Medienspiegel 1. Mai 2023

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/

+++BERN
Interpellation I 258-2022 Hegg (Lyss, FDP) Bundesasylzentren im Kanton Bern. Antwort des Regierungsrates
https://www.rr.be.ch/de/start/beschluesse/suche/geschaeftsdetail.html?guid=70b6fe2911f24d8380efa226e50bb24e

+++GASSE
50 Jahre Contact: Was die Stiftung für Suchthilfe im Kanton Bern in den letzten Jahren bewirken konnte.  (ab 16:09)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/yb-trainer-wicky-feiert-titel-ruhiger-als-zu-spielerzeiten?id=12379086


Polizisten verletzt: Gewaltkriminalität erschüttert Wil
Das Allee-Pärkli am Bahnhof in Wil festigt seinen Ruf als sozialer Brennpunkt der Stadt. In den letzten Tagen kam es in und rund um diesen Hotspot herum zu mehreren Gewalttaten. Einheimische fühlen sich nicht mehr sicher und die Politik will handeln.
https://www.tvo-online.ch/aktuell/polizisten-verletzt-gewaltkriminalitaet-erschuettert-wil-151294606


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
BE:
-> https://www.derbund.ch/polizei-sperrt-spitalgasse-hunderte-demonstrierende-am-bahnhof-901333157686
-> https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/linksautonome-bringen-oev-in-bern-zum-erliegen-keine-ausschreitungen-151293212?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151293539
-> https://twitter.com/bwg_bern
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/yb-trainer-wicky-feiert-titel-ruhiger-als-zu-spielerzeiten?id=12379086
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/209597/
-> https://twitter.com/BERNMOBIL
-> https://twitter.com/PoliceBern
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/ov-in-bern-wegen-unbewilligter-demonstration-stark-beeintrachtigt-66485528
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/ov-in-bern-wegen-unbewilligter-demonstration-stark-beeintrachtigt-66485528
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/baume-schneider-mischt-sich-an-berner-tag-der-arbeit-unters-volk-66485509
-> https://www.blick.ch/politik/1-mai-in-bern-baume-schneider-posiert-fuer-selfies-id18537481.html


1. Mai Text: Regarde ta Rolex – c’est l’heure de la révolte!
…Oder warum uns die Rolex gestohlen bleiben kann
https://orghan.ch/allgemein/1-mai-text-regarde-ta-rolex-cest-lheure-de-la-revolte/


Bringen wir die Guillotine zurück, wir wollen die Revolution!
Heute haben wir zu Ehren des 1. Mai ein Geschenk und eine Erinnerung vor der französischen Botschaft niedergelegt.
https://orghan.ch/themen/internationalismus/bringen-wir-die-guillotine-zurueck-wir-wollen-die-revolution/


BIEL:
Alain Berset zu Besuch in Biel
Der Bundespräsident Alain Berset besuchte die 1. Mai-Feier in Biel. Er sprach aktuelle Krisen an und appellierte für mehr Zusammenhalt.
https://web.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2023-05-01
-> https://www.derbund.ch/berset-sieht-ehc-biel-als-vorbild-im-kampf-fuer-soziale-fortschritte-491853261895


THUN:
1. Mai-Feier im Oberland
Seit über 130 Jahren steht der 1. Mai für den sozialen Fortschritt. Menschen in ganz Europa gehen für höhere Löhne und bessere Renten auf die Strasse. In den grösseren Städten Basel und Zürich blieb es heute nicht beim friedlichen Demonstrieren – Chaoten hielten die Polizei auf Trab. Friedlich war es hingegen im Berner Oberland, auch in Thun will man bessere Löhne und Arbeitsbedingungen.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/1-mai-feier-im-oberland-151293732



BS:
MEDIENSPIEGEL POLIZEIKESSEL 1.MAI-DEMO BASEL
-> https://twitter.com/BaselBlock
-> https://twitter.com/BajourBasel
-> https://twitter.com/JUSOBS
-> https://twitter.com/sozialismus_ch
-> https://twitter.com/ninorussano
-> https://twitter.com/dan_faulhaber
-> https://twitter.com/Kapo_BS
-> https://twitter.com/BastA_BS
-> https://twitter.com/bwg_bern/status/1653095193061539842
-> https://twitter.com/3rosen/status/1653134273300275229
-> https://www.bazonline.ch/ein-tag-der-arbeit-unter-speziellen-vorzeichen-805932773129
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/tag-der-arbeit-der-1-mai-in-basel-teile-der-demonstration-eingekesselt-helikopter-in-der-luft-traenengas-im-einsatz-ld.2450145
-> https://www.20min.ch/video/aufgeheizte-stimmung-in-basel-demonstrierende-und-polizei-geraten-aneinander-644940950617
-> https://www.20min.ch/story/1-mai-demos-alle-news-im-live-ticker-401807115211
-> https://www.baseljetzt.ch/teil-des-schwarzen-blocks-eingekesselt-erste-personenkontrollen/51629
-> https://www.onlinereports.ch/News.117+M5612fc0109e.0.html
-> https://primenews.ch/articles/2023/05/1-mai-grosse-demo-der-basler-innenstadt
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/1-mai-polizei-stoppt-demo-umzug-in-basel-66485215
-> https://www.blick.ch/news/1-mai-demos-in-der-schweiz-polizei-will-ausschreitungen-mit-grossaufgebot-verhindern-id18536173.html
-> https://www.blick.ch/video/aktuell/polizei-stoppt-umzug-vermummte-mischen-sich-unter-demonstranten-in-basel-id18536693.html
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/1-mai-in-basel-basler-polizei-isoliert-den-schwarzen-block-an-1-mai-demo
-> https://www.watson.ch/schweiz/liveticker/405012306-tag-der-arbeit-am-1-mai-der-liveticker-zu-den-feierlichkeiten
https://www.20min.ch/story/gruenen-nationalraetin-versucht-an-1-mai-demo-in-basel-zu-vermitteln-809569350032?version=1682948854936
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/neue-verfassung-fuer-die-evangelisch-reformierte-kirche?id=12378714
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/polizei-blockiert-1-mai-umzug?id=12379056
-> Schweiz Aktuell: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/1–mai-in-basel-polizei-isoliert-vermummte?urn=urn:srf:video:e9253552-ec27-435c-850c-5f4c71fcd7fc
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/tag-der-arbeit-zehntausende-gehen-am-1–mai-auf-die-strasse?urn=urn:srf:video:3928d71e-e28e-4744-90b2-76a9ffbd6b85
-> https://video.telebasel.ch/content/4062/4063/207218/index.html
-> https://www.20min.ch/story/die-vermummten-einzukesseln-war-die-bestmoegliche-loesung-989219452313
-> https://bajour.ch/a/clh57jgtn88169354ixqkoyc3yo/langer-polizeieinsatz-die-demo-spitze-am-1-mai-wurde-eingekesselt
-> https://bajour.ch/a/clh57e99z87595954ixr21veij7/eskalation-bei-demo-am-1-mai-in-basel
-> https://www.derbund.ch/ein-tag-der-arbeit-unter-speziellen-vorzeichen-805932773129
-> https://www.bazonline.ch/die-polizei-trennt-den-schwarzen-block-vom-rest-und-alle-sind-wuetend-775603537732
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/1-mai-demos-in-basel-ld.2447304
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/tag-der-arbeit-deeskalation-sieht-anders-aus-ld.2450476
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/tag-der-arbeit-polizeikessel-traenengas-und-spontankonzerte-das-war-der-1-mai-in-basel-die-geschehnisse-zum-nachlesen-ld.2450145
-> https://www.baseljetzt.ch/stillstand-in-basel-ein-tag-der-alle-beteiligten-erschoepft-zuruecklaesst/51740
-> https://www.baseljetzt.ch/teil-des-schwarzen-blocks-eingekesselt-erste-personenkontrollen/51629
-> https://www.polizei.bs.ch/nm/2023-1mai-kundgebung-mehrstuendige-sperrung-der-elisabethenstrasse-jsd.html
-> https://www.blick.ch/schweiz/basel/gummischrot-und-pfefferspray-gegen-bewilligten-1-mai-umzug-so-rechtfertigt-die-basler-polizei-ihren-einsatz-id18537468.html?utm_source=twitter&utm_medium=social&utm_campaign=blick-page-post&utm_content=bot
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/1–mai-tausende-gingen-auf-die-strasse?urn=urn:srf:video:2d10b13e-78a3-40b9-b4e1-213db6d43581
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/1-mai-in-basel-basler-1-mai-demonstration-schon-nach-ein-paar-metern-gestoppt



Basler Zeitung 01.05.2023

Reaktionen auf den 1. Mai in Basel: «Das ist ein Angriff auf unsere demokratischen Werte»

Während die Linke das Durchgreifen der Einsatzkräfte an der Kundgebung harsch kritisiert, sprechen Bürgerliche der Polizei ein Lob aus.

Oliver Sterchi

«Ich verstehe das nicht» – kaum ein Satz war am Montagnachmittag rund um den Polizeieinsatz an der 1.-Mai-Demo in Basel öfter zu hören als dieser, und kaum einer drückt die Gemütslage an diesem Tag bei der Linken besser aus.

Nach dem Durchgreifen der Uniformierten, die den Demozug bereits nach wenigen Hundert Metern stoppten und die vermummte Speerspitze einkesselten, herrschten bei Rot-Grün und den Gewerkschaften Wut und Resignation.

Wut auf die Polizeileitung und LDP-Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann. Und Resignation, da das Verhältnis zu den Behörden aus Sicht der linken Gruppierungen mit dem diesjährigen 1. Mai einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte.

«Das ist ein eklatanter Verstoss gegen die Versammlungsfreiheit, die persönliche Freiheit und die Meinungs­äusserungs­freiheit. Kurzum: ein Angriff auf unsere demokratischen Werte», sagte SP-Grossrat Christian von Wartburg am Rande der Kundgebung zur BaZ.

Polizeieinsatz soll überprüft werden

Der Anwalt und Strafverteidiger war für die «Demokratischen Jurist*innen» vor Ort. Der Verein wollte gemäss eigenen Angaben das Vorgehen der Polizei an der Kundgebung beobachten. Von Wartburg bezeichnete es als «hochproblematisch», dass die Einsatzkräfte präventiv die Demo stoppten und einzelne Teilnehmer einkesselten, «obwohl zu diesem Zeitpunkt nach unserer Beobachtung der Zug ausschliesslich friedlich demonstrierte».

Von Wartburg erwartet neben der politischen auch eine juristische Aufarbeitung der Geschehnisse: «Es wird zu prüfen sein, ob der massive Polizeieinsatz und das präventive Festsetzen von Demoteilnehmenden überhaupt rechtmässig waren.» Ob die «Demokratischen Jurist*innen» selber in dieser Sache aktiv werden würden, könne er noch nicht sagen.

Kritik hagelte es am Montagnachmittag auch von seiner Partei. Der Co-Präsident der SP Basel-Stadt, Marcel Colomb, sagte zur BaZ: «Was heute passiert ist, ist unglaublich.» Die Teilnehmenden hätten im Vorfeld der Einkesselung weder Gewalt angewendet, noch sei es zu Sachbeschädigungen gekommen. Er könne das Vorgehen der Polizei deshalb «nicht nachvollziehen», so Colomb.

Später am Abend doppelte die Partei in einem Communiqué nach: «Wir verurteilen, wie zum wiederholten Mal von der Kantonspolizei Grundrechte mit Füssen getreten werden.» Sicherheitsdirektorin Eymann müsse «unverzüglich eine Strategie der Deeskalation» umsetzen, forderte die SP.

Eymann wollte noch nichts sagen

Das 1.-Mai-Komitee, bei dem unter anderem die Gewerkschaften angeschlossen sind, verschickte noch während der laufenden Polizeiaktion eine Medienmitteilung. «Das Vorgehen der Polizei widerspricht den geltenden Gesetzen und ist absolut inakzeptabel in einem demokratischen Staat», hiess es in dem Schreiben.

Unter den eingekesselten Personen hätten sich auch minderjährige Schülerinnen und Schüler sowie Familien befunden, stellte das Komitee empört fest. Basta-Grossrat Oliver Bolliger schrieb derweil auf Twitter, dass es ein «krasser Verstoss der demokratischen Grundrechte» sei, den 1. Mai «so zu blockieren».

Die BaZ hatte auch Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann um eine Stellungnahme gebeten. Über ihren Departementssprecher liess die Liberale ausrichten, dass sie es «verstehe», dass «immer, wenn die Kantonspolizei solche Einsätze durchführen muss, Fragen aus der Bevölkerung, der Politik und von Medienschaffenden gestellt werden».

Zum jetzigen Zeitpunkt könne sie allerdings noch keine Stellung nehmen. Sie wolle sich zuerst von der Kantonspolizei «über den Einsatz informieren lassen», so Eymann. «Alles andere wäre unseriös.»

Lob für die Polizei

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums stiess das Vorgehen der Polizei indes auf Zustimmung. «Einmal mehr sorgt diese Kommunistenfasnacht nur für Ärger! Es ist bedenklich, dass diese Saubannerzüge vom Steuerzahler mitfinanziert werden müssen!», schrieb etwa SVP-Grossrat Joël Thüring auf Twitter.

Der Präsident der SVP Basel-Stadt, Pascal Messerli, nahm die Ereignisse vom Montag zum Anlass, für die beiden aktuellen Demoinitiativen der Volkspartei auf kantonaler Ebene zu werben. Die SVP möchte unter anderem, dass gewalttätige Demonstranten für die Kosten des jeweiligen Polizeieinsatzes haftbar gemacht werden können. «Heute haben wir perfekte Beispiele, weshalb es beide Initiativen benötigt!», so Messerli.

Und der Präsident der LDP Basel-West, Umut Yilmaz, sprach der Kantonspolizei auf Twitter ein «grosses Lob» für ihren Einsatz aus.

Am Ende dieses ereignisreichen Tages blieb somit der Eindruck von zunehmend verhärteten Fronten. Der Polizeieinsatz wird ziemlich sicher ein Nachspiel haben im Basler Grossen Rat in Form von Vorstössen.
(https://www.bazonline.ch/das-ist-ein-angriff-auf-unsere-demokratischen-werte-1-726073689054)



Basler Zeitung 01.05.2023

Kommentar zum 1. Mai in Basel: Ein knallharter Polizei­einsatz, der Fragen offenlässt

Die Basler Polizei trennte den Schwarzen Block vom Rest der bis zu diesem Zeitpunkt friedlichen Demonstration. Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?

Alexander Müller

Nach dem 1. Mai folgen – wie so häufig – die grossen Diskussionen. Nicht über die Forderungen der Linken für eine gerechtere Welt. Sondern über Gewalt, Polizeieinsätze und den Schwarzen Block.

So ist es auch in diesem Jahr wieder in Basel. Diesmal, weil die Polizei einen äusserst harten Kurs eingeschlagen hat. Einen, der mitten durch das linke Lager ging: Nach wenigen Minuten trennte die Polizei die vom Schwarzen Block – darunter viele vermummte Personen – angeführte Spitze des Demonstrationszugs vom Rest der Kundgebung.

Dabei hätte in diesem Jahr alles anders sein können. Die SP wollte sich vom Schwarzen Block lossagen, wollte nicht, dass ihre Anliegen einmal mehr in Rauch und Scherben gehüllt werden. Doch die Solidarität des gewerkschaftlichen Flügels der Linken galt nicht der Gewaltfreiheit, sondern den antikapitalistischen Sturmtruppen.

Jahr für Jahr, Demo für Demo fasste die Polizei diese Randalierer mit Samthandschuhen an, beschränkte sich auf das Kanalisieren, das Filmen und den Schutz Unbeteiligter. Mit der neuen Polizeivorsteherin Stephanie Eymann sind diese Zeiten offensichtlich vorbei. Der Zugriff der Polizei war gut geplant und ist mit chirurgischer Präzision durchgeführt worden.

Zustimmung und Ablehnung zu diesem knallharten Vorgehen der Basler Polizei sind an diesem 1. Mai auch eine Frage des politischen Standpunkts. Der Applaus kommt dabei von der bürgerlichen Seite, die Wut schlägt Eymann von links entgegen. Das ist wenig überraschend.

Doch darf die Polizei eine bewilligte Demonstration wirklich stoppen, bevor eine Straftat begangen wurde? Ist die alleinige Anwesenheit des Schwarzen Blocks und seiner vermummten Gestalten Grund genug, ein Grundrecht einzuschränken – selbst wenn die Erfahrungen aus früheren Gelegenheiten eindeutig sind? Spricht die Basler Polizei dem Schwarzen Block das Recht zu demonstrieren damit nicht sogar unzulässigerweise per se ab?

Diese Fragen werden die Stadt in den nächsten Tagen und Wochen beschäftigen und wohl zu juristischen Auseinandersetzungen führen. Und die Sicherheitsdirektorin, die am Montag auf eine inhaltliche Stellungnahme verzichtete, wird sich für das knallharte Vorgehen rechtfertigen müssen.

Eymanns Polizei gewichtete in diesem Jahr das Ergebnis höher als mögliche Grundrechts­einschränkungen. Sie hat eine harte Linie gezogen gegen Gewalt und Sachbeschädigungen. Und das durchaus mit Erfolg. Während sich der Schwarze Block in Zürich die traditionelle Strassenschlacht mit der Polizei geliefert hat – inklusive der üblichen Sachbeschädigungen und Schmierereien –, war es für die Laden- und Hausbesitzer in der Basler Innenstadt ein eher entspannter 1. Mai.

Doch bei aller Sympathie für die geschützten Sachwerte Unbeteiligter: Die Sicherheitsvorsteherin tut gut daran, in den nächsten Tagen die durchaus berechtigten Fragen zu diesem Polizeieinsatz transparent zu beantworten.
(https://www.bazonline.ch/ein-knallharter-polizeieinsatz-der-fragen-offenlaesst-1-554215702878)



Wir haben der Polizei ein Transparent gebracht, damit sie unsere nicht immer klaut!
Am 8. März 2023 – dem internationalen feministischen Kampftag (internationaler Frauen*-Kampftag) – wurden in Basel-Stadt erneut Frauen und genderqueere Personen mit massiver Polizeigewalt am Demonstrieren gehindert. (Im Vorfeld gab es eine beispielslose Hetze und Diffamierung gegen die Demonstrierenden.)
https://www.youtube.com/watch?v=VT1oMx9cyi0


ZH:
MEDIENSPIEGEL 1. MAI ZÜRICH:
-> https://twitter.com/RaimondLueppken
-> https://twitter.com/sozialismus_ch
-> https://twitter.com/S_Jacoby
-> https://www.20min.ch/story/farbanschlaege-und-pink-eingefaerbtes-denkmal-so-sieht-es-nach-dem-1-mai-umzug-aus-590360930518
-> https://www.20min.ch/story/1-mai-demos-alle-news-im-live-ticker-401807115211
-> https://www.watson.ch/schweiz/liveticker/405012306-tag-der-arbeit-am-1-mai-der-liveticker-zu-den-feierlichkeiten
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/sachbeschadigungen-am-rande-der-demonstration-in-zurich-66485288
-> https://www.blick.ch/politik/funiciello-schweigt-zu-sachbeschaedigungen-am-1-mai-ich-moechte-darueber-reden-was-uns-wichtig-ist-id18537039.html
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/mit-farbe-gefuellte-glasflaschen-chaoten-beschaedigen-raiffeisen-am-limmatquai-id18536738.html
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/blick-tv-reporter-von-der-demo-nur-der-schwarze-block-sorgt-fuer-unruhe-id18536893.html
-> https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/kleinere-scharmuetzel-und-sachbeschaedigung-chaoten-provozieren-in-zuerich-mit-pyros-und-wasserballons-id18536828.html
-> https://www.tagesanzeiger.ch/jetzt-gehts-los-auf-dem-helvetiaplatz-503167913718
-> https://www.nzz.ch/zuerich/1-mai-zuerich-informationen-zu-programm-krawallen-und-verkehr-ld.1735714?reduced=true
https://tsri.ch/zh/12-000-menschen-demonstrieren-fuer-die-feministische-revolution.y6zyEVLGwB381N9u
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/stadt-zuerich/diesen-vandalismus-haetten-wir-nicht-erwartet-151288688?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151287819
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/das-sind-die-bilder-des-1-mai-umzugs-in-zuerich-151286307
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/tag-der-arbeit-jetzt-live-der-1-mai-umzug-in-der-stadt-zuerich-ld.2450214
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/gleichstellung-als-prioritaet-00211226/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/tag-der-arbeit-in-zuerich-umzug-und-kundgebung?id=12378744
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/1-mai-ausschreitungen-und-sachbeschaedigungen-in-zuerich?id=12379047
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/tag-der-arbeit-zehntausende-gehen-am-1–mai-auf-die-strasse?urn=urn:srf:video:3928d71e-e28e-4744-90b2-76a9ffbd6b85
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/unbewilligte-nachdemo-in-zuerich-von-polizei-unterbunden-00211255/
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/gleichstellung-als-prioritaet-00211226/
-> https://tv.telezueri.ch/zuerinews/montag-01-mai-2023-150818030
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/ausschreitungen-am-1-mai-151294091
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/zurcher-polizei-kesselt-illegale-1-mai-nachdemo-ein-66485114
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/sachbeschadigungen-am-rande-der-demonstration-in-zurich-66485288
-> https://www.tagesanzeiger.ch/jetzt-gehts-los-auf-dem-helvetiaplatz-503167913718
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/polizei-drueckt-ehemaligen-prix-courage-gewinner-zu-boden-151293690?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151293609
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/das-fordern-gewerkschaften-und-demonstrierende-am-tag-der-arbeit-151290741?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151290355
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/stadt-zuerich/diesen-vandalismus-haetten-wir-nicht-erwartet-151288688?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151287819
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/das-sind-die-bilder-des-1-mai-umzugs-in-zuerich-151286307
-> https://www.zueritoday.ch/zuerich/stadt-zuerich/polizei-nimmt-an-nachdemo-11-personen-fest-und-weist-ueber-200-weg-151247268?autoplay=true&mainAssetId=Asset:151291489
-> -> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/1–mai-tausende-gingen-auf-die-strasse?urn=urn:srf:video:2d10b13e-78a3-40b9-b4e1-213db6d43581



tagesanzeiger.ch 01.05.2023

1. Mai in Zürich: Polizei erstickt unbewilligte Demonstration im Keim

Mit einem deutlich grösseren Polizeiaufgebot als in den vergangenen Jahren kesselte die Polizei Hunderte Menschen auf dem Kanzleiareal ein, um sie zu kontrollieren.

René Laglstorfer

Diesmal machte die Polizei kurzen Prozess. Erneut unvorbereitet überrascht zu werden wie bei den gewalttätigen linksextremen Ausschreitungen am 1. April – das wollte sich die Stadtpolizei Zürich für den 1. Mai nicht mehr nachsagen lassen.

Schon wenige Sekunden nachdem sich der Schwarze Block mit etwa 100 Aktivistinnen und Aktivisten kurz nach 15 Uhr von der Langstrasse kommend in Richtung Stauffacherstrasse in Bewegung gesetzt hatte, stürmte ein Grossaufgebot der Polizei die wohl kürzeste unbewilligte Demonstration in der Geschichte Zürichs (hier der Ticker zum Nachlesen). Diesmal waren es die vermummten Linksautonomen, die auf dem falschen Fuss erwischt wurden. In tumultartigen Szenen versuchten sie vor der Polizei wegzulaufen. Doch es schien, als kämen die mit Schutzschild und Vollvisierhelmen ausgerüsteten Einsatzkräfte aus allen Richtungen. «Sie haben uns verfolgt und mit Reizgas besprüht», sagte später ein junger Demonstrant dieser Zeitung.

Stadtverweis bis 5 Uhr früh

Als Reaktion sprangen er und viele weitere in die Enge Getriebene über den Zaun des nahen Kanzleiareals. Dort war noch ein Fest zum 1. Mai mit zahlreichen Unbeteiligten im Gang. Die Polizei umstellte das Areal und machte mit drei Wasserwerfern und zahlreichen Einsatzfahrzeugen alle Schotten dicht. Ein Mann verlor die Nerven: «Wo steht das, dass ich nicht mehr rausdarf?», brüllte er die Polizisten auf der anderen Seite des Zauns an. Ein Paar mit Baby wurde nach kurzer Diskussion aus dem Kessel gelassen, ebenso Mitarbeitende des Festes.

Etwa 40 Minuten nach der Einkesselung kündigte die Stadtpolizei in mehreren Durchsagen an, dass sie mit Personenkontrollen beginne. Jene, die sich freiwillig kontrollieren lassen wollten, sollten zum Ausgang bei der Kanzleistrasse kommen, wo sich prompt etwa 100 Eingekesselte anstellten. Einer, der nach drei Stunden aus dem Kessel kam, sagte dieser Zeitung: «Ich wohne in Wädenswil und habe einen Stadtverweis erhalten. Bis morgen um 5 Uhr früh darf ich Zürich nicht mehr betreten.»

Böller und Gummischrot

In der Zwischenzeit versammelten sich Hunderte Schaulustige am Helvetiaplatz und um das Kanzleiareal, um das Geschehen zu beobachten. Schwarz vermummte Eingekesselte warfen Böller und Glasflaschen auf die Einsatzkräfte. Diese antworteten mit Gummischrot, Reizstoff und Wasserwerfern. Ausserhalb des Kessels gab es mehrere Verhaftungen, auch durch eine dunkel und zivil gekleidete Eingreiftruppe der Polizei. Sie schnappte sich mindestens zwei Männer und führte sie ab.

Kurz vor 16.30 Uhr bildete sich ein zweiter Demonstrationszug bei der Molkenstrasse. Etwa 200 Personen, darunter auch viele Vermummte, liefen auf der Langstrasse in Richtung Bahnunterführung. Mehrere Einsatzwagen und Wasserwerfer rasten herbei und schnitten den Demonstrierenden den Weg ab. Erneut setzte die Polizei sofort Reizstoff und Wasserwerfer ein. Die Aktivisten wichen in die Militärstrasse aus und rannten quer durch den Kreis 4. Im Bereich einer Baustelle verübten sie mehrere Sachbeschädigungen, warfen etwa einen Baustellenzaun um und eine Schubkarre durch die Luft. Einige von der Polizei Verfolgte tauchten in der Menge auf dem Kasernenareal unter, wo das offizielle 1.-Mai-Fest im Gang war.

Geschehen verlagerte sich an die Langstrasse

Kurz nach 18 Uhr kam es an der Ecke Langstrasse/Kanzlei, wo immer noch Dutzende das Geschehen im Kessel beobachteten, noch zu einer handfesten Auseinandersetzung. Linksextreme überschütteten plötzlich einen Mann mit Bier und bezeichneten ihn als «Faschisten». Er rannte einem der Angreifer nach und wurde von Nachkommenden niedergeschlagen. Es entstand eine kurze Schlägerei zwischen mehreren Personen, darunter auch eine Frau. Die Polizei eilte herbei und schirmte den niedergeschlagenen Mann ab. Er hatte keine Erklärung, warum er plötzlich angegriffen wurde.

Laut einer Zwischenbilanz der Polizei eine Stunde vor Einsatzende wiesen die Beamtinnen und Beamten über 200 Personen weg. Elf Verhaftete wurden in Polizeiwachen gebracht, um sie zu befragen. Zwei Demonstrierende wurden verletzt. Gegen 19.40 Uhr beendete die Stadtpolizei ihren Einsatz. Sie war von der Kantonspolizei personell, mit Gitterfahrzeugen und zwei Wasserwerfern deutlich stärker als bei den 1.-Mai-Demos in vergangenen Jahren unterstützt worden, wie die Stapo auf Anfrage bestätigt. Auch die SBB-Transportpolizei stand im Einsatz und führte im und rund um den Hauptbahnhof Zürich Kontrollen durch. Die Juso kritisierten am Abend in einer Medienmitteilung die «massive Gewalt gegen Demonstrierende und Passantinnen».

Eine Gruppe von Autonomen hatte zu einer Nachdemo beim Helvetiaplatz aufgerufen.
Quelle: Tamedia
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv448927h.mp4
(https://www.tagesanzeiger.ch/polizei-erstickt-unbewilligte-demonstration-im-keim-871264479295)



tagesanzeiger.ch 01.05.2023

Tag der Arbeit in Zürich: Grossdemo trotz Regen

Es war ein unfreundlicher 1. Mai. Trotzdem haben 10’000 Migrantinnen, Feministinnen und Gewerkschafter an der Kundgebung in Zürich teilgenommen.

Daniel Schneebeli

Tausende waren am Montag auf dem Helvetiaplatz zur 1.-Mai-Kundgebung erwartet worden. Gekommen sind schliesslich im strömenden Regen mehr als 10’000 Menschen. Das teilten die Veranstalter nach der Schlusskundgebung mit.

Ob es wirklich 10’000 waren, ist nicht sicher, aber es waren erstaunlich viele. Der Umzug zog sich über eine Länge von mehr als einem Kilometer durch die Innenstadt. Es war eine laute, farbenfrohe Demo. Sie stand unter dem Motto «Jin-Jiyan-Asadi», was so viel heisst wie «Frau – Leben – Freiheit».

Es ging dabei um die Frauenrechte im Iran und auf der ganzen Welt. Viele Migrantengruppen marschierten neben Feministinnen mit, und natürlich auch die Gewerkschaften, die für bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Renten demonstrierten.

Eingeschlagene Scheiben

Mitten im Umzug marschierte auch eine Gruppe von Vermummten aus der linksradikalen Szene. Diese feuerten immer wieder Pyros und Böller ab und versprayten vorwiegend an der Bahnhofstrasse Geschäfte und Hausmauern. Besonders im Auge hatte der Schwarze Block die Banken.

Die UBS bewarfen die gewaltbereiten Demonstranten mit Farbeuteln und schlugen Scheiben ein. Zu Beschädigungen kam es auch bei der Raiffeisen-Bank am Limmatquai. In Mitleidenschaft gezogen wurde überdies das Alfred-Escher-Denkmal am Hauptbahnhof.

Gegen das Regime im Iran …

An der Schlusskundgebung auf dem Sechseläutenplatz sprachen die iranische Aktivistin Niloofar Rasooli und SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. Rasooli hielt eine leidenschaftliche Rede gegen das Regime im Iran, das die Frauen und die arbeitende Bevölkerung unterdrücke.

Ihr Aufruf richtete sich aber auch gegen das Unrecht und die kapitalistische Ordnung weltweit: «Meine Leute in Kurdistan, Afghanistan, Belutschistan, Peru, im besetzten Palästina, im Sudan, meine Genossinnen in der Schweiz: Ich rufe euch auf, eure Fäuste gegen die korrupten Systeme zu erheben.»

… und für die Frauen und Arbeiter

Nationalrätin Funiciello sprach hauptsächlich vom feministischen Kampf in der Schweiz. Sie forderte gerechte Frauenlöhne und -renten sowie das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper. Und sie rief zum Frauenstreik auf, der Mitte Juni wieder stattfinden wird: «Wir sind gekommen, um zu bleiben. Und wir fordern dabei nicht nur die Hälfte des Kuchens. Wir fordern die ganze Bäckerei.»

Weiter richtete sie sich direkt an die Arbeitgeber, die ein Rentenalter 70 anstreben: «Was erlaubt ihr euch eigentlich?», fragte Funiciello und sprach auch im Namen der Männer, die in Industriebetrieben den ganzen Tag arbeiten, im Namen der Väter, die zu Hause noch Kinder betreuen. Nötig sei eine Arbeitszeitverkürzung. «Lasst und das Unmögliche versuchen und die Welt vom Kopf auf die Füsse stellen», rief Funiciello in die Menge.

Zu den teils massiven Sachbeschädigungen, die aus dem Umzug heraus erfolgten, wollte Funiciello gegenüber einem «Blick»-Reporter keine Stellung nehmen. «Ich rede über das, was uns wichtig ist», sagte sie.
(https://www.tagesanzeiger.ch/grossdemo-trotz-regen-849635450874)



SONSTWO
-> AG: https://www.telem1.ch/aktuell/tag-der-arbeit-so-wurde-in-der-region-gefeiert-und-demonstriert-151293831
-> GE: https://www.nau.ch/news/schweiz/2000-menschen-fordern-in-genf-hohere-lohne-und-renten-66485515
-> https://www.zentralplus.ch/arbeiten/1-mai-in-luzern-demonstration-auf-dem-kapellplatz-2541944/
-> AG: https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/aarau/tag-der-arbeit-1-mai-feier-in-aarau-wie-lange-dauert-es-bis-der-guertel-zu-eng-ist-ld.2450599
-> CH: https://www.srf.ch/news/schweiz/reden-und-umzuege-ueber-zehntausend-gehen-am-1-mai-auf-die-strasse


Ihnen drohen drei Jahre: Klima-Aktivisten rufen zu Militärstreik auf und landen vor Gericht
In einem offenen Brief forderten drei Waadtländer dazu auf, das Klima zu schützen und den Militärdienst zu verweigern. Nun müssen sie vor das Bundesstrafgericht, denn der Aufruf zum Militärstreik wird mit bis zu drei Jahren Haft bestraft.
https://www.blick.ch/schweiz/ihnen-drohen-drei-jahre-klima-aktivisten-rufen-zu-militaerstreik-auf-und-landen-vor-gericht-id18537782.html


+++POLIZEI DE
Polizeiforscherin über Gewalt im Einsatz: „Gewalttätig sind immer die anderen“
Die Kulturanthropologin Stephanie Schmidt hat Po¬li¬zis¬t*in¬nen bei ihrer Arbeit begleitet. Ein Gespräch über Gewalt und gebügelte Uniformen.
https://taz.de/Polizeiforscherin-ueber-Gewalt-im-Einsatz/!5929031/


+++RASSISMUS
ANTIRA-WOCHENSCHAU: Von Frontex, über das Mittelmeer und die Balkanroute, zu den Bundesasylcamps
https://antira.org/2023/05/01/von-frontex-ueber-das-mittelmeer-und-die-balkanroute-zu-den-bundesasylcamps/


+++RECHTSPOPULISMUS
«Mieter raus und Flüchtlinge rein» soll im Kanton Luzern gesetzlich verboten werden
Mietende werden aus einem laufenden Vertrag entlassen, um Flüchtlinge einzuquartieren: Ein solches Szenario solle im Kanton Luzern nie eintreffen können und deshalb gesetzlich verboten werden, fordert die SVP. Das sei unnötig, findet die Regierung.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/kanton-luzern/asyl-und-fluechtlingswesen-wohnungskuendigungen-wegen-asylbewerbenden-sollen-im-kanton-luzern-ausgeschlossen-werden-ld.2448820


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Sie sprechen uns die Fähigkeit ab, unsere Regierung zu wählen»
Die Basler Ortsgruppe des Ukrainischen Vereins der Schweiz hat einen offenen Brief an den umstrittenen «Friedensforscher» Daniele Ganser geschrieben. Dies nach zwei ausverkauften Referaten zum Krieg im Stadtcasino.
https://www.20min.ch/story/sie-sprechen-uns-die-faehigkeit-ab-unsere-regierung-zu-waehlen-758021327038


+++EXPERTITIS
derbund.ch 01.05.2023

Interview mit Gewaltforscher: «Extremismus hat etwas Sektenhaftes»

Warum kam es in der Berner Lorraine plötzlich wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen, nachdem es lange ruhig gewesen war? Kriminologe Dirk Baier hat Antworten.

Christian Häderli

Herr Baier, vor der Corona-Pandemie kam es in Bern regelmässig zu Krawallen durch Linksautonome. Warum blieb es bis zu den Vorfällen vom vergangenen Wochenende in der Lorraine plötzlich so lange ruhig?

Die Pandemie­massnahmen waren nicht entscheidend dafür, dass sich die Lage beruhigt hatte. Die Stadt Bern war schon vor Corona auf einem guten Weg, hat versucht, Diskussionen zu führen und sich der Szene anzunähern.

Warum kam es ausgerechnet jetzt wieder zu Ausschreitungen?

Die Klimathematik, der Ukraine-Krieg, steigende Armut, das kriselnde Finanzwesen: Das alles sind urlinke Themen, die gerade hochaktuell sind. Hinzu kommt, dass der Wohnraum in den Städten immer knapper wird – eine Problematik, die vor allem in der Schweiz seit Jahrzehnten eine Rolle spielt und sich nun akzentuiert. Hinzu kommt sicher ein gewisser Nachahmereffekt: In Zürich haben Linksradikale die Polizei jüngst mit Krawallen überrascht. Polizisten wurden geschlagen und verletzt. Die ganze Schweiz redete darüber. Das wird von der Szene als Erfolg gefeiert.

Inwiefern wirken sich denn die Zürcher Ausschreitungen auf Bern aus?

Die Szene ist gut vernetzt, es herrscht ein reger Austausch in Chats und auf sozialen Medien. Man kann zudem davon ausgehen, dass in Bern Leute mitliefen, die auch in Zürich dabei waren.

Welche Möglichkeiten hat die Stadtregierung, um auf solche Gewaltexzesse zu reagieren?

Man muss in Gewaltprävention investieren, mit wichtigen Vertretern der Szene den Gesprächsfaden aufnehmen und konsequent Strafverfolgung betreiben. Es ist immer schlecht, wenn Gewaltausübung folgenlos bleibt.

Sind bei solchen Ausschreitungen immer noch dieselben Leute beteiligt wie vor der Pandemie? Oder kam es zu einem Generationenwechsel?

Teils, teils. Es gibt sicher neue Figuren. Ich kann mir vorstellen, dass die linksautonome Szene Zulauf aus der Klimabewegung erhalten hat. Diese wird immer wieder heftig angegriffen – von der Politik, aber auch aus der Bevölkerung. Dies kann zu einer Radikalisierung führen. Und wenn sich solche Leute radikalisieren, dann nach links. Klar ist aber, dass sich die Szene nicht komplett erneuert hat. Da sind nach wie vor Personen mit dabei, die viel Erfahrung haben. Das Altersspektrum dürfte gross sein.

Geht es diesen Gruppierungen mit ihren Aktionen tatsächlich darum, politisch etwas zu erreichen? Oder ist deren Hauptmotivation der Spassfaktor, die Freude am Konflikt, an der Zerstörung?

Man sollte ihnen ihre politischen Ziele nicht absprechen und diese auch ernst nehmen. Das sind nicht nur Krawallmacher, denen geht es schon auch um die Sache. Trotzdem liegt der Schwerpunkt sicher bei Menschen, die dabei sind, weil sie diese Machterlebnisse in Verbindung mit Gewaltausübung schätzen.

Wie wichtig ist es Linksautonomen, ihre politischen Motive mit Gewalt zu unterlegen?

Gewalt ist nicht nur mobilisierend und einend, sie wird auch als legitim erachtet. Andere Formen von politischer Arbeit erachten Linksradikale als weniger zielführend dabei, das System zu destabilisieren. Mit Gewalt sollen die Gesellschaft und der Staat zu etwas gezwungen werden. Aus Sicht des Extremismus ist Gewalt das effektivste Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen. Nur: Aus neutraler Sicht ist es das dümmste Mittel, da sich der Staat nicht erpressen lassen kann. Gewalt wird nie das erreichen, was Extremisten fordern.

Die meisten Leute würden niemals auf Polizisten einprügeln, Container anzünden und Scheiben einschlagen. Wie lässt sich die enorme Gewaltbereitschaft, die in solchen Gruppierungen vorherrscht, erklären?

Erstens: Ein Teil der Randalierenden hat von der Persönlichkeit her einen Hang zur Gewalt, eine geringe Selbstkontrolle, mangelnde Empathie. Das hat erst einmal gar nichts mit Extremismus zu tun. Zweitens: Es gibt eine Sozialisation in diese Gruppen rein, man wird indoktriniert. Extremismus hat etwas Sektenhaftes.

Wie geht die Szene mit inneren Widersprüchen um? Sie setzt sich für eine tolerante, inklusive Gesellschaft ein, übt aber selber Gewalt aus.

Linksradikale legitimieren ihre Gewalt damit, dass sie gegen das System sind und dieses folglich auch mit allen Mitteln bekämpfen. Es wird mit einem dualistischen Weltbild gearbeitet. Weil etwa die Polizei die Verkörperung des Staates ist, gilt sie als Feind, wird abgewertet und vor allem entmenschlicht.

Einige politische Anliegen, die in einer Stellungnahme zu den Vorfällen in der Lorraine aufgeführt waren, sind nicht extrem. Die Forderung nach bezahlbaren Wohnungen und unkommerziellen Orten, die Kritik an der Gentrifizierung, all das ist in der Bevölkerung abgestützt. Was macht Extremisten eigentlich extrem?

Die Verbindung dieser Forderungen mit fundamentalen Zweifeln daran, dass diese Probleme in der Schweiz auf dem herkömmlichen Weg – etwa durch das Engagement in Parteien und das Einreichen von Initiativen – angegangen und gelöst werden können. Man ist gegen die Grundordnung, die wir haben: die Demokratie.

Dass sich in Menschen Frust anstaut, ist nachvollziehbar. Was wären konstruktive Wege, Frust abzulassen und sich Gehör zu verschaffen?

Gerade junge Menschen wollen nicht, dass es in zehn Jahren eine Veränderung gibt, sondern jetzt. Sie wollen Unmittelbarkeit, da wird Gewalt eine Handlungsoption. Es ist wichtig, Jugendliche an unsere für sie nicht ganz nachvollziehbaren Strukturen heranzuführen, damit sie eine emotionale Nähe zur Demokratie entwickeln können. Und: Wir müssen uns dafür interessieren, was Jugendliche zu sagen haben.

Berichten Medien über Ausschreitungen, generieren sie Aufmerksamkeit. Sollten sie Krawalle ignorieren?

Nein. Berichterstattung ist nötig, das ist der Auftrag der Medien. Wenn sie das nicht machen, tun es andere. Aus meiner Sicht ist es aber auch notwendig, solche Aktionen zu verurteilen und abzubilden, dass es keine Mehrheiten für solche Gewalttaten gibt.

Aus welcher sozialen Schicht stammen eigentlich gewalttätige Demonstrantinnen und Demonstranten?

Wir wissen nicht so viel über die Demografie dieser Bewegung – ausser, dass es nicht so einfach ist. Die Szene ist schichtübergreifend. Wir sollten aufhören, diese Szene demografisch zu verorten. Das gilt sowohl für Links- als auch für Rechtsextreme.

Wie geht es nun weiter? Muss sich Bern in den nächsten Wochen auf mehr Krawalle einstellen?

Bern hat es nicht nur selber in der Hand, Ruhe in die Sache zu bringen. Die Dynamiken spielen sich in der ganzen Schweiz ab. Diese Nadelstichtaktik – sich spontan in grossen Städten zu versammeln und zu randalieren – ist kein gutes Zeichen. Es ist für mich ein Indiz dafür, dass es weitergehen wird.



Zur Person

Professor Dirk Baier ist am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) tätig. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen auf den Themen Extremismus, Gewaltkriminalität und Jugendkriminalität.
(https://www.derbund.ch/extremismus-hat-etwas-sektenhaftes-561227134329)