Medienspiegel 21. August 2018

+++BERN
«Werum? Waas häsch?» – wie Migranten Schwiizertüütsch lernen
Dania Murad aus Syrien verstand im Emmental zu Beginn gar nichts. Jetzt soll ein neues Lehrmittel den Flüchtlingen das Deutschlernen erleichtern.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/werum-waas-haesch-wie-migranten-schwiizertueuetsch-lernen/story/26672066

+++SOLOTHURN
Der «Meeting Point»: Mit wenig Aufwand den Asylsuchenden helfen
Im «Meeting Point» für Asylsuchende und Gretzenbacher wird jeden Mittwochnachmittag geplaudert, gelacht und gespielt. Auch viele Fragen werden geklärt.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/niederamt/der-meeting-point-mit-wenig-aufwand-den-asylsuchenden-helfen-132945857

+++ZÜRICH
Winterthur schliesst Asylunterkunft
Ende 2018 geht die Unterkunft für Asylsuchende im Busdepot Deutweg zu – zwei Jahre früher als vorgesehen. Flüchtlinge leben heute vermehrt in Mietwohnungen.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/winterthur-schliesst-asylunterkunft/story/24140115
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/asylunterkunft-am-winterthurer-deutweg-wird-geschlossen-132949250
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/asylunterkunft-am-winterthurer-deutweg-wird-geschlossen-0094251/

+++DEUTSCHLAND
Kirchenasyl: Viele Gemeinden ignorieren Vorgaben
Hunderte Flüchtlinge haben in Kirchen Schutz vor Abschiebung gesucht. Das Kirchenasyl sollte eigentlich nach einem geregelten Verfahren ablaufen. Doch viele Gemeinden halten sich offenbar nicht daran.
https://www.tagesschau.de/inland/kirchenasyl-kritik-101.html
-> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kirchenasyl-viele-gemeinden-missachten-die-regeln-a-1224189.html

+++MITTELMEER
Groß-Demo für Seenotrettung: „Eine Krise der Humanität“
Die Seebrücke solidarisiert sich in Hamburg mit einer Großdemo mit Geflüchteten auf dem Mittelmeer. Was fordern die Aktivist*innen von der Stadt Hamburg?
http://taz.de/Gross-Demo-fuer-Seenotrettung/!5525861/

Zivile Seenotrettung: Helfer in Not
Rettungsschiffe von zivilen Hilfsorganisationen werden von allen Seiten behindert. Kein einziges Schiff kann derzeit seiner Aufgabe nachgehen. Unterdessen sterben Hunderte Menschen im Mittelmeer.
https://www.tagesschau.de/ausland/zivile-seenotrettung-101.html

“Diciotti”: “Diese Menschen brauchen dringend Hilfe”
Italien verweigert den Menschen an Bord des Flüchtlingsschiffes “Diciotti” den Zutritt an Land. Die UN zeigt sich empört, viele der Geretteten seien Folteropfer.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-08/diciotti-fluechtlingsschiff-italien-un-asylpolitk
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1098016.diciotti-in-catania-unsichere-haefen-fuer-gefluechtete.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/migranten-diciotti-101.html

Diciotti: Bootsflüchtlinge in Italien dürfen nicht ans Festland
Die 177 Migranten an Bord des italienischen Schiffs Diciotti dürfen nicht ans italienische Festland. Das Spiel um Bootsflüchtlinge wiederholt sich erneut.
https://www.nau.ch/nachrichten/nau-erklaert/2018/08/21/diciotti-bootsfluchtlinge-in-italien-durfen-nicht-ans-festland-65400840
-> https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/international/italien-droht-erneut-mit-abschiebung-von-fluchtlingen-nach-libyen-ld.1046757
-> https://www.jungewelt.de/artikel/338322.festung-europa-rom-nimmt-geiseln.html
-> https://www.zdf.de/nachrichten/heute/catania-italien-laesst-migranten-nicht-von-schiff-100.html

Mission “Sophia”: EU rettet weniger Menschen im Mittelmeer
Die EU hat im Rahmen ihrer Mittelmeer-Mission “Sophia” deutlich weniger Menschen im ersten Halbjahr 2018 gerettet als im Vorjahreszeitraum. Grund: Weniger Menschen wagen die Überfahrt. Zugleich ertranken viele von ihnen.
https://www.tagesschau.de/ausland/eu-mission-sophia-101.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1098084.seenotrettung-im-mittelmeer-gipfel-des-zynismus.html

+++FREIRÄUME
Katastrophenübung in der Reitschule – RaBe-Info 21.08.2018 (ab 04.38)
Im Februar hat der langjährige Veranstalter der Grossen Halle der Reitschule, Giorgio Anderoli, nach 18 Jahren seinen Job übergeben (wir haben hier über Giorgios langjährige Tätigkeit berichtet) und zwar an Nina und Luzius Engel. Der Arbeitseinstieg der beiden war ein turbulenter, denn Ende März besetzte die Gruppierung «Die Wohlstandsverwahrlosten» die Grosse Halle. (Das Kollektiv taufte sich zu einem späteren Zeitpunkt in «Halle für Alle» um.)
http://rabe.ch/2018/08/21/katastrophenuebung-guggen-clever/

+++DROGENPOLITIK
Basler Freisinnige wollen sämtliche Drogen legalisieren
Der Schwarzmarkt werde am besten bekämpft, wenn Cannabis, Kokain oder Heroin frei zugänglich seien.
https://primenews.ch/articles/2018/08/basler-freisinnige-wollen-saemtliche-drogen-legalisieren
-> https://telebasel.ch/2018/08/21/fdp-will-drogen-legalisieren
-> https://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/basel-stadt/von-cannabis-bis-kokain-und-heroin-basler-fdp-will-drogen-legalisieren-132947530

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Saubannerzug der Basler Justiz
Randale in Basel: Eine ehemalige Juso-Politikerin wird angeklagt. Ein Online-Medium startet eine Kampagne. Aber war die Beschuldigte überhaupt vor Ort?
https://www.republik.ch/2018/08/21/saubannerzug-der-basler-justiz
-> https://primenews.ch/articles/2018/08/saubannerzug-von-basel-die-spuren-fuehren-die-juso

Vandalen im Jagdrevier: Jetzt reagiert die Polizei
Die Zerstörung von Jagdeinrichtungen nimmt weiter zu. Wer hinter den jüngsten Vorfällen steckt, ist unklar. Die Kantonspolizei greift zu aussergewöhnlichen Mitteln.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/vandalenakte-im-jagdrevier-jetzt-reagiert-die-polizei/story/15237127

+++MENSCHENRECHTE
Menschenrechtsarbeit zur Schweiz: Muriel Trummer tritt Nachfolge von Denise Graf an
Muriel Trummer verantwortet neu die Menschenrechtsarbeit zur Schweiz und den Schwerpunkt «Asyl» bei der Schweizer Sektion von Amnesty International. Die 44-jährige Juristin folgt auf Denise Graf, die nach 19 Jahren bei Amnesty in Pension geht.
https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/dok/2018/muriel-trummer-tritt-nachfolge-von-denise-graf-an

+++BIG BROTHER
Personendaten im Kanton Bern – Übersicht im Daten-Dschungel oder Big Brother?
Das Berner Volk und Firmen sind in kantonalen Registern zwölf Millionen mal verzeichnet. Die Regierung will aufräumen.
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/personendaten-im-kanton-bern-uebersicht-im-daten-dschungel-oder-big-brother

+++ANTIFA
Schweizer Sektenführer bietet Holocaustleugnerin in Chur Plattform – Freispruch
Ivo Sasek, der Gründer der Organischen Christus-Generation (OCG), ist am Dienstag vom Regionalgericht Chur vom Vorwurf der Rassendiskriminierung freigesprochen worden. Sasek hatte der deutschen Holocaustleugnerin Sylvia Stolz an einer Grossveranstaltung eine Plattform geboten, an der sie die Judenvernichtung anzweifelte. Ausserdem stellte Sasek das Video des Referats ins Internet.
https://www.watson.ch/schweiz/religion/625681747-schweizer-sektenfuehrer-bietet-holocaustleugnerin-in-chur-plattform-freispruch

+++ANTIRA
Für Obmann ist Logo-Wechsel kein Tabu
Seit Tagen beherrschen die Negro Rhygass die Schlagzeilen. Der Obmann der Gugge traf sich nun mit dem Kritiker des Logos. Dabei kam Erstaunliches zu Tage.
https://telebasel.ch/2018/08/21/fuer-obmann-ist-logo-wechsel-kein-tabu/?channel=105100

Podium zur Diskussionskultur: Wir zügeln ins «Sud»
«Negro-Rhygass», «Mohrenkopf», #MenAreTrasch – die gehässig geführten Debatten um Rassismus und Sexismus zeigen: Wir müssen dringend über unsere Diskussionskultur reden. Das Interesse am Podium der TagesWoche ist gross, wir verlegen die Veranstaltung ins «Sud» im Kleinbasel.
https://tageswoche.ch/politik/alles-sexisten-und-rassistinnen-warum-kennt-unsere-streitkultur-nur-noch-schwarz-und-weiss/

Report: Ende der Narrenfreiheit?
Die Fasnacht darf alles. Oder doch nicht? Was bedeutet die Debatte rund um das Logo der Negro-Rhygass für die kommende Fasnacht?
https://telebasel.ch/2018/08/21/report-ende-der-narrenfreiheit

«Ich rate ihnen dringlich, Name und Logo zu ändern»
Der emeritierte Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder plädiert für eine Umbenennung der Guggen Negro Rhygass und Mohrekopf. Er warnt aber auch vor verhärteten Fronten.
https://www.20min.ch/schweiz/basel/story/Zitat-27280243

Basler Guggen am Pranger – RaBe-Info 21.08.2018 (ab 14:56)
Seit bald einer Woche tobt die heftige, höchst emotionale Debatte rund um die beiden Basler Guggen „Negro Rhygass“ und „Mohrekopf“. Antirassistische Kreise kritisieren, Namen und Symbolik der Guggen hätten im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen. Die Unterstützenden hingegen argumentieren, Namen und Logos seien Tradition, mit Rassismus habe das nichts zu tun. Die Meinungen waren schnell gemacht und die Fronten ebenso schnell verhärtet. Entsprechend scharf, boshaft und trotzig fielen die Reaktionen aus.
Was kann dieser laute Aufschrei gegen Rassismus und Diskriminierung bewirken und was nicht? Djinane M’Baye von Bla*Sh – Black She, einem Netzwerk von Schwarzen Frauen in der Deutschschweiz empfindet Name und Symbole der Basler Guggen als psychische Gewalt und ist der Meinung, über Rassismus zu sprechen sei sehr wichtig, aber in dieser Form sei es für die Betroffenen nur sehr schwer zu ertragen.
http://rabe.ch/2018/08/21/katastrophenuebung-guggen-clever/
-> https://www.freie-radios.net/90585

Was darf eine Basler Gugge? Natürlich alles.
Das ist aber schnell eskaliert.
https://www.republik.ch/2018/08/21/was-darf-eine-basler-gugge-natuerlich-alles

Hunderte demonstrierten in Basel für das Recht, rassistisch zu sein: Fasnacht mit Bastrock und Knochen im Haar
Für Freitag, 17. August, wurde zu einer Solidaritätsdemo für die Fasnachtsguggen „Negro-Rhygass“ und „Mohrekopf“ in Basel aufgerufen. Knapp 70 AntirassistInnen stoppten den Demozug kurz auf der Wettsteinbrücke. Auslöser dieser „Solidaritätsdemo“ war eine Debatte über die Symbolik der Clique „Negro-Rhygass“. Ihr Logo zeigt einen schwarzen Mann, trommelnd mit großen Lippen, Bastrock und Knochen im Haar. Ist in der Fastnacht tatsächlich alles erlaubt?
http://www.beobachternews.de/2018/08/20/fasnacht-mit-bastrock-und-knochen-im-haar/

Piraten-Politiker blitzt mit Anzeige gegen Glarner ab
Daniel Peter hat gegen den SVP-Nationalrat eine Strafanzeige wegen Rassendiskriminierung eingereicht. Grund ist ein umstrittener Facebook-Post.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Piraten-Politiker-zeigt-Glarner-an-und-blitzt-ab-29521756
-> https://www.nau.ch/nachrichten/schweiz/2018/08/21/anzeige-gegen-svp-nationalrat-andreas-glarner-abgeblitzt-65400915
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/piraten-politiker-zeigt-andreas-glarner-wegen-facebook-post-an-und-blitzt-ab-132946313

«Geh doch zurück nach Afrika!»
Nadimeire Santos (31) wollte nur eine Mango kaufen, da wurde sie rassistisch beschimpft. Die Brasilianerin hat bei der Polizei Anzeige erstattet.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Sie-sagte-zu-mir—Geh–doch-zurueck-nach-Afrika—18751694

+++PATRIARCHAT
Nach 079-Kritik druckt Zeitung Handynummer von Juso-Chefin ab
In Genf wurden Frauen auf brutalste Art und Weise zusammengeschlagen. Die Diskussion dreht sich daraufhin vor allem um einen Popsong und Ausländerkriminalität – und mündet zuletzt in einer sexistischen Karikatur über Tamara Funiciello. Wie konnte die Debatte derart entgleisen? Eine Eskalation in 5 Schritten.
https://www.watson.ch/!502019154
-> https://www.blick.ch/news/politik/sexismus-debatte-um-079-darf-eine-karikatur-funicello-so-darstellen-id8750775.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/11928445
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/31396863

«Wer seine Frau schlägt, soll nicht hierbleiben»
Die Aargauer CVP-Politikerin Marianne Binder fordert Null-Toleranz gegenüber ausländischen Gewalttätern.
https://bazonline.ch/schweiz/standard/wer-seine-frau-schlaegt-soll-nicht-hierbleiben/story/30287024

+++SEXWORK
bernerzeitung.ch 21.08.2018

Sexgewerbe kämpft in der Stadt Bern um seinen Platz

Sexarbeit ist in Wohnquartieren nicht zonenkonform. Trotzdem findet sie vermehrt im privaten Umfeld statt, wo die Frauen weniger gut geschützt sind. Wo soll Prostitution stattfinden?

Michael Bucher

Von aussen wirkt das dreistöckige Gebäude an der Speichergasse 13 unscheinbar. Eine robuste Holztür führt ins Treppenhaus. Auch die Fensterreihen über der Taxibar lassen nichts Anrüchiges erahnen. Ganz anders im Innern des Gebäudes: Die Wände im Treppenhaus sind rosarot gefärbt, ebenso die Türen zu den sechs Wohnungen. Bei den Klingeln steht nichts Weiteres ausser «Lana» oder «Eva».

Auf Fotos an den Wohnungstüren ­räkeln sich die Frauen hinter den Vornamen in lasziver Pose und in aufreizender Wäsche. Auch ihre Handynummer ist notiert. Die Frauen kommen aus Russland, Polen oder Rumänien.Der Bordellbetrieb ist vom ­Regierungsstatthalteramt bewilligt. Die Liegenschaft, in der Sex gegen Bargeld angeboten wird, gehört einer FSZ Immobilien AG aus Hergiswil.

Hinter der Firma steckt Fredy Schönholzer. Der 69-Jährige war früher eine schillernde Figur im Zürcher Rotlichtmilieu und besitzt heute ein Immobilienimperium. Glaubt man den involvierten ­Behörden, so kann das Angebot an der Speichergasse 13 als repräsentativ für die Prostitution in der Stadt Bern angesehen ­werden: Diese findet diskret, von den Behörden bewilligt und kontrolliert statt.

Das Klagen der Betreiber

Nur ein paar Meter entfernt, an der Aarbergergasse 14, ist ein ähnlicher Bordellbetrieb geplant. Nach Bekanntwerden dieser ­Pläne ging eine Welle der Empörung durch die Partymeile. Über 100 Anwohner und Geschäftsleute deponierten bis Ende Juli beim Regierungsstatthalter eine Kollektiveinsprache. Sofort stand die altbekannte Frage im Raum, wo die Prostitution stattzufinden habe, und vor allem, wo nicht.

In der Stadt Bern hat sich die Frage, wo das älteste Gewerbe der Welt seine Dienste anbieten soll, tatsächlich verschärft. Eine Rolle spielt dabei das seit 2013 ­geltende kantonale Prostitutionsgesetz. Dieses soll mittels strikterer ­Bewilligungs- und Kontroll­praxis Sexarbeiterinnen besser vor Missbrauch schützen.

Mit den strengeren Auflagen bezüglich Arbeitsbedingungen und Hygienestandards gingen sodann Schliessungen von Sexsalons einher. Gemäss jüngstem Bericht der Kommission für das Prostitutionsgewerbe (Kopg) wurden von April 2016 bis April 2017 in der Stadt Bern 8 Bordellbetriebe eingestellt, somit gibt es noch ­deren 29.

Dem gegenüber steht die wachsende Zahl an Sexarbeiterinnen in der Stadt Bern. 2068 Erstanmeldungen inklusive Verlängerungen gingen in derselben Zeitspanne bei der Fremdenpolizei ein.

Auch der Betreiber des geplanten Bordells an der Aarberger­gasse 14, Dominic Schmid, klagte gegenüber dem «Bund» über die vielen Bewilligungsauflagen. Es sind Vorwürfe, die Alexander Ott nicht gelten lassen will.

«Jede ­Betriebsbewilligung – unabhängig davon, ob für die Sexarbeit oder ein anderes Business – ist mit Auflagen verbunden», sagt der Leiter der Fremdenpolizei und Co-Leiter des Polizeiinspektorats der Stadt Bern. Die Auflagen stellen in seinen Augen keine «Hürde» dar, da bei vollständiger Dokumentation die Bewilligung jeweils rasch erteilt werden könne.

«Das neue Gesetz hat grosse Fortschritte gebracht, gerade was den Schutz vor Ausbeute und Missbrauch betrifft», so Ott.

Einlass nur mit Codewort

Kritischer äussert sich Christa Ammann, Leiterin der kanto­nalen Fachstelle für Sexarbeit ­Xenia. Die Berner Grossrätin ­(Alternative Linke) bemängelt, dass sich durch das neue Gesetz Prostituierte vermehrt in ihre Privatwohnung zurückziehen und dort allein arbeiten. Auch der letztjährige Kopg-Bericht be­stätigt diesen Trend.

«Der Mangel an bezahlbaren Räumlichkeiten und die hohen administra­tiven ­Hürden begünstigen eine Verlagerung in Privatwohnungen», sagt Ammann. Das führe dazu, dass die Sexarbeiterinnen für Xenia schwieriger erreichbar seien. «Ihr Schutz verschlechtert sich so.»

Verstärkt wird das Problem dadurch, dass gemäss neuem ­Gesetz Frauen, die allein zu Hause anschaffen, keine Bewilligung brauchen. Das bedeutet, dass sie sich auch unter dem ­Radar der Behörden bewegen. «Es ist sehr ressourcenintensiv, solche Etablissements zu finden», sagt Alexander Ott.

Zumal solche Anbieterinnen auch nicht entdeckt werden möchten. Inserate werden nur auf einschlägigen Internetseiten geschaltet, teils sogar nur im Darknet, Einlass gibts nur gegen ein vorgängig vereinbartes Codewort. Solche Fälle sind laut Ott ­jedoch selten.

Behörden geben sich kulant

Problematisch kann die Verlagerung in Privatwohnungen auch bezüglich der Zonenkonformität sein. Denn Prostitution dürfte eigentlich nicht in reinen Wohnzonen stattfinden. Dies hat das Bundesgericht in mehreren Urteilen festgehalten, letztmals 2012 beim Bordell am Lagerweg in der Lorraine, das daraufhin schliessen musste.

Das Bundesgericht begründete dies mit ­«ideellen Immissionen». Hinter dem bürokratischen Begriff verbirgt sich die Vorstellung, dass durch einen Bordellbetrieb in einem Wohnquartier das seelische Empfinden der Bevölkerung verletzt sein könne.

Da seit dem Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes jeder Bordellbetrieb eine Bewilligung braucht, tauchten zu Beginn bei den Behörden etliche Etablissements auf, welche bereits seit Jahren in einer Wohnzone standen. Es war nun nicht so, dass all diese meist ­kleinen Betriebe im horizontalen Gewerbe augenblicklich geschlossen und die Frauen auf die Strasse gestellt wurden.

«Wir liessen eine gewisse Kulanz walten», sagt Christoph Lerch, Regierungsstatthalter Bern-Mittelland und Vorsitzender der Kopg. Will heissen: Wenns keine Einsprachen aus der Nachbarschaft gab, wurde der Betrieb «auf Zusehen hin» toleriert.

Für Lerch wäre es auch nicht zielführend, wenn Bordellbetriebe nur noch in abgelegenen Industriezonen bewilligt würden. Dem stimmt auch Christa Ammann zu. Dort würden die Frauen vermehrt allein oder in wenig bewohnten Gebieten arbeiten, wo die Nachbarschaft fehle und der Arbeitsweg gefährlicher sei.

Schummeln beim Mietvertrag

Ein weiteres Dauerthema sind die hohen Mieten, von denen die Bordellbetreiber profitieren. ­Gerade für die Fachstelle Xenia, welche Sexarbeiterinnen berät, ist dies ein Ärgernis. Auch deswegen würden viele Sexarbeiterinnen zum Anschaffen die eigenen vier Wände vorziehen. «Die Mietzinse sind teilweise immer noch viel zu hoch», hält auch Christoph Lerch fest.

Und Alexander Ott von der Fremdenpolizei bestätigt, dass 600 Franken pro Woche für ein Zimmer zum Anschaffen üblich seien. Bei einer Dreizimmerwohnung mit drei Sexarbeiterinnen läppert sich da für einen Vermieter einiges zusammen. «Das ist insofern fragwürdig, als man bedenkt, wie schmuddelig solche Wohnungen meist sind», so Ott.

Ausserdem kommt es gemäss Kopg-Bericht vor, dass Bordellbetreiber beim Mietvertrag schummeln. So setzen diese etwa eine tiefere Tagesmiete ein oder kassieren in Prozenten vom ­Umsatz. Und mit überrissenen Mietzinsen vor Gericht eine ­Verurteilung wegen Wucher zu erzielen, sei schwierig, sagt Alexander Ott.

Er erinnert sich an einen Fall, wo der Straftatbestand erfüllt war. Ein Bordellbetreiber hatte zwar ortsübliche Mieten verlangt, er verrechnete jedoch bei den Nebenkosten etwa für Abfallentsorgung, Reinigung oder TV-Anschluss völlig überrissene ­Beträge von bis zu 500 Franken.

Keine Perspektive in Heimat

«Missbrauch wird es in diesem Geschäft immer geben», hält Ott fest. Trotzdem müsse festgehalten werden, dass die Prostitution in Bern in relativ geordneten Bahnen ablaufe. Das düstere Bild vom gewalttätigen Zuhälter, das immer wieder an die Wand ­gemalt werde, habe zumindest in Bern kaum Berechtigung. Auch Christa Ammann von Xenia meint: «Klassische Zuhälterei ist in Bern ein Randphänomen.»

Fakt sei vielmehr, dass die Mehrheit der Sexarbeiterinnen in Bern nur ein paar Tage in der Bundesstadt verbringen würden, danach gehe es weiter nach Luzern, Zürich oder Winterthur. Sobald die 90-Tage-Frist, welche die Personenfreizügigkeit gewährt, verstrichen sei, würden sie wieder in ihr Heimatland zurückreisen. Laut Alexander Ott befindet sich dieses zu 90 Prozent im EU-/Efta-Raum.

«Viele prostituieren sich in der Schweiz, da sie in ihrem Heimatland keine Perspektive haben», so Ott. Als diese Zeitung vor ein paar Jahren bei einer Kontrolle im Rotlichtmilieu dabei sein konnte, meinte eine Prostituierte aus Polen: «Wenn ich mit einem Mann eine Stunde beschäftigt bin, bekomme ich um die 300 Franken.

In Polen arbeite ich ewig für dieses Geld.» Frauen wie sie verdienen so in kurzer Zeit für ihre Verhältnisse relativ viel Geld, mit dem sie zu Hause ihre Familien versorgen. Trotz dieser beinahe romantisch anmutenden Beispiele sagt Alexander Ott ganz klar: «Von all den Sexarbeiterinnen, welche sich bei der Fremdenpolizei meldeten, hat noch keine angegeben, es sei ihr Traumjob.»

«Stopp Prostitution»

Ende Juni hat die Frauenzen­trale Zürich mit ihrer Kampagne «Stopp Prostitution» für ­Gesprächsstoff gesorgt. Sie propagiert darin ein Verbot der Prostitution – just 20 Jahre nachdem Schweden der Prostitution den Kampf angesagt hat. Dort ist es Freiern seit 1998 verboten, sexuelle Dienste zu kaufen.

«Prostitution ist ein Verstoss gegen die Menschenwürde», sagt die Präsidentin der Frauenzentrale Zürich, Andrea Gisler. Prostitution sei ausserdem sexuelle Gewalt und ein Hindernis auf dem Weg zur Gleichstellung. Sofort meldeten sich Gegner eines Verbots zu Wort: das Gleichstellungsbüro der Stadt Zürich, Amnesty International, die Aidshilfe Schweiz und auch Xenia, die Frauenzentrale Bern.

Ihr Argument: Sexarbeit sei das älteste Gewerbe. Mit einem Verbot werde dies nicht verschwinden. Es werde aber in die Illegalität abrutschen, und dies öffne Tür und Tor für eine Ausbeutung, die stärker sei als jetzt. (mib)
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/sexgewerbe-kaempft-in-der-stadt-bern-um-seinen-platz/story/26024784)

+++RIOTS & BODYCAM-POPULISMUS
Gewalt gegen Zürcher Polizei – «Bodycams reichen nicht»
Der Stadtzürcher Polizeibeamtenverband begrüsst die Einführung von Körperkameras, will aber noch weitere Massnahmen.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/gewalt-gegen-zuercher-polizei-bodycams-reichen-nicht

Gewalteskalation in Zürich – jetzt Bodycams?
Eine neue Dimension von Gewalt: Bei den Ausschreitungen am Samstagabend in Zürich sind Polizei und Rettungskräfte gezielt mit Flaschen und Steinen attackiert worden. Jetzt will die Zürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart – entgegen ihren Äusserungen im Wahlkampf – Bodycams einsetzen. Mehr Sicherheit oder Überwachungsalbtraum? Die kontroverse Diskussion heute im «TalkTäglich».
https://www.telezueri.ch/86-show-talktaeglich/27031-episode-gewalteskalation-in-zuerich-jetzt-bodycams

Linke kritisieren Karin Rykart – und Bodycams dürften es im Parlament schwer haben
Der Meinungswechsel von Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) in Sachen Bodycams stösst bei manchen Linken auf Unverständnis. Im Stadtparlament dürfte ihr Antrag kaum eine Mehrheit finden.
https://www.nzz.ch/zuerich/linke-kritisieren-karin-rykart-und-bodycams-duerften-es-im-parlament-schwer-haben-ld.1413391

Bodycams sorgen für neue Diskussionen – Schweiz Aktuell
Nach der gestrigen Bekanntgabe der Stadtzürcher Sicherheitsvorsteherin, Bodycams für Polizisten einzuführen, streiten sich die Parteien wieder über Sinn oder Unsinn der Kameras. Der Polizeibeamtenverband will gar noch weiter gehen und fordert zusätzlich fix installierte Überwachungskameras.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=c62183e6-2984-4961-85ac-68f28f0af4a8

Keine Chance für Bodycams?
https://www.telezueri.ch/62-show-zuerinews#63994-segment-keine-chance-fuer-bodycams

Krawallnacht in in ZH – Auch Ostschweizer Politiker diskutieren über die Bodycam
http://www.tvo-online.ch/mediasicht/64076

«Keine neue Entwicklung von Gewalt» – Echo der Zeit
Bei einem Einsatz in Zürichs Innenstadt wurden Polizei und Sanität von Vermummten attackiert. Hunderte Mitläufer solidarisierten sich mit den Angreifern.
Was steckt dahinter? Fragen an Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=ecf488fb-49ea-4eb1-b021-606316a275ae

Kampf gegen den Mob: «Wir brauchen mehr Undercover-Polizisten, die sich in die Szene einschleusen»
Nach einer Attacke von FCZ-Fans auf Polizisten und Sanitäter will die Zürcher Polizeivorsteherin Karin Rykart Beamte mit Bodycams ausrüsten. Ihr Genfer Kollege Pierre Maudet geht noch einen Schritt weiter.
https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/kampf-gegen-den-mob-wir-brauchen-mehr-undercover-polizisten-die-sich-in-die-szene-einschleusen-132947491

Bodycams im Gegenwind – Zürcher Parteien stehen Polizeikameras skeptisch gegenüber
Der Meinungswandel der Grünen Polizeivorsteherin Karin Rykart kommt nicht überall gut an. Im Parlament wartet Kritik.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/bodycams-im-gegenwind-zuercher-parteien-stehen-polizeikameras-skeptisch-gegenueber

Filmaufnahmen der Polizei – Bodycams liefern vor Gericht starke Beweise
Laut einer Studie können Bodycams Gewalt nicht enorm reduzieren. Es gibt dennoch Gründe, die für deren Einsatz sprechen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/filmaufnahmen-der-polizei-bodycams-liefern-vor-gericht-starke-beweise
-> https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/jetzt-spricht-die-neue-polizeivorsteherin/story/14163293

Zwölf Fragen und Antworten zu den Ausschreitungen an der Zürcher Seepromenade
Wurde die Polizei überrascht? Hat sie ein Imageproblem? Und was hätten Bodycams im aktuellen Fall gebracht?
https://www.nzz.ch/zuerich/ueberwachungskameras-erst-mit-verspaetung-eingeschaltet-ld.1413088

Nach der Krawallnacht von Zürich wird der Ruf nach schärferen Strafen für Täter noch lauter
Immer öfter werden Polizisten bedroht oder gar angegriffen. Die Ereignisse vom Wochenende befeuern auch eine Diskussion, ob es härtere Strafen braucht für jene, die Beamte bedrohen oder gar Gewalt gegen sie anwenden.
https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/nach-der-krawallnacht-von-zuerich-wird-der-ruf-nach-schaerferen-strafen-fuer-taeter-noch-lauter-132947454

Bereits 88 Angriffe gegen Polizisten in diesem Jahr
Die jüngste Krawallnacht an der Seepromenade ist ein extremes Beispiel von Gewalt gegen Zürcher Polizisten. Diese gibt es aber immer wieder, wie einige Fälle aus den letzten Monaten zeigen.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Chaoten-Timeline-16523218

«Gewalt gegen Polizisten wird steigen»
Angriffe auf Polizisten haben enorm zugenommen. Experten befürchten, dass diese Gewaltakte zunehmen könnten, wenn die Verantwortlichen nichts unternehmen.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Gewalt-25549888

Warum Normalos mit Hooligans auf die Polizei losgingen – das sagt der Forensiker
Fussball-Schläger greifen gezielt Rettungskräfte an – und plötzlich prügeln hunderte Unbeteiligte mit. Forensiker Thomas Knecht sagt im Interview, wie es zu Szenen wie diesen in Zürich kommen kann. Und was der gesteigerte Leistungsdruck in der Arbeitswelt damit zu tun hat.
https://www.watson.ch/!940607414

«In der Gruppe fühlt sich niemand verantwortlich»
Bei Krawallen in Zürich wurden Polizisten angegriffen. Ein Sozialpsychologe erklärt, wie es dazu kommen konnte.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/-In-der-Gruppe-fuehlt-sich-niemand-verantwortlich–27362389

«Die jungen Männer finden Gewalt spannend»
Nach den Ausschreitungen in Zürich erklärt ein Experte, wie sich junge Männer zu einem Mob zusammenschliessen und was man dagegen tun kann.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Interview-Martin-Eisner-28683796