Freitag, 31. Juli – 2. August
Für den Abschluss der Velotour fuhren wir gemeinsam ans Buatsch Festival in Tersnaus. Das Festival, das auf der Idee aufbaut einen Nährboden zu säen „für Begegnungen zwischen Landschaft, Berg, Dorf und Mensch“ fand auf einem Bauernhof statt. Unsere Austellung zu den Bundesasyllager und unser Infotisch wurde von vielen Festivalbesucher*innen besucht. Der Link zur Ausstellung der Bundesasyllager findet ihr hier.
Zwischen wunderschönen Bergen und Feldern gab es leckeres Essen, Theatervorführungen, verschiedene Workshops und Musik zum Tanzen. Der Fluss neben dem Festival wurde mehrmals täglich zur Abkühlung benutzt. Die Velotourgruppe fühlte sich sehr wohl auf dem Festival. Wir kochten am Samstagabend spontan ein Apéro für alle Festivalgänger*innen. Am Sonntag organisierten wir noch eine öffentliche Austauschrunde über die Situation von Geflüchteten.
In der Scheune am Tanzen, unter dem wunderschönen Sternenhimmel und am Lagerfeuer, liessen wir die gemeinsamen Erlebnisse der letzten drei Wochen ausklingen. Vielen Dank ans Organisationsteam und alle Freiwilligen des Buatsch-Festivals für die Einladung der Velotour.
Auf der Velotour haben wir uns zusammen die Schweiz und die verschiedenen Formen des Schweizer Asylsystems kennengelernt und dabei viel gelacht und getanzt. Wir haben voneinander gelernt und persönliche Erfahrungen miteinander geteilt und Meinungen diskutiert. Es gab auch frustrierende, aufwühlende und traurige Momente, die uns den Kontakt mit anderen Personen verunmöglichten (zum Beispiel beim Ausschaffungsgefängnis Kloten oder bei den Bundesasylzentren Embrach und Glaubenberg). Unser Ziel war es gegen die Isolation und die Verwaltung in Lagern und für die Selbstbestimmung von geflüchteten Menschen ein kleines Zeichen zu setzen. Dies taten wir mit unserer Präsenz an verschiedenen Orten, mit Info-Flyern und Tischen, an Veranstaltungen und mit dem Knüpfen von persönlichen Kontakten.
Schweren Herzens fuhren wir am Sonntagabend zurück in den Alltag und freue uns, bald wieder an zukünftigen Aktivitäten, wie zum Beispiel, das gemeinsame Abendessen am dienstagabends im Hegnerhof in Kloten, zu sehen.
Ein superdickes Dankeschön an alle Tourteilnehmer*innen, lokalen Organisator*innen der eizelnen Ettappen-Orte und solidarische Unterstützer*innen der Velotour!
Dies sind die aktuellen Kampagnen und Projekte, die uns auf unserem Weg begleiteten, sind:
- Nothilfe ohne Zwang: Offener Brief von abgewiesenen Geflüchteten aus den Rückkehrzentren (RKZ) Zürich
- Protest vor dem SEM: Stop Isolation Bern
- Hungerstreik im Tessin: Hungerstreik in Camorino
- Dokumentations-Broschüre Basel: Gewalt gegen Geflüchtete
- Bündnis wo unrecht zu recht wird
Falls Ihr Lust habt, nächstes Jahr bei der Velotour mitzuwirken, meldet Euch gerne bei: velotour@wo-unrecht-zu-recht-wird.ch.
Donnerstag, 30. Juli Abreisetag
Die Velotour ist von Luzern zurück mit eine Bade-Zwischenstopp nach Zürich gefahren. Einige Tourmitglieder mussten wieder, um nicht von der Nothilfe abgemeldet zu werden, zurück in den Camps übernachten und am Abend und am Morgen unterschreiben.
Mittwoch, 29. Juli
An unserem letzten Tag in Luzern besuchten wir nochmals neue Orte und lernten neue Projekte kennen. Den Nachmittag verbrachten wir im RäZeL. Dort ist die Autonome Schule Luzern (ASL) einquartiert. Die ASL ist ein politisches Projekt, das sich aus Menschen mit allen Aufenthaltstiteln zusammensetzt. Sie hat das Ziel, durch Bildung emanzipiert an einer Welt ohne Autorität und Herrschaft zu arbeiten. Jeden Mittwoch Nachmittag findet das Deutschcafé statt, ein offener Treffpunkt für alle interessierten Menschen. Mehr Infos zur dazu gibt es hier.
Wir bauten unsere Ausstellung zur Geschichte des Schweizer Asylwesens und die Siebdruckanlage auf und produzierten T-Shirts, Pullis und andere Kleidungsstücke. Am Abend fuhren wir mit den Velos hoch zur Notunterkunft Ibach wo uns bereits eine herrlich duftende Gemüselasagne und Salat erwartete. Vielen Dank für das tolle Essen! Zusammen mit Bewohner*innen der Notunterkunft assen wir zu Abend und unterhielten uns. Asylsuchende mit einen Negativentscheid sind im Kanton Luzern einem äusserst strengen Regime ausgesetzt. Immer wieder werden Menschen in einem Akt von Racial Profiling auf offener Strasse von der Polizei kontrolliert und wegen illegalen Aufenthalts in der Schweiz zu Bussen und Gefängnisstrafen verurteilt. Wir bleiben dabei – Kein Mensch ist illegal!
Als es dunkel wurde, machten wir uns alle auf den Weg zum nahe gelegenen Wagenplatz, wo wir den Abend tanzend und feiernd ausklingen lassen durften. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!
Welche Befreiung drei Wochen Velotour für Menschen darstellen können, deren Alltag in der Schweiz von Isolation und Repression bestimmt ist, verdeutlicht folgendes Zitat eines Teilnehmers der Velotour:
„Das letzte Mal getanzt habe ich vor fünf Jahren in meinem Heimatland. Jetzt habe ich wieder einen Grund dazu.“
Teilnehmer der Velotour
Zum Schlafen ging es wieder zurück ins Eichwäldli. Das Eichwäldli ist nicht nur ein Ort des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, sondern veranstaltet auch ein tolles Programm. Wer mehr über die Aktivitäten dort erfahren möchte, klickt hier rein. Nochmals vielen Dank für die drei schönen Tage, die wir bei euch verbringen durften. Offene Häuser – Offene Herzen!
Dienstag, 28. Juli
Nach einem ausgiebigen Brunch trafen wir uns am Nachmittag im Eichwald mit Pfasyl und Bewohner*innen des Durchgangszentrums Grosshof. Im DGZ Grosshof sind vor allem Familien untergebracht. Pfasyl ist eine Gruppe von jungen Menschen, welche seit 2016 Freizeitaktivitäten für Kinder aus den DGZ organisiert. Wir spielten zusammen Fussball, assen Schlangenbrot und malten Schilder für die Demo am Abend.
Um 18:00 Uhr besammelten sich auf dem Mühlenplatz ca. 250 Menschen um gegen das Schweizer Asylregime zu demonstrieren. Organisiert wurde die Demo von der Gruppe RESolut, welche unter dem Slogan „Revolutionär, Emanzipatorisch, Solidarisch“ politische Aktionen in der Zentralschweiz durchführt. Auch der plötzlich eintretende Platzregen konnte der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Vor dem Amt für Migration wurde eine Rede gehalten, in der über die Geschehnisse vom Vortag auf dem Glaubenberg informiert wurde. Die Demo endete auf dem Eisenplatz, wo es leckeren Reissalat und vegane Grillspiesse zu essen gab.
Vielen Dank an alle Menschen und Gruppen aus Luzern, welche uns am heutigen Tag in unserem Anliegen unterstützt haben.
Hier noch ein paar Impressionen der Demo:
Halt in der Nähe des Amiga
Ein Medienbericht zur Demo gibt es hier.
Montag, 27. Juli, Ausflug auf den Glaubenberg
„Die Isolation durchbrechen“ – das Motto der Velotour d’Horizon erhielt am drittletzten Tag unserer dreiwöchigen Reise durch die Schweiz nochmals eine ganz neue Bedeutung. Nachdem wir Asyllager in verschiedenen Regionen besucht und uns mit geflüchteten Menschen und solidarischen Gruppen vernetzt hatten, stand am 27. Juli die Etappe auf den Glaubenberg auf dem Programm. Das Ziel: ein Besuch des wohl abgelegensten Asylzentrums der Schweiz. Das sogenannte „Bundesasylzentrum ohne Verfahrensfunktion“ liegt auf ca. 1530 m.ü.M., rund einen halben Kilometer von der Passhöhe entfernt, mitten im Tourismusgebiet. Erreichbar ist es fast ausschliesslich mit dem Privatauto. Maximal vier mal täglich fährt ein Postauto nach Sarnen, ausserhalb der Hauptsaison gibt es gar keinen öffentlichen Verkehr zwischen Sarnen und Glaubenberg. Ein Fussmarsch von Sarnen auf den Glaubenberg dauert mindestens fünf Stunden. Darüber hinaus dürfen die Bewohner*innen das Lager nur eingeschränkt verlassen. Um 17:00 Uhr müssen sie zurück im Lager sein. Wer zu spät kommt erhält eine Geldstrafe.
Nach der strapaziösen Fahrt bei strahlendem Sonnenschein trafen wir auf dem Glaubenberg eine Gruppe von soldarischen Menschen aus der Region, welche sich seit Jahren für die Bewohner*innen des Lagers engagiert. Beim Lager angekommen standen wir – wie erwartet – vor verschlossenen Türen: In die neuen Asylzentren des Bundes kommt grundsätzlich nur, wer eine spezielle Bewilligung beantragt. Unerwartet war jedoch, dass die Türen auch von innen verschlossen blieben. Vergeblich warteten wir darauf, dass sich Bewohner*innen aus dem Lager uns zum gemeinsamen Mittagessen anschlossen.
Die Mitarbeitenden der Sicherheitsfirma Securitas liessen die geflüchteten Menschen auf Anweisung der Migrationsbehörden an diesem Nachmittag nicht aus dem Zentrum. Diese Massnahme stand offenbar in Zusammenhang mit unserem letztjährigen Besuch auf dem Glaubenberg und dem Vorwurf, dass damals zu viel Lärm gemacht wurde. Dabei versuchten Menschen einzig durch den Zaun hindurch mit den Bewohner*innen zu sprechen.
Das Fazit des gestrigen Tages bleibt somit, dass die Situation im Lager auf dem Glaubenberg sinnbildlich ist, für die Entrechtung, Verwaltung und Isolierung von Geflüchteten. Die Ausgangssperren, Lagerregeln und die Erschwerung der Kontaktaufnahme zu solidarischen Gruppen verunmöglicht den Zugang zu ihren elementaren Grundrechten.
“Die Situation der geflüchteten Menschen auf dem Glaubenberg hat mich sehr berührt. Wir sind sehr oft mit negativen Gedanken beschäftigt, aber als wir dort waren dachte ich, dass wir dankbar sein können für alles, was wir haben. Wenn ich sehe, wie die Lage auf dem Glaubenberg ist, denke ich, dass wir alles haben, obwohl wir eigentlich nichts haben. Als Vergleich: Eine Person die keine Schuhe hat, beklagt sich darüber. Dann sieht sie eine Person die keine Beine hat und vergisst, dass sie keine Schuhe hat, weil sie nur noch Dankbar dafür ist, Beine zu haben. “
Tourteilnehmer aus Afghanistan
Via Sarnen fuhren wir nach Luzern, wo wir auf dem Wagenplatz Salzlager zum Essen empfangen wurden. Vielen Dank an die Köch*innen für das leckere Mahl. Gleich gegenüber im Eichwäldli dürfen wir uns für die nächsten drei Nächte vom Velofahren ausruhen. Vielen Dank an die Familie Eichwäldli!
Sonntag, 26. Juli Kehrsatz-Entlebuch
Heute morgen sind wir von Kehrsatz losgefahren. Bis Entlebuch sind es 70km! Ein paar Menschen sind von Anfang an mit dem Bus hochgefahren, andere sind dann halbwegs mit dem Bus rauf. Die meisten waren aber sehr motiviert und haben den ganzen Weg mit Fahrrädern gemacht.
Zum ersten Mal auf der Tour war Camping angesagt. Unsere Zelte durften wir in wunderschöner Landschaft im Garten einer solidarischen Familie aufschlagen. Vielen Dank für den herzlichen Empfang, das leckere Dessert und die ganze weitere Unterstützung. Wir haben den Abend sehr genossen. Und ein weiteres grosses Dankeschön an den Menschen, welcher uns ein aufwändiges veganes Abendessen kochte. Es war sooo lecker.
„Schöne Landschaften, manchmal war die Route anstrengend, manchmal auch easy. Es gab eine Haltestelle bei einem Kiosk wo wir alle Eis gegessen haben, danach konnte ich mit dem Bus gehen. Als wir ankamen mit dem Bus haben wir uns ein bisschen verfahren und sind hoch und runter und wieder hoch gefahren. -lachen-“
Tourteilnehmer aus Afghanistan
„Heute war sehr anstrengend. Aber wir haben nicht aufgegeben. Egal wie schwierig es ist, wir machen es, damit wir etwas verändern können.“
Teilnehmer von Afghanistan
Samstag, 25. Juli Drachenspielplatz, Bern
Der heutige Aktionstag wurde von der Berner Gruppe augenauf organisiert. Heute fuhren wir zuerst nach Bern vor das Bundesasylcamp Ziegler in Bern. Von dort haben wir Geflüchtete abgeholt, um gemeinsam zum Drachenspielplatz zu laufen. Dort spielten wir Fussball, Frisbee und führten Gespräche. Am Nachmittag gab es Essen und eine Austauschdiskussion von verschiedenen Gruppen aus Bern und Zürich zu den Problemen in den Camps und gemeinsame zukünftige Aktionen um eine gemeinsame Stimme gegen die Asylpolitik zu entwickeln.
Es wurde auch über die aktuelle Kampagne „Stop Isolation!“ informiert. Ein Mitglied der Gruppe erläuterten die Forderungen, die sie per Brief dem SEM und dem Kanton Bern stellten: Bewilligungen statt Illegalisierung, kein Leben in den Rückkehrzentren, die wie offene Gefängnisse sind, keine dauernden Polizeikontrollen aufgrund „illegalisierten“ Aufenthalts und keine Ausschaffungen, die ein Leben in dauernder Angst bedeuten.
Aktivist*innen aus Zürich erzählten von vergangenen und aktuellen Kampagnen. Es wurde, zum Beispiel, über die Unterschriftenkampagnen von den Bewohner*innen berichtet, die die Situation in den Rückkehrzentren in einem öffentlichen Brief an das Sozialamt, kritisieren. Die Besuchsgruppen des Bündnisses ‚wo Unrecht zu Recht wird‘, die wöchentlich die Lager im Kanton Zürich besuchen wurden beschrieben. Dies ist eine Möglichkeit, die Isolation zwischen den Bewohner*innen und der Gesellschaft zu durchbrechen. Die Idee ist aufgekommen, gemeinsam eine Veranstaltung im Herbst zu planen.
Zum Abschluss hat die Gruppe ‚Venge Destar‘ gesungen und Musik gemacht. Vielen Dank für die gute Stimmung! Uns hat es sehr gefreut, dass wir alle gemeinsam tanzen konnten.
„Mir hat es gefallen, dass wir alle zusammen im Kreis getanzt und geredet haben. Ich war glücklich und zufrieden. Es war schön mit allen zusammen zu sein und neue Leute kennnenzulernen.“
Tourteilnehmer aus Zürich
„Es war schön zu sehen, dass viele Leute gemeinsam weitere Aktionen organisieren wollen.“
Tourteilnehmer aus Kurdistan
Freitag, 24. Juli, Ins-Kehrsatz
Wir haben uns am morgen am Bahnhof Ins getroffen. Es sind viele Leute mit dem Zug und Auto dazugekommen. Mit einem guten Gefühl und Teamspirit fuhren wir los. Beim Rückkehrzentrum (Nothilfelager) Gampelen hielten wir an und lernten einige Bewohnern kennen. Sie erzählten uns über die Situation im Lager. Was uns schockiert hat ist, dass kein Besuch im Lager erlaubt ist. Wir finden, dass die Kontaktaufnahme so verunmöglicht wird. Das macht eine Beziehung zu Schweizer*innen schwierig.
„Ohne die Besuchsgruppen in die Notunterkünfte wäre die Organisation dieser Velotour sehr schwierig gewesen. Für mich sind die Kontakte ausserhalb des Camps sehr wichtig. So lerne ich die Schweiz besser kennen.“
Tourteilnehmer aus Zürich
Wir sind durch den Regen mit viel Elan weitergefahren und haben an einem schönen kleinen See Mittagspause gemacht. Über verschiedene steile Hügel fuhren wir nach Kehrsatz. Die Route war sehr sportlich und wir haben viel geschwitzt. Im Regen kamen wir in einem wunderschönen Hof an. Wir freuten uns sehr, endlich hier zu sein, Einige von uns haben dann im Regen getanzt. Am Abend haben wir dann leckeres Essen bekommen. Herzlichen Dank an die Köchinnen! Das Essen war das Beste!
Am Abend sassen wir an einem Lagerfeuer, haben geredet, getanzt und gesungen.
Donnerstag, 23. Juli Biel – Ins
Etwa die Hälfte von uns ist heute mit dem Fahrrad nach Ins weitergefahren, die Anderen mussten mit dem Kleinbus zurück in die Nothilfelager gebracht werden. Die Geflüchteten mit abgewiesenem Asylgesuch müssen regelmässig unterschreiben, um nicht als untergetaucht zu gelten. Ansonsten würden sie ihr Anrecht auf Nothilfe verlieren. Nothilfe bedeutet einen zugewiesenen Schlafplatz in einem Camp sowie 8.50CHF Taggeld für sämtlichen Bedarf von Mahlzeiten, Transport, Hygieneartikel, Medikamente usw. Da die Unterschrift zu bestimmter Zeit Morgens und Abends erfolgen muss, haben die Tourteilnehmer in den Nothilfelagern übernachtet und konnten erst am nächsten Tag zur Tour zurückkehren.
Mittwoch, 22. Juli Delémont-Biel
Wir sind morgens von ‚la Cantine‘ nach Biel gefahren. Auf dem Weg haben wir beim Lager Courtételle und in Undervelier angehalten. Am Abend wurden wir herzlich im Haus pour Bienne empfangen wo wir nach der langen und anstrengenden Etappe zu Abendessen gegessen haben.
Dienstag, 21. Juli 2. Tag in Delémont
Heute sind ein paar von uns schon sehr früh aufgestanden um ihre Fahrräder für die Weiterfahrt nach Biel fit zu machen. Wir durften die Velowerkstatt BicycleEddy in Delémont benutzen. Eddy hat uns viele Ersatzteile zur Verfügung gestellt und geholfen beim Reparieren, vielen Dank dafür! Auch Einige von uns sind mittlerweile sehr gut im Velo flicken. Danach sind wir in einen schönen verwilderten Garten in Courtételle gefahren und haben Schlangebrot und andere leckere Sachen gegrillt. Es gab eine kleine Information für die Leute von Delémont und Umgebung die uns in ihren schönen Garten eingeladen haben.
Am Abend sind wir zurück in die Cantine gefahren wo wir alle zusammen mit Eddy ein leckeres Abendessen genossen haben.
Montag, 20. Juli 1. Tag in Delémont
Einige von uns haben einen Velotour nach Undervelier gemacht wo wir zwei spannende Projekte angeschaut von Leuten die bei der Tour mitfahren. Das eine Projekt ist ein Haus, das öffentlich ist für alle Leute aus der Umgebung zum Essen, und das zweite ist ein Longo Mai Bauernhof. Uns hat der Ausflug in die Natur sehr gut gefallen und es war spannend zu schauen welche Produkte auf dem Longo Mai Hof produziert werden.
„Ich bin 20 Jahre alt, aber manchmal habe ich das Gefühl ich habe schon 200 Jahre Leben hinter mir. Ein so schöner Ort wie dieser hier lässt mich aber jünger werden, heute fühle ich mich wie 18.“
Tourteilnhemer aus dem Iran
Auf dem Weg haben wir Halt gemacht beim Lac Vert, welcher eiskaltes, grünes Wasser hat. Alle von uns haben sich trotz der tiefen Temperatur ins Wasser getraut. Diejenigen die Zuhause geblieben sind haben gekocht, geredet und im Fluss gebadet. Am Abend gab es eine Diskussion über das Thema Gesundheit in den Lagern.
Verschiedene Erfahrungsberichte von Personen aus den Camps wurden vorgelesen.
„Was ich hier will? Ich will nur Papiere und ein normales Leben. Wenn ich in meinem Heimatland ein gutes Leben hätte würde ich nicht hier her kommen und alles riskieren.“
Tourteilnehmer aus Kurdistan
Sonntag, 19. Juli, Velofahrt von Basel nach Delémont
Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir mit mehr als 50 Personen in Richtung Delémont. Es war super, mit so vielen Leute in der Sonne und mit mit Musik Velo zu fahren. Wir machten einen Zwischenstopp mit Mittagessen in Laufen und kamen am Nachmittag in ‚la Cantine‘ an. Am Abend wurden Karten gespielt, gegessen und Kochpläne für unseren Aufenthalt ‚la Cantine‘ geschmiedet. Nach dem Abendessen gab es noch ein gemeinsames Gespräch über die Situation von den Geflüchteten Velofahrer*innen und Vorbeireitungen für die öffentliche Diskussion, die morgen über das Thema Gesundheit in den Lagern, stattfinden wird.
Vielen Dank an das ganze Team von Delémont für die herzliche Gastfreundschaft!
„The Velotour is nice for me. It’s a different situation than in the camps. Normally, people don’t listen to us and our problems. It’s nice to be here and to talk about our problems and have people listen to us. I got deported four times from Switzerland and came back. I don’t did not come back for fun but because I have problems, I cannot stay there [in the place where he got deported]
Member of the Velotour who is afraid of being deported
! I want to stay here in Switzerland and be safe. Swiss people here don’t understand the lives of refugees and how it feels to be deported and have to flee over and over again. Why do they think I am here? I don’t want your money, I just want to be safe. I just want a life. That’s why I am here. I feel that people at least are a bit interested in my life. „
Samstag, 18. Juli, Tag in Basel
Unsere Velos im SURE*TU
Kurzer Halt am Messeplatz Basel
Die Velotour war den ganzen Tag über zu Gast beim Sure*TU. Es gab Essen, Sport, Siebdruck, Musik und einen politischen Input zum Bundysasyllager Basel („Camp 50“). Es steht am äussersten Stadtrand beim Grenzübergang Otterbach zu Deutschland und direkt neben dem Ausschaffungs- und Strafgefängnis Bässlergut. Lotfi, der diesen Frühling im Camp 50 lebte, beschreibt es so:
„Das Heim ist kein Camp, es ist ein Gefängnis. Wenn du die Mauern siehst, die Fenster – es gibt Sachen, die bereiten mir Schmerzen. Es gibt nicht den Geruch des Lebens darin. Schau dir die Farbe der Wände an, schau dir den Stacheldraht auf den Mauern an.“
Lotfi hat im Bundysasyllager Basel physische Gewalt erlebt und gesehen. Und er ist nicht der einzige. Viele Betroffene berichten, wie Securitas-Mitarbeitende sie provozieren und anschliessend in einem fensterlosen Raum (die „Zelle“) bringen und dort brutal zusammenschlagen. Basler Aktivist*innen haben die Aussagen von elf gewaltbetroffenen Menschen gesammelt, dokumentiert und mit dem Kollektiv der 3 Rosen gegen Grenzen in einer Broschüre veröffentlicht. Am Samstag beim Input haben wir zusammen die Aussage von Youssuf gelesen. Ihr könnt sie hier nachhören:
Die Aussagen von Youssuf und den anderen zeigen, dass diese Gewalt System hat und zur Struktur des Lagers dazugehört. In der anschliessenden Diskussionsrunde wurde Betroffenheit über die Aussage von Youssuf geäussert. Wir haben darüber geredet, wie wir die Broschüre zu Securitas-Gewalt weiter verwenden könnten, diskutierten mögliche Informationskanäle und sprachen uns für mehr Vernetzung zwischen aktivistischen Orten aus. Vielen Dank für alle Beiträge und Ideen! Und wie immer: Vielen Dank an die Gewaltbetroffenen – für ihren Mut und ihr Vertrauen, ihre Erlebnisse mit uns zu teilen.
Der Tag beim Sure*TU klang dann mit Impro-Jazz und später um die Feuerschale mit kurdischen Liedern aus.
Freitag, 17. Juli
Am Freitag haben wir uns am Nachmittag auf der Dreirosenmatte getroffen, da haben wir Plakate gestaltet und haben nach einem Willkommensgetränk eine kleine Velotour durch die Stadt gestartet. Wir haben unsere Fahrräder mit politischen Plakaten geschmückt. Von der Dreirosenmatte über den Messeplatz und danach dem Rhein entlang bis zur Capribar. Da hatten wir Abendessen und was getrunken. Danach haben wir uns in Richtung neues kino aufgemacht und dort den Film „No Apologies“ angeschaut. Im Anschluss gab es ein Gespräch mit dem Filmteam aus Lausanne.
Ps: Heute wurde in Radio X über die Velotour berichtet.
Donnerstag, 16. Juli, Velofahrt nach Muttenz
Heute hatten wir unseren ersten Platten im Fricktal. Dieses Gelegenheit haben wir für ein kleines Picknick genutzt. Wir waren 6 Stunden nass unterwegs von Baden nach Muttenz. In Muttenz wurden wir mit feinem Kurdischen Essen begrüsst.
Vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft.
Mittwoch, 15. Juli, Tag in Baden
Wir hatten heute einen ruhigeren Tag. Nach dem gemeinsamen Frühstück, gab es verschiedenen Aktivitäten: Fussballspiele, Siebdrucken von T-Shirts und gemeinsames Yoga. Einige haben sich die Stadt Baden angesehen und Andere haben sich im Pfadiheim ausgeruht.
Am Abend gab es wieder Essen im Kafi Royal und die öffentliche Filmvorführung mit einem Velokino. Der elektrische Strom für das Kino wurde durch das Strampeln von 10 Velofahrer*innen erzeugt. Im Velokino wurden drei Kurzfilme gezeigt: Unsere letztjährige Film „Velotour d’Horizon 2019“, Bikeygees und Seiten des Lebens, in dem ein Aktivist der Velotour mitgearbeitet hat.
Morgen geht’s weiter über Muttenz nach Basel!
Herzlichen Dank ans Kafi Royal für Eure Unterstützung!
Dienstag, 14. Juli, Winterthur – Baden
Es sind neue Velofahrer*innen dazugekommen. Willkommen!
Gemeinsam Hügel erklimmen
Der erste Stop war in Embrach: Wir haben die Besuchsgruppe Embrach kennengelernt und zusammen gegessen. Besuchsgruppen gibt es auch in den Notunterkünften Urdorf, Kemptthal, Glattbrugg, Adliswil und Hinteregg. Sie vernetzen sich mit den Geflüchteten im Lager. Mit einer kritischen Haltung gegenüber der Isloations- und Asylpolitik der Schweiz, versuchen sie die Bewohner*innen zu unterstützen. Falls Ihr Interesse habt beizutreten, gibt es mehr Informationen hier.
Der nächste Stop war im Bundeslager in Embrach. Einige Velotourfahrer*innen haben dort auch Zeit verbracht. Abseits der Öffentlichkeit werden hier Menschen entmächtigt und entrechtet. Im Januar 2020 sind die privaten Sicherheitsangestellten (vorher Securitas, jetzt Protectas) einen Bewohner gewalttätig angegangen. Es gibt hier eine umfangreiche Dokumentationsbroschüre zu diesem Thema.
Während unserem kurzen Stop in Embrach haben wir das Lied ‚la liberté‘ gespielt und gesungen. Er ist zu unserem Velotoursong geworden. Denn wir fordern Freiheit für alle Geflüchteten! Hier ist der Link.
Die Etappe von Winterthur über Embrach nach Baden war eine sportliche. Die Gruppe von 35 Personen mussten auf der Route viele Hügel hochradeln. Dies war vor allem sehr anstrengend für die Personen, die den Veloanhänger mit unserem Soundsystem gezogen haben. Schlussendlich sind wir alle sehr erschöpft angekommen und haben uns sehr über das Essen des Kafi Royals gefreut. Danke!
Am Abend haben wir noch im Pfadilager am Lagerfeuer geredet, getanzt und gesungen.
Montag, 13. Juli, Velofahrt durch Winterthur
Nach einem ausgiebigen Brunch in Winterthur, machten wir uns auf den Weg zum Lagerplatz. Dort stellten wir die Wanderplakate der Ausstellungen über die Bundeslager in der Schweiz und die Chronologie des Widerstands gegen das Asylwesen auf. Die Englische Version der Ausstellung über die Bundeslager findet Ihr hier: https://ausstellung.noblogs.org/exhibition-in-english/.
Danach fuhren wir in einer Velodemo durch die Stadt Winterthur. Nach einem kurzem Stopp im Asyllager Grützefeld sind wir weiter zum Bahnhof Winterthur gefahren. Dort hat eine Aktivistin eine Rede über die Notunterkünfte gehalten:
Am Abend haben wir gemeinsam in der Gisi gegessen und den Kurzfilm ‚Hotel City Plaza‘ geguckt. Danach gab es eine Diskussion über die Situation von Geflüchteten in der Schweiz. Personen der Velotour und Aktivist*innen aus Winterthur und Zürich haben ihre Erfahrungen, Wünsche und Widerstandsideen geteilt. Es wurde über alltägliche, institutionelle und strukturelle Ungleichheiten und Diskriminierungsmechanismen von der Geflüchtete betroffen sind gesprochen. Diese versuchen wir alle auf verschiedene Arten und Weisen zu bekämpfen.
Eine Möglichkeit sich zu engagieren ist, sich den Besuchsgruppen der Notunterkünfte und den Kampagnen des Bündnis ‚Wo Unrecht zu Recht wird‘ beizutreten. Mehr Informationen findet ihr auf: https://wo-unrecht-zu-recht-wird.ch/de/
Momentan gibt es im Kanton Zürich eine Kampagne von abgewiesenen Geflüchteten aus den Nothilfelagern. Sie haben einen offenen Brief an das Kantonale Sozialamt Zürich geschrieben: https://www.rkz-zuerich.com.
Herzlichen Dank an die Aktivist*innen aus Winterthur für die Gastfreundschaft, Unterstützung und Organisation! Auf bald!
„Das Spannende an der Diskussion nach dem Film war, dass verschiedene Betroffen über ihre Situation in der Schweiz geredet haben. Es gab ein sehr langes Gespräch über das Asylwesen, Dublin-Politik und Illegalität von Menschen. Mir hat es gezeigt, dass wir immer wieder mit Menschen über das Asylwesen mit Geflüchteten sowie die vielen verschiedenen Widerstandsmöglichkeiten diskutieren müssen. Der Austausch von verschiedenen Perspektiven, Erfahrungen und Wissen ist dabei sehr wichtig.“
Aktivistin der Velotour
Sonntag, 12. Juli, von Zürich nach Winterthur
Heute sind wir mit circa 40 Velofahrer*innen vom Kochareal nach Glattbrugg gefahren. Auf dem Weg haben wir viele Flyer verteilt. Dort haben wir zusammen leckeres Afghanisches Essen (Afghan Pulao Uzbeki) gegessen, das ein Bewohner des Nothilfelagers beim Flughafen gekocht hat.
Wir fuhren am Flughafengefängnis, wo viele unsere Freund*innen immer wieder gefangen sind, vorbei. Nach einem kurzen Stopp beim Nothilfelager in Kemptthal sind wir dann nach Winterthur gefahren.
Noch einige Eindrücke von verschiedenen Personen von den ersten paar Tagen:
„I came here one year ago and I got a negative asylum decision. Until now I thought that people in Switzerland don’t like refugees. I realized how racist the country is. They think the refugees are making problems. When I came to the Veltour d’horizon I realized that not everybody is the same and there are some people who are in solidarity with refugees and they like them. So not everybody wants refugees to go away. Now I think I can survive this situation. I have some hope for the future. Before, I didn’t have much hope. The Velotour gives me hope.“
Mitglied der Velotour aus Afghanistan
„Es macht mega Spass mit so vielen Leuten auf der Strasse zu sein. Es ist eine Möglichkeit, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie scheisse die Situation in den Notunterkünften und dem Ausschaffungsgefängnis in Zürich ist. Viele Leute haben sich für unsere Flyers interessiert. Ich finde es sehr wichtig, dass die Gesellschaft mehr über die Situation von Geflüchteten lernt. Sie sollen wissen, wie schlecht es in der Schweiz für uns läuft.“
Mitglied der Velotour aus der Autonomen Schule
Samstag, 11. Juli, erste Etappe
Der Start der Velotour! Nach einem leckeren Birchermüsli-Früstück sind wir mit circa 35 Personen losgefahren. Mit lauter Musik vom Velowägeli, dem „FEMobil“ der Frauen*-Gruppe der Autonomen Schule Zürich, machten wir uns auf den Weg nach Adliswil zum Nothilfelager in der Sihlau.
Wir hatten anfänglich ein paar lustige, aber ungefährliche Zusammenstösse. Mittlerweile haben wir uns ans gemeinsame Velofahren in der grossen Gruppe gewöhnt.
In Adliswil haben uns die Frauen, Männer und Kinder aus der Notunterkünften herzlich empfangen. Gemeinsam haben wir Fussball gespielt, gegrillt und unsere Fahrräder mit Kuscheltiere, Fahnen und Blumen geschmückt. Trotz Regen liessen wir uns den Spass nicht nehmen! Das Schlangenbrot war ein Hit. Es gab noch einen schönen Überraschungsbesuch: Uns hat es sehr gefreut einen langjährigen Aktivisten, der nun leider nach Deutschland gezogen ist, wieder zu sehen. Er hat die letzte Velotour mitorganisiert.
Auf dem Rückweg hörte es dann endlich auf zu regnen. Wir konnten bei sonnigem Wetter von Adliswil ins Kochareal entlang des Flusses zurückfahren. Im Kochareal hat eine aktivistische Gruppe für uns leckeres Essen gekocht. Nach dem Essen haben wir uns gemeinsam mit den Filmemacher*innen vom Kurzfilm „no apologies“ und Aktivist*innen aus dem Kochareal für eine Austauschrunde getroffen. Es gab einen Erfahrungsaustausch über Rassismus, Asyl und Illegalisierung.
Am Abend gab es im Kochareal die Vorführung des Films „no apologies“ mit den Filmemacher*innen vom Kollektiv Kibuko. Der Film beschreibt und analysiert das Thema Flucht, Rassismus, Illegalisierung und Polizeigewalt. Im nachfolgenden Diskussionsgespräch wurden die Themen des Films besprochen. Ein Mitglied der Velotour hat sich in der Diskussion über das Thema Rassismus geäussert.
„Ich fand es inspirierend, dass wir alle zusammen in Adliswil waren. Es war schön, dass Frauen, Männer, Kinder, ältere und junge Personen zusammen an einem Ort waren. So viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Ideen und Kulturen, die sich alle gut verstehen und zusammen einen Nachmittag verbringen, tut gut.“
Mitglied der Velotour aus Zürich
„Was an der Velotour gut funktioniert ist, dass wir auf der Strasse alle aufeinander schauen, aufeinander warten und für einander da sind. Zum Beispiel helfen wir einander über die Strasse und über Kreuzungen zu fahren. Man fühlt sich viel sicherer mit einer grossen Gruppe Velo zu fahren. Ich fühle mich so wohler und viel sicherer auf der Strasse.“
Pir Baba, Mitglied der Velotour
Freitag, 10. Juli, Start der Velotour
Vorbereitungs- und Kennenlerntag: Die Velotour hat diesen Freitag begonnen. Wir trafen uns im Kochareal und haben gemeinsam Fahrräder repariert. Wir haben viele Velo- und Essensspenden bekommen. Vielen lieben Dank an alle Leute, die uns unterstützt haben! Die Soliburgercrew hat für uns leckere vegane Burger gemacht. Nach einem lockeren Zusammensitzen und Vorbereitungsgesprächen haben wir im Kochareal übernachtet. Vielen Dank an das Kochareal für die nette Gastfreundschaft.
Viele vom letzten Jahr sind auch dieses Jahr wieder dabei. Wir haben uns sehr gefreut, einander wiederzusehen und bald wieder gemeinsam durch die Schweiz zu radeln.
Mittwoch, 8. Juli 2020, Vorbereitungen
In zwei Tagen geht es los! Wir freuen uns. Hier werden wir euch immer wieder Erfahrungen und Erlebnisse von der Velotour d‘ Horizon erzählen. Vielen Dank für Eure Spenden und Unterstützung! Auf bald…