Medienspiegel 28. Dezember 2022

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+++AARGAU
aargauerzeitung.ch 28.12.2022

7730 Flüchtlinge sind dieses Jahr in den Aargau gekommen – mehr als zehnmal so viele wie letztes Jahr

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind mehrere zehntausend Menschen in die Schweiz geflüchtet. Aber auch die Zahl der Asylgesuche hat 2022 zugenommen. Ende Jahr musste der Kanton die Notfallplanung aktivieren. Dass dies nicht schon viel früher nötig war, liegt an der grossen Hilfsbereitschaft vieler Privaten.

Noemi Lea Landolt

Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen. Regierungsrat Jean-Pierre Gallati rechnete Mitte März mit bis zu 20’000 Ukraine-Flüchtlingen, die der Aargau bis Ende Jahr aufnehmen muss. Tatsächlich sind dem Aargau bis und mit 15. Dezember 6472 Schutzsuchende mit Status S zugewiesen worden, also nicht einmal halb so viele.

In den ersten Monaten war das aber nicht absehbar. Im März sind 1013 Schutzsuchende aus der Ukraine im Aargau angekommen, im April 2009 und im Mai 1295. Im April gab es Wochen, in denen jeden Tag 80 bis 100 Ukrainerinnen und Ukrainer ein Bett im Aargau brauchten. Das Worst-Case-Szenario war real. Pia Maria Brugger, Co-Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes, sprach «von einer Dimension, die man sich gar nicht so recht vorstellen kann».

Mehr Flüchtlinge in drei Monaten als im ganzen Jahr 2015

Ein Blick in die Asylstatistik der letzten zehn Jahren bestätigt das. Von März bis Mai 2022 haben deutlich mehr Geflüchtete im Aargau Schutz gesucht als während der letzten Flüchtlingskrise 2015 in einem ganzen Jahr. Damals musste der Aargau 2664 Personen unterbringen. Weil die Asylunterkünfte voll waren, mussten Flüchtlinge in Armeezelten und unterirdischen Unterkünften leben. Dieses Jahr war eine solche Notunterbringung lange nicht nötig, obwohl insgesamt 7730 Geflüchtete in den Aargau gekommen sind.

Zu verdanken ist dies der grossen Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Zahlreiche Aargauerinnen und Aargauer haben Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung gestellt oder sie bei sich zu Hause aufgenommen. Ende Mai lebten drei Viertel der Ukrainerinnen und Ukrainer bei Privaten. Inzwischen sind noch 45 Prozent privat untergebracht.

Kurze Verschnaufpause bis im Oktober

Die erste Zeit im März, April und Mai sei sehr herausfordernd gewesen, sagt Pia Maria Brugger. «Damals wussten wir ja noch nicht, dass ab Juni weniger Menschen aus der Ukraine hier Schutz suchen.» Die etwas ruhigere Zeit sei eine willkommene Verschnaufpause gewesen, sagt Brugger. «Wir hatten Zeit, unsere Prozesse zu optimieren und zu stabilisieren sowie Aufgaben mit tieferer Priorität abzuarbeiten.»

Wirklich lange dauerte die Verschnaufpause allerdings nicht. Denn 2022 haben nicht nur Zehntausende Menschen aus der Ukraine in der Schweiz Schutz gesucht. Auch die Asylgesuche von Menschen aus anderen Ländern haben zugenommen. Am Bahnhof Buchs SG passierten Anfang Oktober pro Woche 700 bis 900 Migrantinnen und Migranten die Schweizer Ostgrenze. Die meisten von ihnen waren aus Afghanistan geflüchtet.

Wegen der vielen Menschen, die in der Schweiz ein Asylgesuch einreichten, verfügten die Bundesasylzentren gegen Ende Jahr kaum noch über freie Betten. Der Bund musste den Notfallplan aktivieren. Am 25. Oktober informierte das Staatssekretariat für Migration, dass ein Teil der Asylsuchenden den Kantonen vorübergehend früher zugewiesen wird als bisher.

Im Dezember brauchte es doch eine erste Notunterkunft

Eine weitere schlimme Phase sei aber Anfang November losgegangen. Weil die Bundesasylzentren voll waren, hat das Staatssekretariat für Migration den Kantonen auch Personen im laufenden Asylverfahren zugewiesen. In der kantonalen Statistik zeigt sich das eindrücklich. Von Januar bis Oktober sind 407 Asylsuchende mit Ausweis N dem Aargau zugewiesen worden. Im November waren es 305 Asylsuchende, bis Mitte Dezember kamen weitere 220 Personen hier an.

Pia Maria Brugger sagt: «Da haben wir einfach jeden Tag gehofft, dass nicht auch noch die Zuweisungen von Schutzsuchenden aus der Ukraine wieder stark zunehmen.» Die Reserveplätze in den kantonalen Asylunterkünften schmolzen wegen der erhöhten Zuweisungen von Asylsuchenden dahin, der Kantonale Sozialdienst musste reagieren und seine Notfallplanung aktivieren. Anfang November hat er informiert, die geschützte Operationsstelle in Muri als Asylunterkunft vorzubereiten. Mitte Dezember sind die ersten Geflüchteten eingezogen.

«Alle haben von Anfang an voll mitgezogen»

Pia Maria Brugger hat im Februar zusammen mit Loranne Mérillat als Co-Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes angefangen. Hätte ihr damals jemand gesagt, dass sie bis Ende Jahr mehr als 7700 Geflüchtete im Aargau unterbringen muss, hätte sie wohl nicht geglaubt, dass das möglich wäre, sagt Brugger. «Dass es uns gelungen ist, liegt daran, dass die Gemeinden und auch die vielen Privaten von Anfang an voll mitgezogen haben.»

Es sei für alle ein anspruchsvolles und anstrengendes Jahr gewesen, sagt Brugger. «Und wir sind wahrscheinlich auf allen Ebenen über uns hinausgewachsen, so bei der noch intensiveren, digitalen Zusammenarbeit mit den internen Stellen, auch mit den Gemeinden, aber auch bei der Schaffung von zusätzlichen Unterbringungsplätzen.» Dem Kantonalen Sozialdienst sei es von Anfang an wichtig gewesen, die Aufgabe gemeinsam zu stemmen, und nicht einfach alles auf die Gemeinden abzuwälzen, sagt Brugger.

«Wir haben als Kanton zusätzlich 1000 Unterbringungsplätze geschaffen.» Auch die monatlichen Infoveranstaltungen seien wichtig gewesen für die Zusammenarbeit mit den Gemeinden: «Da konnten wir sagen, wo wir stehen, was wir tun, und vor allem auch Fragen klären.»

Was das neue Jahr bringt, ist offen. Brugger rechnet weiterhin mit vielen Zuweisungen, insbesondere im regulären Asylbereich. «Die Bundesasylzentren sind voll, die hohen Bewegungen auf der Balkanroute sind bekannt und der Migrationsdruck bleibt hoch.» Sie habe deshalb schon «grossen Respekt vor den nächsten Monaten». Der Kanton sei mit Hochdruck daran, neue Unterkünfte zu suchen. Denn die unterirdische Geschützte Operationsstelle (Gops) in Muri dürfe für die Asylsuchenden nur eine Zwischenstation sein.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/jahresrueckblick-7730-fluechtlinge-sind-dieses-jahr-in-den-aargau-gekommen-mehr-als-zehnmal-so-viele-wie-letztes-jahr-ld.2391680)


+++LUZERN
Notunterkunft für Geflüchtete: Containersiedlung Meggen: Anwohner ziehen vor Bundesgericht
Die geplante Containersiedlung in Meggen wird ein weiteres Mal aufgehalten. Nachdem die Beschwerde der Bewohner letzte Woche vom Kantonsgericht Luzern abgewiesen wurde, ziehen sie weiter vors Bundesgericht.
https://www.zentralplus.ch/justiz/containersiedlung-meggen-anwohner-ziehen-vor-bundesgericht-2506364/


+++SCHWYZ
Kanton Schwyz rechnet mit voller Auslastung von Asylplätzen
Weil mit einem starken Anstieg an Geflüchteten zu rechnen war, hat der Kanton Schwyz Ende Mai die Gemeinden angewiesen, mehr Plätze bereitzustellen. Noch seien nicht alle besetzt, schreibt das zuständige Departement, es sei aber mit einer vollen Auslastung zu rechnen.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/kanton-schwyz-rechnet-mit-voller-auslastung-von-asylplaetzen?id=12309298
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/susann-schmid-verlor-2022-ihre-parkettfirma-an-
die-flammen?id=12309418
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/schwyz/asylwesen-fluechtlingskapazitaeten-im-kanton-schwyz-noch-nicht-gaenzlich-ausgenuetzt-ld.2393766


+++ST. GALLEN
Thurklinik wehrt sich gegen ein Flüchtlingszentrum
Die Thurklinik in Uzwil SG wehrt sich gegen ein Flüchtlingsheim, das in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft realisiert werden soll. Die Privatklinik verlangt von der Gemeinde für die Umnutzung eines ehemaligen Seniorenzentrums ein Baubewilligungsverfahren.
https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/thurklinik-wehrt-sich-gegen-ein-fluechtlingszentrum-00202108/


+++ITALIEN
Seenotrettung: Italien erlaubt 113 Bootsflüchtlingen die Hafeneinfahrt
Die “Ocean Viking” hat die Menschen im Dunkeln gerettet. Italiens rechte Regierung lässt das Schiff in Ravenna anlegen – trotz ihrer migrantenfeindlichen Politik.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-12/fluechtlinge-ocean-viking-mittelmeer-hafen-ravenna
-> https://taz.de/Seenotrettung-im-Mittelmeer/!5905560/


+++MITTELMEER
Left behind at sea: only 3 survivors from a boat with at least 53 people found on the cliffs of Tan-tan
Only three survivors have been located on the cliffs of Tan-tan, Morocco and at least 50 people are dead or missing. The lack of assistance to people in distress by the Moroccan authorities for 12 days and with poor coordination with the Spanish authorities are what led for these deaths.
https://alarmphone.org/en/2022/12/26/left-behind-at-sea


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Kundgebungen 2022: Rekord bei der Anzahl Demos in Bern
Krieg in der Ukraine, das Mullah-Regime im Iran, letzte Coronavirus-Massnahmen. All das trieb die Menschen 2022 auf Berns Strassen.
https://www.derbund.ch/rekord-bei-der-anzahl-demos-in-bern-543019396675
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/eine-demonstration-pro-tag-in-bern-so-viel-wie-noch-nie?id=12309307
-> https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/zahl-der-demonstrationen-in-bern-erreicht-neuen-rekordwert-149461394
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/zahl-der-demonstrationen-in-bern-erreicht-neuen-rekordwert-66379855


Neuer Rekord-Wert an Demos
2022 fanden in Basel-Stadt 286 Demonstrationen, Standkundgebungen und Mahnwachen statt, 99 davon waren unbewilligt. Die Extradienste seien besonders in Anbetracht des aktuellen Personalunterbestandes von 100 Stellen schwierig, heisst es bei der Polizei.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/neuer-rekord-wert-an-demos?id=12309301
-> https://www.bazonline.ch/2022-gab-es-in-basel-so-viele-kundgebungen-wie-noch-nie-708668155276
-> https://telebasel.ch/2022/12/28/anzahl-bewilligter-und-unbewilligter-demos-steigt-weiter-an/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/6000-jugendliche-am-praisecamp-in-der-messe-basel?id=12309433
-> https://www.20min.ch/story/noch-nie-so-viele-demos-286-mal-gingen-menschen-2022-auf-die-strasse-815621701154


Demos von Massnahmengegnern in Zürich: Wegweisung von Teilnehmer der Corona-«Spaziergänge» war rechtens
Das Verwaltungsgericht hat entschieden, dass die Wegweisungen bei den Demos legal waren. Ein Teilnehmer eines Anti-Massnahmen– «Spaziergangs» in der Stadt Zürich hatte dagegen geklagt.
https://www.tagesanzeiger.ch/wegweisung-von-teilnehmer-der-corona-spaziergaenge-war-rechtens-949206805911


+++KNAST
Ines Follador kennt sich mit aufmüpfigen Gefängnisinsassen aus
Die Frage «Säged sie, wie läbed sie?» geht heute an die Gefängnisdirektorin von Cazis-Tignez. Ines Follador leitet das Männergefängnis seit 2019 und weiss, wie mit schwierigen Insassen umzugehen ist. Im Gespräch zum Jahreswechsel erläutert sie, was für sie ein fairer Strafvollzug ist.  (ab 05:22)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/ines-follador-kennt-sich-mit-aufmuepfigen-gefaengnisinsassen-aus?id=12309457


+++POLIZEI AG
aargauerzeitung.ch 28.12.2022

«Totale Überwachung» auf Aargauer Strassen: Sogar die SP zerzaust das Polizeigesetz ihres eigenen Regierungsrates

Die Aargauer Polizei soll Autofahrer in Fahrverbot-Zonen systematisch überwachen dürfen. Zudem will der Regierungsrat die Bewilligung für stationäre Radargeräte regeln. Dies sind nur zwei Punkte aus dem Polizeigesetz, das bei den Parteien teils auf heftige Kritik stösst. Allen voran bei der SP.

Rolf Cavalli

Bis Weihnachten konnten die Parteien zum revidierten Polizeigesetz des Kantons Stellung nehmen. Das Resultat zeigt: Polizeidirektor und SP-Regierungsrat Dieter Egli pfeift in den zentralen Punkten der Vorlage ein steifer Wind entgegen – und zwar nicht zuletzt von seiner eigenen Partei. SP-Grossrätin Lelia Hunziker: «Die geplante uneingeschränkte Datensammlung von Verkehrsteilnehmenden führt dazu, dass eine totale Überwachung stattfindet.»

Doch der Reihe nach.

Streitpunkt 1: Überwachung Fahrverbot

Darum geht’s: Die Regionalpolizeien sollen Fahrverbote auf Strassen mit Kamerasystemen überwachen dürfen, die automatisch einen Abgleich von Kontrollschildern vornehmen. Das wurde vereinzelt etwa in Brugg oder Windisch schon eingesetzt. Aber weil die gesetzliche Grundlage fehlte, mussten diese Kontrollen gestoppt werden. Das will der Regierungsrat mit dem revidierten Polizeigesetz ändern.

Sie lehnen das ab: SP, SVP, FDP, EVP.

Die Contra-Argumente: Die SP schlägt Töne an, die sonst vor allem von staatskritischer, bürgerlicher Seite zu hören sind. «Der Vorschlag führt zu einer Ausweitung der Überwachung der Einwohnerinnen und Einwohner und ist ein Eingriff in die Freiheitsrechte», heisst es in ihrer Stellungnahme. Für einmal ist ihre Position mit der SVP fast deckungsgleich. Diese sieht in der systematischen Fahrverbotskontrolle den «Beginn eines Überwachungsstaates im Aargau».

Auch die FDP ist eher dagegen, bringt aber vor allem pragmatische Bedenken an bei der systematischen Überwachung von Fahrverbotszonen. Da auch viele Zubringer mit Ausnahmebewilligung erfasst würden, sei mit aufwendigen Nacharbeiten zu rechnen bei der Auswertung. Nur bei dauerhaftem und erwiesenem Fehlverhalten soll der Regierungsrat solche Kontrollen bewilligen können, aber auch dann nur zeitlich beschränkt. Auch die EVP will Überwachungen mit Kameras aus Datenschutzgründen «auf das absolut notwendige Minimum beschränken».

Sie sind dafür: Die Mitte, Grüne, GLP.

Die Pro-Argumente: Die Mitte begrüsst den Einsatz von optisch-elektronischen Geräten. Es gehöre zum Aufgabengebiet der Gemeinden, die örtlichen Verkehrsanordnungen durchzusetzen. Auch die Grünliberalen heissen eine solche «nicht unumstrittene Massnahme» gut, «da die Missachtung von Fahrverboten nicht ungeahndet bleiben soll». Auch die Grünen unterstützen das Vorhaben mit Abstrichen.

Streitpunkt 2: Stationäre Radarkontrolle

Darum geht’s: Fix installierte Rotlicht-und Geschwindigkeitsmessgeräte sollen nicht grundsätzlich verboten werden, aber sie sollen in Zukunft vom Kanton bewilligt werden müssen. Bedingung: ein erhebliches Verkehrssicherheitsdefizit am Standort. Pikant: Auch bestehende Anlagen wie der Blitzer in Baden sollen nach einer zweijährigen Übergangsfrist der Bewilligungspflicht unterliegen.

Sie sind für eine Bewilligungspflicht: SVP, FDP.

Das sind die Pro-Argumente: Fixe Radargeräte und Rotlicht-Blitzer würden in erster Linie dem Füllen der Kassen dienen und nicht der Sicherheit, findet die SVP und will dem mit einer strengen Bewilligungspflicht einen Riegel schieben. Die FDP unterstützt die Bewilligungspflicht, will sie aber an die Überwachungsdauer knüpfen. Konkret sollen alle Blitzer, die länger als sechs Monate an einem Ort installiert sind, bewilligungspflichtig sein.

Sie sind gegen eine Bewilligungspflicht: SP, Grüne, GLP, Die Mitte.

Das spricht dagegen: Weil von Verkehrsverletztungen vor allem die lokale Bevölkerung betroffen sei, sollen auch die Gemeinden entscheiden dürfen. Es gebe keinen Anlass, diese Kompetenz dem Regierungsrat zu übertragen, argumentieren die Parteien von SP bis Mitte. Die rot-grünen Parteien stören sich zudem daran, dass Lärm und Luftverschmutzung nicht berücksichtigt werden als Grund für eine Bewilligung von Radargeräten.

Streitpunkt 3: Dauer der Radarbewilligung

Das ist der Regierungsvorschlag: Eine Bewilligung für Radargeräte soll fünf Jahre gültig sein, bei den bestehenden Blitzern soll die Übergangszeit zwei Jahre betragen.

Sie lehnen das ab: SVP, FDP, SP, Grüne, Mitte.

Die Kritik an der Bewilligungsdauer: SVP und FDP verlangen eine restriktivere Frist: Drei statt fünf Jahre Bewilligung will die SVP. Die FDP will sie sogar auf Wochen oder wenige Monate beschränken. Kritisiert wird auch die schwammige Formulierung «erhebliches Verkehrssicherheitsdefizit» als Voraussetzung für einen stationären Blitzer. Die SVP verlangt hier konkretere Angaben (Anzahl Unfälle, Verletzte, etc.).

Aus ganz anderen Gründen lehnen Linke und Grüne das Vorgehen ab. Sie finden es falsch, auf mobile Kontrollen zu setzen. Stationäre Überwachung sei viel effizienter und weniger personalintensiv. Die Grünen befürchten einen «Jo-Jo-Effekt», wenn nach Ablauf einer Bewilligung die Radaranlage abgebaut und bei Verschlechterung der Situation wieder installiert wird.

Sie sind dafür: niemand.

Streitpunkt 4: Austausch von Polizeidaten

Darum geht’s: Die Aargauer Polizei soll Daten, die sie mit der automatischen Fahrzeugfahndung und Verkehrsüberwachung erhoben hat, mit den Behörden anderer Kantone, dem Zoll sowie Liechtenstein austauschen dürfen.

Sie sind dagegen: SP.

Das sind die Bedenken: Für die SP ist das «systematische Sammeln und Austauschen von Daten ein unverhältnismässiger Eingriff in die Privatsphäre der Einwohnerinnen und Einwohner». Sie ist mit diesem Einwand allein auf weiter Flur.

Sie sind dafür: SVP, FDP, Die Mitte, Grüne.

Streitpunkt 5: Meldung von angeklagten Ausländern

Darum geht’s: Staatsanwaltschaften sollen die Anklageschriften, in denen Ausländerinnen und Ausländer als beschuldigte Personen bezeichnet sind, zum Zeitpunkt der Anklageerhebung dem Amt für Migration und Integration Kanton Aargau (Mika) zustellen müssen.

Sie sind dagegen: SP, Grüne, EVP.

Das sind die Einwände: «Dieses Vorgehen käme einer Vorverurteilung gleich, die das Prinzip der Unschuldsvermutung massiv verletzen würde», kritisiert die EVP. Und die SP vermerkt, das Migrationsamt müsse nur wissen, ob ein Landesverweis drohe. Alles darüber hinaus sei «unverhältnismässig».

Sie sehen kein Problem: SVP, FDP, Die Mitte.

So geht es weiter mit dem Polizeigesetz

Der Regierungsrat wird das Feedback auswerten und die Vorlage allenfalls anpassen, bevor er sie dem Grossen Rat vorlegt. Die vorgeschlagene Änderung des Polizeigesetzes sollen am 1. Juni 2024 in Kraft treten.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/umstrittene-massnahmen-totale-ueberwachung-auf-aargauer-strassen-sogar-die-sp-zerzaust-das-polizeigesetz-ihres-eigenen-regierungsrates-ld.2391749)


+++POLIZEI CH
Kontrolle durch die Polizei: Welche Rechte Jugendliche gegenüber Uniformierten haben
Die Polizei hat das Recht, Kinder und Jugendliche anzuhalten und zu verhaften. Doch es gibt Grenzen. Was Kinder und Eltern wissen sollten.
https://www.beobachter.ch/gesetze-recht/polizeikontrolle-bei-jugendlichen-diese-rechte-gelten-539439


+++POLIZEI DE
Angriffe auf Polizisten: Gut gepflegte Opferrolle
Die Polizei macht Politik mit der Zahl der angegriffenen Beamten. Doch wichtig sind die Details. Und ein notwendiger Kulturwandel in der Polizei.
https://taz.de/Angriffe-auf-Polizisten/!5901583/


+++RASSISMUS
luzernerzeitung.ch 28.12.2022

Rassismus und frauenfeindliche Sprüche: Obwaldner Maturandin überarbeitet Kasperlitheater

In ihrer Maturarbeit nimmt Mia Wallimann Jörg Schneiders Kasperlitheater rund um «Schorsch Gaggo» unter die Lupe und stösst dabei auf rassistische und frauenfeindliche Passagen. Bei Kritik allein belässt es die 17-Jährige aber nicht.

Romano Cuonz

«Ahaa, ja natüterli, hehe de Schorsch Gaggo trinkt nur Gaggo, du söttsch scholang eso brun sii wiene N… vo dem ewige Gaggolööte!», ruft Jörg Schneider als Kasperli im von Kindern geliebten Kasperlitheaterstück seinem Freund Schorsch zu. Die Verwendung des N-Worts in einem Hörspiel für die Kleinen, davon ist die 17-jährige Mia Wallimann aus Alpnach überzeugt, geht gar nicht. Deshalb hat sie in ihrer Maturaarbeit das Stück «De Schorsch Gaggo reist uf Afrika» unter die Lupe genommen. Wort für Wort. Mit folgendem Resultat: «Durch die Analyse wurde mir klar, dass dieses Hörspiel manch zweifelhafte Passage enthält, das geht von rassistischen Worten und Bemerkungen bis zu kolonialistischen Tendenzen oder frauenfeindlichen Sprüchen.»

1967, als Jörg Schneider, Ines Torelli und Paul Bühlmann die ersten Kasperlitheater auf Schallplatten gepresst hätten – und noch bis in die 1970er-Jahre –, habe deren Inhalt noch niemanden schockiert. Im Gegenteil: Die Geschichten brachten Kinder und Eltern zum Lachen. «Damals hatte man noch ein anderes Weltbild und eine andere Denkweise», stellt Mia Wallimann fest.

Erst die Generation Z – dazu gehören zwischen 1995 und 2010 Geborene – habe damit begonnen, die No-Gos anzuprangern. «Als Kind genoss auch ich die Kasperli-Abenteuer noch ohne Bedenken», erinnert sich Mia Wallimann. Heute aber sei es ihr wichtig, die Gesellschaft auf Themen wie Rassismus oder Frauenfeindlichkeit aufmerksam zu machen. Sie ist überzeugt: «Hörspiele sollte man kritisch hinterfragen, gerade wenn sie für Kinder als Unterhaltung dienen.»

Kasperli benimmt sich daneben

«Zu Beginn meiner Arbeit nahm ich die alten CDs nochmals hervor und hörte mir die Kasperli-Geschichten an. Ja, ich schrieb sie sogar nieder», erzählt Mia Wallimann. Und siehe da: Nur schon das Stück «De Schorsch Gaggo reist uf Afrika» enthielt beim näheren Hinhören eine grosse Zahl problematischer Stellen. Allein das heutzutage als Tabu geltende N-Wort kommt darin gut 15-mal vor. Nicht minder desavouierend aber sei, wie Kasperli und Schorsch in Afrika Susu, der einzigen weiblichen Figur, begegnen. Kasperli spricht von «Öpis Schnusigem» und nennt sie schliesslich «es N-Meiteli». Schorsch schwärmt: «Ouuu, das hätt denn lustigi Chruseli ufem Chopf!»

Mia Wallimann findet beides daneben. «Kasperli bezeichnet Susu als ‹Öppis› oder ‹Etwas›, was vermuten lässt, dass er sie nicht als Person, sondern als ein Objekt ansieht!» Rasta-Locken als «lustig» zu bezeichnen, gehe gar nicht. Damit werde Susu aufgrund ihres normalen Aussehens abgewertet. Auch, dass Kasperli und Schorsch über die Sprache des «N-Häuptlings» witzeln, diese schlicht als «Afrikanisch» bezeichnen, sei ein böser Fauxpas. So etwas signalisiere kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern, dass Afrika ein wenig entwickelter Erdteil mit einer einzigen Sprache sei. Eine kolonialistische Sichtweise, wie sie in der Schweiz damals noch häufig anzutreffen war.

Eine wortwörtlich aufbauende Kritik

Bei blosser Kritik belässt es die Maturandin jedoch nicht. Um die ausgewählten Szenen vertieft zu untersuchen, eignete sie sich vorerst breite theoretische Kenntnisse an. Einerseits zu Geschichte und Inhalt des Kasperlitheaters, zu allgemeinen Merkmalen des Hörspiels andererseits. Doch bei grauer Theorie allein wollte sie es in ihrer Arbeit nicht bewenden lassen. «Als Produkt habe ich zwei Szenen so umgeschrieben, dass eine rassismusfreie und kinderfreundliche Version des Kasperlitheaters entstanden ist», erklärt die Alpnacher Maturandin.

In der Tat: Mia Wallimanns neue Version gefiele wohl auch Jörg Schneider, wenn er – irgendwo auf Wolke sieben – nochmals in seine Lieblingsrolle als Kasperli schlüpfen könnte. Da würde er dann nicht mehr sagen: «Ja, das isch halt etz es richtigs schnuseli chruseli N-chindli, chum du chum, mer segedem emal Grüezi.» Vielmehr wäre er «woke» und würde seinen Freund Schorsch Gaggo belehren: «Ja, das isch halt etz ebe e anderi Kultur als üsi, die werdet mit andere Haar gebore als mier, chum du chum, mer seged ihre mal Hallo.» Geht doch. Auch korrekt!
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/obwalden/alpnach-rassismus-und-frauenfeindliche-sprueche-obwaldner-maturandin-ueberarbeitet-kasperlitheater-ld.2383984)


+++RECHTSPOPULISMUS
Klima-Aktivisten schiessen nach Video von Zeki zurück
In seinem neusten Sketch überfährt Komiker Zeki die Klima-Kleber mit einem Truck. Jetzt wendet sich Klimastreik Schweiz an den Influencer.
https://www.nau.ch/news/schweiz/klima-aktivisten-schiessen-nach-video-von-zeki-zuruck-66380218


SVP: Präsident Chiesa will Asylsuchende nach Afrika abschieben
Die SVP positioniert sich für den anstehenden Wahlkampf. Neben dem neuen Kernthema «Energie» greift sie zu ihrem Evergreen: Ausländer und speziell Asylsuchende.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/svp-prasident-chiesa-will-asylsuchende-nach-afrika-abschieben-66379828
-> https://www.20min.ch/story/chiesa-will-asylwesen-nach-afrika-auslagern-das-hat-kaum-chancen-145095440053


+++RECHTSEXTREMISMUS
Diagnose Faschismus
Wie die heutige extreme Rechte Hass, Propaganda und pseudo-demokratische Methoden nutzt, um sich die Macht zu sichern.
https://www.ipg-journal.de/rubriken/demokratie-und-gesellschaft/artikel/diagnose-faschismus-6407/