Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/
+++SCHWEIZ
«Sie sollten helfen, statt uns Steine in den Weg zu legen»: Kantone hindern Flüchtlinge am Arbeiten
Manche Kantone schränken die Jobsuche von Geflüchteten stark ein – doch sind diese Restriktionen ohne Nutzen, wie Forscher der ETH zeigen.
https://www.blick.ch/politik/sie-sollten-helfen-statt-uns-steine-in-den-weg-zu-legen-kantone-hindern-fluechtlinge-am-arbeiten-id18574223.html
+++SPORT
Die «zerstörten» Busse von Florenz werfen Fragen auf
Laut mehreren Medien und den verantwortlichen ÖVs seien sieben Busse von FCB-Fans systematisch zerstört worden. Augenzeugenberichte und auch Aussagen des FCB zeichnen aber ein anderes Bild.
https://www.baseljetzt.ch/die-zerstoerten-busse-von-florenz-werfen-fragen-auf/58164
-> https://www.bazonline.ch/fcb-fans-zertruemmern-tueren-und-kameras-in-bussen-772606450162
-> https://www.blick.ch/schweiz/westschweiz/genf/nach-niederlage-im-rhone-derby-sion-fans-greifen-genfer-polizei-an-fuenf-verletzte-id18575482.html
+++FRAUEN/QUEER
«Umpolung» von Homosexuellen – «Die ‹Therapie› hat unvorstellbares Leid verursacht»
Schweizweit gibt es Bemühungen, das «Heilen» von Homosexuellen zu verbieten. Betroffene sind meist schwer traumatisiert.
https://www.srf.ch/news/schweiz/umpolung-von-homosexuellen-die-therapie-hat-unvorstellbares-leid-verursacht
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NZZ am Sonntag 14.05.2023
Jetzt soll der Pass für das dritte Geschlecht kommen
Das Parlament nimmt einen neuen Anlauf, um ein drittes Geschlecht zu etablieren – zum Beispiel im Reisepass.
Ladina Triaca
Nach der Geburt muss es schnell gehen. Innert drei Tagen sollte man das Geschlecht eines Kindes im sogenannten Personenstandsregister eintragen lassen. Zur Auswahl stehen zwei Varianten: männlich und weiblich. Es ist nicht möglich, das Feld offen zu lassen oder eine dritte Kategorie zu wählen.
Das soll auch so bleiben, entschied der Bundesrat im Dezember. Seine beiden Hauptargumente: Die Gesellschaft sei nicht bereit für die Einführung eines amtlichen dritten Geschlechts. Und die Verfassung und zahlreiche Gesetze müssten in diesem Fall angepasst werden – mit weitreichenden Folgen etwa beim Militärdienst.
Das Parlament gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Die Nationalrätinnen und Nationalräte der Rechtskommission haben Ende April Experten und Betroffene angehört. Im Anschluss daran verabschiedeten sie einen Vorstoss, der den Bundesrat auffordert, darzulegen, wie die Situation von nichtbinären Personen – also Menschen, die sich weder (nur) als Frau noch (nur) als Mann identifizieren – verbessert werden kann.
Vorgeschlagen werden verschiedene Massnahmen. So könnten etwa die «rechtlichen Rahmenbedingungen über die Ausweise und andere Dokumente» angepasst werden, heisst es im Postulat. Alecs Recher vom Transgender Network Switzerland erklärt, dass heute auf dem Swisspass das Geschlecht angegeben sei, auf dem Führerausweis hingegen nicht. «Es wäre sinnvoll, wenn man das Geschlecht auf solchen Ausweisen streichen oder eine dritte Kategorie – zum Beispiel X – einführen würde.»
Die Geschlechtsangabe auf dem Swisspass führe bei nichtbinären oder Trans-Personen manchmal zu Komplikationen. «Entweder es besteht eine Diskrepanz zwischen dem vom Kontrolleur wahrgenommenen und dem auf dem Ausweis angegebenen Geschlecht – dann sorgt das für Probleme –, oder die Geschlechter stimmen überein, dann ist die Angabe überflüssig.»
Möglich wäre eine Anpassung gemäss dem Juristen Recher auch beim Reisepass. Verschiedene Länder wie Deutschland, Portugal, Indien oder Kanada kennen bereits heute die Kategorien Mann, Frau und X. Die Schweiz nicht.
Verfasst hat den Vorstoss die Grüne Nationalrätin Sibel Arslan. Sie sagt: «Es geht mir darum, dass nichtbinäre Personen in unserer Gesellschaft sichtbar werden. Das hat mit Respekt und Anerkennung zu tun.»
Dass es ihr mit dem Vorhaben ernst ist, zeigt die gewählte Strategie. Statt die direkte Einführung eines dritten Geschlechts zu fordern, setzt sie mit ihren linken Verbündeten auf kleine, aber mehrheitsfähige Schritte. Dazu passt auch, dass kurz die Idee im Raum stand, Kim de l’Horizon – die bekannteste nichtbinäre Person der Schweiz, die den Deutschen und den Schweizer Buchpreis gewann – zur Anhörung ins Bundeshaus einzuladen. Die Idee wurde wieder verworfen, um nicht für unnötige Polemik zu sorgen.
In der Kommission wurde der Vorstoss mit 13 zu 6 Stimmen bei einer Enthaltung deutlich angenommen. Dagegen gewehrt hat sich die SVP. Nationalrätin Barbara Steinemann sagt: «Die Befürworter wollen ganz klar ein drittes Geschlecht einführen, sie setzen jetzt einfach auf eine Salamitaktik.» Sie findet es zwar richtig, dass Menschen ihr Geschlecht von Mann zu Frau (oder umgekehrt) wechseln können. Eine neue Kategorie aber geht ihr zu weit. «Irgendwann fühlt sich jeder, wie er will, und wir haben hundert Geschlechter.» Als Nächstes wird der Nationalrat über den Vorstoss entscheiden.
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Politiker wollen vorwärtsmachen: Kommt jetzt doch ein Pass für das dritte Geschlecht?
Die Schweiz soll die rechtliche Situation von nonbinären Personen verbessern, findet die Mehrheit in der zuständigen Kommission im Nationaltat.
https://www.blick.ch/politik/politiker-wollen-vorwaertsmachen-kommt-jetzt-doch-ein-pass-fuer-das-dritte-geschlecht-id18575334.html
+++RECHTSPOPULISMUS
Nach Gender-Shitstorm: SVP Stäfa kritisiert Nationalrat Glarner
Der Präsident der Ortssektion bedauert es, dass sich Andreas Glarner in die Debatte um den Gender-Tag in Stäfa eingemischt hat. Das sei nicht die «Flughöhe eines Nationalrats».
https://www.tagesanzeiger.ch/svp-staefa-kritisiert-nationalrat-glarner-764597322310
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/svp-kritisiert-glarner-wegen-gender-shitstorm-nicht-die-flughoehe-eines-nationalrats-id18574755.html
-> https://www.20min.ch/story/kritik-aus-der-eigenen-reihe-svp-staefa-kritisiert-nationalrat-andreas-glarner-621597428301
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Warum Verschwörungsmedien ums Überleben kämpfen
Die Corona-Pandemie war für sie eine Art Lottogewinn: Selbsternannte „alternative Medien“ verbreiteten Gerüchte und Verschwörungsmythen rund um das Virus und erreichten ein riesiges Publikum. Inzwischen geht vielen der Macher das Geld aus. Ken Jebsen formulierte vor kurzem einen Hilferuf. Liegt das nur am Abebben der Pandemie oder wirkt auch Regulierung? Welche Maßnahmen wirken gegen die Verbreitung von Falschbehauptungen? Linus Lüring spricht in BR24Medien mit der Journalistin Ingrid Brodnig, die sich seit Jahren mit Verschwörungsmythen beschäftigt, mit Janina Lückoff vom BR24-Faktenfuchs und mit Markus Reuter von Netzpolitik.org.
https://www.ardaudiothek.de/episode/br24-medien/warum-verschwoerungsmedien-ums-ueberleben-kaempfen/br24/12670065/
+++ANTI-WOKE-POPULISMUS
bzbasel.ch 14.05.2023
Dieter Nuhr in Zürich und Basel: Die Stimme, die sich über die Empörten empört
Der deutsche Comedian Dieter Nuhr spricht denjenigen aus dem Herzen, deren negative Grundstimmung vom Alarmismus der Medien über das Normalmass hinaus getriggert wird. Heute Abend gastiert er mit seiner Show «Kein Scherz!» noch einmal im Musicaltheater Basel.
Julia Stephan
Die Rolle des alten weissen Mannes weist er von sich. In der Rolle des alten weisen Greises fühlt er sich wohl. Eine homogene Masse jenseits der 50 sass am Samstagabend im Zürcher Volkshaus beim deutschen Comedian Dieter Nuhr, 62. In der Schweiz spiele er gern, witzelte er, weil ihm da sein Publikum dank hoher Lebenserwartung nicht so schnell wegsterbe. Schon jetzt erkenne er nach einer längeren Spielpause seine eigenen Witze nicht mehr.
Dabei müssten die Dieter Nuhr eigentlich wohl bekannt sein, denn er hat sie jahrzehntelang zur Perfektion gebracht. Nuhr, einer der erfolgreichsten Comedians Deutschlands, bewegt sich seit Jahren nicht vom Fleck. Sein Weltbild hat er zementiert, sein «Es war halt nicht immer alles schlecht»-Mantra ist so alt wie seine Bühnenkarriere. In «Nuhr weiter so» Ende der 1990er sagte er im Hinblick auf die Klimakrise: «Ich schaffe das gar nicht mehr, dieses ständige Panikgefühl aufrechtzuerhalten.» Eine Stunde Konsum des damals hippen Musiksenders Viva verleitete ihn zur Erkenntnis: «Da begreifen Sie, dass der nahende Tod im Alter auch eine Gnade sein kann». Und über die verhätschelte Jugend, auch in Zürich ein Lieblingsthema, redete er schon damals wie ein Greis. Gesprochen von einem Mann Ende dreissig war das irgendwie witzig. Jetzt, mit 62 Jahren, und konfrontiert mit der eigenen Endlichkeit, haben diese Witze einen schalen Beigeschmack bekommen.
Nuhr-Empörung ist eine Suchterkrankung
Dieter Nuhr spricht zuverlässig denjenigen aus dem Herzen, deren negative Grundstimmung vom Alarmismus der Medien und durch die apokalyptischen Endzeitszenarien der Klimaaktivisten über das Normalmass hinaus getriggert wird. Und natürlich hat er eine Punkt, wenn er die teilweise absurden Regulierungsversuche und die Missionarswut vieler Linker kritisiert. Deren schlechte Laune gehe ihm auf den Sack. Man solle sich doch auch mal einfach einen netten Abend machen dürfen.
Das Problem ist, dass Nuhr das gar nicht kann. Es folgen Gags, die sich aus den Alarmismus-Schlagzeilen der Zeitungen füttern und die sein Publikum täglich konsumiert: Gendern (das er ziemlich gewagt mit dem Hitlergruss vergleicht, weil es Abweichler stigmatisiere), veganes Essen (als Gastgeber werde bei ihm gegessen, was auf den Tisch komme), Rapper, die ihre Raptexte bereuen (die sollen frauenfeindliche Witze machen, dafür habe er schliesslich bezahlt). Mit Nuhr und seinem Publikum ist es wie mit einer Suchterkrankung. Man will los von den Triggerpunkten. Und merkt, dass man ohne das Suchtmittel der Empörung gar nicht kann.
Dabei ist Nuhr rhetorisch immer noch spitze. Er weiss, wann eine Pause sich zu machen lohnt. Er weiss, wann man besser über etwas hinwegspricht. Dass er darauf verzichtet, sich mit Minderheitenanliegen zu solidarisieren, ist insofern sympathisch, weil er solche Statements nicht wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen zur Aufbesserung seines Images nutzt.
Kein «Wir», sondern jeder gegen jeden
Irgendwann am Abend ringt sich Nuhr, der immer wieder betont, links-grün sozialisiert worden zu sein, dann eine Erklärung ab für seine Wut auf die «Klimakleber». Der Vorwurf an seine Generation, in den letzten fünfzig Jahren nichts für die Rettung des Planeten getan zu haben, kontert er mit den Worten: «Weil es dieses ‹Wir› nicht gibt.» Gegeben habe es immer nur ein jeder gegen jeden. Und in dem zähle ökonomische und militärische Potenz. Dass er im leitmotivischen «Wir» seiner Programme eine ganze Menge anderer Meinungen nicht mitdenkt, blendet er aus.
Nach fast zwei Stunden hat Nuhr all seine Gags verschossen. Beim Auslass fordert eine laute Männerstimme die über 600 Besucherinnen und Besucher auf, das Volkshaus Zürich zügig zu verlassen. Man will einen Stau an der zu kleinen Eingangstür verhindern. Da passiert etwas, das die unversöhnliche Haltung gegenüber der Welt von Dieter Nuhr und seiner Fangemeinde nicht hätte besser illustrieren können: «Was soll denn das jetzt schon wieder?», ruft eine Frau genervt. «Warum schreibt der mir jetzt vor, wie schnell ich zu laufen habe? Ich komme in dieser Welt nicht mehr mit. Dieser Dieter Nuhr spricht mir aus der Seele.»
(https://www.bzbasel.ch/kultur/comedy-dieter-nuhr-in-zuerich-und-basel-die-stimme-die-sich-ueber-die-empoerten-empoert-ld.2457712)