Medienspiegel 8. November 2019

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Umsetzung des neustrukturierten Asyl- und Flüchtlingsbereichs: Die Zentrum Bäregg GmbH übernimmt die Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen
Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) hat den Partner für die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen im Kanton Bern bestimmt. In einer öffentlichen Ausschreibung hat sich die Zentrum Bäregg GmbH gegen zwei Mitbewerbende durchgesetzt und den Zuschlag erhalten.
https://www.be.ch/portal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.mm.html/portal/de/meldungen/mm/2019/11/20191108_1211_die_zentrum_baeregggmbhuebernimmtdiebetreuungvonunbegleitetenmin


+++BASEL
Wieder eine Demo in Aussicht: Basler Sans-Papiers warten seit Monaten auf eine Antwort
In Basel leben gemäss Schätzungen rund 4000 Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung. Die Kriterien, um durch ein Härtefallgesuch eine Bewilligung zu bekommen, sind streng. Auch aktuell sind beim Basler Migrationsamt Gesuche hängig. Nun kündigen die Sans-Papiers eine Demo an.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/wieder-eine-demo-in-aussicht-basler-sans-papiers-warten-seit-monaten-auf-eine-antwort-135937742


+++THURGAU
Thurgauer Gemeinden wollen für Asylkosten doppelt kassieren
Obwohl sie vom Bund dafür entschädigt werden, behalten es sich Gemeinden vor, Sozialhilfekosten auch von Asylbewerbern zurückzufordern. Diese müssen eine Schuldanerkennung unterzeichnen. Eine Überprüfung der Kosten ist schwierig.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld/thurgauer-gemeinden-wollen-fuer-asylkosten-doppelt-kassieren-ld.1166660


+++SCHWEIZ
Soll Migrantinnen und Migranten straffrei geholfen werden dürfen?
Die Staatspolitische Kommission des Nationalrates ist der Ansicht, dass die Förderung der rechtswidrigen Ein- und Ausreise in die Schweiz sowie des rechtwidrigen Aufenthalts in der Schweiz weiterhin bestraft werden soll und auch keine Ausnahmen vorgesehen werden sollen, wenn aus humanitären Gründen gehandelt wurde.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-spk-n-2019-11-08.aspx


Kein nationales Verbot der Administrativhaft für Minderjährige
Wie der Ständerat spricht sich die SPK des Nationalrates mit 14 zu 8 Stimmen gegen eine Standesinitiative des Kantons Genf aus, wonach die Administrativhaft für Minderjährige generell zu verbieten ist (18.321s Kt.Iv. GE. Stopp der Administrativhaft für Kinder!). Das Bundesrecht untersagt schon heute die Administrativhaft für Kinder unter 15 Jahren. Ob im Falle einer Wegweisung von 15-18-jährigen Migrantinnen und Migranten auch die Administrativhaft vorgesehen werden soll, entscheiden die Kantone. Die Kommission geht davon aus, dass die Kantone das Instrument zurückhaltend anwenden und jeweils alternative Möglichkeiten prüfen. Es braucht hier keinen Eingriff des Bundesgesetzgebers.
Eine Minderheit erachtet das Instrument der Administrativhaft für Minderjährige als unverhältnismässig, weil es traumatische Auswirkungen haben könne. Gewisse Kantone würden erfolgreich alternative Möglichkeiten nutzen.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-spk-n-2019-11-08.aspx


+++FRANKREICH
«Kennen Sie einen Innenminister in Europa, der nicht effizientere Ausschaffungen verspricht?»
Am Donnerstag sind am Stadtrand von Paris mehrere Flüchtlingslager geräumt worden. Der Geschäftsführer der Hilfsorganisation France Terre d’Asile, Pierre Henry, lobt das Vorgehen der Behörden. Das Gesetzespaket der französischen Regierung zur Migration kritisiert er allerdings als zu wenig konsistent.
https://www.nzz.ch/international/raeumung-pariser-fluechtlingscamp-interview-mit-hilfsorganisation-ld.1520599


+++BALKANROUTE
Bosnien: Umstrittenes Aufnahmezentrum wird bis Mitte November geschlossen
Das Lager in Bihac wird wegen der dortigen hygienischen und medizinischen Zustände heftig kritisiert – Busblockade gegen Flüchtlinge in Griechenland
https://www.derstandard.at/story/2000110842914/bosnien-umstrittenes-aufnahmezentrum-wird-bis-mitte-november-geschlossen?ref=rss


+++GRIECHENLAND
Wann nimmt das Leid der Geflüchteten auf den griechischen Inseln ein Ende?
Bewusst von der EU im Stich gelassen: Auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios sitzen bereits über 35.000 Schutzsuchende fest (Stand 3. November) – in völlig überfüllten Lagern, die ursprünglich nur für ein Viertel der Menschen ausgelegt sind. 60 Prozent von ihnen sind Kinder und Frauen.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.at/article/griechenland-update


+++MITTELMEER
Staatsanwaltschaft ermittelt nach Bedrohungen gegen “Alan Kurdi”
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ist nach Bedrohungen gegen das Rettungsschiff “Alan Kurdi” aktiv geworden. Die Bundespolizei soll in dem Fall ermitteln. Ein libysches Schiff hatte während einer Sea-Eye-Rettungsaktion Schüsse abgegeben.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/staatsanwaltschaft-ermittelt-nach-bedrohungen-gegen-alan-kurdi,RhETb1U
-> https://www.spiegel.de/politik/deutschland/alan-kurdi-bundespolizei-nimmt-vorermittlungen-gegen-libysche-miliz-auf-a-1295574.html


+++EUROPA
Frontex: EU-Grenzschutzbehörde wird auf 10.000 Beamte aufgestockt
Der Ausbau von Frontex ist endgültig bewilligt. Bis zum Jahr 2027 soll die Behörde Tausende neue Mitarbeiter bekommen und bei Abschiebungen eine größere Rolle spielen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-11/frontex-eu-grenzschutzbehoerde-ausbau-abschiebungen


+++FREIRÄUME
Die Brache lebt und erscheint als Buch
Die Zwischennutzung auf der Warmbächlibrache darf noch ein Jahr länger bestehen als geplant. Der Verein, der die Brache nun vier Jahre lang belebt hat, gibt zum vorläufigen Abschluss schon jetzt ein Buch heraus, das die Erlebnisse und Erfahrungen auf der bunten Steinwüste festhalten soll.
https://www.journal-b.ch/de/082013/alltag/3426/Die-Brache-lebt-und-erscheint-als-Buch.htm



Landbote 08.11.2019

Die misslungene Besetzung eines «Liebhaberobjekts» am Waldrand

Am Montag drangen Hausbesetzer in die Erb-Villa am Wolfensberg ein. Die Polizei war vor Ort und auf eine Räumung vorbereitet, doch die Sache liess sich im Gespräch regeln.

Mirko Plüss

Schon mancher Spaziergänger verweilte auf dem Wolfensberg bei der Villa mit grossem Tor und viel Moos an den Mauern. An vielen Stellen ist Zerfall sichtbar, man würde gerne ins Innere, hinter den überwucherten Garten sehen können. Das dachten sich am vergangenen Montag auch mehrere junge Hausbesetzer, die illegal in die leer stehende Liegenschaft eindrangen.

Wie es in einem anonym verfassten Bericht im Internet heisst, hätten sich die Hausbesetzer dazu entschlossen, «der Villa wieder etwas Leben einzuhauchen». Man sei kurzerhand eingezogen, um in der «Bonzenvilla» gemeinsam mit «möglichen Geistern und Gespenstern rumzuspuken».

Polizei alarmiert

Doch die Besetzung war nur von kurzer Dauer. Im Bericht, der von einer «Global Liberation Front – Zelle Wülflingen» signiert ist, wird von einem «Räumungskommando» der Polizei gesprochen. Und abschliessend heisst es: «Wir konnten uns unerkannt entfernen.»

Stadtpolizei-Sprecher Adrian Feubli bestätigt einen Einsatz der Stadtpolizei. Dieser habe am frühen Montagabend stattgefunden. Laut Feubli versuchte «knapp eine handvoll Personen» die Villa Wolfensberg zu besetzen, die Polizei sei vom Eigentümer informiert worden und habe dann vor Ort das Gespräch mit den Personen gesucht. Am Ende seien diese freiwillig abgezogen. «Wir mussten keine Verhaftungen durchführen.» Die Polizei sei mit einem entsprechenden Aufgebot ausgerückt da man sich «auf eine eventuelle Räumung» vorbereiten musste. Details nennt Feubli keine.

Die Stadtpolizei wurde schon länger nicht mehr mit einer missglückten oder auch erfolgreichen Hausbesetzung konfrontiert. «Die Lage ist ruhig, wir wissen nur von den schon seit längerem besetzten Liegenschaften», sagt Feubli.

Bald News zur Villa

Die Villa steht seit bald zwei Jahren mit einem Preis von knapp drei Millionen Franken zum Verkauf. 13 Zimmer, ein Swimming Pool und natürlich die Weitsicht – so lauten unter anderem die Verkaufsargumente des «Liebhaberobjekts». Das herrschaftliche Haus gehörte den Zwillingssöhnen von Rolf Erb. Der verstorbene Unternehmer war die Hauptperson im grössten Winterthurer Betrugsfall, zahlreiche Objekte flossen nach seiner Verurteilung in die Konkursmasse der Erb-Gruppe.

Die Villa am Wolfensberg wird derzeit vom Thurgauer Konkursamt verwaltet, dieses sucht auch einen Käufer. Offenbar wurde nun ein Durchbruch erzielt. Wie das Amt auf Anfrage bekannt gibt, will es in der zweiten Novemberhälfte über interessante Neuigkeiten rund um das Anwesen informieren.
(https://www.landbote.ch/winterthur/standard/die-misslungene-hausbesetzungeines-liebhaberobjekts-am-waldrand/story/25485135)
-> https://barrikade.info/article/2837


+++GASSE
bernerzeitung.ch 08.11.2019

Kampf gegen Sprayer soll ausgeweitet werden

Bern – Der Verein Casablanca hat 2018 rund vierzig Prozent mehr Sprayereien entfernen lassen als im Vorjahr. FDP-Stadträte fordern nun eine Ausweitung des Wirkungsgebiets von Casablanca auf weitere Stadtteile.

Benjamin Bitoun

Haben Schmierereien in Bern effektiv oder nur gefühlt zugenommen? Stadträte der FDP und der CVP wollten es genau wissen. In einem Vorstoss forderten sie Ende März den Gemeinderat zu einer Stellungnahme auf.

Die gelieferten Zahlen haben es in sich: Insgesamt 998 Sprayereien hat der von der Stadt mitgegründete Verein Casablanca 2018 entfernen lassen, das sind 282 mehr als im Vorjahr. Kostenpunkt: rund 743’000 Franken.

Insgesamt richteten Sprayer in den vergangenen Jahren auf Berner Boden Millionenschäden an. So wurden allein in den letzten fünf Jahren der Berner Kantonspolizei Schäden in der Höhe von knapp 11,6 Millionen Franken gemeldet.

Dazu kommt, dass gemäss Gemeinderat nur bei 75 Prozent aller angezeigten Fälle der Betrag des Sachschadens angegeben wurde. Berücksichtigt man die Dunkelziffer, dürfte der tatsächliche Schaden demnach noch grösser sein.

«Wir begrüssen die Einsicht, dass nicht rasch entfernte Sprayereien wie ein Magnet wirken für weitere Schmierereien und Sachbeschädigungen», kommentierte Oliver Berger (FDP) gestern im Stadtrat die Antwort des Gemeinderats.

Die Casablanca-Fälle geben zudem nur einen Teil des Sprayer-Problems in der Stadt wieder. Denn zum einen sind längst nicht alle privaten Hauseigentümer Mitglieder des Vereins (siehe Box). Zum anderen fallen versprayte Infrastrukturbauten wie Brücken und Unterführungen nicht in den Aufgabenbereich von Casablanca.

Täter werden selten erwischt

In den vergangenen fünf Jahren gingen bei der Kapo knapp 12’000 Anzeigen wegen Sprayereien auf Stadtboden ein. Bloss: Erwischt werden die Täter kaum. In gerade einmal acht Prozent der Fälle konnte die Trägerschaft entweder in flagranti erwischt oder ermittelt werden, wie der Gemeinderat in seiner Antwort auf den Vorstoss im Stadtrat schreibt.

Der Anstieg der von Casablanca erfassten Sprayereien ist noch einem weiteren Grund geschuldet: dem Erfolg des Vereins. Weil immer mehr private Eigentümer mitmachen, meldet Casablanca zwar mehr Sprayereien. Aber dadurch verbessert sich auch das Stadtbild der Innenstadt, weil die Fassaden innerhalb von 48 Stunden geputzt werden.

Dies hat einerseits zur Folge, dass die Innenstadt für Sprayer an Attraktivität verliert. Andererseits aber sprayen diese dann vermehrt in Stadtteilen, wo Casablanca nicht aktiv ist und Mauern nicht so rasch gereinigt werden.

Ausweitung gefordert

Grund genug für die FDP-Stadträte Oliver Berger und Chris­tophe Weder, mit einem weiteren Vorstoss nachzulegen: In einer Motion fordern sie den Gemeinderat dazu auf, «die finanzielle und personelle Unterstützung zugunsten des Vereins aufzustocken».

Weiter solle die Stadtregierung «die rasche Ausweitung des Gebietes von Casablanca auf weitere Stadtgebiete unterstützen; in einer ersten Phase auf den gesamten Mattenhof und die Länggasse».

«Wir danken dem Gemeinderat, dass er das Problem erkannt hat», sagt Berger. Er fordere aber einen noch konsequenteren Einsatz für ein schönes Stadtbild. Gegen Graffiti als Kunstform habe er nichts. «Bei diesen Schmierereien handelt es sich aber um Sachbeschädigung. Das ist kein Kavaliersdelikt.»



So funktioniert Casablanca

Casablanca wurde auf Initiative der Stadt Bern, des Hauseigentümerverbands, der Gebäudeversicherung und der Innenstadtorganisation Berncity ins Leben gerufen. Ziel des Vereins ist ein möglichst sauberes Stadtbild.

Dafür möchte Casablanca möglichst viele private und institutionelle Hauseigentümer zum Mitmachen bewegen. Bei Eintritt schliessen diese eine Zusatzversicherung ab und beauftragen Casablanca, Verunreinigungen umgehend entfernen zu lassen und Strafanzeige einzureichen.

Bis zu einem Betrag von 10’000 Franken sind die verursachten Schäden versichert. Was darüber hinaus geht, wird von Casablanca übernommen. (bit)
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/kampf-gegen-sprayer-soll-ausgeweitet-werden/story/19196767)



Motion Fraktion FDP/JF (Oliver Berger/Christophe Weder, FDP): Für ein schönes Erscheinungsbild der Stadt Bern – Ausweitung Perimeter Casablanca
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=cc1e871d7b5b43b48ac3898a4df2507b


Gemeinderatsantwort auf Interpellation Oliver Berger (FDP), Bernhard Eicher (FDP), Christophe Weder (FDP), Michael Daphinoff (CVP): Sachbeschädigungen: Wie gross ist die Problematik betreffend illegaler Sprayereien
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=e06405b565fa419e8cb501636d2097b4



Basler Zeitung 08.11.2019

Streit um den Gewalt-Hotspot Dreirosen

In der Dreirosenanlage begehen Kriminelle mehrmals pro Monat Straftaten. Die Politik ist sich einig, dass dagegen etwas unternommenwerden muss.

Martin Regenass

Attacken mit Messern, eine ­Massenschlägerei – vermutlich wegen Drogen –, Angriffe auf Polizisten oder Territorialkämpfe ­rivalisierender Banden. Die Dreirosenanlage geriet in den letzten Monaten und Jahren immer ­wieder in die Schlagzeilen (siehe Liste unten). Trauriger Höhepunkt war eine vorsätzliche Tötung im Dezember 2017. Ein Brasilianer erstach einen 60-jährigen Obdachlosen.

Die Jugendarbeit Basel forderte vor kurzem die Regierung auf, etwas gegen diese Missstände zu unternehmen. In einem offenen Brief schrieb die Organisation, dass in der Dreirosenanlage kein «rechtsfreier Raum geduldet werden darf». Sie berichtet von Mitarbeitern, die angegriffen und bedroht werden, von Mädchen und jungen Frauen, die belästigt werden, und Erwachsenen, die Angst vor dem Weg durch die Anlage haben.

Die Regierung hat nun eine Anfrage von Felix Wehrli beantwortet. Der SVP-Grossrat wollte unter anderem wissen, welche Straftaten von welchen Leuten in den letzten fünf Jahren begangen worden sind (siehe Box). Oder was die Regierung unternehme, um die Situation in der Dreirosenanlage zu verbessern.

Der Polizei fehlen Ressourcen

Die Regierung zeigt sich in der Beantwortung «besorgt». Sie prüfe «zusätzliche Massnahmen, um die Situation nachhaltig zu verbessern». Ob das eher repressive Massnahmen, vermittlerische Tätigkeiten oder mehr ­Sozialarbeiter sind, welche die Regierung prüft, bleibt in der Beantwortung offen.

Klar ist, dass die Regierung keinen Zusammenhang zwischen den zunehmenden Straftaten und einer fehlgeleiteten Integration von Ausländern sieht. «Es wäre nicht statthaft, von ­negativen Einzelfällen auf das Verhalten von ganzen Bevölkerungsgruppen zu schliessen.»

Die Regierung verwirft die Idee von Wehrli, den mobilen Polizeiposten für längere Zeit auf der Dreirosenanlage zu parkieren und mehr Polizisten einzusetzen. Dieses «Infomobil» war im Juni 2019 während acht Tagen auf der Anlage positioniert. Das habe «tatsächlich eine deutlich wahrnehmbare temporäre Beruhigung» zur Folge gehabt. Trotz der erfolgreichen Wirkung könne die Polizei aus «Ressourcengründen» nicht ständig Personal in der Dreirosenanlage positionieren. Andere Einsatz­bereiche müssten dann vernachlässigt werden.

Felix Wehrli ist mit der Antwort nicht einverstanden. «Bei der Prävention will die Regierung ein besonderes Augenmerk auf die Gewaltkriminalität richten. Daher müsste die Polizei in der Anlage präsenter sein und nicht nur, wenn ein Delikt passiert ist», sagt Wehrli. Die Quartierbevölkerung müsse diesen Platz wieder mit einem guten Gefühl ­betreten können.

Dazu müssten die verschiedenen Szenen, die sich in der Dreirosenanlage einfänden und sich auch bekämpften, an anderen Orten einen Platz finden. «Zwar versuchen die Polizei, die Jugendarbeit und das Stadtteilsekretariat schon länger, an einem runden Tisch die Probleme zu lösen. Das funktioniert offenbar aber nicht.»

An dem runden Tisch sitzt auch Therese Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel. Sie sieht im Gegensatz zu Wehrli mehr Polizei nicht als das richtige Mittel, um die Probleme zu ­lösen. «Es ist ja nicht so, dass die Polizei nichts unternimmt. Wichtiger aber wären Sozialarbeiter oder ein Rangerdienst, der ­zwischen den verschiedenen Nutzergruppen vermittelt und die Szene so beruhigt.» Das habe vor Jahren auf der Claramatte auch funktioniert.

Auch SP-Grossrätin Sarah Wyss fordert nicht mehr Polizei, sondern mehr personelle Ressourcen bei der Quartier- und Jugendarbeit. «Vor allem aber muss klar sein, welches Departement für die Dreirosenanlage verantwortlich ist. Die Verantwortung darf nicht länger hin und her geschoben werden.» Wyss werde einen Vorstoss lancieren.



Die Zahl der Verbrechen auf Dreirosenanlage nimmt zu

In der Beantwortung der Interpellation von SVP-Grossrat Felix Wehrli hat das Justiz- und Sicherheitsdepartement folgende Delikte zwischen 2015 bis heute festgestellt:

– 2015: 17 Straftaten. Darunter Brandstiftung, Diebstähle, einfache Körperverletzung oder eine sexuelle Handlung mit einem Kind.
– 2016: 20 Straftaten. Darunter Drohungen, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Raub oder Tätlichkeiten.
– 2017: 18 Straftaten. Darunter eine vorsätzliche Tötung, Hehlerei, Hinderungen einer Amtshandlung oder Beschimpfungen.
– 2018: 21 Straftaten. Darunter Tätlichkeiten, Diebstähle, einfache Körperverletzungen oder ein Angriff.
– 2019: 29 Straftaten bis zum 9.Oktober. Darunter eine schwere Körperverletzung, einfache Körperverletzungen, Erpressung sowie mehr als doppelt so viele Diebstähle wie in den Jahren zuvor.

64 der oben aufgeführten Delikte begingen 36 Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz. Darunter sind zumeist Personen aus afrikanischen Ländern. 14 Delikte begingen Schweizer. Beim Rest ist die Täterschaft unbekannt. (mar)
(https://www.bazonline.ch/contentstationimport/streit-um-den-gewalthotspot-dreirosen/story/21483647)



Vorstoss Wehrli: http://www.grosserrat.bs.ch/de/geschaefte-dokumente/datenbank?such_kategorie=1&content_detail=200109920


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Linksextremer auf freiem Fuss nach Kettenangriff
Im Zürcher Niederdorf haben Linksautonome eine Polterabendgruppe angegriffen. Ein Tatverdächtiger ist nun aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Linksextremer-auf-freiem-Fuss-nach-Kettenangriff-19873420
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/attacke-im-zuercher-niederdorf-linksextremer-griff-polterabend-an-aus-u-haft-entlassen-id15606065.html


Online-Pranger wg. Basel Nazifrei-Demo 2018
An alle Antifaschist*innen: Nächste Welle an Repression im Nachgang der Demo vom 24.11.18
https://barrikade.info/article/2855


+++SPORTREPRESSION
bernerzeitung.ch 08.11.2019

Stadträtin fordert mehr Dialog im Umgang mit Fussballfans

Thun – Mehr Dialog mit Fussballfans – weniger Kosten für Polizei und Verwaltung: Das regt ein Postulat an, das nächste Woche im Thuner Stadtrat behandelt wird.

Gabriel Berger

In der laufenden Saison ist es rund um Heimspiele des FC Thun bisher vergleichsweise ruhig geblieben. Ganz anders in der letzten Spielzeit: Im Dezember randalierten GC-Fans und Mitglieder der Thuner Gruppe 36er am Bahnhof. Es gab massive Sachbeschädigungen und mehrere Verletzte. Zwei Monate später hielten sich YB-Anhänger nicht an eine neu definierte Route des Fanwalks zum Stadion, worauf dieser abgebrochen wurde. Und kurze Zeit danach boykottierten wiederum GC-Fans den auferlegten Kauf von Kombitickets. Als Folge davon mussten FCT-Saisonkartenbesitzer bei besagtem Match ihre angestammten Plätze aufgeben.

Anlässlich zweier Interpellationen, die im Dezember und im März im Stadtrat behandelt wurden, äusserte der Gemeinderat hinsichtlich der Auswüchse rund um die Spiele des FC Thun eine gewisse Ratlosigkeit. Alle bisher verfügten Massnahmen hätten wenig oder gar keine Wirkung erzielt, da sie von den Fans hätten umgangen werden können.

«Abkehr von Kollektivstrafen»

Nächsten Donnerstag beugt sich der Stadtrat nun über einen neuerlichen Vorstoss zum Thema. Alice Kropf (SP) und der mittlerweile zurückgetretene Till Weber (Grüne) regen mittels Postulat an, im Umgang mit Fussballfans künftig den dialogorientierten Ansatz zu verfolgen – «mit dem Ziel, die Polizei- und Verwaltungskosten mittel- und längerfristig zu senken», wie es in den Stadtratsunterlagen heisst.

Kropf und Weber weisen auf diverse Wege hin, wie der Ansatz umgesetzt werden könnte: So verfüge die Kantonspolizei Bern bereits heute über spezielle Dialogteams. Die unbewaffneten Teams sollen sich intensiv mit Fans und Fankultur auseinandersetzen und auch ausserhalb von Spieltagen den Kontakt suchen, eine Beziehung zu den Fangruppen aufbauen, um dadurch präventiv auf sie einzuwirken. An Spieltagen sollen die Dialogteams an vorderster Front agieren, während sich der polizeiliche Ordnungsdienst im Hintergrund hält.

Nebst Fans und Polizei würden auch Vertreter der Stadt, der Fanarbeit, des FC Thun sowie der Liga ins Konzept integriert. Kropf und Weber versprechen sich vom Ansatz eine «Abkehr von Kollektivstrafen», die die Gewalt lediglich anheizen würden. Massnahmen gegen Einzeltäter im Rahmen des Hooligan-Konkordats könnten dagegen bestehen bleiben. «Dank der dialogorientierten Strategie ist mit einer Verringerung von Straftaten zu rechnen», zeigen sich die Postulanten überzeugt.

Angelegt werden soll das Ganze als mehrjähriger Pilotversuch, wissenschaftlich begleitet durch die Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen am Institut für Sportwissenschaften der Universität Bern. An einem Symposium der Uni im Mai äusserte sich unter anderen Hauptkommissar Owen West von der Polizei im englischen West Yorkshire, wo neue Polizeistrategien bereits angewandt werden. West forderte die konsequente Umsetzung des Dialogkonzepts, da es effizienter wirke als repressive Massnahmen. Es sei der «einzige erprobte und wissenschaftlich belegte Lösungsansatz».

Fans nicht zu Dialog bereit?

Auch der Gemeinderat weist in seiner Postulatsantwort auf die Dialogteams der Kantonspolizei hin – und darauf, dass Stadt und Polizei «seit Jahren» auf den Dialog mit den Fussballfans setzten. Weiter hält die Regierung fest, dass sich die Stadt seit 2015 aktiv in der Arbeitsgruppe Prävention des FC Thun einbringe. In dieser Gruppe, die von der Fanarbeit Schweiz geleitet wird, haben zudem Vertreter von Fangruppen, des FC Thun und der Thuner Polizei Einsitz. Die Kosten der Arbeitsgruppe teilen sich der FC und die Stadt hälftig.

Laut Gemeinderat haben die Fanvertreter in den letzten vier Jahren nur an zwei von dreizehn Sitzungen teilgenommen. Dies zeige, dass die Dialogbereitschaft der Fans «an einem sehr kleinen Ort» sei. Zudem würden die Fans den Austausch anders interpretieren. «Dialog bedeutet aus ihrem Blickwinkel in erster Linie die uneingeschränkte Durchsetzung ihrer Interessen», so die Regierung. Sie beantragt daher, das Postulat anzunehmen, gleichzeitig aber auch als erledigt abzuschreiben.

Eine vertieftere Zusammenarbeit zwischen Kantonspolizei und der Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen der Uni Bern wird derzeit übrigens abgeklärt. Ob und in welcher Form das von den Postulanten angeregte Projekt lanciert wird, steht noch nicht fest. Der Gemeinderat will die Diskussion weiterverfolgen und gegebenenfalls unterstützen. Er schreibt aber auch unmissverständlich: «Eine finanzielle Beteiligung der Stadt Thun kommt für den Gemeinderat im Moment nicht infrage.»
(https://www.bernerzeitung.ch/region/thun/postulanten-fordern-mehr-dialogim-umgang-mit-fussballfans/story/19620489)



Mehr Dialog gefordert
Die SP-Stadträtin Alice Kropf schlägt der Stadt einen Strategiewechsel im Umgang mit Ausschreitungen von Fussballfans vor. Der Gemeinderat verweist seinerseits aber auf die bereits getroffenen Massnahmen und stellt die Dialogbereitschaft der Fans infrage.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/177628/
-> Vorstoss Kropf: www.thun.ch/fileadmin/behoerden/stadtrat/media/pdf/vorstoesse/P15-2019.pdf


+++ANTITERRORSTAAT
Entscheid der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats: Menschen- und Kinderrechte bei der Terrorbekämpfung schützen
Die NGO-Plattform Menschenrechte Schweiz kritisiert den Entscheid der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats bezüglich der Gesetzesvorlage zur Terrorbekämpfung vehement. Die Kommission verschärft laut Medienmitteilung die höchst problematischen Gesetzesentwürfe des Bundesrats sogar noch. Die Vorlagen enthalten verschiedene Vorschläge, die im Widerspruch stehen zu den in der Schweiz verankerten Grund- und Menschenrechten.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2019/menschen-und-kinderrechte-bei-der-terrorbekaempfung-schuetzen


Terrorismusbekämpfung soll deutlich verstärkt werden
Die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerates (SiK-S) beantragt einstimmig, die Vorlagen des Bundesrates zur Terrorismusbekämpfung anzunehmen (18.071 und 19.032). Damit sollen künftig sowohl der strafrechtliche als auch der polizeilich-präventive Massnahmenkatalog ausgebaut werden.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-sik-s-2019-11-08.aspxå


+++KNAST
Wie «klein» ist Brians Verwahrung wirklich?
Die im «Fall Carlos» verhängte Massnahme, die kleine Verwahrung, ist in der Kritik. Sie habe ursprünglich der Therapie dienen sollen – nun würden Leute unter dem Titel weggesperrt.
https://www.nzz.ch/zuerich/carlos-wie-klein-ist-brians-verwahrung-wirklich-ld.1520658


FALL CARLOS/BRIAN:
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/fall-carlos-was-der-oberjugendanwalt-wirklich-wusste-aber-bis-heute-unter-dem-deckel-haelt-135941935
-> https://www.pszeitung.ch/ein-teil-von-uns/#top
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/neues-verfahren-gegen-carlos-00123130/
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/beschimpfungen-und-kampfbereitschaft-fuehrten-zu-gerangel-nach-dem-urteil-rastet-brian-beim-hofgang-aus-id15607207.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Brian-rastet-nach-Urteil-aus-14031734
-> https://www.tagesanzeiger.ch/contentstationimport/im-gefaengnis-erwartet-brian-ein-intensives-therapieprogramm/story/22533408


+++POLIZEI ZH
Buch des Polit-Polizisten Widmer
Der Zürcher Polit-Polizist Widmer hat ein Buch über den Hass auf die Bullen geschrieben. Herausgekommen ist eine zusammenhangslose Aneinanderreihung von Erlebnisberichten, Notizen und unbedarften Analyseversuchen. Nicht mal aus Jux lohnt es sich, für dieses Geschreibsel Geld auszugeben. Wer trotzdem reinlesen möchte: https://bit.ly/2JZhnit (Link gültig bis 06.12.19)
https://barrikade.info/article/2852



+++RECHTSEXTREMISMUS
Das Hass-Forum 8chan kehrt zurück
Die anonyme Web-Diskussionsplattform 8chan ist durch die Verbindung zu rechtem Terror bekannt geworden. Nach einer Pause ist das Forum jetzt unter neuem Namen wieder online.
https://www.nzz.ch/digital/hass-forum-8chan-kehrt-zurueck-ld.1520582


8chan-Nachfolger: Das Imageboard hat die falschen Freunde
Unter dem neuen Namen 8kun ist das berüchtigte Imageboard 8chan am Samstag nach fast dreimonatiger Pause wieder ans Netz gegangen. Doch die Website hat einen holprigen Start hingelegt. Weil sich die Betreiber mit einem mutmaßlichen Kriminellen aus Russland eingelassen haben, drohen erneut Probleme.
https://netzpolitik.org/2019/8chan-8kun-das-imageboard-hat-die-falschen-freunde/


+++HISTORY
«Loosli-Haus»: Die Idee wird aufgegriffen
Die Unabhängige Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen empfiehlt, in Bern ein Haus der anderen Schweiz zu realisieren. PolitikerInnen der SP haben den Vorschlag aufgegriffen und gehen lokal, kantonal und national vor.
http://www.journal-b.ch/de/082013/politik/3433/%C2%ABLoosli-Haus%C2%BB-Die-Idee-wird-aufgegriffen.htm


Kinder fremdplatziert: Die unrühmliche Geschichte einer katholischen Institution
Das Seraphische Liebeswerk Solothurn feiert sein 100-Jahr-Jubiläum und seine grosse wohltätige Arbeit. Ausgeblendet wird der unrühmliche Teil der eigenen Geschichte: Man war bei der Fremdplatzierung von Kindern eine der Drehscheiben in der katholischen Schweiz.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/kinder-fremdplatziert-die-unruehmliche-geschichte-einer-katholischen-institution-135938342