Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/
+++SCHWEIZ
„Wir alle haben schmerzhafte Erinnerungen und sie kommen immer wieder zurück, sie gehen nicht weg“
Amina, Innocent und ihr Neffe Gabriel (14) reisten diesen Sommer mit einer anderen Familie, bestehend aus einer Mutter und ihren drei minderjährigen Kindern, von denen eines drei Jahre alt ist, aus Burundi aus. In Kroatien erlebten sie Schlimmes. Trotzdem will das Staatssekretariat für Migration, dass sie nach Kroatien ausgeschafft werden.
https://migrant-solidarity-network.ch/2023/01/29/wir-alle-haben-schmerzhafte-erinnerungen-und-sie-kommen-immer-wieder-zurueck-sie-gehen-nicht-weg/
Afghanen hoffen auf humanitäre Visa: «Die Schweiz lässt uns im Stich»
Afghaninnen und Afghanen, die in die Schweiz fliehen wollen – es werden täglich mehr. Eine Chance haben die wenigsten, denn der Bund blockt ab.
https://www.blick.ch/ausland/afghanen-hoffen-auf-humanitaere-visa-die-schweiz-laesst-uns-im-stich-id18268683.html
+++ITALIEN
„Ocean Viking“ mit 95 Migranten in toskanischem Hafen eingetroffen
Am Samstag hat bereits das NGO-Rettungsschiff „Geo Barents“ mit 237 Menschen an Bord in einem Hafen in der Region Ligurien im Nordwesten Italiens angelegt
https://www.derstandard.at/story/2000143024503/ocean-viking-mit-95-migranten-in-toskanischem-hafen-eingetroffen?ref=rss
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tagblatt.ch 29.01.2023
1500 Kilometer Umweg: Seenotretter müssen schiffbrüchige Migranten bis an die Küste der Toskana fahren
Die neuen Regeln der italienischen Regierung von Giorgia Meloni behindern die privaten Seenotretter massiv. Trotz der Schikanen steigen die Flüchtlingszahlen stark an. Warum?
Dominik Straub (Rom) und Daniel Fuchs
1500 Kilometer, drei Tage Fahrt auf hoher See: Das private Seenotretter-Schiff «Ocean Viking» der Hilfsorganisation SOS Méditerranée hat 95 Migranten an Bord und darf sie nicht an einem nahe gelegenen Hafen Süditaliens an Land bringen. Das italienische Innenministerium hat den Helfern, die die Flüchtlinge in internationalen Gewässern vor dem nordafrikanischen Libyen an Bord nahmen, den Hafen der toskanischen Stadt Carrara in Norditalien zugewiesen.
Carrara, bekannt ist der Ort vor allem für seinen Marmor, liegt so weit vom Ort der Rettung vor den Flüchtlingen vor der Küste Libyens entfernt, dass die Retter sich um das Wohlbefinden der an Bord genommenen Schiffbrüchigen sorgen. «Drei Tage werden die Frauen, Männer und Kinder nun Wellen, Regen, Wind und Kälte ausgesetzt sein», so die Hilfsorganisation auf Twitter.
Es ist das erste Mal, dass die italienischen Behörden den zivilen Seerettern Carrara als Hafen zugewiesen haben. In den ersten Wochen des neuen Jahres mussten ihre zivilen Seerettungsschiffe ebenso weit oder noch weiter entfernte Städte wie Ancona oder Ravenna an der Adria, aber auch toskanische Städte wie Livorno ansteuern. Für die Seenotretter bedeuten die grotesken Umwege hohe Mehrkosten wegen des Treibstoffverbrauchs, für die Migranten den Stress auf nicht für solch lange Aufenthalte ausgerüsteten Schiffen.
Ganz generell warnen die Hilfsorganisation wegen ihrer längeren Abwesenheit davor, dass die viel begangene und tödliche Fluchtroute von Libyen nach Süditalien zu einem noch grösseren Risiko wird für die Migranten, die von Schleppern auf nicht seetauglichen Booten losgeschickt werden. Jedes Rettungsschiff, das in der Region fehle, führe zu noch mehr Elend und ertrunkenen Migranten, so die Argumentation der Hilfsorganisationen.
SOS Méditerranée meldete bei ihrer letzten Rettungsaktion, die Bootsflüchtlinge hätten angegeben, mindestens vier Personen seien über Bord gefallen. Die Suchaktion der Helfer blieb ohne Erfolg.
Schickt die rechte Regierung die Bootsflüchtlinge in linke Städte?
Die Besatzung der «Ocean Viking» wandte sich wenige Stunden nach dem Fall der «Geo Barents» an die Öffentlichkeit. Die «Geo Barents», ein Rettungsschiff der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, erhielt mit 285 Schiffbrüchigen an Bord die Hafenstadt La Spezia zugeteilt, sogar noch etwas weiter nördlich gelegen als Carrara.
I 95 #migranti a bordo della nave #OceanViking di @SOSMedIntl sbarcheranno a Massa Carrara.
La nave #GeoBarents di @MSF_ITALIA, con a bordo 237 immigrati dopo 3 trasbordi, sta facendo rotta su La Spezia. pic.twitter.com/lTcyYazPRk
— Francesca Totolo (@fratotolo2) January 26, 2023
Den neuen «sicheren Häfen» in Nord- und Mittelitalien ist gemeinsam, dass sie sich sehr weit weg befinden von dem Punkt, an welchem die in Seenot geratenen Flüchtlinge gerettet wurden. «Die Zuweisung von derart weit entfernten Häfen verfolgt das einzige Ziel, unsere Schiffe so lange wie möglich vom zentralen Mittelmeer fernzuhalten und die Kosten unserer Einsätze zu erhöhen», kritisiert Juan Matias Giles, Missionschef von Ärzte ohne Grenzen.
Erschwerend für die Hilfsorganisationen kommt hinzu, dass sie neuerdings nur noch eine Rettungsaktion durchführen dürfen und dann sofort den ihnen zugewiesenen Hafen ansteuern müssen. So lautet eine der zentralen Bestimmungen im neuen «Verhaltenskodex» für die privaten Rettungsschiffe, der von der Rechtsregierung von Giorgia Meloni zwischen Weihnachten und Neujahr beschlossen wurde. Die Vorschrift erklärt auch die vergleichsweise kleine Anzahl von Migranten, die sich an Bord der «Ocean Viking» befindet.
Die «Geo Barents» hielt sich nicht an den Kodex und nahm auf ihrem Weg nordwärts weitere Schiffbrüchige an Bord. Das Schiff und seine Crew riskieren somit, von Italien sanktioniert zu werden. Die vorgesehenen Bussen belaufen sich auf 50’000 Euro. Im Wiederholungsfall kann das Schiff beschlagnahmt werden.
Eine weitere Bestimmung der italienischen Regierung sieht vor, dass die Migranten umgehend nach ihrer Rettung angeben müssen, in welchem Land sie einen Asylantrag stellen wollen. Damit versucht Italien, das Abkommen von Dublin zu unterlaufen, welches vorsieht, dass dasjenige Land für das Asylverfahren zuständig ist, in welchem Geflüchtete erstmals EU-Boden betreten.
Für Giorgia Meloni und ihre ultrarechte Regierungskoalition sind die privaten Retter ein «Pull-Faktor»; das heisst, ihre Präsenz ermutige Migranten überhaupt erst, die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer anzutreten. Und die Schlepper könnten indes die zynische Kalkulation machen, die Migranten würden ja ohnehin gerettet, wenn ihr nicht seetaugliches Boot kentert.
Diese Theorie hat sich schon früher als wackelig erwiesen und sie wird auch von den Flüchtlingszahlen in den ersten Wochen dieses Jahres widerlegt: Trotz der massiven Schikanen gegen die NGO hat die Zahl der in Italien angekommenen Bootsflüchtlinge sprunghaft zugenommen: Im Januar sind bereits gegen 4000 Migranten in Italien gelandet, was einer Verzehnfachung gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht.
Rund 90 Prozent von ihnen schafften die Überfahrt aus eigener Kraft, viele wurden von der italienischen Küstenwache und der Marine gerettet. Deren Schiffe dürfen nach den Rettungsaktionen die nahen Häfen der süditalienischen Regionen Sizilien, Kalabrien und Apulien anlaufen.
Ein Verdacht der italienischen Linksopposition hält sich bis jetzt hartnäckig. Die grosse Mehrheit der neu zugewiesenen Hafenstädte in Norditalien ist linksregiert. La Spezia in Ligurien, wohin nun die «Geo Barents» unterwegs ist, mag eine der wenigen Ausnahmen darstellen.
(https://www.tagblatt.ch/international/mittelmeer-1500-kilometer-umweg-seenotretter-muessen-schiffbruechige-migranten-bis-an-die-kueste-der-toskana-fahren-ld.2406714)
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Odysseen ohne Sinn: Italiens widersprüchliche Migrationspolitik
Mit grossem Aufwand setzt Italien Migranten und Flüchtlinge auf Lampedusa fest, bringt sie dann in sogenannte Hotspots und lässt sie am Schluss einfach laufen. Dabei ist Italien auf Zuwanderung angewiesen. Aber eine kohärente Migrationspolitik fehlt.
https://www.srf.ch/audio/international/odysseen-ohne-sinn-italiens-widerspruechliche-migrationspolitik?id=12323458
Arzt von Lampedusa – Pietro Bartolo – die Stimme derer, die keine Stimme haben
Im Europaparlament sitzen auch Menschen, die nicht klassische Berufspolitiker sind. Pietro Bartolo ist einer von ihnen.
https://www.srf.ch/news/international/arzt-von-lampedusa-pietro-bartolo-die-stimme-derer-die-keine-stimme-haben
+++EUROPA
Geflüchtete: Manfred Weber fordert eine Neuausrichtung der EU-Migrationspolitik
Die EU „schlafwandelt in eine Migrationskrise“, sagt der EVP-Vorsitzende. Eine Lösung sieht er in Asylverfahren im Ausland, staatlicher Seenotrettung – und mehr Zäunen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-01/gefluechtete-eu-manfred-weber-migrationspolitik
+++GASSE
Die Kältepatrouille der Stadt streift bis spät in die Nacht durch Zürich
Hilfsangebote für Obdachlose haben zurzeit besonders viel zu tun. Nachdem das Wetter Anfang Januar fast schon frühlingshaft daher kam, ist es seit Mitte Januar merklich kälter. Die tiefen Temperaturen gepaart mit Wind sind besonders für die Vulnerabelsten unserer Gesellschaft ein Problem.
https://www.zueritoday.ch/zuerich/stadt-zuerich/die-kaeltepatrouille-der-stadt-streift-bis-spaet-in-die-nacht-durch-zuerich-149845392
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luzernerzeitung.ch 29.01.2023
Wohnsituation für Luzerner Randständige spitzt sich zu
Der Verein Kirchliche Gassenarbeit klagt über zu wenig Wohnraum für Menschen in unstabilen Verhältnissen. Denn auf dem freien Wohnungsmarkt hätten diese nur geringe Chancen. Abhilfe schaffen könnte ein neuer Ansatz.
Lukas Zwiefelhofer
Das Hotel Fasan in Emmen, das unter anderem auch Randständige beherbergte, musste seine Türen im Herbst 2022 schliessen. Der Eigentümer des Grundstücks hatte dem Vermieter den Auftrag gekündigt. Die Schliessung sei für die Betroffenen ein harter Schlag gewesen, sagt Franziska Reist, Geschäftsleiterin des Luzerner Vereins Kirchliche Gassenarbeit. Der Verein unterstützt sucht- und armutsbetroffene Personen in Luzern mit diversen Angeboten. «Viele Besuchende unserer Angebote wurden im ‹Fasan› beherbergt. Für diese Menschen, die ihren Wohnraum verlieren, ist es sehr schwierig, eine neue Bleibe zu finden», erklärt Reist.
Randständig heisst aber nicht gleich obdachlos. Der Leiter soziale Dienste der Stadt Luzern, Felix Föhn, betont: «Der grösste Teil von Randständigen in Luzern kommt im privaten Bereich unter.» Diese Leute würden selbst Mietverträge abschliessen. Parallel dazu gäbe es viele soziale Organisationen, die Wohnungen anbieten und unterstützend wirken würden.
Soziale Dienste und Gassenarbeit besorgt über aktuelle Situation
Gleichzeitig warnt Föhn aber: «Der Leerwohnungsbestand in Luzern hat in letzter Zeit abgenommen.» Es ist also generell schwieriger geworden, eine freie Wohnung in Luzern zu finden. Und besonders Randständige könnten unter dieser verschärften Situation leiden, befürchtet Föhn. Ausserdem hätten viele von ihnen während der Coronapandemie in Hotels übernachtet. Durch den wieder anziehenden Tourismus falle diese Zusatzmöglichkeit weg. «Diese Entwicklung wird von den sozialen Diensten mit Sorge betrachtet,» meint Föhn.
Reist sieht das Hauptproblem vor allem beim mangelhaften Wohnangebot für randständige Personen, die sich definitionsgemäss in unstabilen Verhältnissen befinden: «Genossenschaften wie die GSW oder ABL vermieten nicht an Menschen in unstabilen Verhältnissen. Die Pension Volta oder die Pension Zihlmatt beherbergen ebenfalls nur Menschen in stabilen Verhältnissen. Aus unserer Sicht fehlt Wohnraum für Menschen in unstabilen Verhältnissen.»
Ein normales Mietverhältnis sei für die Betroffenen meist nicht abzuschliessen, führt Reist weiter aus. Die Wartelisten bei den Wohnangeboten des Vereins Jobdach wären zudem stets lang. Jobdach führt seit 1996 die Notschlafstelle an der Gibraltarstrasse 29 sowie seit 1997 das Betreute Wohnen an der Murbacherstrasse 20 in Luzern.
Notschlafstelle und Betreutes Wohnen müssen zügeln
Problematisch ist ferner, dass sowohl die Liegenschaft an der Gibraltarstrasse als auch das alte Gebäude an der Murbachstrasse in den nächsten Jahren entweder abgerissen oder totalsaniert werden müssen – weil beide offenbar den Hygienestandards nicht mehr genügen. Der Verein Jobdach plant daher, die Notschlafstelle und das Betreute Wohnen an einen neuen Standort am Neuweg 3 zu verlegen. «Ich kann diesbezüglich momentan keine Auskunft geben», sagt Vereinspräsidentin Annemarie Käch auf Anfrage. Es seien noch Einsprachen hängig. Der Einzug ins neue Gebäude ist laut Käch aber per 2024 geplant.
Angesprochen auf die Wohnangebote von Jobdach meint Reist: «Die Nachfrage ist dort meistens grösser als das Angebot. Wenn die betroffenen Personen in der Notschlafstelle keinen Platz finden, können sie mit viel Glück ein Zimmer in einem niederschwelligen Wohnangebot belegen.» Das Hotel Bahnhof in Littau oder das Thomy’s in Emmen – beide von Privatvermietern geführt – würden alternativ Schlafmöglichkeiten anbieten. Vielen Menschen in unstabilen Verhältnissen bliebe letztlich, wenn sie nicht draussen schlafen wollten, nur der Verbleib bei Bekannten übrig.
Der Verein kirchliche Gassenarbeit hat deshalb unlängst das Projekt Il Ponte ins Leben gerufen. «Durch dieses Projekt werden Menschen ohne Wohnsitz oder obdachlose Menschen bei der Reintegration eng begleitet», sagt Reist.
Bedingungsloser Wohnraum für Obdachlose?
Das Thema Obdachlosigkeit beschäftigt auch die Politik. So gab es im Luzerner Stadtparlament kürzlich einen Vorstoss zu «Housing first» – einem neuen Ansatz im Umgang mit Obdachlosigkeit. Konkret geht es dabei um die bedingungslose Bereitstellung von Wohnraum für obdachlose Menschen. Das heisst, es dürfen keine Auflagen in Bezug auf Betreuung, Tagesstruktur oder Abstinenz bestehen, um Wohnraum zur Verfügung gestellt zu bekommen. Der Stadtrat hat sich dazu bereit erklärt, Möglichkeiten für eine Umsetzung dieses Konzeptes in der Stadt Luzern zu prüfen.
Der Verein Kirchliche Gassenarbeit begrüsst diesen Ansatz: «Wir würden ein Angebot für bedingungslosen Wohnraum sehr begrüssen, weil wir denken, dass es für eine bestimmte Zielgruppe die Möglichkeit wäre. Ein solches Angebot würde das bestehende Wohnangebot positiv ergänzen.»
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/stadt-luzern-wohnsituation-fuer-luzerner-randstaendige-spitzt-sich-zu-ld.2401128)
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Organisierte Banden: Bern warnte vor Bettlern aus Osteuropa – Politikerinnen finden das «rassistisch»
Die Stadt Bern rief dazu auf, osteuropäischen Bettelnden kein Geld zu geben, weil sie Teil von organisierten Banden sein könnten. Laut Stadträtinnen ist das «stigmatisierend».
https://www.20min.ch/story/bern-warnte-vor-bettlern-aus-osteuropa-politikerinnen-finden-das-rassistisch-926967537911
+++KNAST
SonntagsBlick im Gefängnis bei Boxerin Viviane Obenauf Tagliavini: «Ich möchte meinem Sohn sagen, dass ich kein böses Mami bin»
Boxerin Viviane Obenauf Tagliavini (36) sitzt in Luzern in Sicherheitshaft. Erstinstanzlich wurde sie zu 16 Jahren Knast verurteilt. Sie soll ihren Mann 2020 brutal ermordet haben. Doch das letzte Wort ist da noch lange nicht gesprochen. Das Interview aus dem Gefängnis.
https://www.blick.ch/sport/boxen/sonntagsblick-im-gefaengnis-bei-boxerin-viviane-obenauf-tagliavini-ich-moechte-meinem-sohn-sagen-dass-ich-kein-boeses-mami-bin-id18263803.html
-> https://www.blick.ch/sport/boxen/jetzt-spricht-der-anwalt-von-viviane-obenauf-tagliavini-wir-werden-das-bis-zur-letzten-instanz-weiterziehen-id18266160.html
-> https://www.blick.ch/sport/boxen/wie-geht-es-jetzt-weiter-die-wichtigsten-fragen-zum-fall-obenauf-tagliavini-id18268358.html
-> https://www.blick.ch/schweiz/profiboxerin-viviane-obenauf-tagliavini-kritisiert-indizien-prozess-anwalt-valentin-landmann-haelt-dagegen-zeugen-koennen-luegen-indizien-nicht-id18269627.html
-> https://www.blick.ch/sport/boxen/16-jahre-gefaengnis-fuer-viviane-obenauf-tagliavini-so-begruendete-der-richter-den-schuldspruch-id18269503.html
+++POLIZEI LU
Untersuchung gefordert: Anwalt kritisiert Luzerner Behörden wegen «unverhältnismässigem Gewalteinsatz»
In Handschellen wurde ein Mann von der Luzerner Polizei transportiert, nachdem er online eine Ärztin beschimpft hatte. Das war unverhältnismässig, kritisieren Experten – und es sei kein Einzelfall.
https://www.20min.ch/story/anwalt-kritisiert-luzerner-polizei-wegen-unverhaeltnismaessigem-gewalteinsatz-619753364665
+++FRAUEN/QUEER
Luzerner Kantonsratswahlen: Junge Linke kritisieren «Korrektur» von Non-Binären
Für den Staat ein Detail, für Betroffene ein «schwerer Schlag»: Anders als noch auf der provisorischen Kandidatenliste ist eine Person, die sich als non-binär identifiziert, nicht mehr so vermerkt. Die Kritik der jungen Linken folgt auf dem Fuss: Sie werfen dem Kanton vor, eine ganze Gesellschaftsgruppe zur Unsichtbarkeit zu verdammen.
https://www.zentralplus.ch/politik/linke-kritisieren-korrektur-von-non-binaeren-kandidierenden-2514605/
+++RASSISMUS
Rassismus in der Schweiz: «Wir sind doch keine Tiere»
Seit Jahren nehmen Meldungen über fremdenfeindliche Attacken zu – Politik und Gesellschaft sehen darin aber weiterhin nur ein Randphänomen.
https://www.blick.ch/schweiz/rassismus-in-der-schweiz-wir-sind-doch-keine-tiere-id18268740.html
++++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
„Alternative“ Medien: Verkehrte Parallelmedienwelt
Sie nennen sich „alternative“ oder „freie“ Medien – und sind weder das eine noch das andere. Die Bandbreite reicht von NachDenkSeiten bis zum Compact-Magazin. Oft verschwimmen dort rechte und linke Ideologien, Coronaverharmlosung und pro-russische Propaganda. journalist-Autor Matthias Meisner hat sich intensiv mit diesem Spektrum beschäftigt – mit der Folge, dass er selbst immer wieder Angriffen und Anfeindungen ausgesetzt ist.
https://www.journalist.de/startseite/detail/article/verkehrte-parallelmedienwelt
+++FUNDIS
Sonntagszeitung 29.01.2023
Umstrittenes Erzbistum Vaduz: Bischof Haas’ seltsame Clique
Missbrauchsvorwürfe, Corona-Schwurbler, Höllenprediger und Hitlers «Mein Kampf» auf dem Handy: Das Erzbistum Vaduz in Liechtenstein ist ein Sammelbecken erzreaktionärer Priester.
Uwe Ritzer
Der Pfarrer weist jede Schuld von sich. Auf seinem Handy fand die Polizei im November 2019 Hitlers «Mein Kampf», Kontaktdaten von Rechtsextremisten sowie kinderpornografisches Material. Die Liechtensteiner Justiz ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts des sexuellen Kindesmissbrauchs. Er hat unter seinem Namen sogar eine Website eingerichtet, auf der er sich als Opfer darstellt und um eine Spende bittet, ein «Werk der Liebe», wie er sagt.
«Gemeinsam werden wir als Kirche diesen Sturm wie so viele andere überstehen», sagt er dort in eine Kamera. Denn die «Angriffe» gegen ihn, ja, Hass und Hetze sogar, zielten eigentlich auf «unseren Herrn» und die katholische Kirche. So erfülle sich an ihm eine Prophezeiung Jesu Christi: «Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch Euch verfolgen.»
Der Pfarrer ist Deutscher. In seinen Videoclips trägt er das Kollar, den Priesterkragen; dabei hat ihm die Regierung von Liechtenstein mit höchstrichterlichem Segen die Berufsausübung verboten. Wo er sich aufhält, wovon er lebt, ob er irgendwo als Seelsorger oder Religionslehrer arbeitet, noch zum Klerus der Erzdiözese Vaduz gehört und ob diese ihn unterstützt, ist offen. Weder sie noch der Anwalt des Priesters antworteten auf Fragen dieser Zeitung. Bis 2020 wirkte der Gottesmann einige Jahre als Gemeindepfarrer in Liechtenstein. 2006 hatte das deutsche Bistum Limburg seine Priesterweihe wegen erheblicher Zweifel an der Eignung des heute 48-Jährigen abgelehnt. Der ging daraufhin nach Vaduz – wo ihn Erzbischof Wolfgang Haas anstandslos zum Priester ordinierte.
So geht das häufig. Seit Jahren weiht Erzbischof Haas von anderen Bischöfen abgelehnte Männer zu Priestern. Im Lauf der Jahre entwickelte sich das Erzbistum Vaduz zu einem Zentrum kirchlich, politisch und anderweitig auffälliger Priester im deutschsprachigen Raum. Corona-Schwurbler und Weltverschwörer sind darunter, auch andere merkwürdige Gestalten. Mit dem Segen des Erzbischofs missionieren sie in der Schweiz, in Deutschland und Österreich sowie im Internet.
Zu dem nur zehn Pfarreien zählenden Erzbistum Vaduz, einem der kleinsten überhaupt, gehört ein Mehrfaches an Priestern, als dort benötigt werden. Insgesamt 66 – darunter 14 Schweizer, 33 Deutsche und 10 Österreicher – weist zum Stichtag 1. Oktober 2021 ein internes, als vertraulich deklariertes Personalverzeichnis aus. Erstaunlich viele dieser Priester fielen auf fragwürdige und bisweilen auch groteske Weise auf.
Der Gottesmann, der unter der Brücke schläft
So stand ein deutscher Haas-Zögling in der Schweiz unter Korruptionsverdacht; staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wurden zwar eingestellt, seine Pfarrstelle war er trotzdem los, und der zuständige Bischof verbot ihm, in dem Bistum Gottesdienste zu zelebrieren. Ein anderes Mitglied des Vaduzer Klerus sorgte im September in Kärnten (Österreich) für Schlagzeilen, weil er unter Brücken schlief. Warum, wie lange und ob sich das Vaduzer Erzbistum um ihn kümmert, liess dieses auf Nachfrage unbeantwortet.
Ein deutscher Wanderprediger erweist sich als besonderer Eiferer. Der Erzbischof stellte ihn 2014 für Evangelisation frei, zum Missionieren also. Seither ist der in Baden-Württemberg geborene und 2001 in Vaduz geweihte Priester häufiger Gast auch in deutschen Pfarreien.
Corona-Impfung als «satanische Täuschung» bezeichnet
Es gibt den Tonmitschnitt eines Auftrittes, bei dem er das unter anderem von Papst Franziskus geäusserte Argument, eine Corona-Impfung sei auch ein Akt der Nächstenliebe als «Hohn» und «satanische Täuschung» geisselt. Es käme von Mördern ungeborener Kinder und letztlich vom Teufel persönlich. «Das ist der Köder, den der Satan legt», so der Gottesmann. «Die ganzen Globalisten wollen nur eine Dezimierung.» Mit «satanischem Hohngelächter» wolle der Teufel die Menschen «verführen und uns in diese Impfung hineintreiben», die «letztlich nur den Tod hervorbringt».
Auch im Internet finden sich zahlreiche Videobotschaften dieses und anderer Haas-Prediger. Auffallend häufig warnen sie mit heiligem Furor vor dem Teufel und drohen Sündern mit Höllenqualen.
«Eine liebende Kirche sieht anders aus. Vieles von dem, was diese Priester predigen, ist nach katholischer Lehre längst überholt und liegt historisch weit hinter dem Zweiten Vatikanischen Konzil zurück», sagt der promovierte katholische Theologe Günther Boss aus Liechtenstein. «Vaduz ist ein Auffangbecken für kirchenpolitisch reaktionäre und politisch ultrarechte Priester geworden. Und der Erzbischof ist ein Fundamentalist, angesiedelt am äussersten rechten Rand der katholischen Kirche. Genau diese Klientel sammelt sich um ihn, und er verteilt sie weiter.»
Nicht zufällig weihe Haas auch in Deutschland Priester für die ultratraditionalistische Petrusbruderschaft, sagt Boss. Es sei auch kein Wunder, dass unter seinen Zöglingen viele seien, welche die alte tridentinische Messe bevorzugen: auf Latein und mit dem Rücken zu den Gläubigen. Eine Gottesdienstform, die Papst Franziskus weitgehend verboten hat.
Wer sich nach Liechtenstein aufmacht, um all dies näher zu ergründen, wähnt sich schnell in einem dunklen Hinterhof der katholischen Kirche, in dem es rau zugeht. «Treffen wir uns vor der Vaduzer Pfarrkirche», schlägt Günther Boss vor. Dabei ist das dem Heiligen Florin geweihte Gotteshaus formal eine Kathedrale, Zentrum des Erzbistums, Sitz des Erzbischofs Wolfgang Haas. Der lebt übrigens ausserhalb von Vaduz, in einem Nonnenkloster im Bergdorf Schellenberg.
Fürstenhaus und Regierung fühlten sich überrumpelt und waren sauer
Günther Boss ist theologischer Berater des Liechtensteiner Vereins für eine offene Kirche sowie in dortigen und Schweizer Medien ein gefragter Experte. Er erzählt von 1997, als Papst Johannes Paul II. Liechtenstein mit damals gerade mal 31’000 Einwohnern überraschend aus dem Schweizer Bistum Chur schälte, zu dem es Jahrhunderte gehört hatte, und zum eigenständigen Erzbistum erhob. Gleichzeitig beförderte er den wegen seiner Amtsführung umstrittenen Churer Bischof Wolfgang Haas zum Erzbischof von Vaduz.
«Unter seiner Führung war das Bistum Chur gespalten und heillos zerstritten», sagt Boss. «Haas musste weg, damit wieder Ruhe einkehrt.» Obwohl Haas gebürtiger Liechtensteiner ist, demonstrierten damals mehr als 1000 Menschen in Vaduz gegen die päpstlichen Entscheidungen, 8500 unterschrieben eine entsprechende Petition, der Landtag lehnte das neue Erzbistum mit 24 gegen eine Stimme ab. Fürstenhaus und Regierung fühlten sich überrumpelt und waren verärgert. Wäre es also nach den Liechtensteinern gegangen, wäre die kleine Florins-Kirche Pfarrkirche geblieben und keine Kathedrale geworden. Doch Rom zog die Sache durch.
An sich ist das Fürstentum katholisch geprägt, die römisch-katholische ist sogar als Landeskirche in der Verfassung verankert. Sie kassiert gross ab, etwa zehn Millionen Franken im Jahr. Es gibt in Liechtenstein keine Kirchensteuer wie in der Schweiz; aber der Staat überweist gemäss alten Vereinbarungen allein dem Erzbischof jährlich 300’000 Franken. Die Gehälter der Pfarrer und Kapläne werden von den jeweiligen Kommunen bezahlt, ebenso der Unterhalt für Pfarrhäuser und Kirchen. «Das ist eine Luxussituation und der Grund, warum die schon sehr lange von der Politik gewollte Trennung von Staat und Kirche bislang an der Kirche scheitert», sagt Boss.
Unter den Katholiken vor Ort hat Erzbischof Haas glühende Verehrer, die ihn in Leserbriefen wütend in Schutz nehmen, wann immer auch nur ein Hauch von Kritik aufkommt. Andererseits fahren viele Gläubige zum Sonntagsgottesdienst lieber in die Schweiz oder nach Österreich, denn Haas und sein Klerus liegen mit vielen Liechtensteinern über Kreuz. Mit Abgeordneten zum Beispiel. Haas hat verfügt, dass für sie zu Beginn ihrer Sitzungsperioden keine Messe mehr gelesen werden darf; er nimmt den Parlamentariern eine Initiative für gleichgeschlechtliche Partnerschaften übel.
Den Festgottesdienst am jährlichen Staatsfeiertag hat er schon 2011 abgeschafft; aus Wut wegen der von Regierung und Fürstenhaus angestrebten Trennung von Staat und Kirche, aber auch wegen leichter Lockerungen im Abtreibungsrecht. Dabei sind Abtreibungen in Liechtenstein nach wie vor verboten.
Ein Kaplan verweigerte Firmlingen die Heilige Kommunion
Als Papst Franziskus 2021 weltweit einen synodalen Prozess ausrief, bei dem Kleriker mit Gläubigen in Dialog treten sollten, lehnte Haas dies als unnötig ab. Auch sein Personal macht sich häufiger unbeliebt. In Triesenberg geisselt der Pfarrer per Aushang an der Kirche das Fernbleiben vom Sonntagsgottesdienst als schwere Sünde, weshalb er solchen Menschen ohne vorherige Beichte die Heilige Kommunion verweigert. Mit demselben Argument verweigerte ein Kaplan Firmlingen die Hostie, was Eltern und Politiker empörte. Beide Geistliche sind Deutsche. Als einem von ihnen die Berichterstattung der Zeitung «Vaterland» missfiel, predigte er, die «gleichgeschalteten Journalisten» mögen «vom Blitz getroffen» werden.
Lange hiess es in Liechtenstein, Erzbischof Wolfgang Haas sei ein Vertrauter der Fürstenfamilie. Doch die Verbindung, so sie überhaupt jemals eng war, scheint gekappt. Beim Trauergottesdienst für die im August 2021 verstorbene Landesfürstin Marie durfte zur allgemeinen Überraschung nicht der Erzbischof, sondern ein Monsignore aus Österreich predigen.
Staatsoberhaupt und Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein brach offen mit dem Erzbischof, als er zum Jahreswechsel in einem Radiointerview sagte, es sei Zeit für einen Neuanfang im Erzbistum. «Vieles funktioniert nicht so, wie es meiner Ansicht nach funktionieren könnte.» Mit der richtigen Person als Erzbischof hätte man «enorme Chancen», daraus ein «sehr attraktives, gut funktionierendes Erzbistum» zu machen.
Mit Georg Gänswein vielleicht, dem langjährigen Vertrauten von Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger also. Zumindest wird in katholischen Kreisen in der Schweiz über ihn als Haas-Nachfolger spekuliert. Vorausgesetzt, das Erzbistum Vaduz bleibt bestehen. Am 7. August wird Wolfgang Haas 75 Jahre alt und muss nach kirchlichen Regeln dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten.
Seit Monaten wird gemutmasst, der Heilige Stuhl könnte die Gelegenheit nutzen und Liechtenstein in das Bistum Chur reintegrieren. Vor Ort ist man hin- und hergerissen. Einerseits hält man ein eigenes Erzbistum für verzichtbar, andererseits schmeichelt dessen Existenz dem winzigen Land.
Und was wird aus dem deutschen Pfarrer mit «Mein Kampf» auf dem Handy und allerhand mehr Vorwürfen am Hals? Nach ersten Missbrauchsbeschuldigungen vergingen vier Monate, bis Erzbischof Haas dem Priester seelsorgerische Tätigkeiten verbot. Juristisch wurde er für Hitlers Hetzbuch nicht zur Rechenschaft gezogen. Wegen 196 Aufrufen kinderpornografischer Websites von seinem Handy aus verurteilte ihn das Fürstliche Landgericht im August 2020 zu einer Geldstrafe von 27’000 Franken.
Dagegen legte der Pfarrer Berufung ein, woraufhin das Fürstliche Obergericht den Fall zur erneuten Verhandlung an das Landgericht zurückverwies. Dieses habe im ersten Prozess nicht präzise genug untersucht, wann welche dieser Websites von wem aufgerufen wurden. Das sollen nun ein forensisches IT-Gutachten und ein zweiter Prozess klären. Der Pfarrer bestreitet die Seitenaufrufe; Unbekannte hätten sein Handy missbraucht.
Vorletzte Woche wurden in Liechtenstein neue Ermittlungen gegen ihn bekannt; der Pfarrer wird eines sexuellen Übergriffs auf ein damals achtjähriges Mädchen verdächtigt. Sein Anwalt gab auf Anfrage keine Stellungnahme ab.
(https://www.derbund.ch/im-dunklen-hinterhof-der-katholischen-kirche-871749952381)