Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel/
+++LUZERN
Gemeinde Entlebuch holt bei Wohnungen für Geflüchtete auf
Die Gemeinde Entlebuch nimmt aktuell zu wenig Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich auf und muss deshalb Ersatzabgaben an den Kanton Luzern zahlen. Es sieht aber besser aus als noch vor einem Monat.
https://www.neo1.ch/artikel/gemeinde-entlebuch-holt-bei-wohnungen-fuer-gefluechtete-auf
Container-Dorf für ukrainische Flüchtlinge: Ebikon macht dem Kanton ein Angebot
Die Gemeinde Ebikon konnte bisher viel zu wenig Plätze für Flüchtlinge anbieten. Das soll sich nun ändern: Direkt neben dem Bahnhof sollen Unterkünfte für bis zu 210 Personen entstehen.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/ukrainekrieg-gemeinde-ebikon-plant-temporaere-asylunterkunft-auf-dem-areal-risch-ld.2354607
-> https://www.zentralplus.ch/politik/ebikon-temporaere-asylunterkunft-wird-geprueft-2464461/
+++ST. GALLEN
Ukrainer:innen in der Schweiz : Das grösste Hindernis ist die Sprache
Die Unsicherheit über den Aufenthalt wird zum Dauerstress: Eine Begegnung mit geflüchteten Ukrainer:innen, die wir nach ihrer Ankunft vor einem halben Jahr erstmals getroffen haben.
https://www.woz.ch/2240/ukrainerinnen-in-der-schweiz/ukrainerinnen-in-der-schweiz-das-groesste-hindernis-ist-die
+++ZÜRICH
„Wir fordern eine Gesundheitsvorsorge ohne Diskriminierung“
„Women in Exile“ nimmt Ende Oktober an der Aktionskonferenz zu Care-Arbeit in der Roten Fabrik teil. Im Interview sprechen zwei Mitglieder über ihre Arbeit, die Zustände in den deutschen Lagern und das diskriminierende Gesundheitssystem.
https://daslamm.ch/wir-fordern-eine-gesundheitsvorsorge-ohne-diskriminierung/
Parteien reagieren sehr unterschiedlich auf Missstände im Jugendasylzentrum Lilienberg in Affoltern a.A.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/offenbar-klappt-s-mit-dem-energie-sparen?id=12264907
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/jugend-asylheim-lilienberg-soll-weniger-jugendliche-aufnehmen-00195396/
Zürcher Gastronom startet Käse-Kurs für Asyl-Suchende
Der Zürcher Erfolgsgastronom Michel Péclard kämpft mit Personalmangel. Deshalb hat er kurzerhand eine eigene Kochschule geründet. Asylsuchende sollen hier den Einstieg in die Gastroszene schaffen. Am Mittwoch waren sie in der Milchmanufaktur in Einsiedeln und haben gelernt, wie man Käse macht.
https://www.tagblatt.ch/limmattal/zuerich/chli-stinke-muess-es-zuercher-gastronom-startet-kaese-kurs-fuer-asyl-suchende-ld.2354949
+++SCHWEIZ
Kein Ansturm im September: Nur 31 Russen beantragen Asyl in der Schweiz
Im letzten Monat haben zwar nur wenige Russen um Asyl in der Schweiz gebeten. Doch Fahnenflüchtige aus Russland sollen einfacher Asyl in der Schweiz erhalten, fordern linke Politiker.
https://www.blick.ch/politik/im-september-31-personen-aus-russland-beantragen-asyl-in-der-schweiz-id17937289.html
+++EUROPA
EUMigraTool: Mit „Künstlicher Intelligenz“ gegen Migration
In einem Offenen Brief kritisieren elf Organisationen das Vorhaben der EU, eine Infrastruktur für die Vorhersage von „Migrationströmen“ aufzubauen. Das geplante Instrument könnte außerdem einer geplanten EU-Verordnung widersprechen.
https://netzpolitik.org/2022/eumigratool-mit-kuenstlicher-intelligenz-gegen-migration/
+++MAROKKO
Gewalt gegen Migranten in Marokko:Tod am Grenzzaun
27 Todesopfer an einem einzigen Tag im Juni: Griff die Polizei brutal gegen Migranten durch, weil es politisch gewollt war? Darauf deuten Recherchen hin.
https://taz.de/Gewalt-gegen-Migranten-in-Marokko/!5882408/
+++JENISCHE/SINTI/ROMA
derbund.ch 05.10.2022
Parkplätze der VIP-Kunden: Bieler Fahrenden droht die Räumung
Seit rund einem Monat campieren Fahrende aus Frankreich illegal bei der Tissot Arena in Biel. Jetzt wurde der Räumungsbefehl beantragt.
Lino Schaeren
Der Ärger mit den Fahrenden aus Frankreich bei der Tissot Arena nimmt kein Ende: Seit rund einem Monat besetzt die Gruppe mit um die 20 Wohnwagen den Aussenparkplatz im Norden der Bieler Stadien illegal. Anfang September sorgte das noch für wenig Aufsehen.
Seit der EHC Biel in die neue Saison gestartet ist, stieg das Konfliktpotenzial jedoch rasant: Das Bieler Sportaushängeschild mietet das Parkfeld für seine VIP-Kunden. Diese mussten ihre Karossen am 20. September beim Derby gegen den SC Bern stattdessen entlang der Roger-Federer-Allee abstellen – mit ausdrücklicher Erlaubnis der Behörden.
Seit dem Kantonalderby hat der EHC Biel zwei weitere Heimspiele abgehalten, drei wären es gewesen, wäre das Spiel gegen Fribourg-Gottéron nicht wegen defekter Eisaufbereitung kurzfristig abgesagt worden. Und die Fahrenden sind noch immer da. «Wir haben einige enervierte Kunden, die auf uns zukommen. Sie verstehen nicht, wieso wir gegen diese Besetzung nicht mehr machen», sagt EHC-Geschäftsführer Daniel Villard. Denn: Besitzerin des Aussenparkplatzes ist die Innoland AG. Nur diese kann rechtlich gegen die Landnahme vorgehen.
Fahrende kennen Gesetze
Und genau das tut die Inhaberin respektive die durch sie eingesetzte Verwaltung jetzt auch. Die At-Home Régie Immobilière SA hat bei der Zivilabteilung des Regionalgerichts Berner Jura-Seeland den Räumungsbefehl beantragt, wie die Verantwortlichen gegenüber Radio «Canal 3» bestätigen. Geht die Bewirtschafterin der kommerziellen Mantelnutzung in den Stadien den rechtlichen Weg konsequent, wird sie den Parkplatz am Ende polizeilich räumen lassen können.
So weit dürfte es jedoch kaum kommen. Die Fahrenden kennen die Schweizer Gesetzgebung in der Regel bestens und wissen, wann für sie der Moment gekommen ist, das Feld freiwillig zu räumen. Konkret ist dies normalerweise spätestens dann der Fall, wenn die richterliche Wegweisung hereinflattert.
So geschehen etwa vor gut einem Jahr, als eine grosse Gruppe ausländischer Fahrender südlich der Stadien ein Grundstück im Besitz der Stadt Biel besetzt hielt. Erst am Abend vor dem angekündigten Abschleppen der Wagen zogen die Fahrenden weiter. Gleichzeitig war bereits damals auch besagter Aussenparkplatz nördlich der Tissot Arena durch Fahrende aus Frankreich besetzt – und das über mehrere Monate.
Dass illegale Landnahmen oft mehrere Wochen Bestand haben, hat ihren Grund, schliesslich ist die Räumung kompliziert und für die Eigentümerinnen aufwendig.
In einem ersten Schritt muss die Kantonspolizei aufgeboten werden, damit diese die Personalien der Fahrenden aufnimmt. Dann muss beim Regionalgericht ein Antrag auf einen Räumungsbefehl gestellt werden. Wird diesem stattgegeben, die Fahrenden leisten jedoch nicht Folge, kann wiederum beim Regionalgericht Antrag auf richterliche Wegweisung gestellt werden. Erst wenn dieser gutgeheissen wird, kann die polizeiliche Räumung erfolgen.
Es ist daher wenig erstaunlich, dass Grundbesitzer – oder wie in diesem Fall des Parkplatzes Baurechtsnehmer – damit überfordert sind. Die At-Home Régie Immobilière SA beklagte in den letzten Wochen denn auch, dass sie zu wenig Unterstützung durch die Stadt Biel erhalte. Diese wiederum erwiderte in Person von Sicherheitsdirektor Beat Feurer (SVP) auf die Vorwürfe, dass die Einwohnergemeinde rechtlich gar keine Handhabe habe, auf privatem Grund aktiv zu werden.
Stadt kassiert Gebühren
Dennoch ist die Stadt in den aktuellen Fall involviert, Vertreter der Stadt waren offenbar mehrfach auf Platz, um mit den Fahrenden zu verhandeln. Allerdings nicht über eine mögliche Abreise, wie Feurer betont, sondern über die Abfallentsorgung und den Wasseranschluss. Die Stadt hat daraufhin Mulden für die Abfallentsorgung bereitgestellt sowie einen Wasserzugang gelegt. Dafür wiederum zahlen die Fahrenden: 600 Franken pro gefüllte Mulde. Laut Feurer werden Abfallmulden nur im Einverständnis mit dem Pächter aufgestellt, «um zu verhindern, dass auf dem Gelände Müll liegen bleibt».
Der Wasseranschluss sei wiederum im Interesse der Stadt. Früher, sagt der Sicherheitsdirektor, hätten Fahrende oft die Hydranten der Stadt angezapft. Da diese über kein Rückschlagventil verfügen, drohte jeweils eine Verschmutzung des städtischen Trinkwassers. Die durch die Stadt für die Fahrenden eingerichtete Wasserversorgung verfüge hingegen über ein entsprechendes Ventil, das verhindere, dass Wasser zurück ins städtische Netz fliesse.
Und der EHC Biel? Dem bleibt nicht viel anderes übrig, als dem Treiben vor den Stadiontoren zuzuschauen. Daniel Villard hofft jedoch, dass der Parkplatz für das nächste Heimspiel vom Samstag gegen den EHC Kloten wieder frei ist. Er sagt deshalb: «Wenn die Fahrenden am Mittwoch immer noch da sind, werde ich noch einmal vorstellig.» Ob bei der Stadt Biel oder bei der At-Home Régie Immobilière SA, lässt er offen. Hauptsache, es bewegt sich etwas.
(https://www.derbund.ch/jetzt-droht-den-fahrenden-die-raeumung-695531455007)
-> https://web.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2022-10-05 (ab 03:17)
+++GASSE
Drogen-Abhängigkeit – Erleichterte Heroinabgabe für Süchtige auch nach der Pandemie
Menschen mit einer Sucht hatten während der Coronazeit besondere Regelungen bei der Abgabe des Heroins. Damit seien gute Erfahrungen gemacht worden, heisst es bei den Abgabestellen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/drogen-abhaengigkeit-erleichterte-heroinabgabe-fuer-suechtige-auch-nach-der-pandemie
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/zuercher-cannabis-pilotprojekt-wird-verschoben?id=12265060 (ab 04.27)
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/bundesrat-will-erleichterte-heroinabgabe-fur-suchtige-fortfuhren-66296268
-> https://www.blick.ch/politik/gute-erfahrungen-bundesrat-will-erleichterte-heroinabgabe-fortfuehren-id17935833.html
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/erleichterte-heroinabgabe-fuer-suechtige-soll-weitergefuehrt-werden?id=12265216 (ab 05:07)
Lieferengpässe bei Medikamenten – Heroin-Ersatz: Lage in Luzern bleibt ungemütlich
In Luzern kam es vor einigen Monaten zu Lieferengpässen bei einem der wichtigsten Medikamente zur Behandlung von Heroin-Süchtigen. Jetzt zeichnet sich das nächste Problem ab.
https://www.zentralplus.ch/gesellschaft/heroin-ersatz-lage-in-luzern-bleibt-ungemuetlich-2430135/
+++DROGENPOLITIK
Zürcher Cannabis-Pilotprojekt wird verschoben
Der legale Verkauf von Cannabis wird in Zürich erst im ersten Halbjahr 2023 getestet. Der Grund für die Verzögerung liegt in Bern: Das Bundesamt für Gesundheit hat das Projekt noch nicht abschliessend freigegeben.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/zuercher-cannabis-pilotprojekt-wird-verschoben?id=12265060
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/legale-abgabe-fehlende-bewilligung-stoppt-zuercher-cannabis-pilotprojekt
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/cannabis-bag-bewilligung-fehlt-cannabis-pilotprojekt-wird-verschoben-ld.2354670
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/erleichterte-heroinabgabe-fuer-suechtige-soll-weitergefuehrt-werden?id=12265216
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/cannabis-pilotprojekt-wird-verschoben-bag-bewilligung-fehlt-00195485/
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Wir wollen das Kellerhaus kaufen. Wir sind schon mal drin.
NEUE BESETZUNG!
In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober wurde das Haus an der Kellerstrasse 28a von Aktivist*innen besetzt.
Wir, das Kollektiv Kellerhaus, eine Gruppe an Intressent*innen aus Luzern und Umgebung, die auf das seit 4 Jahren leerstehende Haus an der Kellerstrasse 28a aufmerksam geworden sind, möchten dies gerne kaufen. Wir sind schon mal drin.
https://barrikade.info/article/5410
Haus in Luzern ist seit Jahren leer – Besetzung Kellerstrasse: Das sagen die Nachbarn
Das Haus an der Luzerner Kellerstrasse 28a ist in der Nacht auf Mittwoch besetzt worden. Es steht wegen eines juristischen Streits bereits seit über vier Jahren leer. Deshalb gibt es von der Nachbarschaft Sympathiepunkte für die Besetzung.
https://www.zentralplus.ch/wohnen-bauen/besetzung-kellerstrasse-das-sagen-die-nachbarn-2464063/
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/luzern-haus-an-der-kellerstrasse-in-luzern-besetzt-aktivisten-wir-wollen-das-kellerhaus-kaufen-ld.2354587
-> https://www.20min.ch/story/wir-wollen-das-kellerhaus-kaufen-wieder-ein-haus-in-luzern-besetzt-528343502206
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/neue-hausbesetzung-in-der-stadt-luzern-148247010
-> Medienmitteilung Besetzer*innen: https://barrikade.info/article/5410
+++POLIZEI BS
Keine neue Software für Basler Polizei – 1.8 Millionen verloren
Die Basler Kantonspolizei muss noch länger auf eine neue IT-Lösung warten: Nach Pannen bei der Einführung der gleichen neuen Software beim Berner Polizeikorps hat die Anbieterin Swisscom in Basel schon gar keine Offerte mehr eingereicht.Die Erneuerung des Datenverarbeitungssystems im Rahmen des Programms «Kapo 2016» muss also nach über fünf Jahren Vorbereitungszeit frisch evaluiert werden.Von den mit 18 Millionen Franken veranschlagten Kosten seien 1,8 Millionen bereits ausgegeben worden. Diese müssten voraussichtlich zum grössten Teil als Verlust ausgewiesen werden, heisst es.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/keine-neue-software-fuer-basler-polizei-1-8-millionen-verloren?partId=12265255
-> https://telebasel.ch/2022/10/05/stadt-muss-polizei-software-neu-ausschreiben/?utm_source=lead&utm_medium=grid&utm_campaign=pos%201&channel=105100
-> https://www.bs.ch/nm/2022-reevaluation-der-neuen-vorgangsbearbeitung-fuer-die-kantonspolizei-basel-stadt-jsd.html
-> https://telebasel.ch/2022/10/05/stadt-muss-polizei-software-neu-ausschreiben/?channel=105100
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Vorwurf der Volksverhetzung: Prozesse gegen Corona-Leugner
Der Corona-Maßnahmenkritiker Bhakdi muss sich wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Gegen einen weiteren Protagonisten der Coronaleugner-Szene wird demnächst wegen des gleichen Vorwurfs verhandelt
https://www.tagesschau.de/investigativ/bhakdi-corona-101.html
+++HISTORY
Umstrittene Inschriften – «Mohrenkopf»-Debatte: Jetzt wird um Häuser-Namen gestritten
Das rassistisch belastete Wort «Mohrenkopf» erhitzt die Gemüter. Problematische Inschriften sollen abgedeckt werden.
https://www.srf.ch/news/schweiz/umstrittene-inschriften-mohrenkopf-debatte-jetzt-wird-um-haeuser-namen-gestritten
+++ANTI-WOKE/DREADLOCKSMANIA/WINNETOUWHINING
Weisse sollen lernen, sich für Schwarze und People of Color einzusetzen
Zwei Workshops, welche die ETH Zürich im Rahmen des Black History Month in Europe anbietet, haben eine Kontroverse ausgelöst. Die Hochschule nimmt Stellung dazu.
https://www.20min.ch/story/weisse-sollen-lernen-sich-fuer-schwarze-und-people-of-color-einzusetzen-260966431028
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aargauerzeitung.ch 05.10.2022
Ja oder Nein zu weissen Reggae-Musikern mit Rastas? So gehen Aargauer Veranstalter mit dem umstrittenen Thema um
«Wir buchen Bands, um Besucher ins Lokal zu bringen», heisst es beim Nordportal Baden. «Wem es nicht passt, der muss ja nicht bleiben und zuhören», gilt im Oxil Zofingen. Verantwortliche mehrerer bekannter Lokale wie dem Kiff Aarau oder Royal und Werkk Baden äussern sich nicht zum Umgang mit Fragen von kultureller Aneignung.
Fabian Hägler
Ende Juli musste die Mundart-Reggaeband «Lauwarm» ein Konzert in der «Brasserie Lorraine» in Bern abbrechen, weil es einige Besucher und Besucherinnen störte, dass sie jamaikanische Musik spielte, afrikanische Kleidung und Dreadlocks trug. Ist das ein Fall von kultureller Aneignung? Die Frage wurde kontrovers diskutiert. Das sehr lokale Ereignis schaffte es selbst in deutsche Blätter wie die «Bild» oder die «Welt».
Kurz danach reichte die Junge SVP Schweiz eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Brasserie Lorraine ein. Der Konzertabbruch gehe der Partei zu weit, sagte Präsident David Trachsel, zudem sei die Antirassismus-Strafnorm erfüllt. «Was sich in Bern in der Brasserie abgespielt hat, ist Rassismus gegen Weisse», kritisierte Trachsel.
Konzert eines österreichischen Musikers in Zürich abgesagt
Mitte August wurde ein Konzert des österreichischen Musikers Mario Parizek kurzfristig abgesagt, der im «Das Gleis» in Zürich auftreten sollte. «Am Tag des Konzerts haben wir Mitteilungen bekommen, unter anderem von Personen aus unserem Team, die sich mit diesem Auftritt nicht wohlfühlten. Das Problem der kulturellen Aneignung wurde angesprochen», teilten die Veranstalter mit.
In einem Video-Statement klagte der verärgerte Musiker, sein Konzert sei abgesagt worden, weil er weiss sei und Rastas trage: «Ich habe mir damals als 13-Jähriger Dreads machen lassen, weil ich in einem ziemlich rechten Dorf aufgewachsen bin und mir damals gedacht habe, diesen rechten Leuten will ich zeigen, dass es auch andere Leute gibt. Heute werde ich von der linken Ecke deshalb diskriminiert.»
Bisher keine Absagen wegen kultureller Aneignung im Aargau
Aus dem Kanton Aargau sind bisher keine ähnlichen Fälle bekannt. Doch wie würden die hiesigen Kulturlokale reagieren, wenn Besucherinnen kritisch auf weisse Musiker mit Dreadlocks reagieren? Die AZ hat Kulturveranstalter im Kanton kontaktiert und ihnen mehrere Fragen zur Problematik der kulturellen Aneignung gestellt.
Welche Haltung haben sie zum Thema kulturelle Aneignung? Gab es schon Fälle, wo sich Personen ebenfalls «unwohl» fühlten, und wie wurde darauf reagiert? Wie würde man in Zukunft reagieren? Und: Werden weiterhin weisse Musikerinnen und Musiker eingeladen, die Dreadlocks (oder auch andere Frisuren anderer Kulturen) tragen und/oder Reggae spielen?
1) Kiff Aarau: «Diskussion zu wenig differenziert und nicht zielführend»
Daniel Kissling, Co-Geschäftsleiter im Kiff Aarau, geht nicht auf die konkreten Fragen der AZ ein. «Die aktuelle Diskussion bzw. die Form, wie sie geführt wird, scheint uns zu wenig differenziert und nicht zielführend», schreibt er als Begründung. Auch eine Umfrage bei Kulturveranstaltern, wie sie die AZ durchführt, sieht Kissling nicht als richtiges Gefäss für die Behandlung dieses Themas.
Auch die Verantwortlichen im Kiff beschäftige die Thematik seit einiger Zeit stärker als auch schon. Kissling betont aber, es habe immer schon zu den Aufgaben von Kulturveranstaltenden gehört, sich Gedanken über die Wirkung der von ihnen präsentierten Künstlerinnen und Künstler zu machen. Zumindest die Frage, ob das Kiff weiterhin Reggae-Konzerte durchführt, lässt sich leicht beantworten: Am 2. September trat Phenomden in Aarau auf.
2) Royal Baden: «Kein stimmiger Moment, um uns medial dazu zu äussern»
Anina Riniker, beim Verein Kulturhaus Royal in Baden verantwortlich für Kommunikation und Booking, schreibt der AZ zur Frage der kulturellen Aneignung: «Das ist ein Thema, welches uns als Betrieb und auch persönlich nicht erst seit diesem Sommer beschäftigt.»
Die Royal-Verantwortlichen finden die Diskussion darüber laut Riniker unglaublich wichtig – jedoch nicht in der Art und Weise, wie sie diesen Spätsommer in Bezug auf eine einzelne Situation geführt werde. «Daher ist das für uns kein stimmiger Moment, um uns medial dazu zu äussern».
3) Oxil Zofingen: «Wem es nicht passt, der muss ja nicht bleiben»
Stefan Bauer, Vorstandsmitglied von OX Kultur aus Zofingen, findet die Frage «doof», wie sich das Kulturlokal Oxil zur Diskussion um kulturelle Aneignung stellt. Er schreibt der AZ: «Klar ist es problematisch, wenn eine Kultur ins Lächerliche gezogen wird oder Profit daraus gemacht wird. Das kann ja niemand grundsätzlich gutheissen. Ob jetzt Dreadlocks einer/eines Weissen kulturelle Aneignung ist… kommt darauf an.»
Situationen, in denen sich Leute im Publikum wegen Weissen mit Dreadlocks unwohl fühlten, habe es im Oxil noch nie gegeben.
Grundsätzlich werde auf und neben der Bühne kein sexistisches, rassistisches oder anderes unangebrachtes Verhalten toleriert, schreibt Bauer.
Auf die Frage, ob die Oxil-Verantwortlichen ein Konzert abbrechen würden, wenn es im Publikum Bedenken wegen kultureller Aneignung gibt, hält er fest: «Eher nicht – wem es nicht passt, der muss ja nicht bleiben und zuhören oder zuschauen.»
Das Oxil veranstaltet auch weiterhin Reggae-Anlässe, Mitte September stand «Reggae Allnighter» auf dem Prograhistormm. Die beiden DJs Mighty Matthew und Josh the Cooler kamen mit ihrer Reggae-Plattensammlung nach Zofingen.
4) Tommasini Lenzburg: Kein Platz für Rassismus und Diskriminierung
Florian Kroneberger vom Koordinationsteam des «Tommasini» in Lenzburg sagt: «Das Thema ist auch bei uns präsent und wir nehmen die öffentliche Debatte zum Anlass, um innerhalb des Vereins eine Haltung dazu zu erarbeiten.» Eine solche sei aber noch nicht abschliessend gefasst worden. Die Thematik sei enorm komplex und könne «nicht alleine am Thema Dreadlocks und/oder Reggae abgehandelt werden».
Man versuche eine nüchterne, sorgfältige Auseinandersetzung und die nötigen Diskussionen – mit Einbezug von Betroffenen und Expertinnen – im Verein zu führen. Grundlage seien humanistische Grundwerte und das Vereins-Manifest. Kroneberger hält fest: «Im Tommasini sollen jegliche Formen von Diskriminierung und Rassismus keinen Platz haben.»
Ziel sei, dass sich jeder Mensch im Haus wohl und respektiert fühle und bereit sei, sich an die Grundsätze des Awareness-Konzepts zu halten. Um dies zu gewährleisten, setzt das Tommasini ein Careteam ein, das an öffentlichen Anlässen präsent und ansprechbar ist und das Awareness Konzept umsetzt.
Kroneberger sagt, bei «Unwohlsein» einzelner Besucherinnen und Besucher würden normalerweise individuelle Lösungen gefunden. «Es ist uns wichtig, unsere eigenen Haltungen und Verhaltensweisen immer wieder kritisch zu hinterfragen.» Dabei sei eine konstruktive Diskussions- und Fehlerkultur zentral, betont er.
5) Nordportal Baden: «Wir buchen Bands, um Besucher ins Lokal zu bringen»
Maik Strassl, Geschäftsführer und Eventmanager beim Nordportal Baden, hatte «in der Vergangenheit noch nie mit Fällen zu tun, in denen sich Menschen unwohl fühlten oder beschwert hatten». Die Haltung, die er zur umstrittenen Frage der kulturellen Aneignung einnehme, sei ganz klar: «Wir buchen Bands oder Künstlerinnen und Künstler, um Besucher ins Nordportal zu bringen.»
Die Auswahl der Bands und Künstler erfolge nach ihrer Bekanntheit und ihrer Musik und nicht nach ihrem Aussehen oder Aspekten der kulturellen Aneignung. Strassl betont, im Nordportal sei bisher noch nie ein Konzert abgebrochen worden und die Verantwortlichen hätten dies auch in Zukunft nicht vor.
6) Werkk Baden: Diskussion beschäftigte schon vor Vorfällen im Sommer
«Die Diskussion über diese Thematik finden wir äusserst spannend und wichtig, da sie uns in unserer täglichen Arbeit schon vor den Vorfällen in diesem Sommer beschäftigte», sagt Marcel Häfliger, Verantwortlicher für Booking, Marketing und Kommunikation im Werkk Baden.
Die allgemeine Berichterstattung und Stimmung über die Vorfälle in Bern und Zürich entspreche «aber nicht unserer Vorstellung einer sinnvollen Auseinandersetzung mit der Thematik». Aus diesem Grund wollen sich die Verantwortlichen des Jugendkulturlokals zur Anfrage der AZ nicht äussern.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/kulturelle-aneignung-ja-oder-nein-zu-weissen-reggae-musikern-mit-rastas-so-gehen-aargauer-veranstalter-mit-dem-umstrittenen-thema-um-ld.2334868)
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aargauerzeitung.ch 05.10.2022
Weisser Aarauer Musiker mit Dreadlocks: «Zum Glück wurde bei mir noch kein Konzert abgesagt»
Peter Inversini spielt in der Aarauer Band Telli Family – er ist weiss und trägt seit über 20 Jahren eine Rastafrisur. Zur Diskussion um kulturelle Aneignung und zur Absage von zwei Konzerten in Bern und Zürich sagt Inversini: «Es schreibt einem niemand vor, dass man an ein bestimmtes Konzert gehen muss.»
Fabian Hägler
Peter Inversini trägt eine Rastafrisur, seit er zwölf Jahre alt ist. Der heute 36-Jährige, der aus Langenthal BE stammt, in Zürich wohnt, in Winterthur und Frauenfeld als Lehrer tätig ist und in Aarau in einer Band spielt, hat seine Haare zum letzten Mal kurz geschnitten, als seine Schwester konfirmiert wurde. «Ich habe schon früh selber Musik gemacht und wollte einfach lange Haare, das hat mir immer gefallen», sagt Inversini. Er liess die Haare wachsen, diese verfilzten mit der Zeit und wurden zu natürlichen Dreadlocks, wie er sagt.
Insgesamt sei er zweimal beim Coiffeur gewesen und habe rund 50 Franken bezahlt, seit er diese Frisur habe, sagt Inversini. «Als ich im Militär war, musste ich ein paar Strähnen kürzen, damit ich die Schutzmaske anziehen konnte.» In seiner Jugend wurde der begeisterte Musiker oft auf die Dreadlocks angesprochen. «Es gab eine Art Stigmatisierung, viele hatten den Eindruck, ich sei sicher ein Kiffer, wenn sie mich anschauten», erinnert er sich.
Weder in der Schweiz noch in den USA je wegen Dreadlocks kritisiert
Den Vorwurf der kulturellen Aneignung oder die Aussage, dass er als Weisser keine Rastas tragen sollte, weil dies respektlos gegenüber dunkelhäutigen Reggae-Musikern sei, habe er aber nie gehört. Weder in der Schweizer Musikszene, noch in Los Angeles, «wo ich eine Zeit lang gelebt hatte, gab es je eine solche Diskussion», sagt Inversini.
Mitte Januar hätte der Musiker mit der Aarauer Band «Telli Family», in der er Gitarre spielt, im Kulturhaus Tommasini in Lenzburg auftreten sollen. Das Konzert wurde jedoch verschoben – allerdings nicht, weil sich jemand an den Dreadlocks des weissen Musikers gestört hätte, sondern weil Anfang Jahr noch Corona grassierte.
Frau bezeichnete Musiker wegen Rastafrisur als Kulturdieb
Inzwischen hat «Telli Family» den ersten Auftritt hinter sich, am 30. Juni spielte die Band am Maienzug-Vorabend in Aarau. An der Frisur von Gitarrist Inversini störte sich niemand – doch nur einen Monat später hatte sich dies geändert. Der 36-Jährige schildert auf Facebook ein Erlebnis im Zusammenhang mit der Diskussion über kulturelle Aneignung.
Inversini wurde in Zürich von einer Frau angesprochen und als Kulturdieb beschimpft, wie er berichtet. Und er fragt, was mit den Leuten derzeit falsch laufe. «Ich habe den Eindruck, dass sich während Corona eine intolerante Schimpfkultur gebildet hat, dass viele Leute sehr rasch und heftig andere kritisieren, wenn ihnen etwas nicht passt», sagt er.
Unsicherheit bei einem reggae-ähnlichen Stück an eigenem Auftritt
Zum Glück sei ihm noch nie ein Konzert abgesagt worden, sagt Inversini, doch eine gewisse Unsicherheit gebe es seit den Vorfällen in Bern und Zürich schon. Kürzlich habe er bei einem Auftritt ein Cover von «I Am Yours» von Jason Mraz gespielt. «Der Song hat eine Art von Reggae-Begleitung, ich habe gehofft, dass niemand kommt und sich beklagt – aber alle fanden es schön», berichtet er.
Seine Haltung zu den umstrittenen Konzertabbrüchen in Bern und Zürich ist klar: «Es schreibt einem niemand vor, dass man an ein bestimmtes Konzert gehen muss.»
Einerseits könne man sich vor dem Konzert über die Band informieren, andererseits das Lokal verlassen, wenn einem die Musik, der Stil oder das Aussehen der Interpreten nicht gefalle.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/kulturelle-aneignung-weisser-aarauer-musiker-mit-dreadlocks-zum-glueck-wurde-bei-mir-noch-kein-konzert-abgesagt-ld.2334884)