Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Gefordert: Ein Moratorium für das Rückkehrcamp Gampelen
Philippe Müller und die Berner Migrationsbehörden wollen offensichtlich die übrigbleibenden 50 Personen des Rückkehrcamps Bözingen nach Gampelen zwangstransferieren. Dies, obwohl (1) seit dem Tod von Nesurasa nicht abgeklärt wurde, ob im Rückkehrcamp Gampelen das Recht auf Leben genügend geschützt ist bzw. ob der Kanton und/oder die mandatierte ORS AG ihre Fürsorge- und Schutzpflichten verletzt haben. Die angekündigten Transfers übergehen (2) die abgewiesenen asylsuchenden Aktivist*innen der Gruppe „Stop Isolation Bözingen“. Zusammen mit solidarischen Personen und Organisationen fordern sie als #WirbleibeninBiel seit Monaten einen Ort für eine Kollektivprivatunterkunft in Biel. (3) Schliesslich würde Philiippe Müller mit den Transfers nach Gampelen die Empfehlungen der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) missachten. In Gampelen die Belegung zu erhöhen, ist gemäss NKVF-Bericht schlicht „unzumutbar“ (Seite 5).
https://migrant-solidarity-network.ch/2022/06/17/gefordert-ein-moratorium-fuer-das-rueckkehrcamp-gampelen/
#WirbleibeninBiel: Aktionswoche
https://migrant-solidarity-network.ch/2022/06/17/wirbleibeninbiel-aktionswoche/
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derbund.ch 18.06.2022
Interview mit Flüchtlingspfarrer: «Unverständlich, warum jemand aus Afghanistan anders behandelt wird»
Die Schweiz könnte mehr für Flüchtlinge tun, sagt Andreas Nufer. Auf manche Fragen hat der Berner Pfarrer allerdings keine Antwort.
Andres Marti
Herr Nufer, Sie haben sich als Pfarrer gegen den Ausbau der Grenzschutzagentur Frontex engagiert und äussern sich oft politisch. Befürworten Sie Waffenlieferungen an die Ukraine?
(holt tief Luft) Das ist kompliziert. Für pazifistisch eingestellt Leute ist das eine sehr schwierige Frage. Einerseits ist es verständlich, wenn sich die Ukraine gegen diese unglaubliche Aggression verteidigen will. Andererseits wissen wir alle, dass die langfristige Lösung nicht militärisch erreicht werden kann. Früher oder später muss man wieder miteinander reden.
Um sich zu verteidigen, braucht die Ukraine schwere Waffen.
Ich bin hin- und hergerissen.
Also soll sich die Ukraine einfach ergeben, quasi die linke Wange auch noch hinhalten?
Das ist sicher auch nicht die Lösung. Ich kann Ihnen keine eindeutige Antwort auf diese Fragen geben.
Am Samstag ist Flüchtlingstag. Vor einem Jahr protestierten die Kirchen gegen das fehlende Engagement der Schweiz für Menschen auf der Flucht. Macht die Schweiz immer noch zu wenig für Flüchtlinge?
Ja, eindeutig.
Wirklich? Die Schweiz hat innerhalb weniger Monate mehr Flüchtlinge aufgenommen als während des gesamten Kosovo-Kriegs. Tausende sind bei Gastfamilien untergekommen.
Der Ukraine-Krieg zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung sehr solidarisch ist und bereit, sich zu engagieren. Der Krieg zeit aber auch, dass vieles vom Willen der Regierung abhängt. So hat der Bundesrat bekanntlich innerhalb weniger Tage den Schutzstatus S aktiviert.
Sie sagen es: Die Schweiz macht gerade sehr viel für Geflüchtete.
Aber eben nicht für alle. Es ist doch absolut unverständlich, warum jemand aus Syrien, Eritrea oder Afghanistan derart anders behandelt wird. Diese Menschen sind genauso wenig freiwillig geflüchtet wie diejenigen aus der Ukraine. Am eklatantesten wird dieser Widerspruch, wenn Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine den S-Status verweigert wird, weil sie aus Drittstaaten kommen.
Sie fordern den S-Status für alle Geflüchteten aus Kriegsgebieten?
Ja, es gibt für mich keinen einzigen Grund, warum man etwa Flüchtlinge aus Afghanistan oder Syrien anders behandeln soll.
Die Ukraine liegt in Europa, es flüchten vor allem Frauen und Kinder, es sind Christen. Viele sagen: Die Ukrainerin, die mit ihren Kindern flüchtet, ist uns kulturell näher als der junge Mann aus Afghanistan.
Das wird oft gesagt, und ich finde das eine gewagte und pauschalisierende Aussage. Bei uns im Zentrum Bürenpark in Bern hat es viele Ukraine-Flüchtlinge. Ich kann Ihnen versichern, dass die alle sehr unterschiedlich sind. Es hat blonde, schwarzhaarige, hell- und dunkelhäutige, religiöse, areligiöse, gebildete und einfache Menschen. Manche sind sehr kommunikativ und wollen sofort arbeiten, andere finden sich kaum zurecht und werden depressiv.
Sobald der Krieg zu Ende ist, wird die Ukrainerin mit ihren Kindern zurückkehren. Der jungen Männer aus Afghanistan oder Eritrea wollen hingegen hierbleiben.
Ich finde das ehrlich gesagt eine leicht sexistische Aussage. Das ist doch alles Spekulation. Bei den Syrern und Afghanen gibt es genauso unterschiedliche Leute wie bei uns. Manche sind fleissig und arbeitsam, manche hängen vor dem Bahnhof herum und trinken Bier. Genauso wie bei uns. Ich finde es immer sehr heikel, wenn man pauschale Urteile fällt über ganze Gruppen. So kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Dem einzelnen Menschen wird so unrecht getan. Ich habe den Verdacht, dass die unterschiedliche Behandlung der Geflüchteten vor allem ideologische Gründe hat, sprich Rassismus.
Am Samstag werden in der Heiliggeistkirche die Namen von 48’000 auf der Flucht getöteten Menschen vorgelesen. Was bringt diese symbolische Aktion Menschen auf der Flucht?
Es ist eine klassische Gedenkfeier, wie es sie in allen Religionen gibt. Wir finden es wichtig, dass man diese Leute nicht vergisst. Kürzlich ist wieder ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer verunglückt. Dabei sind 273 Menschen ertrunken. Stützt ein Flugzeug mit so vielen Menschen ab, wird darüber auf allen Kanälen berichtet, es gibt Gedenkfeier mit Politikern, und eine Gedenkstätte wird errichtet. Bei Flüchtlingen hingegen passiert nichts. Das ist traurig und ein Skandal. Unsere Aktion ist auch ein Protest gegen diese Gleichgültigkeit.
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Politisch engagierter Pfarrer
Der 57-jährige Theologe Andreas Nufer ist seit zehn Jahren Pfarrer an der Heiliggeistkirche in Bern. Zuvor gründete er 2004 das Solidaritätsnetz Ostschweiz, das sich für die Rechte Asylsuchender einsetzt sowie Beratung, Deutschkurse und Mittagstische anbietet. Zuletzt engagierte sich Nufer im Komitee «Kirchen gegen Frontex-Ausbau». (ama)
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Gedenkfeier für Fluchtopfer
Die Aktion «Beim Namen nennen – über 48’000 Opfer der Festung Europa» gedenkt seit 2019 der Menschen, die auf der Flucht nach Europa gestorben sind. Inzwischen beteiligen sich an der Aktion auch Kirchen aus anderen Städten, etwa Zürich, Basel, Frankfurt oder Berlin. Am diesjährigen Flüchtlingstag (18. Juni) werden in der Heiliggeistkirche die Namen der Verstorbenen und die Umstände ihres Todes vorgelesen. Immer zur vollen Stunde gibt es Musik, Worte, Stille, Performances und anderes. Mehr Infos: www.beimnamennennen.ch. (ama)
(https://www.derbund.ch/es-ist-unverstaendlich-warum-jemand-aus-afghanistan-anders-behandelt-wird-711543777364)
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«Build bridges not walls»: Die «Schärme-Brügg» soll an die gestorbenen Flüchtlinge erinnern
Am Bahnhof Bern steht seit Mittwoch eine Holzbrücke. Sie wurde anlässlich des Flüchtlingstags gebaut.
https://www.20min.ch/video/diese-bruecke-steht-in-gedenken-an-48-000-tote-529981092548
+++BASEL
Region für alle Geflüchteten da
Die Hilfswerke der Region Basel informierten am Samstag am diesjährigen Flüchtlingstag in Liestal über die aktuelle Lage im Asylbereich.
https://telebasel.ch/2022/06/18/region-fuer-alle-gefluechteten-da/?channel=105100
+++LUZERN
«Die Flüchtlinge haben unser Hotel gerettet»: Im Kanton Luzern arbeiten fast 120 Geflüchtete aus der Ukraine
Rund 2500 Ukraine-Flüchtlinge mit Schutzstatus S leben im Kanton Luzern. Von ihnen haben knapp 120 eine Arbeitsbewilligung. Zwei Beispiele zeigen, wie Firmen und Geflüchtete voneinander profitieren.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/kanton-luzern/arbeit-die-fluechtlinge-haben-unser-hotel-gerettet-im-kanton-luzern-arbeiten-fast-120-gefluechtete-aus-der-ukraine-ld.2303645
Erteilte Arbeitsbewilligungen: So viele Flüchtlinge aus der Ukraine arbeiten in Luzern
Von den rund 2500 ukrainischen Flüchtlingen mit Schutzstatus S haben gerade einmal 120 Personen eine Arbeitsbewilligung erhalten. Warum das so ist.
https://www.zentralplus.ch/news/so-viele-fluechtlinge-aus-der-ukraine-arbeiten-in-luzern-2391299/
++++DEMO/AKTION/REPRESSION
derbund.ch 18.06.2022
Mad Pride in Bern: Die Parade der Verrückten
Die erste Mad Pride zog rund 4000 Besucherinnen und Besucher an. Damit setzten die Teilnehmenden ein Zeichen gegen die Stigmatisierung psychischer Krankheiten.
Benjamin Lauener, Marcel Bieri (Fotos)
Die armen Schweine. Nicht nur, dass der Mann und die Frau in riesigen Menschenpuppen-Kostümen mit monströsen Köpfen stecken, nein, sie müssen auch noch tanzen. Während sich einige Besucher der ersten nationalen Mad Pride dem Schatten entlang bewegen, tanzen die beiden Puppen in der Sonne.
Sie fallen zwar auf, aber nur, weil sie so gross sind. Denn zusammen mit ihnen ist an diesem Samstagnachmittag allerhand Volk in der Berner Altstadt unterwegs; von der Nirvanashirt-tragenden Gymnasiastin bis hin zum rüstigen Rentner im Polohemd oder der dreiköpfigen Strassenmusik-Crew. Zwei Stunden später wird Marcel Wisler, Leiter des Organisationskomitees, von 4000 Leuten sprechen, die bei der Kundgebung dabei gewesen seien.
Die Rückeroberung
Doch wie unterschiedlich die Teilnehmer der Mad Pride auch sind, sie stehen alle für dasselbe ein. Psychische Erkrankungen sollen vom Stigma befreit werden, sodass Menschen, denen es nicht gut geht, an die Öffentlichkeit treten können, ohne Vorurteilen ausgesetzt zu sein.
Der Name der Parade ist von den weltweit bekannten Gay Prides inspiriert. Mit diesen Kundgebungen arbeitet die homosexuelle Community daran, die gleichgeschlechtliche Liebe in der Gesellschaft zu enttabuisieren. Dasselbe strebt nun die Mad Pride an. Unter anderem soll auch der Begriff «verrückt» zurückerobert werden, so wie es die LGBTQ-Community mit dem früher abwertenden Begriff «queer» getan hat. Dazu passend heisst der Anlass Mad Pride (mad Englisch für verrückt).
Die Prozession
Der Spaziergang beginnt am frühen Nachmittag beim Waisenhausplatz. Noch bevor sich die erste Rednerin inhaltlich äussert, geht es um die Gesundheit. Jedoch nicht um die psychische, sondern um die physische. «Trinkt genug!», gibt sie ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern auf den Weg. Daran halten sich die Parade-Teilnehmenden offenbar, denn wie später zu erfahren ist, haben die Sanitäter kaum etwas zu tun – ausser Wasserflaschen verteilen.
Begleitet vom Hämmern eines portugiesischen Trommlerkollektivs aus der Romandie zieht die bunte Schar in Richtung Kornhausplatz. Dort quellen als Solidaritätsbekundung Seifenblasen aus den Fenstern des Kornhauses, und der Verkehr kommt kurze Zeit zum Erliegen. Via Rathausplatz – viel Gesang und Reden von Hilfswerken – und Kramgasse – Spontanentschlossene schliessen sich dem Umzug an – landet die Prozession am Ende auf dem Bundesplatz. Es folgen Konzerte, Ansprachen und Poesie.
Die Betroffenen
Etwas abseits – in der Safe Zone – erzählen direkt Involvierte, wie sie den Umzug erlebt haben. Michaela Pape hat die Parade richtiggehend genossen. Aufregend, emotional und befreiend sind die Adjektive, die sie benutzt. «Es fühlte sich sehr gesund an, so an die Öffentlichkeit zu gehen. Lange zu schweigen macht einfach krank.» Sie, die lange an Depressionen und einer bipolaren Störung litt, habe gemerkt, wie sehr es ihr helfe, über ihre Krankheit zu sprechen. Heute gibt sie Vorträge für Schulklassen.
Ebenfalls an der Mad Pride dabei war Pedro Codes. Für ihn war es wichtig, beim Marsch dabei zu sein, um ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen und Hoffnung zu machen, dass es einen Weg aus der Krankheit heraus gibt. «Ich lief auch für jene Menschen mit, die sich nicht oder noch nicht getraut haben, dabei zu sein.»
Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium geht davon aus, dass jede zweite Person irgendwann in ihrem Leben an einer psychischen Störung erkrankt. Diese Zahlen spricht auch Codes an. «Zählen Sie mal in Ihrem Freundeskreis nach. Wir sind sehr, sehr viele.»
Sybille Ana Schorno lief nicht beim Umzug mit, sie hatte eine andere Aufgabe. Sie war für die Safe Zone auf dem Bundesplatz zuständig. Dort konnten sich Leute melden, denen der ganze Rummel zu viel wurde. Auch Schorno ist eine von ihnen. Ihr wäre es zu laut, und es wären zu viele Reize für sie gewesen. Doch genau das sei ein Ziel gewesen, erklärt sie. «Wir wollten auffallen, laut sein und uns so an die Öffentlichkeit drängen.»
Das ist jedenfalls für einen Nachmittag gelungen. Doch die Organisatorinnen und Organisatoren wollen mehr. Im kommenden Jahr findet die Mad Pride erneut statt – diesmal in Lausanne.
(https://www.derbund.ch/die-feier-der-verrueckten-hat-begonnen-482560054726)
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Erste nationale Mad Pride in Bern: Tausende machen auf psychische Erkrankungen aufmerksam
Zum ersten Mal überhaupt geht die Kundgebung Mad Pride national über die Bühne. Tausende zieht es heute durch die Berner Altstadt und machen auf das Tabuthema psychische Erkrankungen aufmerksam.
https://www.telebaern.tv/tele-barn-news/erste-nationale-mad-pride-in-bern-tausende-machen-auf-psychische-erkrankungen-aufmerksam-146900094
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/kundgebung-fuer-psychische-erkankungen-146900398
Mad Pride: Tanzen für psychische Gesundheit
Mit viel Musik, Tanz und Redebeiträgen für die psychische Gesundheit: Am Samstag, 18. Juni 2022 wirbelt die Mad Pride durch die Berner Innenstadt.
In Anlehnung an das Konzept der «Gay Pride» will die «Mad Pride» die Thematik der psychischen Erkrankungen auf eine spielerische Art enttabuisieren und entstigmatisieren.
https://rabe.ch/2022/06/13/mad-pride-tanzen-fuer-psychische-gesundheit/
+++BIG BROTHER
Nationalrätin hat Interpellation eingereicht: Nachrichtendienst-Skandal: Manuela Weichelt will Antworten
Der Nachrichtendienst (NDB) hat diverse Akten über die Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt angelegt. Nun hat die ALG-Politikerin eine Interpellation eingereicht.
https://www.zentralplus.ch/news/nachrichtendienst-skandal-manuela-weichelt-will-antworten-2391173/
+++FRAUEN/QUEER
Transfrau Nadia Brönimann: «Ich würde mich heute nicht mehr operieren lassen»
In den 90er-Jahren liess Transfrau Nadia Brönimann ihr Gechlecht anpassen. Seither hat sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in ihrem Leben viel verändert.
https://www.blick.ch/people-tv/schweiz/transfrau-nadia-broenimann-ich-wuerde-mich-heute-nicht-mehr-operieren-lassen-id17587043.html
Transfrau Domenica Priore (54) über ihr Coming-out nach 20 Jahren im Handwerker-Betrieb: «Mein Chef dachte, ich komme als Dragqueen zur Arbeit»
Domenica Priore und Oliver Lehmann sind beide Transmenschen. Im Blick-TV-Talk sprechen sie über Vorurteile, Diskriminierung und Geschlechtsangleichungen.
https://www.blick.ch/video/aktuell/transfrau-domenica-priore-54-ueber-ihr-coming-out-nach-20-jahren-im-handwerker-betrieb-mein-chef-dachte-ich-komme-als-dragqueen-zur-arbeit-id17588978.html
Blick-TV-Talk zum Thema Geschlechtsangleichung: «Ich kann nicht einfach einen neuen Körper beantragen»
Domenica Priore und Oliver Lehmann sind beide Transmenschen. Im Blick-TV-Talk sprechen sie über Vorurteile, Diskriminierung und Geschlechtsangleichungen.
https://www.blick.ch/video/aktuell/blick-tv-talk-zum-thema-geschlechtsangleichung-ich-kann-nicht-einfach-einen-neue-koerper-beantragen-id17588937.html