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+++BERN
bernerzeitung.ch 02.04.2020
Leben und arbeiten ohne Papiere: Seit 15 Jahren werden hier die Fragen der Sans-Papiers gehört
Sie kennt die Sorgen der Sans-Papiers seit Jahren. Nun spürt die Berner
Beratungsstelle für Sans-Papiers auch, wie schwierig die aktuelle
Ausnahmesituation ist.
Lea Stuber
Die Menschen kommen, die Menschen gehen. Was bleibt, wenn sie die
Beratungsstelle für Sans-Papiers wieder verlassen und sich in der Stadt
und Region verteilen, sind ihre Geschichten. Es sind Geschichten
selbstbewusster Menschen, die genau wissen, wie sie sich im öffentlichen
Raum am besten bewegen – lieber nicht mit dem Rad, statt mit dem
Schnell- besser mit dem Regionalzug, und sicher immer mit einem gültigen
Billett.
Es sind Menschen, die sich selber bleiben. Und die sich doch in die
Gepflogenheiten des neuen Ortes einfügen. Einige sind YB-Fans, schwimmen
im Marzili oder besuchen mit ihren Kindern den Spielplatz Dählhölzli.
Sie kennen den besten Gottesdienst der Region (in Ostermundigen bei der
Missione Cattolica), die beste Himbeerquarktorte der Stadt (von der
Bäckerei Reinhard).
Manche von ihnen ziehen sich stark zurück, andere weniger. Doch die
Angst, die ist bei allen da. Die Angst vor Polizeikontrollen, die Angst,
von Bekannten verpfiffen zu werden und so aufzufliegen.
So erzählen es Karin Jenni und Marianne Kilchenmann an diesem Nachmittag
am runden Holztisch, an dem sie diesen Menschen normalerweise zuhören.
Hinter dem Fenster kauern die Dächer der Berner Innenstadt, dahinter
erhebt sich der Gurten. An die Wände über den Stühlen im Wartezimmer
sind Veranstaltungshinweise, Post-its, Visitenkärtli und Zeichnungen
gepinnt, in der Ecke tummeln sich Plüschtiere und Spielautos für die
Kinder.
Marianne Kilchenmann war 2005 die erste Mitarbeiterin der Berner
Beratungsstelle für Sans-Papiers, die manchmal der Feuerwehr ähnlich im
allerletzten Moment einspringt, andere Male wie eine Pionierin neue
rechtliche Wege in der Schweizer Bürokratie beschreitet. Inzwischen
kennen Kilchenmann und Jenni einige der komplexen, sich verändernden
Antworten auf die Frage: Wie ist unser Leben hier eigentlich geregelt?
Das Budget der unabhängigen Beratungsstelle von einer knappen halben
Million Franken setzt sich neben einem Beitrag der kantonalbernischen
Landeskirchen aus Mitgliederbeiträgen, Einzelspenden und den Einnahmen
aus dem Solidaritätslauf und -lotto zusammen.
Immer wieder dieselben Fragen
Die Menschen, die zur Beratungsstelle kommen, sind Automechaniker,
Künstlerinnen oder Arabischlehrer, putzen in privaten Haushalten oder
arbeiten auf dem Bau. Sie kommen aus 91 verschiedenen Ländern Europas,
Lateinamerikas und Asiens. Und sie müssen sich mit Fragen herumschlagen,
die andere Bernerinnen und Berner meist leicht beantworten können.
«Wie finde ich eine Wohnung?»
«Wie komme ich zu meinem Lohn?»
«Was mache ich bei einem medizinischen Notfall?»
Sans-Papiers können keinen Mietvertrag unterschreiben, seit 1998 und dem
Geldwäschereigesetz können sie kein Bankkonto mehr eröffnen, die
Krankenkasse – obwohl sie Anrecht darauf hätten – können sich viele
nicht leisten. Also wohnen sie bei einem Bruder, einer Freundin oder bei
Bekannten. Ihren Lohn erhalten sie bar ausbezahlt. Einige ihrer
Arbeitgebenden zahlen auch die Sozialversicherungsbeiträge.
Die Beratungsstelle ist ein sicherer Ort für Menschen, für die nicht
viele Orte sicher sind. Das hat sich in den Jahren bei den Sans-Papiers
herumgesprochen. Jenni, Kilchenmann, eine dritte Beraterin sowie die 16
Freiwilligen sind mit etwa 1000 der schweizweit geschätzt mindestens
100’000 Menschen ohne Papiere in Kontakt. Sie kommen wegen der
Wohnsituation oder der Einschulung der Kinder, wegen einer
Eheschliessung oder der Prämienverbilligung. Und auch wegen des
Aufenthaltsstatus selber.
Über die 15 Jahre wurden mehr als 100 Härtefallgesuche von der Stadt
Bern und dem Staatssekretariat für Migration gutgeheissen. Menschen, die
schon mindestens zehn Jahre in der Schweiz leben, erhalten so eine
Aufenthaltsbewilligung. Doch wer nach einem negativen Asylentscheid
untertaucht, dessen Härtefallgesuch hat keine Chance. Denn der
Aufenthalt muss den Behörden immer bekannt gewesen sein. Marianne
Kilchenmann sagt: «Das ist eine Bitterkeit, die wir immer wieder
diskutieren.»
In den letzten Jahren wurden die Asyl- und Ausländergesetze, innerhalb
derer sich die Sans-Papiers bewegen können, so oft verschärft wie kaum
ein anderer Gesetzestext. Mit der Revision des Ausländergesetzes 2008
wagten sich zum Beispiel deutlich weniger Leute, die Beratungsstelle
aufzusuchen. Auch das Schwarzarbeitsgesetz erhöhte die Gefahr
aufzufliegen. 2010 dann wurde die Aufenthaltsbewilligung als
Grundvoraussetzung für die Eheschliessung definiert. Wer heiraten will,
braucht seither für den Moment der Eheschliessung eine
Kurzaufenthaltsbewilligung der kantonalen Migrationsbehörden.
2011 war es dann etwas vergleichbar Kleines. Bern schaffte die
Velovignette ab, die auch als Versicherung diente. Viele Sans-Papiers
wagten sich fortan nicht mehr durch die Stadt zu radeln, konnten sie
doch keine Privathaftpflichtversicherung abschliessen.
Grosse Angst wegen Lockdown
Und nun also noch der Lockdown wegen des Coronavirus. «Ich habe Angst
davor, ins Spital zu müssen. Vielleicht kommt dann die Polizei, und ich
muss ausreisen.» Dies hören die Beraterinnen in diesen Tagen oft – und
leiten Sans-Papiers mit Fragen rund um das Coronavirus an die
Gesundheitsversorgung für Sans-Papiers des Roten Kreuzes weiter.
Oder: «Mein Arbeitgeber hat den Betrieb eingestellt, ich habe keinen
Lohn und kann mein Zimmer nicht mehr bezahlen. Wie soll das weitergehen?
Ich habe Angst.» Die Fragen werden schnell existenziell, wenn die
Absicherung fehlt und vom Staat keine Unterstützung erwartet werden
kann. Sans-Papiers können weder Arbeitslosengeld noch Sozialhilfe
beziehen, sonst fliegen sie auf.
Doch die ganz alltäglichen Probleme bleiben auch in der
Ausnahmesituation bestehen. Kilchenmann erzählt von einer Frau, seit
zweieinhalb Jahren in der Schweiz und mit einem erfüllenden Job. Die
Situation ohne Aufenthaltsstatus bereitet ihr aber Mühe. Weil sie aus
Venezuela kommt, hat ein Asylgesuch keine Chance. Ein Härtefallgesuch
kann sie frühestens in siebeneinhalb Jahren stellen.
Auch ausreisen ist nicht wirklich eine Option. «Wer zu lange in der
Schweiz bleibt, wird hart bestraft», sagt Kilchenmann. Am Anfang war das
nicht so. «Da hiess es: Sie sind ja weg, alles gut.» Es gab eine Busse
von 300 Franken. Jetzt bekommen diese Menschen ein Einreiseverbot für
den ganzen Schengen-Raum und einen Eintrag ins Strafregister.
Kilchenmann sagt: «Heutzutage wird den Sans-Papiers die Welt verengt.»
Sowieso ist die Situation für Sans-Papiers 2008 mit der Ausdehnung des
Schengen-Raums auf die Schweiz schwieriger geworden. Auf einmal gab es
Grenzkontrollen auch innerhalb der Schweiz, in Schnellzügen etwa, die
vom Ausland kommend durch die Schweiz fahren.
Was würde also helfen? Die City Card, sagt Karin Jenni, ein Ausweis für
alle, die in der Stadt leben, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.
Seit drei Jahren wird diese Idee in Bern diskutiert, seit zwei Jahren
ist sie ein Schwerpunkt der Integrationspolitik der Stadt. In New York
vergingen bis zur Einführung einer City Card ganze zehn Jahre. Auch hier
dürfte es also noch ein paar Jahre dauern. Bis dahin kommen und gehen
die Menschen weiterhin.
–
Keine Papiere? Warum?
Sans-Papiers haben keine Aufenthaltsbewilligung und dadurch auch keine
Arbeitsbewilligung. Entweder weil ihr Visum für die Schweiz abgelaufen
ist, oder weil ihr Asylantrag abgelehnt wurde und sie die Schweiz
verlassen müssten. Die einen der abgewiesenen Asylbewerber leben Tag für
Tag von ein paar Franken Nothilfe, die anderen tauchen unter und
schlagen sich alleine durch. (lea)
(https://www.bernerzeitung.ch/seit-15-jahren-werden-hier-die-fragen-der-sans-papiers-gehoert-318564610775)
+++BASEL
Weitere Impressionen: „Solidarität & Widerstand statt Festung Europa!“
Weitere Impressionen der Aktionstage in Basel.
https://barrikade.info/article/3338
—
baslerzeitung.ch 02.04.2020
Das Elend der Sans-Papiers: Wem in Basel wegen Corona der Hunger droht
Die Menschen, die illegal in der Schweiz leben und arbeiten, trifft die
Corona-Krise besonders hart. Wenn sie nicht zur Arbeit dürfen, fehlt das
Geld für Miete und Essen.
Nina Jecker
Tom und seine Familie dürfte es eigentlich gar nicht geben. Zumindest
nicht bei uns. Der 37-Jährige aus Kirgistan lebt mit seiner Frau und den
drei Kindern im Alter von fünf bis vierzehn Jahren seit 2016 illegal in
der Schweiz. Die fünf haben es geschafft, sich all die Jahre vor den
Behörden zu verstecken. Sie haben in Basel eine Zweizimmerwohnung
gefunden, die zwar nach hiesigen Standards zu klein, aber für die
Familie ausreichend und finanzierbar war. Dank Schwarzarbeit kamen sie
über die Runden. Die Mutter arbeitete als Reinigungskraft, er half bei
Gärtnereibetrieben oder einem Maler aus.
Und dann kam Covid-19, die Krise, die Arbeitslosigkeit. Was bereits
unter normalen Verhältnissen eine grosse Belastung darstellt, wird für
Sans-Papiers existenziell. Fast alle dürfen nicht mehr arbeiten gehen,
die Arbeitgeber der Schwarzarbeiter fühlen sich in den meisten Fällen
nicht für die Leute verantwortlich. Auch Tom und seine Frau stehen auf
einmal ohne Jobs und ohne soziales Netz da. Denn Nothilfe gibt es nicht
für jene, die gar nicht hier sein dürften. «Es ist schlimm für uns»,
sagt er. «Wir müssen doch die Miete bezahlen und Essen für fünf
Personen.»
Den ersten Krisenmonat haben er und rund 150 andere Sans-Papiers dank
der Hilfe der Anlaufstelle für Sans-Papiers im Kleinbasel überbrücken
können. Diese wird von Privaten unterstützt und verfügt über einen Fonds
für Notsituationen mit jährlich 40’000 Franken. Die
Christoph-Merian-Stiftung sichert zudem die medizinische Grundversorgung
für die Sans-Papiers. Um eine Krise wie die jetzige zu meistern,
reichen die Mittel aber längst nicht, wie Olivia Jost von der
Anlaufstelle bestätigt. «Das gesamte Geld für dieses Jahr mussten wir in
einem Monat zur Verfügung stellen. Jetzt sind unsere Kassen leer.» Und
es dürften nicht weniger Hilfesuchende werden. Pro Jahr haben die
Beraterinnen und Berater mit rund 600 Personen zu tun, die sich ohne
Bewilligung in Basel aufhalten. Bis jetzt haben erst 150 von ihnen
finanzielle Hilfe erhalten.
Keine Chancen für Härtefallgesuche
Bis jetzt haben Tom und seine Frau immer für sich selber gesorgt; Hilfe
annehmen zu müssen, ist ungewohnt. Sie seien aber sehr dankbar, dass sie
zumindest fürs Erste weiterhin ein Dach über dem Kopf und genügend zu
essen hätten. «Wenn man die Verantwortung für Kinder hat, ist die
Belastung so viel grösser», sagt er. «Ich weiss gerade nicht, wie es
weitergehen soll.» Sans-Papiers können zwar Härtefallgesuche für eine
Aufenthaltsbewilligung stellen, wenn sie als Einzelpersonen seit zehn,
als Familie seit fünf Jahren in Basel-Stadt leben. Doch dafür muss neben
einer guten Integration und Sprachkenntnissen auch die finanzielle
Unabhängigkeit nachgewiesen werden. «Was gerade jetzt für die
Betroffenen ein Ding der Unmöglichkeit ist», sagt Jost.
Die Anlaufstelle hat sich als Erstes erfolgreich dafür eingesetzt, dass
auch Sans-Papiers in Basel-Stadt und Baselland Zugang zu Corona-Tests
bekommen, und finanzielle Soforthilfe geleistet. In einem zweiten
Schritt wollen sie jetzt mit Forderungen an die Behörden gelangen. Diese
sollen während der Corona-Krise auf den Nachweis der finanziellen
Unabhängigkeit verzichten, damit die Menschen Härtefallgesuche stellen
können. Ausserdem fordern sie, dass die Nothilfe allen Menschen im Land
offensteht. «Ohne dass die Sozialhilfe automatisch eine Meldung ans
Migrationsamt macht», sagt Jost. «Nothilfe ist ein Grundrecht.»
Zu fünft in zwei Zimmern eingesperrt
Damit die Menschen bis dahin nicht hungern müssen und auf der Strasse
landen, hat die Anlaufstelle einen Spendenaufruf gestartet. Jost
schätzt, dass sie alleine im April rund 80’000 Franken aufbringen
müssten, um alle Hilfesuchenden mit dem Nötigsten zu unterstützen. Wir
sind froh über alle, die uns dabei helfen», sagt Jost. «Hier geht es um
Menschen, die keinerlei Auffangnetz haben.»
Tom hofft, dass er und seine Familie dank der Unterstützung so lange
durchhalten, bis er wieder arbeiten kann. Gemeinsam mit den Kindern
lenkt er sich mit Spielen, Basteln und Lesen ab. Am frühen Morgen wagt
er sich manchmal mit dem älteren Sohn zum Joggen raus oder er macht
einen Spaziergang mit dem Kleinen. Ansonsten trauen sie sich aber nicht
ins Freie. «Es gibt zu viele Polizeikontrollen im Moment.» Eine
Ausschaffung nach Kirgistan möchte Tom unbedingt vermeiden. «Die Kinder
sind hier daheim. Ausserdem ist die Lage in unserem Heimatland nicht
gut.» Mehr möchte er dazu nicht sagen, es sei «eine lange Geschichte».
Das EDA erwähnt in den Reisehinweisen zu Kirgistan die hohe Armut und
warnt vor terroristischen Anschlägen und gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen politischen Demonstranten und
Sicherheitskräften.
Nach dem Telefontermin in der Anlaufstelle macht sich Tom wieder so
unauffällig wie möglich auf den Heimweg. Wo er, eingesperrt mit drei
Kindern in zwei Zimmern, auf ein baldiges Ende der Krise hofft.
www.sans-papiers-basel.ch
(https://www.bazonline.ch/wem-in-basel-wegen-corona-der-hunger-droht-950168
318304)
+++GRAUBÜNDEN
Sorgen um Bewohner der Asylunterkünfte
An der Unterbringungssituation von Geflüchteten in der Coronakrise wird
Kritik laut. Das Bündner Migrationsamt erklärt, was unternommen wird.
Südostschweiz, 02.04.2020
https://www.vmv.ch/images/medienberichte/so_200402.pdf
+++OBWALDEN
Asylbewerber bedrohte Vermieter mit Messer
In Kerns OW waren mehrere Polizisten in Vollmontur im Einsatz. Ein
29-jähriger Asylbewerber beging in seiner Unterkunft Sachbeschädigungen
und bedrohte zwei Personen.
https://www.20min.ch/schweiz/zentralschweiz/story/Person-verschanzt-sich-in-Haus-23920384
+++ZÜRICH
tagesanzeiger.ch 02.04.2020
Corona im Asylbereich: Ärzte kritisieren Lage in Notunterkünften als «katastrophal»
Mediziner bemängeln Hygiene und medizinische Versorgung in Unterkünften
für abgewiesene Asylsuchende. Die Sicherheitsdirektion hält dagegen.
Liliane Minor
Hausärzte schlagen Alarm: In den Zürcher Notunterkünften für abgewiesene
Asylbewerber sei der Corona-Schutz kaum möglich. Der Adliswiler Arzt
Markus Fritzsche, der mehrere Bewohner der dortigen Notunterkunft
behandelt, sagt: «Der Kanton reagiert extrem dilettantisch auf die
Bedrohung.» Seiner Meinung nach müssten alle Bewohner der Unterkunft
getestet werden: «Ich gehe davon aus, dass etliche erkrankt sind. Wir
verlieren wertvolle Zeit.»
Zu Fritzsches Patientinnen gehört auch die erste Corona-positive Frau in
der Unterkunft Adliswil. «Die Frau ist schwer krank, sie gehört ins
Spital», sagt Fritzsche. Die Iranerin leide an einer schweren
rheumatischen Erkrankung, die mit immununterdrückenden Medikamenten
behandelt wird. «Liegt ein Infekt vor, muss die Behandlung unterbrochen
werden, sie wäre sonst lebensgefährlich», erklärt Fritzsche. Trotzdem
sei eine Spitaleinweisung abgelehnt worden. Warum und von wem, ist
unklar. Auch der Aufenthaltsort der Iranerin ist unklar, der letzte
Stand war Adliswil.
Distanz kaum möglich
Kathrin Berg, pensionierte Hausärztin aus Zürich, teilt Markus
Fritzsches Kritik. Sie spricht von einer «katastrophalen Situation» in
den Notunterkünften des Kantons. Berg hat über Jahre Bewohnerinnen und
Bewohner verschiedener Unterkünfte betreut. Die räumliche Nähe sei ein
grosses Problem: Die Bewohner teilten sich Dusche, WC und Küche. Die
betroffene Familie in Adliswil dürfe zwar ihr Zimmer nicht mehr
verlassen, und vor dem Zentrum ist für sie ein eigener WC-Container
aufgestellt worden: «Aber um dahin zu gelangen, müssen die Leute das
ganze Zentrum durchqueren.»
Noch heikler als in Adliswil sei die Lage in Unterkünften wie Hinteregg
und Kemptthal, wo es Zimmer mit bis zu 18 Betten gebe, sagt Ärztin Berg:
«Solche Zimmer sind auch dann ein Risiko, wenn sie nicht voll belegt
sind.» Die soziale Distanz sei kaum einzuhalten. Und die Enge führe
derzeit zu noch mehr Spannungen als sonst: «Ich warte nur auf die erste
Gewaltwelle.»
Öffentlich Kritik geübt hat auch der Dietiker Arzt Theo Leutenegger. Im
«Limmattaler Tagblatt» forderte er letzte Woche eine Schliessung der
unterirdischen Unterkunft in Urdorf. Wenn nur ein Bewohner
Corona-positiv sei, «bedeutet das auch ein Gesundheitsrisiko für alle
Einwohner». Er befürchtet, dass sich die Bewohner der Unterkunft nicht
an die Hygieneregeln halten. Die Sicherheitsdirektion hat Leuteneggers
Forderung zurückgewiesen.
Sicherheitsdirektion: «Bestmöglicher Schutz»
Der TA hat die Sicherheitsdirektion, die Firma ORS und den
kantonsärztlichen Dienst um Stellungnahmen gebeten. Alle drei Parteien
liessen die konkreten Fragen unbeantwortet. In einer Medienmitteilung
vom Dienstag wird Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP) nach einem Besuch
in Adliswil so zitiert: «Ich bin beeindruckt. Mein Dank gilt den
Betreuungspersonen vor Ort. Sie beweisen Tag für Tag in einer für alle
schwierigen Zeit ein grossartiges Engagement. Sie setzen sich ganz
konkret dafür ein, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in den Zentren
den bestmöglichen Schutz erhalten.»
Der Kanton, heisst es in der Mitteilung weiter, erfülle auch in der
ausserordentlichen Lage seine Pflicht. Die medizinische Betreuung der
Bewohner durch die Hausärzte sei gewährleistet. Die Zentren verfügten
über Gesundheits- und Pandemiekonzepte, die schon frühzeitig aktiviert
worden seien, Fachpersonen vor Ort sorgten für die Umsetzung. Die
Bewohner würden laufend informiert. Es gebe Isolationszimmer für
erkrankte Bewohner. Dank «betrieblichen Anpassungen» könnten die
Distanzregeln besser umgesetzt werden. Die Unterkünfte seien nur rund
zur Hälfte belegt.
In einer zweiten Mitteilung vom Donnerstagnachmittag ergänzte die
Sicherheitsdirektion, es gebe ab Freitag eine separate Krankenstation im
ehemaligen Pflegezentrum Erlenhof in Zürich, das zu einem Notspital
umfunktioniert worden ist. Allfällige Hospitalisierungen würden mit dem
kantonsärztlichen Dienst koordiniert.
Zwischenfall in der Unterkunft Glattbrugg
Wie aufgeladen die Stimmung in den Unterkünften ist, zeigt ein Vorfall,
der sich am Dienstagabend in der Unterkunft in Glattbrugg ereignete: Ein
erkrankter Mann hielt sich im Aufenthaltsraum statt im Isolierzimmer
auf. Weil die übrigen Bewohner nervös wurden, rief die Zentrumsleitung
schliesslich die Polizei. Diese traf «auf vierzig bis fünfzig Personen,
die sich vehement über das Verhalten des Marokkaners beschwerten und
dessen Entfernung forderten». So steht es in einer Mitteilung der
Kantonspolizei. Wohin die Polizei den Mann später brachte, wollte
Kapo-Sprecher Marc Besson auf Anfrage nicht sagen.
TA-Recherchen zeigen, dass der Marokkaner nur wenige Stunden vor dem
Vorfall nach Glattbrugg gebracht wurde, und zwar von Personen in
Schutzanzügen. Auf die Frage, warum der Mann verlegt wurde, gibt Besson
keine Antwort. An einem Medientermin am Donnerstag sagte
Sicherheitsdirektor Fehr knapp: «Man musste intervenieren, um die
Bewohner zu schützen.»
ORS kritisiert Hilfsorganisationen
Die ORS schreibt ihrerseits in einer Mitteilung, man suche mit den
Behörden nach Lösungen, um die Lage in den Unterkünften zu entschärfen.
Kritik an der Betreuungsarbeit weise die ORS «entschieden zurück». Dafür
kritisiert die ORS Hilfsorganisationen, die in den letzten Tagen auf
die Situation aufmerksam gemacht und Desinfektionsmittel sowie Seife
verteilt hatten: «Die Aktionen erschweren die Betreuungsarbeit.» Statt
zur Aufklärung der Bewohner beizutragen, seien diese durch die Aktionen
weiter verunsichert worden. Nun herrsche eine teils angespannte
Situation. Die Hilfsorganisationen sollten mehr Verständnis für das
Personal der Unterkünfte zeigen, das unter schwierigsten Bedingungen
arbeite.
(https://www.tagesanzeiger.ch/aerzte-kritisieren-lage-in-notunterkuenften-als-katastrophal-124242889094)
–
Angst vor dem Coronavirus: Ein von abgewiesenen Asylbewerbern gedrehtes
Video vom 31. März zeigt die engen Platzverhältnisse in der
unterirdischen Notunterkunft.
Video: PD
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv420607h.mp4
—
Behinderung der Betreuungsarbeit
Das Betreuungspersonal in den Asylunterkünften sieht sich zunehmend in
der Arbeit behindert, weil Aktionen von Freiwilligenorganisationen zur
Verunsicherung der Bewohnerinnen und Bewohner beitragen.
https://www.ors.ch/ORSS/media/ORSSMediaLibrary/Corona/MM-Behinderung-der-Betreuungsarbeit.pdf
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/wegen-coronavirus-asylzentrums-betreiberin-kritisiert-freiwilligen-aktionen-137586525
—
Separate Station mit Krankenzimmern für Menschen aus dem Asylbereich
Der Schutz der Gesundheit aller Personen im Asylbereich hat für den
Kanton Zürich hohe Priorität. Für die gesamte Asylinfrastruktur wurden
Vorsorgemassnahmen getroffen, so dass die Corona-Vorgaben des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bestmöglich umgesetzt werden können. Ab
morgen steht zudem eine separate Station mit Krankenzimmern zur
Verfügung.
https://www.zh.ch/internet/de/aktuell/news/medienmitteilungen/2020/separate-station-mit-krankenzimmern-fuer-menschen-aus-dem-asylbeich.html
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/gesonderte-krankenstation-fuer-infizierte-asylsuchende-ehemaliges-pflegezentrum-wird-eingerichtet-137587853
+++SCHWEIZ
Virus im Heim: Corona-Kampf im Asylwesen – Rundschau
Bund, Kantone und Gemeinden versuchen, den Ausbruch von Covid-19 in
Asyl-Unterkünften zu verhindern. Der Kampf gegen das Virus ist im
Asylwesen eine Herausforderung. Denn: in vielen Heimen ist der Platz
beschränkt. Es ist nicht einfach, Social Distancing einzuhalten. Das
zeigt die Reportage aus Asylunterkünften.
https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/virus-im-heim-corona-kampf-im-asylwesen?id=91899d45-51e1-4ee2-90a7-1d8614cf70f7
Covid-19 : le SEM met en danger les personnes en exil
La Suisse entière vit au rythme du coronavirus, les autorités annoncent
tous les jours (ou presque) des nouvelles mesures pour freiner la
propagation de ce virus et protéger la santé de la population, sauf que
dans ce contexte si particulier, l’écart des inégalités dans ce pays
continue de se creuser. Les invisibilisé-e-s restent complètement
absent-e-s des discours du Conseil Fédéral et les politiques meurtrières
concernant les personnes en exil continuent de suivre leur cours,
presque comme si de rien n’était…
https://renverse.co/Covid-19-le-SEM-met-en-danger-les-personnes-en-exil-2515
Covid-19: Neue Regeln im Asylwesen – Tagesschau 01.04.2020
Der Bundesrat will mit zusätzlichen Schutzmassnahmen die Asyl- und
Wegweisungsverfahren wieder durchführen. Die Schweizerische
Flüchtlingshilfe zweifelt daran, dass rechtsstaatlich korrekte Verfahren
derzeit möglich sind.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/covid-19-neue-regeln-im-asylwesen?id=3547231c-e7dc-4866-b634-095bbe07b3fe
-> https://www.tagesanzeiger.ch/kritik-an-neuen-asylregeln-959546376381?utm_source=twitter&utm_campaign=Ed_Social_Post&utm_medium=Ed_Post_TA
Coronavirus: SP-Meyer will Flüchtlinge ins Land holen
Auf Lesbos droht eine humanitäre Katastrophe, sobald das Coronavirus die
Flüchtlings-Camps erreicht. Linke und Amnesty International schlagen
Alarm.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/coronavirus-sp-meyer-will-fluchtlinge-ins-land-holen-65687782
+++DEUTSCHLAND
Flüchtlinge in Griechenland: Minderjährige Geflüchtete müssen weiter auf Aufnahme warten
Die Aufnahme von geflüchteten Kindern von den griechischen Inseln in
Deutschland verzögert sich. Die ersten Minderjährigen hätten in dieser
Woche ankommen sollen.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-04/fluechtlinge-griechenland-aufnahme-deutschland-verzoegerung
+++GRIECHENLAND
Griechenland beendet umstrittenen Asylstopp
Ein Monat lang nahm Griechenland keine Asylanträge an. UNHCR sprach von einer Verletzung des Völkerrechts und von EU-Recht
https://www.derstandard.at/story/2000116470367/griechenland-beendet-umstrittenen-asylstopp
Coronavirus in Griechenland Flüchtlingslager unter Quarantäne
Etwa 3000 Menschen leben im Flüchtlingslager Ritsona nördlich von Athen.
Nun stehen sie für zwei Wochen unter Quarantäne. Eine gerade entbundene
Frau war positiv auf Corona getestet worden, anschließend 20 weitere
Lagerbewohner.
https://www.tagesschau.de/ausland/corona-ritsona-101.html
-> https://www.tagesspiegel.de/politik/coronavirus-in-fluechtlingscamp-bei-athen-kann-das-drama-im-lager-moria-noch-verhindert-werden/25708144.html
-> https://kurier.at/politik/ausland/griechenland-schliesst-fluechtlingslager-wegen-corona/400800737#Echobox=1585825933
Covid-19: Von der Leyen muss dringend Evakuierungen aus griechischen Lagern umsetzen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen muss dringend die
Evakuierung von Geflüchteten mit hohem Covid-19-Risiko aus den
überfüllten EU-Hotspots beschleunigen. In der Pflicht sind die
griechische Regierung und die übrigen EU-Mitgliedstaaten. Die Umsiedlung
von 1.600 schutzbedürftigen Personen in andere EU-Staaten, auf die sich
sieben Mitgliedstaaten Anfang März geeinigt hatten, muss rasch
umgesetzt werden, fordert Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte
ohne Grenzen in Deutschland. „Die Zeit läuft ab“, warnt er.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/griechenland-evakuierung-moria
Kriegsschiff voller Flüchtlinge: Von Lesbos nach Malakasa – und jetzt nach Straßburg!
Mit einem Militärschiff wurden Mitte März in Griechenland Schutzsuchende
abtransportiert. Diesen Menschen wird seit einem Monat das Recht auf
Asyl, die Menschenwürde und die Freiheit vorenthalten. PRO ASYL/RSA
klagt mit 20 Betroffenen durch alle Instanzen. Der Fall zweier
Minderjähriger ist nun beim Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg
anhängig.
https://www.proasyl.de/news/kriegsschiff-voller-fluechtlinge-von-lesbos-nach-malakasa-und-jetzt-nach-strassburg/
+++ZYPERN
Von der Türkei in die EU: Immer mehr Flüchtlinge landen auf Zypern
Kein anderes EU-Land nimmt pro Kopf so viele Flüchtlinge auf wie Zypern.
Viele kommen aus Syrien, doch seit einigen Monaten gelangen auch immer
mehr Menschen über die Türkei in den türkischen Norden der Insel. Ihr
Ziel ist jedoch der Süden – die EU. Doch ihre Situation dort ist oftmals
prekär.
https://www.deutschlandfunk.de/von-der-tuerkei-in-die-eu-immer-mehr-fluechtlinge-landen.795.de.html?dram:article_id=473395
+++EUROPA
Europäischer Gerichtshof zur «Umverteilung» von Asylbewerbern – Rendez-vous
Der Europäische Gerichtshof verurteilt Polen, Ungarn und Tschechien,
weil diese drei Staaten sich seit 2015 weigern, Flüchtlinge aus
Griechenland oder Italien aufzunehmen. Das Urteil wird allerdings kaum
eine Wirkung entfalten.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/europaeischer-gerichtshof-zur-umverteilung-von-asylbewerbern?id=b952ed9d-4123-4085-aa9e-c0a34082fa82
-> https://www.derstandard.at/story/2000116448969/polen-ungarn-und-tschechien-verstiessen-in-fluechtlingskrise-gegen-eu-recht?ref=rss
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/polen-ungarn-und-tschechien-verstiessen-gegen-eu-recht?id=3f9f5f12-c0ce-4b63-8259-53eefb90eeaa
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/eugh-urteil-zur-aufnahme-von-asylsuchenden?id=8327086d-df93-47b7-91f8-40e84d85328b
-> https://www.srf.ch/news/international/eugh-zum-fluechtlingsstreit-die-verlierer-feiern-ihre-niederlage
+++TÜRKEI
Flüchtlingsdrama ohne Öffentlichkeit: Die Vergessenen von Pazarkule
Für tausende Flüchtlinge endete dieser Tage der Traum von Europa. Am
leeren Versprechen der Türkei. An der Abschottungspolitik der EU. Und an
einer Öffentlichkeit, die in Sorge um eine mögliche Notlage hierzulande
jene vergaß, die längst in größter Not waren.
https://uebermedien.de/47989/die-vergessenen-von-pazarkule/
+++FLUCHT
Covid in Flüchtlingscamps: Schnelle Ausbreitung ohne Akutversorgung
Experten vom Zentrum für Humanitäre Gesundheit der
Johns-Hopkins-Universität erklären, dass nun in Flüchtlingslagern ganz
neue Maßnahmen durchgeführt werden müssen
https://www.derstandard.at/story/2000116389684/covid-in-fluechtlingscamps-schnelle-ausbreitung-ohne-akutversorgung
Wie der Kampf gegen Corona das Leid vieler Flüchtlinge verschärft
Zum Schutz ihrer Bevölkerungen vor Covid-19 unternehmen Regierungen
beispiellose Anstrengungen – und lassen jene im Stich, die ihre Hilfe am
dringendsten benötigen
https://www.heise.de/tp/features/Wie-der-Kampf-gegen-Corona-das-Leid-vieler-Fluechtlinge-verschaerft-4694326.html
+++FREIRÄUME
Liegestühle, Läusetante und Motz-Kultur
Wohnen ist ein Grundbedürfnis, gestaltet wird es aber vielfältig.
Alternative Projekte – ob im ehe¬maligen Kloster, der Kommune oder dem
Genos¬senschaftsprojekt – zeigen, dass solidarisches Wohnen möglich ist.
Neue Wege-Gespräch mit Susanne Bachmann, Lukas Fries-Schmid und Claudia
Thiesen
https://www.neuewege.ch/liegestuehle-laeusetante-und-motz-kultur
+++GASSE
+++ TEILEN + TEILEN + TEILEN +++
Die Gassenarbeit Bern sammelt haltbare Lebensmittel.
Passend zum Tag der Nachbarschaft lancieren wir diese Sammel-Aktion.
Während den nächsten Tagen bis zum Dienstag, 7. April um 18 Uhr rufen
wir dazu auf, haltbare Lebensmittel bei dezentral gelegenen Standorten
in der Stadt Bern zu deponieren.
❓Was? Teigwaren, Reis, Couscous, Konservenwaren wie Kichererbsen,
Pelati, Mais, etc. Hauptsache es muss nicht gekühlt werden und ist lange
haltbar!
❗️Wir nehmen KEINE frischen Waren. Diese werden umgehend entsorgt, da wir diese nicht lagern können.
❓Wo? Die Standorte in der Stadt Bern sind folgende:
➡️Katholische Kirche St. Mauritius, Waldmannstrasse 60 – im Foyer des Pfarreizentrums
➡️Bümpliz Pfarrhaus St. Antonius, Burgunderstrasse 124 – im Pfarrhaus abgeben oder davor deponieren
➡️Petrus Kirche, Brunnadernstrasse 40 – Container vor der Kirche
➡️Brasserie Lorraine, Quartiergasse 17 – vor dem Eingang
➡️Kirchliches Gemeinschaftszentrum Wittigkofen – Treffpunkt Wittigkofen, Jupiterstrasse 15
➡️Kirchgemeindehause Paulus Kirche Länggasse, Freienstrasse 20 – vor dem Kirchgemeindehaus
➡️Breitschträff, Breitenrainplatz 27 – im Hauseingang
..weitere Standorte werden hier ergänzt – stay tuned!
📦Für Menschen, die ausserhalb der Stadt Bern wohnen: Ihr dürft uns die
Waren auch gerne per Post an die Speichergasse 8 in 3011 Bern schicken.
https://www.facebook.com/GassenarbeitBern/photos/a.120122038321643/1130457593954744/?type=3&theater
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Solidarität in der Krise – Zäune voller Spenden
An mehreren Zäunen in Basel hängen inzwischen Säckchen mit Gaben. Die
Idee dahinter: Wer zu viel hat, soll geben, wer zuwenig hat, nimmt.
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/solidaritaet-in-der-krise-zaeune-voller-spenden
«Der Zaun ist ein Versuch, Solidarität zu leben»: Ein Gespräch mit den Held*innen vom Gabenzaun
An den Gabenzäunen in der Stadt können sich Bedürftige bedienen. Wir
haben mit einem Vertreter des Kollektivs dahinter gesprochen.
https://www.bajour.ch/a/85xcK60jLtz6KRQ4/der-zaun-ist-ein-versuch-solidaritat-zu-leben-ein-gesprach-mit-den-heldinnen-vom-gabenzaun
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Qualität des Journalismus nimmt Schaden: «Reporter ohne Grenzen» bedauern Urteil im Fall «Gundula»
Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» bedauert den Entscheid des
Luzerner Kantonsgerichts im Fall der Journalistin Jana Avanzini. Es
schränke unnötig die Freiheit und somit die Arbeit von Medienschaffenden
ein.
https://www.zentralplus.ch/reporter-ohne-grenzen-bedauern-urteil-im-fall-gundula-1765615/
Jetzt leere Touristenunterkünfte beschlagnahmen – Die Schwächsten schützen!
Jetzt leere Touristenunterkünfte beschlagnahmen – So schützen wir die Schwächsten !
https://barrikade.info/article/3341
+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
derbund.ch 02.04.2020
Sozialhilfe wegen Corona-Krise: Die Krise gefährdet viele Einbürgerungen
Die Pandemie treibt immer mehr Leute in die Sozialhilfe. Für Ausländer
könnte das schwerwiegende Folgen haben. Stadt, Kanton und Bund liegen im
Clinch.
Calum MacKenzie
Die Covid-19-Pandemie lähmt die Schweizer Wirtschaft. Deswegen sind
immer mehr Menschen auf öffentliche Wohlfahrt angewiesen. In der Stadt
Bern wurde im März eine «deutliche Zunahme» der Anmeldungen für
Sozialhilfe festgestellt. Das sagt Felix Wolffers, der Leiter des
städtischen Sozialamts.
Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt den markanten Unterschied: Meldeten
sich im März 2019 insgesamt 189 Personen beim Berner Sozialdienst, so
waren es bis zum 30. März des laufenden Jahres bereits 275. Es handle
sich vielfach um Angestellte im Stundenlohn oder Selbstständigerwerbende
ohne Anspruch auf Entschädigungen des Bundes, sagt Wolffers, dazu
gehörten etwa Taxifahrer oder Physiotherapeutinnen. (Lesen Sie hier mehr
zu den Problemen der Selbständigen.)
Hindernis für Ausländer
Auf dieses Auffangnetz zählen zu können, ist für viele eine
Erleichterung. Doch der Bezug von Sozialhilfe kann für die
Ausländerinnen und Ausländer in Bern unangenehme Konsequenzen haben:
Sind sie in der Schweiz bei Ablauf ihrer Aufenthaltsbewilligung
sozialhilfeabhängig, kann ihr Status zurückgestuft oder die Bewilligung
nicht mehr verlängert werden. Zudem wird es für die Betroffenen damit
bedeutend schwieriger, die bereits hohen Hürden bei der Einbürgerung zu
überspringen: Seit der Umsetzung der sogenannten Hess-Initiative, die
das Stimmvolk 2013 angenommen hat, darf im Kanton Bern nicht
eingebürgert werden, wer in den letzten zehn Jahren Sozialhilfe bezogen
und nicht das gesamte bezogene Geld zurückgezahlt hat.
Die Rückzahlung von Sozialhilfegeldern kann unter Umständen Jahre
dauern. «Wer zuvor die gesetzlichen Einbürgerungskriterien erfüllte,
aber in der Krise sozialhilfeabhängig wird, erfüllt sie anschliessend
nicht mehr», sagt Tom Morgenegg von ISA, der Fachstelle für Migration in
der Region Bern. «Ihr Gesuch würde wohl abgelehnt.» Auch wegen der
verfallenden Aufenthaltsbewilligungen dürften, je länger die Krise
andauere, immer mehr Ausländer in rechtliche Schwierigkeiten geraten:
«Wir erwarten einen Ansturm von Hilfesuchenden», sagt Morgenegg.
Wie viele Personen tatsächlich betroffen sein könnten, ist schwer
abzuschätzen. Ob die sich derzeit häufenden neuen Gesuche um Sozialhilfe
von Ausländerinnen und Ausländern stammen, ist derzeit nicht in
Erfahrung zu bringen. Klar ist aber, dass rund 40 Prozent der
Sozialhilfebezügerinnen und Sozialhilfebezüger im Kanton Bern
ausländische Staatsangehörige sind. Unabhängig von der Zahl der
Betroffenen müsse jedoch Fairness herrschen, sagt Susanne Rebsamen vom
Stadtberner Kompetenzzentrum Integration. «In der Pandemie gibt es
zwischen Ausländern und Schweizern keinen Unterschied.»
Stadt Bern übt Kulanz
Rebsamen und Morgenegg erwarten nun von den Behörden Kulanz. «Für die
Krisenzeit sollte ein Sozialhilfebezug als nicht selbst verschuldet
gewertet werden», sagt Rebsamen. Ansonsten würden Bedürftige davon
abgeschreckt, die nötige Hilfe zu holen. «Und noch länger auf die
Einbürgerung warten zu müssen, ist ein Integrationshemmnis.» Morgenegg
fordert Fristverlängerungen bei ablaufenden Aufenthaltsbewilligungen.
Dies komme auch denjenigen zugute, die wegen der Pandemie andere
Integrationskriterien nicht erfüllen könnten, etwa solchen, die in
dieser Zeit keinen anerkannten Sprachnachweis erwerben könnten.
Betreffend Aufenthaltsstatus scheinen die Forderungen auf offene Ohren
zu stossen. Urs Arn vom kantonalen Amt für Bevölkerungsdienste weist
darauf hin, dass neu Arbeitslose zunächst Leistungen der
Arbeitslosenversicherung beziehen könnten. Erst danach folge ein
allfälliger Sozialhilfebezug. Fristverlängerungen seien im Einzelfall zu
prüfen, ebenso die ausländerrechtlichen Konsequenzen eines
pandemiebedingten Sozialhilfebezugs. Die Fremdenpolizei der Stadt Bern
setzt diese Vorgaben bereits in der Praxis um: Derzeit werden alle
Prüfungen der Aufenthaltsbewilligung auf nach Ende der Krise verschoben.
Hess: «Keinen Millimeter lascher»
Doch in Sachen Einbürgerung bleiben die Bedingungen offenbar auch in der
Corona-Krise streng: «Der Ermessensspielraum dürfte durch die
Kantonsverfassung begrenzt sein», sagt Urs Arn und verweist damit auf
die vom Stimmvolk verschärften Vorschriften. «Da spielt es keine Rolle,
ob die Sozialhilfeabhängigkeit durch die Pandemie bedingt war.»
Dies ist ganz im Sinne des Urhebers der verschärften Vorschriften,
SVP-Grossrat Erich Hess: «Das Gesetz darf keinen Millimeter lascher
werden.» Er bezweifelt, dass der Anstieg der Sozialhilfegesuche
massgeblich auf die Krise zurückzuführen ist.
Stadt und Kanton auf Kollisionskurs
Damit ist der Kanton auf Kollisionskurs mit den Stadtberner Behörden.
Von verschiedenen Seiten der Stadtverwaltung erschallt nämlich die
Forderung nach Flexibilität. «Wo die Stadt Ermessen anwenden kann, tut
sie das», sagt Polizeiinspektor Marc Heeb. «Bei der Einbürgerung habe
ich aber wenig Ermessen. Da braucht es mehr Spielraum für Sonderfälle.»
Sozialamtleiter Felix Wolffers will rasche Lösungen für Probleme, die
für Ausländer bei Sozialhilfebezug entstehen können. Und Susanne
Rebsamen vom Kompetenzzentrum Integration erwartet für die Betroffenen
ähnlich präzedenzlose Massnahmen, wie schon für KMU ergriffen wurden.
Druck auf den Kanton kommt aber auch von oben. «Wir empfehlen den
Kantonen, diese ausserordentlichen Umstände zu berücksichtigen und
darauf zu achten, dass die Betroffenen keine Nachteile daraus erleiden»,
schreibt das Staatssekretariat für Migration auf Anfrage. Dies gelte
auch bei der Beurteilung von Sozialhilfebezug und der Frage, ob dieser
ausschliesslich auf die Corona-Krise zurückzuführen sei. Damit spricht
sich auch der Bund dafür aus, dass die strengen bernischen
Einbürgerungsbestimmungen in der Corona-Krise mit Augenmass umgesetzt
werden.
(https://www.derbund.ch/die-krise-gefaehrdet-viele-einbuergerungen-105774755467)
+++BIG BROTHER
Palantir will dem BAG bei der Bewältigung der Corona-Krise helfen
Das Silicon-Valley-Startup ist für seine Geheimniskrämerei und für
Kooperationen mit den US-Nachrichtendiensten bekannt. Nun will sich die
Firma im Kampf gegen das Coronavirus profilieren – und bietet unter
anderem der Schweiz ihre Dienste an.
https://www.nzz.ch/technologie/palantir-will-mit-bag-zusammenarbeiten-ld.1549817
(BAG-Koch weiss von nichts)
-> https://www.inside-it.ch/de/post/corona-krise-palantir-engagiert-sich-in-europa-20200402
Digitale Überwachung zur Bekämpfung von Covid-19 darf Menschenrechte nicht untergraben
Regierungen in der ganzen Welt setzen auf digitale
Überwachungstechnologie, um die Verbreitung der Coronavirus zu
bekämpfen. Damit dabei Menschenrechte nicht untergraben werden, darf der
Einsatz nur unter strengen Regeln erfolgen. In einer gemeinsamen
Erklärung haben mehr als 100 NGO die Bedingungen festgelegt, die vor dem
Einsatz von Überwachungstechnologie zur Bekämpfung einer Pandemie
erfüllt sein müssen.
https://www.amnesty.ch/de/themen/coronavirus/dok/2020/digitale-ueberwachung-darf-menschenrechte-nicht-untergraben
Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing
https://www.pepp-pt.org/
Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Warn-App «Pepp-PT»
Schweizer Handynutzer sollen in naher Zukunft eine Contact-Tracing-App
installieren, um bei der Bekämpfung des Coronavirus zu helfen. Hier sind
die wichtigsten Fakten.
https://www.watson.ch/!999086894
-> https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/eine-smartphone-app-gegen-die-pandemie?id=3deb6d14-efe8-4e3c-9938-dcb867425a71
Polizei sammelt in mehreren Bundesländern Coronavirus-Listen
In Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern erhielt die Polizei
Listen mit Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind. Auch in
Niedersachsen und Bremen kam es nach Recherchen von netzpolitik.org zu
einer Übermittlung sensibler Gesundheitsdaten. Datenschützer:innen
halten dies zum Teil für illegal.
https://netzpolitik.org/2020/daten-von-infizierten-polizei-sammelt-in-mehreren-bundeslaendern-coronavirus-listen/
+++POLIZEI AG
Aargauer Polizei darf alle Überwachungskameras in Echtzeit anzapfen – und selber neue aufstellen
Um die Vorgaben des Bundes in der Corona-Krise zu überwachen, erhält die
Polizei im Aargau weitreichende Vollmachten. Sie darf auf bestehende
Videokameras zugreifen und selber neue aufstellen – muss allerdings
darauf hinweisen. Die Regierung argumentiert, die Polizeikräfte im
Aargau reichten nicht aus, um die Corona-Vorgaben zu kontrollieren.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/aargauer-polizei-darf-alle-ueberwachungskameras-in-echtzeit-anzapfen-und-selber-neue-aufstellen-137585123
-> https://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/wegen-coronavirus-aargauer-polizei-darf-live-ueberwachung-per-kamera-nutzen
-> https://www.telem1.ch/aktuell/aargauer-polizei-kontrolliert-versammlungsverbot-mit-ueberwachungskameras-137588656
-> Sonderverordnung: https://www.ag.ch/media/kanton_aargau/themen_1/coronavirus_1/merkblaetter/200402_Sonderverordnung_1.pdf
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/mittelland/big-brother-auf-spazierwegen-parkanlagen-und-oeffentlichen-plaetzen-aargaur-polizei-jagt-corona-suender-jetzt-mit-ueberwachungskameras-id15826078.html
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/das-geht-zu-weit-ueberwachungs-vollmacht-fuer-aargauer-polizei-stoesst-auf-kritik-aber-nicht-ueberall-137587126
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/das-sagt-die-aargauer-datenschuetzerin-zur-ueberwachungs-vollmacht-fuer-die-polizei-137587522
+++POLIZEI ZH
Wenn Polizisten im Quarantäne-Einsatz Selfies schiessen
Während sich der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr als
Krisenmanager präsentiert, spitzt sich die Situation in den
Asylunterkünften zu.
https://www.republik.ch/2020/04/02/wenn-polizisten-im-quarantaene-einsatz-selfies-schiessen
+++POLIZEI DE
„Death in Custody“: Staatlicher Rassismus tötet
Regelmäßig sterben Menschen in Gewahrsam oder durch Polizeischüsse.
Offizielle Statistiken werden dazu nicht veröffentlicht. Eine genaue
Durchsicht der Fälle legt aber nahe, dass Menschen of Color in besonder
Weise dem Risiko ausgesetzt sind, in staatlicher „Obhut“ ihr Leben zu
verlieren oder durch die Polizei getötet zu werden.
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%E2%80%9Edeath-custody%E2%80%9C-staatlicher-rassismus-t%C3%B6tet
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Verschwörungstheorien: Böse Mächte und trojanische Pferde
Inmitten der Corona-Krise blühen Verschwörungstheorien – vermeintliche
Expertenaussagen sollen beweisen, dass etwas anderes hinter der Pandemie
steckt. Das ARD-Magazin Monitor hat einige Thesen hinterfragt.
https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/corona-verschwoerungstheorien-101.html
„Alternative Fakten“ zu Corona: Das Netzwerk der Verharmloser und Verschwörer
In der Corona-Krise haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur.
Verbreitet werden solche Falschmeldungen häufig über Medien und Kanäle,
die sich „alternativ“ nennen. Dabei geht es oft nicht um Sachfragen,
sondern um die Ablehnung von etablierter Wissenschaft und demokratischen
Institutionen.
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-alternative-fakten-zu-corona-das-netzwerk-der-verharmloser-und-verschwoerer-100.html
Desinformation über Corona: Politikerlügen bringen Plattformen unter Druck
Facebook, Twitter und Youtube löschen falsche Behauptungen des
brasilianischen Präsidenten über Covid-19. Doch das bedeutet nicht, dass
die Plattformen auch gegen Lügen von Donald Trump eingreifen.
https://netzpolitik.org/2020/politikerluegen-bringen-plattformen-unter-druck/
Xavier Naidoo macht weitere wahnwitzige Aussagen!
Was ist nur los mit Xavier Naidoo? Der Sänger sorgt erneut für Aufsehen mit seinen Aussagen in einem Video.
https://www.nau.ch/people/welt/xavier-naidoo-macht-weitere-wahnwitzige-aussagen-65687733
-> https://twitter.com/holnburger/status/1245748269780738060
Verschwörungen und Nazi-Thesen: Xavier Naidoo – der Wolf im Schafspelz
Eine kurze Pause nach Xavier Naidoos RTL-Rauswurf wird von neuen
Verschwörungstheorien unterbrochen. Seit 22 Jahren verbreitet er immer
wieder rechte Aussagen – und wird zunehmend lauter.
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_87628350/xavier-naidoo-der-verschwoerungstheoretiker-mit-nazi-thesen-eine-chronik.html