Medienspiegel 3. April 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
AUFRUF ZUM WIDERSTAND GEGEN DIE NEU GESCHAFFENEN RÜCKKEHRZENTREN IM KANTON BERN!
Abgewiesene Asylsuchende werden im Kanton Bern in absehbarer Zeit in neu geschaffene Rückkehrzentren umplatziert. Wir rufen die Zivilgesellschaft zu Widerstand und Solidarität mit den Betroffenen auf!
https://solidaritaetsnetzbern.ch/stopisolation/?fbclid=IwAR3S3ZRU_TE7kY2sgWvfOoP_hYQ45r6ybbBMzH88dydUIVdxW8ovOjo6qN8
-> Bericht auf Radio RaBe: https://rabe.ch/2020/04/03/gemeinsam-gegen-rueckkehrzentren/


Gemeinsam gegen Rückkehrzentren – RaBe-Info 03.04.2020
Letzte Woche erklärte Sicherheitsdirektor Philippe Müller gegenüber RaBe-Info, der Kanton werde die Umstrukturierungen im Asylwesen wie geplant umsetzen, trotz Corona. Dies bedeutet unter anderem, dass in den kommenden Monaten drei neue sogenannte Rückkehrzentren eröffnet werden – eines in Biel, eines in Aarwangen und eines in Gampelen. Abgewiesene Asylsuchende sollen dort bis zu ihrer Ausschaffung unterkommen, resp. so lange, bis sie selbstständig ausreisen.
https://rabe.ch/2020/04/03/gemeinsam-gegen-rueckkehrzentren/


+++AARGAU
Corona-Isolierstation: Erkrankte Asylbewerber kommen in die Containeranlage im Werkhof
Im Kanton Aargau wird die nicht mehr genutzte Containeranlage im Werkhof in Frick ab Montag als Corona-Isolierstation für erkrankte Asylsuchende genutzt. Geplant ist, dass in der Isolierstation höchstens 50 Personen untergebracht und betreut werden.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/corona-isolierstation-erkrankte-asylbewerber-kommen-in-die-containeranlage-im-werkhof-137592498
-> https://www.ag.ch/de/aktuelles/medienportal/medienmitteilung/medienmitteilungen/mediendetails_139437.jsp


+++SCHWEIZ
Wo bleibt der Rechts- und Gesundheitsschutz?
Aufgrund von Covid-19 hat der Bundesrat die Regeln für Asylverfahren angepasst. Eine gemeinsame Einordnung der Massnahmen durch die SBAA und die Plattform ZiAB.
https://beobachtungsstelle.ch/news/wo-bleibt-der-rechtstaatliche-und-gesundheitliche-schutz/


Ungenügender Schutz auch in kantonalen Asylunterkünften
Aufgrund der höheren Belegungsquote ist „Social Distancing“ in den kantonalen Asylunterkünften noch schwieriger als in den Bundesasylzentren. Auch der Rechtsschutz ist in den Kantonen stark eingeschränkt.
https://beobachtungsstelle.ch/news/ungenuegender-schutz-auch-in-kantonalen-asylunterkuenften/


Asylzentren Ostschweiz
Genug Platz für Massnahmen gegen Corona Krise
http://www.tvo-online.ch/mediasicht/79718


+++DEUTSCHLAND
Nichts dazugelernt: BMI chartert mitten in der Corona-Krise erneut Abschiebeflieger für eine Frau
PRO ASYL: Das BMI muss das absurde und unverantwortliche Vorgehen sofort beenden!
Mitte April will das Bundesinnenministerium (BMI) vom Münchener Flughafen aus eine einzelne Frau nach Togo abschieben – allen Einschränkungen der Corona-Krise zum Trotz. Da es keine regulären Flüge mehr gibt und weltweite Reiseverbote existieren, soll wieder ein Flugzeug allein für die Betroffene gechartert werden.
https://www.proasyl.de/pressemitteilung/nichts-dazugelernt-bmi-chartert-mitten-in-der-corona-krise-erneut-abschiebeflieger-fuer-eine-frau/
-> https://www.stern.de/politik/deutschland/abschiebungen-trotz-corona–deutschland-chartert-einzelpersonen-fluege-9210786.html


+++SPANIEN
Spanien setzt Militär zur Bewachung der Grenzen ein
Spanien setzt Militär zur Bewachung der EU-Außengrenze rund um Ceuta und Melilla sowie an den Grenzen gegenüber Portugal und Frankreich ein.
https://ffm-online.org/spanien-setzt-militaer-zur-bewachung-der-grenzen-ein/?


+++GRIECHENLAND
Drohende Corona-Infektionen in Flüchtlingslagern: Planlos in Brüssel
Ein Ausbruch des Coronavirus im Flüchtlingslager Moria hätte dramatische Folgen. Die griechische Regierung wirkt überfordert. Die EU-Kommission macht sich zwar Sorgen – hat aber auch kein überzeugendes Konzept.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/drohende-corona-infektionen-in-fluechtlingslagern-planlos-in-bruessel-a-40901465-54f5-4d2a-b8ae-f58b4654c45c


Brutale Gewalt und schwere Menschenrechtsverletzungen an der griechisch-türkischen Grenze
Die griechischen Grenzschutzbehörden sind mit massiver Gewalt und unter schwerer Missachtung des Völkerrechts gegen Menschen auf der Flucht und Migrantinnen und Migranten vorgegangen. Recherchen von Amnesty International belegen erstmals zwei Todesopfer während der gewaltsamen Vorfälle an der griechisch-türkischen Grenze Ende Februar/Anfang März. Hunderten von Menschen, die über das Meer auf griechische Inseln flohen, wurde das Recht, Asyl zu ersuchen, verwehrt. Tausende weitere sind in den überfüllten Camps durch die Covid-19-Pandemie akut bedroht.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/griechenland/dok/2020/brutale-gewalt-und-schwere-menschenrechtsverletzungen-an-der-griechisch-tuerkischen-grenze
-> https://www.derstandard.at/story/2000116491792/amnesty-dokumentierte-zwei-tote-an-syrisch-griechischer-grenze?ref=rss


Corona-Gefahr im Camp Moria: „Worauf wartet die EU?“
Im heillos überfüllten Flüchtlingslager Moria könnte das Coronavirus verheerende Folgen für 20.000 Menschen haben. Doch die erhofften Evakuierungsmaßnahmen der EU lassen weiter auf sich warten.
https://www.tagesschau.de/ausland/moria-coronavirus-eu-101.html


+++MITTELMEER
Alan Kurdi kehrt in die SAR-Zone zwischen Libyen und Malta zurück
Die Alan Kurdi der deutschen NGO Sea-Eye hat mit Genehmigung der spanischen Regierung den Hafen von Burriana verlassen und befindet sich auf dem Weg ins zentrale Mittelmeer. Sie ist im Moment das einzige Rettungsboot der NGOs vor der Küste Libyens. Die Alan Kurdi dürfte die SAR-Zone an diesem Wochenende erreichen. An Bord wurde ein spezielles System zur Prävention und zum Schutz im Falle einer Infektion eingerichtet.
https://ffm-online.org/alan-kurdi-kehrt-in-die-sar-zone-zwischen-libyen-und-malta-zurueck/


+++EUROPA
Migration: Frontex-Chef schließt Situation wie 2015 aus
Laut Frontex-Chef Fabrice Leggeri wird sich eine Flüchtlingskrise wie 2015 nicht wiederholen. Doch er warnt davor, der EU-Grenzschutzagentur das Budget zu kürzen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/migration-frontex-fluechtlinge-eu-grenze-griechenland


Hunger, Elend – und die Fluchtrouten gesperrt: Die Corona-Pandemie stellt die Migranten im Maghreb vor das Nichts
Europa ist in der akuten Corona-Krise dermassen mit sich selbst beschäftigt, dass es die katastrophale Lage der Migranten im Süden des Mittelmeeres völlig aus dem Blick verloren hat. Im Hinblick auf absehbare zukünftige Flüchtlingskrisen ist tatkräftige Hilfe angesagt.
https://www.nzz.ch/meinung/die-corona-krise-stellt-die-migranten-im-maghreb-vor-das-nichts-ld.1549511


+++FREIRÄUME
derbund.ch 03.04.2020

Lärmstreit beendet Kulturprojekt: Das grosse Scheitern auf der Schütz

Lärmklagen haben das Belebungsprojekt auf der Schützenmatte gestoppt. Damit scheitert der Versuch zur Verbesserung der Sicherheit um die Reitschule.

Sophie Reinhardt

Die Zwischennutzung auf der Berner Schützenmatte wird in der jetzigen Form bereits nach eineinhalb Jahren abrupt beendet. Dies hat die Stadt Bern am Freitag gemeinsam mit dem Betreiber, dem Verein Platzkultur, mitgeteilt. In die Knie gezwungen hatten das Projekt Nachbarn, die die nötige Baubewilligung für das Projekt seit anderthalb Jahren bekämpfen. «Wir sind den Anwohnerinnen und Anwohnern extrem entgegengekommen und haben die Zwischennutzung flexibel an deren Bedürfnisse angepasst», sagen Christoph Ris und Kevin Liechti vom Verein Platzkultur. So habe man Lärmmessungen durchgeführt, Zeiten angepasst, Konzerte abgesagt und viele Gespräche geführt. «Doch wir konnten es ihnen nicht recht machen.»

Die Schützenmatte gilt seit Jahren als Unort der Stadt. Der dortige frühere Parkplatz diente besonders in der Nacht als «Drogen-Drive-In» – die Stadt hob ihn deshalb auf, mit der Absicht, die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsgefühl zu stärken. Doch dies rief Gewerbekreise auf den Plan, die sich gegen das Projekt wehrten, bis die Stadt 2018 einen Kompromiss mit ihnen fand: Auf einem Drittel der Fläche dürfen Gewerbler vorerst weiter parkieren, der Rest des Areals stand seither als Begegnungs- und Kulturort zur Verfügung. Der Verein Platzkultur erhielt einen Leistungsvertrag bis Oktober 2021. Dieser Vertrag wird nun vorzeitig aufgehoben.

Hartnäckige Nachbarn

Doch die Belebung führte nicht nur zum gewünschten Ziel: Diesen Sommer häuften sich die Polizeimeldungen über Prügeleien und Raubüberfälle auf der Schützenmatte. Der Verein Platzkultur und sogar die Reitschule informierten über zunehmend untragbare Zustände, der Stadtpräsident sprach von einer «gravierenden» Situation. Die Gründe für die Gewaltzunahme nennen konnte niemand, reagiert haben die Stadt und der Verein mit einem interkulturellen Sozialarbeiterprojekt sowie einem Sicherheitsdienst. «Durch die ergriffenen Massnahmen hat sich die Situation etwas beruhigt», sagt Ris.

Nicht beruhigen liessen sich die Einsprecher aus der Nachbarschaft. Unbewilligte Bars und Konzerte rund um die Schützenmatte, die nicht vom Verein Platzkultur organisiert wurden, sorgten immer wieder für rote Köpfe. Dafür seien sie nicht verantwortlich, heisst es beim Verein, der sich nicht als Polizei-Ersatz versteht. Mit zusätzlichen sportlichen Aktivitäten wollten Ris und seine Kollegen den Platz nutzen und damit auch Anwohner besänftigen. Zusammen mit der Stadtverwaltung erarbeitete er ein neues Konzept, das unter anderem ein Streetsoccerfeld und Pingpongtische auf dem Platz vor der Reitschule vorgesehen hätte. «Nun haben die Anwohner bereits reagiert und uns mitgeteilt, sie würden auch dagegen Einsprache erheben», sagt Ris. Das habe den Ausschlag gegeben, das Projekt auf der Schützenmatte abzubrechen.

Der Berner Rechtsanwalt Christophe Rosat, der die Einsprecher vertritt, will dazu unter Verweis auf laufende Rechtsverfahren keine Stellung nehmen.

Leist war zufrieden

Für Tom Berger, freisinniger Stadtrat und Co-Präsident der Bar- und Clubkommission, ist mit der Verhinderung der Zwischennutzung durch den Verein Platzkultur kein Problem gelöst, im Gegenteil: «Platzkultur war Teil der Lösung. Nun könnten Gewaltdelikte und Lärmprobleme wieder zunehmen», befürchtet er. Natürlich sei eine Stadt zum Wohnen da, sagt er. «Aber hier werden die Bedürfnisse einzelner ruhesuchender Anwohnerinnen und Anwohner deutlich höher gewichtet als die Interessen jener, welche sich eine belebte Stadt wünschen.»

Der Gemeinderat hatte Anfang Jahr extra ein spezialisiertes Unternehmen damit beauftragt, Verbesserungsvorschläge zu identifizieren, um den Lärmschutz auf der Schützenmatte zu gewährleisten – dafür genehmigte der Gemeinderat einen Projektierungskredit in der Höhe von 75’000 Franken. Dadurch erhoffte sich die Stadt, dass die juristischen Verfahren nicht nur sistiert, sondern auch beigelegt würden. Wie sich nun aber zeigt, liessen sich die Einsprecher dadurch nicht gross beeindrucken.

Doch die Stadt will auch nach dem Ende der gegenwärtigen Zwischennutzung an der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie festhalten, wie Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) auf Anfrage mitteilt – ebenso an den Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit im Umfeld der Reitschule.

Nicht alle Bewohner im Altenbergquartier störten sich an der kulturellen Belebung der Schützenmatte. Hans-Jürg Klopfstein etwa, der Präsident des Altenberg-Rabbental-Leists, hatte sich für die Zwischennutzung ausgesprochen. Diese habe die Situation entschärft, und die Lärmbelastungen sei dadurch zurückgegangen, sagte er dem «Bund» im Februar.

Doch noch Veranstaltungen?

Wie geht es nun weiter, rund um den wohl meistumstrittenen Platz der Stadt Bern? Die Wiedereröffnung des Parkplatzes stehe nicht zur Diskussion, sagt von Graffenried auf Anfrage. Die Stadt möchte am Konzept des Vereins Platzkultur festhalten – ein bisschen jedenfalls. Man werde weiter eine vielfältige Nutzung der Schützenmatte mit punktuellen Veranstaltungen auch diesen Sommer anstreben, sagt der Stadtpräsident. Eine Platzmöblierung oder Sportmarkierungen seien baubewilligungsfrei. Man prüfe nun, was möglich sei, ohne dass es dafür einen ständigen Betreiber brauche. Ganz aufgeben will derweil auch der Verein Platzkultur nicht: «Wir sind wieder zurück auf Feld eins und im Gespräch mit der Stadt», sagt Ris. Der Verein diskutiere nun, was für eine mögliche Nutzung er der Stadt vorschlagen könne, die nicht von Einsprachen gestoppt werde.
(https://www.derbund.ch/das-grosse-scheitern-auf-der-schuetz-602646425736)



derbund.ch 03.04.2017

Lärmstreit «Wir kapitulieren vor den Einsprachen»

Christoph Ris vom Verein Platzkultur sagt, warum er die Belebung der Schützenmatte vorerst beendet.

Sophie Reinhardt

Christoph Ris, Sie brechen Ihr Projekt in der jetzigen Form auf der Schützenmatte ab. Weshalb geben Sie auf?

Wir kapitulieren vor dem Druck der Einsprechenden. Für das während drei Jahren geplante Projekt hatten wir bisher immer nur eine Planungssicherheit auf Monate hinaus. Nun haben wir in den letzten Wochen ein neues Projekt mit der Stadt erarbeitet. Darauf haben die Einsprecher angekündigt, weiterhin Druck auszuüben, noch stärker und mit juristischen Mitteln. Wir sehen keine Möglichkeit, den Platz unter noch strengeren Auflagen zu bewirtschaften.

Was bewirkt das bei Ihnen?

Unsere Enttäuschung ist sehr gross. Wir haben uns für die Realisierung des von uns eingereichten Projekts während anderthalb Jahren um juristische Fragen und Bewilligungsformalitäten gekümmert. Dabei wollten wir eigentlich Veranstalter und Organisatoren sein.

Im Sommer gab es Schlagzeilen um wieder aufflammende Kriminalität auf dem Platz. Inwiefern beeinflusste das Ihren Entscheid?

Gar nicht. Die Gewaltzunahme hat uns auf dem falschen Fuss erwischt, und wir haben darauf reagiert. Die Situation hat sich in den letzten Monaten in dieser Hinsicht verbessert, der engagierte Sicherheitsdienst hat sich bewährt.

Die politischen Gremien der Stadt sprachen sich für die Belebung der Schützenmatte aus. Welche Projekte sind dort überhaupt noch möglich?

Für diese Frage sind wir der falsche Adressat. Wenn einzig eine Nutzung geduldet wird, die keinen Pieps macht, wird es schwierig, diesen Platz mitten in der Stadt zu beleben. Die heutige Gesetzeslage ermöglicht es Einsprechern, Projekte zu verhindern. Dagegen ist auch der Gemeinderat machtlos. Das zeigt sich auch beim Café-Projekt am Egelsee, das ebenfalls durch Einsprachen verhindert wurde.

Sie klären ab, ob es weiter eine Zwischennutzung in angepasster Form geben wird. Was heisst das konkret?

Wir sind wieder zurück auf Feld eins und sprechen mit der Stadt. Selbst einfachste Bauten bräuchten eine Baubewilligung. Wir fragen uns im Verein, ob es eine Baugesuchseingabe gibt, gegen die niemand Einsprache erheben kann.

Hätte Ihnen die Corona-Krise nicht ohnehin einen Strich durch die Rechnung gemacht, was die Nutzung im Frühling betrifft?

Die Corona-Krise hat das Projekt unterbrochen, das stimmt, aber sie hätte wohl kaum den totalen Abbruch bewirkt. Geplant war, im Mai umzubauen und im Juni neu zu eröffnen. Nötigenfalls hätten wir erst dann geöffnet, wenn die Krise vorbei oder zumindest abgeschwächt gewesen wäre.
(https://www.derbund.ch/wir-kapitulieren-vor-den-einsprachen-645701038814)



Kommentar zum Ende der «Platzkultur»: Auf der «Schütz» gibt es nur Verlierer
Das Ende der Zwischennutzung auf der Schützenmatte ist eine Niederlage für den Stadtpräsidenten. Die Lärm- und Gewaltprobleme nehmen bald wieder zu.
https://www.derbund.ch/auf-der-schuetz-gibt-es-nur-verlierer-182506408843



bernerzeitung.ch 03.04.2020

Übungsabbruch auf der Schütz: Einsprecher zwingen Zwischennutzer in die Knie

Die bisherige Zwischennutzung der Berner Schützenmatte bei der Reitschule ist beendet. Die Einsprecher aus dem Altenberg kündigten auch gegen das modifizierte Konzept vehementen Widerstand an.

Christoph Hämmann

Schluss mit Bars und Musik. Der letzte Tanz: Vorbei. Am Vormittag begannen Leute des Vereins Platzkultur, einen Teil des Mobiliars auf der Berner Schützenmatte abzubauen. Wie die Stadt und der Verein Platzkultur gemeinsam mitteilten, wird die bisherige Zwischennutzung abgebrochen. «Grund für den Entscheid ist das blockierte Baubewilligungsverfahren, das die zur Fortsetzung des Projekts nötige Planungssicherheit verunmöglicht», heisst es in der Mitteilung. «Es erscheint heute als aussichtslos, innert nützlicher Frist eine Baubewilligung zu erlangen.»

Im November 2018 übernahm der Verein Platzkultur die Aufgabe, im Auftrag der Stadt Bern die «Schütz» mit vielfältigen Nutzungen zu beleben. Allerdings wurde das auf drei Jahre befristete Mandat von Anfang an durch die fehlende Planungssicherheit gebremst. Zwar konnte die Stadt mit den Einsprechern immer wieder Verfahrenssistierungen aushandeln, doch weil diese jeweils höchstens zwei, drei Monate umfassten, konnte der Verein Platzkultur zu keinem Zeitpunkt längerfristige Projekte angehen. Im vergangenen Jahr kamen sich häufende Gewalttaten und andere Delikte als weiteres Problem dazu.

«Riesiger Stellvertreterkonflikt»

Christoph Ris und Kevin Liechti vom Verein Platzkultur sind bitter enttäuscht. «Wir sind den Einsprecherinnen und Einsprechern seit Beginn der Zwischennutzung extrem entgegengekommen und haben die Zwischennutzung flexibel nach deren Bedürfnissen angepasst», sagt er. Lärmmessungen hätten gezeigt, dass der von den Einsprechenden aus dem Altenberg beklagte Lärm nicht von der Schützenmatte-Zwischennutzung komme, man habe die Musikanlage limitiert, Öffnungszeiten der Bars angepasst, Konzerte abgesagt und unzählige Gespräche geführt. Erfolglos.

Besonders bitter sei, so Ris, dass sein Verein «für einen riesigen Stellvertreterkonflikt den Kopf hinhalten» müsse. Denn eigentlich kämpften die Einsprecher gegen die Reitschule, das an die Schützenmatte angrenzende alternative Kulturzentrum. «Die Leute aus dem Altenberg sagten uns ganz unverblümt, dass sie nichts gegen uns haben, aber etwas gegen die Reitschule.» Bei diesem Spiel wolle der Verein Platzkultur nicht mitmachen, so Ris, zumal diesem die Reitschule am Herzen liege.

Weiter gehts mit Sport

Auch in ihrer Mitteilung weisen Stadt und Zwischennutzer darauf hin, dass die «im Rabbental- und Altenbergquartier störenden Lärmbelastungen nicht aus der Zwischennutzung stammen, sondern aus illegalen Veranstaltungen im Bereich des Eisenbahnviadukts». Der Gemeinderat habe deshalb im letzten Dezember einen Kredit für eine Machbarkeitsstudie zu Lärmschutzmassnahmen gesprochen.

Zudem habe die Stadt Bern mit dem Verein Platzkultur «eine konzeptionelle Anpassung der Zwischennutzung vorangetrieben, die eine Fokusverschiebung weg von kulturellen und gastronomischen hin zu sportlichen Veranstaltungen ermöglicht hätte». Doch trotz dieser Anstrengungen sei in den letzten Wochen deutlich geworden, dass die Bereitschaft zu weiteren längerfristigen Verfahrenssistierungen beziehungsweise zum Verzicht auf erneute Einsprachen gegen ein neues Baugesuch nicht zu erlangen sei.

Laut der Mitteilung soll die Belebung der Schützenmatte «im engen Rahmen des rechtlich Zulässigen weitergeführt werden». Der Platz solle künftig übersichtlicher sein und «eine weitergehende Durchmischung des Publikums begünstigt werden». Im Vordergrund stünden Sport- und Freizeitnutzungen. Die Stadt Bern plane, Sportnutzungen zu markieren, Bäume zu pflanzen und Sitzgelegenheiten zu schaffen.
(https://www.bernerzeitung.ch/einsprecher-zwingen-zwischennutzer-in-die-knie-626051058586)



derbund.ch 03.04.2020

Wegen Einsprachen: Anwohner bodigen Kulturprojekt auf Schützenmatte

Die Zwischennutzung auf dem umstrittenen Platz vor der Berner Reitschule ist vorerst gescheitert. Die Betreiber werfen den Bettel hin – wegen Lärmvorwürfen von Nachbarn auf der anderen Seite der Aare.

Sophie Reinhardt

Aus und vorbei. Das ist die Nutzung auf der Berner Schützenmatte in ihrer jetzigen Form. In einer Medienmitteilung informiert der Verein Platzkultur am Freitag, dass er nicht mehr weitermacht. «Wir kämpfen seit eineinhalb Jahren für eine Bewilligung auf dem Platz, aber jetzt haben wir genug gekämpft», sagen Christoph Ris und Kevin Liechti vom Verein Platzkultur. Denn im Gegensatz zum Vorgängerprojekt Neustadt-Lab brauchte der jetzige ganzjährige Betrieb ein Baugesuch. Gegen dieses hätten verschiedene Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Gebiet Altenberg und Rabbental seit Beginn des Projekts im Oktober 2018 Einsprache erhoben, sagt Ris.

Der Verein habe den Betrieb bis jetzt nur aufrechterhalten können, weil unter grossem juristischem Aufwand seitens Stadt und Verein jeweils mehrmonatige Sistierungen des Verfahrens ausgehandelt werden konnten. «Wir sind den Anwohnerinnen und Anwohnern extrem entgegengekommen und haben die Zwischennutzung flexibel an deren Bedürfnisse angepasst», sagt Ris weiter. So habe man Lärmmessungen durchgeführt, Zeiten angepasst, Konzerte abgesagt und viele Gespräche geführt. «Doch wir konnten es ihnen nicht recht machen.»

Stellvertreter-Krieg vermutet

Deshalb wollte der Verein im Sommer den Platz vermehrt für sportliche Aktivitäten nutzen. Zusammen mit der Stadtverwaltung erarbeitete er ein neues Konzept, das unter anderem auch ein Streetsoccer-Feld und Pingpong-Tische vor der Reitschule vorgesehen hätte. «Nun haben die Anwohner bereits reagiert und uns mitgeteilt, sie würden auch dagegen Einsprache erheben», sagt Ris. Deshalb habe man nun reagiert und sich in Absprache mit der Stadt für einen Abbruch des jetzigen Projekts entschieden.

Der Verein klärt nun ab, ob es eine Zwischennutzung in angepasster Form geben wird. Doch Ris wähnt sich in einem Stellvertreterkonflikt: «Eigentlich kämpfen die Anwohner gegen die Reitschule und nicht gegen den Betrieb auf der Schütz», sagt er. Deshalb sei es schwer, auf dem Platz überhaupt eine Nutzung zu finden, gegen die keine Einsprache erhoben werde.

Der Berner Rechtsanwalt Christophe Rosat, der die Einsprecher vertritt, kann auf Anfrage keine Auskunft erteilen. Er verweist darauf, dass es sich weiterhin um ein laufendes Rechtsverfahren handle, welches noch nicht abgeschlossen sei.

Vermehrt auf Sport gesetzt

Gewonnen haben die Einsprecher vorerst aber nicht. Wie die Stadt in einer Mitteilung festhält, soll die Nutzung und Belebung der Schützenmatte im engen Rahmen des rechtlich Zulässigen weitergeführt werden. «Gemäss den in zahlreichen Gesprächen und Abklärungen gewonnenen Erkenntnissen soll der Platz künftig mehr Übersichtlichkeit aufweisen, und es soll eine weitergehende Durchmischung des Publikums begünstigt werden», schreibt die Stadt. Im Vordergrund stünden dafür namentlich Sport- und Freizeitnutzungen zur aktiven Betätigung. Die Stadt will auf dem Platz baulichen Anpassungen vornehmen, wie etwa Markierung für die Sportnutzungen, Pflanzen von Bäumen und Sitzgelegenheiten. (https://www.derbund.ch/anwohner-bodigen-kulturprojekt-auf-schuetzenmatte-532095171240)



Medienmitteilung: Abbruch Zwischennutzung Schützenmatte – Quo vadis Bundesstadt?
Seit Jahren geht die Bar- und Clubkommission der Frage nach, wie urbane Wohn- und Lebensräume im 21. Jahrhundert so gestaltet werden können, dass unterschiedliche Bedürfnisse, Präferenzen und Prioritäten nebeneinander koexistieren können.
Auf diese Frage gab es heute eine deutliche Antwort – Eine Koexistenz ist nicht möglich.
https://mailchi.mp/a18cf658b6d7/medienmitteilung-1544006



-FB Platzkultur-
Abbruch der Zwischennutzung in der jetzigen Form

Auch wenn im Winter saisonbedingt weniger Programm auf dem Platz war, haben wir im Hintergrund viel gearbeitet.

Wir kämpfen nun seit eineinhalb Jahren für eine Bewilligung auf dem Platz. Im Gegensatz zum vorherigen Projekt NEUstadt-lab, mussten wir für einen ganzjährigen Betrieb ein Baugesuch einreichen. Gegen dieses haben Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Gebiet Altenberg/Rabbental ennet der Aare von Beginn weg Einsprache erhoben. Den Betrieb bis jetzt konnten wir nur aufrecht erhalten, weil unter grossem juristischem Aufwand seitens Stadt und Platzkultur jeweils mehrmonatige Sistierungen des Verfahrens ausgehandelt werden konnten.

Wir sind den Anwohnerinnen und Anwohner seit Beginn der Zwischennutzung extrem entgegengekommen und haben die Zwischennutzung flexibel nach deren Bedürfnissen angepasst. Lärmmessungen wurden durchgeführt, die Musikanlage limitiert, Zeiten angepasst, Konzerte abgesagt, Gespräche geführt usw.

Zusammen mit der Stadtverwaltung sind wir, unter grossem Aufwand, seit Sommer 2019 an der Ausarbeitung eines neuen Konzepts, haben eine grosse Umgestaltung geplant und vermehrt auf sportliche Aktivitäten gesetzt. Trotz all unseren Bemühungen sind die Signale der Einsprecherschaft klar: sie werden auch weiterhin Einsprachen machen und den Druck sogar noch erhöhen.
Das störendste an der ganzen Sache ist, dass wir für einen riesigen Stellvertreterkonflikt den Kopf hinhalten müssen. Denn eigentlich kämpfen die Anwohnerinnen und Anwohner gegen die Reitschule und nicht gegen den Betrieb auf der Schütz und attestieren uns das sogar ganz unverblümt.

Wir gingen mit dem Projekt durch widrige Umstände und haben unser Bestes gegeben. Doch noch mühsamere Bedingungen als in den letzten Monaten, halten wir nicht mehr aus und haben uns nun zusammen mit der Stadt zu einem Abbruch durchgerungen.
Ob es eine Zwischennutzung in angepasster Form geben wird, sind wir momentan am abklären.

Unser Dank gebührt den Akteuren der Projekte die ebenfalls unter schwierigen Bedingungen Grossartiges vollbracht haben.
Vielen Dank!

Ebenfalls möchten wir der Stadtverwaltung für die Unterstützung in den Konflikten bis hierhin danken.

Im Kommentar findet ihr die gemeinsame Medienmitteilung der Stadt Bern und Platzkultur.
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=601510013771418&id=294752381113851



Zwischennutzung Schützenmatte wird in jetziger Form beendet
Die Zwischennutzung auf der Schützenmatte wird in der jetzigen Form nach eineinhalb Jahren vorzeitig beendet. Dies hat die Stadt Bern gemeinsam mit dem Leistungsvertragspartner, dem Verein PlatzKultur, entschieden. Grund für den Entscheid ist das blockierte Baubewilligungsverfahren, das die zur Fortsetzung des Projekts nötige Planungssicherheit verunmöglicht.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/zwischennutzung-schuetzenmatte-wird-in-jetziger-form-beendet


+++GASSE
Rettet den Sleeper!
Unterstützt den Verein Pro Sleeper!
PC 30-23809-3
IBAN CH67 0900 0000 3002 3809 3
Der Sleeper ist ein Ort wo Menschen in Not egal welcher Herkunft Zuflucht finden können. Jeden Tag wird von den ehrenamtlichen HelferInnen zwischen 18 und 20 Uhr ein Nachtessen für 5.- serviert und zwischen 22 und 10 Uhr morgens finden die Menschen einen warmen Ort zum Schlafen und Sein. Das Angebot ist sehr niederschwellig. Durch die Einschränkungen der Corona-Krise ist der Sleeper nun 24/7 geöffnet, zudem müssen die Leute in Not in dieser Zeit keinen Beitrag leisten.
https://youtu.be/82-2U3e94UE


Schutz in der Drogenszene
https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2020-04-03#chapter-596245e4-2dc2-4a43-bc0f-15b82c267d5a


+++BIG BROTHER
Digitalisierung in der Corona-Falle – Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert
Im Kampf gegen die Coronakrise sollen nun freiwilige Apps helfen, die ihre Nutzer vermeintlich anonym bei Kontakt mit Infizierten warnen. So sollen Ausgangsbeschränkungen gelockert werden können. Dieser Ansatz wird scheitern, kommentieren der baden-württembergische Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink und Clarissa Henning.
https://netzpolitik.org/2020/warum-freiwilliges-handy-tracking-nicht-funktioniert/


Hier halten sich die Bürger an Corona-Anweisungen
Suchmaschinenanbieter Google veröffentlichte Daten aus 131 Ländern. Diese zeigen, wo sich die Menschen während der Corona-Krise aufhalten.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/68-Prozent-weniger-Schweizer-an-Bahnhoefen–30312748
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-so-stark-hat-sich-das-verhalten-der-schweizer-geandert-65688559
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/google-daten-verraten-bewegungsprofil-in-diesen-kantonen-sitzen-die-corona-ignoranten-id15828449.html


Datenschutzbehörde – Coronavirus-Listen der niedersächsischen Polizei sind illegal
Die Landesdatenschutzbeauftragte hat Gesundheitsämtern in Niedersachen verboten, Listen Corona-Infizierter an die Polizei zu übermitteln. In Bremen wurden bereits weitergegebene Gesundheitsdaten nach unserer Berichterstattung offenbar wieder gelöscht. Auch die deutsche Datenschutzkonferenz hat sich jetzt zu den Vorgängen positioniert.
https://netzpolitik.org/2020/coronavirus-listen-der-niedersaechsischen-polizei-sind-illegal/


So kämpfen die Länder dieser Welt mit Smartphone-Daten gegen das Coronavirus
Mehrere europäische Länder nutzen anonymisierte Handydaten, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Asiatische Länder gehen deutlich weiter. Das weckt Begehrlichkeiten im Westen.
https://www.nzz.ch/technologie/so-kaempfen-die-laender-dieser-welt-mit-smartphonedaten-gegen-den-coronavirus-ld.1549986


+++KNAST
tagesanzeiger.ch 03.04.2020

Coronavirus im Gefängnis: «Die Aufseher sind die grösste Gefahr»

Die Stimmung in der Anstalt Pöschwies sei sehr angespannt, sagt ein Häftling. Auch weil sich die Aufseher nicht an die Social-Distancing-Regeln halten würden.

Simone Rau

Vor kurzem wurde beim Personal im Gefängnis Zürich ein erster Corona-Fall bekannt. Eine Aufseherin wurde positiv getestet – obwohl der Justizvollzug versucht hatte, das Einschleppen der Krankheit zu verhindern. Ob und wie viele weitere Personen – Insassen oder Aufseher – angesteckt worden sind, ist unklar.

Klar ist hingegen: Das Coronavirus sorgt auch hinter Gefängnismauern für grosse Verunsicherung. Wir reden mit dem 41-jährigen Thomas Müller*, der derzeit wegen Drogenhandel und Geldwäscherei in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies inhaftiert ist. Der Schweizer wurde 2018 erstinstanzlich zu 11 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Herr Müller, was spüren Sie im Gefängnis von Corona?

Es werden täglich neue Regeln und Verbote erlassen. Diese werden uns aber nicht schriftlich ausgehändigt, sodass wir sie anfechten könnten, sondern einfach an der Infotafel angeschlagen. Wir haben uns an die Anordnungen zu halten – und fertig.

Auch in Freiheit gibt es wegen des Coronavirus derzeit grosse Einschränkungen.

Die Regeln im Gefängnis gehen weit über die Anordnungen des Bundes hinaus. Und das Schlimme ist, dass sich die Aufseher selber nicht daran halten. Dabei sind sie es, die uns gefährden, nicht umgekehrt. Sie gehen hier täglich ein und aus und könnten das Virus leicht ins Gefängnis bringen.

Inwiefern halten sich die Aufseher nicht an die Regeln?

Das Schlimmste ist der Abstand. Sie predigen uns beim Spazieren im Hof und auch drinnen, dass wir stets zwei Meter Abstand voneinander halten sollen. Derweil stehen sie zu viert oder fünft dicht zusammen und quatschen. Überhaupt ermahnen sie uns die ganze Zeit. Und drohen mit Strafen.

Verboten sind etwa Besuche.

Seit dem 4. März. Doch auch darüber wurden wir nicht direkt informiert, weder schriftlich noch mündlich. Erst nach und nach erhielten unsere Familien und Freunde von der Gefängnisdirektion Briefe, dass sämtliche Besuche abgesagt seien, sogar bereits bewilligte.

Wie ist es mit dem Telefonieren?

Die Telefonzeiten wurden von 160 Minuten auf 280 Minuten pro Monat erhöht. Zudem dürfen wir neu pro Anruf maximal 15 statt 10 Minuten telefonieren. Aber auch das ist natürlich nichts! Diskriminierend finde ich zudem, dass unsere Liebsten eine grössere Gefahr sein sollen als all die Personen, die täglich zur Arbeit ins Gefängnis kommen.

Was ist mit Sport?

Spazieren dürfen wir noch. Verboten sind die Trainings, etwa das Fussballspielen. Auch viele Abendaktivitäten wurden gestrichen.

Arbeiten Sie noch?

Ja. Obwohl wir da sehr viel näher als die erlaubten zwei Meter aufeinandersitzen. Auch haben wir Kontakt mit unseren Arbeitschefs, die das Gefängnis jeden Tag verlassen und wieder betreten. Noch ist keiner von ihnen infiziert, soviel wir wissen – aber insgesamt gehen hier sicher täglich mehr als 100 Leute ein und aus, Aufseher, Psychologen, Arbeitschefs, Therapeuten, Sozialarbeiter.

Was arbeiten Sie?

Ich bin im Reinigungsdienst tätig. Wir sitzen zu zweit in einem Lagerraum, der 4 auf 4 Meter misst, dort drin hat es auch noch Regale, der Arbeitschef kommt rein, um uns zu erklären, wie wir etwa Reinigungs- und Desinfektionsmittel bereitstellen sollen. Einen Abstand von 2 Metern einzuhalten, ist schlicht unmöglich, auch wenn der Vizechef von Justizvollzug und Wiedereingliederung jetzt im Interview etwas anderes behauptet.

Tragen Sie Masken bei der Arbeit?

Nein. Jetzt erzähle ich Ihnen noch das Höchste! Ältere Insassen sowie Personen mit Vorerkrankungen hat die Gefängnisleitung auf Anordnung des Anstaltsarztes eingeschlossen. Wie in Einzelhaft! 23 Stunden am Tag! Derweil haben sie täglich mehrmals Kontakt mit Aufsehern, die ihnen das Essen in die Zelle bringen. Die Aufseher könnten das Virus ins Gefängnis bringen, sie sind die einzige und grösste Gefahr.

Tragen die Aufseher Mundschutz und Handschuhe?

Natürlich nicht.

Der stellvertretende Amtschef sagt, dass manche Insassen von den anderen Gefangenen isoliert werden wollten. Aus Angst, sich anzustecken.

Mag sein. Doch ein Teil der jetzt eingesperrten Insassen will es nicht. Die Isolation geschieht keinesfalls immer freiwillig, sondern auf Anordnung des Arztes. Wer will schon 23 Stunden am Tag eingesperrt sein?

Was ist mit Insassen, die tatsächlich krank sind?

Wer Krankheitssymptome hat, kann sich normalerweise mit einer roten Karte beim Arzt melden und erhält einen Termin. Diese Regel ist im Moment ausgesetzt. Wer die Karte abgibt, wird zur Sicherheit drei Tage lang eingeschlossen. Gegessen wird in der Zelle, alleine, eine Stunde am Tag dürfen sie in einer Randstunde spazieren. Gerade so, als wären diese Personen in der höchsten Sicherheitsstufe. Doch auf das Virus getestet werden sie nicht.

Wurden bei Ihnen schon Insassen getestet?

Meines Wissens nicht. Aber bestraft werden sie mit Einzelhaft – weil sie Krankheitssymptome haben. Diese müssen noch nicht mal etwas mit Corona zu tun haben. Wir Insassen überlegen uns nun doppelt und dreifach, die rote Karte abzugeben, wenn wir krank sind, weil wir wissen, dass wir dann faktisch Arrest kriegen.

Kommt es vermehrt zu Streit?

Die Stimmung ist sehr angespannt, und es würde mich nicht wundern, wenn es bald noch schlimmer käme. Viele Häftlinge sind wütend und genervt, und die Aufseher sind es auch. Man muss sehen, dass sie ja auch zu Hause vermehrt Stress haben. Alle laufen auf dem Zahnfleisch.

* Name geändert



Stellungnahme von Justizvollzug und Wiedereingliederung

Pöschwies-Häftling Thomas Müller (Name geändert) erhebt im Interview teils schwere Vorwürfe gegen Justizvollzug und Wiedereingliederung des Kantons Zürich. «Unser Ziel ist der bestmögliche Schutz», entgegnet der stellvertretende Amtschef Jérôme Endrass. «Entsprechend froh sind wir, wenn sich Häftlinge kritisch zu Wort melden.» Es sei sicher nicht ausgeschlossen, dass es auch unter den Aufsehern Personen gebe, die sich nicht an das Gebot des Social Distancing hielten. Das sei nicht anders als draussen. Dann bleibe einem nichts anderes übrig, als immer wieder auf die Weisungen des BAG hinzuweisen. Endrass wehrt sich hingegen gegen den Vorwurf, dass die wegen des Coronavirus verhängten Regeln im Gefängnis weit über die Anordnungen des Bundes hinausgingen, wie der Häftling sagt. «Objektiv betrachtet, gibt es eher weniger Restriktionen als draussen», sagt Endrass. «Die Insassen dürfen beispielsweise weiterhin ausserhalb ihrer Zellen arbeiten. Würden wir Homeoffice einführen, wie so viele Firmen jetzt, käme das einem Einschluss gleich.» Aber natürlich gebe es im Gefängnis bereits viele Restriktionen, räumt Endrass ein, jede zusätzliche Einschränkung sei zumindest für einen Teil der Insassen eine weitere Belastung. «Man muss aber auch sehen, dass wir es nie allen recht machen können. Für die einen sind die Regeln zu streng, für die anderen zu lasch.» Auch den Vorwurf, die Aufseher würden im Kontakt mit älteren oder vorerkrankten Insassen keine Masken und Handschuhe tragen, lässt der stellvertretende Amtsleiter nicht gelten. Man halte sich strikt an die Empfehlungen des BAG, genau wie bei den Tests auch. «Natürlich würden wir uns wünschen, mehr zu testen. Aber Tests werden drinnen wie draussen dringend gebraucht, und wir haben gegenüber den Menschen draussen keine Vorrechte.» Und was ist mit den gestrichenen Besuchen? «Das ist tatsächlich ein Problem – und tut auch uns weh», sagt Jérôme Endrass. Doch Social Distancing sei dabei schlicht nicht umsetzbar. Von Gefängnissen in den USA sei bekannt, dass Besuche ein «massiver Multiplikator» des Virus seien. (sir)
(https://www.tagesanzeiger.ch/die-aufseher-sind-die-groesste-gefahr-912318183029)



Häftlinge in Genfer Gefängnis verweigern Rückkehr in Zellen
43 Häftlinge der Genfer Strafanstalt Champ-Dollon haben sich am Freitagnachmittag vorübergehend geweigert, nach dem Spaziergang wieder in ihre Zellen zurückzukehren. Sie protestierten damit gegen die im Zusammenhang mit dem Coronavirus getroffenen Massnahmen.
https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/schweiz/haftlinge-in-genfer-gefangnis-verweigern-ruckkehr-in-zellen-ld.1210401
-> https://www.rts.ch/info/regions/geneve/11221037-des-detenus-de-champ-dollon-protestent-contre-les-mesures-anti-covid-19.html
-> https://www.20min.ch/ro/news/geneve/story/Quarante-detenus-refusent-de-reintegrer-leur-cellule-11266214


+++POLIZEI AG
Videoüberwachung per Notrecht – Kritik am «Solo-Lauf» der Aargauer Regierung
Ohne Rücksprache hat der Regierungsrat weitreichende Massnahmen beschlossen. FDP und SP finden deutliche Worte.
https://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/videoueberwachung-per-notrecht-kritik-am-solo-lauf-der-aargauer-regierung
-> Schweiz Aktuell: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/coronavirus-aargauer-polizei-darf-ueberwachungskameras-nutzen?id=e317e5a8-bffa-4ff3-be9e-6c50a329da6f


Petition unterzeichnen: Nein zur flächendeckenden Live-Überwachung des öffentlichen Raums!
Der Aargauer Regierungsrat hat entschieden, dass die Polizei, vorerst bis zum 19. April, völlig eigenmächtig Live-Videoaufnahmen tätigen darf. Dank der Sonderverordnung darf die Polizei neu Überwachungskameras in öffentlich zugänglichen Räumen zur Echtzeitüberwachung einsetzen. Sie darf auf bereits installierte Kameras von Dritten zugreifen. Zusätzlich wird sie ermächtigt, weitere Kameras zu installieren – ohne Bewilligung der kantonalen Datenschutzbeauftragten. Das ist falsch!
https://actionsprout.io/8F08D1


+++POLIZEI OW
Einsatz von „Kunststoffgeschossen“
-> https://www.tele1.ch/sendungen/1/Nachrichten#536131_2


+++POLIZEI ZH
Videoüberwachung gegen Corona-Verbreitung: Kein Thema in Zürich
Dank dem Notrecht darf die Aargauer Polizei öffentliche Plätze mit Videokameras überwachen. So sehen die Polizisten, ob Distanz und Gruppengrösse eingehalten werden. Für die Zürcher Polizei ist diese Art der Kontrolle aber kein Thema.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/videoueberwachung-gegen-corona-verbreitung-kein-thema-in-zuerich-137596354


+++POLIZEI CH
So überwacht uns die Polizei am Wochenende
Patrouillen, Überwachungskameras, Drohnen: Um Verstösse gegen die Corona-Verhaltensregeln zu verhindern, hat die Polizei verschiedene Mittel zur Hand.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/So-ueberwacht-uns-die-Polizei-am-Wochenende-10413370


++++ANTIRA
Corona-Pandemie: Die Seuche der Menschenfeindlichkeit
Die Bedrohung durch das Coronavirus löst eine reflexartige Abwertung anderer Bevölkerungsgruppen aus. Zeit, aktiv dagegen anzugehen.
https://www.zeit.de/wissen/2020-03/corona-pandemie-menschenfeindlichkeit-abgrenzung/komplettansicht


+++HOMOHASS
Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung tritt per 1. Juli in Kraft
Ab dem 1. Juli 2020 wird bestraft, wer Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 3. April 2020 die entsprechenden Änderungen des Strafgesetzbuchs und des Militärstrafrechts auf dieses Datum in Kraft gesetzt. In der Volksabstimmung vom 9. Februar 2020 hat das Schweizer Stimmvolk den Entscheid des Parlaments für die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm klar bestätigt.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78673.html


+++RECHTSEXTREMISMUS
Benefiz-Aktion für Hanau: Rap-Stars veröffentlichen Song gegen Rechtsextremismus
18 deutsche Rapper, darunter Stars wie Kool Savas, haben einen Song gegen rechten Terror veröffentlicht, der an die Anschläge von Hanau erinnern will. Ihre Kritik an Medien und Gesellschaft ist scharf.
https://www.spiegel.de/kultur/musik/hanau-rap-stars-veroeffentlichen-song-gegen-rechtsextremismus-a-bb419817-5883-44aa-afc5-d80a68c72f2e
-> https://www.belltower.news/azzi-meomo-bist-du-wach-deutschrapper-gedenken-den-opfern-von-hanau-97961/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Xavier Naidoo bricht weinend zusammen
Xavier Naidoo sorgt mit einem weiteren Video für Aufsehen. Wegen seinen Verschwörungstheorien bricht der Sänger gar in Tränen aus.
https://www.nau.ch/people/welt/xavier-naidoo-bricht-weinend-zusammen-65688629
-> https://www.blick.ch/people-tv/international/weitere-kontroverse-videos-aufgetaucht-xavier-naidoo-schockt-mit-aussagen-zu-kindermorden-id15828272.html


+++WORLD OF CORONA
Ausgangssperren: Der Rechtsstaat leidet unter Corona
Mit Ausgangssperren, Verweilverboten und Handydatensammlungen soll Covid-19 bekämpft werden. Doch manche Pläne führen zu gefährlicher staatlicher Willkür und Überwachung.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-03/ausgangssperren-coronavirus-verweilverbote-kontaktverbot-pandemie-ueberwachung/komplettansicht


Eingriff in die Grundrechte: Wie weit geht der Staat?
Kontaktverbote, geschlossene Schulen und Geschäfte: Wegen Corona beschränkt die Regierung die Grundrechte. Im Schnellverfahren wurde ein Infektionsschutzgesetz verabschiedet. Experten warnen: Wird der Gesundheitsschutz zum Einfallstor für eine langfristige Einschränkung vieler Grundrechte?
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-eingriff-in-die-grundrechte-wie-weit-geht-der-staat-100.html