Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/
+++BERN
Ukrainekrise: Gemeinderat genehmigt zusätzliche Ressourcen
Der Gemeinderat hat einen Kredit von insgesamt 548’000 Franken für die Betreuung und Begleitung von Flüchtlingen aus der Ukraine bewilligt. Der Betrag soll den Mehraufwand im Schulamt, im Gesundheitsdienst und bei Familie & Quartier Stadt Bern 2022 und 2023 decken.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/ukrainekrise-gemeinderat-genehmigt-zusaetzliche-ressourcen
-> https://www.derbund.ch/stadt-bern-spricht-zusaetzliche-mittel-fuer-ukraine-fluechtlinge-680434089807
-> https://www.baerntoday.ch/bern/stadt-bern/stadt-bern-spricht-zusaetzliche-mittel-fuer-ukraine-fluechtlinge-148512669
+++BASELLAND
Anspruchvolle Asylsituation in beiden Basel
Derzeit kommen viele Asylsuchende aus der Ukraine und anderen Ländern in die Schweiz. Die Unterkünfte des Bundes sind aber voll und die Kantone müssen Asylsuchende schneller übernehmen. Das setzt auch die beiden Basel unter Druck.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/anspruchvolle-asylsituation-in-beiden-basel?id=12276061
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/schwimmschulen-sagen-kurse-ab?id=12275848 (ab 03:26)
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/dringend-gesucht-kapitaeninnen-und-kapitaene?id=12276214
-> https://telebasel.ch/2022/10/26/zivilschutzanlagen-zu-viele-menschen-und-kein-platz/?channel=105100
+++LUZERN
Luzerner Gemeinden sollen für fehlende Unterkünfte zahlen – Schweiz Aktuell
Der Kanton Luzern setzt die Gemeinden unter Druck: Ein Bonus-Malus-System soll Gemeinden finanziell belohnen, die genügend Unterkünfte anbieten können, die anderen müssen zahlen. Das kommt bei den Gemeinden nicht gut an.
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/luzerner-gemeinden-sollen-fuer-fehlende-unterkuenfte-zahlen?urn=urn:srf:video:af459579-f23e-4375-af41-f4da7ed102dd
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/ukrainische-fluechtlinge-plaetze-fuer-fluechtlinge-fehlen-kanton-luzern-buesst-gemeinden
+++SOLOTHURN
Anstieg der Asylgesuche im Kanton Solothurn – Susanne Schaffner sagt: «Die aktuelle Situation ist eine Herausforderung»
Die Zahlen der Asylgesuche in der Schweiz steigen stark an, auch im Kanton Solothurn. Der Kanton rechnet mit rund 500 Asylgesuchen und rund 2500 Gesuchen für den Schutzstatus S bis Ende Jahr.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/massnahmen-ergriffen-anstieg-der-asylgesuche-im-kanton-solothurn-susanne-schaffner-sagt-die-aktuelle-situation-ist-eine-herausforderung-ld.2363679
+++ST. GALLEN
Kantone müssen mehr Asylsuchende aufnehmen (ab 07:43)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/keine-politischen-rechte-fuer-schwer-beeintraechtigte-menschen?id=12276235
+++ZÜRICH
Nicht mehr Flüchtlinge für Zürcher Gemeinden
Die Zahl der Menschen, die in die Schweiz flüchten, steigt und steigt. Die Kapazitäten des Bundes sind erschöpft, nun sollen sich die Kantone verstärkt um Unterkünfte bemühen. In Zürich eröffnet der Kanton jetzt ein weiteres Zentrum. Ziel: Die Gemeinden nicht stärker zu belasten.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/nicht-mehr-fluechtlinge-fuer-zuercher-gemeinden?id=12276037
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/zuercher-kantonspolizei-warnt-vor-totalem-lichterloeschen?id=12275836
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tagesanzeiger.ch 26.10.2022
Geflüchtete im Kanton Zürich: Mit den ukrainischen Flüchtlingen läuft es gut – doch jetzt droht Platzmangel
Diana und Anna Pavlenko haben sich bei der Familie Siegrist in Bülach gut eingelebt. Doch bald muss Zürich noch viel mehr Geflüchtete unterbringen. Wie das gehen soll.
David Sarasin
Etwa zwanzig Personen stehen im Foyer des Gemeindehauses der Stadt Bülach um Stehtischchen. Sie sind gekommen, weil die Stadt sich bei ihnen bedanken will. «Wir waren seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in einer vergleichbaren Situation», sagt Stadträtin Frauke Böni zu Beginn der Veranstaltung. Und an die Anwesenden gewandt: «Sie leisten einen grossen Beitrag, dass wir das meistern können.»
Zu den Anwesenden zählt auch Urs Siegrist, der zusammen mit seiner Frau Pascale seit März Diana Pavlenko und deren 16-jährige Tochter Anna beheimatet. «Wir haben uns gut eingespielt», sagt Siegrist, der in einem Einfamilienhaus in Bülach lebt. Seine zwei Töchter seien vor einiger Zeit ausgezogen. «Wir haben genügend Platz.»
Urs Siegrist hat Diana Pavlenko kürzlich dabei unterstützt, im Gebäude des alten Bülacher Kinos ABC ein Beauty-Studio einzurichten. Ähnlich jenem, das Pavlenko in der Ukraine schon betrieb. «Wir haben umgebaut und den Raum gestrichen», sagt Siegrist. Auch die Tochter Anna hat Anschluss gefunden, vor wenigen Monaten hat sie in Bülach mit dem Gymi begonnen.
Beschönigen möchte Siegrist derweil nichts. Für Pavlenko und ihre Tochter sei die Situation angespannt, mitunter weil der Familienvater immer noch in der Ukraine sei. «Und für Mutter und Tochter wäre es früher oder später hilfreich, sie könnten ganz auf eigenen Beinen stehen.» Doch einen Druck gebe es von seiner Seite nicht.
Aus 80 wurden 40 Prozent
Noch immer sind 40 Prozent der etwa 12’000 aus der Ukraine geflüchteten Personen im Kanton Zürich privat untergebracht. Rund 80 Prozent waren es einmal. Die Gründe, warum sich die Zahl halbiert hat, sind vielfältig: der Wunsch nach einer eigenen Wohnung, Rückkehr in die Ukraine, aber auch Konflikte zwischen Gastgebern und Gästen. Auch diese sind im Foyer des Gemeindehauses in Bülach Thema.
«Es ist nie leicht, wenn verschiedene Familien so nahe zusammenleben», sagt etwa Igor Kruglov, der selber vor vielen Jahren aus der Ukraine in die Schweiz gekommen war. Insbesondere, wenn die Menschen psychisch belastet seien. Eine der zwei Frauen, die bei ihm und seiner Ehefrau gelebt haben, ist bereits in die Ukraine zurückgekehrt, die andere lebt noch bei ihnen. Es seien viele Gespräche nötig, um Missverständnisse zu vermeiden, sagt Kruglov.
«Nicht selbstverständlich, dass es so gut funktioniert»
Und doch entspricht das, was der Gastgeber Urs Siegrist an dem Anlass in Bülach erzählt, weitgehend dem Ideal von privaten Unterbringungen, wie es sich die Politik vorstellt: Haushalte, die sich organisieren; genügend Platz, der geteilt werden kann; Kapazität der Gastgeber, um bei Behördengängen und der Integration in die Arbeitswelt zu helfen. «Es ist nicht selbstverständlich, dass das so gut funktioniert», sagt Stadträtin Frauke Böni zu den Anwesenden in Bülach.
Der Sicherheitsdirektor des Kantons Zürich, Mario Fehr (parteilos), zeichnet ein ähnlich positives Bild der Situation. «Die Solidarität in der Bevölkerung ist ungebrochen», sagt Fehr. Viele Arrangements hätten länger gehalten als zu Beginn gedacht. Gleiches ist aus dem Sozialdepartement der Stadt Zürich zu vernehmen. Dessen Sprecherin Heike Isselhorst sagt: «Nur ein kleiner Prozentsatz löst das Verhältnis auf. Die Situation ist bis jetzt stabil.»
Doch dieses Gleichgewicht kann schnell in Schräglage geraten.
Jörg Kündig, Präsident des Verbandes der Zürcher Gemeindepräsidien, sagt: «Die privaten Unterbringungen sind derzeit unter Druck.» Er rechnet damit, dass bis Ende Jahr 2500 weitere Flüchtlinge im Kanton Zürich ankommen. Dabei hätten die meisten Gemeinden ihre Kontingente bereits erfüllt. Einige könnten keine zusätzlichen Personen mehr aufnehmen.
Die Gemeinden seien zudem gefordert, Kollektivunterkünfte herzurichten. «Einige Gemeinde stellen derzeit Zivilschutzanlagen für den Kanton instand», sagt Kündig.
Bund fordert Verdoppelung von Aufnahmen
Die Bemühungen der Gemeinden sind verständlich: Am Dienstag forderte der Bund die Kantone auf, vorübergehend doppelt so viele Personen aufzunehmen wie bis anhin. Dies, weil es in den Asylzentren des Bundes zu Engpässen kommt.
Für Zürich heisst das 1000 anstatt 500 Personen pro Woche. «Der Kanton wird diesen Auftrag erfüllen», sagt der kantonale Sicherheitsdirektor Mario Fehr. Doch hätte er eine andere Lösung bevorzugt. «Es wäre angebracht gewesen, der Bund hätte vorerst die eigenen Kapazitäten noch weiter erhöht», sagt Fehr. Und verweist auf leer stehende Kasernen in Moudon im Kanton Waadt und auf dem Glaubenberg im Kanton Obwalden, die der Bund nutzen könne.
Die einzelnen Gemeinden müssten derzeit nicht mit vielen zusätzlichen Geflüchteten rechnen, so Fehr: «Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir die Quoten in den Gemeinden nicht erhöhen.» Der Kanton hat die Quoten – errechnet prozentual zur Gesamtbevölkerung – in diesem Jahr bereits von 0,5 auf 0,9 angehoben. Nun sorgt der Kanton mit eigenen Kollektivstrukturen für die Unterbringung der Geflüchteten.
Grund für die steigenden Flüchtlingszahlen ist auch eine erhöhte Zuwanderung von Personen aus Nordafrika und Afghanistan. Bundesrätin Karin Keller-Sutter gab in einem Interview mit dieser Zeitung Mitte September bekannt, dass der Bund mit 12’000 Asylgesuchen bis Ende Jahr rechnet. «Neben den Ukraine-Flüchtlingen sind nach Corona tatsächlich wieder ähnlich viele Migranten unterwegs wie in den Jahren 2015 und 2016, während der Flüchtlingskrise», so Keller-Sutter.
Der Kanton eröffnet in den kommenden Tagen eine zusätzliche Kurzzeitunterkunft. Diese soll laut Fehr die beiden bisherigen Zentren in Zürich und Richterswil ergänzen. Die Einrichtungen des Kantons ergänzen wiederum die vom Bund betriebenen Asylzentren im Kanton Zürich.
Stadt Bülach betreibt bereits Kollektivunterkunft
Die Stadt Bülach betreibt wie andere Gemeinden bereits eine Kollektivunterkunft. Sie soll jenen Geflüchteten als Wohnplatz dienen, die nicht oder nicht mehr bei Gastfamilien leben und keine eigene Wohnung finden. Sie kommen im Asylzentrum Müliweg in Bülach unter.
So erging es einer Grossfamilie, die bei einem Paar gelebt hatte, welches am Apéro im Gemeindehaus teilnahm. Aus Platzmangel musste die Familie nach wenigen Monaten wieder ausziehen. Anders ist die Situation bei Diana Pavlenko und dem Ehepaar Siegrist. Eine frühzeitige Auflösung ist für sie keine Option. «Wenn Diana irgendwann auf eigenen Beinen steht, ist das gut. Aber es eilt nicht», sagt Urs Siegrist.
(https://www.tagesanzeiger.ch/mit-den-ukrainischen-fluechtlingen-laeuft-es-gut-doch-jetzt-droht-platzmangel-255912575819)
+++SCHWEIZ
Asylzentren des Bundes am Anschlag – eine Übersicht in 5 Punkten
Die Asylzentren des Bundes sind am Anschlag. Im September sind so viele Asylsuchende in der Schweiz eingetroffen wie seit 2015 nicht mehr. Woher stammen sie? Wo kommen sie unter? Und wie geht es weiter? Eine Übersicht in 5 Punkten.
https://www.watson.ch/!717340322
Schutzstatus S gestrichen: In 99% der Fälle freiwillig
Bei Tausenden Ukraine-Flüchtlingen ist der «Status S» bereits wieder gestrichen worden. In den allermeisten Fällen aber auf eigenen Wunsch.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/schutzstatus-s-gestrichen-in-99-der-falle-freiwillig-66314533
Fluchthilfe: Ein Mail aus Kabul
Wie es das PEN-Zentrum schaffte, Dutzende afghanische Intellektuelle zu retten. Eine Erfolgsgeschichte entgegen der Schweizer Asylpolitik.
https://www.woz.ch/2243/fluchthilfe/fluchthilfe-ein-mail-aus-kabul/%216EPT14DCFZP5
Angespannte Asylsituation: Armeeeinsatz für Schutzsuchende
Die Armee unterstützt die Migrationsbehörden mit Unterkünften und Transporten. Nun könnte das Militär noch weitere Aufgaben übernehmen.
https://www.derbund.ch/armeeeinsatz-fuer-schutzsuchende-189086703226
+++GRIECHENLAND
Ärzte ohne Grenzen: Hilfsorganisation berichtet von misshandelten Migranten auf Lesbos
Mit Kabelbindern gefesselt und verletzt: Ärzte ohne Grenzen berichtet von misshandelten Migranten auf der griechischen Insel Lesbos. Die Täter sollen geflüchtet sein.
https://www.zeit.de/politik/2022-10/aerzte-ohne-grenzen-migranten-misshandelt-lesbos
+++MITTELMEER
Italienische Küstenwache rettet mehr als 1100 Migranten im Mittelmeer
Die italienische Küstenwache hat vor Sizilien fast 1160 Migranten an Bord ihrer Schiffe genommen. Zwei Menschen wurden tot geborgen, wie die Küstenwache am Mittwoch mitteilte.
https://www.tagblatt.ch/international/fluechtlinge-italienische-kuestenwache-rettet-mehr-als-1100-migranten-im-mittelmeer-ld.2363927
-> https://www.srf.ch/news/international/migranten-in-seenot-mehrere-einsaetze-ueber-1000-menschen-im-mittelmeer-gerettet
+++EUROPA
Flucht nach Europa: EU-Kommission will Frontex vermehrt auf der Balkanroute einsetzen
Brüssel will die Fluchtmigration über die Balkanroute stärker begrenzen – und dafür die EU-Grenzschutzagentur Frontex verstärken. Die Zustimmung der Länder dürfte als gesichert gelten.
https://www.spiegel.de/ausland/eu-kommission-will-frontex-vermehrt-auf-der-balkanroute-einsetzen-a-f60ef8bf-e615-4373-ac5c-8b4ecd9bc309
-> https://taz.de/EU-Aussengrenze/!5890977/
+++TÜRKEI
1000 Jahre Haft im Prozess um tote Migranten in der Osttürkei
In der Osttürkei sind vor zwei Jahren 61 Migranten bei einem Bootsunglück gestorben. Ein Angeklagter wurde nun zu 1000 Jahren Haft verurteilt.
https://www.nau.ch/news/europa/1000-jahre-haft-im-prozess-um-tote-migranten-in-der-ostturkei-66315894
-> https://www.spiegel.de/ausland/tuerkei-mehr-als-1000-jahre-haft-im-prozess-um-tote-migranten-a-d5f98c24-9c77-4aab-93b6-7575fb528733
+++LIBANON
Libanon beginnt mit Rückführung syrischer Flüchtlinge
Monatlich sollen 15.000 Flüchtlinge zurückkehren. Es handle sich um eine „freiwillige Repatriierung“
https://www.derstandard.at/story/2000140313292/libanon-beginnt-mit-rueckfuehrung-syrischer-fluechtlinge?ref=rss
+++FREIRÄUME
Dringende Spendensuche: Der «Schwarze Engel» ist vor dem Aus
Der «Schwarze Engel» gehört zum Inventar der Stadt St.Gallen. Die linke Kultur-Bar gibt es bereits seit über 30 Jahren. Aufgrund von Geldproblemen steht sie nun aber vor dem Aus. Wegen Corona und immer weniger Gästen kann das Kollektiv die Bar nicht weiterbetreiben – ausser, es kommt innerhalb kürzester Zeit sehr viel Geld zusammen.
https://www.tvo-online.ch/aktuell/dringende-spendensuche-der-schwarze-engel-ist-vor-dem-aus-148518619
-> https://www.saiten.ch/dem-engel-droht-der-absturz/
+++GASSE
Steigende Kosten – Wenn die Rente nicht mehr reicht: die Angst vor der Altersarmut
Viele ältere Menschen in der Schweiz beziehen keine Ergänzungsleistungen – obwohl sie Anspruch darauf hätten.
https://www.srf.ch/news/schweiz/steigende-kosten-wenn-die-rente-nicht-mehr-reicht-die-angst-vor-der-altersarmut
++++PSYCHIATRIE
Zu wenig Personal | 26. Oktober 2022
Vorwürfe auch gegen die Berner UPD
An den universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) sind Vorwürfe laut geworden, dass die Betreuung der Patienten unter dem Fachkräftemangel leidet. Auf 22 Patienten kämen lediglich zwei Pflegefachpersonen, berichtete die Sendung «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens SRF am Dienstag.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/204329/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/gruene-kanton-bern-neues-co-praesidium-gewaehlt?id=12275815
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/weg-vom-auto-rein-in-den-zug-bls-testet-verschiedene-angebote?id=12276034 (ab 02:41)
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/berner-stadttheater-erklaert-sich-wir-haben-fehler-gemacht?id=12276208 (ab 08;24)
+++KNAST
Wieder Brand im Bostadel
Zuger Gefängnis-Insasse legt Feuer in seiner Zelle
Ein 21-jähriger Insasse hat im Gefängnis Bostadel in seiner Zelle ein Feuer gelegt. Die Feuerwehr Menzingen konnte den Brand rasch löschen. Der Häftling musste zur Kontrolle ins Spital.
https://www.zentralplus.ch/news/zuger-gefaengnis-insasse-legt-feuer-in-seiner-zelle-2478271/
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/menzingen-21-jaehriger-haeftling-legt-in-seiner-zelle-ein-feuer-ld.2364058
-> https://www.zg.ch/behoerden/sicherheitsdirektion/zuger-polizei/medienmitteilungen/231-menzingen-feuerwehreinsatz-in-der-jva-bostadel
+++POLIZEI CH
nzz.ch 26.10.2022
In der Schweiz sind Polizisten auf Harleys und in Rocker-Kutten unterwegs. Ein Überfall setzt die Ordnungshüter in der Motorradszene nun unter Druck
Die Stadt Zürich hält die meisten Blaulicht-Motorradklubs für ein Problem – mit einer Ausnahme. Damit sorgt sie für Unverständnis.
Fabian Baumgartner
Es war eine Machtdemonstration, die die Behörden aufschreckte. Ende April überfielen mutmasslich Mitglieder der Hells Angels zusammen mit befreundeten Motorradklubs Angehörige der konkurrenzierenden Punishers in der Aargauer Gemeinde Hallwil. Der Grund: Laut «Blick» sollte einige Tage später die Eröffnung eines neuen Klublokals gefeiert werden.
Bei der Schlägerei unter den Rockern mussten zwei Personen mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Alle anderen hatten sich bereits aus dem Staub gemacht, als die Polizei eintraf.
Der Vorfall warf ein Schlaglicht auf eine Gruppe innerhalb der Motorradszene. Denn die angegriffenen Mitglieder der Punishers stammen vor allem aus Polizei- und Justizkreisen. Diese Vereinigung ist nicht die einzige: In der Schweiz gibt es weitere Klubs, die sich aus Mitarbeitern der Strafverfolgungsbehörden zusammensetzen. Sie heissen Blue Knights, Gun Shot oder Gunfighters. Die Klubs bilden in der Motorradszene eine eigene Gruppe, die sogenannten Law Enforcement Motorcycle Clubs (LEMC).
Das Problem: Sie werden von den Hells Angels, dem Platzhirsch in der Schweiz, nur toleriert, wenn sie sich unterordnen und um Erlaubnis fragen, eine Kutte tragen zu dürfen. Tun sie es nicht, gibt es Probleme – wie in Hallwil. Die Ereignisse vom Frühling werfen deshalb die Frage auf: Dürfen Polizisten in ihrer Freizeit Rocker spielen und Vereinbarungen mit den berüchtigten Hells Angels treffen? Oder schaden sie so dem Ansehen der Einsatzkräfte?
Klar ist: Seit dem Vorfall im Kanton Aargau sind Polizisten in Kutten unter Druck geraten.
Bei einem Klub macht der Stadtrat eine Ausnahme
In Zürich hat sich der Stadtrat nach einem Vorstoss aus dem Parlament mit dem Thema befassen müssen. In seiner Antwort auf eine schriftliche Anfrage von Natascha Wey (SP) und Luca Maggi (Grüne) hält er fest, eine Mitgliedschaft von Angehörigen der Stadtpolizei bei Motorradklubs wie den Punishers, den Gunfighters oder Shot Gun sei problematisch. Es könne irritieren, wenn Polizistinnen und Polizisten in einem Verein öffentlich ihre berufliche Tätigkeit betonten, äusserlich aber zugleich als Mitglieder eines Motorradklubs erkennbar seien.
Der Stadtrat befürchtet gewalttätige Auseinandersetzungen wie im Aargau. Er schreibt: «Problematisch ist vor allem der Umstand, dass solche Klubs Reaktionen von und Interaktionen mit Outlaw Motorcycle Gangs wie den Hells Angels oder Bandidos provozieren.» Polizistinnen und Polizisten würden dabei unter Umständen in strafrechtlich relevante Handlungen involviert. Bis heute seien der Stadt aber keine Ereignisse bekannt, die ihre Mitarbeiter beträfen. Auch von Mitgliedschaften in den umstrittenen Klubs wisse man nichts.
Bei einem Klub macht die Stadtpolizei allerdings eine Ausnahme: jenem der Blue Knights. Der Motorradklub für Polizisten wurde in den siebziger Jahren in den USA gegründet. Inzwischen zählen die blauen Ritter auf Motorrädern laut eigenen Angaben weltweit 19 500 Mitglieder in über 650 Chapters. In der Schweiz wurde der erste Ableger im November 2000 von einem Berner Polizisten gegründet. Seither sind drei weitere Chapters hinzugekommen.
Die Blue Knights erachtet der Stadtrat als unproblematisch. Er schreibt, mit Blick auf Sinn und Zweck sowie auf Aktivitäten des Klubs sei kein Interessenkonflikt mit der Aufgabe als Polizistin oder Polizist feststellbar. «Ziel der Blue Knights ist es, gemeinsam Motorradtouren zu organisieren, Freunde auf der ganzen Welt anzutreffen und Organisationen und Stiftungen mit Spenden zu unterstützen.»
Ob überhaupt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei dem Klub mittun, hat die Stadt aber nicht abgeklärt. Robert Soós, Sprecher des städtischen Sicherheitsdepartements, sagt: «Angestellte sind der Stadt Zürich gegenüber keine Rechenschaft schuldig, was sie in ihrer Freizeit tun und welchen Vereinen sie angehören, solange sie damit ihre Pflichten nicht verletzen.»
Ähnlich tönt es auch im grössten Polizeikorps des Kantons. Die Kantonspolizei Zürich schreibt auf Anfrage, sie überwache das Freizeitverhalten ihrer Mitarbeitenden nicht. Ihnen sei es grundsätzlich freigestellt, in einem Verein aktiv zu sein. Aber: «Sie haben sich stets rechtmässig zu verhalten und insbesondere alles zu unterlassen, was den Ruf des Kantons und seiner Institutionen gefährden könnte.» Lägen konkrete Hinweise auf ein Fehlverhalten vor, werde man tätig. Eine Mitgliedschaft bei einem bandenmässigen Motorradklub bezeichnet die Kantonspolizei als problematisch.
«Wir respektieren sie, grenzen uns jedoch klar ab»
Alles harmlos also? Tatsächlich zeigen sich die Blue Knights als biedere Variante der Rockerszene. In den sozialen Netzwerken sind etwa Fotos von gemeinsamen Ausfahrten ins Zürcher Oberland, einer Sternfahrt durch das Entlebuch oder einer Spendenaktion für Polizisten in der Ukraine zu finden. Auf den Kutten sind auch keine Totenköpfe oder sonstige Insignien der Gesetzlosen zu finden, sondern ein Ritter mit Schwert.
Gegenüber der «Sonntags-Zeitung» erklärte einer der Präsidenten der Schweizer Ableger einmal, man sei wie ein normaler Klub organisiert. «Wir sind an die Gesetze gebunden.» Zu den klassischen Klubs sagte er: «Die MC-Szene lebt in einer anderen Welt, und wir respektieren sie, grenzen uns jedoch klar von ihr ab.»
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn die sogenannten LEMC distanzieren sich zwar von den Platzhirschen der Hells Angels. Trotzdem müssen sie die ungeschriebenen Gesetze der Szene einhalten. In der Schweiz heisst das, dass die Hells Angels darüber entscheiden, wer einen neuen Klub eröffnen darf. Eine solche Vereinbarung haben auch die Blue Knights abgeschlossen. Der Präsident der Hells Angels Zürich sagte der «Sonntags-Zeitung» 2021, man habe gemeinsam die Spielregeln festgelegt, an die sich beide Szenen halten würden.
Eine Recherche der Zeitung «P. S.» förderte zudem zutage, dass einige Mitglieder der Blue Knights politisch zumindest heikle Ansichten vertreten. So trägt einer der Präsidenten ein Tattoo mit dem Zahlencode 848 auf seiner Brust – was für «Heil dir Helvetia» steht. Entsprechend blicken Beobachter mit Sorge auf die Szene der Kutte tragenden Polizistinnen und Polizisten. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit vermischten sich in solchen Klubs auf heikle Art und Weise.
«Der Stadtrat will offenbar nicht so genau hinschauen»
Im Kanton Aargau sind die Behörden nach dem Vorfall in Hallwil eingeschritten. Bei der Kantonspolizei Aargau ist die Mitgliedschaft bei Motorradklubs seit diesem Juli verboten. Dazu zählen auch die Blue Knights. Corina Winkler, Sprecherin der Kantonspolizei Aargau, sagt: «Wir distanzieren uns klar von den rivalisierenden Outlaw-MC. Die Werte dieser Motorradklubs sind nicht mit dem Polizeiberuf vereinbar.»
Das Problem bei Blaulicht-Motorradklubs wie den Blue Knights oder den Punishers sieht Winkler darin, dass sie für die Öffentlichkeit nur schwer von den problematischen zu unterscheiden sind. «Deshalb sind wir zum Schluss gekommen, konsequent alle Mitgliedschaften nicht zu tolerieren.» Mit zwei Mitarbeitern des Aargauer Korps ist inzwischen das Gespräch gesucht worden. Sie sind aus ihren Klubs ausgetreten.
Für Natascha Wey ist die Haltung der Zürcher Behörden auch deshalb völlig unverständlich. Sie sagt: «Der Stadtrat will offenbar nicht so genau hinschauen, wohl weil Mitarbeiter Mitglied in dem Motorradklub sind.» So harmlos, wie sie der Stadtrat darstelle, seien die Blue Knights nicht. «Sie sind unter anderem mit den Punishers befreundet, mit einem der Klubs also, die der Stadtrat als heikel bezeichnet.» Das seien Verflechtungen mit einer problematischen Szene. Und Luca Maggi hält fest: «Die Antwort des Stadtrats ist ungenügend, denn er erklärt nicht, weshalb die Blue Knights unproblematisch sein sollen.» Maggi überlegt sich deshalb, das Thema nochmals aufs politische Tapet zu bringen.
Die blauen Ritter bleiben schweigsam. Der Präsident des Zürcher Ablegers schreibt auf Anfrage bloss, man wolle aufgrund der gegenwärtigen Lage keine Stellungnahme abgeben – «unter Inkaufnahme einer einseitigen Berichterstattung durch die Medien».
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-polizisten-in-motorradklubs-geraten-unter-druck-ld.1708431)
+++POLIZEI DE
Racial Profiling im Zug – EGMR verurteilte Deutschland
Die deutschen Gerichte hatten einen Fall von Racial Profiling nicht ausreichend geprüft. Der EGMR unterstrich die gefährlichen Folgen von Rassendiskriminierung
https://www.derstandard.at/story/2000140287167/racial-profiling-im-zug-egmr-verurteilte-deutschland?ref=rss
+++RECHTSEXTREMISMUS
nzz.ch 26.10.2022
Neonazis feiern eine Störaktion im Zürcher Tanzhaus in den sozialen Netzwerken – jetzt eröffnet die Staatsanwaltschaft wegen eines ähnlichen Angriffs ein Verfahren
Eine rechtsextreme Gruppierung störte eine Vorlesestunde von Dragqueens für Kinder. Konsequenzen scheint sie nicht zu fürchten.
Linda Koponen, Michael von Ledebur
Die Neonazis der Gruppierung «Junge Tat» zeigen sich in ihrem Bekennervideo mit Gesicht und Namen. «Am 16. Oktober führten wir eine Aktion vor dem Tanzhaus Zürich durch», sagt einer der Männer, der sich als «Tobi» vorstellt, im Plauderton. An diesem Sonntag organisierte das Tanzhaus eine Vorlesestunde für Kinder, bei der Dragqueens auftraten. Neun Neonazis blockierten den Kloster-Fahr-Weg vor dem Lokal, zündeten Fackeln und skandierten Parolen. Andere wollten im Veranstaltungsraum ein Transparent entrollen, wurden aber daran gehindert.
Die Rechtsextremen sprechen von «friedlichem Aktivismus» gegen eine angebliche «Gender-Ideologie» und kolportieren homophobe Vorurteile, mit denen sie ihre Störaktion zu rechtfertigen versuchen. Konsequenzen scheinen sie nicht zu befürchten – oder sie nehmen sie wissentlich in Kauf.
Das Tanzhaus äusserte sich nach dem Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme und verurteilte die Aktion aufs Schärfste: «Die ‹Drag Story Time› ist fester Bestandteil unseres Programms, und die darin vermittelten Werte und Ideale sind auch unsere Werte und Ideale. Die Tatsache, dass ausgerechnet eine Veranstaltung für Familien angegriffen wurde, entsetzt uns umso mehr.»
Fremdenhass und rassistische Botschaften
Die «Junge Tat», die erst seit ein paar Jahren aktiv ist, besteht aus jungen Männern und nutzt die sozialen Netzwerke. Die Gruppierung gibt sich modern und vermeidet allzu offene Bezüge zum Nationalsozialismus. Über Telegram, Instagram und Twitter verbreitet sie gleichwohl Fremdenhass und rassistische Botschaften. Die Mittelbeschaffung erfolgt in Kryptowährung.
Der letzte Vorfall ist nur eine von vielen homophoben und rassistischen Aktionen, mit denen die «Junge Tat» in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt hat. Am 1. Mai etwa kletterten drei Neonazis mit einem Transparent auf dem Helvetiaplatz auf einen Baukran.
Der zweite Mann im Bekennervideo stellt sich als «Manu» vor. Wegen seines rechtsextremen Hintergrunds wurde er Ende 2020 von der Zürcher Hochschule der Künste ausgeschlossen. Nach Bekanntwerden seiner Verbindungen in die Szene hatten Kommilitonen den Rauswurf des Studenten gefordert. In seinem Umfeld wurden auch Waffen konfisziert. Die Tamedia-Zeitungen berichteten damals, dass er sich mit anderen jungen Männern auf einen «Rassenkrieg» vorbereite.
Dass sich die jungen Männer in ihrem Video als Aktivisten gebärden, stört Priscilla Schwendimann gewaltig. Sie hat erlebt, was eine derartige «Aktion» anrichten kann. Schwendimann ist reformierte Pfarrerin der Mosaic Church, des ersten LGBTQ-Pfarramts der reformierten Kirche der Stadt Zürich.
Sie hielt im vergangenen Juni im Rahmen der Pride einen Gottesdienst, als mutmasslich Aktivisten der «Jungen Tat» durch eine Seitentür in die Kirche St. Peter und Paul im Zürcher Kreis 4 eindringen wollten. Die Männer hatten sich den Gottesdienst wegen des LGBTQ-Themas als Ziel ausgesucht. Sie waren mit Lautsprechern und einem weissen Holzkreuz mit der Aufschrift «No Pride Month» aufmarschiert, um den Gottesdienst zu stören.
Schwendimann sagt: «Die Menschen in der Kirche wurden nicht nur gestört. Es ist ihnen etwas genommen worden, auf eine massive Art und Weise.» Viele Menschen in der LGBTQ-Community erlebten im Alltag Gewalt, es sei eine vulnerable Gruppe. Die Kirche sei für sie ein «safe space» – ein sicherer Ort. Darauf hätten die Störenfriede bewusst gezielt.
Dem beherzten Eingreifen einiger Besucher des ökumenischen Gottesdienstes sei es damals zu verdanken gewesen, dass die Eindringlinge rasch hätten zurückgedrängt werden können und der Unterbruch der Messe relativ kurz gewesen sei. Ihr katholischer Kollege habe die Störung sogleich thematisiert und gesagt, Gott sei nicht so klein, wie diese Menschen dächten. Als der Vorfall entgegen der ursprünglichen Absicht der Kirche öffentlich wurde, sei die Solidarität enorm gewesen. Auch die katholische Kirche habe die Störung klar verurteilt, sagt Schwendimann. Das sei für die Leute sehr wichtig gewesen.
Dennoch: Nach dem Vorfall hätten viele Leute in der Kirche geweint. Kinder hätten sich unter der Bank versteckt. Der Vorfall habe die Menschen zutiefst verunsichert und auch noch Wochen danach bewegt.
Mit anderen Formen von politischem Aktivismus lasse sich die Aktion der Rechtsextremen keineswegs vergleichen, sagt Schwendimann. «Sie greifen Menschen existenziell an und versetzen sie in Angst und Schrecken. Diese Leute wissen genau, dass ein solcher Angriff die Anwesenden enorm verstört. Auch im Tanzhaus waren meines Wissens Kinder anwesend. Das richtet sich gegen vulnerable Menschen. So etwas tut man einfach nicht.»
Politiker besorgt
Der neuste Vorfall beschäftigt auch die Zürcher Politik. Der grüne Gemeinderat Dominik Waser möchte, dass sämtliche Fraktionen im Stadtparlament den Angriff in einer gemeinsamen Erklärung verurteilen. Ob es gelingt, weiss er nicht, es stünden noch Rückmeldungen aus. «Es ist krass, dass so etwas zum wiederholten Mal passiert.»
Waser spricht von einem «feigen Angriff auf einen Familienanlass». Dass die Angreifer in einem Video unvermummt aufträten, zeige, «dass sie sich sehr sicher fühlen». Mit cooler Musik und einem professionellen Video wolle man rechtsextreme Inhalte salonfähig machen. Das sei beängstigend.
Neben der Fraktionserklärung kündigt Waser weitere Forderungen im Stadtparlament an: Es solle um die Rolle der Stadtpolizei beim Schutz von gefährdeten Anlässen oder um Sensibilisierung gehen. Konkreter wird er nicht.
SVP-Fraktionschef Samuel Balsiger will sich zum Vorfall im Moment nicht äussern: Die Fraktion werde am Mittwoch entscheiden, ob sie die von Waser initiierte Erklärung mitunterschreiben wolle. FDP-Präsident Përparim Avdili bestätigt Wasers Anfrage für eine gemeinsame Erklärung aller Fraktionen. Er findet die Idee grundsätzlich gut. Es gehe um den Rechtsstaat, auf dessen Boden alle Parteien stehen müssten. «Dass wir diese Tat verurteilen, ist selbstverständlich. Es ist in keiner Form zu akzeptieren, wenn Menschen meinen, über dem Gesetz zu stehen, und die Freiheit anderer Menschen beschneiden wollen.»
Bei der Formulierung müsse man sich aber noch finden. Avdili ist es wichtig, dass grundsätzlich Gewalt extremistischer Gruppierungen verurteilt werde, denn diese Taten seien gleichermassen gefährlich. Er erinnert daran, dass 2019 vermummte Linksautonome einen libertären Redner in Zürcher Kulturzentrum Karl der Grosse mit Eiern und Flüssigkeiten beworfen hätten. Damals habe man ebenfalls eine gemeinsame Fraktionserklärung angestrebt – aber die linken Parteien hätten nicht mitgemacht.
Staatsanwaltschaft leitet Verfahren ein
Die Neonazi-Szene in Zürich ist nicht nur für gewaltfreie Aktionen bekannt. Es kommt auch zu handgreiflichen Konflikten mit Linksradikalen. Im Februar kam es an einer unbewilligten Demonstration in Zürich zu einer Schlägerei auf dem Limmatquai. Die Polizei nahm eine Gruppe Männer fest, die der rechtsextremen Szene zugeordnet werden konnten.
Auch der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) befürchtet einen Anstieg offener Konflikte zwischen extremistischen Akteuren. Dies geht aus dem neusten Lagebericht «Sicherheit Schweiz 2022» hervor. Neue Gruppierungen wie die «Junge Tat» verfolgten «eine ungewöhnlich provokante Strategie öffentlicher Kommunikation». Die Befürchtung, bei einem Outing als gewalttätige Rechtsextremistin oder gewalttätiger Rechtsextremist mit persönlichen Konsequenzen wie Arbeitsplatzverlust rechnen zu müssen, sei bei diversen Exponentinnen und Exponenten gesunken, schreibt der NDB. Dafür spricht auch das jüngste Bekennervideo.
Und wie sieht es mit rechtlichen Konsequenzen aus? Nicht alle inhaltlichen Botschaften, die die jungen Männer verbreiten, fallen unter einen Straftatbestand. Doch die jüngsten Aktionen könnten durchaus strafrechtliche Konsequenzen haben. In Zusammenhang mit dem Vorfall sind bei der Stadtpolizei Zürich mehrere Anzeigen eingegangen. Nun ermittelt jedoch die Kantonspolizei Zürich. Wegen der laufenden Ermittlung will sie keine weiteren Angaben machen. Mehrere Männer, die den Anlass im Tanzhaus störten, sind vorbestraft, unter anderem wegen Rassendiskriminierung, Sachbeschädigung und Vergehen gegen das Waffengesetz.
Mittlerweile hat die Zürcher Staatsanwaltschaft auch in Zusammenhang mit dem Angriff auf den Pride-Gottesdienst ein Verfahren eröffnet, wie sie auf Anfrage der NZZ bestätigt. Der Angriff ist mutmasslich der «Jungen Tat» zuzuschreiben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Personen wegen des Verdachts auf Verstoss gegen die Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, wegen Sachbeschädigung sowie wegen Hausfriedensbruchs.
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-neonazis-zelebrieren-ihre-stoeraktion-im-tanzhaus-ld.1708942)
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«Gewaltbereit» und «Verbindung zu Alt-Nazis» – so gefährlich ist die Junge Tat
Mitglieder der Jungen Tat präsentieren sich auf Social Media als Naturfreunde und Aktivisten. Experten erklären, wie gefährlich die rechtsextreme Gruppierung ist.
https://www.20min.ch/story/gewaltbereit-und-verbindung-zu-alt-nazis-so-gefaehrlich-ist-die-junge-tat-359315571245
Rechtsextreme stören Kinder-Event: «Dahinter steckt eine menschenfeindliche Orientierung»
Eine rechtsextreme Gruppe hat in Zürich einen Kinder-Event gestört. Dies hat für viele Diskussionen gesorgt. Experte Dirk Baier ordnet die Ereignisse für watson ein.
https://www.watson.ch/!459755778
Like für Junge Tat: Mitte-Partei gefällt Neonazi-Video auf Instagram
Am Sonntag postete die rechtsradikale Gruppierung «Junge Tat» ein Video zur Aktion gegen eine Veranstaltung im Tanzhaus auf Instagram. Die Mitte-Partei likte den Beitrag – jetzt entschuldigt sie sich.
https://www.20min.ch/story/mitte-partei-gefaellt-neonazi-video-auf-instagram-723363387336
«Peinliches Verhalten» – Neonazi-Aktion führt zu heftiger Debatte im Zürcher Gemeinderat
Die Störaktion im Tanzhaus vom vorletzten Sonntag hat für eine hitzige Debatte im Zürcher Parlament gesorgt. Die SVP warf den anderen Parteien vor, heuchlerisch zu sein. Eine linke Parlamentarierin bezichtigte die SVP, den Rechtsextremen die Ideen zu liefern.
https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/424365599-neonazi-aktion-fuehrt-zu-heftiger-debatte-im-zuercher-gemeinderat
Gemeinderat fordert Behörden zum Handeln auf: «Wir sollten über Faschismus diskutieren»
Die Parteien im Zürcher Gemeinderat verurteilten die Aktion der Neonazis beim Tanzhaus aufs Schärfste – nur die SVP zog nicht mit.
https://www.tagesanzeiger.ch/wir-sollten-ueber-faschismus-diskutieren-810700387479
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nzz.ch 26.10.2022
Rechtsextreme Aktion in Zürich: Alle Parteien verurteilen die Tat – doch eine SVP-Forderung sorgt für Empörung
Die Stadt habe ein Problem mit Rechtsextremen, fanden Linke, Mitte und FDP. Die SVP sah das etwas anders.
Giorgio Scherrer
Was tun uneinige Politiker, wenn Rechtsextreme mitten in ihrer Stadt aufmarschieren, eine friedliche Vorlesestunde für Kinder stören und Zwietracht säen wollen? Stehen sie zusammen oder streiten sie weiter?
Um diese Frage ginge es am Mittwochabend im Zürcher Stadtparlament. Seit eine kleine rechtsextreme Splittergruppe im Zürcher Tanzhaus für Angst und in der Stadt für Empörung sorgte, wurde hinter den Kulissen heftig diskutiert und gemutmasst. Die Grünen wünschten sich eine gemeinsame Erklärung, in welcher der Vorfall verurteilt würde. Die FDP zeigte sich offen, hatte aber Vorbehalte bei der Formulierung. Und die SVP wollte sich vorerst nicht äussern.
Nun also die Stunde der Wahrheit. An der Sitzung vom Mittwochabend zeigte sich: Alle Parteien verurteilen den Vorfall von vergangener Woche, die meisten von ihnen aufs Schärfste. Dabei hatten Mitglieder der Gruppierung «Junge Tat» eine Vorlesestunde von Dragqueens gestört, Parolen skandiert und ihre Aktion später in einem Video mit Verweis auf homophobe Stereotype begründet.
Alle protestieren – und die SVP so halb
In einer gemeinsamen Erklärung schrieben SP, FDP, Grüne, GLP, Mitte und AL: «Wir haben ein Problem mit Rechtsextremen und Neonazis, die sich sicher und salonfähig fühlen, um mit Namen und Gesicht an die Öffentlichkeit zu treten.» Den Betroffenen sprachen die Parteien einhellig ihre Solidarität aus. Rechtsextremismus bedrohe das Fundament einer freien Gesellschaft. Man dürfe dieses Problem mit Blick auf die Geschichte nicht verharmlosen.
Damit war das Stichwort für die SVP gegeben, die genau das tat. In einer separaten Fraktionserklärung referierte Fraktionspräsident Samuel Balsiger erst über fehlende Polizeistellen und «linke Heuchler», die jetzt mehr Sicherheit verlangten, sonst aber einen Ausbau der Polizei ablehnten. Dann meinte er pauschal, die SVP lehne «jede Gewalt und Einschüchterung» ab, was natürlich auch diese Aktion umfasse. In der schriftlichen Version der SVP-Fraktionserklärung sucht man das Wort «Rechtsextremismus» allerdings vergebens.
Dafür kündete die SVP ein Postulat an, das sich nicht gegen die Extremisten der «Jungen Tat», sondern gegen das Ziel ihrer Attacke richtet. Der Stadtrat, so Balsiger, solle darin aufgefordert werden, darauf hinzuwirken, dass die Dragqueen-Vorlesestunde im Tanzhaus so schnell wie möglich gestoppt werde.
Daraufhin empörte sich Gemeinderätin Tanja Maag (AL): «Die SVP portiert hier die Ideen radikaler Gruppen. Es ist die Stunde der rechten Relativierer!»
Um Schadensbegrenzung bemüht war Stadtrat Daniel Leupi (Grüne). Es sei froh, so Leupi, dass zumindest aus allen Erklärungen eine Abgrenzung gegenüber Gewalt herauszulesen sei. Für die Stadtregierung sei klar: «Nazis haben bei uns nichts verloren, wie auch sonst nirgendwo.» Über den Inhalt der Tanzhaus-Veranstaltung könne man gerne diskutieren, doch nicht so. Diese «feige Attacke» der Rechtsextremen gehe zu weit.
Verfahren gegen Gruppe läuft
Die «Junge Tat» ist bereits mehrfach durch effekthascherische Auftritte aufgefallen. Im Juni störten sie mutmasslich einen Gottesdienst im Rahmen der Pride. Die Staatsanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang ein Verfahren wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs und Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit aufgenommen.
Im Umfeld der «Jungen Tat» kam es bereits mehrfach zu Festnahmen und der Konfiskation von Schusswaffen. Etwa im Januar 2021, nachdem Unbekannte eine Online-Veranstaltung einer jüdischen Gruppierung mit obszönen und antisemitischen Bildern gestört hatten.
Die Gruppierung und ihre Aktionen stehen für ein neues Phänomen in der Entwicklung des Schweizer Rechtsextremismus: Kleine Splittergruppen versuchen mit einem Minimum an Aufwand grösstmögliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Ihr Ziel ist es, via soziale Netzwerke Sympathisanten zu mobilisieren. Besonders unter Jugendlichen, von denen gemäss einer ZHAW-Umfrage von 2017 immerhin gut sechs Prozent rechtsextreme Haltungen vertreten.
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-gemeinderat-diskutiert-ueber-rechtsextreme-stoeraktion-ld.1709202)
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
In der Türkei aufgespürt: stern-Reporterin schildert lange Jagd nach Attila Hildmann
Gemeinsam mit den Hobbydetektiven von „Hildbusters“ hat der stern monatelang recherchiert – und schließlich Deutschlands gefährlichsten Antisemiten Attila Hildmann in der Türkei aufgespürt. Wie genau die Jagd nach dem Telegram-Hetzer ablief, berichtet stern-Reporterin Tina Kaiser im Video.
https://www.stern.de/gesellschaft/attila-hildmann-in-der-tuerkei–stern-reporterin-schildert-jagd-32849150.html
-> https://www.stern.de/politik/heutewichtig/attila-hildmann–stern-reporterin-ueber-jagd-in-tuerkei—bei–heute-wichtig–32849706.html
-> https://www.spiegel.de/panorama/medienbericht-attila-hildmann-haelt-sich-mutmasslich-im-tuerkischen-kartepe-versteckt-a-cbbe8b5b-7fb0-467f-8007-d0ae3705f0b0?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss
-> https://www.blick.ch/ausland/bilder-verrieten-ihn-attila-hildmann-versteckt-sich-in-dieser-tuerkischen-stadt-id17994007.html
-> https://www.morgenpost.de/berlin/article236758019/attila-hildmann-tuerkei-entdeckung-stern-hildbusters.html
-> https://www.watson.ch/!428686358
-> https://www.n-tv.de/panorama/Reporter-spueren-gesuchten-Attila-Hildmann-auf-article23674724.html
+++HISTORY
Black power behind bars – Black power movement: Ex-Black Panther asks for fresh trial amid new evidence
New evidence shows that the conviction of Mumia Abu-Jamal – who has spent over 40 years in prison – was tainted, prompting calls for a re-examination
https://www.theguardian.com/us-news/2022/oct/26/ex-black-panther-mumia-abu-jamal-fresh-trial-amid-new-evidence
Gruebe-Buch 2.0
Das Buch, das die 188-jährige Geschichte des Knabenerziehungsheims «Auf der Grube» in Niederwangen nachgezeichnet hatte, war dem Feuer zum Opfer gefallen. Nun ist es neu entstanden: direkter, vielseitiger, noch näher an der bedrückenden Vergangenheit.
https://journal-b.ch/artikel/gruebe-buch-2-0/
Schweizer Prügelpädagogik: Mit Schlägen brutalisiert
Auf Initiative der Betroffenen wird die Geschichte des berüchtigten Knabenerziehungsheims Gruebe im Kanton Bern neu erzählt. Es ist das zweite Buch zum Thema, das erste wurde eingestampft.
https://www.woz.ch/2243/schweizer-pruegelpaedagogik/schweizer-pruegelpaedagogik-mit-schlaegen-brutalisiert
Migrantisches Kaltbrunn
Die Schweiz hat endlich ein Migrationsmuseum. Es steht allerdings weder in St.Gallen noch in Zürich, sondern in Kaltbrunn. Aktuell zu besichtigen im «Reisebüro Linth – Museum für Auswanderung und Einwanderung» ist eine Sonderausstellung zum Thema Flucht.
https://www.saiten.ch/migrantisches-kaltbrunn/