Medienspiegel 22. September 2023

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
60 statt 120 Asylsuchende können im ehemaligen Hotel Alpenblick in Wolfisberg untergebracht werden. Sowohl der Kanton, der 120 Plätze wollte, wie auch die Gemeinde, die sich gegen die Asylunterkunft wehrte, zeigen sich zufrieden.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/dank-schoenem-wetter-gute-wassermelonensaison-im-seeland?id=12458436


Spital Münsingen: «Nein, es gibt kein Asylzentrum»
Entgegen immer wieder aufkommender Gerüchte ist im ehemaligen Spital Münsingen kein Asylzentrum geplant. Nach wie vor aktuell sind dafür die Pläne von Gemeinde und Ärzt:innen, das Spital in irgendeiner Form wieder zu öffnen.
https://www.bern-ost.ch/Muensingen—Nein-es-gibt-kein-Asylzentrum-676607


Verteilung von 164 Asylplätzen: «Es gab viele offene Fragen»
Die Frage, wie Asylplätze auf die Gemeinden verteilt werden sollen, beschäftigt den Oberaargau. Am Freitagmorgen fand diesbezüglich ein runder Tisch mit den vier Zentrumsgemeinden und Regierungsstatthalter Stefan Costa statt.
https://www.32today.ch/mittelland/verteilung-von-164-asylplaetzen-es-gab-viele-offene-fragen-153671585


+++LUZERN
Bessere medizinische Grundversorgung: Stadt Luzern will Hilfe für Sans-Papiers ausweiten
2000 bis 3000 Sans-Papiers sollen in der Region Luzern leben, teilweise in prekären Situationen. Diesen Personen will der Luzerner Stadtrat nun besser helfen.
https://www.zentralplus.ch/gesundheit-fitness/stadt-luzern-will-hilfe-fuer-sans-papiers-ausweiten-2581266/


+++SCHWEIZ
Nutzung von Zivilschutzanlagen bei Notlagen im Asylbereich weiterhin möglich
Wenn bei einer hohen Anzahl Asylgesuche zusätzliche Kapazitäten für eine temporäre Unterbringung nötig sind, können der Bund und die Kantone weiterhin auf die Zivilschutzanlagen zurückgreifen. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 22. September 2023 die entsprechende Verordnung bis am 31. Dezember 2025 verlängert.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-97843.html
-> https://www.blick.ch/politik/bundesrat-verlaengert-verordnung-asylsuchende-weiterhin-in-zivilschutzanlagen-id18967976.html


SVP-Nationalrat will Antworten zu Flüchtlingen: Asyl-Chaos? Thomas Aeschi wirft Bundesrat Nichtstun vor
Der Zuger Parlamentarier will die Fragestunde nutzen, um über das «Asyl-Chaos» zu sprechen. Er will wissen, ob die Regierung Verschärfungen plane.
https://www.zentralplus.ch/politik/asyl-chaos-thomas-aeschi-wirft-bundesrat-nichtstun-vor-2581216/


Schwierige Bedingungen für Schutzsuchende in Bulgarien
Die Aufnahmebedingungen von geflüchteten Menschen in Bulgarien sind prekär. Unterbringung und Essensversorgung sind mangelhaft. Der Zugang zum Asylverfahren ist problematisch. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) fordert deshalb weiterhin, auf Überstellungen nach Bulgarien zu verzichten.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/news-und-stories/schwierige-bedingungen-fuer-schutzsuchende-in-bulgarien


Gastbeitrag zum Asylrecht: Ständerat verhindert Lösung für die Schwächsten
Es gibt Menschen, die seit Jahren ohne Perspektive in Rückkehrzentren leben. Eben erst verweigerte der Ständerat wieder eine Lösung. Das ist eine nationale Schande.
https://www.derbund.ch/gastbeitrag-zum-asylrecht-staenderat-verhindert-loesung-fuer-die-schwaechsten-679408146046


Asyl für Afghaninnen: FDP- und Mitte-Frauen widersprechen den Männern
Die FDP kritisiert, dass Afghaninnen in der Schweiz Asyl erhalten. Auch der Mitte-Präsident zeigt sich skeptisch. Und was sagen Parteikolleginnen?
https://www.derbund.ch/asyl-fuer-afghaninnen-fdp-und-mitte-frauen-widersprechen-den-maennern-926937980646


+++POLEN
Die neue Balkanroute führt über Polen
Polen hat sich zum Drehkreuz für irreguläre Migration nach Deutschland entwickelt: Die Balkanroute verläuft über einen neuen Weg – und Russland schickt noch immer Migranten in Richtung EU.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/migration-polen-100.html


+++ÄRMELKANAL
tagblatt.ch 22.09.2023

Die vergessene Migrationskrise vor unserer Haustür: Warum Europas «anderer» Hotspot noch gefährlicher ist

Auch am Ärmelkanal sind in den letzten Tagen Tausende von Migranten angekommen. Ihr Ziel ist es, nach England überzusetzen – unter Lebensgefahr.

Stefan Brändle, Paris

Während alle Blicke nach Lampedusa gerichtet sind, ereignen sich an der Küste Nordfrankreichs Szenen wie im Mittelmeer zwischen Italien und Tunesien. Mit ähnlichen Dramen und Tragödien.

Tausende von Migranten wagen tagtäglich die riskante Reise übers Wasser auf die Britischen Inseln. Die Zahl von 45’000 Flüchtlingen, die es im Jahr 2022 ins gelobte England geschafft haben, dürfte heuer übertroffen werden. Im September wächst der Andrang. Seit Monatsbeginn haben laut Angaben der französischen Küstenwache 3400 Menschen in Schlauchbooten von den weiten Stränden bei Calais und Dünkirchen ins englische Dover übergesetzt. Meist sind es Englisch sprechende Flüchtende aus dem Mittleren Osten, viele Afghanen und Pakistani.

Der zunehmende Andrang hat unter anderem mit den Wetterbedingungen zu tun, die derzeit günstig sind, günstiger auch als im Herbst und Winter, wenn die Erfrierungsgefahr wächst. Die Übersetzungswilligen setzen sich weiteren Lebensgefahren aus: Der Ärmelkanal ist eine der meistbefahrenen Handelsschiffrouten der Welt, und grosse Frachter hinterlassen hohe Wellen, die Gummiboote zum Kentern bringen. Dazu verursacht der meterhohe starke Gezeitenwechsel starke, ständig wechselnde Strömungen.

Die französische Seenotrettung ist in den letzten Monaten – mit finanzieller Hilfe aus London – verstärkt worden. Die britische Regierung verlangt allerdings im Gegenzug, dass die französische Polizei die Abfahrten der Migrantenboote verhindert. Ein besonderes Auge hat die Polizei auf die sogenannten «taxi boats». Dabei handelt es sich um kaum meerestüchtige Boote von Schlepperbanden, die nachts die Strände beidseits von Calais abklappern und Migranten, die zuvor mehrere tausend Euro bezahlt haben, aufnimmt. Oder besser gesagt auffüllt – bis an die Grenze des Untergehens.

Da die Polizei heute mit Nachtsichtkameras und Drohnen ausgerüstet ist und die Patrouillen verstärkt worden sind, müssen die Schlepper rasch handeln, was die Gefahr noch erhöht. In den letzten Tagen wurden Boote mit 70 bis 80 Migranten – darunter auch je ein Dutzend Frauen und Kinder – kurz vor dem Sinken gerettet, wie das Hilfswerk Osmose62 berichtete. Teils Tausende von Kilometern und unter harten Strapazen angereist, scheuen sie vor keiner Gefahr zurück, um über den Ärmelkanal zu setzen.

Vorwürfe an die französischen Behörden

Der humanitäre Retter Oliver Ternisien sagte gegenüber dem Newsportal Huffington Post, die Migranten gingen «immer mehr Risiken» ein, um noch vor der kalten Jahreszeit auf die Britischen Inseln zu gelangen. Lokale Fernsehstationen berichten zudem, die Schlepper wichen immer stärker von Calais – 32 Kilometer von Dover entfernt – an die südlich gelegenen französischen Strände aus, jüngst etwa in die Bucht Authie, die fast 100 Kilometer von England entfernt ist.

Die Hilfsorganisationen arbeiten nachts mit der französischen Polizei zusammen, um tödliche Dramen zu verhindern. Zugleich werfen sie den französischen Behörden aber auch vor, die Gefahr indirekt selber zu schüren: Den Zugstunnel unter dem Kanal und den Fährhafen bei Calais haben die Franzosen – ebenfalls mit britischer Kofinanzierung – so stark gesichert, dass für Migranten auf diesem Weg keinerlei Durchkommen mehr ist.

Also versuchen sie es in Schlauchbooten, in denen sie skrupellosen Schlepperbanden auf Gedeih und Verderb ausgesetzt sind. Mitte August kamen auf diese Weise sechs Migranten ums Leben. Die nächste Tragödie ist nur eine Frage der Zeit.
(https://www.tagblatt.ch/international/frankreich-die-vergessene-migrationskrise-vor-unserer-haustuer-warum-europas-anderer-hotspot-noch-gefaehrlicher-ist-ld.2517764)


+++ITALIEN
Seenotretter über Lampedusa: „Die Boote sinken sofort“
An der Überforderung auf Lampedusa ist auch die italienische Küstenwache Schuld, sagt Seenotretter Gorden Isler. Denn die blockiert Rettungsmissionen.
https://taz.de/Seenotretter-ueber-Lampedusa/!5958533/


Der Papst bezeichnet die Zustände auf Lampedusa als «grausam»
Papst Franziskus bezeichnete die Zustände für Migranten auf der Insel Lampedusa als «grausam». Noch am Abend möchte er in Marseille Opfern gedenken.
https://www.nau.ch/news/europa/der-papst-bezeichnet-die-zustande-auf-lampedusa-als-grausam-66614391
-> https://www.blick.ch/politik/papst-franziskus-mahnt-migranten-zu-retten-ist-eine-pflicht-der-menschlichkeit-id18970125.html


+++EUROPA
Kampf gegen Schleuser trifft auch Flüchtlinge
Für die EU ist in der Migrationsfrage der Kampf gegen Schleuserkriminalität entscheidend. Doch was macht jemanden zum Schleuser? Monitor-Recherchen zeigen, dass offenbar oft Flüchtlinge im Gefängnis landen, weil sie anderen helfen.
https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/schleuser-eu-100.html
-> Monitor: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/schleuser-kriminalitaet-die-falschen-vor-gericht-100.html


Migrationspakt: EU kündigt erste Millionenzahlung an Tunesien an
Tunesien soll mit EU-Geldern Migranten davon abhalten, sich auf den Weg nach Europa zu machen. Die ersten 127 Millionen Euro sollen jetzt überwiesen werden.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-09/eu-127-millionen-tunesien-migrationspakt
-> https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/eu-ueberweist-tunesien-viel-geld-migration-ungebrochen,TqbJHoo


Podcast „Bundestalk“: Die Dramatik von Lampedusa
Zehntausend Flüchtende sind auf Lampedusa gestrandet. Das heizt die Debatte über Migrationspolitik neu an – und nutzt vor allem den Rechten.
https://taz.de/Podcast-Bundestalk/!5961682/


Humanitärer Notstand auf Lampedusa – was muss die EU tun?
In nur drei Tagen sind 10.000 Geflüchtete auf Lampedusa angelandet. Woran die EU im Umgang mit der Migration scheitert, in “Was jetzt? – Die Woche”.
https://www.zeit.de/politik/2023-09/lampedusa-notstand-migration-eu-was-jetzt-livesendung


+++FREIRÄUME
Am 1. Oktober öffnet der Chessu nach dem Umbau wieder
Fertig gebaut, jetzt wird wieder gefeiert: Nach knapp zwei Jahren öffnet das AJZ wieder – und stellt das Programm der Eröffnungsevents vor.
https://ajour.ch/de/story/164125/am-1-oktober-%C3%B6ffnet-der-chessu-nach-dem-umbau-wieder


+++GASSE
«Wenn wir heute mit Repression reagieren, zeigt das, dass wir nichts gelernt haben»
Die Bäckeranlage in Zürich steht seit einem Monat im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Die Rede ist von Zuständen, die der offenen Drogenszene der 1990er-Jahre gleichen sollen. Doch ist die Situation wirklich derart angespannt? Und was muss passieren, damit das System nicht gänzlich zusammenbricht? Thilo Beck, Chefpsychiater der Arud, einer der führenden suchtmedizinischen Institutionen, ordnet ein.
https://www.pszeitung.ch/wenn-wir-heute-mit-repression-reagieren-zeigt-das-dass-wir-nichts-gelernt-haben/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Tanzdemo in Winterthur: Plötzlich stand ein SVP-Politiker vor den linken Demonstranten
Die Kundgebung zum zehnten Jahrestag der eskalierten Tanzdemo auf dem Archplatz blieb friedlich. Daran änderte auch der überraschende Auftritt eines bekannten Zürcher SVP-Nationalrats nichts.
https://www.tagesanzeiger.ch/zwischenfall-in-winterthur-ploetzlich-stand-ein-svp-politiker-vor-linken-demonstranten-408893944560
-> https://www.nau.ch/ort/winterthur/demo-in-winti-thomas-matter-svp-mit-getrank-uberschuttet-66614011
-> https://www.20min.ch/video/winterthur-demonstrant-schuettet-svp-nationalrat-getraenk-ins-gesicht-221279908074
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/winterhur-thomas-matter-wird-bei-demo-mit-getraenk-ueberschuettet-ld.2518764
-> https://www.zueritoday.ch/videos/thomas-matter-wird-bei-demo-in-winterthur-mit-getraenk-ueberschuettet-153658700?autoplay=true&mainAssetId=Asset:153658710
-> https://www.blick.ch/politik/thomas-matter-in-winterthur-angegriffen-svp-nationalrat-von-demonstrant-mit-getraenk-ueberschuettet-id18966971.html
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/winterthur-unbewilligte-demo-von-linken-geplant-1-00221533/
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/thomas-matter-mit-getraenk-ueberschuettet-153675668
-> Medienmittielung Kundgebung: https://barrikade.info/article/6129



tagesanzeiger.ch 22.09.2023

Attacke auf Thomas Matter: «Verpiss dich jetzt, Alte» – SVP-Nationalrat wird mit «klebrigem Getränk» überschüttet

Linke Demonstrierende haben sich in Winterthur mit Thomas Matter angelegt. Wie der SVPler den Eklat schildert. Und was ein

Tim Wirth

Wahrscheinlich sei es Red Bull gewesen, sagt Thomas Matter. Seinen Anzug könne er jetzt wegwerfen.

Ein Video von TeleZüri zeigt den Vorfall, der sich am Donnerstagabend um 20 Uhr auf dem Archplatz in Winterthur ereignet hat. SVP-Nationalrat Thomas Matter läuft auf rund 250 linke Demonstrierende zu, die mit Transparenten gegen die «kapitalistische Stadtentwicklung» skandieren. «Verpiss dich jetzt, Alte», sagt eine junge Frau zu Matter. Von hinten kommt ein Mann dazu und überschüttet den SVPler mit seinem «klebrigen Getränk». «Ist das jetzt Toleranz?», fragt Matter. «Alte, jetzt hau ab», sagt die Frau noch mal und droht ihm etwas Unverständliches.
-> https://www.zueritoday.ch/videos/thomas-matter-wird-bei-demo-in-winterthur-mit-getraenk-ueberschuettet-153658700

Er wollte Mattea Meyer begrüssen

Dass Thomas Matter an diesem Abend in Winterthur war, ist ein Zufall. Nur wenige Meter neben der Demonstration veranstaltete die SVP in der Archbar eine After-Work-Party mit Wurst und Bier. Rechter Wahlkampf auf der einen, linke unbewilligte, aber friedliche Demo gegen den Kapitalismus auf der anderen Seite.

Die Polizei habe ihn und Alfred Heer gebeten, das SVP-Plakat bei der Archbar abzunehmen, «um nicht zu provozieren», sagt Matter. Sie hätten das nicht verstanden, es dann aber doch gemacht. Als die Wurst gegessen und das Bier getrunken war, wollte Thomas Matter zu seinem Auto im Parkhaus laufen. Der direkte Weg dazu habe durch die Demonstration geführt, sagt Matter. Ausserdem habe er SP-Nationalratskollegin Mattea Meyer begrüssen wollen. Er meinte, ihre Stimme bei einer Rede erkannt zu haben.

In einer Medienmitteilung hat die SVP den «feigen und antidemokratischen Angriff» verurteilt. Er zeige «die zunehmende Verrohung der Linken in unseren Städten». Thomas Matter sagt: «Wäre ein Linker zu uns an die After-Work-Party gekommen, hätte ich ihm sicher nicht gesagt: Verreis.»

Grosse Verachtung während des Wahlkampfs

Dass Politiker von linken Gruppierungen oder Einzelpersonen attackiert werden, kam schon öfter vor. Vor vier Jahren wurden Christoph Mörgeli und Roger Köppel in der Zürcher Bar Sphères von «antirassistischen und wütenden Cafégästen» mit einem Milchshake überschüttet. Ein Impfgegner überschüttete Natalie Rickli während der Pandemie mit einer Apfelschorle und wurde verurteilt. 2015 wurde Mauro Tuena von einem Mann vom Binz-Areal weggeschupft und als «Fascho-Sau» beschimpft. Christoph Blocher wie auch Ueli Maurer wurden schon mit einer Torte beworfen. Und Regierungsrat Mario Fehr – damals SP, heute parteilos – wurde an einem Match des FC Winterthur mit Bier überschüttet.

Adrian Oertli war früher selbst ein gewaltbereiter Linksextremist und arbeitet heute als Psychotherapeut in Zürich. Er sagt, dass es in der linken Subkultur eine breite Akzeptanz für Grenzüberschreitungen gegenüber rechten Politikern gebe. «Der Ursprung von allem Bösen wird in die SVP projiziert», sagt der Extremismusexperte. Gerade während des Wahlkampfs sei die Verachtung gross. Und bei unbewilligten Demos gebe es eine Gruppendynamik, die an Fussballmatchs erinnere. Dass Linke stets Toleranz einforderten und selber nicht immer tolerant seien, sei eine Doppelmoral. «Bewegungen, die sich voller Liebe wähnen, fühlen sich oft auch dazu legitimiert, als Vertreter der Moral Gewalt anzuwenden», sagt Adrian Oertli.

Thomas Matter hat TeleZüri nach der Attacke direkt vor den linken Demonstrierenden ein Interview gegeben. Danach sei er zurück zur Archbar gelaufen, wo die SVP-Happy-Hour stattfand. «Dort habe ich mir das Gröbste abgeputzt», sagt er. Strafanzeige werde er nicht einreichen. «Das würde nichts verändern», sagt er. Über einen Umweg lief er dann in die Parkgarage zu seinem Auto.
(https://www.tagesanzeiger.ch/attacke-auf-thomas-matter-verpiss-dich-jetzt-alte-svp-nationalrat-wird-mit-klebrigem-getraenk-ueberschuettet-501430743569)



nzz.ch 22.09.2023

Der SVP-Nationalrat Thomas Matter wird auf dem Weg zu seinem Auto von Linksautonomen attackiert

An einer unbewilligten Demonstration in Winterthur wird Thomas Matter eine Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet. Es ist nicht die erste Attacke dieser Art auf ihn.

Michael von Ledebur

Am Rande einer unbewilligten Demonstration gegen die «kapitalistische Stadtentwicklung» in Winterthur ist am Donnerstag der SVP-Nationalrat Thomas Matter von Vertretern linksextremer Kreise angegriffen und mit einem Getränk übergossen worden. Dies schreibt die Volkspartei in einer Mitteilung.

Auf TV-Bildern von Tele Züri ist zu sehen, wie ein bärtiger Mann mit Brille und Baseball-Cap auf Matter zugeht und ihm den Inhalt eines Bechers mit Wucht ins Gesicht schleudert. Eine junge Frau sagt zu Matter: «Verpiss dich jetzt, Alter!»

Laut den Tamedia-Zeitungen demonstrierten in Winterthur 250 Personen. Die unbewilligte Demonstration sei friedlich verlaufen, bis sich Matter vor den Transparenten «breitgemacht» habe und sich «sogar einen Weg durch die Masse» habe bahnen wollen.

Die linken Demonstranten hätten den «Mann, der 260 000 Franken ins SVP-Wahlkampfkässeli gesteckt» habe, sofort erkannt, heisst es im Zeitungsbericht salopp. Sie hätten ihn «bestimmt weggedrückt». «Auch ein Getränk bekam Matter noch ab.»

Auf dem Weg zum Parkhaus

Matter schildert den Vorfall am Telefon völlig anders. Er und der SVP-Nationalrat Alfred Heer hätten in der «Archbar» beim Archplatz in Winterthur einen Wahlanlass organisiert, eine After-Work-Party. Nach deren Ende habe er sich zu seinem Auto aufgemacht. Der Weg zum Parkhaus führte über den Archplatz.

Von einer provokativen Geste, wie im Bericht der Tamedia-Zeitungen beschrieben, könne keine Rede sein. «Ich hätte einen grösseren Umweg in Kauf nehmen müssen, aber das war mir zu blöd. Ich lebe in einem Land, das frei ist und wo ich glaube, über einen Platz in Winterthur gehen zu können.»

Unvermittelt seien mehrere Leute auf ihn losgestürmt und hätten ihn mit einer Flüssigkeit übergossen, wahrscheinlich einem Energydrink. Sein Anzug sei ruiniert.

Er sei dann zurück in die «Archbar» gegangen, um sich zu reinigen, und habe den Umweg zum Parkhaus unter die Füsse genommen.

Dass man einen friedlichen Anlass mit Wurst und Brot organisiere und dann nicht einmal ungestört zu seinem Auto laufen könne – das sei «schon speziell», sagt Matter. Zumal es eine unbewilligte Demonstration gewesen sei.

Die Zürcher SVP schreibt, sie verurteile diesen «feigen, antidemokratischen Angriff aufs Schärfste». SP und Grüne hätten leider keine Berührungsängste gegenüber dem linksextremen Milieu und würden sich viel zu wenig von Extremismus und Gewalt abgrenzen.

Immer wieder übergossen

Matter wurde schon einmal Opfer einer Flüssigkeitsattacke – vor zwei Jahren wurde er in Bern am Tag des Frauenstreiks in einem Restaurant von drei Demonstrantinnen mit Bier übergossen. Und die Liste von SVP-Exponenten, denen Ähnliches widerfuhr, ist lang.

Ebenfalls in Bern wurde Nationalrat Erich Hess 2016 in einer Gartenbeiz, die als Treffpunkt der linksalternativen Szene gilt, mit Bier überschüttet – mit einem Bier, das er dem Täter notabene spendiert hatte.

In der Stadt Zürich attackierten im Jahr 2019 Linksextreme im Café Sphères den Alt-Nationalrat Christoph Mörgeli mit einem Süssgetränk, Nationalrat Roger Köppel bekam ebenfalls etwas davon ab.

Strafrechtliche Folgen hatte ein Angriff auf die SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli bei der Einweihung der kantonalen Impfmobile im August 2021 in der Zürcher Gemeinde Gossau. Dieser Angriff stand allerdings in einem anderen Kontext – einem impfkritischen.

Bei der Flüssigkeit handelte es sich um Apfelschorle, doch Rickli konnte zunächst nicht einschätzen, wie gefährlich die Situation war. Weil der Angreifer bei der Flucht einen Polizisten verletzte, wurde er zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.

Ebenfalls in Winterthur trug sich 2017 eine Attacke auf den damaligen SP-Regierungsrat Mario Fehr (heute parteilos) zu. Fehr wurde am Rande eines Fussballspiels übergossen – in seinem Fall war es Bier und der Täter der Sohn einer sozialdemokratischen Politikerin.
(https://www.nzz.ch/zuerich/ich-haette-einen-groesseren-umweg-in-kauf-nehmen-muessen-aber-das-war-mir-zu-bloed-svp-nationalrat-thomas-matter-wird-auf-dem-weg-zu-seinem-auto-angegriffen-ld.1757490)



Kundgebung in Solidarität mit den Angeklagten vom 8.12.
Solidaritätsversammlung vor der franz.Botschaft in Bern. Für die Angeklagten des 8.12.
Wir haben uns vor der französischen Botschaft in Bern versammelt, um ein kleines Zeichen der Solidarität mit den angeklagten Genossinnen und Genossen des 8.12. in Frankreich zu setzen. Wir wollen auch ein Zeichen an die französischen Behörden senden und ihnen zeigen, dass ihre Repressionen uns zusammenbringt, uns antreibt und unser Wille stärkt.
https://barrikade.info/article/6130


+++SPORT
Basler Zeitung 22.09.2023

Geisterspiel und Forfaitniederlage: SFL präsentiert Kaskadenmodell gegen Fangewalt

Fünf Stufen von Konsequenzen für Fans und Clubs sollen die Frage beantworten, wie im Fussball schweizweit zu reagieren ist. Es läuft eine öffentliche Vernehmlassung.

Linus Schauffert, Oliver Gut

Auf der Suche nach Lösungen gegen Fanausschreitungen präsentiert die Swiss Football League (SFL) neue und gleichzeitig bekannte Ansätze. Gemeinsam mit der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) arbeitet man zurzeit am Projekt «Progresso», in dessen Rahmen sowohl präventive als auch weiter gehende Massnahmen ausgearbeitet werden.

Zu den Ersteren zählen unter anderem die Optimierung der Fanreisen und die Einführung von «Cluballianzen», welche ergänzend zu den bereits aktiven Bemühungen wie dem Good-Hosting-Konzept, dem Einsatz von Fanverantwortlichen durch die Clubs oder der soziokulturellen Fanarbeit in Kraft treten sollen.

Fanszene bleibt fern

Die weiter gehenden Massnahmen sind derweil vielschichtig und werden wohl Gegenstand grösserer Diskussionen sein. Ausgearbeitet wurden sie unter Einbezug von Clubs, Polizei, SBB, Wissenschaft, Fans und weiteren Behörden. Die organisierte Fanszene blieb dem Austausch wie gewohnt fern, womit bereits geklärt sein dürfte, dass sie sich gegen das neuste Zwischenprodukt dieser Arbeit stellen.

Dieses besteht aus einem fünfstufigen Kaskadenmodell von Konsequenzen infolge Verstössen von Fanseite, das bei einer Lagebesprechung als Folge beginnt, über Sektorenschliessungen bis hin zu Geisterspielen führt und mit einer Forfaitniederlage endet (siehe Bild). Dabei wird auf ein Bewährungsmodell gesetzt, welches dafür sorgt, dass wiederholte Vorfälle in einem bestimmten Zeitraum strengere Massnahmen nach sich ziehen. Es handelt sich dabei erst um einen Entwurf, den die SFL inzwischen auf ihrer Website aufgeschaltet hat.
-> Bild: https://cdn.unitycms.io/images/CjMUviq_4M0BTVn2NaE98o.png?op=ocroped&val=1200,1200,1000,1000,0,0&sum=_2LpZCqobSk

Nicht neu sind dabei die Konsequenzen, die sich an jenen Massnahmen orientieren, welche schon heute die Behörden (via Auflagen zur Spielbewilligung) oder die Verbände aussprechen können und das auch schon getan haben. Der Unterschied ist allerdings: Setzt sich dieses Kaskadenmodell durch, dann würde es schweizweit gelten und damit die Bewilligungsbehörden insofern aus der Schusslinie nehmen, als sie sich lediglich auf dieses Modell berufen können, wenn es darum geht, auf Vorkommnisse zu reagieren.

Auch diese Vorkommnisse lassen sich mithilfe des Modells in eine der fünf Stufen einordnen. Beginnend mit der einmaligen Gefährdung von Personen durch Knallkörper, gravierenden Sachbeschädigungen oder gemeinschaftlichem Diebstahl auf Stufe eins, bis hin zu wiederholtem Auftreten von Gewalt gegen Personen mit Verletzungsfolge und Einsatz von Waffen, Pyrotechnik oder Gegenständen gegen Menschen auf Stufe fünf.

Zu beachten ist, dass die Auslösung des Kaskadenmodells nur aufgrund von Gruppenhandlungen erfolgt. «Von Einzelpersonen begangene Ausschreitungen sollen das Kaskadenmodell nicht auslösen», schreibt die SFL.

SFL eröffnet Onlineumfrage

Der Ablauf bei Ausschreitungen wäre dann der folgende: Die Clubs melden allfällige Vorfälle bei einem Gremium der SFL und der Behörden. Dieses prüft den Fall und führt Anhörungen mit den beteiligten Parteien durch. Schliesslich entscheiden die SFL und die Behörden mit Bezug auf das Kaskadenmodell darüber, ob der Vorfall Konsequenzen nach sich zieht.

Die SFL hat eine Onlineumfrage eröffnet, bei der sich grundsätzlich jede Person zum Modell äussern kann. Die Rückmeldungen werden bis Ende dieses Jahres in einem Bericht zusammengefasst. Dieser dient als Grundlage für die Beurteilung der zweckmässigen Umsetzbarkeit des Kaskadenmodells.

In der Mitteilung der SFL heisst es, dass die in die Ausarbeitung involvierten Interessengruppen sich weitgehend über die Beurteilung von Ausschreitungen einig seien. Auch die Härte der Massnahmen werde grundsätzlich ähnlich beurteilt. Allerdings gab es bei der Beurteilung der Massnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung unterschiedliche Ansichten.

Weder Ligaführung noch der FCB äussert sich

Weiter dazu äussern mag sich derzeit weder die Ligaführung noch der FC Basel als einer der betroffenen Clubs. Beide verweisen darauf, dass sich die ganze Angelegenheit dafür noch in einem zu frühen Stadium befindet.

Aus der Vergangenheit lässt sich jedoch leicht ableiten, dass weder die Ligaspitze noch die Clubs Befürworter von Kollektivstrafen sind und sich vielmehr für eine rigorose Verfolgung der tatsächlich straffälligen Personen aussprechen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil Massnahmen wie Kurvensperre oder Geisterspiel immer auch grosse finanzielle Einbussen bedeuten, während man einen grösseren Teil des eigenen Anhangs gegen sich hat.

Dass man trotzdem Hand bietet für Ideen und Modelle, dürfte auch dem generellen Willen zuzuordnen sein, gegen Fangewalt vorgehen zu wollen. Aber es ist gewiss auch dem politischen und öffentlichen Druck geschuldet, der immer dann besonders spürbar ist, wenn es gerade zu einem unerwünschten Ereignis gekommen ist.

Zur Vernehmlassung der SFL geht es hier: https://www.sfl-org.ch/themen/sicherheit-praevention/projekt-progresso/
(https://www.bazonline.ch/geisterspiel-und-forfait-niederlage-sfl-praesentiert-kaskaden-modell-gegen-fan-gewalt-969580195172)


+++RECHTSEXTREMISMUS
NSU-Aufklärung unter Druck
NSU-Unterstützer und Bundesanwaltschaft wittern ihre Chance, endgültig einen Schlussstrich unter die Taten der rechten Terrorgruppe zu ziehen. Doch die Aufklärung ist erst dann beendet, wenn alle offenen Fragen beantwortet sind.
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/nsu-aufkl%C3%A4rung-unter-druck


„Die rechtsextreme Frauengruppe Némésis im Bundeshaus. mit SVP-Präsident Marco Chiesa und Nationalrat Addor. Mehr zu den Aktivistinnen von Némésis, die enge Verbindungen mit der Jungen Tat pflegen: https://www.blick.ch/ausland/jung-hip-und-rechtsextrem-nemesis-feministinnen-stammen-aus-der-neonazi-szene-id17488986.html
Mehr zu den Verbindungen der identitären Szene um die Junge Tat bis tief hinein in die SVP gibts am Sonntag. Stay tuned.“
(https://twitter.com/FabianEberhard/status/1705318584249962529)


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Sissach BL: «Bedauern die Eskalation» – Kesb wird seit einer Woche belagert
Seit einer Woche belagern Impf-Gegner die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde in Sissach, weil diese eine gerichtlich verfügte Impfung zweier Kinder durchsetzen soll. Jetzt spricht die Behörde erstmals.
https://www.20min.ch/story/sissach-bl-jetzt-aeussert-sich-die-kesb-zur-belagerung-890058651276
-> https://www.baseljetzt.ch/mahnwache-in-sissach-den-betroffenen-ist-damit-nicht-geholfen/121842
-> https://www.watson.ch/schweiz/basel-landschaft/604132369-mahnwache-vor-der-kesb-in-sissach-gegen-impfzwang-haelt-an
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/kritiker-campieren-wegen-zwangsimpfung-vor-basler-kesb-66613670
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/kritiker-campieren-wegen-zwangsimpfung-vor-basler-kesb-66613670
-> https://www.blick.ch/schweiz/basel-landschaft/protest-gegen-zwangsimpfung-aktivisten-campieren-vor-behoerde-nach-gerichtsentscheid-in-sissach-bl-wir-bleiben-so-lange-hier-wie-noetig-id18966488.html



Basler Zeitung 22.09.2023

Drohende Zwangsmassnahme: Kesb wird seit einer Woche von Impfgegnern belagert

Die Baselbieter Behörden müssen eine Mutter zwingen, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Impfgegner setzen Druck auf.

Mirjam Kohler

Das Bundesgericht wollte vor mehr als drei Jahren eine Pattsituation aus dem Weg schaffen. Es ging um Eltern, die sich betreffend der Masernimpfung ihrer Kinder nicht einig waren.

Deswegen sprach das höchste Schweizer Gericht ein Machtwort. Den Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit sei zu folgen, die Kinder seien zu impfen. Bis heute sind die Kinder, acht und zehn Jahre alt, nicht geimpft, eine Pattsituation besteht weiterhin.

Und die sieht so aus: Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Gelterkinden-Sissach ist gezwungen, den Bundesgerichtsentscheid durchzusetzen. Sie setzte der Mutter bereits mehrfach Fristen, bis wann die Kinder zu impfen sind. Das passierte bisher nicht, die Mutter wie auch ihre Kinder sind – im Gegensatz zum Vater – gegen die Masernimpfung.

Kesb-Belagerung seit über einer Woche

Die Kesb hat deswegen angemahnt, die Impfung durch Einbezug der Polizei durchführen zu lassen, wenn die Kinder nicht bis zum 15. September geimpft würden. Aber das ist nicht passiert. Die Kinder besuchen seither die Schule nicht mehr, offenbar ein weiterer Versuch, die Schutzimpfung zu verhindern.

Stattdessen mobilisierten Sympathisantinnen und Sympathisanten der Familie aus der Impf- und Kesb-kritischen Szene zur Mahnwache nach Sissach vor die zuständige Kesb. Die Mahnwache begann vergangenen Donnerstag und dauert inzwischen über eine Woche.

Manche der Impfkritiker übernachten sogar vor der Behörde. Die Gemeinde hat einen Sicherheitsdienst engagiert.

Kreide und Holocaust-Relativierung

Ein Besuch vor Ort am Donnerstagnachmittag. Rund zwanzig Personen stehen auf dem Gelände der Kesb. Auf dem Boden sind Kreidebotschaften an die Kesb. Die Protestierenden stehen in Gruppen beisammen und unterhalten sich.

Einer der führenden Köpfe des Protests gibt, angesprochen darauf, ob er sich äussern will, zu verstehen, dass die bisherige Berichterstattung dieser Zeitung rund um den Fall nicht in seinem Sinn war. Auch deswegen wolle er nicht reden, verkündet er.

Gegenüber Fotos zeigt sich die Protestgruppe ebenfalls nicht sonderlich aufgeschlossen. Ein Mann sucht das Gespräch. Er kämpfe seit Jahren für die Grundrechte. Er erklärt, warum Holocaust-relativierende Aussagen im Kontext der Masernimpfung seiner Meinung nach angemessen seien.

Kesb kritisiert Aufmerksamkeit

Nicht nur in der Rhetorik scheinen sich die Impfgegner kaum zurückzuhalten. Vergangene Woche wurde der Name des Arztes, der die beiden Kinder impfen soll, durch Unterstützende der Mutter veröffentlicht. Offenbar soll Druck auf den Mediziner ausgeübt werden.

Die Kesb Gelterkinden-Sissach äusserte sich über eine Woche nicht zur Situation. Am Freitagmittag verschickte die Behörde eine Mitteilung an die Medien. Darin wird in erster Linie Bekanntes bestätigt.

Zudem heisst es, die Kesb-Leitung bedaure, dass der Einzelfall «derart viel Aufmerksamkeit» erhalte. Damit sei den Betroffenen nicht geholfen. Die Mitarbeitenden der Kesb würden ihren Aufgaben weiterhin uneingeschränkt nachgehen, heisst es weiter.
(https://www.bazonline.ch/drohende-zwangsmassnahme-kesb-wird-seit-einer-woche-von-impfgegnern-belagert-493400106680)



tagblatt.ch 22.09.2023

«Und jetzt bin ich Schwurbler»: Vom Globalisten-Kartell, der Suche nach Wahrheit und böser Kosmetik – das war der Vortrag von Wolfgang Wodarg in Kreuzlingen

Am Donnerstagabend trat der deutsche Arzt und Politiker Dr. Wolfgang Wodarg im Dreispitzsaal in Kreuzlingen auf. Eingeladen hat ihn der Kreuzlinger Verein Neutrale Sicht, der im Februar bereits den umstrittenen Auftritt von Daniele Ganser organisierte. Eine Reportage auf den Spuren von vermeintlicher Wahrheit, bewusster Angstmacherei und einem gemeinsamen Weg aus dem Schlamassel.

Tobias Hug

Ein Gespenst geht im Dreispitzsaal um. Das Gespenst der Lüge. Niemand will sie an diesem Abend hier haben. Heute geht es um die Wahrheit. Rund 400 Gäste möchten sie hören. Nach dem Historiker Daniele Ganser hat der Kreuzlinger Verein Neutrale Sicht am Donnerstagabend den deutschen Arzt und Politiker Dr. Wolfgang Wodarg eingeladen.

Der 76-Jährige sitzt vor seinem Vortrag im Park nebenan, denn im Dreispitzsaal ist es am frühen Abend drückend schwül. Die Gäste entdecken ihn schnell, stehen in kleinen Grüppchen um ihn herum und machen Fotos mit ihm. Manche posieren dabei salutierend oder in Siegerpose. Viele Besucher sind aus Deutschland angereist und belagern ihren Landsmann.

Kummerkasten und Fanpost

Als im Februar Daniele Ganser am selben Ort auftrat, protestierten rund vierzig Personen vor dem Dreispitzsaal gegen Gansers Ansichten zum Ukrainekrieg. Heute ist kein Widerstand in Sicht. Damit das auch so bleibt, haben manche Vereinsmitglieder ein Auge auf den Vorplatz. «Falls wieder jemand Probleme macht.»

Im Foyer liegen Unterschriftsbögen zur Aufarbeitungsinitiative, daneben Informationsbroschüren, welche die Korruption und die fatalen Pläne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklären. Oft stehen rhetorische Fragen dabei. «Geht es tatsächlich um Ihre Gesundheit? Oder worum sonst?»

In einer offenen Holzkiste deponieren Besuchende ihre Fragen an Dr. Wodarg. Auf manchen Zetteln stehen persönliche Widmungen und Danksagungen für sein Engagement darauf. Kummerkasten und Fanpost in einem.

Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Besorgte Fans hat Wodarg an diesem Abend viele. Als sein Name auf der Bühne angekündigt wird, brechen viele Zuschauer in frenetischen Jubel aus. Endlich einer, der sie versteht und sagt, wie es ist. Und der «Ist-Zustand» ist gemäss Wodarg düster. Das Motto des Abends lautet: «Pandemie statt Demokratie? Eine Erfindung der WHO und ihrer Sponsoren.»

Gleich zu Beginn stellt Wodarg klar, dass ein «Globalisten-Kartell» unsere Welt nach ihren Vorstellungen verändern will. Dessen Propaganda, forcierte Umerziehung der Gesellschaft, falsche Klimawarnungen und institutionelle Korruption seien überall. Besorgtes Raunen geht durchs Publikum, manch einer nickt.

Jeder Applaus an Wodargs Aussagen wirkt wie eine Erleichterung nach einem langen Gefühl erlittener Ungerechtigkeit. Ein Gast sagt: «Es macht mich wütend und hilflos, wenn ich als andersdenkender Bürger bevormundet, diffamiert und ausgegrenzt werde.» Am schlimmsten sei aber, dass niemand die Wahrheit hören wolle. Wie erkennt man diese eigentlich? «Wir kennen die Wahrheit auch nicht, aber wir kennen viele Lügen. Und die können wir entkräften», sagt ein Mann mit breitem Grinsen. Eine Frau ergänzt: «Forschen Sie selbst nach und Sie werden sehen.»

Aus der eigenen Informations-Bubble ausbrechen

Mario Andrighetto ist Präsident des Vereins Neutrale Sicht. Obwohl es den Verein erst seit Anfang Jahr gibt, sind ihm mit Ganser und Wodarg als Referenten bereits zwei Coups geglückt. «Wir leben alle in unserer eigenen Informations-Bubble», sagt Andrighetto. Der Verein lade Personen mit kontroversen Meinungen ein, weil die Leute auch mal andere Ansichten hören sollen.

Andere Meinungen bedeute für ihn, Informationen abseits der gelenkten Mainstream-Medien. Denn diese würden den Konsumenten vorgefertigte Meinungen aufdrücken, anstatt neutral zu informieren. Ein Gast bläst in dasselbe Horn: «Den Juristen – pardon, Journalisten – ist es verboten, unabhängig zu berichten.» Ein schöner freudscher Versprecher über die Meinung, wer offensichtlich über Recht und Unrecht entscheidet.

Andrighetto sagt: «Ich muss nicht immer mit allem einverstanden sein, wichtig ist nur, dass ein Dialog entsteht.» Ihn stören die verhärteten Meinungsfronten in der Gesellschaft. «Wir hören einander nicht mehr zu, sondern diffamieren gleich.» Das führe zu Ausgrenzung, auch bei der Berichterstattung.

Einmal Schwurbler, immer Schwurbler

Diesen Punkt kritisiert auch Wolfgang Wodarg. Im Gespräch vor seinem Vortrag zählt er auf, welche Institutionen ihn in den letzten drei Jahren abgeschrieben und diffamiert haben. «Und jetzt bin ich Schwurbler», lautet sein ernüchtertes Fazit. Ein Stigma, das man nicht mehr loswerde. Dabei gehe es ihm um Platz für verschiedene Meinungen, nicht um eine Doktrin. Auch er lerne stets dazu und korrigiere sich gegebenenfalls. «Ich bin Wissenschafter und damit professioneller Zweifler.»

In vielen Punkten lässt Wodarg jedoch nicht mit sich diskutieren. «Was nützen die Masken?», möchte jemand aus dem Publikum wissen. «Nichts.» Jubel und tosender Applaus. Ausserdem gebe und gab es keine Pandemie. Wiederum Applaus, diesmal mit Gelächter. «‹Pandemie› ist eine Wortschöpfung zur Angstmacherei.» Diese werde von eben jenem «Globalisten-Kartell» zur Kontrolle genutzt.

Die Sache mit der Angst

Das Thema Angst schwebt über dem Publikum wie ein Damoklesschwert. «Angst ist ein schlechter Ratgeber», sagt Wodarg. Kurz darauf holt er zum Schlag gegen die Gentechnik in der Medizin, speziell bei Impfungen, aus. Das trifft den Nerv der Zuhörer besonders. Viele zücken ihr Handy und filmen trotz Aufnahmeverbot diese Stelle im Vortrag.

Wodarg erklärt, welch haarsträubende Vorgänge die mRNA-Impfungen im Körper auslösen. «Das sind staatlich aufgezwungene gentechnische Eingriffe in gesunde Menschen.» «Verrückt!» entfährt es einer Frau.

Nach den Impfstoffen zerpflückt Wodarg als Nächstes die Kosmetikindustrie. Ganz nebenbei seien die Parfums, Crèmes und Deodorants auch schädlich für uns. Gewiss – Angst ist ein schlechter Ratgeber. Doch wer macht hier eigentlich wem Angst?

«Wir müssen wieder miteinander reden»

Nach zweieinhalb Stunden ist die Zeit um, obwohl Wodarg längst nicht auf alle Themen und Fragen eingehen konnte. «Das ist für mich Demokratie, wenn diese Wahrheit öffentlich vorgetragen werden darf», meint ein Gast nach dem Vortrag.

Und nun? Manche Besuchende wirken konsterniert, als sie den Saal verlassen, andere sind vor lauter Bestätigung gerührt. So oder so – man müsse wieder einen Weg miteinander finden, sind sich viele einig. Ein Mann wünscht sich eine Gesellschaft nach den Grundsätzen der Französischen Revolution. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit statt Kontrolle, Diskriminierung und Zwiespalt.

«Wir müssen wieder miteinander reden», meint er. Impfgegner mit Geimpften, sich gegenseitig diffamierende Schwurbler und Schlafschafe. «Beide Seiten müssen ohne Schuldfrage aufeinander zugehen.» Sicher ein wünschenswerter Schritt zu einer verständnisvolleren Gesellschaft.



3 Thesen von Wolfgang Wodarg im ärztlichen Faktencheck

These: Die massiven Nebenwirkungen der Covid-19-Impfungen würden von Ärzten und Medien weitestgehend verdrängt oder geleugnet.

Antwort: Bevor ein Arzneimittel oder Impfstoff zugelassen wird, erfolgt eine strenge Überprüfung hinsichtlich Sicherheit und Qualität des Arzneimittels oder Impfstoffs. Nebenwirkungen dürfen nicht mit Impfreaktionen verwechselt werden. In der Schweiz sind Angehörige von Gesundheitsberufen gemäss Heilmittelgesetz verpflichtet, schwerwiegende Nebenwirkungen oder bisher nicht bekannte unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln an Swissmedic zu melden. Seit der Zulassung der Covid-19- Impfstoffe wurden über die Meldeplattform von Swissmedic fast 17’000 Verdachtsfälle gemeldet und ausgewertet.
*
These: Geimpfte können schädliche Impfstoffpartikel via sogenanntes «Shedding» auf ungeimpfte Personen übertragen.

Antwort: Der Impfstoff besteht nicht aus Spike-Proteinen, sondern aus mRNA. Das ist der «Bauplan», der den körpereigenen Zellen hilft, ein Antigen gegen das SARs-CoV-2 Virus herzustellen. Unsere Immunzellen erkennen dieses und bauen einen Schutz durch Antikörper auf. Bei Körperkontakt kann man höchstens das Coronavirus selber übertragen, nicht aber Impfstoffpartikel. Diese bauen sich innerhalb von wenigen Tagen im Körper ab.
*
These: Masken schützen nicht vor Viren, sondern fügen den Trägern Schaden zu.

Antwort: Es ist richtig, dass das SARS-CoV-2 etwa 120 Nanometer gross ist und damit 10- bis 50-mal kleiner als der Testkeim für die Wirksamkeit von chirurgischen Masken. Weil sich das Virus aber in respiratorischen Partikeln fortbewegt und überträgt, spielt die Grösse des Virus keine entscheidende Rolle. Medizinische Masken bieten somit eine Barriere gegen Tröpfchen und Spritzer. Ursprünglich wurden medizinische Masken für das Personal im Operationssaal entwickelt. Wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass sie dem Träger keinen Schaden zufügen.

Quelle: Dr. Danielle Vuichard, Leitende Ärztin Innere Medizin, Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Münsterlingen.
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/weinfelden-kreuzlingen/coronaskeptiker-und-jetzt-bin-ich-schwurbler-vom-globalisten-kartell-der-suche-nach-wahrheit-und-boeser-kosmetik-so-war-der-vortrag-von-wolfgang-wodarg-in-kreuzlingen-ld.2518794)



tagblatt.ch 22.09.2023

«Sehen Sie, es ist doch keine Freakshow hier»: Wer Dr. Wolfgang Wodarg in Kreuzlingen zugehört hat und weshalb

Rund 400 Gäste lockte der Vortrag des Stars der Coronakritiker am Donnerstagabend in den Dreispitzsaal. Unter ihnen auch eine Handvoll Thurgauer Kantonsräte. Manche hat man an diesem Event erwarten können, einen nicht unbedingt.

Urs Brüschweiler

«Sehen Sie, es ist doch keine Freakshow hier», sagt ein Besucher aus Wuppenau im Gespräch mit der TZ während der Vortragspause. In der Tat hinterlassen die rund 400 Besucher im Dreispitzsaal nicht den Eindruck einer extremistischen Community. Die Stimmung rund um den Anlass mit Wolfgang Wodarg ist freundlich, die Medien werden zwar in fast jedem Dialog kritisiert, aber man gibt sich dennoch offen und hoffnungsfroh, dass die Schreibenden endlich vorurteilsfrei, oder gar positiv, über diesen Abend berichten werden.

Wodarg sei der erste, der Aufklärungsarbeit leiste. «Er ist ein Star», sagt eine Besucherin. «Es ist spannend, ihn mal live zu sehen. Ich kann mir jetzt ein gutes Bild machen.» Es gehe ja nicht nur um Corona, sondern es gehe ja alles noch viel weiter. Ein Mann aus einer Gruppe, die aus St.Gallen nach Kreuzlingen gekommen ist, betont: «Wodarg trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin bei seinen Youtube-Videos hängen geblieben und wollte die Gelegenheit nutzen, wenn er in der Nähe auftritt.» Er habe einen hervorragenden Eindruck von ihm gewonnnen. «Ich hab bis jetzt keinen Widerspruch gefunden». Und dann kommt es wieder: In der lokalen Zeitung erfahre man ja nichts über Wodargs Themen. «Wir fühlen uns von den Leitmedien hintergangen.»

EDU- und SVP-Vertreter sind vor Ort – und ein Grüner

Auch aus der Politik sind Vertreter erschienen; die üblichen Verdächtigen, ist man geneigt zu sagen. Eine Handvoll Grossräte aus der EDU und der SVP war anwesend. Oliver Martin (SVP, Leimbach) war bereits am Vortrag von Daniele Ganser dabei. Auch Wodargs Ausführungen hat er gut und aufklärend gefunden. «Jemand, der etwas zu sagen hat.»

Peter Schenk (EDU, Zihlschlacht) treiben die Themen des Abends enorm um, wie er betont. «Dieser Diskurs muss endlich geführt werden. Bei meinen politischen Vorstössen werde ich nur abgespiesen», sagt er aufgebracht und richtet gleich einen flammenden Appell direkt an die Medienvertreter: «Seid mutig! Die Menschengruppe, die sagt, Wodarg hat recht, wird täglich grösser.»

Mit dem Kreuzlinger Jost Rüegg hat auch ein grüner Kantonsrat im Saal Platz genommen. «Ich will wissen, wie die Leute hier argumentieren.» Drei Viertel des Vortrags könne er sogar unterstützen. Wodargs wichtigster Satz sei gewesen: «Geld regiert die Welt.» – «Aber das wissen wir ja längst!» Klar distanziert er sich dann aber von den Feststellungen über die Gefährlichkeit der Impfung oder die Schädlichkeit von Masken. Das sei nicht bewiesen oder zumindest strittig. Und auch die Schlussfolgerung, dass alle Politiker korrupt seien, findet Rüegg «völlig daneben.» Sein Fazit: «Ein hochinteressanter Vortrag, aber meine Haltung hat er nicht verändert.»
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/weinfelden-kreuzlingen/ld.2518941)


+++FUNDIS
Christliche Privatschule – Chocolatier Jürg Läderachs evangelikale Welt unter Beschuss
Er sei dabei gewesen, als Jürg Läderach Mitschüler mit einem Gurt gezüchtigt habe, erzählt ein ehemaliger Schüler der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst. Jürg Läderach bestreitet, jemals Kinder oder Jugendliche der Schule geschlagen zu haben.
https://www.srf.ch/sendungen/dok/christliche-privatschule-chocolatier-juerg-laederachs-evangelikale-welt-unter-beschuss
-> https://www.derbund.ch/srf-recherche-happige-vorwuerfe-gegen-ex-schoggi-koenig-juerg-laederach-833063691680
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/freikirche-kaltbrunn-schwere-vorwuerfe-gegen-ex-chocolatier-juerg-laederach-auch-er-soll-domino-servite-schueler-gezuechtigt-haben-ld.2518903
-> https://www.derbund.ch/missbrauchsvorwuerfe-gegen-christliche-schule-nach-srf-doku-vorerst-keine-untersuchung-von-christlicher-privatschule-372570440619
-> https://www.watson.ch/schweiz/religion/360728930-srf-dok-vorwuerfe-der-gewalt-gegen-juerg-laederach-und-privatschule
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/laderach-schule-wegen-angeblicher-prugel-in-der-kritik-66605061
-> https://www.blick.ch/schweiz/er-hat-kinder-mit-gurt-gezuechtigt-schwere-vorwuerfe-gegen-chocolatier-juerg-laederach-id18966852.html
-> https://www.20min.ch/story/kaltbrunn-sg-mit-guertel-gezuechtigt-ex-schueler-von-christlicher-schule-packen-aus-691035745270
-> https://www.watson.ch/schweiz/wirtschaft/171595947-so-reagiert-laederach-auf-die-pruegel-vorwuerfe-an-der-privatschule
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/zuechtigung-im-namen-gottes-ehemalige-schulkinder-erheben-missbrauchsvorwuerfe-153675794
-> https://www.derbund.ch/interview-mit-sektenexperte-es-galt-die-perverse-idee-dass-nur-wer-sein-kind-schlaegt-dieses-liebt-712686512402
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schwere-vorwuerfe-nach-srf-recherche-laederach-und-die-frage-nach-dem-reputationsschaden-154613839408
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/chocolatier-juerg-laederachs-evangelikale-welt-unter-beschuss?urn=urn:srf:video:0489912d-fb62-4ad6-9103-50ad6090a6de
-> https://www.blick.ch/people-tv/schweiz/nach-srf-skandal-doku-wie-geht-das-zurich-film-festival-mit-seinem-sponsor-laederach-um-id18970105.html



nzz.ch 22.09.2023

Läderach wird erneut von der Vergangenheit des Ex-Patrons eingeholt

Eine Sendung des Schweizer Fernsehens erhebt schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Schokoladeunternehmer Jürg Läderach. Es geht um Prügelstrafen in einer freikirchlichen Schule.

Dieter Bachmann

Der Schokoladehersteller Läderach ist in den vergangenen Jahren verschiedentlich mit Boykottaufrufen konfrontiert worden. Der Grund waren Äusserungen zu Homosexuellen und das Engagement gegen Abtreibung seitens von Mitgliedern der Besitzerfamilie.

Nun ist der frühere Patron Jürg Läderach erneut negativ in die Schlagzeilen geraten. Dabei geht es um unhaltbare Zustände und ein Klima der Angst in der Christlichen Schule Linth und der damit verbundenen Freikirche Hof Oberkirch im sankt-gallischen Kaltbrunn.

Regelmässige Prügelstrafen

Berichte von Betroffenen über diese Missstände und die engen Verbindungen Läderachs zu Schule und Freikirche waren bereits vor rund einem Jahr in den Medien. In einer Dok-Sendung des Schweizer Fernsehens erheben nun ehemalige Schüler und Mitarbeiter der Privatschule schwere Vorwürfe gegen Läderach selber.

So soll dieser in den 1990er Jahren auch an körperlichen Züchtigungen von Kindern und Jugendlichen teilgenommen haben. Prügelstrafen seien in der Schule, die vor 2019 Domino Servite («Dienet dem Herrn») hiess, regelmässig eingesetzt worden.

Läderach, der auch als Prediger und Seelsorger in der Freikirche wirkte, wies die Vorwürfe in einer eidesstattlichen Erklärung zurück. In einem Statement schrieb das Ehepaar Läderach – die Ehefrau war als Lehrerin in der Schule tätig –: «Missbrauch, Gewalt und Diskriminierung in jeder Form sind mit unserem christlichen Glauben nicht vereinbar».

Eltern der Opfer decken Schulverantwortliche

Zu den Vorwürfen gab es bereits in den 1990er Jahren eine Untersuchung der regional zuständigen Aufsichtsbehörden. Jedoch waren diese zum Schluss gekommen, dass bei der Schule keine Gründe für den Entzug der Bewilligung vorlagen.

Über die regionale Aufsicht hinaus wurden auch durch den Kanton ausserordentliche Abklärungen vorgenommen. Aber auch diese förderten keine Beweise für ein Fehlverhalten zutage. Allerdings sei dabei entscheidend gewesen, «dass die Eltern der Opfer die Schulverantwortlichen deckten», heisst es bei der sankt-gallischen Bildungsdirektion heute. Ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler waren Kinder von Mitgliedern der Freikirche, die damals noch Mission Kwasizabantu hiess.

Die Christliche Schule Linth hat im Jahr 2022 selber einen internen Untersuchungsbericht erstellt. Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen hat im Rahmen des damals eingeleiteten Ermittlungsverfahrens das Ganze auf strafrechtliche Relevanz geprüft und mitgeteilt, dass eine solche nicht vorliege.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Das Bildungsdepartement hat im Frühling dieses Jahres gegenüber der Sendung Dok kommuniziert, dass grundsätzlich eine Aufarbeitung angestrebt wird. Jedoch sei es seit jenem Statement fraglich geworden, inwiefern das überhaupt noch möglich sei, teilt die Behörde am Freitag mit.

Man müsste dazu einen sogenannten Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Doch entsprechende Anfragen seien von diesen abgelehnt worden. Aber ganz zu den Akten legen möchte man die Sache noch nicht: «Das weitere Vorgehen wird nach der Ausstrahlung des Dok nun nochmals durch das Bildungsdepartement geprüft», heisst es auf Anfrage.

Läderach Junior nimmt Stellung

Das Unternehmen Läderach bemüht sich um Schadensbegrenzung. In einem Schreiben an die Geschäftspartner, zu denen unter anderen auch das Filmfestival ZFF der NZZ gehört, verurteilt der heutige Firmenchef Johannes Läderach die damaligen Ereignisse.

Er hat selber als Kind die besagte Schule besucht und 2018 die Leitung des Schokoladeherstellers von seinem Vater Jürg übernommen. Zudem weist er darauf hin, dass seine Eltern nicht mehr am Unternehmen beteiligt seien und dass die dritte Generation der Läderachs «keinerlei Verbindung zu der Kirche» mehr habe.
(https://www.nzz.ch/panorama/laederach-wird-erneut-von-der-vergangenheit-des-ex-patrons-eingeholt-ld.1757546)


+++HISTORY
Geschichte hochmodern getanzt
Eine Tanz-Performance in Biel befasst sich mit der kolonialistischen Geschichte der Schweiz – mit hochmoderner Technologie.
https://web.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2023-09-22


Verdingbuben und Fabrikmädchen – Moderne Sklaverei: Vom Staat zur Fabrikarbeit gezwungen
Billigarbeiterinnen für die Industrie: Eine neue «Beobachter»-Recherche deckt ein weiteres dunkles Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte auf.
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/verdingbuben-und-fabrikmaedchen-moderne-sklaverei-vom-staat-zur-fabrikarbeit-gezwungen