Medienspiegel 30. März 2024

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++AARGAU
So sieht es in der Asylunterkunft in Gränichen aus
In der neuen Asylunterkunft in Gränichen konnten Interessierte am Samstag einen Rundgang machen. Dabei wurden auch kritische Fragen gestellt. Tele M1 war bei der Begehung dabei.
https://www.argoviatoday.ch/aargau-solothurn/aarau-olten/so-sieht-es-in-der-asylunterkunft-in-graenichen-aus-156688392?autoplay=true&mainAssetId=Asset%3A156689387


++++SCHWEIZ
Schnellere Asylverfahren – Schärfere Massnahmen schrecken Asylsuchende offenbar ab
Ein Pilotprojekt in Zürich zeigt Wirkung: Wohl auch wegen des 24-Stunden-Verfahrens beantragen deutlich weniger Asylsuchende aus Maghreb-Staaten in der Schweiz Asyl. Das zeigen neue Zahlen des Bundes.
https://www.srf.ch/news/schweiz/schnellere-asylverfahren-schaerfere-massnahmen-schrecken-asylsuchende-offenbar-ab
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/schnellere-asylverfahren-weniger-asylsuchende-aus-dem-maghreb-so-reagiert-die-politik
-> https://www.watson.ch/schweiz/justiz/128675878-zahl-von-asyl-suchenden-nordafrikanern-in-zuerich-stark-gesunken
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/weniger-asylsuchende-aus-nordafrika-in-zurich-66736538
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/migrations-trendwende-in-zuerich-zahl-von-asyl-suchenden-nordafrikanern-stark-gesunken-id19589060.html
-> https://www.derbund.ch/projekt-in-zuerich-weniger-asylgesuche-von-nordafrikanern-982251658249
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/zahl-von-asyl-suchenden-nordafrikanern-in-zuerich-stark-gesunken-156688443


Meldestellen in Bundesasylzentren zu wenig bekannt – Echo der Zeit
Amnesty International und Medien berichteten vor drei Jahren über massive Gewalt von privaten Sicherheitsdiensten gegenüber Asylsuchenden in Bundesasylzentren. Das Staatssekretariat für Migration SEM reagierte darauf mit der Einrichtung von externen Meldestellen. Nach einem Jahr Betrieb zieht das SEM eine Zwischenbilanz.
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/meldestellen-in-bundesasylzentren-zu-wenig-bekannt?partId=12564371


+++FREIRÄUME-2
hauptstadt.be 30.03.2024

Ein Blick in die Reitschule 2024

Seit 37 Jahren prägt das alternative Kulturzentrum Reitschule das Berner Stadtbild. Ein Besuch mit Blick auf seine aktuellen Herausforderungen.

Von Andrea von Däniken (Text) und Simon Boschi (Bilder)

Die Reitschul-Zeitung Megafon hat ihren Stand unübersehbar im Gang zum Innenhof platziert und begrüsst die Besucher*innen, die sich die Räume der Reitschule anschauen wollen. Es ist der «Tag der offenen Tore», den die Reitschule etwa einmal pro Jahr organisiert. Die Räume sind offen für alle, die Mitglieder des Kollektivs stehen bereit, um Fragen zu beantworten und Einblicke in ihre Arbeit zu geben.

Auf dem Standtisch des Megafons liegen aktuelle Hefte, ältere Ausgaben und eher zufällig wirkende Postkarten. Dahinter haben die Mitglieder des Megafons Merchandise-T-Shirts an einem Sonnenschirm aufgehängt. Auf ihnen steht «Für eine schönere Medienlandschaft seit 1987», darunter die Illustration einer Wiese mit farbigen Blumen.

1987, vor 37 Jahren, haben Aktivist*innen die Reitschule besetzt, seither ist sie aus Berns Stadtbild kaum mehr wegzudenken. Auf ihrem Vorplatz beginnen oft Demonstrationen, die auf dem Bundesplatz enden. Sie ist eine der grössten Gastrobetriebe der Stadt, Firmen können Reitschulführungen buchen und der Dachstock ist eines der bestausgerüsteten Konzertlokale. Die Reitschule ist über Berns Stadtgrenzen hinweg bekannt.

Gleichzeitig fordert die Reitschule die Stadt durch ihre Unangepasstheit und rebellische Auflehnung immer wieder heraus. Sie ist links, alternativ, aktivistisch und zieht ein Publikum an, das nicht immer zahm ist. In der Vergangenheit führte das wiederholt zu Schlagzeilen in den Medien und zu Polizeiaufgeboten, wenn links-extreme Gruppen in der Reitschule zugegen waren.

Doch die Reitschule ist sich am Wandeln. Die Namen der Räume ändern, es gibt einen Generationenwechsel. Die «Hauptstadt» hat mit den verschiedenen Kollektiven der Reitschule gesprochen.

Progressiv versus konservativ

Hinten links im Innenhof befindet sich die Druckerei der Reitschule. Hier werden zum Beispiel die Ausgaben des Megafons gedruckt. Aber auch Externe können Druckaufträge bestellen. Wir treffen Paolo Riva an, er kocht gerade Pasta im engen Gang der «Drucki-Räumlichkeiten». Er ist seit sieben Jahren in der Reitschule aktiv.

Riva ist eines der wenigen Mitglieder der Reitschule, die mit ihrem vollen Namen Medien Auskunft geben. Der Grund für die Zurückhaltung liegt darin, dass die Reitschule schon oft Negativ-Schlagzeilen verbucht hat und die Aktivist*innen deshalb vorsichtig sind.

Paolo Riva findet, dass es in der Reitschule auch interne Herausforderungen gebe. Zum Beispiel aufgrund der basisdemokratischen Selbstverwaltung. Sie führe dazu, dass die Reitschule Veränderungen oft konservativ gegenüberstehe, sagt er. Jede*r rede mit, was zu ausschweifenden Diskussionen führe, die nicht immer zu einem Resultat kämen.

Ein Beispiel: Die Umbenennung des Frauenraums in Queerfeministischen Raum dauerte fünf Jahre. Es habe viele Gespräche, Geduld und Kraft erfordert, bis sich Gründungsmitglieder und junge Aktivist*innen mit neuen Ideen verstanden haben und einigen konnten, erzählt ein Mitglied des Queerfeministischen Raums, das seinen Namen nicht in der «Hauptstadt» lesen möchte.

Der Queerfeministische Raum ist der vielleicht schönste Raum der Reitschule. Er befindet sich im hinteren Teil des Innenhofs im ersten Stock. Ein Billardtisch, verschiedene Sofagruppen und Sessel aus der Brocki sowie leere Fässer, die als Tische genutzt werden, stehen im dachschrägen Raum. An der weissen Wand sind die Regeln des Raums in grossen blauen Buchstaben festgelegt: «Kein Rassismus, kein Sexismus, keine physischen, psychischen, sexuelle Übergriffe, keine Homophobie, kein Deal, kein Klau.»

Vor dem Eingang auf der Treppe treffen wir vier Mitglieder des Raums. Einige davon wollen ohne Pronomen angesprochen werden. Sie erzählen, dass sie ein Team aus rund 50 Personen seien und Mitglieder suchen. Die Schwierigkeit: Das «Ausbrenn-Potenzial» sei hoch. Denn wer sich ehrenamtlich engagieren und sich so richtig reinhängen wolle, könne das in der Reitschule zwar gut ausleben. Doch weil das gesamte Reitschul-Kollektiv so vielzählig ist und nicht jedes Mitglied sich gleich einbringe, könne das eigene Engagement zermürbend sein.

Auch, weil sich nicht alle unter denselben Voraussetzungen engagieren. Einige Räume zahlen Lohn, andere nicht.

Ehrenamtlich oder lohnzahlend

Die Mitglieder des Infoladens, des Kinos und des Queerfeministischen Raums arbeiten ehrenamtlich. Die Mitarbeiter*innen des Konzertlokals Dachstock, der Druckerei und der beiden Gastrolokale Rössli und Sous le Pont aber erhalten Lohn.

Beides habe Vor- und Nachteile, finden die Aktivist*innen des Queerfeministischen Raums. Einerseits seien die lohnzahlenden Räume den – wie sie es nennen – «kapitalistischen Strukturen» ausgesetzt. «Der Dachstock muss regelmässig genug Gäst*innen anziehen, damit er die Löhne zahlen kann», sagt ein Mitglied. So werde dort eher mal ein Auge zugedrückt, wenn das Programm in punkto Diversität oder toxischer Männlichkeit der Vision der Reitschule widerspreche.

Der Queerfeministische Raum könne da viel eher «sein Ding» durchziehen, mit einer klaren Tinfa-Quote (Trans-, Inter-, Non-Binäre-, Frauen, Agenderpersonen) zum Beispiel.

Und da im Queerfeministischen Raum alles ehrenamtlich ist, sei die Stimmung auch immer super, finden die Mitglieder.

Andererseits will sich der Queerfeministische Raum umstrukturieren, weil bisher viele Mitglieder an ihre Grenzen gekommen seien.

Das Ausbrennen ist auch anderswo ein Thema. So hat das ehrenamtlich organisierte Kino in der Reitschule bereits Massnahmen dagegen umgesetzt: Bevor im Kino ein Projekt gestartet wird, müssen sich immer mindestens zwei Personen bereit erklären, mitzumachen. Der Grund ist einfach: Ein Projekt soll nicht nur an einer Person hängen bleiben.

Ort für alle

Wir gehen weiter zum Infoladen Borke. Er hat im November 2023 neu eröffnet. Hier stehen hohe Bücherregale an den Wänden, zwei Computer mit Zugang zum Internet und daneben eine Kiste mit der Aufschrift «Alles für alle». Darin sind Lebensmittel wie Pasta und Tomatensauce, aber auch Notizhefte. Bücher gibt es in verschiedenen Sprachen zu queerfeministischen und anarchistischen Themen. Sie können gratis ausgeliehen werden. Auf dem Tisch in der Mitte des Raums stehen verschiedene Kuchen bereit, sie sind vegan und glutenfrei.

Der Infoladen sei ein niederschwelliges Angebot, erklärt ein Mitglied. Das wollen alle Räume der Reitschule sein: ein Ort für alle.

Auf und Ab auf dem Vorplatz

Zu den Pflichten der Reitschüler*innen gehört die Teilnahme an den Vollversammlungen. Diese erfordern Sitzleder: Sie finden alle paar Wochen am Sonntag statt und können sich bis zu drei Stunden ziehen. Vertreter*innen aus allen Kollektiven in der Reitschule sind dabei.

Hinzu kommen regelmässige Sitzungen der Sub-Kollektive, die über die verschiedenen Räume in der Reitschule organisiert sind. Das kann zeitintensiv werden.

Für Diskussionen sorgt an den Vollversammlungen auch immer wieder der Vorplatz.

In den Jahren vor der Corona-Pandemie war der Vorplatz der Treffpunkt der Jugendlichen. Vor allem abends an den Wochenenden hängten viele von ihnen zusammen ab und tranken selbst mitgebrachte Getränke. Das hat sich geändert.

«Der Vorplatz ist bei der Jugend nicht mehr so beliebt wie noch vor fünf Jahren», sagt David Böhner, Mitglied der Druckerei der Reitschule und Berner Stadtrat (AL). Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Die Rössli Bar, direkt beim Haupteingang, und das Restaurant Sous le Pont, dessen Eingang sich im Gang zum Innenhof befindet, ziehen ein relativ diverses Publikum an. Weil sie zum Vorplatz gerichtet liegen, bekommen sie am meisten davon mit, was auf dem Vorplatz passiert.

Im Sous le Pont herrscht an diesem Tag gegen Abend immer mehr Betrieb. Trotzdem erzählt uns eine Mitarbeiterin an der Bar, während sie Bestellungen aufnimmt und Bier, Kaffee oder Babyccinos ausschenkt, wie sie die Situation auf dem Vorplatz wahrnimmt.

Derzeit habe eine regelrechte Drogen- und Gewaltwelle den Vorplatz erfasst, sagt sie. Man wisse, dass die Drogen- und Gewaltprobleme auf dem Vorplatz in Wellen kämen. Das habe man in den letzten Jahrzehnten immer wieder beobachtet: Die Probleme hätten sich gehäuft und seien wieder abgeflaut.

Der Gastronomiebetrieb Sous le Pont/Rössli ist deshalb in einem Dilemma: Er will zwar für alle zugänglich sein, indem er zum Beispiel keine Konsumpflicht in seinen Räumen hat. Andererseits sollen in diesen Räumen keine Menschen dealen oder harte Drogen konsumieren.

Die Reitschule ist in engem Kontakt mit der Suchthilfe-Stiftung Contact und der Stadt Bern. Zudem will sie den Vorplatz wieder mehr beleben, indem die verschiedenen Reitschul-Kollektive vermehrt Events dort veranstalten. Aktive Belebung, zum Beispiel mit Musik, Barbetrieb oder gemeinsamem Schlangenbrot essen, habe sich auch schon in der Vergangenheit bewährt, sagen verschiedene Mitglieder.

Eine weitere Initiative, um die Situation auf dem Vorplatz wieder zu entschärfen, ist der Verein Medina, der als mobiles Gemeinschaftszentrum in einem Container auf dem Vorplatz präsent ist.

Und die Stadt will neben einer Umgestaltung der Skateranlage auch eine erhöhte Präsenz der mobilen Interventionsgruppe Prävention, Intervention, Toleranz (Pinto) einführen. Das Ziel sei eine tägliche Präsenz zwischen zehn Minuten und einer Stunde tagsüber an den Werktagen, schreibt der Gemeinderat in einer Antwort auf eine kleine Anfrage von Eva Chen (AL).

Da es abends vermehrt zu Bedrohungen und Angriffen auf Mitarbeitende kam, sei die Präsenz in den Abend- und Nachtstunden reduziert worden, schreibt der Informationsdienst der Stadt Bern auf Anfrage der «Hauptstadt». Der Gemeinderat evaluiere zurzeit mögliche weitere Schritte, unter anderem den Ausbau bestehender Angebote. Über neue Beschlüsse werde der Gemeinderat gegebenenfalls informieren.

Es ist dunkel geworden, als wir aus dem vollen Sous le Pont treten. Wer auf dem Vorplatz die Ohren spitzt, hört Musik aus dem Dachstock wummern. Dort findet gerade ein Nachtflohmi statt.
(https://www.hauptstadt.be/a/reitschule-bern)


+++GASSE
Zum ersten Mal überhaupt mussten Obdachlose in der Notschlafstelle Pfuusbus in Zürich abgewiesen werden.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/schaffhausen-wird-eine-woche-zur-curling-hauptstadt-der-welt?id=12564350


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
BE:
Kundgebung in Bern: 200 Personen demonstrierten gegen «Abschottungspolitik»
Rund 200 Personen sind am Samstagnachmittag durch die Berner Innenstadt gezogen, um gegen die «Todespolitik» der EU zu demonstrieren.
https://www.derbund.ch/demo-gegen-abschottungspolitik-in-bern-607951910307
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/demo-fuer-bewegungsfreiheit-156689226
-> Demo-Aufruf: https://bewegungsfreiheit.ch/
-> https://twitter.com/sozialismus_ch/status/1774072527830081842


BS:
Eine unbewilligte Demonstration blockierte den öffentlichen Verkehr in der Innenstadt, Ausschreitungen gab es aber keine.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/fasnacht-schottland-jazz-das-monster-concert-vor-50-jahren?id=12564389
-> https://telebasel.ch/sendungen/punkt6/215860
-> https://www.bazonline.ch/gegen-brutale-kolonialpolitik-unbewilligte-demo-zieht-durch-basel-939816204021
-> https://www.baseljetzt.ch/blaulicht-meldungen-aus-der-region-basel/3345


GE :
Répression armée à Genève
Samedi 23 mars, des manifestant-e-x-s protestant contre la dictature en Erythrée ont essuyé l’offensive répressive des flics genevois. L’armée de robocops dopés par un scénario imaginaire a fait plusieurs blessé-e-x-s.
https://renverse.co/infos-locales/article/call-of-bullshit-cops-at-war-4430


+++SPORT
St. Galler Stadtpolizei auf Schlingerkurs<- Anreise nur zu zehnt? Polizei relativiert Regeln für FCL-Fans
Fans des FC Luzern sind am Ostermontag beim Gastspiel gegen den FC St. Gallen nicht willkommen. Darum hat die St. Galler Stadtpolizei scharfe Auflagen zur Anreise erteilt. Und relativiert diese nun – wegen einer bisher unbekannten Sonderbewilligung.
https://www.zentralplus.ch/sport/fc-luzern/anreise-nur-zu-zehnt-polizei-relativiert-regeln-fuer-fcl-fans-2631792/


Luzerner Polizei verhindert Ausschreitungen zwischen St.Galler und Luzerner Fans – und stellt Waffen sicher
Anlässlich des Spiels der Promotion League zwischen Luzern und St.Gallen ist es zu Tumulten gekommen. Die Polizei musste eingreifen und konnte verbotene Waffen bei den Fans aus der Ostschweiz sicherstellen.
https://www.luzernerzeitung.ch/sport/fcluzern/fussball-luzerner-polizei-verhindert-ausschreitungen-zwischen-stgaller-und-luzerner-fans-und-stellt-waffen-sicher-ld.2600881
-> https://www.tagblatt.ch/sport/fcluzern/fussball-luzerner-polizei-verhindert-ausschreitungen-zwischen-stgaller-und-luzerner-fans-und-stellt-waffen-sicher-ld.2600881
-> https://www.pilatustoday.ch/sport/fcl/luzerner-polizei-verhindert-ausschreitungen-bei-fussballspiel-156689996
-> https://news.lu.ch/html_mail.jsp?id=0&email=news.lu.ch&mailref=000jlcy000eyq000000000000bfdwlou


Servette-Chaoten greifen Polizei in Winterthur an
Am Samstagabend kam es nach dem Fussballspiel zwischen dem FC Winterthur und Servette zu Ausschreitungen. Am Hauptbahnhof griffen teilweise vermummte Anhänger der Genfer die Polizei mit Steinen und Feuerwerkskörpern an.
https://www.zueritoday.ch/zuerich/winterthur/servette-chaoten-greifen-polizei-in-winterthur-an-156689768?autoplay=true&mainAssetId=Asset%3A156689868
-> https://www.20min.ch/story/winterthur-servette-fans-attackieren-polizei-mit-steinen-und-feuerwerk-103074716?version=1711831258239


+++POLICE GE
Polizisten nehmen in Beiz Sorgen-Kafi mit Bürgern
Die Straftaten in der Schweiz nehmen zu, die Sorgen in der Bevölkerung wachsen. Einige Polizeien setzen auf Austausch im Café.
https://www.nau.ch/news/schweiz/polizisten-nehmen-in-beiz-sorgen-kafi-mit-burgern-66734186


+++RECHTSPOPULISMUS
*Wie nah steht die Junge SVP der rechtsextremen Szene? Die Verantwortlichen schweigen. Neue Recherchen zeigen jetzt: Ein Mitglied der Parteileitung nahm an einem Geheimtreffen mit Martin Sellner teil – zusammen mit der Jungen Tat. Stay tuned… ‼️“
(https://twitter.com/FabianEberhard/status/1774108488223903900)



aargauerzeitung.ch 30.03.2024

Chef der Jungen SVP Schweiz wollte nicht, dass sich der Aargauer Präsident Ramon Hug von Rechtsextremen distanziert

«Wer sich distanziert, verliert»: Mit diesem Slogan erteilte Nils Fiechter, der Präsident der Jungen SVP Schweiz, seinen Kollegen in den Kantonen einen Maulkorb. Ramon Hug, der umstrittene Präsident der JSVP Aargau, hielt sich nicht daran – dabei hatte er selber letzte Woche intern dazu aufgerufen, keine Stellungnahmen abzugeben.

Fabian Hägler

«Ich distanziere mich von jeder Form des Extremismus und ich dulde keinerlei Extremisten in unserer Partei. Dass ich als Extremist dargestellt werde, ist falsch, verwerflich und tut weh. Wir werden unsere Distanz zum Extremismus auch zukünftig mit einer fundierten inhaltlichen Auseinandersetzung der wichtigen politischen Themen der Schweiz beweisen.» So liess sich Ramon Hug, Präsident der Jungen SVP Aargau, in einer Mitteilung seiner Partei am Karfreitag zitieren.

Fast zwei Wochen vorher hatte sich die JSVP Aargau mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner solidarisiert, der auf Einladung der «Jungen Tat» in Tegerfelden auftrat. Später schrieb Hug in einem internen Chat, das Programm der Jungen SVP sei deckungsgleich mit jenem der «Jungen Tat» – also mit einer Organisation, bei der mehrere Mitglieder wegen Rassendiskriminierung verurteilt wurden.

Dies brachte Hug zwei Rücktrittsforderungen ein, zuerst von der Juso Aargau, dann von früheren Führungsmitgliedern der Jungen SVP. Die massive Kritik aus den eigenen Reihen führte wohl dazu, dass sich zuerst die SVP Aargau und ihr Präsident Andreas Glarner von Sellner distanzierte. Sie dürfte auch Auslöser gewesen sein für die Mitteilung der JSVP Aargau, die festhielt: «Der Präsident weist keinerlei Verbindungen zu Extremismus auf und bleibt mit Rückhalt der Partei und der Parteileitung im Amt.»

JSVP-Schweiz-Präsident beruft Krisensitzung ein

Damit schien der Fall abgeschlossen – doch der Streit um den Umgang der Jungen SVP mit Rechtsextremen schlägt parteiintern weiter hohe Wellen. Wie die «NZZ» berichtet, berief Niels Fiechter, der Präsident der nationalen Jungpartei, am Mittwoch eine Online-Krisensitzung mit den JSVP-Chefs aus den Kantonen ein. Zuvor hatte er den Kantonalpräsidenten geschrieben: «Wer sich distanziert, verliert.»

Fiechter redet an der Zoom-Sitzung laut NZZ rund 40 Minuten, die Kantonalpräsidenten hat er auf stumm geschaltet. Auf das Verhältnis zu Rechtsextremen geht er kaum ein, dafür droht der Präsident: Wer interne Infos herausgebe, müsse mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Auf das Sprechverbot im Zoom-Call folgt ein Schreibverbot im Whatsapp-Chat der JSVP: Seit Donnerstag dürfen dort nur noch Administratoren schreiben.

Hug distanziert sich trotz Warnung aus Bern

Vor diesem Hintergrund überrascht die Mitteilung der Jungen SVP Aargau mit der Distanzierung von jeglichem Extremismus. Ramon Hug hat die Anweisung von Fiechter, sich nicht zu distanzieren, ignoriert oder bewusst missachtet. Hat er sich auf die Seite der Kantonalparteien gestellt, die gemäss NZZ forderten, dass sich die Parteispitze von der «Jungen Tat» distanziert, keine Social-Media-Posts der Gruppe likt und rechtsradikal besetzte Begriffe wie Remigration nicht mehr verwendet?

Auf entsprechende Fragen der AZ geht Ramon Hug am Samstag auf Nachfrage nicht ein, er schreibt: «Wir verzichten auf eine Stellungnahme und verweisen auf die Medienmitteilung, welche wir aufgrund der schweren Vorwürfe gegen die JSVP Aargau, und insbesondere gegen mich persönlich, publiziert haben.»

Klar ist: Mit der Distanzierung am Karfreitag hat Hug seine eigene Strategie geändert. Zuerst wollte er den Fall aussitzen, in einem JSVP-Chat forderte er die Mitglieder auf, bei Anfragen von Medien auf Stellungnahmen zu verzichten. Man solle auf seine Auskunft verweisen – diese lautete aber nur: «Es war nicht unser Anlass, deshalb verzichten wir auf weitere Stellungnahmen.» Hug kündigte weiter an: «Die Kampagne wird, wenn sich der Medienrummel wieder gelegt hat, aufgearbeitet und besprochen.»
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/maulkorb-streit-chef-der-jungen-svp-schweiz-wollte-nicht-dass-sich-der-aargauer-praesident-ramon-hug-von-rechtsextremen-distanziert-ld.2600857)


+++HISTORY
Als Alpentiere zu langweilig wurden, mussten Menschen her
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts fanden auch im Basler Zoo Völkerschauen statt. Der Zoo, der seinen 150. Geburtstag feiert, beleuchtet dieses Kapitel heute kritisch.
https://www.20min.ch/story/basel-als-alpentiere-zu-langweilig-wurden-mussten-menschen-her-103018923



tagesanzeiger.ch 30.03.2024

Es ist erst 30 Jahre her: Der Skandal, der zum Urknall für die Schweizer Lesben wird

Ein paar Männer in der Provinz spielen sich als Sittenwächter auf – und verändern damit das Leben von Lesben im Land komplett. Erinnerungen an einen Streit um ein Fussballteam.

Florian Raz

Diese Geschichte ist kaum zu glauben. Unter anderen Umständen wäre sie eine unbeachtete Provinzposse geblieben. Aber sie wächst zu etwas anderem heran. Sie verändert die Schweiz: weil sie zum ersten Mal lesbische Frauen in diesem Land sichtbar macht.

Diese Geschichte handelt von einem Fussballclub im Zürcher Säuliamt. Von tiefgehenden Vorurteilen. Von Frauen, die sich für ihre Rechte einsetzen. Und von Medien, die erst eine Schmuddelstory verkaufen wollen – und dann doch noch zur grossen Aufklärungsmaschine werden.

Am 2. April 1994 erscheint der «Blick» mit dieser Front: «Sex-Skandal im Fussballklub. Zuviele Lesben – Spitzenteam wurde aufgelöst.» Darunter ein Gruppenfoto mit 13 Frauen und Mädchen sowie 2 Männern, die plötzlich in der ganzen Schweiz erkannt werden.

Zuvor hat der Vereinsvorstand des FC Wettswil-Bonstetten sein Frauenteam aus der Meisterschaft zurückgezogen. Der öffentlichen Diskussion verweigert sich der nur von Männern besetzte Vorstand danach konsequent. Dafür gibt er ein schriftliches Statement heraus, das es in sich hat.

«Das Ausleben von ‹abnormalen Veranlagungen› (lesbisch)»

Da steht als Begründung für den Rückzug: «Der Verein wird ausgenützt für das Ausleben von ‹abnormalen Veranlagungen› (lesbisch).» Und: «Als Vorstand sind wir verpflichtet einzuschreiten, sobald die Gefahr besteht, dass Minderjährige (Juniorinnen, die bei den Damen bereits mit 16 zu den Aktiven übertreten müssen) gefährdet sind.»

Die Auflösung und die heftigen Vorwürfe treffen die Spielerinnen. Aber es ist die «Blick»-Frontseite, die ihr Leben schlagartig verändert.

Und zwei werden für die Öffentlichkeit zu den Gesichtern des Teams: Claudia Hirt, die zu dem Zeitpunkt erst eben «selber akzeptiert hat», dass sie lesbisch ist. Und Franziska Steinemann, damals als Franziska Wagner in einer heterosexuellen Beziehung mit Kind. Sie entdeckt in jener Zeit gerade, dass sie bisexuell ist.

Eine Frau verliert ihre Stelle, weil sie lesbisch ist

Hirt wird in ihrer Existenz getroffen: Sie verliert im Verlauf der Ereignisse ihre Stelle. Steinemann erinnert sich noch an das merkwürdige Gefühl, plötzlich überall ein Foto von sich selber zu sehen: «Die ganze Schweiz sass da und hat philosophiert, wer wohl lesbisch ist und wer nicht.»

Es ist kein Zufall, nimmt der «Blick» das Wort «Sex» in den Titel. Dabei wird nie irgendwo explizit der Vorwurf laut, jemand aus dem Frauenteam habe in der Nähe des Fussballclubs nur schon Händchen gehalten oder sich gar geküsst.

«Das war besonders schlimm an den Vorwürfen: Die lesbischen Frauen in unserem Team haben ihre Beziehungen niemals öffentlich gelebt», sagt Steinemann, «das war dermassen tabuisiert.» Und doch schwingt in der Berichterstattung die voyeuristische Frage immer mit: Was da wohl alles passiert sein könnte unter der Dusche?

«Die Geschichte hat Männerfantasien bedient», stellt Steinemann fest. Das wird spätestens mit dem Spruch der «Blick»-Käferin klar, die damals zu jeder Titelgeschichte gezeichnet wird. Mit laszivem Blick, hochhackigen Schuhen und zwei Fussbällen als Brüsten sagt sie: «Ich spiele am liebsten im Lesbenmoos.» Wer weiterblättert, bekommt auf Seite 3 das barbusige «Blick»-Girl des Tages präsentiert. Gewisse Dinge altern nicht besonders gut.

«Ich bin dem ‹Blick› auf ewig dankbar für die Geschichte»

«Der Titel war blöd und diskriminierend», sagt Barbara Brosi. Und doch kann sie mit 30 Jahren Distanz sagen: «Ich bin dem ‹Blick› auf ewig dankbar, dass er die Geschichte gebracht hat.» Brosi ist zu jener Zeit Pressesprecherin der Lesbenorganisation Schweiz. Die gibt es 1994 seit fünf Jahren, sie wird aber kaum beachtet.

«Wir hatten null Zugang zu den Medien. Lesben waren in der Schweizer Öffentlichkeit unsichtbar», sagt Brosi. Und erzählt als Beispiel ihre eigene Geschichte. Wie sie in den Zeiten vor dem Internet als Teenager die Dargebotene Hand angerufen hat, um nach einem Treffpunkt für lesbische Frauen in der Schweiz zu fragen: «Aber dort wollte man mir entweder nicht helfen. Oder sie hatten auch keine Ahnung.»

Das mit der öffentlichen Wahrnehmung ändert sich nach der «Blick»-Schlagzeile. Jetzt springen andere Medien auf die Geschichte auf. RTL reist aus Deutschland in die Zürcher Provinz, CNN berichtet. Das Schweizer Fernsehen bringt gleich mehrere Berichte. Und es sendet am 12. April 1994 einen «Zischtigsclub», der das Leben von Lesben in der Schweiz für immer verändern wird.

«Eine Frau erachte ich als zartes Geschöpf»

Wer sich die Sendung heute anschaut, glaubt kaum, dass erst 30 Jahre seither vergangen sind. Da ist ein ehemaliger Präsident des FC Wettswil-Bonstetten grundsätzlich gegen Fussball spielende Frauen. Aus «ästhetischen Gründen». Ausserdem: «Eine Frau erachte ich als zartes Geschöpf. Es kann doch Unfallursachen geben.»

Auf die grundsätzliche Diskriminierung von Frauen obendrauf kommt noch die Ablehnung von nicht heterosexuellen Menschen. Ein Juniorentrainer sagt: «Lesbisch oder homosexuell finde ich einen unnatürlichen Umgang.» Eine ehemalige Fussballerin findet: «Wenn schon, dann im Privaten. Es muss nicht praktiziert werden, wo alle anderen auch sind.»

Vor allem wird halb versteckt, halb ausgesprochen immer wieder die Gefahr heraufbeschworen, junge Mädchen könnten sexuell belästigt oder von heterosexuell auf lesbisch umgepolt werden. «Gefährdet sind ganz Junge, wenn sie das sehen», befindet der einstige Clubpräsident.

Für Claudia Hirt ist der «Zischtigsclub» das Outing vor der ganzen Schweiz. Sie weiss, dass ihr Besuch im TV-Studio etwas auslösen wird. Aber sie denkt dabei vor allem an ihr enges Umfeld. Die Vorwürfe vor laufender Kamera treffen sie unvorbereitet: «Dass ich mit einem Sexualstraftäter gleichgestellt werde, hat mich erschüttert. Ich habe mich gefragt: Muss ich jetzt im Untergrund leben?»

Muss sie nicht. Aber sie wird in der Folge entlassen. «So öpper» brauche man nicht, wird ihr erklärt. Sie schade dem Firmenbild. Drei Monate danach findet sie eine neue Stelle. Der Mann, der sie einstellt, schüttelt ihr begeistert die Hand. Seine Tochter lebe seit ein paar Monaten mit einer Frau: «Ich hatte den Job.»

Hirts neuer Arbeitgeber ist ein Hinweis darauf, welche Auswirkungen der «Zischtigsclub» auf das gesamte Land hat. 369’000 Menschen sitzen zu später Stunde vor dem TV, um die Sendung zu schauen. Der Marktanteil liegt bei atemberaubenden 46 Prozent. Die Sendung wird so zum Urknall für lesbische Frauen in der Schweiz.

Barbara Brosi wird das zum ersten Mal bewusst, als sie am Tag nach der Sendung mit dem Zug zurück nach Hause fährt. Zwei Stunden braucht sie, bis sie in Bern den Bahnhof verlassen kann. So viele Menschen sprechen sie an. Und alle wollen sie ihr gratulieren.

Brosi ist über Nacht zum Gesicht der Schweizer Lesben geworden. Sie wird mehrfach erneut ins Schweizer Fernsehen eingeladen und von der «Schweizer Illustrierten» interviewt. Titel: «Verführen Lesben junge Sportlerinnen?» Brosi tut das alles, weil sie spürt: «Wir müssen auf jede noch so unbedarfte Frage eingehen und den Leuten zeigen, dass wir genau so sind wie sie.»

Was Brosi besonders berührt, sind die Schicksale, die ihr fremde Menschen auf der Strasse oder im Zug anvertrauen. Die 50-Jährige, die bis zu diesem Zeitpunkt immer das Fenster schliesst, wenn sie mit ihrer Freundin telefoniert. Die Mutter, die sich bis zum «Zischtigsclub» unsicher ist, ob sie sich richtig verhält, wenn sie ihre lesbische Tochter unterstützt.

«Das sind alles erschütternde Geschichten», findet Brosi. Sie zeigen, wie versteckt Lesben bis zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz leben. «Für ganz viele Lesben war die Sendung die Bestätigung, dass sie sichtbar sein dürfen. Und dass sie ihre Rechte einfordern können.»

Für Brosi öffnen sich plötzlich Türen. Auf einmal sind Politiker für sie problemlos erreichbar. Als sie für die Petition «Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare» sammelt, stehen die Menschen Schlange. 1995 wird das Begehren mit über 86’000 Unterschriften eingereicht. Es ist der erste Schritt auf dem Weg zur Ehe für alle, die in der Schweiz seit 2022 gilt.

Der FC Wettswil-Bonstetten als Auslöser für die Lesbenemanzipation in der Schweiz? Es klingt völlig unwirklich. Und hat doch so stattgefunden. «Mir war das damals überhaupt nicht bewusst», sagt Claudia Hirt im Rückblick. «Wir wollten doch einfach da hinten in diesem Tälchen Fussball spielen.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/lesben-in-der-schweiz-ein-fussball-skandal-wird-zum-urknall-703964785775)



Lesben im Damenfussball: Angst vor homosexueller Ansteckung?
Schweiz, TVZH: Diskussion zum Thema Lesben in der Männerdomäne Fussball – Club – 12.04.199486 Min
https://www.srf.ch/play/tv/club/video/lesben-im-damenfussball-angst-vor-homosexueller-ansteckung?urn=urn:srf:video:e7b62315-d692-4752-9656-ebca8e51ea84