Medienspiegel 24. Mai 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Kanton Bern rechnet mit bis zu 20’000 weiteren Geflüchteten
In drei Monaten Krieg haben Millionen von Menschen die Ukraine verlassen. Über 50 000 von ihnen sind in die Schweiz gekommen, 6 600 in den Kanton Bern. Dies berichtet die Kantonsregierung an einer Medienkonferenz in Bern. Auch wenn aktuell etwas weniger Menschen in der Schweiz ankommen, rechnet Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg mit weiteren 10 000 bis 20 000 Geflüchteten.
https://www.neo1.ch/artikel/kanton-bern-rechnet-mit-bis-zu-20000-weiteren-gefluechteten


Gastronomie setzt Hoffnungen auf Geflüchtete aus der Ukraine
Im Kanton Bern fehlen die Fachkräfte in Restaurants und Hotels. Die Betreiber:innen setzen deshalb auf die geflüchteten Personen aus der Ukraine. Doch das Interesse an den Jobs hält sich in Grenzen. Wir zeigen die Gründe auf. (ab 07:01)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/gastronomie-setzt-hoffnungen-auf-gefluechtete-aus-der-ukraine?id=12197081


+++BASEL
Die Basler Sozialhilfe ist überlastet wegen der vielen Geflüchteten aus der Ukraine (ab 08:20)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/alex-frei-will-mit-dem-fcb-alles-daran-setzen-meister-zu-werden?id=12197084


+++GENF
A Genève, un incendie retardera l’ouverture d’un centre fédéral d’asile controversé
Le sinistre s’est déclaré vendredi sur le chantier du futur centre pour requérants, aux abords de l’aéroport de Cointrin. Les opposants y voient l’opportunité de rouvrir le dossier
https://www.letemps.ch/suisse/geneve-un-incendie-retardera-louverture-dun-centre-federal-dasile-controverse


+++GRAUBÜNDEN
Die Klitschko-Brüder treffen am Rande des WEF auf ukrainische Flüchtlinge (ab 08:55)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/der-bodensee-hat-ein-neues-altes-dampfschiff?id=12197111


+++SOLOTHURN
Mümliswil-Ramiswil: Wie geht es den vielen Flüchtlingen aus der Ukraine, die kurz nach Kriegsbeginn ins kleine Dorf kamen? (ab 16:00)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/solothurn-150-millionen-fuer-den-neuen-hauptbahnhof?id=12197102
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/nach-drei-monaten-krieg-wie-gefluechtete-ukrainerinnen-im-solothurner-jura-leben


+++SCHWEIZ
Asylpolitik: Die unendliche Geschichte der vorläufigen Aufnahme
Der Ukrainekrieg wirft ein neues Schlaglicht auf die Flüchtlingspolitik. Politiker:innen und Rechtsexpert:innen fordern eine Reform der vorläufigen Aufnahme, die Geflüchtete über Jahre prekarisiert. Kendai Gabrozgabher hat das durchlebt.
https://www.woz.ch/2221/asylpolitik/die-unendliche-geschichte-der-vorlaeufigen-aufnahme


+++MITTELMEER
Rettungsschiff im Mittelmeer mit 294 Flüchtlingen an Bord sucht Hafen
Die „Ocean Viking“ hat einen Antrag auf Hafeneinfahrt bei den italienischen Behörden gestellt
https://www.derstandard.at/story/2000135995568/rettungsschiff-im-mittelmeer-mit-294-fluechtlingen-an-bord-sucht-hafen?ref=rss


+++GASSE
Die Schritte zur Umsetzung der Notschlafstelle in Olten werden konkret
Der Verein Schlafguet will an der Bleichmattstrasse 21 eine Notschlafstelle+ einrichten. Er hat eine entsprechendes Umnutzungsgesuch eingereicht.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/olten/umnutzung-die-schritte-zur-umsetzung-der-notschlafstelle-in-olten-werden-konkret-ld.2295970


+++DROGENPOLITIK
Die Solothurner Regierung befürwortet die Legalisierung von Cannabis
Im Mai 2020 wurde der Volksauftrag für eine Standesinitiative zur Cannabis-Legalisierung eingereicht. Parallel kam diese Forderung auch auf nationaler Ebene aufs politische Parkett. Nun nimmt die Solothurner Kantonsregierung Stellung.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/kanton-solothurn-die-solothurner-regierung-befuerwortet-die-legalisierung-von-cannabis-ld.2295789


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Russland muss verschmiertes Suworow-Denkmal in Uri selber putzen
Mitte Mai wurde das Suworow-Denkmal in Uri mit Farbe beschmiert. Russland muss die Reinigung selbst in Auftrag geben und zahlen, hat der Kanton entschieden.
https://www.nau.ch/news/schweiz/russland-muss-verschmiertes-suworow-denkmal-in-uri-selber-putzen-66185852
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/historische-gebaeude-beim-bahnhof-arth-goldau-sollen-weg?id=12197120 (ab 17:28)
-> https://www.blick.ch/politik/es-wurde-mit-ukrainischen-farben-beschmiert-russland-muss-suworow-denkmal-selber-putzen-id17518681.html


+++PSYCHIATRIE
Sekten-Mitglied darf in der LUPS bleiben: Kirschblütengemeinschaft: Luzern stützt Psychiatrie-Ärztin
Bei der Kirschblütengemeinschaft handelt es sich nach Ansicht des Schweizerischen Psychologie-Dachverbandes um eine «gefährliche Bewegung». Dieser Gruppierung gehört auch eine Ärztin der Luzerner Psychiatrie an. Eine Entlassung braucht sie vorerst nicht zu befürchten.
https://www.zentralplus.ch/news/kirschbluetlerin-luzern-stuetzt-psychiatrie-aerztin-2374747/


+++MENSCHENRECHTE
«Xinjiang Police Files»: Unterdrückung der Uiguren in China
Mit den «Xinjiang Police Files» sind Informationen zur mutmasslichen Unterdrückung der ethnischen Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang an die Öffentlichkeit gelangt. Die Daten beinhalten rund 300’000 durch die Behörden registrierte Personen und Bilder aus dem Inneren von sogenannten Umerziehungslagern. Gleichzeitig weilt die UNO-Menschenrechtskommissarin Michele Bachelet in China und will sich ein eigenes Bild von der Lage in den Uiguren-Gebieten machen.
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/xinjiang-police-files-unterdrueckung-der-uiguren-in-china?partId=12196361
-> https://www.derstandard.at/story/2000135991019/neues-daten-leak-gibt-einblick-in-masseninternierung-von-uiguren-in?ref=rss
-> https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/china-uiguren-internierungslager-101.html
-> https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-05/china-uiguren-internierung-lager-folter-datenleck-un-menschenrechtskommissarin?utm_referrer=https%3A%2F%2Ft.co%2F
-> https://www.watson.ch/!121863794
-> https://taz.de/Internierungslager-fuer-Uiguren/!5856997/
-> https://www.blick.ch/ausland/bilder-des-grauens-brisantes-datenleck-zeigt-den-horror-der-uiguren-in-china-id17518148.html
-> https://www.spiegel.de/ausland/xinjiang-police-files-annalena-baerbock-fordert-aufklaerung-von-china-a-a0f05005-330e-40fb-9dc9-fdb03f4f8f1a?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/xinjiang-police-files-zeigen-ausmass-der-unterdrueckung-chinas?partId=12197132
-> https://www.nd-aktuell.de/artikel/1164056.un-menschenrechtskommissarin-zu-besuch-in-der-vr-china-ein-besuch-in-freundlicher-absicht.html
-> https://taz.de/UN-Menschenrechtsbeauftragte-in-China/!5857079/
-> https://www.srf.ch/audio/news-plus/xinjiang-police-files-was-stoert-china-so-sehr-an-den-uiguren?id=12196991
-> https://www.arte.tv/de/videos/100174-000-A/china-das-drama-der-uiguren/
-> https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-05/china-uiguren-xinjiang-bundesregierung-aufklaerung _redpost_link_x
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/uiguren-in-den-umerziehungslagern?urn=urn:srf:video:6edfa6c3-2104-44d9-b0c6-b73e35c020de


+++POLICE BE
Eskalation bei Leibesvisitation: «Ein Polizist kniete auf mich drauf und steckte mir seinen Finger ins Ohr»
Als Einsatzkräfte der Kantonspolizei Bern bei einem Jugendlichen Gras fanden, brachten sie ihn aufs Revier. Dort weigerte er sich, sich ganz auszuziehen – woraufhin die Situation ausartete.
https://www.20min.ch/story/ein-polizist-kniete-auf-mich-drauf-und-steckte-mir-seinen-finger-ins-ohr-880938505214


+++POLIZEI BS
Nach dem schnellen Eingreifen der Basler Polizei gegen eine Gegendemo zum SVP-Treffen im Gundeli nimmt die Basler Polizeidirektorin Stephanie Eymann Stellung. (ab  03.12)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/der-neue-fcb-trainer-heisst-alex-frei?id=12196196


Was sagt Stephanie Eymann zum Polizeieinsatz vom Samstag?
Telebasel hat mit der Sicherheitsdirektorin über den letzten Samstag gesprochen. Eine Gegendemo zu «SVP bi de Lüt» wurde mit Gummischrot aufgelöst.
https://telebasel.ch/2022/05/24/was-sagt-stephanie-eymann-zum-polizeieinsatz-vom-samstag/?utm_source=lead&utm_medium=grid&utm_campaign=pos%200&channel=105100


+++POLIZEI ZH
Neun Jahre lang war der Bürgerliche Daniel Blumer Polizeikommandant im linken Zürich. Nun tritt er ab und sagt: «Wir hatten noch nie eine Rambo-Truppe im Einsatz»
Der Kommandant der Stadtpolizei Zürich erzählt vom Tiefpunkt seiner Zeit in Zürich, kritisiert die Ideologisierung der Politik und fordert mehr Taser.
https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-polizeichef-daniel-blumer-kritisiert-ideologisierung-ld.1685372



tagesanzeiger.ch 24.05.2022

Zürcher Polizeikommandant im Interview: «Es ist nötig, dass jede Patrouille einen Taser hat»

Der abtretende Polizeikommandant Daniel Blumer spricht über schwierige Festnahmen, Jugendliche mit Messern und Polizeigewalt.

Corsin Zander

Herr Blumer, Trinken Sie gern Alkohol?

(lacht) Ja, durchaus. Weshalb fragen Sie?

Als Kommandant in Baselland verantworteten Sie 2010 einen überdimensionierten Polizeieinsatz gegen einen Harassenlauf zwischen Reinach und Münchenstein – ein traditionelles Massenbesäufnis. Hier in Zürich forderten Sie 2019 Verbotszonen für Alkohol.

(lacht) Ich bin kein Alkoholgegner. Mein näheres Umfeld bestätigt Ihnen sicher gern, dass ich ab und an mal gern ein Glas Wein trinke und durchaus gesellig bin.

Ich weiss nicht, ob alle Ihrer Mitarbeitenden mit Ihnen etwas trinken würden. Ein langjähriger Polizist hat gesagt, als Sie nach Zürich gekommen seien, hätte er Ihnen auf einer Skala von 1 bis 6 eine 3 gegeben. Jetzt am Schluss immerhin eine 4,5. Begeistert klang er nicht.

Als Chef kann man es nicht allen 2150 Mitarbeitenden recht machen. Und man soll auch nicht Kumpel aller sein. Ich entscheide und kommuniziere sehr klar und deutlich. Das kommt nicht bei allen gut an. Zudem ist man als Kommandant die Projektionsfläche für viele und vieles. Damit kann ich leben. Und immerhin eine 4,5. Damit bin ich zufrieden. (lacht)

Zurück zu Ihrer Forderung nach einer alkoholfreien Zone in Zürich. Sie sind ein Freisinniger. Entsprechen Verbotszonen denn Ihrer politischen Meinung?

Ich bin liberal im historischen Sinn.

Sie sind in Bern ausgetreten, als der damalige FDP-Sicherheitsdirektor Kurt Wasserfallen Sie entlassen wollte und Ihre Partei dies damals gestützt hat.

Die städtische FDP hat mich damals – ohne mit mir zu sprechen – zum Abschuss freigegeben. Deshalb bin ich ausgetreten.

In Zürich haben Sie sich mit Ihren politischen Vorgesetzten nicht überworfen. Dennoch: Was war hier Ihr grösster Fehler?

Das waren Personalentscheide. In meinen über 20 Jahren als Kommandant in Bern, Baselland und Zürich habe ich zwei bis drei Personen eingestellt oder ernannt, die ich nicht hätte einstellen oder ernennen sollen. Personalentscheide können strategische Fehler sein.

Wer war das?

Das werde ich sicher nicht öffentlich sagen.

Es heisst – zumeist aus linken Kreisen – in der Stadtpolizei Zürich gelte: «Wir machen keine Fehler.» Wie steht es um die Fehlerkultur bei Ihnen?

Das sehe ich völlig anders. Es gibt zu jedem grösseren Einsatz eine Nachbesprechung. Dabei fragen wir uns immer: Was können wir noch besser machen? Zudem haben wir ein neues internes Beschwerdemanagement. Und unter unseren vier Führungsgrundsätzen lautet einer: «Hinschauen und ansprechen». Das wird auf allen Ebenen in der Stadtpolizei gelebt.

Nachdem ein Polizist an einer Frauendemo eine am Boden liegende Demonstrantin mehrmals gegen den Kopf geschlagen hatte, änderten Sie zwar die Ausbildungsunterlagen (solche «Ablenkungsschläge» sind nur noch in Notsituationen erlaubt), aber gegen aussen sagten Sie stets: Der Polizist hat keinen Fehler gemacht.

Das hat er auch nicht. Nach den damals geltenden Regeln war das erlaubt und richtig. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall ebenfalls untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass kein strafbares Handeln des Polizisten vorliegt.

Wenn es kein Fehler war, hätten Sie auch die Ausbildung nicht anpassen müssen.

Doch. Wir wollen besser werden. Die Bilder der Schläge haben irritiert – auch uns. Deshalb sind wir zum Schluss gekommen: Der Polizist hat zwar keinen Fehler gemacht, aber wir können in einer solchen Situation anders vorgehen, um zum selben Ziel zu gelangen. Es war mir aber auch wichtig, mich als Chef vor meinen Mitarbeiter zu stellen.

Was waren Ihre grössten Erfolge in den vergangenen neun Jahren in Zürich?

Ich habe das Korps neu strukturiert. Als ich begonnen habe, war die Stadtpolizei in zwei Regionen mit eigenen Standards aufgeteilt. Nun arbeiten wir bei den Einsätzen alle nach den gleichen Vorgaben, und es gelten die gleichen Qualitätsstandards. So hatten wir zwar Einsätze, die strafrechtlich untersucht wurden, doch am Schluss ist nie ein Einsatzleiter verurteilt worden. Das ist ein Erfolg bei diesen vielen Einsätzen, die wir leisten.

Als die Corona-Massnahmen grosse Versammlungen untersagten, kesselten Sie einzelne Demonstrationen ein. Andere, wie etwa eine Kundgebung von Massnahmengegnern auf dem Sechseläutenplatz, liessen Sie gewähren. Danach rügten Sie den verantwortlichen Einsatzleiter.

Genau. Dort stellten wir fest: Wir haben durch unterschiedliche Vorgehensweisen Unsicherheiten geschaffen. Man kann sich streiten, ob es richtig war, dass ich in den Medien eine so klare Position einnahm. Ich fand es nötig. Viele waren irritiert, was man nun darf und was nicht. Deshalb wollte ich Klarheit schaffen, den Einsatzleiter aber nicht blossstellen.

Taten Sie das freiwillig oder auf Befehl Ihrer Vorgesetzten, Stadträtin Karin Rykart?

Das war mein Entscheid. Ich muss fast nichts auf Befehl machen. Die Polizei ist bei den Einsätzen dem Gesetz verpflichtet, nicht der Politik.

Bürgerliche kritisieren, die Polizei würde bei Demonstrationen wie der Critical Mass oder bei Aktionen von Aktivisten wie Extinction Rebellion zu wenig stark durchgreifen. Tun Sie das aus politischen Gründen?

Nein. Wie gesagt, bei den Einsätzen kann die Politik keine Vorgaben machen. Es ist das gesetzliche Verhältnismässigkeitsprinzip, das uns hier die Grenzen setzt.

Sie haben in Zürich Dialogteams bei Grossanlässen eingeführt. Sie haben den Dialog – auch mit radikalen Kräften – bereits in Bern gefördert. Haben Sie das hier fortgesetzt?

Ja. Schon in Bern war die Situation zwischen der Polizei und Demonstranten mehrfach eskaliert. Und der Dialog hat diese Spirale durchbrochen. Deshalb war es mir wichtig, auch in Zürich auf den Dialog zu setzen. Diese Teams sind vor allem in Deutschland weitverbreitet, und sie sind jetzt in Zürich nicht mehr wegzudenken.

Gleichzeitig hat die Polizei auch aufgerüstet, und sie tritt martialischer auf als noch vor zehn Jahren. Die Kleidung ist dunkler geworden, und Sie setzen mehr Polizisten ein, die sich Demonstranten gegenüberstellen.

Eine Polizei muss immer so stark sein, dass sie die Handlungshoheit behält. Davon bin ich überzeugt. Ist man gleich stark wie die Gegenseite, wird man handlungsunfähiger. So wollen wir auch optisch signalisieren: Wenn es sein muss, können wir durchgreifen. Das hat eine wichtige psychologische Wirkung bei Einsätzen mit grösseren Menschenmengen.

Torpedieren Sie damit nicht die Dialogteams und fördern so eine Verhärtung der Fronten?

Die Ausrüstung soll die Einsatzkräfte vor allem schützen. Und die dunklere Farbe soll eine psychologische Wirkung haben: Wir sind bereit. Aber wir gehen nicht kämpferischer in unsere Einsätze. Das beweisen die Dialogteams.

Was braucht die Polizei, um die Arbeit besser zu machen?

Wir haben schon sehr viele notwendige Einsatzmittel. Die Bodycams etwa. Leider ging das sehr lange, es war ein ideologisch zerstrittener Prozess. Die Videoüberwachung in belasteten Gebieten ist ein weiteres wichtiges Einsatzmittel, und wir setzen auch vermehrt Drohnen ein.

Stadträtin Karin Rykart ist skeptisch gegenüber Kameraüberwachung. Dennoch haben Sie jetzt gerade aufgezählt, wo Sie diese überall eingeführt haben. Haben Sie das am politischen Willen vorbei gemacht?

Überhaupt nicht. Ich bin mit Frau Rykart, auch in diesem Thema, stets sehr offen umgegangen. Und ich habe den Einsatz von Videoüberwachung auch immer sehr stark eingeschränkt: befristet und auf einzelne Stunden am Tag beschränkt.

Gibt es etwas, was Sie gerne noch neu anschaffen würden?

Was wir als Nächstes brauchen, sind zusätzliche Taser.

Weshalb?

Bisher haben wir diese bloss bei der Interventionseinheit. Es ist nötig, dass jede Patrouille einen Taser hat. In meinen neun Jahren hatten wir zwei Schusswaffeneinsätze mit Verletzungsfolgen. In beiden Fällen wäre der Taser das bessere Mittel gewesen.

Sie sprechen unter anderem die Verhaftung eines psychisch angeschlagenen 42-Jährigen an, der mit dem Messer gedroht hatte. Polizisten schossen elfmal auf den Mann, und er hat nur knapp überlebt.

Genau. Ein Taser ist mit Sicherheit nicht tödlich, eine Schusswaffe ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit. Und ein Schusswaffeneinsatz führt auch zu einem Strafverfahren gegen meine Mitarbeitenden. Aber mir ist klar, dass es in der Stadt Zürich einen politischen Widerstand gegen die Taser gibt. Aber die Diskussion darüber soll geführt werden.

Wer bereitet Ihnen mehr Sorgen: linksextreme Demonstranten oder gewaltbereite Fussballfans?

Beide sind für mich genau gleich. Linksextreme und gewaltbereite Fussballfans sind gleich brutal und gefährlich. Dass die Linke zwischen guter und schlechter Gewalt unterscheidet, stört mich. Was mich neben diesen Gruppierungen beschäftigt, ist die zunehmende Jugendgewalt. Viele Jugendliche und junge Erwachsene tragen Messer auf sich.

Wenn wir bei den Jungen sind: Unter ihnen ist eine Wut oder gar ein Hass auf die Polizei stark verbreitet. Dazu eine These: Die Polizei ist ihnen zu fremd, weil es in der Polizei kaum Frauen, kaum Secondos und kaum Leute gibt, die in der Stadt wohnen. Die Jungen können sich mit der Polizei nicht identifizieren.

Es mag sein, dass Frauen anders auf Menschen zugehen und je nach Situation eine deeskalierende Wirkung haben können. Je nachdem, wer das Gegenüber ist, kann es aber auch den gegenteiligen Effekt haben. Es ist aber richtig, dass wir uns mehr Frauen im Korps wünschten, und wir machen sehr viel dafür. Aber es ist sehr schwierig, Frauen zu finden. Die Polizeiarbeit in der Stadt Zürich ist anspruchsvoller und belastender als anderswo, auch gefährlicher. Ansonsten sind wir aber bereits recht diversifiziert.

Wie viele Secondos haben Sie denn bei sich angestellt?

Das können wir nicht erheben, weil wir das aus Datenschutzgründen nicht abfragen dürfen. Aber wenn ich schaue, was unsere Mitarbeitenden für Namen tragen, sind da also bei weitem nicht nur typische Schweizer Namen darunter. Zudem möchte ich noch auf die Diversität bei der sexuellen Ausrichtung ansprechen. Da sind wir offener als die restliche Gesellschaft. In der Stadtpolizei wurde der Verein Pink Cop gegründet.

Bliebe noch die grosse Anzahl jener, die ausserhalb der Stadt wohnen.

Das ist eine Tatsache. Das ist einerseits eine Kostenfrage. Es ist teuer, in der Stadt zu wohnen. Wir haben zudem Bewerbungen aus der ganzen Schweiz, und wer bei uns arbeitet, zieht vielleicht in die Nähe der Stadt, nicht aber in die Stadt selbst. Und ich verstehe auch jene, die nicht da arbeiten möchten, wo sie selbst auch wohnen.

In wenigen Tagen übergeben Sie den historischen Säbel an Ihren Nachfolger, den ehemaligen Leiter der Oberstaatsanwaltschaft, Beat Oppliger. Wie geht es dann bei Ihnen weiter?

Ich gehe nicht mit Wehmut. Ich hatte im Beruf ein sehr gutes Leben. Privat habe ich gewisse Fehler gemacht. Aber ich bin jetzt zweifacher Grossvater von den Kindern meiner Tochter, und mein Sohn wird sicher auch bald ein toller Familienvater. Zudem fahre ich Töff, bin im Club der Motorradfreunde mit vielen anderen Polizisten. Und ansonsten reise ich gern, werde vermehrt Golf spielen, und in den Bergen habe ich noch eine Ferienwohnung. Ich werde mein Leben in hohem Mass geniessen.



Zur Person

Daniel Blumer ist 65 Jahre alt und gibt das Amt als Kommandant der Stadtpolizei Zürich, des mit 2150 Mitarbeitenden drittgrössten Schweizer Polizeikorps, nach neun Jahren ab. Davor war der geborene Erlenbacher seit 1998 Polizeikommandant in der Stadt Bern und im Kanton Basel-Landschaft. Blumer hat nie eine Polizeischule besucht. 1985 trat er als Quereinsteiger in die Stadtpolizei Zürich ein und leitete zwei Jahre das Betäubungsmittelkommissariat. Danach wechselte er in den Kanton St. Gallen, wurde Chef der Kriminalpolizei und später Staatsanwalt. Blumer lebt heute in Männedorf, ist geschieden und Vater zweier Kinder. (zac)
(https://www.tagesanzeiger.ch/die-bilder-der-schlaege-haben-irritiert-auch-uns-823420249486)


+++RECHTSEXTREMISMUS
Warum wir wieder über Faschismus reden müssen
Wladimir Putin hat Russland in einen faschistischen Staat verwandelt. Die USA befinden sich auf dem Weg in einen christlich nationalen Gottesstaat.
https://www.watson.ch/!353070216


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Zufälle gibts»: Frühere Simulation von Affenpocken-Ausbruch sorgt für Aufregung
An der Münchner Sicherheitskonferenz 2021 wurde zu Übungszwecken eine Pandemie mit einem modifizierten Affenpockenvirus simuliert. Das sorgt nun für Verschwörungstheorien.
https://www.20min.ch/story/simulation-von-affenpocken-ausbruch-aus-dem-jahr-2021-sorgt-fuer-aufregung-280223486552
-> https://www.blick.ch/schweiz/naechste-pandemie-nach-corona-diese-verschwoerungstheorien-verbreiten-affenpocken-panik-id17518434.html


US-Schwurbler tobt über Routine-Kontrolle am WEF
Ein rechtsextremer US-Journalist wird am WEF routinemässig kontrolliert. Nun erzürnt er sich auf Social Media und spricht von Schikane und Machtmissbrauch.
https://www.nau.ch/news/schweiz/us-schwurbler-tobt-uber-routine-kontrolle-am-wef-66185496