Medienspiegel 23. Mai 2023

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BASEL
25 Plätze für minderjärige Asylsuchende im Erlenmatt (ab 03:19)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/robi-schaerz-wird-neuer-comite-obmann?id=12391798
-> https://www.baseljetzt.ch/25-plaetze-fuer-unbegleitete-minderjaehrige-asylsuchende-und-fluechtlinge/62409


+++SCHWEIZ
Bei Bezug von Sozialhilfe: Schweiz kann Autoverkauf ukrainischer Geflüchteter kaum durchsetzen
Aus der Ukraine in die Schweiz Geflüchtete müssen seit einigen Monaten ihr Auto verkaufen, wenn sie weiter Sozialhilfe beziehen wollen. Jetzt schauen die zuständigen Behörden genauer hin.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/schweiz-kann-autoverkauf-ukrainischer-gefluechteter-bei-bezug-von-sozialhilfe-kaum-durchsetzen-a-8ebcb6c4-0efe-439f-ac44-cbb90e20a580


+++EUROPA
Asylverfahren an der EU-Aussengrenze: Europas Abkehr vom Schutzgedanken
Der Bundesrat setzt sich an den Schweizer Grenzen für Rechtstaatlichkeit, Grundrechte und Flüchtlingsschutz ein – Transitzonen lehnt er daher völlig zurecht ab. Geht es aber um die weit entfernten EU-Aussengrenzen, ändern dessen Haltung und Argumente. Dabei plant die EU, dort den Zugang zum Asylverfahren massiv einzuschränken, Geflüchtete zu entrechten und wie in Moria systematisch rechtswidrig in Lagern einzusperren. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) stellt sich mit ihren Partnern in ganz Europa gegen diese Pläne.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/standpunkt/asylverfahren-an-der-eu-aussengrenze


+++FREIRÄUME
Statt Nachhaltigkeit: Sondermüll in der Tauschbox
In der Givebox können Leute aus dem Quartier Gebrauchtes unkompliziert tauschen. Aber das funktioniert nicht immer gut.
https://www.bernerzeitung.ch/sondermuell-in-der-tauschbox-589357964841


+++GASSE
«Auch ein Feierabendbier muss drinliegen»
Sozialhilfe – Die Sozialhilfe ist das letzte Sicherheitsnetz, das Menschen in finanziellen Notlagen auffängt. Aber dieses letzte Netz hat Löcher. Nicht überall sind die Beiträge gleich hoch. Pascal Coullery zu den Gründen und den Folgen des nationalen Sparwettbewerbs.
https://journal-b.ch/artikel/auch-ein-feierabendbier-muss-drinliegen/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Schützt das Recht auf Protest!
Frauenrechte, Klima, Antirassismus − Demonstrationen sind ein wirksames Mittel, um Veränderungen herbeizuführen, auch in unserer direkten Demokratie. Dennoch wird in der Schweiz das Recht auf Protest durch restriktive Gesetze und unverhältnismässige Praktiken der Behörden untergraben. Amnesty Schweiz lanciert mit der Veröffentlichung eines Demo-Guides eine Kampagne zum Recht auf Protest.
https://www.amnesty.ch/de/themen/recht-auf-protest/dok/2023/neue-kampagne-schuetzt-das-recht-auf-protest


Verkaufsmesse für Luxusflugzeuge in Genf: Klimaaktivist:innen haben Privatjets blockiert
Rund einhundert Klimaaktivist:innen haben beim Kongresszentrum Palexpo in Genf friedlich mehrere Privatjets blockiert. Die Jets sind Teil der grössten europäischen Verkaufsmesse für Privatflugzeuge, der European Business Aviation Convention & Exhibition (EBACE). Die Aktivist:innen unterstützen Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und andere Klimagerechtigkeit-Gruppen aus 17 Ländern.
https://www.greenpeace.ch/de/story/98418/verkaufsmesse-fuer-luxusflugzeuge-in-genf-klimaaktivistinnen-haben-privatjets-blockiert/
-> https://www.watson.ch/schweiz/romandie/856417481-klimaaktivisten-blockieren-genfer-flughafen-flugverkehr-unterbrochen
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/klima-aktivisten-legen-den-flughafen-genf-lahm-66501166
-> https://www.blick.ch/schweiz/video-von-aktion-zeigt-hier-blockieren-die-aktivisten-den-flughafen-genf-id18600983.html
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/flugverkehr-menschen-auf-dem-rollfeld-klimaaktivisten-legen-flughafen-genf-lahm-ld.2462108


LNG-Terminal verhindert!
Nach der Kampagne des Klimastreiks hat sich der Gasverbund Mittelland nun öffentlich vom angekündigten LNG Terminal verabschiedet. Der Klimastreik Schweiz verbucht dies als eindeutigen Erfolg. Offen bleibt jedoch weiterhin, wie der nun stattdessen geplante Flüssiggas Container für erneuerbare Gase aussehen soll. Deshalb fordert der Klimastreik den GVM auf, die konkreten Pläne auf den Tisch zu legen.
https://climatestrike.ch/posts/pr-lng-victory


Bern: Gedenken an die gefallenen Anarchisten
Wir kamen in Bern zusammen, um den drei Gefallenen, Anarchisten Dmitry Petrov, Cooper Andrews und Finbar Cafferkey zu gedenken.
https://barrikade.info/article/5963


Amnesty International kritisiert Luzern: Luzerner demonstrieren massiv mehr – trotz Kostengefahr
Die Luzerner Polizei kann ihre Kosten während gewalttätiger Demonstrationen auf den Veranstalter und die Störenfriede mit bis zu 30’000 Franken abwälzen. Dennoch nehmen Demos in Luzern massiv zu.
https://www.zentralplus.ch/news/luzerner-demonstrieren-massiv-mehr-trotz-kostengefahr-2547533/


+++MENSCHENRECHTE
Menschenrechtsinstitution für die Schweiz gegründet
Die Schweizerische Menschenrechtsinstitution (SMRI) ist am Dienstag in Bern gegründet worden. Sie soll zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte in der Schweiz beitragen.
https://www.swissinfo.ch/ger/menschenrechtsinstitution-fuer-die-schweiz-gegruendet/48535322


+++POLIZEI DE
Tod im Polizeigewahrsam:Lagebedingtes Systemversagen
Aristeidis L. erstickt an Händen und Füßen gefesselt, während ihn vier Einsatzkräfte auf dem Bauch fixieren. Kein Einzelfall.
https://taz.de/Tod-im-Polizeigewahrsam/!5684340/


Tod im Polizeigewahrsam: Festgenommener war gar nicht Täter
Ein in Braunschweig auf der Polizeiwache verstorbener Schwarzer Mann war das Opfer: Ein Überwachungsvideo widerspricht nun den Zeugenaussagen.
https://taz.de/Tod-im-Polizeigewahrsam/!5933222/


Rechter Shitstorm nach Kritik an Polizei: Wenn Cancel Culture wirkt
Die Dozentin Bahar Aslan kritisierte Rechtsextremismus in der Polizei und verlor daraufhin ihren Lehrauftrag an der Polizeihochschule. Ein Armutszeugnis.
https://taz.de/Rechter-Shitstorm-nach-Kritik-an-Polizei/!5933403/
-> https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173436.rassismus-bahar-aslan-bestraft-fuer-polizeikritik.html
-> Abo: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-05/bahar-aslan-polizei-rassismus-racial-profiling
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-05/bahar-aslan-polizei-dozentin-rassismus-tweet


+++RECHTSPOPULISMUS
Initiative gegen Genderstern kommt in der Stadt Zürich vors Volk. (ab 04:00)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/immer-mehr-zombiefirmen-beschaeftigen-zuercher-betreibungsaemter?id=12391792
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/initiative-will-genderstern-aus-zuercher-stadtverwaltung-verbannen-00212873/
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schwerer-unfall-am-love-ride-in-bruettisellen-polizei-nimmt-67-jaehrige-mutmassliche-drogendealerin-fest-schwerer-verkehrsunfall-in-weisslingen-251047807335
-> https://www.20min.ch/story/zuercher-svp-reicht-anti-genderstern-initiative-ein-342203261728
-> ABO: https://www.limmattalerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/gleichstellung-tschuess-genderstern-erste-abstimmung-in-der-schweiz-ueber-beamtensprache-ld.2461969
-> TalkTäglich: https://tv.telezueri.ch/talktaeglich/genderstern-mehr-sichtbarkeit-oder-nur-laestig-151403122


Linguistin : «Mehrheit wehrt sich zu Recht gegen den moralischen Anspruch der Genderer»
Gendern fällt in der Schweiz durch. Die frühere deutsche Linguistin Heide Wegener wundert das nicht: Gendern sei eine Bevormundung mit vielen Nachteilen.
https://www.20min.ch/story/mehrheit-wehrt-sich-zu-recht-gegen-den-moralischen-anspruch-der-genderer-719547811129?version=1684837019245


+++RECHTSEXTREMISMUS
Regenbogenfahnen mutwillig zerstört
In Freiburg wurden letzte Woche zwei Fahnen gestohlen und verbrannt. Eine rechtsextreme Gruppe aus Frankreich könnte hinter der Tat stecken.
https://frapp.ch/de/articles/stories/regenbogenfahnen-mutwillig-zerstort


Extrem rechts – Der Hass-Händler und der Staat
Ein Rechtsextremist, hunderte Ermittlungsverfahren, kaum Urteile. Betroffene verzweifeln. Der ARD-Podcast “Extrem rechts” fragt: Kann es sein, dass der Rechtsstaat bei Extremisten wie Sven Liebich an seine Grenzen stößt?
https://www.ardaudiothek.de/sendung/extrem-rechts-der-hass-haendler-und-der-staat/12693367/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Prozess gegen Coronaleugner Bhakdi: Im Zweifel für den Schwurbler
„Querdenken“-Ikone Sucharit Bhakdi war wegen Volksverhetzung angeklagt. Davon hat ihn das Gericht am Dienstag freigesprochen.
https://taz.de/Prozess-gegen-Coronaleugner-Bhakdi/!5933365/
-> https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100179726/sucharit-bhakdi-querdenker-koepfe-vor-gericht-prozess-startet-dienstag.html
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-05/volksverhetzung-sucharit-bhakdi-corona-impfungen
-> https://www.spiegel.de/panorama/justiz/sucharit-bhakdi-corona-kritiker-steht-wegen-volksverhetzung-vorm-amtsgericht-ploen-a-bceb4957-c80c-435e-85c3-bd072b8a89a6
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/fussball-nach-randalen-harte-sanktionen-gegen-den-fcsg-espen-raten-von-organisierter-anreise-ans-gc-spiel-ab-kanton-will-stehplatzverbot-und-personalisierte-tickets-ld.2461885


+++HISTORY
Neutralität mit autoritärer Schlagseite
Der Spanische Bürgerkrieg löste in der Schweiz eine hitzige Debatte über die eigene Neutralität aus. Der Bundesrat versuchte mit seiner Neutralitätspolitik denn auch, gegen kritische Stimmen vorzugehen.
https://daslamm.ch/neutralitaet-mit-autoritaerer-schlagseite/



solothurnerzeitung.ch 23.05.2023

Seit zehn Jahren gibt es die Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder in Mümliswil-Ramiswil: «Sie war der Anfang der Anerkennung»

Im Mai 2013 eröffnete die Guido-Fluri-Stiftung die nationale Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder in Mümliswil-Ramiswil. Sie soll an ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte erinnern. Ein Rundgang.

Rahel Bühler

In goldenen Lettern auf weissem Grund hängen die Schilder an den Wänden des Raums. Darauf steht «Heimkinder», «Verdingkinder» oder «Gewalt und Missbrauch». Daneben: Fotos, Plakate, Informationssäulen.

Seit zehn Jahren ist dieser Raum Teil der ersten nationalen Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder in Mümliswil-Ramiswil. «Damals war die Verdingung in der Schweiz noch praktisch kein Thema», sagt Bruno Frick. Er ist Stiftungsrat der Guido-Fluri-Stiftung, die die Stätte betreibt.

Die Stätte erinnert an ein dunkles Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte: die Verdingung und «Versorgung» von Kindern. Nicht selten kam es dabei zu Missbrauch – auch zu sexuellem.

Eröffnung fand 1939 statt

Wie wurde ein ehemaliges Kinderheim zu einer Gedenkstätte? Der Basler Politiker Bernhard Jäggi führte mit Ehefrau Pauline die Bernhard-Jäggi-Stiftung. 1937 stiftete sie das Heim in Mümliswil. Sie wollte körperlich geschwächten Kindern Ferien- und Erholungsaufenthalte ermöglichen. Zwei Jahre später wurde das Heim eröffnet.

Heute gilt das Heim als Beispiel sozial engagierter Architektur. Denn Architekt Hannes Meyer wuchs zum Teil selbst in einem Kinderheim auf. Er wollte einen kindergerechten Bau schaffen, der offen und wenig hierarchisch wirkte. Das Gebäude besteht aus zwei rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln, verbunden mit einem runden Pavillon.

Im Ostflügel waren die Zimmer für die Kinder, im Westflügel jene für Angestellte und Gäste. Im Pavillon befand sich der Speisesaal. Darin befindet sich noch heute der von Meyer entworfene Esstisch.
Im Pavillon steht noch heute der Esstisch, den Architekt Hannes Meier entworfen hat.

1973 wurde das Heim geschlossen und später in ein Bildungs- und Ferienheim umgewandelt. Um das Jahr 2000 wurde es zum Verkauf ausgeschrieben. Verschiedene Projekte wurden nie umgesetzt. 2011 kaufte die Guido-Fluri-Stiftung das Haus und renovierte es. Schon damals sei ein Gedanke gewesen, das ehemalige Heim in eine Gedenkstätte umzuwandeln. Denn der Unternehmer Fluri wuchs zeitweise im Mümliswiler Kinderheim auf, ehe er bei Verwandten in Matzendorf unterkam.

An den Wänden hängen viele alte Fotos

Im gleichen Jahr wie die Eröffnung der Gedenkstätte. In Mümliswil geriet das Thema aufs nationale Parkett: Die damalige Justizministerin Simonetta Sommaruga entschuldigte sich im Namen der Regierung öffentlich bei ehemaligen Verdingkindern.

2016 hat das Parlament den Gegenentwurf zur Wiedergutmachungsinitiative verabschiedet. Nun «sorgen Bund und Kantone für die Wiedergutmachung des Unrechts, das insbesondere Heimkinder, Verdingkinder, administrativ versorgte, zwangssterilisierte oder zwangsadoptierte Personen sowie Fahrende aufgrund fürsorgerischer Zwangsmassnahmen oder Fremdplatzierungen erlitten haben».

Zurück ins Thal: Noch heute sind die alten Kinderzimmer im Heim erhalten und können besichtigt werden. An den Wänden der Flure hängen Fotos, viele zeigen das ehemalige Kinderheim. Etwa bei einem Weihnachtsessen im Pavillon um 1950 herum.

Ob es auch in Mümliswil zu Missbräuchen gekommen sei, sei nicht untersucht worden, sagt Frick. «Aber Vorfälle gab es damals in sehr vielen Kinderheimen.» Der pensionierte Sozialpädagoge, der selbst viele Jahre in einem Kinderheim tätig war, erklärt: «Einerseits war das Betreuungspersonal überfordert: Sie waren zu wenig und hatten kein Geld. Dennoch mussten die Kinder gehorchen.» Andererseits musste man die Kinder ja auch bessern, so hiess es.

Einst ein internationales Symbol?

«Die Gedenkstätte ist der Anstoss zur Verarbeitung und Anerkennung dieser Geschichte. Darauf sind wir stolz.» Mittlerweile besuchten mehrere 1000 Personen die Gedenkstätte. Es sind Schulklassen oder ehemalige Betroffene, die an Führungen durch das Haus teilnehmen.

Vielleicht könne die Gedenkstätte in Mümliswil einst ein internationales Symbol für die Anerkennung von Missbrauch sein, sagt Frick: Denn mit der Justice-Initiative hat die Guido-Fluri-Stiftung einen europaweiten Prozess gestartet, der Missbräuche aufdecken und anerkennen will.

Die Gedenkstätte soll nicht nur an Vergangenes erinnern. «Wir möchten damit auch an die Zukunft denken. Denn wenn künftige Betreuungspersonen wissen, dass es solche Missbräuche gab und wie schlimm sie waren, wird es hoffentlich nicht mehr vorkommen.»
(https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/thal-gaeu/verdingung-seit-zehn-jahren-gibt-es-die-gedenkstaette-fuer-heim-und-verdingkinder-in-muemliswil-ramiswil-sie-war-der-anfang-der-anerkennung-ld.2461914)


+++SPORT
Der Kanton Luzern will Fussball-Chaoten mehr zur Verantwortung ziehen
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/zug-will-kinderbetreuung-erweitern-und-verbilligen?id=12391663


FC St.Gallen und Luzern in nächster Runde ohne Fans!
Die Ausschreitungen beim Spiel FCL – FC St.Gallen vom letzten Samstag haben Konsequenzen: Beide Clubs müssen nächste Runde auf ihre Fans verzichten!
https://www.nau.ch/sport/fussball/fc-stgallen-und-luzern-in-nachster-runde-ohne-fans-66501253
-> https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/nach-ausschreitungen-harte-strafe-fuer-fans-von-luzern-und-st-gallen-id18601386.html
-> https://fcl.ch/publication/entscheid-der-bewilligungsbehoerden/
-> https://www.fcsg.ch/home/redaktionsbaum/club/20230521-stellungnahme-bewilligungsbehoerde/
-> https://www.20min.ch/story/gaestesektoren-von-st-gallen-und-luzern-fans-werden-geschlossen-535004032140?version=1684844144685
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/fangewalt-im-fussball-gaestesektoren-fuer-luzerner-und-st-galler-fans-fuer-ein-spiel-zu
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/fcsg-fans-werden-nach-ausschreitungen-bestraft?id=12392002
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/fcl-fans-duerfen-nach-krawall-nicht-ans-naechste-auswaertsspiel?id=12392047
-> Schweiz Aktuell: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/gaestesektoren-der-st–galler-und-luzerner-fans-werden-geschlossen?urn=urn:srf:video:6cfaab8f-0800-4b27-9e12-46dc63fe15d1
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/gaesteblock-der-stgaller-und-luzerner-fans-werden-geschlossen-00212897/
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/fcl-und-st-gallen-fans-muessen-zu-hause-bleiben-151666715
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/sanktionshammer-fuer-fcsg-fans-151666444
-> https://www.zentralplus.ch/sport/fc-luzern/fcl-konsterniert-politik-aktiviert-winiker-dezidiert-2547515/
-> https://www.pilatustoday.ch/zentralschweiz/luzern/luzerner-politik-sieht-in-der-sperrung-der-gaestesektoren-erst-den-anfang-151662588?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151666926
-> https://www.pilatustoday.ch/sport/fcl/fcl-und-st-gallen-fans-muessen-zu-hause-bleiben-151661978
-> https://www.20min.ch/story/20-schwarz-gekleidete-chaoten-warfen-sich-gegen-die-scheiben-meiner-beiz-965754606114


Nach heftigen Ausschreitungen: Jetzt fordert die St. Galler Regierung Sitzplatzpflicht in Stadien
Die St. Galler Regierung will erreichen, dass in Fussball- und Eishockeystadien künftig die Sitzplatzpflicht gilt und personalisierte Tickets verlangt werden. Damit reagiert sie auf Ausschreitungen nach einem Fussballspiel in Luzern.
https://www.blick.ch/schweiz/ostschweiz/st-gallen/nach-heftigen-ausschreitungen-jetzt-fordert-die-st-galler-regierung-sitzplatzpflicht-in-stadien-id18601520.html
-> https://www.sg.ch/news/sgch_allgemein/2023/05/regierung—kein-platz-fuer-fangewalt-im-sport-.html
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/massnahmen-gegen-fangewalt-fangewalt-st-gallen-fordert-schweizweit-rigorose-massnahmen
-> ABO https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/kommentar-sitzplatzpflicht-im-stadion-eine-hilflose-reaktion-der-stgaller-regierung-ld.2462401



tagblatt.ch 23.05.2023

«Schwierig»: St.Galler Stadträtin Sonja Lüthi hält nicht viel von den Forderungen des Kantons in Sachen Fangewalt

Die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden hat am Dienstag die Strafen für den FC St.Gallen und den FC Luzern bekannt gegeben. Die Regierung des Kantons St.Gallen fordert mehr: personalisierte Tickets und eine Sitzplatzpflicht. Welche Erziehungsmassnahme ist besser?

Renato Schatz

Der FC St.Gallen bestreitet am Donnerstagabend im Letzigrund-Stadion in Zürich gegen die Grasshoppers sein zweitletztes Saisonspiel. Im Auswärtssektor, wo ihn seine mitgereisten Fans jeweils unterstützen, wird es aber leer bleiben, obschon sich dort für gewöhnlich Hunderte tummeln. Am vergangenen Samstag, bei der Auswärtspartie in Luzern, sogar Tausende: Bis zu 2000 Anhängerinnen und Anhänger des FC St.Gallen waren in Luzern, wo es vor und nach dem Spiel zu Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans und der örtlichen Polizei kam, bei denen sieben Menschen verletzt worden sind.

Darauf wurde nun mit ebendieser Schliessung des Gästeblocks am kommenden Donnerstag sowie bei den Spielen zwischen Luzern und St.Gallen in der nächsten Saison reagiert. Es ist eine Strafe auf Bewährung: Sollte es am Donnerstag «auch nur zu geringem Fehlverhalten» kommen, wird beim finalen Heimspiel des FC St.Gallen am Pfingstmontag auch die Heimkurve geschlossen bleiben. Das entschied die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden am Dienstagvormittag in einem Videocall, bei dem auch die Präsidenten des FC Luzern und des FC St.Gallen, Stefan Wolf und Matthias Hüppi, sowie Vertreter der Swiss Football League (SFL), die den Spielbetrieb organisiert, dabei waren.

Randalierende FCB-Fans als Auslöser

Das jetzige Vorgehen, dass also die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden nach einem Vorfall zusammenkommt, sich Lösungsvorschläge der Klubs und die Meinung der SFL anhört, ehe entschieden wird, hat seinen Ursprung im Cup-Halbfinal zwischen dem FC Basel und den BSC Young Boys Anfang April. Damals randalierten FCB-Fans im eigenen Stadion, wobei vier Personen teils schwer verletzt wurden. «Der Vorfall in Basel hat dazu geführt, dass wir jetzt etwas machen mussten», sagt Sonja Lüthi, die als St.Galler Stadträtin und Sicherheitsdirektorin Mitglied der besagten Arbeitsgruppe ist. «Wir konnten nicht warten bis Ende Jahr.»

Dann, Ende Jahr, soll das sogenannte Kaskadenmodell einsatzfähig sein, an das sich das jetzige Vorgehen orientiert. Zur Anwendung kam es erst kürzlich, als Fans des FC Sion die Genfer Polizei attackierten. Die Strafe: eine leere Heimkurve, genauso wie beim FCB im Nachgang zum Cup-Halbfinal gegen YB.

St.Galler Regierung fordert Sitzplatzpflicht in Stadien

Das Kaskadenmodell wurde im März präsentiert – als Antwort auf die Fangewalt, als Antwort auch auf die immer lauter werdenden Rufe nach personalisierten Tickets. Diese Rufe sind im Zuge der Ausschreitungen in Luzern wieder laut geworden, wobei die St.Galler Kantonsregierung besonders laut ruft. Sie hat die Vorfälle vom Samstag an der dienstäglichen Regierungsratssitzung besprochen und anschliessend eine Medienmitteilung veröffentlicht. In dieser forderte sie personalisierte Tickets sowie eine Sitzplatzpflicht in Stadien.

Fredy Fässler, als Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartements der zuständige Regierungsrat, sagt auf Anfrage, die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden habe zwar «erfreulich schnell reagiert». Aber: «Ich persönlich glaube nicht, dass diese Massnahmen mittel- und langfristig ausreichend sind.» Anders beurteilt er die personalisierten Tickets und die Sitzplatzpflicht.

Bloss ist erst Ende Jahr klar, welche Massnahmen das Kaskadenmodell genau vorsieht. Und: Ereigneten sich die Vorfälle am Samstag in Luzern nicht ausserhalb des Stadions? «Das ist so», sagt Fässler. Seine Hoffnung ist, dass diejenigen, die wegen eines Stadionverbots nicht ins Stadion dürfen, auch nicht in die Nähe eines Stadions kommen. Es sei «gut möglich, dass es dann Proteste gibt». «Wir sind aber der Auffassung, dass das kein dauerhaftes Phänomen bleiben wird.»

Matthias Hüppi verweist auf Statement

Es ist ein wenig, als stünden zwei Erziehungsmethoden im Raum: Fàssler will quasi umerziehen. Dass sich die Leute an Stadien ohne Stehplätze gewöhnen. Und daran, sich beim Match ausweisen zu müssen. Lüthi dagegen gewährt eine zweite Chance. Als würde man sagen: «Jetzt tust du aber anständig, sonst darfst du am Montag nicht in der Heimkurve stehen.» Sie ist überzeugt, dass das der richtige Weg ist: «Das, was in den letzten Jahren aufgebaut wurde, darf jetzt nicht von heute auf morgen kaputt gemacht werden.» Sie findet das Vorpreschen des Kantons deshalb «schwierig».

Und Matthias Hüppi? Der Präsident verweist auf die Medienmitteilung seines FC St.Gallen, die mit keiner Silbe die Forderungen der Kantonsregierung erwähnt, nur die Massnahmen der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden. «Selbstverständlich setzen wir diese um», heisst es im Communiqué, das die Fans dazu anhält, «von einer organisierten Anreise an das Spiel im Letzigrund abzusehen, um einer Schliessung des ganzen Heimsektors am Pfingstmontag entgegenzuwirken». Dafür reicht es indes, wenn ein St.Galler Fan am Donnerstag mit pyrotechnischem Material hantiert.

Gespräche stehen an

Fässler wird das Anliegen in die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) tragen. «Ich werde auch das Gespräch suchen mit Sonja Lüthi und Matthias Hüppi. Und dann muss man das vorantreiben. Ich will einfach schweizweit dieselben erkennbaren und wirksamen Werkzeuge.»

Das Gespräch mit Lüthi dürfte sich schwierig gestalten. Sie sagt: «Wir müssen die positiven Kräfte mitnehmen. Wir haben die Forderungen nach personalisierten Tickets angeschaut und eine externe Studie in Auftrag gegeben. Die Studie ist zum Schluss gekommen, dass personalisierte Tickets alleine nicht die Lösung sind. Diese Massnahme steht am Schluss des Kaskadenmodells und es sind auch noch rechtliche Fragen zu klären.»
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/sitzplatzpflicht-und-personalisierte-tickets-schwierig-stgaller-stadtraetin-sonja-luethi-haelt-nicht-viel-von-den-forderungen-des-kantons-in-sachen-fangewalt-ld.2462421)



tagblatt.ch 23.05.2023

«Ich hoffe, dass niemand so dumm ist»: FCSG-Fans zur Verbannung aus dem Letzigrund und der drohenden Espenblock-Sperre

Ein Auswärtsspiel ohne Gästefans, eine drohende Espenblock-Sperre am Pfingstmontag: Der FC St.Gallen wird für die Ausschreitungen von Luzern bestraft. Im Fan-Forum stösst man auf viel Verständnis – aber auch auf Kritik an den Krawallmachern und Kollektivstrafen.

Stefan Marolf

«Noch gut gelaufen für uns, keine Sperre gegen Sion!» Was User «FCSG-1879» am Dienstagnachmittag im FCSG-Fan-Forum schreibt, fasst die Diskussion auf der Plattform ziemlich gut zusammen.

Nach den Ausschreitungen im Rahmen des St.Galler Auswärtsspiels in Luzern hat die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) am Dienstag die folgenden Massnahmen ergriffen:

– Beim St.Galler Auswärtsspiel am Donnerstag im Zürcher Letzigrund gegen GC bleibt der Gästesektor geschlossen.
– Ebenfalls geschlossen bleibt der Gästesektor in Sion, das am Donnerstag den FC Luzern empfängt.
– Beim geringsten Fehlverhalten von St.Galler oder Luzerner Fans am Donnerstag würde der entsprechende Heimsektor am letzten Super-League-Spieltag am Pfingstmontag geschlossen.
– In der kommenden Saison 2023/24 bleiben die Gästesektoren zumindest bei den ersten drei Partien zwischen St.Gallen und Luzern in der ersten Phase der Meisterschaft generell geschlossen.

Der Kanton St.Gallen kündigte als Reaktion auf die Ausschreitungen ausserdem an, personalisierte Tickets einführen und Stehplätze verbieten zu wollen.

Verständnis für das Fan-Verbot am GC-Spiel

Auf die Sperrung des Gästesektors im Letzigrund am Donnerstag reagieren die Fans im FCSG-Forum gelassen bis humorvoll. User «Gentleman» schreibt: «Finde die Sanktionen ehrlich gesagt in Ordnung so. Macht Sinn, dass die Heimspiele im Moment noch mit Kurve stattfinden können.» Die Schliessung der Gästesektoren sei nach den Ausschreitungen verständlich.

Einen Seitenhieb gegen den Rekordmeister erlaubt sich «AgentNAVI». Das Spiel finde nicht nur ohne Gäste, sondern auch ohne Heimfans statt – «nicht wegen irgendwelcher Sanktionen, sondern einfach, weil es ja GC ist».

Kritischer äussert sich der Dachverband 1879, der sich für die St.Galler Fankultur einsetzt. «Wir lehnen jegliche Form von Kollektivstrafen ab», schreibt er in einem E-Mail an die St.Galler Fangemeinde. Wegen der drohenden Blocksperre am Pfingstmontag rät der Dachverband trotzdem von der Anreise nach Zürich ab.

FCSG-Forum-User «kenner» will sich daran offenbar nicht halten. Seine Devise: «Normal hingehen und sich anständig benehmen.»

Angst vor Espenblock-Sperre am Pfingstmontag

Normal hingehen und sich anständig benehmen: Klappt das am Donnerstag, dürfen die FCSG-Fans am Pfingstmontag in den Espenblock. Mehreren Usern graut es allerdings vor der Bewährungsprobe im Letzigrund. «Zuschauer» fragt: «Was, wenn wir gegen GC dennoch eine anständige Auswärtstruppe im Stadion haben? Reicht das schon für eine Blocksperre gegen Sion, weil wir Auflagen missachtet haben?»

Schon vor der Bekanntgabe der KKJPD-Massnahmen hatte sich die Diskussion im Forum darum gedreht, dass die überwiegende Mehrheit der Fans wohl nichts mit den Ausschreitungen zu tun hat. So schreibt User «Fcsg_1879SG»: «Immer die gleiche Scheisse, 98 Prozent der Fans werden bestraft, weil zwei Prozent sich nicht benehmen.»

Dass es wieder eine Minderheit sein wird, die am Donnerstag der Mehrheit die Möglichkeit nimmt, das letzte FCSG-Heimspiel im Espenblock mitzuverfolgen, befürchtet deshalb auch «FCSG-1879». Er schreibt, wohl stellvertretend für viele andere Nutzerinnen und Nutzer des Forums: «Ich hoffe, dass niemand so dumm ist …»

Personalisierte Tickets spalten die Fangemeinde

Während im Forum weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass eine Strafe nach den Ausschreitungen in Luzern angemessen ist, wird die Forderung nach personalisierten Tickets und einem Stehplatzverbot umso kontroverser diskutiert. «Rookie 86» schreibt: «Ich bin je länger, je mehr für personalisierte Tickets.» Weil das Saisonabo schon personalisiert sei, ändere sich für ihn nichts, und: «Wenn man so den einen oder anderen Idioten zu fassen kriegt, soll es mir nur recht sein.»

User «fäbler» widerspricht und fragt, inwiefern personalisierte Tickets eine Verbesserung bringen würden? «Die Polizei weiss dann zwar, wer unter den 2500 Personen im Block ist, aber nicht, wer Straftaten begeht.» Dass eine Sitzplatzpflicht genau dieses Problem beheben könnte, bezweifelt «gugeli»: Er stehe während Spielen lieber, und zwar nicht zwingend an seinem Platz. «Wenn eine andere Person an meinem Sitz eine Fackel zündet, bin trotzdem ich verantwortlich?»

Unterstützung erhält «gugeli» von «Greenalba1879». «Sie kapieren es wirklich nicht», schreibt er. Die Ausschreitungen fänden ohnehin ausserhalb des Stadions statt – «Problem auch nicht gelöst».
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/fussball-ich-hoffe-dass-niemand-so-dumm-ist-fcsg-fans-zur-verbannung-aus-dem-letzigrund-und-der-drohenden-espenblock-sperre-ld.2462230)



tagblatt.ch 23.05.2023

«Potenzial einer Massenpanik war immens»: St. Galler kritisieren Polizei – diese arbeitet den Einsatz «wie üblich» auf

Wie konnte es am vergangenen Wochenende zur Strassenschlacht zwischen Fussballchaoten in Luzern kommen? Weshalb wurden so viele verletzt? Und welche Lehren werden daraus gezogen? Die Polizei nimmt Stellung.

Christian Glaus

Dramatische Szenen haben sich in der Nacht auf Sonntag in Luzern abgespielt. Immer stärker in den Fokus gerät der Einsatz der Luzerner Polizei. Insgesamt sieben Personen wurden bei den Ausschreitungen nach dem Fussballspiel Luzern–St. Gallen verletzt, darunter zwei Polizisten und eine unbeteiligte Person. Vier Personen wurden verletzt, weil die Polizei die Chaoten mit Gummischrot, Tränengas und Wasserwerfer trennte.

«Die Zahl der durch einen Mitteleinsatz verletzten Fans übersteigt jedes bisher bekannte Mass um ein Vielfaches», kritisiert die Fanarbeit St. Gallen und fordert eine gründliche Aufklärung. Die Fanarbeit habe den Einsatz direkt miterlebt. Es sei fatal, dass es keine Fluchtmöglichkeiten und für die Verletzten keinen Zugang zu medizinischer Notversorgung gegeben habe.

«Hinten die Polizei, links die Häuser, rechts der Zaun, vorne der Mob»

Bei unserer Zeitung meldeten sich auch weitere Betroffene aus dem St. Galler Fanblock. Die Schilderungen decken sich dabei: Die Polizei habe die Massen von hinten zum Weiterlaufen gezwungen. Die Menschen seien «in den Mob hineingedrängt» worden, schreibt eine Person.

Eine andere führt aus: «Die Polizei fing damit an, völlig unverhältnismässig den hinteren Bereich des Fanmarsches zu attackieren, wo sich üblicherweise die gemässigteren Fans befinden.» Die Masse sei immer mehr zusammengedrängt worden. «Das Potenzial einer Massenpanik war immens. Von hinten die Polizei, links die Häusergruppe, rechts ein Speerspitzenzaun und vorne die Menschenmasse.» Etwas später bei der Abfahrt im Extrazug seien einige Personen mit Verletzungen im Gesicht gewesen.

Polizei: «Einsatz war verhältnismässig»

Was sagt die Luzerner Polizei zu ihrem Einsatz? Auf Anfrage nimmt Sprecher Urs Wigger schriftlich Stellung. Er schreibt, die Einsatzkräfte seien mit verschiedenen Gegenständen wie Pyromaterial, Flaschen und Steinen beworfen worden. Sie hätten die Fangruppierungen mehrfach mündlich abgemahnt, bevor sie Zwangsmittel einsetzten. «Aus Sicht der Polizei war der Einsatz verhältnismässig, um die Ordnung in der Stadt Luzern wiederherzustellen», erklärt Wigger und fügt an: Einsätze dieser Art würden «wie üblich intern aufgearbeitet und analysiert».

Wodurch die Personen verletzt wurden und welche Art von Verletzungen sie davontrugen, sei der Polizei nicht bekannt. Die beiden leicht verletzten Polizisten seien nach wie vor im Dienst.

Polizei wollte Fans mit Abendspielen entgegenkommen

Seit März war es das dritte Mal, dass es in Luzern nach Fussballspielen zu Ausschreitungen kam. Auffallend dabei: Es handelte sich in allen Fällen um Hochrisikospiele. Und alle fanden abends statt. Das ist neu. Bis zum Beginn der Rückrunde hatte die Polizei keine Hochrisikospiele am Abend bewilligt.

Wigger begründet die geänderte Bewilligungspraxis damit, dass Samstagabendspiele bei Fans, Vereinen und der Liga ein grosses Bedürfnis seien. Man habe die Bewilligung erteilt, «um auch den Fans zu signalisieren, dass die Luzerner Behörden auf den Dialog setzen. Aus unserer Sicht ist es unglücklich, dass die Liga gleich mehrere Hochrisikospiele in Luzern am Samstagabend angesetzt hat.» Ob solche Spiele in Zukunft wieder bewilligt würden, kann Wigger noch nicht sagen.

Rund 1400 Personen waren mit zwei Extrazügen aus St. Gallen nach Luzern gereist. Auf die Frage, wer diese bewilligt habe, geht der Polizeisprecher nicht ein. Er führt jedoch aus, dass die Polizei Kenntnis hatte, wie viele Personen anreisen werden. Aus polizeilicher Sicht sei die Anreise in Extrazügen am sinnvollsten. Wigger bestätigt, dass die Fans, die massenhaft verbotene Petarden nach Luzern schleppten, schon vor der Abfahrt in St. Gallen hätten kontrolliert werden können. Gemäss Hooligan-Konkordat könnten sie bei konkretem Verdacht beim Besteigen von Fantransporten durchsucht werden. «Wir können aber nicht Züge in anderen Kantonen kontrollieren.»

Hätten die Ausschreitungen vermieden werden können, wenn die Transporte besser organisiert – und allenfalls kontrolliert – worden wären? Dies ist eine der Fragen, die mit Blick auf die neue Saison geklärt werden müssen. Die Bewilligungsbehörden kündigten am Dienstag an, dass sie zusammen mit der Swiss Football League dem Problem der Auswärtsspiele und der Fantransporte «besondere Aufmerksamkeit schenken wollen».
(https://www.tagblatt.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/strassenschlacht-in-luzern-potenzial-einer-massenpanik-war-immens-st-galler-kritisieren-polizei-diese-arbeitet-den-einsatz-wie-ueblich-auf-ld.2462247)



tagblatt.ch 23.05.2023

Nach Randalen: Harte Sanktionen gegen den FCSG – Espen raten von organisierter Anreise ans GC-Spiel ab +++ Kanton will Stehplatzverbot und personalisierte Tickets

Wenn der FC St.Gallen am Donnerstag auswärts gegen GC antritt, muss er auf seine Fans verzichten. Das haben die Verantwortlichen nach den Ausschreitungen vom Wochenende in Luzern entschieden. Ausserdem reagiert der Kanton St.Gallen vehement auf die Ausschreitungen vom Wochenende.

Empörung, ja gar Wut. Aber auch Fassungslosigkeit und eine grosse Ohnmacht: Mit diesen Gefühlen sehen sich seit dem vergangenen Wochenende alle konfrontiert, denen der FC St.Gallen am Herzen liegt. Auslöser: Die massiven Ausschreitungen, für die Chaoten aus dem Umfeld der Espen nach der Auswärtspartie in Luzern verantwortlich zeichneten.

Beim Rückweg zum Bahnhof bewarfen fehlbare FCSG-Fans Einsatzkräfte und Passanten mit Petarden, Pyrofackeln, Flaschen und Steinen. Die Luzerner Polizei antwortete mit Gummischrot, Tränengas und Wasserwerfern. Nach offiziellen Angaben wurden sieben Menschen verletzt, darunter zwei Polizisten und eine unbeteiligte Passantin.

Am Dienstag haben sich die Bewilligungsbehörden nun mit den Ereignissen vom Wochenende beschäftigt. Und entschieden: Bei den nächsten Auswärtsspielen müssen sowohl der FC St.Gallen als auch der FC Luzern ohne Fans auskommen. Für die St.Galler Anhänger entfällt damit die Fahrt ans GC-Spiel im Letzigrund, die Luzern-Fans dürfen nicht nach Sion.

Ob die FCSG-Fans ihre Mannschaft beim letzten Heimspiel der Saison am Pfingstmontag gegen Sion wieder anfeuern dürfen, hängt davon ab, was am Donnerstag passiert. Die Auswärtsfans, sowohl von St.Gallen als auch Luzern, stünden unter Bewährung, heisst es in der Mitteilung der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD): «Sollte es bei diesen Spielen auch nur zu geringem Fehlverhalten der beiden Fangruppen kommen, werden die Heimsektoren der fehlbaren Fans in den folgenden Spielen vom Pfingstmontag ebenfalls gesperrt.»

Klar ist hingegen jetzt schon: In der kommenden Saison bleiben die Gästesektoren zumindest bei den drei Zusammentreffen von St.Gallen und Luzern in der ersten Phase der Meisterschaft generell geschlossen. Dies «aufgrund der Erkenntnis, dass der harte Kern der beiden Fanlager von St.Gallen und Luzern sich insbesondere bei Auswärtsspielen nicht korrekt verhält», wie die KKJPD schreibt.

Der Kanton St.Gallen will personalisierte Tickets

Am Dienstagnachmittag reagiert der Kanton St.Gallen per Medienmitteilung. Die Fan-Ausschreitungen seien nicht tolerierbar, deshalb werde die Regierung «auf allen politischen Ebenen darauf hinwirken, dass personalisierte Tickets in Schweizer Fussball- und Eishockeystadien Pflicht werden und es keine Stehplätze mehr gibt».

Regierungspräsident Fredy Fässler werde die beiden Anträge in der KKJPD einbringen, die Regierung in den zuständigen nationalen Gremien auf deren Umsetzung hinwirken, heisst es in der Mitteilung weiter. Der Kanton St.Gallen kündigt ausserdem an, das Gespräch mit dem FC St.Gallen und der Stadt suchen zu wollen.

«Alle wissen, was auf dem Spiel steht»

Was sagt der FC St.Gallen zu den gefällten Entscheiden? In einer Stellungnahme auf der Website des Clubs lässt sich Präsident Matthias Hüppi wie folgt zitieren: «Dass nach den Vorfällen vom vergangenen Samstag seitens der Bewilligungsbehörden zwingend rigorose Massnahmen getroffen werden, war klar.»

Selbstverständlich werde der Club diese umsetzen. Der FC St.Gallen fordere daher alle Supporter auf, von einer organisierten Anreise an das Spiel im Letzigrund abzusehen. Dies, um einer Schliessung des ganzen Heimsektors am Pfingstmontag entgegenzuwirken.

Des Weiteren sagt Hüppi gemäss der Stellungnahme: «Die Vorkommnisse am letzten Samstag lassen keinen Handlungsspielraum mehr zu, und es werden seitens der Behörden und des FCSG keine Regelverstösse toleriert. Alle wissen, was auf dem Spiel steht.»

Das übergeordnete Ziel des FCSG sei und bleibe es, gewaltbereite Personen konsequent von allen Heim- und Auswärtsspielen fernzuhalten.

Deutliche Worte bereits am Vortag

Bereits am Montag hatte sich Sonja Lüthi, Sicherheitsdirektorin der Stadt St.Gallen, deutlich zu den Ereignissen in Luzern geäussert: «Solche Vorfälle können nicht sanktionslos bleiben», sagte sie gegenüber dem Tagblatt. Ausschreitungen mit Verletzten seien grundsätzlich als gravierend einzustufen.

Auch Matthias Hüppi zeigte sich am Montag bestürzt von den Geschehnissen. Dies, nachdem sich der FC St.Gallen bereits am Sonntag von Gewalttätern aus den Reihen seiner Fans distanziert hatte. «Ich bedaure die Eskalation in Luzern zutiefst; sie geht mir nahe. Nie werde ich begreifen können, dass Menschen im Zusammenhang mit einem Fussballspiel durch Gewaltanwendung zu Schaden kommen oder Infrastruktur mutwillig zerstört wird», sagte Hüppi.

Wer Grenzen überschreite, müsse sich im Klaren sein, dass allfällige Strafen und Konsequenzen immer auch Unbeteiligte und Unschuldige treffen würden, so Hüppi weiter.

Fanarbeit kritisiert Luzerner Polizei

Auch die Fanarbeit St.Gallen meldete sich am Montag zu Wort. Sie warnte in einem Communiqué vor «polemischen Massnahmen» und kritisierte das ihrer Meinung nach überzogene Vorgehen der Luzerner Sicherheitskräfte, die Gummischrot, Wasserwerfer und Tränengas gegen Unbeteiligte eingesetzt hätten.

In die gleiche Richtung zielt eine Mitteilung des Dachverbands 1879 vom Dienstagmorgen. Der Verband, der sich «für eine lebendige Fankultur in St.Gallen» einsetzt, schreibt: «Es ist hinlänglich bekannt, dass die Luzerner Polizei häufig überfordert und alles andere als deeskalierend agiert.»

Entgegen der Aussagen des Luzerner Sicherheitsdirektors Paul Winiker hätten unbeteiligte Fans keine Chance gehabt, sich vor dem «Mitteleinsatz» der Polizei in Sicherheit zu bringen. Gemäss Augenzeugenberichten soll diese wahllos mit Gummischrot in die Menge geschossen und Treffer im Gesichtsbereich in Kauf genommen haben.

Gleichzeitig räumt der Dachverband 1879 ein, dass die St.Galler Fans am Samstagabend eine Grenze überschritten haben: «Eine Handlichtfackel, die als Waffe missbraucht wird, ist weder entschuldbar noch im Sinne der Subkultur.» Diese Art von Gewalt sei vorbehaltslos zu verurteilen. (pd/dwa/ste)
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/fussball-nach-randalen-harte-sanktionen-gegen-den-fcsg-espen-raten-von-organisierter-anreise-ans-gc-spiel-ab-kanton-will-stehplatzverbot-und-personalisierte-tickets-ld.2461885)



luzernerzeitung.ch 23.05.2023

FCL-Fans werden ausgesperrt – «Fehlverhalten wird konsequent geahndet»

Die Sicherheitsdirektoren haben entschieden, wie sie auf die Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende reagieren. Es sind harte Strafen.

Christian Glaus, Martin Messmer und Livia Fischer

Wüste Strassenschlachten haben sich in der Nacht auf Sonntag nach dem Fussballspiel zwischen Luzern und St. Gallen ereignet.

Die Folge: sieben Verletzte, darunter zwei Polizisten und eine unbeteiligte Person. Nun hat die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren folgende Strafen beschlossen:

– Die Gästesektoren werden bei den nächsten Auswärtsspielen der beiden Mannschaften gesperrt. Die Anhängerschaft des FC Luzern darf somit beim Auswärtsspiel in Sion am Donnerstag nicht in den Gästesektor.
– Sollte es trotzdem «auch nur zu geringem Fehlverhalten» der Fangruppen kommen, werden jene Fankurven in den Spielen vom Pfingstmontag ebenfalls gesperrt. Konkret: Reisen die FCL-Fans dennoch nach Sion und verhalten sich dort nicht korrekt, dürfen sie auch beim Heimspiel gegen Servette nicht in die Kurve in der Swisspor-Arena. Die Drohung mit der Bewährung wurde bereits beim Spiel FC Sion gegen YB vom Wochenende angewendet, es gab keine Zwischenfälle.
– Die Gästesektoren werden beim Zusammentreffen des FCL und FCSG in der kommenden Saison generell geschlossen.

Laut der Bewilligungsbehörde tragen die Präsidien des FC Luzern und auch des FC St. Gallen sowie die Swiss Football League diese Entscheide mit. Und: Die Clubs würden auf ihre Fans Einfluss nehmen, um sie an der Anreise nach Sion und nach Zürich zu hindern. Bereits organisierte Fantransporte werden annulliert.

Die «fehlbaren Fans», die am Samstag in Luzern randalierten, stammten aus beiden Lagern, heisst es in der Mitteilung. Die Bewilligungsbehörden, die Präsidien der beiden Klubs und die Swiss Football League (SFL) seien «nicht bereit, deren Verhalten zu tolerieren».

Sportliebende Fans sollen sich von Gewalttätigen trennen

Über weitergehende Massnahmen wurde an der Videokonferenz, die morgens um 6.30 Uhr startete und anderthalb Stunden dauerte, laut Paul Winiker nicht gesprochen. «Das Konzept mit den Spielsperren, das am 2. Mai beschlossen wurde, ist ja genau dazu da, dass wir nicht jedes Mal wieder stundenlang darüber debattieren müssen, was zu tun ist. Wir bestimmen nur noch, ob es ein gravierendes Fehlverhalten ist oder nicht – und wenn ja, kommen die Sanktionen zum Zug.» Daran, dass die Ausschreitungen vom Wochenende mit sieben Verletzten als gravierend eingestuft werden, habe kein Zweifel bestanden.

Man könne sich darüber streiten, ob die beschlossenen Massnahmen zu milde seien oder zu weit gehen. Er selbst beschreibt sie als «Signal an die Fankurve, dass Fehlverhalten konsequent geahndet wird». Zunächst sei es eine Spielsperre, dann zwei, dann drei. Irgendwann werde die Fankurve komplett geschlossen – sei es der Gäste- oder der Heimsektor. «Die Fans haben es selbst in der Hand, ob sie im Stadion weiterhin erwünscht sind oder ob sie Fussball bald nicht mehr als Gruppe erleben können.»

Dass es Fans gibt, die in erster Linie Chaos und Gewalttätigkeiten suchen, dem ist sich Winiker bewusst. «Ob diese dann einfach ausserhalb der Stadions warten, darüber kann man philosophieren.» Tatsache sei, dass die 1400 FCSG-Fans, die mit zwei Sonderzügen angereist waren, als Gesamtgruppe sehr gewalttätig und rücksichtslos vorgegangen seien. «Ich akzeptiere nicht, dass vielleicht nur hundert von ihnen gewalttätig gewesen sind. Die anderen haben die Ultras in der Gruppe geschützt. Diese machen die Übergriffe nur, weil sie wissen, dass es für die Polizei viel zu gefährlich ist, sie aus einer so grossen Masse herauszuholen.»

Letztlich gebe es immer eine gewisse Gruppendynamik und Anführer, welche die Gangart bestimmten. «Von den wirklich sportliebenden Fans erwarte ich, dass sie sich von den Hardcore-Gewalttätigen trennen. Die Sanktionen sollen ihnen zeigen: Wenn wir das nicht machen, werden wir als Gesamtgruppe vom Fussballerlebnis ausgeschlossen.»

Reaktion der Fans ist unberechenbar

Massgebend für die angedrohte Sperrung der Heimsektoren am Pfingstmontag ist laut Winiker ein Polizeirapport. Einen solchen nicht zu riskieren, bezeichnet er als einfach. «Wir alle können nach Sion gehen ohne Polizeirapport. Das ist keine Kunst, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit.»

Die Liga und die Clubs sollen den Fantransporten künftig besondere Aufmerksamkeit schenken. Winiker nennt ein Beispiel, wie solche besser organisiert werden könnten. «Fans könnten mit den Bussen direkt vors Gatter gefahren werden. Eine Massnahme, die bei einem YB-FCL Spiel schon mal erfolgreich durchgeführt wurde und die viele Konfliktherde umgeht – namentlich den Fanmarsch und den Transport vom Bahnhof zum Stadion.» Es sei aber an der Liga, sich Massnahmen zu überlegen.

Dazu, wie zuversichtlich er ist, dass es mit den nun verhängten Sanktionen künftig keine Verletzte mehr gibt, will sich Winiker nicht äussern. «Ich weiss nicht, wie die Fans auf die Massnahmen reagieren, ihr Verhalten ist leider unberechenbar. Gibt es Trotzreaktionen? Vielleicht. Ich hoffe aber, dass sie das Signal erkennen, dass sich die Gutwilligen von den Böswilligen trennen und dass wir mit den Sanktionen eine Sozialhygiene hinkriegen. Ob das ein erfolgreicher Weg ist, werden wir sehen.»

St. Gallen will personalisierte Tickets und Abschaffung der Stehplätze

Der Kanton St. Gallen reagierte am Dienstagnachmittag per Medienmitteilung. Die Regierung werde «auf allen politischen Ebenen darauf hinwirken, dass personalisierte Tickets in Schweizer Fussball- und Eishockeystadien Pflicht werden und es keine Stehplätze mehr gibt». Regierungspräsident Fredy Fässler werde die beiden Anträge in der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren einbringen. Die Regierung werde in den zuständigen nationalen Gremien auf deren Umsetzung hinwirken, heisst es weiter.

Auch für Winiker ist klar: Es braucht personalisierte Tickets. «Das ist eine gute Massnahme, dieser Meinung war der Kanton Luzern schon immer. Aber sie soll nicht in Luzern isoliert umgesetzt werden, sondern schweizweit, sonst ist das nicht griffig», sagte er gegenüber Tele 1.

FCL bleibt skeptisch gegenüber «Kollektivstrafe»

FCL-Sprecher Markus Krienbühl sagt, der Austausch mit den Bewilligungsbehörden sei konstruktiv gewesen und bestätigte: «Wir tragen die Entscheide mit.» Der Verein sei in einem guten Dialog mit den Fangruppierungen und werde diesen nun intensivieren, um sie von einer Reise nach Sion abzuhalten.

Für den FCL ist klar, dass die Strafe für seine Fans spürbar sein wird. Skeptisch sei man, ob «eine Kollektivstrafe» geeignet sei, um die Probleme mit der Fangewalt zu lösen, sagt Krienbühl: «Es gibt Möglichkeiten, diese Strafe zu umgehen, und die Wirkung kann sogar kontraproduktiv sein.»

Wichtig sei für den FCL, die Probleme bei der An- und Abreise der Fangruppierungen für die kommende Saison zu lösen. «Das ist unsere Verantwortung, und daran arbeiten wir nun.» Der Verein wolle nochmals mit allen Involvierten an einen Tisch sitzen und alle Optionen besprechen.

Seit Beginn der Rückrunde ist es in Luzern mehrfach zu Ausschreitungen gekommen. Am 4. März demolierten Chaoten des FC Basel einen Zug der Zentralbahn. Auch mehrere Polizeiautos und Privateigentum wurden beschädigt. Am 15. April richteten Anhänger des FC Zürich Sachschäden an. Die Polizei musste Gummischrot einsetzen. Die jüngsten Strassenschlachten zwischen St. Galler und Luzerner Chaoten am vergangenen Wochenende beim Bundesplatz stellen den Höhepunkt der eskalierenden Fangewalt dar.

Sion-Ultras mussten als Erste draussen bleiben

Erst vor Wochenfrist hatten die Bewilligungsbehörden von Kantonen und Städten neue Sanktionen für Fussballchaoten präsentiert. Demnach droht nach gravierenden Vorfällen ein Stadionverbot für die betroffene Gruppierung; im Wiederholungsfall kann dieses verlängert werden. Die Behörden reagierten damit auf Ausschreitungen in Basel und Genf mit mehreren Verletzten und hofften, so die Fangruppierungen zu einer Art sozialer Kontrolle zwingen zu können. Als Erste betroffen waren die Ultras des FC Sion, die am vergangenen Sonntag nicht in ihr Heimstadion durften.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/nach-strassenschlacht-fcl-fans-werden-ausgesperrt-fehlverhalten-wird-konsequent-geahndet-ld.2462001)