Ingenieur den Decknamen «Clapper» und schlug ihn 1978 als Entwicklungschef der Crypto vor. Dazu reichte sein Fachwissen indessen nicht, aber «Clapper» war danach als Verkaufschef in der Schweiz für Bund und Armee zuständig, kümmerte sich um sicheres Gerät für die Schweiz und hielt den Nachrichtendienst über die Interna der Firma auf dem Laufenden.

Ein zweites Mal drohte die Camouflage der Zuger Firma nach der neunmonatigen Haft des Zürcher Verkaufsingenieurs Hans Bühler 1992 im Iran enttarnt zu werden. Nach der Rückkehr Bühlers und seiner zweiten Traumatisierung durch die Entlassung machte Frutiger seine Beobachtungen öffentlich, und auch Bühler gab trotz Schweigeverpflichtung gegenüber der Firma keine Ruhe. Der BND stieg danach aus, um die Wiedervereinigung nicht mit einem drohenden Skandal zu belasten, auch der schwedische Chefkryptologe Kjell-Ove Widman zog sich zurück. Wiederum stellte die Bundespolizei ihre Ermittlungen ergebnislos ein.

Für ihr neuerliches Wohlverhalten liess sich die Schweiz damit abgelten, dass sie mit dem ETH-Ingenieur und Generalstabsoffizier Armin Huber erstmals den Geschäftsleiter der Crypto AG stellen konnte. Huber kannte die unterschiedlich sicheren Gerätetypen für vertrauenswürdige und nicht vertrauenswürdige Kunden, aber nicht die wahren Eigentümer der Firma. Als er eine Sicherheitsfirma beauftragte, dies herauszufinden, wurde er 2001 entlassen.

4-5: Kader aus Armee und Justiz

Auch die beiden Zuger Politiker Walther A. Hegglin (CVP) und Georg Stucky (FDP) hatten laut dem «Minerva»-Geheimpapier der CIA keine Kenntnis des Eigentümers, als sie in den Verwaltungsrat der Firma gewählt wurden. Dabei präsidierte Hegglin dieses Gremium ab 1992 sogar – aus heutiger Sicht eine bizarre Situation. Nach der Rückkehr des im Iran verhafteteten Verkaufsingenieurs Hans Bühler verlangten sie von Geschäftsführer Michael Grupe im Mai 1994 ultimativ Aufklärung. Laut Grupe waren sie von der Neuigkeit, dass die Firma «den Amerikanern» gehörte und dem politischen Nachrichtendienst diente, nicht sonderlich überrascht.

Dass Stucky mit dieser Neuigkeit danach zu seinem Parteikollegen, Bundesrat Kaspar Villiger, ging, war ein Betriebsunfall. Wie der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl pflegten die Vorsteher des VBS (zuvor des Militärdepartements) solche Programme zu decken, wenn sie der Nachrichtendienst für nützlich hielt, ohne Genaueres wissen zu wollen («Don’t ask, don’t tell»). So konnten sie bei einem Skandal die Verantwortlichen opfern, ohne selber mit in den Strudel zu geraten. So war es 1979 geschehen bei der Absetzung des UNA-Obersten Albert Bachmann nach Bekanntwerden des Falls Schilling. 1990 bei Hans-Rudolf Strasser (Deckname «Franz»), Mitgründer der Geheimarmee P-26, durch Kaspar Villiger. Und 1999, als Geheimdienstchef Peter Regli nach der Affäre um die Schwarzgeldbezüge von Dino Bellasi 1999 zurücktrat.

Regli wurde später vom Bundesrat rehabilitiert. Es steht ausser Zweifel, dass der Schweizer Nachrichtendienst unter seiner Führung über das Geheimprojekt informiert war. Während der monatelangen Inhaftierung des Verkaufsingenieurs Bühler in Teheran bat er den deutschen Bundesnachrichtendienst um Verhandlungen mit dem Iran, um den Schweizer freizubekommen. Das schaffte der BND schliesslich im Rahmen einer Paketlösung über die Freilassung anderer Inhaftierter und übernahm selber das Lösegeld für die Freilassung des Schweizers. «Bei unseren Sicherheitsanalysen waren wir immer davon ausgegangen, dass die Schweizer alles wissen», schreibt ein BND-Veteran in seinem Kommentar zum Geheimpapier «Minerva. A history» (siehe Ausriss oben).

Zu keiner Zeit aber scheint der gesamte Bundesrat über das «Minerva»-Projekt informiert gewesen zu sein. Der Kreis der Mitwisser eines so wichtigen Geheimprojekts wäre damit zu gross geworden. Ausserdem traute der Nachrichtendienst speziell den sozialdemokratischen Mitgliedern des Bundesrates die absolute Geheimhaltung nicht zu: So agierte Pierre Graber auf die Terrorbedrohung der Schweiz durch radikale Palästinensergruppen in den frühen 70er-Jahren vergleichsweise naiv und planlos. Aus Willi Ritschards Department leckte 1982 der geheime Nowosti-Bericht über die Schliessung des Berner Sitzes der russischen Nachrichtenagentur. Und Ruth Dreifuss weigerte sich noch 1999, als Bundespräsidentin an die 50-Jahr-Feier der Nato nach Brüssel zu reisen.

7-9: Eingeweihte aus der Politik

Aber auch in den bürgerlichen Reihen traute man nicht allen Bundesräten, speziell jenen nicht, die privat als instabil galten (Jean-Pascal Delamuraz), als red- und leutselig (Adolf Ogi) oder sich übervorsichtig nach allen Seiten absicherten (Flavio Cotti).

Nicht im Detail informiert waren nach aktuellem Stand der Recherche auch die Chefs der Bundespolizei. Ihre Behörde ermittelte in den beiden Verfahren in den 70er- und 90er-Jahren allerdings auch nur wenig motiviert. Laut dem CIA-Papier stand sie dabei im Austausch mit dem Nachrichtendienst, der das Programm schützte (Ausriss unten). Solange ihr die ehemaligen Angestellten der Crypto keine schriftlichen Beweise vorlegten, durfte sie von nichts wissen. Mittels Rechtshilfe die wahren Eigentümer ermitteln konnte sie nicht, weil Rechtshilfe bei politischem Nachrichtendienst verweigert wird.

Sowohl Peter Huber (Bupochef bis 89) wie auch sein Nachfolger Urs von Daeniken (ab 1989) beteuern, von nichts gewusst zu haben. Huber, inzwischen 79-jährig, will sogar «aus allen Wolken gefallen sein», als er im vergangenen Februar aus den Cryptoleaks erfuhr, dass die Zuger Firma der CIA und dem BND gehörte.

Andere Schweizer mit guten Beziehungen zu Armeeführung und Nachrichtendienst waren hingegen informiert. Die Schweiz profitierte vom «Minerva»-Programm, indem die Crypto-Besitzer CIA und BND sie mit zahlreichen Informationen aus dem abgehörten Nachrichtenverkehr von Drittstaaten versorgten. Die SRF-Sendung «Rundschau» wird am Mittwochabend zwei solche Fälle dokumentieren. Auf der Strecke blieb dabei die Schweizer Neutralität. «Wenn die Firma in Frankreich gestanden hätte, wäre das Programm unproblematisch gewesen», bilanziert der damalige deutsche Geheimdienstverantwortliche selbstkritisch.


Res Strehle ist TA-Autor. Mitte Juli erscheint sein Buch «Operation Crypto. Die Schweiz im Dienst von CIA und BND» im Echtzeit-Verlag. Leser und Leserinnen des «Tages-Anzeigers» können das Buch für 26 Franken (statt 29 Franken) unter www.echtzeit.ch/Tages-Anzeiger bestellen.



Peter Frutiger, Crypto-Entwicklungschef 1970–77.
Der ETH-Ingenieur kam dem Geheimnis Mitte der Siebzigerjahre auf die Spur, als ihn der deutsche Geschäftsleiter und die BND-Abteilung «Zentralstelle für Chiffrierung» zwangen, unterkomplexe Algorithmen in die Geräte einzubauen. Er durfte unter Anleitung von NSA und BND nur knackbare Geräte für den Verkauf an aus Nato-Sicht nicht vertrauenswürdige Kunden bauen. Als er einzelnen Kunden half, ihre Geräte zu verbessern, wurde er entlassen. Frutiger ist bis heute ein Kronzeuge für das «Minerva»-Täuschungsprogramm.

Kirk H. Kirchhofer, Crypto-Verkaufschef Schweiz 1978–2000 (CIA-Deckname «Clapper»).
Der Basler HTL-Ingenieur wurde von der CIA als Nachfolger Frutigers vorgeschlagen. Dazu reichte sein technologisches Wissen nicht, wohl aber für die Rolle als Verkaufschef Schweiz. Kirchhofer war als Fachoffizier im Armeestab für den Aufbau einer sicheren Funkübertragung im Besetzungsfall mitverantwortlich und sorgte in dieser Rolle dafür, dass die Schweiz gutes Gerät kaufen konnte. Er starb 2018.

Oskar Stürzinger, Crypto-Vizedirektor 1952–1979 (CIA-Deckname «Siegfried»)
Der ETH-Ingenieur und Offizier in den Übermittlungstruppen war ein enger Vertrauter des Firmengründers Boris Hagelin. Er bekam den Druck der USA auf unterschiedliche Gerätesicherheiten in den 50er-Jahren aus nächster Nähe mit. Der Schweizer sass mit am Tisch, als Hagelin mit den Geheimdiensten über den Verkauf der Firma verhandelte, er zeigte sich 1971 gegenüber dem BND willfährig und beriet sich 1975 mit Motorola und der NSA über die erlaubten Chips in den unterschiedlich
en Gerätetypen. Stürzinger starb 2011.

Kurt Bolliger, Chef Flieger- und Flabtruppen 1973–80, Präsident des Schweizer Roten Kreuzes 1982–88.
Er wurde 1977 von dem aus der Crypto AG ausgeschiedenen Entwicklungsingenieur Peter Frutiger über das nachrichtendienstliche Programm der Firma und die beabsichtigten Schwachstellen der Geräte detailliert informiert. Als pflichtbewusster Korpskommandant musste der Chef der Luftwaffe mindestens den damaligen Generalstabschef Hans Senn informieren. Bolliger starb 2008.

Hans Walder, Chef Bundesanwaltschaft 1968–73.
Der ehemaliger Bundesanwalt wurde wie auch der Chef Nachrichtendienst Flieger und Flab, René Lecher, vom austretenden Entwicklungsingenieur Frutiger 1977 detailliert über die Gerätemanipulation durch die Nachrichtendienste informiert. Er hatte 1971 den Club de Berne als Austauschgremium westlicher Geheimdienste über die terroristische Bedrohung mitbegründet und galt in diesem Kreis als Vertrauensperson. Walder starb 2005.

Arnold Koller, Chef EMD und Chef EJPD 80er-/90er-Jahre.
Koller stand als Bundesrat zwischen 1987 und 1999 den beiden aus Sicht des «Minerva»-Programms zentralen Departementen VBS und EJPD vor. Laut einem Aktenfund im Archiv des Nachrichtendienstes des Bundes soll er über das «Minerva»-Programm informiert gewesen sein. Koller beantwortet aus gesundheitlichen Gründen keine Medienfragen zur Crypto, ist aber gegenüber der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) «zu jeder gewünschten Auskunft» bereit.

Kaspar Villiger, Chef VBS 1989–95.
Laut CIA-Bericht wurde Villiger im Mai 1994 von FDP-Nationalrat und Crypto-Verwaltungsrat Georg Stucky informiert, dass die Crypto «den Amerikanern» gehöre. Villiger bestätigt das Treffen mit Stucky, weist aber darauf hin, dass ihm der Zuger Parteikollege keine «detaillierten Kenntnisse» des Projektes vermittelt habe. Über seine wenig detaillierten Kenntnisse informierte er den Bundesrat nicht. Villiger warnt vor «verästelten Interpretationen» seiner Aussage.

Walther A. Hegglin, Zuger Stadtpräsident und Crypto-Verwaltungsratspräsident 1988–2002.
Der ehemalige Zuger Stadtpräsident und «Ochsen»-Hotelier erfuhr 1994 vom Crypto-Geschäftsleiter, dass die Firma, deren Verwaltungsrat er präsidierte, der CIA gehört. Das CVP-Mitglied soll sich von dieser Neuigkeit nicht sonderlich überrascht gezeigt haben und blieb weitere acht Jahre im Amt. Hegglin starb 2013.

Georg Stucky, Verwaltungsrat Crypto , 1992–2002, Präsident 2002–2016, FDP-Nationalrat.
Der ehemalige Zuger Nationalrat trat 1992 ahnungslos in den Verwaltungsrat des Crypto ein, erfuhr aber 1994 von Crypto-Geschäftsleiter Michael Grupe die volle Wahrheit. Danach blieb er in der Firma, sorgte Mitte der 90er-Jahre angesichts einer drohenden Überschuldung für neues Kapital und übernahm 2002 das Präsidium des Verwaltungsrates. Stucky konnte – geschwächt durch eine Krankheit – während des Lockdown von der GPDel nicht persönlich befragt werden, was deren Bericht verzögert.
(https://www.tagesanzeiger.ch/diese-neun-schweizer-wussten-es-749935519458)
-> https://www.zentralplus.ch/drei-politiker-wussten-ueber-die-crypto-affaere-bescheid-1826469/



Kommentar zu den Cryptoleaks: Neutralität im Kleinformat
Bei der Aufarbeitung der Crypto-Affäre droht die Unabhängigkeit der Schweiz weiter zu schrumpfen.
https://www.tagesanzeiger.ch/neutralitaet-im-kleinformat-976677019984