Medienspiegel 26. Oktober 2023

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Abschreckungspolitik in der Postkartenidylle
Nachdem Bayram Hasgül im Gurnigelbad an einem Herzinfarkt starb, steht die Asylunterkunft im ehemaligen Berner Kurhotel in der Kritik. Der Todesfall sei nur die Spitze des Eisbergs, sind sich Bewohnende und Aktivist*innen einig.
https://daslamm.ch/abschreckungspolitik-in-der-postkartenidylle/


«Klima der Angst»: Kritik an Leitung der Asylunterkunft Mühleberg
Es läuft nicht rund in der Kollektivunterkunft in Mühleberg (BE). Zwischen der Heimleiterin und Mitarbeitenden gibt es Konflikte. Angestellte berichten von einem «Klima der Angst», von verbalen Attacken und Beleidigungen. Was sagt das rote Kreuz als Betreiberin dazu, was der Kanton? (ab 05:09)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/klima-der-angst-kritik-an-leitung-der-asylunterkunft-muehleberg?id=12477729


+++BASEL
Verspätung wegen Grenzkontrollen: 8er Trams müssen warten
Deutschland macht weiter mit seinen intensiveren Grenzkontrollen. Das bestätigt Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser gegenüber Radio SRF. Eigentlich hätte nun Schluss sein sollen mit den Kontrollen. Zu spüren bekommen das vor allem die 8er Trams der BVB, die wegen den Kontrollen warten müssen.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/verspaetung-wegen-grenzkontrollen-8er-trams-muessen-warten?id=12477468


+++TESSIN
Versinkt Chiasso tatsächlich im Asyl-Chaos? – Echo der Zeit
«Chiasso am Limit»: Seit einigen Monaten prägen solche und ähnliche Schlagzeilen das Bild der Tessiner Grenzstadt. Im Wahlkampf betonte die SVP immer wieder, Chiasso versinke im Asyl-Chaos. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber ein anderes Bild.
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/versinkt-chiasso-tatsaechlich-im-asyl-chaos?partId=12478185


+++DEUTSCHLAND
Rechtswidrige Abweisungen – auch an deutschen Grenzen?
Die jüngst ausgeweiteten Grenzkontrollen sollen »irreguläre Migration« nach Deutschland verringern. Die Einhaltung geltenden Rechts droht dabei zunehmend ins Hintertreffen zu geraten. PRO ASYL befürchtet, dass Schutzsuchende regelmäßig in den Kontrollen abgewiesen werden. Berichte und Statistiken bestärken die Sorge.
https://www.proasyl.de/news/rechtswidrige-abweisungen-auch-an-deutschen-grenzen/


+++FREIRÄUME
Bessere Erkennbarkeit gefordert: Die ewige Debatte um die Reitschule-Security
Im Berner Stadtparlament geht es mal wieder um die Reitschule. Im Fokus steht auch ihr Sicherheitsdienst, der jüngst mit einer Busse konfrontiert wurde.
https://www.derbund.ch/reitschule-bern-reitschule-security-wird-im-stadtrat-debattiert-720079168333
-> Traktanden Nr. 16 – 20:  https://ris.bern.ch/Sitzung.aspx?obj_guid=6d68a47d18d9461ba7fa9c938c9ffa62


+++GASSE
1. Bajour-Drogenstammtisch: Drogen für den Quartierfrieden
Drogen kontrolliert abzugeben, dürfte der vielleicht einzige Weg gegen die Drogenmafia sein, die es auch in Basel gibt. Am Ende ist es eine rein politische Frage, die am 1. Bajour-Drogenstammtisch mit über 100 Teilnehmer*innen heiss diskutiert wurde.
https://bajour.ch/a/clo6au4hd5441322sf4ongox6uw/bajour-organisiert-drogenstammtisch
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/basel-plant-den-gas-ausstieg-bis-2037?id=12478152 (ab 13:28)


Menschenfeindliche Stadt: wenn sich Architektur gegen uns wendet
Der städtische Raum ist für alle da. Doch Städteplaner lassen sich einiges einfallen, um Obdachlose, Teenager oder Skater fernzuhalten. In der neusten Folge von «NZZ Megahertz» erzählt der Architekt Theo Deutinger, warum solche Massnahmen meist über das Ziel hinausschiessen.
https://www.nzz.ch/podcast/megahertz/defensive-architektur-wenn-der-baustil-gezielt-menschenfeindlich-ist-ld.1761564


Grüne wollen Treffpunkt für Menschen in Not ohne Drogenabhängigkeit
Anlaufstelle – für Menschen, die mit Drogen nichts (mehr) am Hut haben.
https://www.zentralplus.ch/gesellschaft/gruene-wollen-treffpunkt-fuer-menschen-in-not-ohne-drogenabhaengigkeit-2591721/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Wegen Gaza und Rechtsrutsch: Palästina-Freunde und Antifa rufen zu Demos auf
In Bern kommt es am Samstag zu zwei heiklen Kundgebungen. Nur eine davon ist bewilligt.
https://www.derbund.ch/wegen-gaza-und-rechtsrutsch-palaestina-freunde-und-antifa-rufen-zu-demos-auf-381043952871
-> https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/palaestina-antifa-schabbat-demo-wochenende-in-bern-154463773


St.Gallen bewilligt Kundgebung für Frieden im Nahen Osten
Nach gewalttätigen Ausschreitungen in verschiedenen europäischen Städten haben verschiedene Schweizer Städte Demo-Verbote verhängt. In St.Gallen findet am Freitag eine Kundgebung zum Israel-Konflikt statt – diese ist bewilligt. Die Organisatoren betonen, dass es eine Kundgebung gegen die Gewalt im Nahen Osten sei. Die Demonstration löst aber teilweise auch ein mulmiges Gefühl aus.
https://www.tvo-online.ch/aktuell/st-gallen-bewilligt-kundgebung-fuer-frieden-im-nahen-osten-154465977


Wegen Verstössen gegen Anti-Rassismus-Strafnorm: Pro-Palästina-Demo könnte juristisches Nachspiel haben
Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt klärt ab, ob Teilnehmende der Demonstration letzte Woche unter anderem «öffentlich zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit aufgefordert» haben. Das wäre ein Offizialdelikt.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/ermittlung-wegen-verstoessen-gegen-anti-rassismus-strafnorm-pro-palaestina-demo-koennte-juristisches-nachspiel-haben-ld.2533907


+++SPORT
Gummischrot und Tränengas bei Schamützeln zwischen FCZ- und Brügge-Fans
Im Kreis vier gehen rivalisierende Fussballfans aufeinander los. Gestern Abend, kurz vor Mitternacht, kommt es zwischen FCZ-Anhängern und mehreren Dutzend Fans des belgischen Vereins FC Brügge zu Scharmützeln. Und das, obwohl die beiden Mannschaften gar nicht gegeneinander spielen. Dabei wurden Pyros gezündet, die Polizei musste die Hooligans mit Gummischrot und Tränengas auseinandertreiben.
https://tv.telezueri.ch/zuerinews/gummischrot-und-traenengas-bei-schamuetzeln-zwischen-fcz-und-bruegge-fans-154466456


+++KNAST
Videos aus dem Untersuchungs-Knast alarmieren Experten: Warum Brian auf Tiktok die Justiz blamiert
Brian Keller alias Carlos sitzt in Untersuchungshaft. Trotz Handyverbot ist er weiterhin auf Social Media aktiv und verspottet so die Justiz. Justizvollzugsexperte Benjamin Brägger weiss, wie gefährlich Handys hinter Gitter sein können.
https://www.blick.ch/schweiz/videos-aus-dem-untersuchungs-knast-alarmieren-experten-warum-brian-auf-tiktok-die-justiz-blamiert-id19078607.html


+++POLICE BE
(FB Reitschule Bern)
Statement zum Polizeieinsatz in der Reitschule am 26. Oktober 2023

Heute um 15.15 Uhr betraten mind. 5 Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern den Innenbereich der Reitschule, davon 3 in zivil. Bei diesem Einsatz wurde in den WC-Anlagen des Restaurants Sous Le Pont Pfefferspray eingesetzt. Daraufhin wurden zwei unbeteiligte Mitarbeitende von der Polizei gewaltsam angegriffen und in Gewahrsam genommen. Einer davon wurde im Zuge der Verhaftung am Kopf verletzt und musste ins Spital gebracht werden. Eine dritte mitarbeitende Person der Reitschule wurde ebenfalls festgenommen und auf den Polizeiposten gebracht. Seitens der Polizei wurde unverhältnismässig Gewalt eingesetzt, was zu einer unnötigen Eskalation der Situation führte. Infolge dessen musste das Sous Le Pont den Betrieb einstellen und diverse unbeteiligte Gäste aufgrund des eingesetzten Pfeffersprays versorgen. Diese Situation zeigt exemplarisch, wie die Polizei bereitwillig Gewalt einsetzt und zur Eskalation beiträgt. Dies ist kein Einzelfall. Dabei ist die Polizei gesetzlich zur Deeskalation angehalten.

Gerade heute freuen wir uns über eure Solidarität und einen Besuch in der Reitschule, welche um 18 Uhr ihre Türen trotz allem wieder öffnet.

(Der Reitschule liegt ferner Videomaterial vor, das die Eskalation nach der Festnahme einer unbekannten Person zeigt. Ein schon grundsätzlich fragwürdiger Einsatz der Kantonspolizei scheint beendet und gerät dann ohne ersichtlichen Grund völlig ausser Kontrolle.)

Mediengruppe Reitschule Bern

#reitschulebern
(https://www.facebook.com/Reitschule/posts/pfbid02vBt7ynHjVV8wmzJbXLk2FJ5azXyLCNwMwdaSsoQVRT3DjkSVQaG6DM8bqsQsFDKUl)
-> Kapo BE: https://www.police.be.ch/de/start/themen/news/medienmitteilungen.html?newsID=4153aeee-eeab-4b57-bb45-8a730c573482
-> https://www.derbund.ch/polizeieinsatz-in-reitschule-polizisten-und-weitere-person-durch-pfefferspray-verletzt-987761429448
-> https://www.blick.ch/schweiz/bern/bei-kontrolle-von-dealer-zwei-polizisten-in-der-berner-reitschule-verletzt-id19082977.html
-> https://www.20min.ch/story/bern-zwei-polizisten-bei-einsatz-angegriffen-und-verletzt-885193018508


+++FRAUEN/QUEER
Geschlechtsangleichende Operationen: 68% betreffen Angleichungen vom weiblichen zum männlichen Geschlecht
2022 wurden 486 Personen hospitalisiert, um sich einer oder mehreren geschlechtsangleichenden Operationen zu unterziehen. Bei 68% handelte es sich um eine Angleichung vom weiblichen zum männlichen Geschlecht, 32% betrafen den umgekehrten Fall. Die chirurgischen Eingriffe zur Geschlechtsangleichung konzentrieren sich in der Schweiz fast ausschliesslich auf fünf Spitäler. Dies sind einige Ergebnisse einer Analyse des Bundesamtes für Statistik (BFS).
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-98290.html
-> https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/mehr-geschlechtsanpassende-operationen-in-der-schweiz?partId=12477669
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/neue-statistiken-geschlechtsangleichende-operationen-nehmen-in-der-schweiz-zu


+++RASSISMUS
Unterwegs im jüdischen Zürich: «Wir sind nicht schuld am Antisemitismus»
Blick-Reporter Matthias Kempf verbrachte Zeit in jüdischen Kreisen Zürichs und erfährt aus erster Hand, was die massiven antisemitischen Übergriffe mit der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz machen.
https://www.blick.ch/news/unterwegs-im-juedischen-zuerich-wir-sind-nicht-schuld-am-antisemitismus-id19077835.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/antisemitische-vorfalle-haufen-sich-auch-in-basel-66637437
-> https://www.tachles.ch/artikel/news/igb-rabbiner-mosche-baumel-antisemitisch-attackiert
-> https://www.blick.ch/news/verunsicherte-schweizer-juden-gravierende-faelle-von-antisemitismus-nehmen-zu-id19077752.html
-> https://www.blick.ch/news/blick-tv-redaktor-zum-terror-angriff-in-israel-frage-mich-zum-ersten-mal-ob-ich-als-jude-in-europa-noch-sicher-bin-id19035975.html


Anlaufstelle für Rassismus in Chur (ab 02:10)
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/rondo-news/rund-100-tonnen-schweres-schiff-wird-an-den-walensee-gebracht-26-10-23


+++RECHTSPOPULISMUS
derbund.ch 26.10.2023

Verurteilt und erfolgreich: Die Provokateure der Jungen SVP erhalten politische Macht

Nils Fiechter rutscht in den Grossen Rat nach, und Adrian Spahr erzielt ein Spitzenresultat bei der Gemeindewahl in Lengnau.

Kaspar Keller

Bisher fielen sie mit Provokationen und radikalen Parolen auf, nun haben sie politische Macht. Zwar wurden die beiden Co-Präsidenten der Jungen SVP Kanton Bern nicht in den Nationalrat gewählt, dennoch können sich auch die beiden als Sieger des Wahlwochenendes feiern. Durch die Wahl von Ernst Wandfluh (SVP) in den Nationalrat rutscht Nils Fiechter in den Grossen Rat nach.

Einen Wahlerfolg kann auch Adrian Spahr verzeichnen. Der 29-Jährige zieht mit dem besten Resultat aller Kandidierenden in den Gemeinderat von Lengnau im Seeland ein. Damit übertraf der Newcomer auch die amtierende Gemeindepräsidentin Sandra Huber-Müller (SP). Am 19. November kommt es nun zur Kampfwahl zwischen Huber-Müller und Spahr um das Gemeindepräsidium: Sollte die Gemeindepräsidentin ihre Wiederwahl verpassen, will sie ganz aus dem Gemeinderat ausscheiden.

Gewählt trotz Verurteilung

Es scheint nicht spurlos an der Gemeindepräsidentin vorbeigegangen zu sein, dass Adrian Spahr aus dem Stand das beste Resultat erreicht hat. «Er hat Wahlkampf gemacht, während ich mich für mein Amt und mein freiwilliges Engagement für die Gemeinde eingesetzt habe», sagt Huber-Müller.

Auch den Jungsozialisten stösst der Erfolg des Jungpolitikers sauer auf. In einer Medienmitteilung schreiben die Juso Kanton Bern, dass Spahr nicht einfach als SVP-Politiker, sondern als «offiziell verurteilter Rassist» und «Anti-Demokrat» gewählt worden sei.

Tatsächlich wurde das Duo an der Spitze der JSVP letztes Jahr wegen Rassendiskriminierung vom Bundesgericht schuldig gesprochen. Dies wegen eines rassistischen Facebook-Posts, der ausländische Fahrende verunglimpfte und herabsetzte.

Sie, die gegen das Gesetz verstossen haben, werden nun an dessen Ausarbeitung entweder mitwirken oder es ausführen. Offensichtlich hat der Schuldspruch den beiden Politikern nicht geschadet. Dafür hat der Politologe und Co-Leiter des Meinungsforschungsinstituts GFS Bern, Lukas Golder, eine einfache Erklärung: «Medienschaffende beurteilen oft die Moral, die Wählerschaft hingegen das Potenzial eines Kandidaten.» So habe man nach der Wiederwahl von Pierre Maudet in den Genfer Staatsrat auch händeringend nach Erklärungen gesucht. Doch offensichtlich war die Wählerschaft bereit, dem Kandidaten nach seinem Korruptionsdelikt zu vergeben und ihm eine zweite Chance zu geben.

Anderer Stil, gleiche Inhalte

Neben dem rassistischen Facebook-Post fiel die JSVP in den letzten Jahren des Öfteren mit Aktionen auf, die vom Stil her eher an amerikanische Verhältnisse erinnern. So erstaunt es kaum, dass Fiechter in der Vergangenheit seine Bewunderung für den Ex-US-Präsidenten Donald Trump kundtat.

Dazu passt, dass er den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel anzweifelt und es als erwiesen erachtet, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Von Wissenschaftsfeindlichkeit, wie man es von Covid-Leugnern und Verschwörungstheoretikern kennt, will sich Fiechter jedoch abgrenzen.

Spahr hingegen betont, dass die Schweiz eine Demokratie und kein «Wissenschaftsstaat» sei. «Wissenschaft bezieht sich nur auf den Stand heute. Es gab in der Vergangenheit jedoch viele Erkenntnisse, die Jahrzehnte später widerlegt wurden», sagt der Jungpolitiker.

Wird sich der Stil der beiden Jungpolitiker mit der Wahl in die Exekutive respektive die Legislative nun ändern? «Als Grossrat nimmt man natürlich eine andere Rolle ein im Vergleich zum Jungpolitiker, wo man gewisse Formulierungen etwas zuspitzen muss», sagt Fiechter. Doch Spahr relativiert: «Politischen Erfolg haben wir nicht trotz, sondern weil wir solche Positionen vertreten.» Dennoch sei er sich bewusst, dass er in einer Kollegialbehörde andere Töne anschlagen müsse. «Aber die Inhalte bleiben die gleichen», kündet er an.

Die Prioritäten von Fiechter zeigen, dass er genau so weitermachen will wie bisher: erstens Transitplätze für ausländische Fahrende verhindern, zweitens die sogenannte Woke-Ideologie bekämpfen und drittens den politischen Einfluss der Stadt eindämmen.
(https://www.derbund.ch/nils-fiechter-und-adrian-spar-provokateure-der-jungen-svp-feiern-wahlerfolge-955337761864)



Umgang mit der SVP: Alles so schön normal hier
Neue Grenzüberschreitungen und altbekannte Provokationen: Die SVP kann machen, was sie will – in weiten Teilen der Öffentlichkeit gilt sie noch immer als ganz gewöhnliche bürgerliche Partei. Wie kommt das?
https://www.woz.ch/2343/umgang-mit-der-svp/alles-so-schoen-normal-hier/!C6CR2NM9PM95


+++HISTORY
BERNER BEBEN – «Hauptstadt»-Brief #236
Die Meinungen über die Reitschule gehen auseinander. Für die einen ist sie ein wichtiges kulturelles Zentrum in Bern. Für die anderen ein Schandfleck, der baldmöglichst geschlossen gehört.

So oder so ist die Reitschule längst eine Stadtberner Institution. Mit dem Reitschulfest feiert sie dieses Wochenende ihr 36-jähriges Bestehen.
-> https://www.facebook.com/events/654430093443708/?ref=newsfeed

Damals, Ende Oktober 1987, war das Gebäude kurzfristig besetzt worden. Eine Nacht lang feierten rund tausend Personen eine illegale Party in der sogenannten «Straf-Bar». Eine Woche später folgte ein noch grösseres – nun bewilligtes – Fest mit Auftritten von Polo Hofer, Stephan Eicher und Züri West. Rund 10’000 Personen waren angeblich vor Ort.
-> http://reitschule.ch/reitschule/u/files/downloads/1895-1998.pdf

Gefordert wurde ein autonomes Jugendzentrum (AJZ). Als solches war die Reitschule Jahre zuvor bereits kurzfristig genutzt worden. Damals fiel das AJZ jedoch vor allem durch Chaos und Drogenabhängige auf. Als ein Punk im Drogenrausch einen Kranich aus dem Tierpark Dählhölzli stahl und diesen vor der Reitschule briet, liess die Stadt die Reitschule polizeilich räumen.

Erst mit der Straf-Bar-Nacht im Oktober 1987 wurde ein AJZ in der Reitschule wieder aktuell. Wer wie ich zu jung ist, um diese Zeit selbst erlebt zu haben, erhält im Dokumentarfilm «Berner Beben» einen Eindruck von der turbulenten Zeit. Das Zeitdokument, aus einer dezidiert linken Perspektive erzählt, wird im Rahmen des Reitschulfest-Programms gezeigt. Auf Youtube ist der Film frei verfügbar.
-> https://reitschule.ch/reitschule/?programm
-> https://www.youtube.com/watch?v=jZ_fTgpSBak

Das Alternativprogramm zum Reitschulfest findest du im Bärner Nachtläbe – den handverlesenen Ausgehtipps der «Hauptstadt».
(https://www.hauptstadt.be/a/berner-beben-hauptstadt-brief-236)



Beirat der Bührle-Ausstellung im Kunsthaus Zürich tritt zurück
Das Kunsthaus Zürich wollte nächste Woche die Ausstellung rund um die umstrittene Bührle-Sammlung angepasst neu eröffnen. Jetzt wurde indes bekannt, dass der wissenschaftliche Beirat dieser Ausstellung zurücktritt.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/beirat-der-buehrle-ausstellung-im-kunsthaus-zuerich-tritt-zurueck?id=12478167
-> https://www.tagesanzeiger.ch/news-ticker-kultur-tv-buecher-kino-musik-klassik-kunst-theater-streaming-26-430920002859
-> https://www.deutschlandfunk.de/kultur-streit-um-geplante-buehrle-ausstellung-im-kunsthaus-zuerich-eskaliert-dlf-fabd3f08-100.html



nzz.ch 26.10.2023

Wieder Ärger um Bührle am Zürcher Kunsthaus: Jetzt tritt das wissenschaftliche Gremium geschlossen zurück

Gemeinsam mit einem Beirat wollte das Kunsthaus die Sammlung neu kuratieren. Doch es soll wieder nicht gelungen sein, richtig mit dem konfliktreichen Erbe des Rüstungsindustriellen Emil Georg Bührle umzugehen.

nad./phi.

Das Kunsthaus kommt nicht zur Ruhe. Seit zwei Jahren zeigt es im Neubau – und begleitet von Kritik – die Kunstsammlung des Zürcher Rüstungsindustriellen Emil Georg Bührle. Nun kam es erneut zu Streit.

Bührle hatte während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Werke erworben, die in die Kategorie «NS-Verfolgungs-bedingt entzogener» Kunst gehören könnten. Das sind Bilder, die Bührle zwar rechtmässig gekauft hat, die aber von ihren jüdischen Vorbesitzern nur deshalb veräussert wurden, weil die Verfolgung durch die Nazis sie dazu zwang.

Gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Beirat sollte das Kunsthaus die Sammlung neu kuratieren. Der Titel der Ausstellung, «Eine Zukunft für die Vergangenheit: Sammlung Bührle – Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt», verhiess, dass man kritischer sein, klarer einordnen und vor allem einen anderen Fokus setzen wollte.

Nicht um Bührle, den Kriegsprofiteur, sollte es gehen, sondern um die vielen jüdischen Sammler, denen die Werke einst rechtmässig gehört hatten und die zu Opfern des nationalsozialistischen Regimes geworden waren. Doch die Zusammenarbeit ist gescheitert: Der wissenschaftliche Beirat ist geschlossen zurückgetreten. Das berichtete erst der Deutschlandfunk und bestätigten auch Beiratsmitglieder gegenüber der NZZ.

Keine Ausstellung über Holocaust

Laut dem Bericht des Deutschlandfunks und Quellen der NZZ soll ein erneut falsch gelegter Fokus Grund für den Rücktritt des wissenschaftlichen Gremiums sein. Wieder blicke die Ausstellung vor allem auf Bührle statt auf die Opfer des NS-Regimes. Die Begleittexte zur Ausstellung sollen dem wissenschaftlichen Gremium erst in der zweiten Oktoberwoche zur Beurteilung vorgelegt worden sein. Die Kritik des Beirats, dass die Präsentation wieder an den verfolgten, enteigneten und ermordeten Sammlern vorbeischaue, scheint nun nicht mehr Eingang in die Ausstellung finden zu können.

Laut dem Deutschlandfunk soll bei der Diskussion zwischen dem Kunsthaus-Team und dem wissenschaftlichen Beirat zudem gesagt worden sein, dass es sich ja nicht um eine Ausstellung über den Holocaust handle, sondern um die Präsentation einer Kunstsammlung.

Da die Entstehung der Sammlung Bührle allerdings eng mit dem NS-Kunstraub und damit selbstredend auch mit der Verfolgung europäischer Juden und dem Holocaust zusammenhängt, dürfte es kaum möglich sein, das eine ohne das andere zu präsentieren.

Kunsthaus wartet ab

Das Kunsthaus selbst hält sich bedeckt. Wie sich die Zusammenarbeit zwischen dem Kunsthaus-Team und dem wissenschaftlichen Beirat gestalte, werde man bei der bereits seit längerem anberaumten Pressekonferenz am 2. November gemeinsam kommunizieren, heisst es auf Anfrage: «Über den Gegenstand dieser Gespräche und den laufenden Prozess» gebe man davor keine Auskunft.

An der Pressekonferenz werden nebst der Kunsthaus-Direktorin Ann Demeester und dem zuständigen Team um Philippe Büttner, Joachim Sieber und Ioana Jimborean auch die beiden Beiratsmitglieder Angeli Sachs und Stefanie Mahrer anwesend sein und Auskunft geben. Der Beirat besteht aus sieben Personen, unter ihnen Nikola Doll, die Leiterin der Provenienzforschung des Kunstmuseums Bern, Muriel Gerstner, Bühnenbildnerin sowie Vorstandsmitglied des Vereins Omanut – Forum für jüdische Kunst und Kultur, der Historiker Mathieu Leimgruber und der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer.

Zum Grund für den Entscheid, das Kunsthaus-Mandat abzulegen, werde man sich erst bei der Pressekonferenz gemeinsam mit dem Kunsthaus offiziell äussern, erklärte das Gremium gegenüber der NZZ.
(https://www.nzz.ch/feuilleton/kunsthaus-zuerich-erneuter-eklat-um-buehrle-sammlung-ld.1762761)



limmattalerzeitung.ch 26.10.2023

Knall am Kunsthaus Zürich: Der Beirat der neuen Bührle-Ausstellung tritt unter Protest zurück

In einer Woche wird die neu konzipierte Ausstellung der umstrittenen Sammlung Bührle eröffnet. Sie gefällt wohl Direktorin Ann Demeester, nicht aber dem wissenschaftlichen Beirat, mit dem sie gemeinsam hätte entwickelt werden sollen. Nun hat es geknallt.

Daniele Muscionico

Der Streit um die Sammlung Bührle ist eskaliert. Doch nicht durch Kritik von aussen dieses Mal, jetzt kommt sie von unerwarteter Seite. Laut einer Mitteilung von Deutschlandfunk Kultur distanziert sich der wissenschaftliche Beirat, der die neue kritische Darstellung der Sammlung Bührle ein Jahr lang begleitet und mitverantwortet hat, vom Ergebnis.

Und mehr noch: Der Beirat tritt unter Protest geschlossen zurück. Zu den protestierenden sieben Mitgliedern, Expertinnen und Experten diverser Disziplinen gehören unter anderen der Historiker Mathieu Leimgruber, die Leiterin der Provenienzforschung des Kunstmuseums Bern, Nikola Doll, eine Gurlitt-Sachkundige, sowie der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer.

Auf den Wahrheitsgehalt der Radiomeldung angesprochen, verweigern beide Parteien dieser Zeitung jede Auskunft. Keine Bestätigung also, aber auch kein Dementi. Das legt den Schluss nahe: Der Eklat zwischen Beirat und Kunsthaus entspricht den Tatsachen.

Ein Informationsleck, wem nützt’s?

Die Ausstellung mit dem Titel «Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt» wird am 3. November dennoch wie geplant eröffnet. Zu diesem Anlass sollen sich sowohl die Kritiker als auch die Kunsthaus-Leiterin Ann Demeester erklärend äussern. Zum jetzigen Zeitpunkt bewahrt man gemeinsames Stillschweigen. Beide Parteien vertreten den Standpunkt, dass man durch eine Stellungnahme die Ausstellung selbst und ihre Resonanz belaste.

Als ob das nicht bereits geschehen wäre. Der Schaden ist angerichtet. Das interne oder externe Informationsleck verweist auf tiefe Gräben und auf unterschiedliche Auffassungen über den Inhalt sowie über die Präsentation. Sie zeigen überdies die Interessenskonflikte und die hohen Erwartungen, die mit der Neupräsentation der Sammlung Bührle verbunden sind.

Die kritische Bührle-Befragung angestossen hatte die im Oktober 2022 eingesetzte neue Direktorin Ann Demeester, doch ganz freiwillig nicht. Stadt und Kanton Zürich, die entscheidenden Subventionsgeber, hatten gefordert, dass der Umgang mit Fluchtgut im Zusammenhang mit der Sammlung Bührle neu untersucht werden muss.

Opfer marginalisiert, Bührle gefeiert?

Laut Deutschlandfunk Kultur liegen die Gründe, die zum Rücktritt des Beirats führten, in der Repräsentation der Opferseite. So monieren die Kritiker, dass auch in dieser Ausstellung die Persönlichkeit Bührle und die Entstehung der Sammlung nach wie vor im Zentrum stehen. Es sei stossend, dass die Opfer des NS-Regimes erneut marginalisiert würden. «Dem Schicksal der verfolgten, ermordeten, enteigneten Sammlerinnen und Sammler ist in der Ausstellung in Darstellung und Anerkennung wieder nur ein kleiner Teil gewidmet», heisst es in einer Erklärung, die dem Radio vorliegt.

Die Quelle zitierte überdies einen bösen Satz aus dem Briefwechsel zwischen den Parteien. Die neue Präsentation sei «schliesslich keine Ausstellung über den Holocaust», sondern weiterhin eine über eine Kunstsammlung. Der Beirat vertritt indes die Position, dass bei Kunstraub der Holocaust und die Sammlungstätigkeit von Emil Bührle eng zusammenhingen: «Der Raub war Teil der Vorbereitungen des Genozids an den europäischen Juden.»

An der Pressekonferenz kommenden Donnerstag werden die Kritikerinnen und Kritiker gemeinsam auf dem Podium sitzen und ihre unterschiedlichen Standpunkte darlegen. Dass ein gemeinsamer Auftritt weiterhin möglich ist, ist hoffnungsvoll. Dass das finale Zerwürfnis nicht zu vermeiden war, ist bedauerlich. Es spricht für die Komplexität des Themas – aber auch für den Wahrheitsanspruch, den jede Seite für sich erhebt.
(https://www.limmattalerzeitung.ch/kultur/kunst-knall-am-kunsthaus-zuerich-der-beirat-der-neuen-buehrle-ausstellung-tritt-unter-protest-zurueck-ld.2533883)