Medienspiegel 3. August 2018

+++SOLOTHURN
Freiwillige unterstützen Asylsuchende: «Mittlerweile ist eine Vertrautheit entstanden»
Seit 2015 unterstützen Freiwillige die Sozialen Dienste Solothurn. So auch in der Gruppenunterkunft «Gibelin».
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/stadt-solothurn/freiwillige-unterstuetzen-asylsuchende-mittlerweile-ist-eine-vertrautheit-entstanden-132876177

+++ST. GALLEN
Comeback Kid
Am Tag macht Abdulrazek Seid Salatsaucen in St. Gallen. In der Nacht plant er die Revolution in Eritrea. Auf Demo mit Eritreas Lenin.
https://www.republik.ch/2018/08/03/comeback-kid?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=republik%2Fnewsletter-editorial-lachs-aal-und-heimat

+++ZÜRICH
Die Exilveteranin
Vor 30 Jahren floh Esen Isik aus der Türkei in die Schweiz. Heute ist sie gefeierte Filmemacherin. Und ist in der Schweizer Verbannung angekommen. Endgültig.
https://www.republik.ch/2018/08/03/die-exilveteranin?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=republik%2Fnewsletter-editorial-lachs-aal-und-heimat

+++SCHWEIZ
Das Dublin-Schreckgespenst
Christoph Blocher warnt vor der Revision der Dublin-Verordnung. Auch Hilfsorganisationen lehnen das neue System ab.
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/das-dublinschreckgespenst/story/20918817

Die «Gratisanwälte» kommen – welche Organisationen um das Rechtsschutzmandat buhlen
Nimmt man diese Pauschale sowie die Zahl der Asylgesuche im vergangenen Jahr als Richtwert, beträgt das jährliche finanzielle Volumen des Asylrechtsschutzes fast 25 Millionen Franken.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/die-gratisanwaelte-kommen-welche-organisationen-um-das-rechtsschutzmandat-buhlen-132876377
-> https://www.tagblatt.ch/schweiz/die-gratisanwaelte-kommen-ld.1042281

Ausschaffungsstopp aufgehoben: Verhafteter Nadir muss zittern
ZÜRICH – Wegen Verdachts auf Drogendelikte sitzt «Fohrler live»-Star Nadir in Untersuchungshaft. Fliegt er nun aus der Schweiz? Durchaus möglich, denn seit kurzer Zeit sind Ausschaffungen nach Afghanistan wieder möglich.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ausschaffungsstopp-aufgehoben-verhafteter-nadir-muss-zittern-id8684299.html

+++BALKANROUTE
Transitland Serbien: Stau auf der Balkanroute
Flüchtlinge, die immer noch hoffen, über die Balkanroute in die EU zu gelangen, sitzen in Serbien fest – viele seit mehr als anderthalb Jahren. Denn Ungarn und Kroatien haben ihre Grenzen mit scharfer Bewachung geschlossen. Und in Serbien selbst Asyl zu bekommen, ist fast unmöglich.
https://www.deutschlandfunk.de/transitland-serbien-stau-auf-der-balkanroute.724.de.html?dram:article_id=424635

+++GRIECHENLAND
Flüchtlinge in Griechenland: Kein Platz mehr auf Samos
Die griechische Insel Samos ist ausgelastet: Mehr als 500 Migranten kampieren in Zelten ohne Strom und Duschen. Platzt der Flüchtlingsdeal mit der Türkei, könnte der Druck noch steigen.
https://www.tagesschau.de/ausland/griechenland-fluechtlinge-229.html

+++ITALIEN
Riace, Italien: Bürgermeister im Hungerstreik
Seit heute befindet sich der Bürgermeister von Riace, Mimmo Lucano, im Hungerstreik. Damit protestiert er dagegen, dass Riace schon seit Juli 2017 vom italienischen Staat keine Gelder mehr bekommen hat, um die Aufnahme von Geflüchteten zu finanzieren. Im Februar 2017 wurde Domenico Lucano mit dem Dresden-Preis ausgezeichnet, weil er mit Hilfe der Geflüchteten aus einem verlassenen Dorf eine ‚Citta Futura‘ gemacht hat.
http://ffm-online.org/2018/08/02/riace-italien-buergermeister-im-hungerstreik/

+++SPANIEN
Spanien plant operative Kommandozentrale wegen Flüchtlingszustrom
Spanien will dem anhaltenden Flüchtlingszustrom an seine Küsten durch die Einrichtung einer operativen Kommandozentrale begegnen.
https://www.nau.ch/nachrichten/europa/2018/08/03/spanien-plant-operative-kommandozentrale-wegen-fluchtlingszustrom-65385913

Spanische Flüchtlingspolitik: “Wir müssen solidarisch sein”
Hunderte Migranten erreichten am vergangenen Wochenende Spanien. Die Behörden vor Ort waren schnell überfordert. Trotzdem bewerten viele Spanier die Flüchtlingspolitik überwiegend positiv.
https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-spanien-103.html

+++MITTELMEER
Dass Menschen ertrinken, ist Kalkül. Erfahrungsbericht eines Seenotretters
18:30 Uhr Essen | 19:15 Uhr Input | Güterstrasse 8 (2. Stock) | Bern
Im Mittelmeer herrscht ein tödlicher Krieg gegen Migrant*innen. Als Reaktion darauf haben sich Seenotrettungsorganisationen gebildet. Durch ihre Rettungsmissionen versuchen sie, das Sterben im Mittelmeer zu verhindern. Am Montag 6. August erklärt ein Aktivist, wie Seenotrettungen erfolgen und wie die Herrschenden diese sabotieren und blockieren.
https://antira.org/2018/08/03/dass-menschen-ertrinken-ist-kalkuel-erfahrungsbericht-eines-seenotretters/

Rettungsschiff mit 87 Flüchtlingen irrt im Mittelmeer umher
Italien verweigert dem Schiff das Anlegen. Die Flüchtlinge verbrachten vor der Rettung 50 Stunden ohne Trinkwasser.
https://www.derbund.ch/ausland/europa/rettungsschiff-mit-87-fluechtlingen-irrt-im-mittelmeer-umher/story/20764909
-> https://www.nzz.ch/international/ein-rettungsschiff-mit-87-fluechtlingen-irrt-im-mittelmeer-umher-ld.1408815

Aufstand in Orange
Eine Massenbewegung gegen die europäische Asylpolitik? Ein Gespräch mit den Gründer*innen der Seebrücke
Sichere Häfen für Geflüchtete: Das fordern die Aktivist*innen der Seebrücke. Seit Wochen wird demonstriert. Die Bewegung wächst – auch, weil sich nicht nur die üblichen Verdächtigen beteiligen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096321.solidaritaet-mit-seenotrettung-aufstand-in-orange.html

Widerstand gegen den Rechtsruck
Protestforscherin Leslie Gauditz über die Hintergründe und Potenziale der »Seebrücken«-Proteste
Zehntausende Menschen gehen in ganz Deutschland im Rahmen der #Seebrücke-Proteste auf die Straße. Doch was ist ihr Hintergrund? Was ist das Potenzial der Bewegung? Protestforscherin Leslie Gauditz im Gespräch mit »nd«.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096332.seebruecke-proteste-widerstand-gegen-den-rechtsruck.html

»Warum bringt ihr die Menschen nicht nach Afrika?«
Fünf Mythen über die Seenotrettung
Der »NGO-Wahnsinn« muss beendet werden, forderte jüngst Sebastian Kurz. Auch in Deutschland werden die Rettungsschiffe im Mittelmeer von höchster Stelle als »Shuttle« für Migranten bezeichnet. Was ist dran an den Vorwürfen?
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096062.seenotrettung-im-mittelmeer-warum-bringt-ihr-die-menschen-nicht-nach-afrika.html

Künstler zeigen Solidarität mit Seenot-Rettern
Mehr als 30 deutsche Künstler lassen sich in Rettungswesten fotografieren
Mehr als 30 deutsche Künstler haben sich in Rettungswesten fotografieren lassen, um Solidarität mit den Seenot-Rettern im Mittelmeer zu zeigen. Anlass für die Fotos war das erneute Auslaufen des Rettungsschiffs »Aquarius«.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096261.spende-menschlichkeit-kuenstler-zeigen-solidaritaet-mit-seenot-rettern.html

Seenotrettung im Mittelmeer: Ärzte ohne Grenzen: “Aquarius” wieder auf See
Der übergreifende humanitäre Imperativ bleibe nach wie vor, das Leben von Menschen zu retten, die in unmittelbarer Lebensgefahr schweben, sagte Philipp Frisch von “Ärzte ohne Grenzen” im Dlf. Die Seenotrettung sei wichtiger denn je, da die letzten Wochen zu den tödlichsten auf dem Mittelmeer überhaupt gehörten.
https://www.deutschlandfunk.de/seenotrettung-im-mittelmeer-aerzte-ohne-grenzen-aquarius.694.de.html?dram:article_id=424545

+++EUROPA
Libyen als Flüchtlingskescher: Italien versenkt Europas Werte im Mittelmeer
Europäischen Staaten ist es verboten, Bootsflüchtlinge nach Libyen zu schicken. Vor allem Italien versucht, dieses Verbot mit Tricks zu umgehen. Bis Gerichte den möglichen Rechtsbruch verurteilen, dürfte es für die Betroffenen zu spät sein.
https://www.n-tv.de/politik/Italien-versenkt-Europas-Werte-im-Mittelmeer-article20556760.html

+++FREIRÄUME
Abfahre!
Das besetzte Fabrikool in Bern soll verkauft werden. Obwohl es nach 17 Jahren Leerstand, nun seit mehr als einem Jahr wieder rege genutzt wird. Bis morgen, 3. August, müssen die Kaufinteressierten ihre Dossiers beim AGG (Amt für Gebäude und Grundstück des Kanton Bern) einreichen. Um den Widerstand, der durch den Verkauf des Fabrikools ausgelöst werden wird, anzukündigen, gingen wir heute, 2. August beim AGG vorbei.
https://barrikade.info/Abfahre-1308

derbund.ch 03.08.2018

Wo die Musik nicht mehr spielt

Wegen Lärmbeschwerden muss die Brasserie Lorraine die «Sommerkonzerte» ins Innere verlegen. Selbst die Stadtbehörden hadern mit ihrem Ruf als Kulturverhinderer.

Fabian Christl

Er hat es schon in mehrere Reiseführer geschafft: Der «Garten» der Brasserie Lorraine. Im Schatten der beiden Kastanienbäume lässt sich gut plaudern, jassen und auf das Servicepersonal warten. Rappelvoll ist er jeweils montags, wenn die «Sommerkonzerte» stattfinden. Oder besser: stattfanden. Denn obwohl die Konzerte (fast) immer pünktlich um 22 Uhr endeten, haben die Behörden der Veranstaltungsreihe nun – acht Jahre nach Beginn – den Stecker gezogen. Aufgrund von Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft müssen die weiteren, bereits gebuchten Bands im wenig sommerlichen Inneren der Beiz auftreten.

Die Betreiberschaft der Brasserie ist konsterniert. «So zerfällt das Konzept, im Freien unter den Bäumen und den Lichterketten Musik zu geniessen», teilt das Kollektiv in einer Stellungnahme mit, was gerade den Charme der Konzerte ausgemacht habe. Das Betreiber-Kollektiv betont zudem, dass die Brass im Quartier gut verankert sei und sich das Publikum der Sommerkonzerte aus «allen Altersstufen und sozialen Gruppen» zusammensetzte. Dies nicht zuletzt, weil für die Konzerte keinen Eintritt verlangt wird. Wer will, kann mit einer freiwilligen Spende der Band zu einer kleinen Gage verhelfen.

Arbeitsfrust bei Behörden

Auslöser für das neue Regime war laut Brasserie ein Konzert, das erst um 22.20 Uhr endete: «Das war wohl ein gefundenes Mahl für diejenigen, die endlich ‹Ruhe und Ordnung› im Quartier walten lassen wollen.» Allerdings: Wie Norbert Esseiva, Leiter Orts- und Gewerbepolizei Stadt Bern, auf Anfrage ausführt, waren auch die pünktlich endenden Open-Air-Konzerte gar nie bewilligt worden und somit nicht regelkonform. «Wir haben erst wegen der jüngsten Beschwerden Kenntnis von diesen Veranstaltungen erhalten», sagt er.

Dass es für solche Konzerte unabhängig der Uhrzeit überhaupt eine Bewilligung bedarf, hat das «Brass»-Kollektiv nach eigenen Angaben erst aufgrund der jüngsten Episode von den Behörden erfahren. Ein Bewilligungsgesuch wäre jedoch auch nicht die Lösung gewesen. Denn für Veranstaltungen in bestuhlten Aussenräumen erteilt die Orts- und Gewerbepolizei einem Gastrobetrieb in der Praxis höchstens einmal jährlich eine Bewilligung, «etwa für eine Jubiläumsfeier», wie Esseiva sagt.

Kulturleichen im Keller

Die Brasserie Lorraine ist kein Einzelfall. Immer wieder sorgen Lärmkonflikte für Diskussionen. Am letzten Donnerstag musste kurz nach 19 Uhr ein Konzert im Rahmen des Parkonia-Festivals im Kocherpark beendet werden. Die Veranstalter überlegen sich nun, den Bettel hinzuschmeissen. Auch vor der Fussball-WM sorgte eine Weisung der Orts- und Gewerbepolizei für Empörung, welche den Beizen verbot, die Spielanalysen mit Ton zu übertragen. Unvergessen bleibt die Episode um das Sous-Soul, welches 2011 aufgrund Lärmbeschwerden einer zugezogenen Nachbarin schliessen musste – und mit ein Auslöser für das erste grosse «Tanz dich frei» war, das Tausende Jugendliche auf die Strasse lockte.

Als Kulturverhinderer möchte die Orts- und Gewerbepolizei trotzdem nicht gelten. «Wir müssen die Gesetze anwenden, die andere machen», sagt Esseiva – und lässt durchblicken, dass er selber einer Lockerung der Bestimmungen nicht abgeneigt wäre. Auch die Betreiber der Brasserie schreiben, dass sie die Behörden als «respektvoll und sogar wohlwollend» erlebten. «Zum Teil schienen sogar die einzelnen Kontaktpersonen selbst unzufrieden mit ihrer Aufgabe, jegliches Lebenszeichen in der Stadt zum Schweigen zu bringen.»

Lorraine als Start-up-Wüste

Das ungute Gefühl einzelner Mitarbeiter der Behörde ändert indes nichts an den Rahmenbedingungen. Jedoch beschäftigt die Thematik auch die Politik. Im Berner Stadtrat sind mehrere Vorstösse hängig, die eine liberalere Gangart mit Kulturveranstaltungen fordern. Allzu grosse Hoffnungen dürfen sich Veranstalter und Publikum aber nicht machen. Die meisten restriktiven Vorgaben fussen auf Kantons- oder Bundesgesetz und lassen sich auch vom Stadtparlament nicht einfach ändern.

Das «Brass»-Kollektiv sieht pessimistisch in die Zukunft. «Bald wird das Lorrainequartier in eine Wüste von Start-up-Unternehmen, Exklusiv-Lädeli, Luxuswohnungen, Kunstgalerien und In-Beizli verwandelt sein», heisst es in der Stellungnahme. Das sei eine «logische Konsequenz der Aufwertungspolitik der letzten Jahre» und betreffe nicht nur die Lorraine, sondern ganz Bern «wie auch die anderen rot-grün-regierten Städten der Schweiz».
(https://www.derbund.ch/bern/stadt/wo-die-musik-nicht-mehr-spielt/story/12311617)
-> http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Stadt-Bern-als-Kulturverhinderer-18316907

Polizei räumt besetztes Areal beim Hafen
BASEL. Die Kantonspolizei hat am Freitagmorgen kurzfristig ein besetztes Gaswerkareal in Kleinhüningen beim Hafen geräumt. Acht junge Personen hatten sich gewaltsam Zutritt zum abgesperrten Parkplatz des Gaswerks verschafft und dort einen Bauwagen abgestellt und Transparente aufgehängt. Nachdem der Mieter des Areals einen Strafantrag gestellt hatte, forderte die Kantonspolizei die Besetzer auf, das Areal zu verlassen und sich auszuweisen. Die Besetzer waren allerdings nicht kooperativ, weshalb sie polizeilich angehalten werden mussten, bis ihre Identitäten festgestellt waren. Ihnen droht nun ein Strafantrag wegen Hausfriedesbruchs und Sachbeschädigung.
http://www.20min.ch/schweiz/basel/story/Blaulicht-Ticker-Region-Basel-21295403
-> https://telebasel.ch/2018/08/03/unbekannte-besetzten-pro-rheno-areal/?channel=105100
-> http://www.onlinereports.ch/News.117+M5a66d36fde7.0.html
-> http://www.polizei.bs.ch/nm/2018-kantonspolizei-raeumt-kurzfristig-besetztes-gaswerkareal-jsd.html

+++DROGENPOLITIK
Medizinalhanf aus Nahost: Libanon will in das Cannabis-Geschäft einsteigen
Der Libanon will sein berühmtestes Agrarerzeugnis legalisieren. Der Export soll die darbende Wirtschaft unterstützen.
https://www.srf.ch/news/international/medizinalhanf-aus-nahost-libanon-will-in-das-cannabis-geschaeft-einsteigen

Wirtschaftsfaktor Cannabis – «Libanon will sich diesen Boom nicht entgehen lassen»
Die Entkriminalisierung von Cannabis scheint salonfähig. Dem Libanon wird das sogar von McKinsey empfohlen. Warum?
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/wirtschaftsfaktor-cannabis-libanon-will-sich-diesen-boom-nicht-entgehen-lassen

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Ziviler Ungehorsam gegen den Klimawandel
Seit Freitagnachmittag haben Umweltaktivisten ihre Zelte beim Bahnhof Pratteln aufgeschlagen. Geplant sind Workshops und Vorträge – und die Vorbereitung von Aktionen. Ziel des geballten zivilen Ungehorsams ist unter anderem auch der Basler Ölhafen.
https://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/ziviler-ungehorsam-gegen-den-klimawandel-132879120

+++REPRESSION DE/G-20
Der Dokumentarfilm »Der Gipfel – Performing G20«
Die Straße als Protestbühne
Der Film »Der Gipfel – Performing G20« dokumentiert die Performances und Kunstaktionen gegen den G20-Gipfel in Hamburg im vergangenen Jahr. Auch die Demonstrationen werden thematisiert. Zwangsläufig kommt dadurch auch der umstrittene Polizeieinsatz ins Bild.
https://jungle.world/artikel/2018/31/die-strasse-als-protestbuehne

+++SEXWORK
tagesanzeiger.ch 03.08.2017

Prostituierte fürchten sich vor Arbeitsverbot

Vier Sexarbeiterinnen aus Zürich sprechen über das Prostitutionsverbot. Sie fürchten sich davor, Schutz und Einkommen zu verlieren.

Ana (42), Portugiesin

Während des Gesprächs steht Ana auf, diskutiert stehend, raucht, gestikuliert. Sie ist eine temperamentvolle Frau. «Dieser Beruf», sagt sie, habe ihr Geld gebracht, ökonomische Stabilität, Unabhängigkeit. Sie streicht ihr blondes Haar nach hinten. Nirgends könne sie so flexibel arbeiten. Und sie lasse sich von Männern nichts sagen, bestimme ihre eigenen Regeln. Wenn ein Mann etwas verlange, was sie nicht machen wolle, wie Sex ohne Kondom, sage sie Nein.

Gelernt hat Ana Kosmetikerin, vor über 20 Jahren. Sie hat bereits in Spanien, Portugal, Deutschland und Holland als Prostituierte gearbeitet. Portugal hält sie für liberaler als die Schweiz. Dort könnten Frauen überall eine Wohnung mieten, um als Sexarbeiterin tätig zu sein, erzählt sie. Hier hingegen müsse man vieles bezahlen wie Beiträge für die Krankenkasse. Dafür habe man mehr soziale und politische Stabilität.

Sie habe diesen Beruf gewählt, weil sie sich und den drei Kindern so das Wichtigste ermöglichen könne, was sie zum Leben brauchen. Ana ist alleinerziehend und stolz, ihre Rechnungen, Altersvorsorge und Steuern selbst bezahlen zu können. Dafür hat sie sich stundenweise in einem Zimmer im Langstrassenquartier eingemietet. Sie hat Massage und Sex angeboten, aber nicht jeden Tag. Weil die Preise eingebrochen sind, arbeitet sie noch als Putzfrau.

Ein Prostitutionsverbot wäre schlecht, sagt Ana. Sie würde trotzdem weiterarbeiten. Grundsätzlich will sie aber nicht, dass es zu einem Verbot kommt. Sie fürchtet, dass sie dann weniger geschützt wäre, und es im Allgemeinen zu mehr sexueller Belästigung kommen würde.

Susanna (31), Ungarin

Susanna arbeitet und wohnt in Zürich in einem kleinen Zimmer ohne Tageslicht. Darin steht ein schmales Bett, ein Schrank, Fernseher, Ventilator. Eine Wand ist rot bemalt. 3000 Franken Miete zahlt sie im Monat. Als sie den Raum zeigt, steht ihr Koffer bereits gepackt neben der Tür. Am nächsten Tag reist Susanna nach Hause, 20 Stunden in den Osten. Ihr Sohn hat Sommerferien. Susanna würde weiterarbeiten, auch unter einem Prostitutionsverbot: «Natürlich käme ich wieder, wie viele andere.» Sie pendelt seit einigen Jahren zwischen Ostungarn und der Zürcher Langstrasse hin und her, um Geld zu verdienen. Damit finanziert sie zu Hause mehrere Menschen, ihren jugendlichen Sohn, ihre Mutter, die Kinder ihrer Schwester, ihren behinderten Bruder. An einem guten Freitag verdiene sie 2000 Franken. In einem guten Monat bis 10’000, schätzt sie – daheim in Ungarn ein unvorstellbares Vermögen.

Susanna hat keine Ausbildung und glaubt nicht, eine andere Arbeit zu finden, bei der sie ähnlich verdiente. Deshalb folgte sie vor Jahren einer Bekannten, die ihr von Zürich erzählte. Erst stand sie auf dem Strassenstrich am Sihlquai, verstand kein Deutsch. Beim ersten Kunden habe sie geweint, sagt sie. Inzwischen lache sie über die Männer.

Auf ihren Sohn ist Susanna sehr stolz, zeigt Bilder auf ihrem Handy. Ihre Fingernägel sind lang und hellrosa, passend zu ihrem pinken Minikleid. Er solle es besser haben, sagt Susanna. Sie wisse, was Hunger sei, habe Gemüse von Feldern gestohlen. Nun habe sie für ihn eine Wohnung kaufen können, sogar Möbel habe die Mutter schon ausgesucht. Diese denkt, sie putze in der Schweiz. Das sei besser, sagt Susanna. Sonst mache sie sich zu viele Sorgen. «Mütter machen sich immer Sorgen.»

Sie erlebte auch Gewalt in Zürich, von einem Zuhälter. Diesem begegnete sie im Langstrassenquartier. Die beiden freundeten sich an, bis er sie zwang, Geld abzugeben. Er schlug sie, sperrte sie im Zimmer ein. Es sei ihr schlecht gegangen, sie habe wegen dieses Mannes Antidepressiva nehmen müssen. Irgendwann hatte sie den Mut, ihn anzuzeigen. Inzwischen hat ihn ein Gericht erstinstanzlich verurteilt. Das, sagt sie, wäre ohne die Hilfe von Stadtpolizei und Behörden niemals möglich gewesen. Wenn Prostitution verboten wäre, hätte sie sich wohl nicht getraut, den Mann anzuzeigen. Susanna sagt: «Uns würde der Schutz vor der Gewalt fehlen, und wir bekämen auch keine Hilfe mehr.» Davor habe sie Angst.

Waranya (56), Thailänderin

Auf etwas ist Waranya stolz: Sie als Frau ohne Ausbildung sorgt heute für ihre Familie. Sie hat vier Kinder, das jüngste ist ein Teenager. Sie trage entscheidend zum Familienbudget bei, sagt sie. Umso mehr, seit ihr Mann krank geworden ist. Er ist Schweizer, sie lernten sich in ihrem Salon in Zürich kennen. Waranya redet sanft, ist zurückhaltend und ernst. Sie sagt: «Dank meiner Arbeit brauchen wir keine Sozialhilfe.» Ihre Kinder wissen von ihrem Job. Sie erklärte ihnen, sie arbeite mit Männern, damit sie genügend Geld hätten, vor allem für Schulbildung. Trotzdem will sie nicht mit richtigem Namen in der Zeitung stehen, weil sie auf die Gefühle der Kinder Rücksicht nehmen wolle. Sie nennt sich nicht Prostituierte, betont die Berufsbezeichnung Sexarbeiterin mehrfach. Sie wünscht, weiterhin so selbstbestimmt arbeiten zu können wie in den vergangenen 18 Jahren.

In Thailand hat sie auf Reisfeldern gearbeitet und kaum etwas verdient. Ihr erster Mann war früh verschwunden, zahlte nicht für die Familie. In der Schweiz hat sie nun ein Auskommen, mit dem sich gut, aber nicht überschwänglich leben lasse. Zudem könne sie als Selbstständige ihre Zeit frei einteilen. Sie begleitet ihren Mann zum Arzt oder ihren Sohn zum Sportturnier, wann die Termine eben anstünden. Waranya sieht nicht ein, weshalb sie ein Arbeitsverbot erhalten soll. Das wäre ihr keine Hilfe. Die Bewilligung hingegen sei ihr bester Schutz. Auf das Prostitutionsverbot angesprochen, wird sie energisch und sagt: «Hört auf, uns zu belehren! Lasst uns einfach unsere Arbeit machen.»

Karin (29), Schweizerin

Als Karin beschloss, Prostituierte zu werden, ging sie äusserst akribisch vor. Sie studierte Zürcher Bordelle, klickte sich durch deren Websites, verglich Angebote und Preise, Lage und Grösse. Sie wählte ein Etablissement als Arbeitsort, das im Zürcher Bankenviertel liegt, in der Nähe des Paradeplatzes. Es war ein Bordell, wo Diskretion sehr wichtig ist, sich Freier auf dem Gang nicht begegnen, wo Karin ihr Bild nicht auf eine Internetsite stellen musste. So vermied sie, von einer Bekannten oder einem Verwandten entdeckt zu werden.

Karin ist Prostituierte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Jetzt arbeitet sie abends auf dem Zürcher Strassenstrich in Altstetten, 25 Stunden pro Woche. Sie schätzt, pro Monat 8000 Franken zu verdienen. Karin erzählt ruhig und detailliert, raucht mehrere Zigaretten. Sie ist eine kleine Frau mit einem gewinnenden Lächeln, meist ungeschminkt unterwegs. Ein Prostitutionsverbot hiesse für sie: «Ich müsste meine Selbstständigkeit und meinen gut bezahlten Job aufgeben.» Das will sie nicht. Karin ist ihr Arbeitsname, ihren richtigen will sie nicht in der Zeitung lesen. Er tönt aber ebenso bodenständig. Sie ist Schweizerin, 29 Jahre alt und hat eine solide Ausbildung. Karin zahlt Steuern und achtet darauf, dass ihr Jahreseinkommen nicht höher steigt als 100’000 Franken. Sonst müsste sie als Einzelfirma Mehrwertsteuern zahlen.

8000 Franken ist fast doppelt so viel Geld, wie sie als Angestellte verdient habe, bevor sie Prostituierte wurde, sagt sie. Seit der Lehre sei sie von drei Firmen wegen Reorganisationen entlassen worden, vor die Tür gestellt aus wirtschaftlichen Gründen. Beim dritten Mal hatte sie genug vom Arbeitsamt, wollte nicht mehr Dutzende Bewerbungen schreiben und um eine «Stelle betteln». Im Bordell, sagt sie, frage niemand nach einem Arbeitszeugnis. Jetzt habe sie einen Job, mit dem sie ihr Leben gut finanzieren könne. Spass haben müsse sie an einer Arbeit nicht. Aber es gebe auch immer wieder schöne Momente mit Freiern. Prostituierte will Karin bleiben, zumindest bis Mitte 30. Bis dann, hofft sie, genügend Geld für Wohneigentum gespart zu haben.

Gäbe es ein Prostitutionsverbot, würde Karin aufhören. Auch wenn, wie im Fall von Schweden, Freier bestraft würden und nicht sie als Prostituierte. Sie wolle aber nicht Geld verdienen mit einer Dienstleistung, die ein Freier gar nicht beanspruchen dürfte, sagt sie. Sonst wäre sie ja Teil eines illegalen Geschäfts.

Das Problem sind die Dumpingpreise

Die Stadt hat vor fünf Jahren umfangreich geregelt, wann und wo Prostitution erlaubt ist. Sie hat für 2,4 Millionen Franken Strichboxen in Altstetten geschaffen und Zonen in der Stadt, wo Prostitution auf der Strasse erlaubt ist. Zürich hat das Thema damals vorangetrieben wegen der unhaltbaren Zustände auf dem Strich am Sihlquai.

2017 gab es in Zürich knapp 200 bewilligte Strassenprostituierte, dazu rund 140 bewilligte Salons. Kleinstsalons, in denen nur eine Frau arbeitet, brauchen keine Bewilligung mehr. Diese Zahlen erhebt die Stadtpolizei. Sie macht hingegen keine Schätzungen dazu, wie gross die Zahl der Prostituierten in Zürich insgesamt ist. Das Sicherheitsdepartement von Karin Rykart (Grüne) hält in seinem jüngsten Bericht fest: Die Situation in Zürich habe sich entspannt.

Die Probleme sieht das zuständige Sozialdepartement von Raphael Golta (SP) zurzeit in den Preisen. Diese seien in den letzten Jahren gesunken, sagt Sprecherin Heike Isselhorst. Eine Folge des Preisdumpings sei, dass Frauen ihre Dienstleistungen vermehrt ohne Kondom anbieten würden. Das Risiko, sich mit einer Krankheit anzustecken, sei so gestiegen. Isselhorst bezeichnet auch die Gewalt als Problem, vor allem ausserhalb des Strichplatzes. Auf dem Platz selber sei es bisher zu keinen schweren Gewaltvorfällen gekommen wegen der Präsenz der Sicherheitsleute von SIP Zürich und der Beratungsstelle Flora Dora. (meg)
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadtzuerich/prostituierte-fuerchten-sich-vor-arbeitsverbot/story/13829274)

Ein Verbot der Prostitution wird teuer
Wer das Sexgewerbe illegal machen will, muss ¬den Frauen bei der Suche nach neuer Arbeit helfen.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/ein-verbot-der-prostitution-wird-teuer/story/11191053

+++GRENZWACHTKORPS
Wegen Umgang mit Bodypackern – Kritik an Oberwalliser Grenzwächtern
Die Grenzwacht ordnete im Verdachtsfall grosszügig Computertomographien an – auch bei Schwangeren. Meist unnötig.
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/wegen-umgang-mit-bodypackern-kritik-an-oberwalliser-grenzwaechtern
-> http://www.20min.ch/schweiz/romandie/story/Schwangere-mussten-regelmaessig-zum-Roentgen-11438668

+++ANTIRA
Rassismus ist eine Position der Schwäche
Europa ist weniger frei von Diskriminierung, als es scheinen mag. Davon kündet die Bewegung um #MeTwo. Sie bringt uns weiter.
https://www.derbund.ch/ausland/europa/rassismus-ist-eine-position-der-schwaeche/story/17172473

antira-Wochenschau: Pläne für europäische Sammellager, über Marokko nach Spanien, wegen Italien nach Libyen
https://antira.org/2018/08/03/antira-wochenschau-plaene-fuer-europaeische-sammellager-ueber-marokko-nach-spanien-wegen-italien-nach-libyen/