Medienspiegel: 27. Oktober 2016

+++BASEL
Flüchtlinge bleiben durchschnittlich drei Wochen in Muttenz
Das geplante Flüchtlingszentrum in Muttenz hatte für Schlagzeilen
gesorgt, weil plötzlich unklar war, ob die Flüchtlinge länger in
Muttenz bleiben als der Bund und die Gemeinde vereinbart hatten. Nun
reden viele von einem «Sturm im Wasserglas».
http://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/fluechtlinge-bleiben-durchschnittlich-drei-wochen-in-muttenz
->
http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/asylzentrum-feldreben-bund-verspielt-das-muttenzer-vertrauen-130673310
->
http://www.20min.ch/schweiz/basel/story/Bund-stoesst-Muttenzer-Gemeinderat-vor-den-Kopf-10633445
->
http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/bund-bricht-sein-wort-asylsuchende-sollen-doppelt-so-lang-bleiben-duerfen-130670686
-> https://telebasel.ch/telebasel-news/?channel=15881 (ab 06:09)

Basler Zeitung 27.10.2016

Vergebliche Aufregung in Muttenz

Der Bund will beim Bundesasylzentrum die Spielregeln ändern – und
krebst wieder zurück

Von Christian Horisberger und Thomas Dähler

Muttenz. Grosse Aufregung gestern in Muttenz: Das geplante
Bundesasylzentrum Feldreben werde als normales ­Bundeszentrum zwecks
Unterbringung Asylsuchender genutzt und vorerst nicht wie geplant als
Registrierungszentrum, hatte das Staatssekretariat für Migration (SEM)
in Bern Recherchen der

Basellandschaftlichen Zeitung

bestätigt. Bei der Gemeinde und beim Kanton löste diese Neuigkeit
heftige Betriebsamkeit aus, würden damit Asylsuchende doch wesentlich
länger als angekündigt in Muttenz bleiben. Doch gestern Abend krebste
der Bund zurück. Das SEM liess die Koordinationsstelle für
Asylbewerber des Kantons Baselland in Liestal wissen, dass der Bund
allen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Kanton und Gemeinde
nachkomme und in Muttenz ein Registrierzentrum in Betrieb nehme, in
dem sich Asylsuchende wie geplant während drei Wochen aufhalten würden.

Wörtlich heisst es in der Stellungnahme des SEM: «Gemäss den
Vereinbarungen, die zwischen dem Staats­sekretariat für Migration, dem
Kanton Basel-Landschaft und der Gemeinde Muttenz abgeschlossen wurden,
dient das Bundesasylzentrum Muttenz namentlich der Erstaufnahme, der
Registrierung sowie Befragung von Asylsuchenden. Das
Bundesasyl­zentrum Muttenz wurde ausdrücklich zu diesem Zweck mit der
notwendigen Infrastruktur ausgestattet. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer im Bundesasylzentrum Muttenz soll dabei rund drei
Wochen betragen. Erfahrungsgemäss ist die Aufenthaltsdauer von
Asylsuchenden in den Bundeszentren in Phasen hoher Gesuchszahlen
kürzer, bei tiefer Auslastung der Bundeszentren länger.»

Vorerst nur geringe Zahl

Vorgesehen sei, dass der Bund das Zentrum am 1. November übernimmt und
dort in rund zwei Wochen die ersten Asylsuchenden aufnimmt und
registriert. Vorerst werde nur eine geringe Zahl Asylsuchender
erwartet. Aufgrund der saisonalen Schwankungen werde jedoch im
Frühling 2017 mit mehr Asylsuchenden gerechnet. Nach der Registrierung
würden die Asylsuchenden zur weiteren Unterbringung vom Bund auf die
Kantone verteilt.

Gemeindepräsident Peter Vogt erklärte gestern, es würde sich um einen
Vertragsbruch handeln, wenn das SEM in Muttenz ein normales
Bundeszentrum zwecks Unterbringung Asyl­suchender einrichten würde,
widerspräche dies doch der zwischen Kanton und Gemeinde getroffenen
Vereinbarung, sagte er.

Noch bevor gestern die Klarstellung aus Bern eingetroffen war,
erklärte der Muttenzer Gemeinderat sogar in einer Mitteilung, er sei
«erstaunt», dass nach fast einem Jahr Vorbereitungsarbeit von Bund,
Kanton und Gemeinde und gegenseitigem Vertrauen nun kurz vor der
Eröffnung des Zentrums durch das SEM die Vertragsbestimmungen
«anscheinend einseitig verletzt werden». In der Vereinbarung werde
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass jegliche Zweckänderung der
Zustimmung des Gemeinderats be­darf.

Wäre das SEM gestern Abend nicht zurückgekrebst, hätte Muttenz mit
einem etwa doppelt so langen ­Aufenthalt der Asylsuchenden rechnen
müssen. Gemäss Asylgesetz können Asylbewerber in einem normalen
­Empfangszentrum für längstens 90 Tage beherbergt werden. Er sei im
ersten Moment fassungslos gewesen, als er von den Plänen des Bundes
erfahren habe, sagte Gemeindepräsident Vogt.

Für den Gemeinderat wäre eine ­längere Aufenthaltsdauer nicht
hinnehmbar. Denn: Der Gemeinderat hatte die gegenüber dem
Registrierzentrum kritisch eingestellte Bevölkerung be­­schwichtigt,
indem man auf die relativ kurze Verweildauer der Asylbewerber in
Muttenz hinwies. Während einer Registrierungsphase sind Asylsuchende
mit dem Aufnahmeprozedere, der Registrierung und Befragungen
beschäftigt und erkunden kaum die örtliche Umgebung. «Das war damals
unser stärkstes Argument», sagte Vogt der BaZ. Unter dieser
Voraussetzung habe die Muttenzer Bevölkerung die Einrichtung des
Bundeszentrums schliesslich auch akzeptiert.

Nach Einschätzung Vogts wird das Sicherheitskonzept fürs Asylzentrum
überarbeitet werden müssen. Dieses war aufgrund mehrerer Einsprachen
gegen das Baugesuch «mit Mühe und Not» erstellt worden, so der
Präsident. Die Einsprachen wurden daraufhin zurückgezogen, der Weg war
frei für die temporäre Umnutzung der früheren Fabrikhalle auf dem
Feld­reben-Areal.

Zu den Einsprechern hat die Rennbahnklinik gehört. Der BaZ erklärte
­Klinikleiter Philip Klopfenstein gestern: «Wir sind mit dem
Asylkoordinator im Kontakt und verfolgen die Entwicklung rund um das
Bundesasylzentrum sehr aufmerksam.» Die Klinik hatte in ihrer
Einsprache Sicherheitsbedenken geltend gemacht. Das weibliche
Pflege­personal solle auch in einer Nachtschicht sicher im Dunkeln zum
Parkplatz gelangen können, hatte Verwaltungsrat Frank Denzler
argumentiert.

Schlechte Informationspolitik

Ein schlechtes Zeugnis stellte Gemeindepräsident Vogt gestern dem
Staatssekretariat für Migration für dessen Informationspolitik aus.
Als Betreiber des Zentrums habe dieses gegenüber Kanton und Gemeinde
eine Bringschuld. Jetzt aber müssten sich die Gemeinde Muttenz und der
Baselbieter Asylkoordinator Rolf Rossi beim Bund bemühen, die Fakten
zu beschaffen.

Kopfschütteln löst die Kommunikation des Bundes auch beim Prattler
FDP-Präsidenten Daniel Schneider aus. Fair sei das nicht, sagt
Schneider. Doch seien Veränderungen der Flüchtlingsströme schwierig
vorauszusehen, meinte er immerhin verständnisvoll.

+++GLARUS
Tunesier nach Suizid-Versuch gestorben
Am frühen Mittwochnachmittag hat sich ein Mann in Netstal GL in Brand
gesteckt. Heute ist er an den Folgen der schweren Verletzungen
gestorben.
http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Tunesier-nach-Suizid-Versuch-gestorben-23575126

+++LUZERN
Schädrüti: Gemeinsam integrieren
Im Schulhaus Schädrüti ist Leben eingekehrt. Seit diesem Sommer
besuchen Kinder und Jugendliche aus Asylzentren der Stadt und
Agglomeration Luzern dort den Unterricht.
http://luzerner-rundschau.ch/stadt/detail/article/schaedrueti-gemeinsam-integrieren-0096928/

+++ST. GALLEN
Tiefere Strafe schützt Kosovarin nicht vor Ausschaffung
Sechs Jahre nach ihrer Verurteilung wegen Gefährdung des Lebens und
Körperverletzung stand eine Kosovarin erneut vor Gericht. Wegen ihrer
psychischen Erkrankung musste ihr Fall neu beurteilt werden. Besonders
bitter: Das neue Strafmass hätte kaum zur Ausschaffung geführt.
http://www.zsz.ch/obersee/tiefere-strafe-schuetzt-kosovarin-nicht-vor-ausschaffung/story/20325191

Neues Asylzentrum: Altstätten bleibt sachlich
Kritische Stimmen gab es zwar an der Informationsveranstaltung zum
geplanten Bundesasylzentrum. Trotzdem blieb der Anlass
grossmehrheitlich nüchtern und sachlich. Ende November stimmen die
Altstätter ab.
http://www.srf.ch/news/regional/ostschweiz/neues-asylzentrum-altstaetten-bleibt-sachlich
-> http://www.tvo-online.ch/mediasicht/46490

+++URI
Uri will Verteilschlüssel für Asylbewerber auf Gemeinden
In Uri sollen Asylbewerber künftig nach einem bestimmten
Verteilschlüssel gleichmässig auf die Gemeinden verteilt werden. Zu
diesem Schluss sind die Kommunen an einem Workshop zum künftigen
Asylwesen gekommen. Eine Arbeitsgruppe soll nun konkrete Vorschläge
erarbeiten.
http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/uri-will-verteilschluessel-fuer-asylbewerber-auf-gemeinden
->
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/ur/uri/Uri-entwirft-Schluessel-fuer-Verteilung-von-Migranten-auf-Gemeinden;art97,876615
->
http://www.ur.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/welcome.php?action=showinfo&info_id=33675&ls=0&sq=&kategorie_id=&date_from=&date_to=

+++ZUG
Zug schafft Integrationsklasse für Flüchtlingskinder
Flüchtlingskinder, die im Kanton Zug untergebracht sind, sollen
künftig in einer separaten Integrationsklasse geschult werden. Dies
hat der Kantonsrat am Donnerstag in erster Lesung beschlossen. Ein
solches Angebot gibt es in der Stadt Zug.
http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/zug-schafft-integrationsklasse-fuer-fluechtlingskinder
->
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/zg/zug/Kanton-Zug-richtet-Integrationsklassen-fuer-Fluechtlingskinder-ein;art93,876668

+++ZÜRICH
SVP-Reimanns Engagement für Rapper Besko Es war ein Freundschaftsdienst
SVP-Nationalrat Lukas Reimann hat sich mit seiner Aktion in die
Nesseln gesetzt. Doch BLICK weiss, er tat es aus Freundschaft.
http://www.blick.ch/news/politik/svp-reimanns-engagement-fuer-rapper-besko-es-war-ein-freundschaftsdienst-id5668714.html

Gutmensch Reimann – Rabe-Info 27.10.2016 (ab 20:09)
Wenn Saulus plötzlich zum Paulus mutiert: SVP-Asyl-Hardliner Lukas
Reimann setzt sich ein für kriminelle Ausländer. Ein freitäglicher
Radioblog am Donnerstag

AHUPA / Late Shift / Gutmensch Reimann

«Ich bin kein krimineller Ausländer»
Rapper Besko erklärt, was er sich von der Unterstützung von
SVP-Politiker Lukas Reimann erhofft. Und er stellt klar: «Ich werde
weiterkämpfen.»
http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/-Ich-bin-kein-krimineller-Auslaender–31282699
->
http://www.derbund.ch/leben/gesellschaft/besko-alleine-reicht-nicht-fuer-die-praevention/story/14687660
->
http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/formular-nicht-ausgefuellt-nicht-mal-besko-sieht-sich-als-haertefall-id5666547.html?utm_source=twitter&utm_medium=social_page&utm_campaign=bli

+++SCHWEIZ
Zwischenbericht: Kantonale Integrationsprogramme auf Kurs
Bern. Zwei Jahre nach dem Start der Kantonalen Integrationsprogramme
zeichnet sich ab, dass der eingeschlagene Weg sich bewährt. Die
Programme erweisen sich als flexibles Instrument, um situativ
angepasst die Integrationsförderung weiter zu entwickeln. Die
Entwicklungen in den Kantonen sind unterschiedlich weit
fortgeschritten. Nicht zuletzt auch aufgrund der Flüchtlingssituation
bleiben aber die Herausforderungen gross.
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/aktuell/news/2016/2016-10-27.html

Ausländerstatistik 3. Quartal 2016
Bern. In den ersten neun Monaten des Jahres 2016 ist die
Nettozuwanderung in die Schweiz im Vergleich zur gleichen Periode des
Vorjahres um 6,9 % zurückgegangen. Der Wanderungssaldo lag bei 44 334
Personen, gegenüber Ende September 2015 entspricht dies einer Abnahme
von 18,3 %. Mehr als zwei Drittel (68,5 %) der ständigen ausländischen
Wohnbevölkerung stammen aus den EU/EFTA-Staaten.
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/aktuell/news/2016/2016-10-270.html
->
http://www.nzz.ch/schweiz/migration-weniger-zuwanderer-in-den-ersten-neun-monaten-ld.124617
->
http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/schweiz/sinkender-migrationsdruck-fast-ein-fuenftel-weniger-personen-in-die-schweiz-eingewandert-130674488

+++DEUTSCHLAND
Mythen über Flüchtlinge I: Anstieg der Kriminalität
Sprecherin des BKA: »Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche«
Hundertausende Menschen suchen hierzulande Zuflucht. Sie stoßen nicht
nur auf Hilfsbereitschaft, sondern auch auf viele Klischees. Wir haben
nachgeschaut. Mythos 1: Flüchtlinge bringen mehr Kriminalität.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030160.mythen-ueber-fluechtlinge-i-anstieg-der-kriminalitaet.html

Mythen über Flüchtlinge II: Die Welt kommt nach Deutschland
Tatsächlich sind es nur 1,7 Prozent der global auf der Flucht
befindlichen Menschen
Hundertausende Menschen suchen hierzulande Zuflucht. Sie stoßen nicht
nur auf Hilfsbereitschaft, sondern auch auf viele Klischees. Wir haben
nachgeschaut. Mythos II: Die ganze Welt kommt nach Deutschland.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030163.mythen-ueber-fluechtlinge-ii-die-welt-kommt-nach-deutschland.html

+++FRANKREICH
«Mission erfüllt» – wirklich?
Die französischen Behörden sind stolz auf die Räumung des
«Dschungels». «Mission erfüllt», tönen sie. «Ein riesiger Witz» für
die Hilfswerke vor Ort.
http://www.20min.ch/ausland/news/story/-Mission-erfuellt—-wirklich–14263255

„Dschungel“ in Calais: Politik der verbrannten Erde
Bei der Räumung des „Dschungels“ in Calais fällt auf, wie schnell
Hütten und Zelte in Rauch aufgehen. Bulldozer planieren das Gebiet.
http://taz.de/Dschungel-in-Calais/!5349565/

Geräumtes Flüchtlingslager: Calais ist abgeholzt, aber nicht menschenleer
Der Dschungel von Calais brannte, und die Migranten mussten gehen. Das
ehemals grösste Flüchtlingslager Europas ist geräumt – doch Dutzende
von Minderjährigen wurden zurückgelassen. Wie geht es nun weiter?
http://www.nzz.ch/international/aktuelle-themen/geraeumtes-fluechtlingslager-calais-ist-abgeholzt-aber-nicht-menschenleer-ld.124540
-> http://taz.de/Raeumung-des-Dschungels-von-Calais/!5352191/

Lager von Calais Kinder und Jugendliche müssen im Freien schlafen
Das Flüchtlingslager von Calais ist geräumt, sagen die Behörden. Doch
zwischen den zerstörten Hütten und Zelten müssen Kinder und
Jugendliche im Freien übernachten, sagen Helfer.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/calais-kinder-und-jugendliche-nach-raeumung-offenbar-ohne-unterkunft-a-1118504.html

Behörde: Mehrheit der Menschen aus Camp in Calais asylberechtigt
Paris – Im aufgelösten Elendslager im nordfranzösischen Calais haben
nach Angaben der Behörden vor allem Menschen mit Asylanspruch gelebt.
In den vergangenen zwei Jahren beantragten mehrere tausend Bewohner
des wilden Flüchtlingscamps am Ärmelkanal bereits Asyl in Frankreich.
http://www.blick.ch/news/ausland/fluechtlinge-behoerde-mehrheit-der-menschen-aus-camp-in-calais-asylberechtigt-id5665045.html

+++GROSSBRITANNIEN
»In Eritrea hat sich nichts verändert« – umfassendes Urteil aus
Großbritannien mit Strahlkraft
Der Upper Court in Großbritannien hat in einem umfangreichen Urteil
die aktuelle Situation in Eritrea untersucht und festgestellt: Die
Gefährdungslage für Verweigerer des »Nationaldienstes« besteht
weiterhin fort. Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge muss
man das zur Kenntnis nehmen.

»In Eritrea hat sich nichts verändert« – umfassendes Urteil aus Großbritannien mit Strahlkraft

+++MITTELMEER
Im Einsatz auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt
Wie Freiwillige auf dem Mittelmeer Flüchtlinge vor dem Ertrinken
retten. Begleiten Sie eine Crew auf der gefährlichsten Fluchtroute der
Welt – im 360-Grad-Video.
http://www.derbund.ch/auto/im-einsatz-auf-der-toedlichsten-fluchtroute-der-welt/story/15664917

Nato im Mittelmeer: Ankara hält Ägäis-Mission für unnötig
Wegen türkischer Widerstände ist die Zukunft des Nato-Einsatzes in der
Flüchtlingskrise ungewiss. Dies, obwohl die Nato der EU bei der
Schlepper-Bekämpfung im zentralen Mittelmeer hilft.
http://www.nzz.ch/international/europa/tuerkei-will-aegaeis-mission-beenden-die-nato-sucht-ihre-rolle-im-mittelmeer-ld.124643

Fast hundert Geflüchtete nach Unglück vor Libyen vermisst
Weitere Seenotrettung: Dänisches Handelsschiff nimmt 339 Migranten von
drei Schlauchbooten auf
Nach einem Bootsunglück vor der libyschen Küste sind fast hundert
Flüchtlinge zunächst vermisst worden. Bisher konnten nur 29 Menschen
gerettet werden. Es ist nicht das einzige Drama an diesem Tag im
Mittelmeer.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030212.fast-hundert-gefluechtete-nach-unglueck-vor-libyen-vermisst.html

Massengrab Mittelmeer
Gezielte Maßnahmen der Europäischen Union machen Überfahrt für
Flüchtlinge immer gefährlicher
http://www.jungewelt.de/2016/10-28/028.php

Ein Grab mitten im Friedhof
Die See liegt da wie ungebügelte Satin-Bettwäsche. Seit gestern sind
wir nur noch Toten begegnet. Am Abend kam ein Schnellboot der «Bourbon
Argos» vorbei, um uns den Körper der toten Frau, den wir gegen Mittag
geborgen hatten, abzunehmen. Und um uns gleichzeitig ein «migrant
boat» mit 18 Leichen zu übergeben. Die «Bourbon Argos» hatte an jenem
Tag zwei Boote geborgen, darin fanden sich auch 29 tote und 6 lebende
Personen, die so rasch wie möglich in ein richtiges Spital gebracht
werden mussten. Dem grossen MSF-Schiff fehlte der Platz und die Zeit,
alle Toten aufzunehmen. So übernahmen wir das MigrantInnenboot über
Nacht und banden es an der «Sea Watch 2» fest. Ein Beiboot voller
Leichen, ein kleines Massengrab an unserer Seite, das wir über den
grossen Friedhof, der das Mittelmeer ist, neben uns her zogen. Die
Blinklichter der Schwimmwesten, die noch im Boot waren, leuchteten
während der ganzen Nacht weiter, obwohl es für ihre TrägerInnen keine
Rettung mehr gab.
http://www.woz.ch/blog/mission-mittelmeer/2016/10/26/ein-grab-mitten-im-friedhof

Mittelmeer: 25 Menschen tot geborgen, 246 gerettet
25 Frauen und Männer sind am Dienstag in einem Schlauchboot auf dem
Mittelmeer gestorben. 246 Menschen konnten von dem Team von an Bord
des Rettungsschiffes Bourbon Argos aus zwei Schlauchbooten gerettet
werden.
http://www.msf.ch/de/news/medienmitteilungen/detail/mittelmeer-25-menschen-tot-geborgen-246-gerettet/

UN: Mehr Migranten im Mittelmeer umgekommen als 2015
Italiens Wirtschaftsminister droht mit Aufnahmestopp von Flüchtlingen
Im bisherigen Jahresverlauf sind mehr Migranten im Mittelmeer
umgekommen als im gesamten Jahr zuvor, das sei die schlimmste Bilanz,
mit der man bislang konfrontiert worden sei, gab der Sprecher des
UNHCR heute bekannt 3.800 Menschen seien bei der Überfahrt im
Mittelmeer “gestorben oder verschwunden”, so William Spindler.
http://www.heise.de/tp/artikel/49/49826/1.html
->
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030203.so-viele-tote-gefluechtete-im-mittelmeer-wie-nie-zuvor.html
->
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030212.ueberlebende-fluechtlinge-im-mittelmeer-vermisst.html

+++ÄGYPTEN
Flucht aus Ägypten
Das nordafrikanische Land ist eine der wichtigsten Transitregionen für
Migranten. Aber im Zuge der Wirtschaftskrise brechen auch immer mehr
Einheimische nach Europa auf. Die Rückendeckung der EU für das Regime
in Kairo wird zum Problem
http://www.jungewelt.de/2016/10-28/052.php

+++LIBYEN
Verteidigungsminister-Treffen in Brüssel: NATO will EU vor Libyens
Küste unterstützen
“Sophia” – so heißt die Marinemission vor der libyschen Küste mit der
die EU gegen Schleuserkriminalität vorgeht. Und seit einiger Zeit auch
gegen Waffenlieferungen an mögliche IS-Milizen. Bei beiden Vorhaben
erhält die EU künftig Unterstützung der NATO.
http://www.tagesschau.de/ausland/nato-libyen-101.html
->
https://www.afp.com/de/nachrichten/26/nato-unterstuetzt-eu-bei-mittelmeer-einsatz-vor-libyen

Der lange Weg der Flüchtlinge nach Libyen
Die Überfahrt nach Europa ist für Hunderttausende Afrikaner die letzte
Etappe einer Flucht, die schon zuvor lebensgefährlich ist. Viele
schaffen es nicht einmal bis ans Mittelmeer.
http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-der-lange-weg-der-fluechtlinge-nach-libyen-1.3222668

EU starts Libyan Coast Guard training
A group of 81 Libyan Coast Guard trainees and 5 supervisors left the
country on Wednesday to start training in the open sea as part of EU
Operation Sophia program.
The group left from Misrata Port onboard the Italian Navy’s San
Giorgio vessel. They training program is expected to last 4 months at
sea to promote skills of Coast Guard personnel in conducting rescue
operations and intercepting illegal boats.
On Tuesday, the German humanitarian group Sea-Watch urged EU
authorities to halt the training program following an alleged attack
on migrants by Libyan Coast Guard. The attack was denied by Libyan
authorities and the EU decided to go ahead with the training program.
http://www.libyaobserver.ly/news/eu-starts-libyan-coast-guard-training

+++LGBTI
Out and Bad: London’s LGBT Dancehall Scene (Full Length)
Noisey Films presents a new documentary about the LGBT Dancehall scene
in London. In the early 2000’s the UK saw an influx of young gay
Jamaican’s fleeing their country’s anti-gay laws. They would either
have to hide who they were or risk abuse and in some cases death, yet
on their arrival in the UK they found home and family in each other,
throwing the best underground Jamaican dancehall parties this side of
the Atlantic in the homeless hostels they sought refuge in.

Despite the homophobic lyrics within the songs, dancehall is a huge
part of their culture. The underground events originally took place in
hostels attracting hundreds of black and gay partygoers and quickly
grew in size, exploding into church halls in Brixton and the Old Kent
Rd, South London. With so many people attending the bashment parties,
promoters had to take notice, eventually taking residence in
nightclubs in Vauxhall, joining long-standing nights like Caribana and
Bootylicious.

For so many, the scene created a space and support network where young
people could come to terms with their sexuality and identity in their
own culture whilst struggling with issues of racism, homophobia,
transphobia and immigration. With exclusive access, Noisey along with
Kartel Brown, chronicle the history of London’s growing LGBT dancehall
community. We are proud to present Out and Bad.

Is Deanz the Only Lesbian Dancehall Artist in the World? – Noisey Meets Deanz
Noisey meets the UK’s first Lesbian dancehall artist. Inspired by Vybz
Kartel, Deanz is on a mission to tackle homophobia through dancehall
music. Although some popular dancehall songs contain homophobic
themes, from her love of women to her explicit lyrics, Deanz has a lot
more in common with some of her favourite male dancehall artists than
they’d care to imagine.

+++DROGENPOLITIK
»Wir beteiligen uns nicht an der Vertreibungspolitik«
Drogenprävention als Deckmantel für Polizeieinsätze und rassistische
Kontrollen in Hamburg. Gespräch mit Philipp Schmidt
http://www.jungewelt.de/2016/10-28/035.php

Streit über Drogenkontrollen in Hamburg: Überstunden für ein halbes Gramm
Mit großem Aufwand verfolgt die Hamburger Innenbehörde die Drogenszene
auf der Straße. Der Erfolg ist überschaubar, die Belastung für die
Polizisten groß
http://taz.de/Streit-ueber-Drogenkontrollen-in-Hamburg/!5349330/

+++BIG BROTHER
EU-Kommission treibt Informationsaustausch zwischen Polizei und
Geheimdiensten voran
Europas Polizeibehörden und Geheimdienste sollen besser vernetzt
werden. Das regt die EU-Kommission an und verweist auf den Kampf gegen
den Terrorismus. Aus Deutschland wird Kritik an den Plänen geäußert.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Kommission-treibt-Informationsaustausch-zwischen-Polizei-und-Geheimdiensten-voran-3372597.html

+++POLICE DE
Spiel mit Menschenleben
Erneut Todesopfer nach polizeilichem Pfeffersprayeinsatz. Linkspartei
fordert Verbot
http://www.jungewelt.de/2016/10-28/016.php

+++POLICE FR
EINE RÄUMUNG NACH DER ANDEREN
Bernhard Schmid: In Paris demonstriert die Polizei
In Frankreich demonstriert die Polizei nicht nur ihre Macht, sondern
auch zur Vertretung eigener Interessen.
http://jungle-world.com/artikel/2016/43/55067.html

Manifestation d’hommage à Rémi Fraisse / Paris – France 26 octobre 2016
300 personnes rendent hommage à Rémi Fraisse, tué à Sivens en 2014,
dans les rues de Paris. Quelques légers accrochages avec les forces de
l’ordre.
-> https://en.wikipedia.org/wiki/R%C3%A9mi_Fraisse

+++POLICE BERN
Berner Regierung will Body-Cams für Polizei prüfen
Die Berner Regierung ist bereit, eine gesetzliche Grundlage für
Bodycams zu prüfen. Deren Einsatz forderte der Stadtberner
Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP).
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/regierung-will-body-cams-pruefen/story/28823567
->
http://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-fac0c0264d674c2ca48ecbdd1a4bf413.html

Cupfinal-Krawalle beschäftigen die Justiz
Bern – Ein Zürcher Fan wehrt sich in Bern vor Gericht gegen seine
Verurteilung. Er kritisiert berittene Polizisten.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/cupfinalkrawalle-beschaeftigen-justiz/story/29581418

+++ANTIFA
Polizei zu Fascho-Konzert in Kaltbrunn SG «Wir haben nicht mit der
Pnos verhandelt»
ST. GALLEN – Trotz Einreisesperre trat der rechtsradikale
«Balladensänger» Philipp Neumann in Kaltbrunn SG auf – man habe das so
mit der Polizei verhandelt, behauptete ein Freund Neumanns. Die
Kantonspolizei St. Gallen widerspricht vehement.
http://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/polizei-zu-fascho-konzert-in-kaltbrunn-sg-wir-haben-nicht-mit-der-pnos-verhandelt-id5667893.html
->
http://www.srf.ch/news/regional/ostschweiz/polizei-liess-rechtsextremen-saenger-bei-pnos-feier-gewaehren
->
http://www.zsz.ch/obersee/polizei-liess-saenger-trotz-einreiseverbot-auftreten/story/21397495
->
http://www.kapo.sg.ch/news/kapo/2016/10/kaltbrunn–parteiveranstaltung-pnos–richtigstellung.html

Die Polizei hat ein Glaubwürdigkeitsproblem
Trotz Einreisesperre hat die St.Galler Kantonspolizei den Sänger der
Rechtsrock-Band Flak am Pnos-Anlass in Kaltbrunn auftreten lassen und
ihn erst danach ausser Landes gewiesen. Mit diesem zögerlichen
Verhalten hat sie sich einen Bärendienst erwiesen – ein Kommentar von
Sarah Gerteis.
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/Die-Polizei-hat-ihre-Glaubwuerdigkeit-verspielt;art120094,4802480

St.Galler Kantonspolizei liess Sänger gewähren
Die St.Galler Kantonspolizei bestätigt, dass sie den Sänger der
Rechtsrock-Band Flak am Pnos-Anlass in Kaltbrunn trotz einer
Einreisesperre auftreten liess – “aus Gründen der
Verhältnismässigkeit”, wie sie argumentiert.
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/Rechtsrock_trotz_Einreisesperre;art120094,4802276
->
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/polizei-liess-rechtsextremen-trotz-einreiseverbot-singen/story/13773364
->
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/Neonazis-verhoehen-St-Galler-Kantonspolizei;art120094,4800973
->
http://www.landbote.ch/polizei-liess-saenger-trotz-einreiseverbot-auftreten/story/21397495
->
http://www.zsz.ch/obersee/polizei-liess-saenger-trotz-einreiseverbot-auftreten/story/21397495
-> Schweiz Aktuell:
http://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=7016233e-59a4-48c5-a6f1-20e242d8a26f

Südostschweiz 27.10.2016

Jungpartei hinterfragt Grosseinsatz

Die Jungfreisinnigen des Kantons (JFSG) finden den Grosseinsatz der
Polizei in Kaltbrunn und Rapperswil-Jona übertrieben. In einem offenen
Brief werfen sie Fragen auf.

Ein massiver Polizeieinsatz, schreiben die JFSG, habe die zwei relativ
ruhigen Veranstaltungen begleitet: die Parteiversammlung der Partei
National Orientierter Schweizer (Pnos) in Kaltbrunn und die
Gegendemonstration dazu in Rapperswil-Jona, organisiert von der
linksradikalen Antifa Bern (die «Südostschweiz» berichtete). Die JFSG
hätten die Ereignisse am letzten Wochenende mit Besorgnis beobachtet:
die etwa 150 Polizisten in kompletter Kampfmontur, welche ungefähr 70
lautstark protestierende Linksautonome begleiteten. In der Altstadt
wurden mehrere Gassen durch Einsatzwagen versperrt und in der Luft
kreiste ein Einsatzhelikopter. Die sonst ruhige Rosenstadt habe an den
Drehort eines Hollywood-Streifens erinnert. In Kaltbrunn sei der
unwissende Bürger ebenfalls Zeuge eines Grosseinsatzes der Polizei
geworden.

Frage nach Verhältnismässigkeit

Die Kapazität für den Anlass der Pnos in Kaltbrunn sei auf etwa 100
Personen beschränkt gewesen. Wenn man die rund 70 Teilnehmer der
Gegendemonstration hinzuzähle, erscheine das Polizeiaufgebot als
masslos übertrieben. In einem offenen Brief an den Vorsteher des
Sicherheits- und Justizdepartements, Fredy Fässler, hinterfragen die
JFSG nun die Verhältnismässigkeit solcher Polizeieinsätze. Im Detail
wollen sie wissen: Wie hoch fallen die Kosten für den Steuerzahler
aus? Wer bezahlt die Gesamtrechnung dieser Einsätze? Aufgrund welcher
Beweislage rechtfertigt die Kantonspolizei derart unverhältnismässig
erscheinende Einsätze? Eine Frage der Sicherheit? Den JFSG sei
bewusst, dass die Polizei für Sicherheit sorgen müsse. Stehe ein
Einsatz aber im grossen Missverhältnis zur Bedrohungslage, erinnere
das an einen Polizeistaat. Die JFSG sind überzeugt, der Steuerzahler
verdiene eine Antwort auf die Fragen. Werde er doch
höchstwahrscheinlich zur Kasse gebeten. (eing)

Toggenburger Tagblatt 27.10.2016

Jedes Wort auf Goldwaage legen

Gemeindepräsident Rolf Züllig hat nach dem Neonazi-Konzert in
Unterwasser tagelang im Fokus der Medien gestanden. Er schildert nun,
wie er das erfahren und gemeistert hat.

Interview: Thomas Schwizer

Gut gelaunt kommt Rolf Züllig, der Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt
St. Johann, zum Gespräch auf die Redaktion. Ist ihm das Lachen in den
Tagen seit dem im Voraus nicht bekannten Neonazi-Konzert in seiner
Gemeinde vom 15. Oktober abends nicht vergangen? «Dafür gibt es keinen
Grund», stellt er spontan fest.

Als der Grossanlass der rechten Szene bekannt wurde, brach eine
«Medienlawine» über Sie herein. Traf Sie das völlig unerwartet?

Nein. Einen gewissen Medienhype habe ich ja schon erlebt, nachdem
Simon Ammann Olympiasieger geworden ist – natürlich in einem ganz
anderen Kontext und im positiven Sinn. Krisenkommunikation ist schon
etwas anderes. Doch auch darauf kann man sich ein Stück weit
vorbereiten. Vor circa 20 Jahren habe ich ein Medientraining
mitgemacht. Doch sehr viel läuft intuitiv ab. Wesentlich ist es, sich
bewusst zu sein, in welcher Situation man sich als Krisenkommunikator
befindet. Das kann man relativ rational machen.

Die Zahl der Medienanfragen war enorm. Wie gingen sie damit um?

Ich habe mir vorgenommen, wirklich alle Anfragen lückenlos zu
beantworten. Das ist mir fast vollends innert jeweils vier bis fünf
Stunden gelungen – das war nicht immer einfach. Von Sonntagmittag bis
am Dienstagabend musste ich alles andere verschieben und mich
vollständig auf die Medienarbeit konzentrieren.

Haben die Medien diesen Vorfall zu stark hochgespielt?

Ich habe für das grosse Medieninteresse absolutes Verständnis. Wir
sind überrumpelt worden von Menschen, die einen Menschen
verherrlichen, der sechs Millionen andere Menschen umgebracht hat.
Dass man darüber berichtet und im idealen Fall auch eine gewisse
Sensibilisierung für dieses Thema erreicht, ist richtig.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den Medien gemacht?

Man muss sein Gegenüber, in diesem Fall die Journalisten, in gewissem
Sinn als Anwalt der Leserschaft sehen. Sie haben die Pflicht, ihre
Leser, Hörer und Zuschauer sachlich über etwas zu informieren. Je nach
Medium – Zeitung, Radio, Fernsehen, Boulevardmedien – läuft das
Interview anders ab. Ich habe keine Mühe, mit einem Journalisten zu
sprechen, wenn ich seine Rolle akzeptiere. Er darf sich auch eine
Meinung bilden und einen Kommentar abgeben. Am besten finde ich den
journalistischen Weg mit einer sauberen Trennung von sachlichem
Bericht und einem Kommentar dazu.

Sie wurden von verschiedenen Journalisten interviewt – vom
renommierten Nachrichtenmagazin bis zu Boulevardmedien. Wurden sie
dabei immer korrekt zitiert?

Die Boulevardmedien neigen mehr dazu, ihre Berichte kommentierend zu
gestalten. Zum Neonazi-Konzert gab es sehr gute journalistische
Berichte und solche, die nach meiner Meinung von der übleren Sorte
waren. Bei Interviews und Stellungnahmen mit Radio- und
Fernsehjournalisten macht man viele Aussagen und nimmt zu
verschiedenen Punkten Stellung. Am Schluss wird bei der Ausstrahlung
oft lediglich eine kurze Sequenz daraus in einen Kontext gestellt.
Diesen Kontext kann ich als Interviewter nicht beeinflussen. Die
gleiche Aussage von mir kann also plötzlich als positiv oder negativ
erscheinen – je nach Kontext, in die der Journalist sie setzt.

Können Sie Beispiele der unerfreulichen Art nennen, über die Sie sich
gewundert oder geärgert haben?

Wenn ein Boulevardjournalist «verpflichtet» ist, unbedingt
Schlagzeilen zu erzeugen, dann wird am Schluss oft nicht ganz das
veröffentlicht, was man wirklich gesagt hat. So wurde der Entscheid
der Kapo, aufgrund der Einschätzung der Bedrohungslage nicht
einzugreifen, reduziert auf: «Die Polizei schaute tatenlos zu.»
Ähnlich war es mit einer Aussage von mir. Ich sagte, dass wir als
Gemeinde ein Gastwirtschaftspatent für eine Feier mit noch nicht so
bekannten Schweizer Bands und circa 800 Besuchern erteilten – und
keinerlei Hinweise darauf hatten, dass stattdessen ein Anlass mit
Bands und Besuchern aus der rechtsextremen Szene stattfinden würde.
Daraus wurde dann die Boulevard-Schlagzeile: «Gemeinde bewilligte
Nazikonzert.» Solche Reduktionen durch Journalisten sind unschön.

Worauf haben Sie als Auskunftgeber in Interviews besonders geachtet?

Es hat wohl mit Intuition zu tun, wie ich etwas schildere. Ich bin in
einer solchen Situation extrem der Wahrheit verpflichtet. Man darf
nichts ausschmücken oder verschweigen oder anders darstellen, als es
war, nichts beschönigen, aber auch keine falschen
Schuldeingeständnisse machen. Wenn man das berücksichtigt, dann kommt
das beim Gegenüber, also beim Journalisten, auch entsprechend an.

Und wenn Sie Boulevardmedien kein Interview geben?

Das wäre falsch. Dann würden sie erst recht nur das schreiben, was
ihnen passt. Im Krisenfall ist es wichtig, auch diese Medien sachlich
zu informieren . Man darf die Medien nicht negativ sehen. Ich erhielt
dank ihnen auch die Möglichkeit, eine Botschaft oder einen Appell zu
plazieren. So habe ich immer wieder plaziert, dass das Toggenburg
nicht der Nährboden für Rechtsextremismus ist. Medienarbeit ist
letztlich ein Mix aus sachlicher, ehrlicher Information,
Selbstoffenbarung und dem Aussenden einer persönlichen Botschaft.

Gab es aus der lokalen Bevölkerung Rückmeldungen zu Ihrer
«Krisen-Medienarbeit»?

Die gab es, und zwar ausschliesslich positive. In den ersten beiden
Tagen gab es von ausserhalb der Region sehr viele Schmäh-Zuschriften,
die extrem unter der Gürtellinie waren. Offenbar gehört auch das dazu.
Das drehte dann und es folgten die positiven Reaktionen. Das bereitete
mir dann sehr viel Freude.

Wir haben Ihr Krisenmanagement als positiv und sehr gut empfunden.
Sind Sie der Typ, der in solchen Situationen den richtigen Ton trifft?

Ein Naturtalent für Medienarbeit gibt es nicht. So richtig vorbereiten
auf eine solche Situation kann man sich nicht. Wichtig ist das
Bewusstsein, was passiert, was da abläuft. Man muss den Prozess vor
Augen haben und erkennen: Was wollen die Medien jetzt von mir? Und man
muss sich auch bewusst sein: «Was will ich von den Medien? Kann das,
was sie berichten, uns als Gemeinde, als Region letztlich auch etwas
bringen?» Dann kann man die Berichterstattung ein Stück weit auch
beeinflussen.

Wie belastend war für Sie der Medienmarathon?

Wenn das über einige Tage hinweg fast pausenlos der Fall ist, ist es
das Anstrengendste, die Konzentration auf einem sehr hohen Level zu
behalten. In der Medienarbeit muss man fast jedes Wort auf die
Goldwaage legen, muss man sich bewusst sein, dass manche Journalisten
eine vielleicht nicht ganz so durchdachte Aussage entsprechend
auslegen. Davor gefeit ist man aber nie.

Ist in einer solchen Situation Krisenmanagement mehr ein Agieren oder
ein Reagieren?

Situativ ist man eigentlich nur am Reagieren, agieren kann man nur in
gewissem Mass beim Gespräch mit einem Journalisten.

Werden Gemeindepräsidenten auf eine solche Krisensituation vorbereitet?

Ich erachte es als sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, was
in solchen Situationen passiert und welche Mechanismen dann spielen.
In Kursen für neue Behördenmitglieder wird meines Wissens auch der
Bereich Medientraining angeboten.

Können Sie aus Ihren aktuell gemachten Erfahrungen etwas an andere
Gemeindebehörden weitergeben?

Sicher jene, dass sich alle von der Vorstellung verabschieden: «Das
könnte bei uns nicht passieren.» Auf welche Art auch immer: Man kann
plötzlich mit einer solchen Situation konfrontiert werden – auch wenn
man vorher entsprechende Abklärungen macht, wie wir es jeweils tun,
bevor unsere Verwaltung ein Gastwirtschaftspatent erteilt.

Wie kann man eine Wiederholung eines solchen Anlasses möglichst verhindern?

Das geht nur mit dem Mittel der Sensibilisierung. Wir haben
beispielsweise viele schöne Gruppenunterkünfte auf unserem
Gemeindegebiet. Was dort stattfindet, liegt nicht im Einflussbereich
der Gemeinde, die brauchen kein Gastwirtschaftspatent. Die Verwalter
solcher Gebäude haben wir in einem ersten Schritt bereits
sensibilisiert, genau darauf zu achten, wer diese nutzen darf.
Diesbezüglich werden wir wohl nochmals einwirken.

+++GESCHICHTE
Werdenberger & Obertoggenburger 27.10.2016

Zeugen des Genozids an den Armeniern

Die Aufzeichnungen des Werdenberger Ehepaars Clara und Fritz
Sigrist-Hilty zum Armenien-Genozid im Ersten Weltkrieg sind in
Buchform erschienen. Gestern Abend wurde das Buch präsentiert.

Die Stadt Aleppo steht derzeit im Fokus des Syrien-Konflikts. Vor 100
Jahren war sie wichtigste Schnittstelle der Deportationsrouten des
Völkermordes an den Armeniern. Von 1915 bis 1918 mussten Clara und
Fritz Sigrist-Hilty in ihrem Haus in Keller/Fevzipaşa (nahe Aleppo)
ansehen, «wie der Durchzug der Armenier kein Ende nimmt und so manche
Lichtlein unten in felsig steiler Schlucht erloschen», während sie
oben in ihrem abgelegenen Häuschen ihren Alltag lebten und in ihrem
«heimeligen Stübli» das Familienglück genossen.

Gestern fand unter dem Patronat der Redaktion Werdenberger Jahrbuch
die Präsentation von Dora Sakayans Buch «Man treibt sie in die Wüste»
statt, erschienen im Limmat-Verlag.

Die 85jährige Autorin Dora Sakayan – in Saloniki als Kind armenischer
Flüchtlinge geboren – forscht in den Bereichen germanistische
Linguistik und Armenologie. Sie hat den «Teilnachlass Fritz und Clara
Sigrist-Hilty», den Rudolf Sigrist-Clalüna, einer der Söhne des
Ehepaars, 2005 der ETH Zürich zur Verfügung gestellt hat, verarbeitet.
Als Quelle diente Sakayan auch das 1970 erschienene Buch des Autors
Haig Aramian, der einzige armenische Bauarbeiter bei der Bagdadbahn,
dessen Leben Clara und Fritz Sigrist-Hilty retten konnten.

Reto Neurauter

Wichtig für Armenien und Schweiz

Der Aufmarsch zur Präsentation des Buches «Man treibt sie in die
Wüste» war gross, die Autorin Dora Sakayan gerührt – und die Polizei
«beschützte» diskret diese Veranstaltung.

Reto Neurauter

Extra angereist zu dieser Buchpräsentation im «Schäfli», Grabs (siehe
Front), war der Schweizer Botschafter in Armenien, Lukas Gasser. Er
war es auch, der die Autorin Dora Sakayan vor drei Jahren darin
unterstützte, das Buch zu schreiben. «Es freut mich, dass es nun
erschienen ist, und zudem vom so renommierten Schweizer Limmat-Verlag
verlegt wird», so Gasser.

Und dieser Verlag, so dessen Verlagsleiter Erwin Künzli, habe drei
Tage vor Weihnachten des vergangenen Jahres aus dem fernen Montreal
eine erste Textprobe bekommen. «Wir wussten sofort, dass wir dieses
Buch herausbringen müssen», so Künzli, «auch im Wissen darum, wie
brisant die politische Lage in Armenien ist.» Und das Buch soll auch
Mahnmal im 21. Jahrhundert sein.

Ein wirklich wichtiges Buch

Von einem wirklich wichtigen Buch spricht auch Hans Jakob Reich, der
Redaktionsleiter des Werdenberger Jahrbuchs, das in den Jahren 1991
bis 1994 vier Beiträge von Rudolf Sigrist-Clalüna, dem Sohn von Clara
und Fritz Sigrist-Hilty, unter dem Titel «Eine Werdenberger Familie im
Orient» publizierte. Reich betont, wie unermesslich der Wert dieser
Tagebucheintragungen von Clara Sigrist im Zusammenhang mit dem
Völkermord an den Armeniern sei. Das Buch trage einen weiteren Teil zu
dessen Aufarbeitung bei.

Das Ehepaar Sigrist habe während der Zeit dieses Völkermordes nicht
weit von Aleppo und damit wohl «an der wichtigsten Schnittstelle der
Deportationsrouten» gelebt, schreibt Wolfgang Gust, der Verfasser des
Vorwortes zum Buch. Er kennt sich aus, hat er doch selber drei Bücher
zu diesem Thema publiziert.

Und Sakayan ist gerührt und bewegt zugleich, dass sie ihr Buch zuerst
an dem Ort vorstellen darf, wo das Ehepaar Sigrist einen grossen Teil
ihres Lebens verbrachten. Dort, wo sie geboren wurde, verstarb sie
1988 auch: Clara Sigrist-Hiltys Leben endete nach 104 Jahren im
Städtchen Werdenberg. Ihr Mann Fridolin (Fritz) Sigrist erblickte im
Januar 1881 in Beirut das Licht der Welt. Unerwartet, aber nach einem
erfüllten Leben, ging dieses 1963 in Werdenberg zu Ende.

Man muss es lesen, um zu begreifen

Sakayan sprach von zwei Menschen, denen so viel Hingabe und
Hilfsbereitschaft beschieden war. «Ich fühle mich belohnt für die
immense Arbeit, die ich in dieses Buch steckte», so Sakayan. Und als
sie dann vor vier Tagen das Tagebuch von Clara wahrhaftig in den
Händen hielt – keine losen Kopien –, «da wurde alles in mir lebendig,
lückenlos habe ich nochmals nachvollziehen können, wie konsequent
Clara geschrieben hat und wie stolz sie auf ihren Mann war.»

Für die Tagebuchschreiberin sei immer das Ich, Hier und Heute
Ausgangspunkt ihrer Eintragungen gewesen. «Wann aber sie dieses
kalendarisch strukturierte Tagebuch geschrieben hat, konnte ich nicht
klar eruieren», so Sakayan. Man müsse es lesen, um das alles zu
begreifen, so die Autorin. Und sie betont abschliessend: «Das Buch ist
nicht nur wichtig für Armenien, auch für die Schweiz. Alle müssen zur
Aufarbeitung beitragen.»

Dora Sakayan, «Man treibt sie in die Wüste», Clara und Fritz
Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern
1915–1918, mit einem Vorwort von Wolfgang Gust, 304 Seiten, gebunden,
46 Fotos und Abbildungen, 34 Franken, 978-3-85791-815-5.