Medienspiegel 30. Juli 2018

+++BASEL
Solidarität und Widerstand statt Nationalfeiertagsparty
women*breaking boarders summer bus tour 2018: Für Bewegungsfreiheit! Für das Recht zu kommen, zu gehen und zu BLEIBEN! mehr Infos hier: women-in-exil.net
**** Die Bustour macht am 1. August 2018 um 11:30 Halt an der Baseler Otterbachgrenze (Grenzübergang Basel/Weil am Rhein, Nähe Bässlergut)
Kommen, weitersagen und Freund*innen mitbringen!!!
https://barrikade.info/Solidaritat-und-Widerstand-statt-Nationalfeiertagsparty-1302

+++ZÜRICH
Zürichsee-Zeitung 30.07.2018

«Ich möchte mein Leben einmal selber finanzieren»

Der achtzehnjährige Judy Ali stammt aus Syrien und lebt seit drei Jahren in der Schweiz. Dank dem Coaching im Programm «go! plus 18» des Sozialen Netzes Bezirk Horgen (SNH) kann er Anfang August mit einer Coiffeurlehre in Thalwil beginnen.

Viviane Schwizer

«Wie meinen Sie?» fragt Judy Ali im Gespräch immer wieder höflich. Der junge syrische Kurde spricht noch nicht fliessend deutsch, da er erst seit drei Jahren in der Schweiz lebt. Er kann sich aber verständigen und von der Flucht aus seiner kriegsversehrten Heimat erzählen: Mit seinen Eltern und den vier Geschwistern lebte er in Damaskus, das er als sehr schöne Stadt in Erinnerung hat.

Als im Stadtteil, in dem die Familie wohnte, je länger je mehr Messerattacken und andere wüste Auseinandersetzungen einen normalen Alltag verunmöglichten, brachten die Eltern die jüngeren Kinder zu den Grosseltern nach Malikia ganz im Nordosten des Landes. Dort konnten sie die Schule besuchen. Als das Wohnviertel der Familie in Damaskus komplett zerstört wurde, wechselte auch der Rest der Familie in die syrische Kleinstadt, wo der Vater, ein Kleinunternehmer, aber keine Arbeit fand.

Über den Irak in die Schweiz

Als Judy Ali dreizehnjährig war, floh die siebenköpfige Familie dann von Syrien in den Irak. Dort leben die Eltern und ein Teil der Geschwister bis heute. Sie sind im benachbarten Ausland «gestrandet»: Der Vater ist gesundheitlich stark angeschlagen und darf im Land auch nicht arbeiten. Judy Ali realisierte, dass er im Irak keine Perspektiven hatte. Er entschloss sich daher für die Weiterreise in die Schweiz, da er im Land bereits ausgewanderte Kurden kannte.

Nach einer abenteuerlichen Reise über Land und Wasser passierte er die helvetischen Grenzen. Im Empfangs- und Verfahrenszentrum Kreuzlingen beantragte er Asyl. Heute hat er den Asylstatus vorläufige Aufnahme. Im Sozialen Netz Bezirk Horgen (SNH) wurde er im Programm «go! plus 18» dann gezielt gefördert und vor allem von Kirsten Mäsch, Coach Erstintegration, für den Start in die Lehre fit gemacht (siehe Kasten).

Judy Ali freut sich sehr, Anfang August eine Coiffeurlehre bei Aivar Star in Thalwil beginnen zu können, da das entsprechende Gesuch bewilligt wurde. «Das ist meine Chance», meint er und lächelt zum ersten Mal schüchtern. Die Motivation und das Interesse des jungen Mannes bewogen sowohl den Geschäftsinhaber wie die zuständige Berufsbildnerin, den kurdischen Syrer für die zweijährige Ausbildung zu verpflichten.

Dunkle Vergangenheit

Die Vergangenheit ist für Judy Ali aber weiterhin belastend: Seit drei Jahren hat er seine Eltern, geschweige denn seine Grosseltern, nicht mehr gesehen. Die Familie ist auseinandergerissen und an eine Rückkehr in die zerstörte Heimat ist nicht zu denken. Zudem fehle es den Daheimgebliebenen an fast allem, an Geld, Lebensmitteln, einer sicheren Unterkunft und medizinischer Versorgung.

Das Schlimmste sei aber die Rechtslosigkeit im Syrien, findet Judy Ali. Kurden würden dabei besonders schikaniert. Das sei in der Schweiz zum Glück völlig anders. Das Land sei ein Rechtsstaat. Willkür gebe es hier keine. Mehr mag er dazu nicht sagen. Er verdränge die Vergangenheit, sonst werde er traurig.

Gerne redet der junge Mann aber von der Zukunft: Er findet es super, dass er das Programm go! plus 18 besuchen durfte. Sein Ziel sei es, dereinst selber für seinen Lebensunterhalt aufzukommen. Dafür erlerne er seinen Traumberuf. Er kann es kaum erwarten, bis er mit Kamm und Schere sein Handwerk als Coiffeur unter Beweis stellen kann.

Grundausbildung für Jugendliche

«Go! plus 18» als Starthilfe ins Berufsleben

Das Soziale Netz Bezirk Horgen (SNH) führt seit elf Jahren das Programm «Go! plus 18». Zielgruppe dieses Coachings sind Jugendliche und junge Erwachsene, die gewillt sind, eine Grundausbildung zu absolvieren. Aufgenommen werden Personen, die sich freiwillig und motiviert für das Programmziel engagieren und Deutsch auf dem Niveau A2 verstehen und sprechen.

Laut Kirsten Mäsch, Coach Erstintegration, werden bei den Absolventen zuerst Abklärungen der beruflichen und persönlichen Möglichkeiten und Ressourcen getätigt und anschliessend Bildungslücken aufgearbeitet. Die Beratenden vom Zweckverband Soziales Netz Bezirk Horgen sind weiter behilflich bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Praktikumsplatz und begleiten die jungen Leute während der Ausbildung.

Auch jugendliche Flüchtlinge wie der 19-jährige Judy Ali werden vom SNH betreut: Der syrische Kurde kann nach einem Jahr im Programm «Go! plus 18» eine Ausbildung beginnen.

Im Coaching von «Go! plus 18» des SNH wurden im letzten Jahr (2017) 20 Personen begleitet, davon 4 anerkannte Flüchtlinge und 3 Asylsuchende. 11 schafften den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt, 3 von 4 der anerkannten Flüchtlinge. Vermittelt wurde in die Berufe bzw. Bereiche Coiffeur/Coiffeuse, Kaminfeger, Restaurationsfach, Maler, Gebäudereinigung, Gärtnerei, Detailhandel.

Das Programm kostet laut Kirsten Mäsch 3300 Franken monatlich pro Person. Für die Beratung und Begleitung während der Ausbildung werden 350 Franken monatlich erhoben. Für die Kosten kommen im Normalfall die Gemeinden des Zweckverbandes auf. Es bezahlt die Gemeinde, in der die Person wohnhaft ist. Die Erfolgsquote von «Go! plus 18» ist laut SNH gut: «Seit Jahren liegt sie deutlich über 50 Prozent, die im Jahr 2017 abgeschlossenen Fälle wiesen eine Erfolgsquote von 70 Prozent auf», sagt Kirsten Mäsch. Die Zahlen beziehen sich auf den Start in die Lehre. Es gibt keine Zahlen in Bezug auf den Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt. (vs)
(https://www.zsz.ch/horgen/ich-moechte-mein-leben-einmal-selber-finanzieren/story/28226396)

+++SCHWEIZ
Verschärfte Grenzkontrollen in Österreich: Jetzt durchqueren Flüchtlinge die Schweiz im Güterzug
Flüchtlinge kommen zunehmend über die Schweizer Grenze nach Deutschland – via Güterzug. Dem Schweizer Grenzwachtkorps ist das Phänomen bekannt. Kontrollen werden jetzt intensiviert.
https://www.blick.ch/news/politik/verschaerfte-grenzkontrollen-in-oesterreich-jetzt-durchqueren-fluechtlinge-die-schweiz-im-gueterzug-id8670314.html

+++BALKAN
Flucht – Das letzte Schlupfloch
Der Balkan galt als abgeriegelt. Nun hoffen viele auf einen Weg durch Bosnien-Herzegowina
https://www.freitag.de/autoren/tobias-mueller/das-letzte-schlupfloch

+++GRIECHENLAND
Die Gestrandeten von Chios
Die griechische Insel vor der türkischen Küste ist durch den EU-Türkei-Deal von 2016 zur Sackgasse für mehr als 2000 Flüchtlinge geworden.
https://www.derbund.ch/ausland/europa/die-gestrandeten-von-chios/story/13573647

+++ITALIEN
Flüchtlingspolitik: Über den Korridor nach Italien
Aus einem Lager in Äthiopien können Asylberechtigte direkt nach Italien gebracht werden. Dort angekommen haben sie es nicht leichter als andere, die über das Mittelmeer geflüchtet sind.
https://www.tagesschau.de/ausland/fluchtkorridore-italien-101.html

Die Piste
Weil Italien viele Flüchtlinge sich selbst überlässt, leben sie in wilden Barackenlagern. Das größte wächst auf dem ehemaligen Flugplatz von Borgo Mezzanone – eine Kleinstadt mit Läden, Moscheen, Bordellen und einer Mafia.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/wie-fluechtlinge-in-italiens-groesstem-slum-leben-15710906.html

+++SPANIEN
Migration: Spanien kommt ans Limit – Rendez-vous
40 Prozent aller Migranten, die im Mittelmeer unterwegs sind, erreichen Spanien. Die Zahl wächst jeden Tag. Die meisten erreichen das Festland bei Algeciras, der Hafenstadt an der Meerenge von Gibraltar. Gespräch mit dem Bürgermeister der spanischen Hafenstadt gesprochen.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=cecdd714-1bc2-483c-9b8e-7c5d8be6dedf
-> https://www.dw.com/de/spanien-migrationsziel-nr-1-ein-fall-f%C3%BCr-europa/a-44881148?maca=de-RSS_deu_Feedly_News-10729-xml-mrss

Zahl der Migranten steigt: Spanien scheint überfordert – Marokko schaut weg
Die marokkanischen Behörden sollen laut Frontex die Kontrollen gelockert haben.
https://www.srf.ch/news/international/zahl-der-migranten-steigt-spanien-scheint-ueberfordert-marokko-schaut-weg

+++MITTELMEER
«Man kann auf dem Meer keine Türen errichten» – Echo der Zeit
In Spanien warnen die Konservativen, dem Land drohe eine Invasion von Millionen afrikanischer Flüchtlinge. Doch bislang führen die Spanier die Debatte um die Einwanderung aus Afrika beachtlich besonnen. Obwohl ihr Land inzwischen das Eingangstor Europas für die Flüchtlinge geworden ist.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e676d8e7-341d-45be-9f8e-33642b8510b9

Die Fluchtroute hat sich verlagert – Echo der Zeit
Viele Menschen, die ihr Glück früher via Libyen versucht haben, kommen heute via Marokko. Nun wurde bekannt, dass Marokko von Spanien 60 Millionen Euro erhalten soll, um die illegale Migration zu reduzieren.
Wofür konkret soll das Geld verwendet werden? Fragen an Maghreb-Spezialisten Beat Stauffer.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=c59d7c04-f29b-4c21-bf8b-0cdf5f19c54b

Privates Rettungsschiff: „Aquarius“ kehrt ins Mittelmeer vor Libyen zurück
Das Schiff „Aquarius“ hatte ein politisches Ringen darüber ausgelöst, wo gerettete Flüchtlinge noch an Land gehen dürfen. Zuflucht fanden die Migranten in Spanien, jetzt sticht das Schiff wieder in See.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-rettungsschiff-aqarius-kehrt-ins-mittelmeer-vor-libyen-zurueck-a-1220805.html

+++EUROPA
NGOs zeigen sich in offenem Brief besorgt angesichts aktueller Haltung des UNHCR in der europäischen Migrationspolitik
Heute hat Sea-Watch, zusammen mit anderen NGOs, darunter Ärzte ohne Grenzen und Pro Asyl, einen Offenen Brief an den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, veröffentlicht: “Innerhalb der letzten Wochen hat UNHCR wiederholt seine Bereitschaft betont, als Exekutivorgan der europäischen Migrationspolitik zu fungieren, trotz bestehender menschenrechtlicher Bedenken an dieser Politik. Wir betrachten die aktuelle Haltung des UNHCR mit Sorge.”
http://ffm-online.org/2018/07/30/ngos-zeigen-sich-in-offenem-brief-besorgt-angesichts-aktueller-haltung-des-unhcr-in-der-europaeischen-migrationspolitik/

EU-Pläne für Asylzentren: 6.000 Euro pro Flüchtling
In Papieren, die der taz vorliegen, nennt Brüssel Details für Lager in und außerhalb der EU. Staaten, die freiwillig aufnehmen, sollen Geld erhalten.
http://taz.de/EU-Plaene-fuer-Asylzentren/!5520426/
-> http://taz.de/Kommentar-EU-Asylplaene/!5520429/

Fluchtrouten nach Europa – Forscher fordert Aufnahmezentrum in Spanien
In Spanien kommen immer mehr Menschen an, die Fluchtrouten verlagern sich. Nun fordert ein Vordenker des EU-Türkei-Flüchtlingspakts ein europäisches Flüchtlingszentrum in dem Land.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/gerald-knaus-empfiehlt-fluechtlingszentrum-in-spanien-100.html
-> https://www.nzz.ch/international/migrationsforscher-schlaegt-fluechtlingszentrum-in-spanien-vor-ld.1407498

+++LIBANON
Syrische Flüchtlinge im Libanon: Hoffen auf die neuen Regelungen zum Familiennachzug
Ab dem ersten August können Flüchtlinge in Deutschland mit eingeschränktem Schutzstatus ihre Angehörigen nachholen. Allerdings gibt es eine Beschränkung von 1.000 Personen pro Monat. In Zeltlagern in der libanesischen Bekaa-Region warten meist Ehefrauen und Töchter auf eine Wiedervereinigung in Deutschland – manche schon seit Jahren.
https://www.deutschlandfunk.de/syrische-fluechtlinge-im-libanon-hoffen-auf-die-neuen.1773.de.html?dram:article_id=424142

+++ISRAEL
Contrary to Israel’s Claim, Switzerland Says It Doesn’t Forcibly Return Asylum Seekers to Eritrea
Israelis supporting deportations have held on to a recent Swiss ruling permitting the return of Eritreans in some cases, but the Swiss Embassy in Israel says forced expulsion is ’not permitted and not reasonable‘
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-switzerland-unlike-israeli-claims-we-don-t-forcibly-return-eritreans-1.6320337?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

+++ERITREA
Eritreas Öffnung lässt bei den Medien noch auf sich warten
Das ostafrikanische Land gehört zu den Ländern mit der massivsten Zensur weltweit
Die lange verfeindeten Länder Äthiopien und Eritrea setzen ihre Annäherung fort. Dabei sind in Eritrea seit 2001 alle privaten Zeitungen verboten, das Internet wird überwacht, Journalisten verfolgt.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1095864.eritreas-oeffnung-laesst-bei-den-medien-noch-auf-sich-warten.html

+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Roma hinterlassen Dreck und Müll: Jetzt spricht der Bauer
Fahrende haben in einem Quartier in Kölliken mächtig für Wirbel gesorgt. Nun nimmt der Bauer, der ihnen das Gastrecht gab, die Romas in Schutz.
https://www.telem1.ch/35-show-aktuell/26332-episode-montag-30-juli-2018/62537-segment-roma-hinterlassen-dreck-und-muell-jetzt-spricht-der-bauer

+++GASSE
Experte nach Messerstecherei: Koks macht Zürcher Partyvolk aggressiv
Immer wieder kommt es im Zürcher Nachtleben zu Schlägereien und Messerstechereien. Szenekenner Alex Flach warnt vor Koks, das aggressiv mache.
https://www.nau.ch/nachrichten/schweiz/2018/07/30/experte-nach-messerstecherei-koks-macht-zurcher-partyvolk-aggressiv-65381857

+++DROGENPOLITIK
Der Fürst will beim Cannabiskonsum die harte Linie fahren
Der Kampf gegen den Hanf sei ohnehin nicht zu gewinnen. Die Grün-Alternativen im Fürstentum Liechtenstein fordern deshalb eine Auflockerung des Hanfverbots. Die Regierung warnt vor einem Alleingang vor anderen Ländern.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/hanfdebatte-im-furstentum-ld.1041767

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Communiqué zur Demo „Nutztierhaltung abschaffen“
Am letzten Samstag (28-07-18) nahmen sich – trotz Ferien und trübem Wetter – mehr als 500 Menschen die Strassen von Bern, um für die Abschaffung der Nutztierhaltung zu demonstrieren.
https://barrikade.info/Communique-zur-Demo-Nutztierhaltung-abschaffen-1303

Bundesgericht: Bewilligungsgebühren für Tierschutzdemo sind zu hoch
Der Verein gegen Tierfabriken Schweiz (VgT) hielt im Juli 2016 in Gossau (SG) eine Kundgebung ab. Der Kanton St. Gallen verlangte dafür eine Bewilligungsgebühr von 500 Franken. Diese sei zu hoch, befand nun das Bundesgericht.
https://www.nzz.ch/schweiz/bundesgericht-bewilligungsgebuehren-fuer-tierschutz-demo-sind-zu-hoch-ld.1407552
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kessler-gewinnt-gegen-kanton-ld.1041540

+++POLIZEI CH
Migranten geben der Polizei gute Noten
Einwanderer und ihre Kinder bringen Politik, Justiz und Polizei mehr Vertrauen entgegen als die alteingesessene Bevölkerung.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/migranten-geben-der-polizei-gute-noten/story/27327467