Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/
+++BERN
Burgdorf eröffnet Notunterkunft für Asylsuchende (ab 03.13)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/berner-bevoelkerung-kann-digitales-patientendossier-eroeffnen?id=12445795
-> https://www.burgdorf.ch/de/aktuelles/meldungen/MM-Eroeffnung-Notunterkunft-Lindenfeld-2023.php
+++AARGAU
aargauerzeitung.ch 30.08.2023
Brisanter Vorschlag von SPler: Geflüchtete sollen vermehrt privat untergebracht werden
Aufgrund der aktuell hohen Asylzahlen könnten Privatbeherbergungen die Unterkünfte entlasten, findet Pascal Ammann. Der Stadtrat Brugg hat eine Kleine Anfrage des Einwohnerrats beantwortet. An der Sitzung des Stadtparlaments vom 1. September sind zudem gleich zwei Postulate von Ammann zu Sozialthemen traktandiert.
Claudia Meier
Durch den Angriffskrieg Russland auf die Ukraine haben viele Menschen in Europa Schutz gesucht. SP-Einwohnerrat Pascal Ammann schreibt in seiner Kleinen Anfrage an der Stadtrat Brugg: «Die Schweizer Bevölkerung hat sich sehr solidarisch gezeigt und mit Privatunterbringungen versucht, einem Kollaps des Asylsystems entgegenzuwirken.» Private Lösungen seien durch den Kanton und die Gemeinden sehr geschätzt und gefördert worden.
Für viele Geflüchtete mit einem anderen Status sei es hingegen je nach Gemeinde äusserst schwierig bis unmöglich, dass eine private Platzierung bewilligt werde, hält der SPler fest. Der 31-Jährige würde es aufgrund der aktuell sehr hohen Asylzahlen begrüssen, wenn die Hürde für Privatplatzierungen auch für Geflüchtete ohne Schutzstatus tief wäre. Denn eine private Unterbringung schaffe nicht nur Platz in den Unterkünften des Kantons und der Gemeinden, «sondern ermögliche die beste Form der Integration in unsere Gesellschaft».
Auf Ammanns Frage, wie viele geflüchtete Menschen in Brugg privat untergebracht seien, antwortete der Stadtrat, dass es am Stichtag 1. April 86 geflüchtete Personen gewesen seien.
Stadt hatte bisher keine Anfrage für Ausreisepflichtige
Ammann wollte genau wissen, unter welchen Bedingungen die Stadt Brugg Privatunterbringungen von anderen geflüchteten Menschen erlauben würde. Für Asylsuchende mit Ausweis N würde dies nur in begründeten Einzelfällen, beispielsweise familienbedingt, bewilligt, fügte der Stadtrat an. Das Gleiche gelte für vorläufig Aufgenommene mit Ausweis F-VA.
Anders ist es bei den vorläufig aufgenommenen Flüchtlinge mit Ausweis F-VAF. Der Stadtrat erklärt: «Diese haben eine freie Wohnsitzwahl und werden nach den ordentlichen Sozialhilfeansätzen unterstützt.» Hier gelte eine Gleichbehandlung mit Inländerinnen und Inländern sowie anerkannten Flüchtlingen mit Ausweis B.
Für Ausreisepflichtige mit einem negativen Asylentscheid würde eine private Unterbringung grundsätzlich nicht erlaubt. Eine konkrete Anfrage sei jedoch noch nie vorgelegen, räumt der Stadtrat Brugg ein, weshalb der Einzelfall geprüft werden müsste.
Immer mehr Gastfamilien beenden die Aufnahme
In die Zuständigkeit der Gemeinden fallen die vorläufig aufgenommen Ausländerinnen und Ausländer mit Ausweis F-VA. Die Stadt Brugg übertrifft die gesetzliche Aufnahmepflicht zusammen mit den kantonalen Unterkünften und dem Bundasylzentrum bei weitem, was sich in den nächsten Jahren nicht ändern dürfte.
Das Potenzial für Privatunterbringungen in Brugg scheint für den Stadtrat ausgeschöpft. Zunehmend mehr Gastfamilien hätten zudem in den letzten Monaten das Gastrecht für die bei ihnen untergebrachten Personen beendet.
Vom Stadtrat abgelehnt wird auch das Postulat von Pascal Ammann und zwölf Mitunterzeichnenden betreffend Wohnraum für junge Geflüchtete. Dieses ist für die Einwohnerratssitzung vom 1. September traktandiert. Darin ersucht der 31-Jährige den Stadtrat, in Zusammenarbeit mit dem Kanton jungen Geflüchteten in Ausbildung angemieteten, leerstehenden Wohnraum anzubieten, um Wohngemeinschaften zu bilden.
Die SP ist enttäuscht über die ablehnende Haltung des Stadtrats und wird sich für eine Überweisung des Vorstosses einsetzen. Anders die Grünliberalen: Sie lehnen das Postulat ab, weil Brugg bereits genügend Raum für Asylsuchende biete, auch für Minderjährige.
Traktandiert ist an der Sitzung noch ein weiteres Postulat von Pascal Ammann. Der 31-Jährige regt das Erstellen einer Sozialraumanalyse im Gebiet Bahnhof Brugg und Neumarkt an, was vom Stadtrat entgegengenommen wird.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/brugg-spler-schlaegt-der-stadt-vor-gefluechtete-vermehrt-privat-unterzubringen-ld.2504154)
+++LUZERN
Gemeinden müssen keine Asylplätze mehr liefern – Kanton überprüft Bonus-Malus-System
Die Strafzahlungen für Gemeinden, die zu wenig Asylplätze bereitstellen, sind bald Geschichte. Der Kanton geht davon aus, für das laufende Jahr über genügend Plätze zu verfügen. Das Ersatzabgabensystem wird zudem infrage gestellt.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/kanton-luzern/kanton-luzern-asyl-notlage-aufgehoben-gemeinden-muessen-keine-plaetze-mehr-liefern-ld.2506240
-> https://news.lu.ch/html_mail.jsp?id=0&email=news.lu.ch&mailref=000ixjq0000ti000000000000c332ke7
-> https://www.pilatustoday.ch/zentralschweiz/luzern/keine-platzprobleme-mehr-fuer-gefluechtete-im-kanton-luzern-153247810
-> https://www.zentralplus.ch/gesellschaft/gemeinden-muessen-keine-asylsuchende-mehr-aufnehmen-2575045/
+++SCHWEIZ
Sechs Rügen des UNO-Antifolterausschusses – die Schweiz reagiert nicht
Der Antifolterausschuss der UNO (CAT) hat zum sechsten Mal die Schweiz im Zusammenhang mit Eritrea gerügt. Der Ausschuss hat festgestellt, dass ein Wegweisungsentscheid der Schweiz nach Eritrea
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/news-und-stories/sechs-ruegen-des-uno-antifolterausschuss-die-schweiz-reagiert-nicht
Eritrea-Festival abgesagt
In Rüfenacht hätte diese Woche ein «Kulturfestival» für Eritreer stattfinden sollen. Nun ist es abgesagt, zu gross war die Angst vor Demonstrationen und Ausschreitungen. Bei ähnlichen Veranstaltungen, auf der ganzen Welt, kam es dazu. Die Festivals werben für die eritreische Regierung um den Diktator Isayas Afewerki – für Krieg, Waffen und den Tod.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/eritrea-festival-abgesagt-153256308
+++DEUTSCHLAND
Cemal Kemal Altun: Aus der Türkei geflohen, in Deutschland in den Tod getrieben
Am 30.08.1983 sprang Cemal Kemal Altun aus dem Fenster eines Berliner Gerichts und setzte dem Tauziehen um seine Auslieferung in die Türkei ein erschütterndes Ende. Ein Tiefpunkt in der deutschen Asylpolitik. PRO ASYL gedenkt seinem 40. Todestag und blickt mit Sorge auf die aktuelle Situation von politisch Verfolgten aus der Türkei in Deutschland.
https://www.proasyl.de/news/cemal-kemal-altun-aus-der-tuerkei-geflohen-in-deutschland-in-den-tod-getrieben/
-> https://taz.de/Der-Fall-Altun/!5952693/
-> https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175888.kirchenasyl-der-beginn-der-kirchenasylbewegung.html
+++MITTELMEER
Seenotrettung am Limit
Italien setzt Schiffe fest und will Ausschiffung von Geretteten in Tunesien
Vier zivile Rettungsschiffe sind derzeit in italienischen Häfen blockiert. Dutzende Organisationen haben deshalb eine »dringende Warnung« veröffentlicht.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175900.festung-europa-seenotrettung-am-limit.html
600 tote Bootsflüchtlinge: Was tut die EU?
Schiffsunglück vor Griechenland, Gespräch mit Maxim Biller zu „Mama Odessa“,
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/600-tote-bootsfluechtlinge-was-tut-die-eu-sendung-vom-29-08-2023-100.html
Fluchtroute Mittelmeer: Fünf Menschen bei Bootsunglücken gestorben
Zwei Boote mit Migranten sind im Mittelmeer vor der türkischen Küste in Seenot geraten. Dabei starben fünf Menschen, darunter ein elfmonatiges Baby. Die griechische Küstenwache brachte die Geretteten an Land.
https://www.spiegel.de/ausland/fluechtlinge-im-mittelmeer-fuenf-menschen-darunter-ein-baby-sterben-nach-bootsungluecken-a-fa3728b3-2e84-4577-b6bf-16b093cf9e74
+++TUNESIEN
nzz.ch 30.08.2023
Zunahme der Bootsflüchtlinge um 70 Prozent: Das Migrationsabkommen mit Tunesien zeigt keine Wirkung
Die EU lockt Tunesien mit Millionenkrediten, damit das Land die illegale Migration über das Mittelmeer eindämmt. Doch die Regierung hat es nicht eilig, den Europäern die Einwanderer vom Leib zu halten.
Daniel Steinvorth, Brüssel
Mitte Juli schloss die Europäische Union ein Abkommen mit Tunesien, um die Zahl der Bootsflüchtlinge deutlich zu verringern. Dank einer Sofortzahlung von 105 Millionen Euro sollte das nordafrikanische Land stärker gegen Menschenschlepper vorgehen und Schiffe mit Migranten abfangen, noch bevor diese europäische Hoheitsgewässer erreichen.
Darüber hinaus kann die Regierung des autoritären Präsidenten Kais Saied auf weitere Geldspritzen hoffen: darunter ein 900-Millionen-Kredit, der ausgezahlt werden kann, wenn Tunesien einem Reformprogramm des Internationalen Währungsfonds zustimmt, sowie eine Budgethilfe in Höhe von 150 Millionen Euro, um den kollabierenden Staatshaushalt des Landes am Leben zu erhalten.
Einfache Gleichung
Die einfache Gleichung «mehr Cash für mehr Grenzkontrolle» schien aufzugehen. Denn sosehr Tunesien, die frühere arabische Vorzeigedemokratie, wirtschaftlich geschwächt ist und auf ausländisches Kapital angewiesen ist, so sehr brauchen die Europäer derzeit Abkommen mit Drittstaaten, um die irreguläre Migration in den Griff zu bekommen.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der niederländische Regierungschef Mark Rutte und die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen feierten das sogenannte «umfassende Partnerschaftsabkommen» mit Tunesien entsprechend als historischen Schritt, als sie es am 16. Juli mit Präsident Saied besiegelten. Der Pakt schien sich auch als Blaupause für weitere geplante Migrationsabkommen mit Ländern wie Ägypten zu eignen.
Doch Ende August zeigt sich, dass es die Regierung in Tunis bisher nicht sonderlich eilig hat, ihrem Teil der Vereinbarung nachzukommen. So nahm die Ankunft von Migranten über das Mittelmeer nicht ab, sondern im Gegenteil dramatisch zu.
Nach Angaben des italienischen Innenministeriums landeten in den sechs Wochen vor der Unterzeichnung des Abkommens noch 17 596 Bootsflüchtlinge in Italien. In den sechs Wochen danach waren es jedoch bereits 29 676 Migranten – was einen Anstieg von 69 Prozent bedeutet. Insgesamt brachen, so heisst es aus Rom, seit Jahresbeginn weit über 100 000 Migranten von Nordafrika aus nach Italien auf, wobei mehr als 70 000 von der tunesischen Küste aus ihr Glück versuchten und überwiegend auf der Insel Lampedusa, dem südlichsten Aussenposten Europas, landeten.
Die Überfahrt ist gefährlich. Mehr als 2000 Menschen sollen seit Januar auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben gekommen sein, oder sie gelten als verschollen, wie es vonseiten der Internationalen Organisation für Migration heisst. Auch um dies zu verhindern, das heisst um die tunesische Küstenwache bei Such- und Rettungsaktionen auf hoher See zu unterstützen, überweist die EU Geld nach Tunis.
Italienische Medien berichten derweil, dass sich die Behörden auf Lampedusa ausserstande sehen, weitere Bootsflüchtlinge aufzunehmen. Das örtliche Aufnahmezentrum, das eigentlich nur Platz für 250 Personen biete, sei völlig überfüllt. Fast 5000 Asylsuchende sollen sich derzeit auf der Insel aufhalten. Eine untragbare Situation – auch für die italienische Ministerpräsidentin Meloni, die ihren Wählern versprochen hatte, hart gegen die Migration vorzugehen.
Saudiarabien steht schon bereit
Der deutsche Europaabgeordnete und Chef der Europäischen Volkspartei Manfred Weber reiste am Dienstag nach Tunis, um mit Saied über die Einhaltung des Migrationsabkommens zu sprechen. Er könne den europäischen Steuerzahlern nicht erklären, dass die EU viel Geld ausgebe, wenn es keine klaren Ergebnisse gebe, sagte Weber dem Nachrichtenportal «Politico». Die Flüchtlingszahlen müssten erst deutlich sinken, bevor man das Land weiter unterstütze.
Gut zwei Stunden sollen Saied und Weber in «respektvoller Atmosphäre» gesprochen haben. Dabei lautete die gewagte Theorie des tunesischen Präsidenten, dass die Schlepper durch das Abkommen mit der EU wohl aufgeschreckt worden seien und jetzt noch möglichst schnell ihre schmutzigen Geschäfte durchziehen wollten, bevor es zu spät sei.
Die für Brüssel weniger erfreuliche Erklärung, warum der Pakt bisher nicht greift, könnte freilich eine andere sein: Demnach hat Saied inzwischen mit Saudiarabien einen anderen Partner gefunden, der ihm zu Hilfe kommt. Das Königreich ist laut Berichten ebenfalls bereit, dem arabischen Bruderland grosszügige Soforthilfen sowie ein Darlehen in Höhe von 400 Millionen Dollar zu gewähren. Doch anders als die EU dringt Riad dabei nicht auf die Einhaltung von Reformversprechen und drückt auch bei mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Flüchtlingen ein Auge zu.
(https://www.nzz.ch/international/das-migrationsabkommen-mit-tunesien-zeigt-bisher-keine-wirkung-ld.1753906)
+++FREIRÄUME
bzbasel.ch 30.08.2023
Gleich zwei Besetzungen im Klybeckplus-Areal – Eigentümerschaft droht mit Zwangsräumung
Zwei Gruppen haben innert weniger Tage mit Bauwägen und Möbeln zwei Plätze im Klybeckplus-Perimeter für besetzt erklärt. Sie begründen ihre Aktionen auch mit Kritik an der eingeleiteten Entwicklung der früheren Industrieareale. Nach Räumungsdrohungen waren zumindest auf einem Platz die Wägen rasch wieder weg.
Helena Quarck
Der Parkplatz ist so gut wie leer: Nur eine Handvoll Autos sind zu sehen. In einer Ecke sind jedoch alte Möbel aneinandergereiht, daneben liegen Stofftransparente. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass nur zwei Tage zuvor ein Versuch gestartet wurde, hier eine alternative Wohnsiedlung zu errichten.
«Die Lücke», eine Gruppe jüngerer Menschen, hat am Montagmorgen den Mitarbeiterparkplatz von Basf an der Kleinhüningerstrasse im Klybeckareal im Kleinbasel besetzt. Sie befänden sich auf der Suche nach Frei- und Wohnraum, begründeten die «Lücke»-Aktivistinnen und -Aktivisten auf sozialen Kanälen ihre Aktion. Die Wägen und Möbel sollten ein Wohnzimmer bilden. Doch das Vorhaben währte nicht allzu lange.
Der besetzte Parkplatz gehört zu jener Hälfte des Klybeckplus-Areals, das Swiss Life erworben hat. Man habe sich bewusst diese Fläche ausgesucht, sagen zwei Mitglieder der «Lücke» bei einem Augenschein der bz. Sie wollen anonym bleiben. «Das Klybeckareal wird erst in einigen Jahren bebaut und bisher stehen solche Flächen so gut wie leer.»
Anwohner zeigten sich tolerant
Die Wägen wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag herangekarrt. Schon am Montag nahm die Gruppe Kontakt mit Swiss Life auf. Mit einem Schreiben informierten sie die Zuständigen des Versicherungskonzerns von ihrem Vorhaben und machten ein Angebot für ein Treffen.
Schon am Montagmorgen erhielten die Besetzerinnen und Besetzer regen Besuch: Es hätten etliche Anwohnerinnen und Anwohner vorbeigeschaut. «Ein Anwohner hat sich Sorgen um Lärm unsererseits gemacht. Auch mit ihm haben wir friedlich den Dialog gesucht und Kompromisse gefunden, so wie man das üblicherweise mit einem Nachbarn macht», stellt die «Die Lücke» klar.
Weniger erfreulich sei der Besuch von zwei Livit-Mitarbeitenden verlaufen. Das Unternehmen Livit ist im Auftrag von Swiss Life für die Bewirtschaftung des Industrieareals zuständig, zu dem der Parkplatz gehört. Am Montagnachmittag wurde den Besetzerinnen und Besetzern mit einer Strafanzeige bei der Polizei gedroht, falls der Platz nicht unmittelbar geräumt werde. «Wir bestanden zumindest auf einen Austausch mit den Eigentümern. Daraufhin verliessen die Mitarbeitenden der Liegenschaftsverwaltung das Areal», erklärt das Kollektiv.
Eigentümerin Swiss Life erstattet Anzeige
Die Drohung war jedoch nicht wirkungslos: Im Verlauf des Nachmittages räumten Besetzerinnen und Besetzer den Platz. «Wir hatten ein schlechtes Gefühl», sagten sie. Der Platz gelte weiterhin als besetzt.
Das mulmige Gefühl empfand das Kollektiv nicht ohne Grund: Bei einer solchen Besetzung könnten die Straftatbestände Hausfriedensbruch und allenfalls Sachbeschädigung erfüllt sein, bestätigt die Kantonspolizei Basel-Stadt auf Anfrage. Livit habe Anzeige erstattet und mit der Polizei das weitere Vorgehen besprochen, schreibt Swiss Life. Eine Räumung habe nicht stattgefunden, weil die Besetzerschaft von sich das Areal wieder frei gab.
«Die Lücke» zeigt sich trotzig: «Wir warten weiterhin auf die Möglichkeit eines Gesprächs mit dem Grossunternehmen», heisst es am Mittwoch. Das symbolische Wohnzimmer lasse man für Erste stehen.
«Die Lücke» löst Kettenreaktion aus
Wenige hundert Meter weiter, in der Uferstrasse, wurde am Mittwochmorgen ein weiterer Parkplatz besetzt. Dort stellten Mitglieder der Gruppe «Leerschlag» Bauwägen ab. Eigentümerin des dortigen Areals ist die Rhystadt AG. Der Parkplatz gehört zu einem vermieteten Werksgelände. Als die bz vorbeischaut, präsentiert sich der Zugang abgeriegelt. Nach Zurufen zeigen sich zwei Anwesende bereit, das Areal zu öffnen.
Stand Mittwochmorgen sind knapp ein Dutzend Bauwägen auf dem Areal abgestellt, ebenso Möbel, darunter ein alter Esstisch. Auf der Tischplatte: Frühstücksreste und abgebrannte Kerzen.
«Wir fordern die Möglichkeit auf einen langfristigen Aufenthalt», sagt die Gruppe zur bz. Die Rhystadt AG will diesen Wunsch aber nicht erfüllen. Man habe der Gruppe eine Frist zum Verlassen des Platzes eingeräumt, heisst es auf Anfrage. Geschehe das nicht, werde man Strafanzeige erstatten und das Areal von der Polizei räumen lassen.
(https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/wagenplaetze-gleich-zwei-besetzungen-im-klybeckplus-areal-eigentuemerschaft-droht-mit-zwangsraeumung-ld.2506161)
+++GASSE
Frank Zobel: «Crack-Problem zeigt: Müssen Drogenpolitik anpassen» – Rendez-vous-Tagesgespräch
Verschiedene Schweizer Städte haben Probleme mit der Droge Crack. Besonders schwierig ist die Lage in Genf. Frank Zobel ist Vizedirektor von Sucht Schweiz und hat einen detaillierten Bericht zur Crack-Situation in Genf mitverfasst. Er fordert eine Anpassung der nationalen Drogenpolitik.
https://www.srf.ch/audio/tagesgespraech/frank-zobel-crack-problem-zeigt-muessen-drogenpolitik-anpassen?id=12445789
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ajour.ch 30.08.2023
Andernorts ist der Konsum von Crack auf dem Vormarsch, nicht so in Biel – das sind die Gründe
Genf hat ein Problem mit Kokain-Steinchen, mittlerweile ist die Droge auch bis nach Luzern angekommen. In Biel dürfte die Lage entspannter bleiben – aus einem erstaunlichen Grund.
Jérôme Léchot
Der Crack-Konsum explodiert. Das war in diesem Sommer immer wieder zu lesen. Etwa, als im Juli ein Lokal in Genf seine Türen für Crack-Konsumierende schliessen musste. Bedrohungen und Handgreiflichkeiten hatten vermehrt Polizei- und Ambulanzeinsätze ausgelöst, bis die Betreiber die Notbremse zogen und den Crack-Konsum tagsüber aus ihren Räumlichkeiten verbannten. Der Konsum verlagerte sich daraufhin in die umliegenden Quartiere und sorgte im Juli für viel mediale Aufmerksamkeit.
Ein Grund für die Probleme in der Drogenszene war, dass gemäss einer Studie im Auftrag des Kantons Genf neue Dealer aus der Subsahara vorgefertigte Crack-Steine in Umlauf brachten. Crack ist mit Natron aufgebackenes Kokain, das geraucht wird und sehr schnell einfährt, aber auch schnell wieder abflaut. Früher stellten die Süchtigen die Substanz selbst her, nun wird sie vermehrt in Form von fertigen Crack-Steinen gehandelt. Zum Preis von einem Cocktail konnten in Genf Süchtige vermehrt zu einem schnellen Kick greifen, woraufhin sich der Konsum innert zwei Jahren mehr als verdoppelte.
Der Trend von fixfertigem, rauchbarem Kokain ist von Frankreich nach Genf übergeschwappt, macht dort aber nicht halt: Mittlerweile verdrängt das Fertig-Crack sogar in Luzern mehr und mehr die von Konsumenten selbst zubereitete Substanz, wie die dortige Sicherheitsmanagerin gegenüber der «Aargauer Zeitung» berichtete.
Wenn in Luzern, bald auch in Biel?
Wenn es die Crack-Steine nach Luzern geschafft haben, dürften sie mittlerweile auch in Biel angekommen sein – so jedenfalls könnte man vermuten. Und damit bald auch die Probleme, die die Substanz in der Drogenszene verursacht. Von Genf nach Biel müssen Stoff und Dealer, anders als in Luzern, keine Sprachgrenze und erst noch weniger Kilometer überwinden.
Noch scheint es in Biel nicht so weit zu sein. Wie die Kantonspolizei Bern auf Anfrage mitteilt, würden nicht vermehrt Crack-Steine aufgegriffen, und auch sonst sei es nicht häufiger zu Problemen wegen der Droge gekommen. Mediensprecherin Sarah Wahlen fasst zusammen: «Wir konnten nichts Aussergewöhnliches feststellen.»
Diesen Eindruck bestätigt auch Simone Schär. Sie ist bei der Stiftung Contact für die Anlaufstellen für Menschen mit einer Drogenabhängigkeit in Biel und in Tavannes zuständig wie auch für die aufsuchende Sozialarbeit. Diese sucht einschlägige Orte wie den Heuerpark, die Römerquelle oder den Bahnhof auf und bietet dort ihre Hilfe an.
Vorgefertigte Crack-Steine seien schon immer im Umlauf gewesen, erzählt Schär. Eine Zunahme in ihren Konsumräumen könne sie nicht beobachten. Klientinnen und Klienten hätten indes berichtet, dass solche konsumbereiten Steine etwas häufiger angeboten würden, sagt Schär. Aber sie relativiert auch gleich: «Nicht in dem Ausmass, wie wir es in anderen Städten sehen.»
Der Drogenkonsum wird häufig dann zum Thema, wenn es in den geschützten Konsumräumen Probleme gibt. Und Süchtige wieder auf der Strasse, unter den Augen aller, ihren Stoff konsumierten. So wie jüngst in Genf.
Schär erklärt: «Wenn wir unsere Arbeit gut machen, bekommt niemand etwas davon mit, weil der Konsum nicht auf der Strasse geschieht. Dann vergisst man aber schnell, wie wichtig diese ist.»
Ähnliche Probleme wie in Genf befürchtet sie aber nicht. Das hat mehrere Gründe.
In Biel ist gutes Kokain relativ gut verfügbar
«In der Westschweiz war Heroin lange die verbreitetste harte Droge», so Schär. Anders in Biel, wo das Kokain, zu dem auch Crack gehört, schon länger präsent ist. Seit vielen Jahren sei der Anteil an Kokain konsumierenden Menschen bei ihrer Klientel kontinuierlich angestiegen, erzählt Schär. Früher sei in den Konsumräumen ungefähr zur Hälfte Heroin und Kokain konsumiert worden, heute überwiege der Kokainkonsum klar.
Heroin oder andere Opiate wirken sedierend. Kokain, ob in Pulverform oder zu Crack oder Freebase transformiert, putscht hingegen auf (siehe Infobox). Damit ist, wer Kokain konsumiert, anders drauf, als wer Heroin konsumiert. Das birgt mehr Konfliktpotenzial. Gerade in Genf hat das zu mehr Konflikten geführt.
In Biel ist die Situation eine andere. Da der Kokainkonsum in Biel in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich angestiegen ist, konnten sich das Personal und die Konsumierenden schrittweise an das neue Konsumverhalten anpassen, so Schär. «Aktuell sehen wir diesbezüglich keine Zunahme an Konflikten.»
Aber auch wenn nun vermehrt Crack-Steine auftauchen sollten, dürfte sich, wie Schär meint, an dieser Entwicklung nicht viel ändern. Einmal, weil sie nicht feststelle, dass Klientinnen und Klienten «grundsätzlich anders zwäg sind», wenn sie Crack oder eine andere Form von Kokain konsumiert hätten. Aber auch, weil die Steine den Konsum mindestens bei ihren Klientinnen und Klienten nicht stark anheizen dürften.
In Biel sei das Kokain in Pulverform immer schon relativ gut verfügbar gewesen, erzählt Schär. In den letzten Jahren sei die Qualität überdies gestiegen, die Preise aber konstant geblieben.
Das heisst in anderen Worten: In Biel ist relativ reines Kokain zu einem eher günstigen Preis verfügbar. Womit es für bisherige Konsumentinnen und Konsumenten attraktiver bleiben dürfte, ihr eigenes Crack herzustellen, statt die vorgefertigten Steine zu kaufen.
«Es ist nicht unbedingt das beste Kokain, wenn es so daherkommt», meint Schär zum gebrauchsfertigen Crack. Weil man nicht weiss, wie viel Stoff wirklich drin ist, was allenfalls noch zum Strecken beigemischt wurde.
Was würde geschehen, wenn das Crack in dieser Form in Biel doch noch vermehrt in Umlauf käme? Schär sagt: «Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass der Konsum bei unserer Klientel massiv ansteigen würde.»
–
Kokain, Crack, Freebase – was ist das überhaupt?
– Kokain wird aus der Cocapflanze gewonnen und gewöhnlich in Pulverform geschnupft.
– Mit Ammoniak kann Kokain zu Freebase, mit Backpulver zu Crack gekocht und dann geraucht werden.
– In der gerauchten Form tritt die Wirkung am schnellsten ein, flaut aber auch am schnellsten wieder ab.
– Die illegale, leistungssteigernde und süchtig machende Droge wurde in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt konsumiert.
(https://ajour.ch/de/story/145141/andernorts-ist-der-konsum-von-crack-auf-dem-vormarsch-nicht-so-in-biel-das-sind-die-gr%C3%BCnde)
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
TOP TALK: Klimapolitik – Ist ziviler Ungehorsam nötig oder schadet er?
Der Klima-Kleber und Aktivist von «Renovate Switzerland», Max Voegtli wird vom Bezirksgericht Zürich schuldig gesprochen. Das Gericht hat den 30-Jährigen gestern unter anderem wegen Nötigung und Sachbeschädigung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.
https://www.toponline.ch/tele-top/detail/news/top-talk-klimapolitik-ist-ziviler-ungehorsam-noetig-oder-schadet-er-00219944/
+++KNAST
Aggressive Gefangene – Spucken, beissen, schlagen: im Knast der renitenten Häftlinge
Was tun mit gewalttätigen Insassen? Ein exklusiver Einblick in die Sicherheitsabteilung im Gefängnis Pfäffikon.
https://www.srf.ch/news/schweiz/aggressive-gefangene-spucken-beissen-schlagen-im-knast-der-renitenten-haeftlinge
+++BIG BROTHER
Polizeigesetz im Grossen Rat: Was der Ausbau der Fahrzeugfahndung bedeutet
Der Datenschützer kritisiert die «massenhafte Datensammlung» durch Autonummern-Scanner. Umstritten ist vor allem, wie lange die Daten aufbewahrt werden sollen.
https://www.derbund.ch/polizeigesetz-im-grossen-rat-was-der-ausbau-der-fahrzeugfahndung-bedeutet-670971676030
-> https://www.derbund.ch/videokameras-inforama-asyl-berns-grosser-rat-packt-heisse-eisen-an-491371790497
+++RECHTSPOPULISMUS
«Kommen in unser Land, um Frauen zu vergewaltigen»: Thüring wechselt vom konzilianten SVPler zum Hardliner
Joël Thüring gilt als SVP-Politiker, der auch über die Parteigrenzen wählbar ist. Im Nationalratswahlkampf schlägt er aber nun ganz andere Töne an als in der kantonalen Politik.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/nationale-wahlen-kommen-in-unser-land-um-frauen-zu-vergewaltigen-thuering-wechselt-vom-konzilianten-svpler-zum-hardliner-ld.2506157
+++HISTORY
„Es ist alles andere als ‚normal‘, eine solche Sammlung zu betreten“
Schutzanzüge und Brillen: „Wir begehen jetzt ein kontaminiertes Gebiet“. So beginnt eine kritische Führung des Komitees Kapital Kollaboration Kriegsgewinn durch die Sammlung Bührle im Zürcher Kunsthaus. Im Interview mit das Lamm gibt Mediensprecher*in Kim Kunz Auskunft.
https://daslamm.ch/es-ist-alles-andere-als-normal-eine-solche-sammlung-zu-betreten/
Der spätere Diktator in Zürich – Als Hitler «zu Studienzwecken» in die Schweiz reiste
Vor 100 Jahren hielt Adolf Hitler eine Rede in der Stadt Zürich. Für den späteren Diktator war sein einziger Abstecher in die Schweiz ein Erfolg: Er sammelte Zehntausende Franken Spenden. Die Stadt Zürich tut sich mit der historischen Altlast bis heute schwer.
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/der-spaetere-diktator-in-zuerich-als-hitler-zu-studienzwecken-in-die-schweiz-reiste