Medienspiegel 6. Juni 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++ZÜRICH
Gemeinde plant Container-Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine
Weil Birmensdorf keine freien Wohnungen für Flüchtlinge hat, sollen diesen nun Containern zur Verfügung gestellt werden.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/region-limmattal/birmensdorf-gemeinde-plant-container-unterkuenfte-fuer-gefluechtete-aus-der-ukraine-ld.2300651


+++MITTELMEER
566 Migranten auf Lampedusa gelandet
Derzeit sind in der Flüchtlingsunterkunft auf Lampedusa 880 Menschen untergebracht. Die Einrichtung verfügt aber lediglich über 350 Plätze
https://www.derstandard.at/story/2000136331899/566-migranten-auf-lampedusa-gelandet?ref=rss


+++GASSE
Kanadas Drogen-Pilotprojekt – Suchtarzt: «Prohibition ist die risikoreichste Marktregulierung»
British Columbia entkriminalisiert Drogenkonsum. Das sei der richtige Weg, sagt der Zürcher Suchtmediziner Thilo Beck.
https://www.srf.ch/news/international/kanadas-drogen-pilotprojekt-suchtarzt-prohibition-ist-die-risikoreichste-marktregulierung


+++RASSISMUS
ANTIRA-WOCHENSCHAU: Suizide in Bundesasylcamps erforscht, Asylverfahren nach Ruanda ausgelagert, Kalnaja als Leggerinachfolgerin bestimmt
https://antira.org/2022/06/06/suizide-in-bundesasylcamps-erforscht-asylverfahren-nach-ruanda-ausgelagert-kalnaja-als-leggerinachfolgerin-bestimmt/


+++POLICE BE
Kriminologe: «Polizisten wäre nur der Rückzug geblieben»
Die Berner Polizei ist zu Beginn des Rocker-Prozesses mit einer Überzahl an Bikern konfrontiert. Das kann selbst bei Beamten ein mulmiges Gefühl auslösen.
https://www.nau.ch/news/schweiz/kriminologe-polizisten-ware-nur-der-ruckzug-geblieben-66192687


+++FRAUEN/QUEER
Wieder wird eine Pride Flagge in Schaffhausen geklaut
Anlässlich des «Pride Month» Juni hat die Rhybadi in Schaffhausen eine Regenbogenfahne gehisst. Eine unbekannte Person hat die Flagge in der Nacht auf den Pfingstsonntag gestohlen. Dass in Schaffhausen Pride Flaggen geklaut werden ist nichts neues.
https://www.toponline.ch/news/schaffhausen/detail/news/wieder-wird-eine-pride-flagge-in-schaffhausen-geklaut-00185626/


So lebt es sich als asexuelle Person
Ein leben ohne sexuelle Anziehung. Um das geht es in unserem dritten und letzten Teil der Pfingst-Serie «ein Leben ohne». Hannah und Run sind demisexuell. Das heisst, sie spüren nur dann eine körperliche Anziehung, wenn ernsthafte Gefühle im Spiel sind. Im Gespräch mit Andreas Wolf erzählen sie, was Asexualität alles sein kann und wie sie sich damit identifizieren.
https://www.tele1.ch/nachrichten/so-lebt-es-sich-als-asexuelle-person-146759939


+++RECHTSPOPULISMUS
«Wirkt so, als wäre es kriminell, in den ersten 12 Wochen abzutreiben»
In einer parlamentarischen Initiative wird gefordert, dass Abtreibungen nicht mehr im Strafgesetzbuch verankert sein sollen. Eine SVP-Politikerin erwägt eine Gegeninitiative.
https://www.20min.ch/story/wirkt-so-als-waere-es-kriminell-in-den-ersten-12-wochen-abzutreiben-691516448810


+++RECHTSEXTREMISMUS
Die Internationale der Antifeministen
Gegen die Frau und die Demokratie: Der Kampf gegen gerechte Geschlechter¬verhältnisse gehört zum Kern des Putinismus und anderer rechter Bewegungen. Eine Antwort auf den Krieg muss deshalb auch eine feministische sein.
https://www.republik.ch/2022/06/06/die-internationale-der-antifeministen


Deutsche Neonazis in Russland an Waffen ausgebildet
Die Bundesregierung bestätigt, dass deutsche Neonazis in der Vergangenheit an einem paramilitärischen Training der rechtsextremen Russischen Reichsbewegung teilgenommen haben. Kämpfer der russischen Organisation sind ebenso wie die Söldnergruppe Wagner am Krieg gegen die Ukraine beteiligt.
https://www.rnd.de/politik/deutsche-neonazis-in-russland-an-waffen-ausgebildet-P7CANI6VLFFENEUGAKZENG6H2Y.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Geleaktes» SpaceX-Foto soll flache Erde zeigen – macht es aber nicht
Auf Social Media und Telegram kursiert ein Bild, das unsere Erde als flache Scheibe zeigen soll. Doch bei der Aufnahme handelt es sich um einen – schlechten – Fake.
https://www.20min.ch/story/geleaktes-spacex-foto-soll-flache-erde-zeigen-macht-es-aber-nicht-697589128982


+++HISTORY
ajour.ch 06.06.2022

Historischer Vortrag: Als die Hexen vom Plateau de Diesse auf dem Scheiterhaufen landeten

In einem historischen Vortrag erhielten die Besucher Einblick in eine Zeit, in der im Berner Jura Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Salomé Di Nuccio / pam

Sie hiessen Pierre, Jeanne, Catherine, Françoise oder Margeron. Sie waren bescheidene Einwohner von Nods, Diesse oder La Neuveville im 17. Jahrhundert und starben wie etwa 60 ihrer Mitbürger auf einem brennenden Scheiterhaufen.

Letzte Woche lauschten in Tramelan rund 80 Interessierte dem historischen Vortrag zum Thema Hexen und Prozesse. Historikerin Sylviane Messerli, Direktorin von «Mémoires d’Ici», erläuterte ihre Ansichten zu 67 Hexenprozessen, die zwischen 1611 und 1667 in der Region Diesse verhandelt wurden.

Die Angst in der Bevölkerung

In Anbetracht der vielen Verurteilungen in dieser Zeit müsse man sich «die Angst der Bevölkerung vorstellen», so die Historikerin. Die Angst, angeklagt, gefoltert und dann bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. «Aber vielleicht noch viel mehr die Angst, dass einem die als Hexe angeklagte Person etwas antun könnte», blickte Sylviane Messerli zurück.

Als Forschungs- und Dokumentationszentrum für den Berner Jura bewahrt «Mémoires d’Ici» in Saint-Imier eine Sammlung mit 67 Geständnissen und Urteilen von 56 Männern und 11 Frauen auf. Dieses Dokument, das Eigentum der reformierten Kirche ist, gilt heute als aussergewöhnlich, da es von einem Stück Geschichte zeugt, in dem die Angst vor dem Anderen einen fruchtbaren Boden für die erbarmungslose Hexenverfolgung des 17. Jahrhunderts bildete.

100’000 Fälle in Europa

In dieser Zeit der Kriege, Hungersnöte und Epidemien stellten sich die Menschen Fragen und suchten nach Gründen für das Unheil. In ganz Europa gab es rund 100’000 Fälle von Hexenverbrennungen, betroffen waren besonders stark die Randregionen. Dort wurde von Bürgern eine Ziviljustiz praktiziert, die oftmals ungezügelt, grausam und gnadenlos war. «Auf dem Montagne de Diesse ist bekannt, dass Selbstjustizler ihre Nachbarn verurteilt haben», sagte Sylviane Messerli.

Begegnung mit einer Kreatur

Auch wenn viele Fragen wohl für immer unbeantwortet bleiben, wies die Historikerin auf die Ähnlichkeiten hin, die die verschiedenen Anklagen miteinander verbindet. So gab es eine Schilderung, die immer wieder auftauchte. Bei zahlreichen Anklagen war von einer Kreatur die Rede, die halb Mensch, halb Tier sei und andere zu rituellen Praktiken verleiten wolle. Die Kreatur habe die Macht, Hagel, eine Raupenplage und eine ganze Reihe anderer Bedrohungen für die Gemeinschaft zu verursachen.

Die Angeklagten wurden jeweils brutal gefoltert, bis sie ein Geständnis ablegten. Unter den Verurteilten auf dem Plateau de Diesse waren 52 Bauern und Bäuerinnen, 12 Mägde und drei Hebammen. Ab einem fortgeschrittenen Alter waren Frauen ein leichtes Ziel. «Viele der Angeklagten waren bescheidene Frauen, die meist Schwierigkeiten mit ihren Familien hatten», so die Historikerin in ihrem Vortrag. Da war etwa Jeannette Favre, die aus Cormoret stammte und einen Einheimischen aus Lamboing zum Mann genommen hatte. Sie als Hexe anzuklagen, schien der Weg zu sein, eine Neuzuzügerin loszuwerden.
Mehr zum Thema erfahren Sie in dieser Info-Sendung von TeleBielingue (ab Minute 5:02): https://youtu.be/S5KSNwVRKp4
(https://ajour.ch/story/historischer-vortrag-als-die-hexen-vom-plateau-de-diesse-auf-dem-scheiterhaufen-landeten/13812)



tagesanzeiger.ch 06.06.2022

Zürcher Quarantänelager von 1945: Das fast vergessene Flüchtlingslager im Hallenstadion

Notunterkünfte in Sporthallen – das gab es in Zürich schon einmal. Die Zeitzeugin Lilian Moschin erinnert sich, und eine Spurensuche beginnt.

Hélène Arnet

Nie mehr wollte Lilian Moschin solche Bilder sehen: Kriegsflüchtlinge, die in Zürich in Sporthallen untergebracht werden müssen. Doch jetzt sind diese Bilder wieder da – die Zürcher Saalsporthalle wurde zur Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine. Das weckt Erinnerungen: Sie ist fünf oder sechs Jahre alt, an der Hand ihres Vaters Godi Kaufmann. Sie gehen vom Bahnhof Oerlikon, wo die Familie wohnte, zum Hallenstadion. «Es war eine halbe Völkerwanderung, alle hatten Äpfel in den Taschen, um diese den Flüchtlingen zu geben, die dort untergebracht waren.»

Die Äpfel hatten sie an der Ecke in der EPA gekauft – «dort ist jetzt ein Coop». Und viel anderes als Äpfel habe es gar nicht zu kaufen gegeben. «Schokolade war mir damals unbekannt, die hat es bei uns nie gegeben.»

Als die heute 83-Jährige vor kurzem einem Bekannten, der einst Kommandant in der zum Reduit gehörenden Festung Sargans war, von dieser Erinnerung erzählte, staunte der: Kriegsflüchtlinge im Hallenstadion? Noch nie habe er davon gehört.

Lilian Moschin, ehemalige freischaffende Journalistin unter anderem beim «Zürcher Oberländer» und fleissige Kommentarschreiberin, wenn ein Artikel sie freut oder ärgert, griff zum Telefon und wählte die Nummer dieser Zeitung. Ihr Anruf endete mit der Aufforderung: «Recherchieren Sie doch mal.» – In Ordnung.

«Elend haben sie ausgesehen»

Die erste Spur führte zu russischen Internierten, doch sei vorweggenommen, dass diese Lilian Moschin nicht überzeugte, denn sie stimmt nicht mit ihrer Erinnerung überein: «Es waren keine Russen, sondern Nordafrikaner», beharrte sie. Ihr Vater habe ihr gesagt, es seien Nordafrikaner. Elend hätten sie ausgesehen – hinter Gittern seien sie eingesperrt gewesen, durch die sie ihnen die Äpfel aus der EPA zugesteckt habe. «Sie haben sich sehr gefreut.»

Das Haus, in dem Lilian Moschin aufgewachsen ist, steht noch. Direkt beim Bahnhof Oerlikon, Ohmstrasse 18. Es scheint allerdings etwas heruntergekommen. Sie wohnten im dritten Stock, und vom Küchenbalkon aus konnten sie das Flugfeld in Dübendorf sehen. «Dort landeten immer wieder fremde Piloten, die in die Schweiz flüchteten. Sie haben jeweils mit den Flügeln gewinkt, um anzuzeigen, dass sie runterkommen.»

Als in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 1943 britische Flugzeuge Bomben auf die Maschinenfabrik Oerlikon fallen liessen, erlebte sie das ganz nah. «Das war ja direkt auf der anderen Seite der Gleise.» Zwei Jahre später schlugen nochmals Bomben in der Nähe ein.

Die quirlige Frau hat viele Erinnerungen an ihre Zeit in Oerlikon, obwohl sie seit fast fünfzig Jahren in Russikon im Tössbergland lebt. Und sie ist sich ganz sicher: «Es waren Nordafrikaner.» Aber das mit den Russen sei schon auch interessant. Also zurück zur ersten Spur.

Diese besteht fast nur aus einem Bild vom Oktober oder Mai 1945, das Hunderte von Männern im Hallenstadion zeigt. Der Boden ist mit Stroh belegt, auf vielen der gleich aussehenden Jacken stehen die Buchstaben SU. So haben die Nationalsozialisten die Gefangenen aus der Sowjetunion gekennzeichnet, die bei ihnen unter prekären Verhältnissen Zwangsarbeit verrichteten.

Weshalb sind sie im 1939 eröffneten Hallenstadion untergebracht worden? Google hilft kaum weiter, und auch das Resultat einer analogen Suche in der Zentralbibliothek ist kläglich. Immerhin findet sich in der NZZ vom 30. April 1945 eine kurze Beschreibung des Flüchtlingslagers in Oerlikon, die allerdings neue Rätsel aufgibt, ist doch dort von Franzosen, Italienern und Polen die Rede, nicht aber von Russen.

Alles zusammengereimt: Das Hallenstadion wurde zwischen dem 22. April und dem 25. Mai 1945 zu einem Lager für rund 2000 Männer umgenutzt, weil die bestehenden Lager den anschwellenden Flüchtlingsstrom nicht mehr fassen konnten. Denn im Frühling 1945 gelang es vielen sowjetischen Kriegsgefangenen, aus Deutschland zu fliehen. Auch Frauen und Kinder kamen nach Oerlikon. Sie wurden ins Schulhaus Waidhalde gebracht.

Es handelte sich dabei um Quarantänelager, also Übergangslager. Der NZZ-Journalist schreibt:
«Mit Geduld und Bescheidenheit unterziehen sich die Fremdarbeiter und Soldaten der gründlichen Prozedur der Desinfektion durch Neocid und Heissluft, die wie die sanitarische Untersuchung dringend notwendig ist, um die Einschleppung von Seuchen und Krankheiten zu verhüten.» Etwas später schreibt er: «Ungefähr die Hälfte ist verlaust.»

Und weiter: «Einige schliefen neben ihren Pelerinen, Rucksäcken, Tornistern und Körben. Andere kauten an einem Apfel oder an einem Stück Brot…» Apfel! Aus der EPA?

Der «Befehl Orange»

Was die kleine Lilian und die Heerscharen von Oerlikern und Oerlikerinnen damals taten, war nicht erwünscht, sondern gar verboten. Denn seit 1942 galt in der Schweiz der «Befehl Orange». Der auf oranges Papier gedruckte Befehl untersagte im Prinzip jeglichen Kontakt zwischen der Zivilbevölkerung und den Internierten. So war es verboten, ihnen rationierte Lebensmittel, Geld oder Kleider zuzustecken. Auch durfte man ihnen keinen Zugang zu privaten Telefonapparaten gewähren.

Vor allem aber: «Den Internierten ist die Eingehung einer Ehe nicht gestattet. Es sind daher auch alle auf eine solche hinzielenden Beziehungen mit Internierten untersagt.» Die Zivilbevölkerung hielt sich nicht streng an den «Befehl Orange». «Wir hatten doch Verbarmen», sagt Lilian Moschin. Dieses machte nicht bei den Äpfeln halt. Nach dem Krieg wurden über 500 Kinder von Schweizer Frauen mit internierten Männern registriert.

Das Hallenstadion wurde am 25. Mai 1945 wieder für Sportveranstaltungen freigegeben. Vorgesehen war, da der Krieg nun zu Ende war, dass die Internierten möglichst schnell in ihre Heimatländer zurückkehren. Was sich für die Russen als Problem herausstellte. Stalin erachtete nämlich Soldaten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, als Verräter. Und schickte sie in Arbeitslager. Viele weigerten sich denn auch abzureisen und verliessen die Schweiz nicht oder in Richtung Frankreich.

Geistesblitz in der Nacht

So weit die erste Spur, die eben Lilian Moschin nicht befriedigt. «Es waren Nordafrikaner.» In der Nacht, bevor wir sie in Oerlikon zu einem zweiten Gespräch vor Ort treffen, geht ihr «ein Fenster auf», wie sie erzählt. Dann sagt sie etwas Rätselhaftes: «Spahis.» Sie habe gar nicht gewusst, dass sie dieses Wort noch kenne: «Spahis.» Das seien algerische Truppen gewesen, die aufseiten der Franzosen gekämpft hätten. Und die habe sie im Hallenstadion gesehen, hinter Gittern, ausgemergelt.

Hier hilft Google: Tatsächlich kamen am 19. Juni 1940 etwa 470 Soldaten des 2. algerischen Regiments der französischen Armee auf der Flucht vor der deutschen Wehrmacht in die Schweiz. Darunter sogenannte Spahis, exotisch aussehende, in lange, rote Mäntel gehüllte Männer. Dieses Regiment hat seinen Ursprung noch im Osmanischen Reich und wurde nach der Kolonialisierung in die französische Armee integriert. «Na also, Nordafrikaner», triumphiert Lilian Moschin.

Allerdings kamen diese nordafrikanischen Soldaten im Jura über die Grenze und wurden dann im luzernischen Triengen untergebracht, wo sie für grosses Aufsehen sorgten, wie der Luzerner Historiker Manuel Menrath 2010 in seinem Buch «Exotische Soldaten und ehrbare Töchter» schreibt. Sie blieben bis Januar 1941 und reisten dann nach Frankreich zurück.

Die NZZ berichtete am 28. Januar 1941 ausführlich darüber. Allerdings ohne einen Zwischenhalt im Hallenstadion zu vermerken.

Am vorgenannten 19. Juni 1940 und am Folgetag kamen nicht nur Algerier, sondern auch 12’000 Franzosen und 16’000 Polen über den Doubs in die Schweiz. Die Zahl der Internierten stieg damit auf 43’000, was anfangs die Behörden total überforderte.
-> https://youtu.be/Avzsxsi66Og

Das eben erst gegründete Eidgenössische Kommissariat für die Internierung und Hospitalisierung (EKIH) setzte zuerst auf grosse zentrale Interniertenlager, etwa in Büren an der Aare, wo schon bald katastrophale Verhältnisse herrschten. Daraufhin änderte es die Strategie und errichtete etwa 600 dezentrale, kleine Lager.

Hochschullager in Winterthur

Dabei entstand in Wetzikon ein «Gymnasiallager», in dem junge Polen die Schule besuchen konnten. Bei den Polen gingen die Behörden zu Recht davon aus, dass sie bis Kriegsende bleiben. In Winterthur entstand ein auf verschiedene Gebäude verteiltes «Hochschullager», das auch mit der ETH zusammenarbeitete.

Doch kamen bei dieser Flüchtlingswelle im Juni 1940/41 auch Angehörige der Spahis nach Zürich? Die vorübergehend im Hallenstadion einquartiert waren? Oder waren 1945 auch Spahis unter den in die Schweiz Geflohenen und vorübergehend im Hallenstadion Untergebrachten? Die Spur verläuft im Sand.

Hat jemand von Ihnen Erinnerungen an Flüchtlinge, die im Hallenstadion untergebracht wurden? Oder sonst weiterführende Informationen? Schreiben Sie diese uns: zuerich@tamedia.ch (Betreff Hallenstadion) oder Tages-Anzeiger, «Hallenstadion», Postfach, 8021 Zürich



Das Nazi-Propagandafest im Hallenstadion

Besser dokumentiert als das Quarantänelager im Hallenstadion ist ein nationalsozialistisches Erntedankfest, das am 4. Oktober 1942 dort stattfand. Der Zürcher Stadtrat wollte dieses zwar untersagen, als sich herausstellte, dass Ernst Wilhelm Bohle (1903–1960), der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP, sprechen wird.

Daraufhin drohte die deutsche Botschaft dem Bundesrat, die Kohlelieferung an die Schweiz zu stoppen. Auch solche Geschichten wiederholen sich offenbar. Der Kohlevertrag sei «lebenswichtig» für die Schweiz, erklärte der Bundesrat dem Stadtrat, der daraufhin die Veranstaltung bewilligte. (net)
(https://www.tagesanzeiger.ch/das-fast-vergessene-fluechtlingslager-im-hallenstadion-266492295179)