Medienspiegel 25. April 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Tragödie in Asylheim bei Büren an der Aare: Ehemann geht auf Ehefrau los und tötet sie
In der Nacht auf Sonntag kam es im Asylzentrum bei Büren an der Aare zu einer tödlichen Auseinandersetzung. Ein 42-jähriger Mann geht gewaltsam auf seine Frau los, diese stirbt noch vor Ort an ihren Verletzungen. Der mutmassliche Täter wird von der Polizei festgenommen. 
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/tragoedie-in-asylheim-bei-bueren-an-der-aare-ehemann-geht-auf-ehefrau-los-und-toetet-sie-146287354
-> https://www.telem1.ch/aktuell/toetungsdelikt-bueren-a-aare-146287727
-> https://www.20min.ch/story/fuer-mich-ist-unbegreiflich-dass-da-niemand-frueher-eingegriffen-hat-466867384811


Burgdorfer Willkommensklassen für ukrainische Schulkinder starten
Nach einem Informationsanlass am letzten Mittwoch startet heute (25.04.) der reguläre Betrieb der Willkommensklassen für ukrainische Schulkinder in Burgdorf an drei Standorten. Zur Herausforderung wird die grosse Anzahl Schülerinnen und Schüler.
https://www.neo1.ch/artikel/burgdorfer-willkommensklassen-fuer-ukrainische-schulkinder-starten


+++AARGAU
Kartonmauer und Stacheldraht gegen die Frontex-Vorlage: Gegnerschaft formiert sich im Aargau in einem Komitee
SP, Grüne, deren Jungparteien und migrantische Organisationen setzen sich für ein Nein zu mehr Geld aus der Schweiz für die Grenzschutzagentur Frontex ein. Mit einer Aktion in Baden machten sie auf ihr Anliegen aufmerksam – und am 1. Mai kommt die bekannte Rettungsschiff-Kapitänin Carola Rackete in den Aargau.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/abstimmung-mit-einer-kartonmauer-und-stacheldraht-gegen-die-frontex-vorlage-gegnerschaft-formiert-sich-im-aargau-in-einem-komitee-ld.2280243


Bundesrat will tiefere Sozialhilfe für Ausländer aus Drittstaaten – das sagt der Aargauer Regierungsrat dazu
Mit einem Massnahmepaket will der Bund Anreize für eine bessere Arbeitsintegration von Ausländern schaffen. Obwohl er sich eine finanzielle Entlastung von Kantonen und Gemeinden verspricht, reagiert der Aargauer Regierungsrat kritisch. Das sind die Gründe.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/migrationspolitik-bundesrat-will-tiefere-sozialhilfe-fuer-auslaender-aus-drittstaaten-das-sagt-der-aargauer-regierungsrat-dazu-ld.2279841


+++BASEL
Flüchtlinge führen zu Bevölkerungswachstum in Basel-Stadt
In Basel-Stadt ist die Wohnbevölkerung im März stark auf 203’321 Menschen angewachsen. Dies war vor allem auf Schutzsuchende aus der Ukraine zurückzuführen.
https://telebasel.ch/2022/04/25/ukraine-fluechtlinge-fuehren-zu-bevoelkerungswachstum-in-basel-stadt/?channel=105100
-> https://www.bazonline.ch/ukraine-fluechtlinge-fuehren-zu-bevoelkerungswachstum-in-basel-stadt-972180732825


+++FRIBOURG
Ukraine-Flüchtlinge: Freiburg und Wallis müssen aufholen
Der Bund will die ukrainischen Flüchtlinge neu nach einem Verteilschlüssel in die Kantone verteilen. Während Bern bereits viele Geflüchtete aufgenommen hat, müssen Freiburg und Wallis künftig mehr Personen beherbergen.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/ukraine-fluechtlinge-freiburg-und-wallis-muessen-aufholen?id=12181569


+++LUZERN
Ort der Begegnung für ukrainische Flüchtlinge
Neues ukrainisches Kulturzentrum Prostir öffnete am vergangenen Sonntag seine Pforten
Zum orthodoxen Osterfest eröffnete das neue ukrainische Kulturzentrum Prostir in Reussbühl als Ort der Begegnung für Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.
https://www.luzerner-rundschau.ch/stadt/detail/article/ort-der-begegnung-fuer-ukrainische-fluechtlinge-00211982/


+++ST. GALLEN
St. Gallen erhält mehr Flüchtende, Ausserrhoden weniger
Seit heute Montag gilt für die Kantone ein neuer Verteilschlüssel des Bundes für Flüchtende aus der Ukraine. Das hat auch Auswirkungen auf die Ostschweiz. Ausserrhoden beispielsweise hat zurzeit überproportional viele Flüchtende, der Kanton St. Gallen verhältnismässig zu wenig.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/st-gallen-erhaelt-mehr-fluechtende-ausserrhoden-weniger?id=12181350
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/autofreie-frauenfelder-altstadt-ja-oder-nein?id=12181581 (ab


+++ZÜRICH
Ein Ausweis für die Bevölkerung von Zürich
Am 15. Mai stimmt die Stadt Zürich über einen Kredit für eine sogenannte City Card ab. Mit einer solchen Karte sollen sich Zürcherinnen und Zürcher künftig ausweisen können, auch wenn sie keinen geregelten Aufenthaltsstatus haben. Gemäss Schätzungen der Anlaufstelle leben im Grossraum Zürich etwa 20‘000 Sans-Papiers, die meisten von ihnen gehen einer Erwerbsarbeit nach.
https://rabe.ch/2022/04/25/ein-ausweis-fuer-die-bevoelkerung-der-stadt-zuerich/


+++SCHWEIZ
Enttäuschendes Urteil zur Behandlung psychisch Erkrankter in Italien
In einem Referenzurteil vom 19. April 2022 zum Dublin-Land Italien lockert das Bundesverwaltungsgericht die Pflicht zur Einholung von Garantien im Vorfeld der Überstellung von psychisch erkrankten Personen. Die SFH unterstreicht in diesem Zusammenhang ihre Empfehlung, von der Überstellung von psychisch Erkrankten nach Italien generell abzusehen.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/news-und-stories/enttaeuschendes-urteil-zur-behandlung-psychisch-erkrankter-in-italien


Ungleiche Verteilung: Diese Kantone haben am meisten Flüchtlinge aufgenommen
Bisher liess der Bund den ukrainischen Geflüchteten viel Freiheit bei der Wahl einer vorübergehenden Bleibe. Das hat zu grossen kantonalen Unterschieden und Abweichungen vom Verteilschlüssel geführt.
https://www.blick.ch/politik/ungleiche-verteilung-diese-kantone-haben-am-meisten-fluechtlinge-aufgenommen-id17433398.html
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/ukraine-krieg-bern-hat-am-meisten-fluchtlinge-aufgenommen-66162719


Können ukrainische Flüchtlinge Schweizer Gastrobetriebe entlasten?
Grosse Personalmängel machen Schweizer Gastrobetrieben zu schaffen. Viele überlegen, die Stellen mit ukrainischen Flüchtlingen zu besetzen.
https://www.nau.ch/news/schweiz/konnen-ukrainische-fluchtlinge-schweizer-gastrobetriebe-entlasten-66162732
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/fluechtlinge-sind-ungeeignet-warum-ukrainer-die-gastro-probleme-nicht-loesen-koennen-id17433667.html



tagesanzeiger.ch 25.04.2022

Abstimmung zu Frontex-Referendum: Er hofft auf ein «Stopp» aus der Schweiz

Erik Marquardt ist einer der grössten Kritiker der europäischen Grenzbehörde. Der EU-Abgeordnete verfolgt den Abstimmungskampf in der Schweiz genau.

Stephan Israelaus Brüssel

Wie würde Erik Marquardt beim Schweizer Referendum über Frontex stimmen? Der deutsche Grüne ist einer der grössten Kritiker der europäischen Grenzbehörde im EU-Parlament. Mit der klaren Antwort tut sich der EU-Abgeordnete trotzdem nicht ganz einfach und sagt dann doch deutlich: «Ich würde mit Nein stimmen, weil es ja nicht um die Abschaffung von Frontex geht.» Wenn die Schweizerinnen und Schweizer mal ein «Stoppsignal» gegen Menschenrechtsverletzungen an den Aussengrenzen setzten, sei das aber gut.

Erik Marquardt war während der Flüchtlingskrise in Griechenland, ist zuletzt an die EU-Aussengrenze zur Ukraine gereist. Er kennt sich also mit dem Elend an Europas Aussengrenzen aus. Aber nicht alles, was Erik Marquardt sagt, dürfte das Schweizer Referendumskomitee freuen. Die Diskussion über die Grenzagentur werde oft zu sehr «schwarz-weiss» geführt. Es gehe nicht darum, ob man Grenzschutz «gut oder schlecht» finde. Die Frage sei, ob europäisches Steuergeld effizient eingesetzt werde und ob der Agentur das exponentielle Wachstum der letzten Jahre gut bekomme.

Urteil «verheerend»

«Man will ganz viel Personal einstellen und viel Geld ausgeben, mit der Idee, dass dann automatisch weniger Flüchtlinge kommen», sagt Erik Marquardt. Das sei aber realitätsfern. Die eigentliche Frage sei, was Frontex konkret leiste und wie man möglichst kosteneffizient das Mandat von Frontex umsetzen könne. Und hier sei das Urteil «verheerend».

Erik Marquardt kann sich da auf Kritik des Europäischen Rechnungshofs und schwere Vorwürfe der Betrugsbekämpfungsbehörde Olaf abstützen. Im Kern geht es um sogenannten Pushbacks, illegale Rückführungen von Asylsuchenden vor der Küste Libyens und in der Ägäis. Dort sollen griechische Grenzwächter in mindestens sieben dokumentierten Fällen Flüchtlingsboote gestoppt, Motoren zerstört und die Menschen auf den Booten Richtung türkische Gewässer abgedrängt haben. Frontex-Chef Fabrice Leggeri hat zuerst behauptet, nichts davon zu wissen. Bis Dokumente publik wurden, wonach Schiffe der Grenzagentur in der Nähe waren und Flugzeuge die Rechtsbrüche sogar aus der Luft aufzeichneten.

Falsche Lehren gezogen

Die Leaks müssen zum Teil aus der Frontex-Behörde selber kommen. Es gebe dort auch Leute, denen der Schutz der Menschenrechte ein Anliegen sei, sagt Erik Marquardt. Die meisten Mitarbeitenden bei der Grenzagentur seien bestens informiert über Menschenrechtsverletzungen an der Aussengrenze. Die griechischen Behörden haben jedenfalls ihre eigene Lehre gezogen aus den Schlagzeilen. Inzwischen werde Frontex weggeschickt, bevor es zu Pushbacks komme, sagt Erik Marquardt.

Der Haushalt von Frontex ist in den letzten Jahren massiv gestiegen, auf 750 Millionen Euro für dieses Jahr. Keine Agentur verfügt über mehr Mittel, und es soll noch mehr werden. Bis 2027 soll Frontex über ein stehendes Heer von 10’000 Grenzschützerinnen und Grenzschützern verfügen. Das EU-Parlament hält allerdings 90 Millionen Euro aus dem Budget für dieses Jahr aus Protest zurück. Das Geld soll erst freigegeben werden, wenn Frontex 20 zusätzliche Grundrechtsbeobachter eingestellt und einen Mechanismus zur Meldung von Zwischenfällen an den EU-Aussengrenzen eingerichtet hat.

Frontex abschaffen will selbst Erik Marquardt nicht: «Das Ergebnis wäre eine Renationalisierung des Grenzschutzes, also überhaupt keine europäische Kontrolle und noch weniger Transparenz.» Auch die Schweiz könne nicht sagen, «eigentlich egal, was an den Aussengrenzen Europas passiert, wir schauen nur bis zu unseren Grenzen». Es gehe weniger um das Geld als um die Frage, ob die Agentur ihrer Aufgabe nachkomme und die Menschenrechte an der Grenze schütze. Wenn die Schweiz da mit dem Referendum «den Finger in die Wunde lege», sei das gut.

Und was, wenn die EU die Schweiz nach einem Nein dann aus dem Schengenraum ausschliesst? Erik Marquardt sieht die Gefahr nicht. In der EU werde niemand daran ein Interesse haben. Die Schweiz könne eine wichtige Diskussion anstossen, die notwendig sei, damit sich die Behörde nicht «verselbstständige» und endlich Rechenschaft ablegen müsse.

Der Migrationsexperte Gerald Knaus teilt grösstenteils die Kritik, kommt aber zu anderen Schlüssen als der EU-Parlamentarier Marquardt. Die Frontex-Debatte sei von einem tiefen Missverständnis geprägt. Die Grenzagentur sei heute dort nicht mehr präsent, wo systematisch Recht gebrochen werde. Nämlich an der kroatisch-bosnischen Grenze, in Ungarn und selbst in Polen, wo Frontex seinen Sitz hat. Einige Regierungen hätten kein Interesse, die Hilfe von Frontex anzufordern, um nicht beobachtet zu werden. Die Grenzagentur sei nicht die Ursache für die Brutalität an den EU-Aussengrenzen. Dafür verantwortlich seien die nationalen Behörden.

Ein Nein zu Frontex beim Schweizer Referendum wäre deshalb aus der Sicht von Gerald Knaus nur eine ineffektive und symbolische Geste. Es sei sinnlos, die Grenzagentur zum Sündenbock zu machen und dafür die Mitgliedschaft bei Schengen aufs Spiel zu setzen, eine der grössten Errungenschaften. Das Klima in Brüssel der Schweiz gegenüber sei ohnehin schon frostig: «Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass die EU nach einer Annahme des Referendums die Hand ausstrecken würde, um eine Lösung zu finden.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/er-hofft-auf-ein-stopp-aus-der-schweiz-703340472769)


+++DEUTSCHLAND
Kritik an gestiegenen Abschiebungen in die Türkei »Bund und Länder machen sich zu Erfüllungsgehilfen Erdoğans«
Die Zahl der Abschiebungen in die Türkei ist sprunghaft gestiegen. Unter den Betroffenen sind auch kurdische Aktivisten und Politiker. Ein Skandal, finden Menschenrechtler.
https://www.spiegel.de/panorama/zahl-der-abschiebungen-in-die-tuerkei-sprunghaft-gestiegen-a-784f9b23-3923-4522-8adb-352f17a1fed9


+++UKRAINE
Ukrainische Rom*nja – Flüchtlinge 2. Klasse
Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling: In Folge des Ukraine-Kriegs zeigt sich das mit voller Wucht. Während die illegalen Pushbacks von allen anderen Geflüchteten unvermindert weitergehen, werden Ukrainer*innen mit offenen Armen empfangen. Aber eben auch nicht alle.
In den letzten Wochen häufen sich die Medienberichte, wonach ukrainischen Roma und Romnja die Hilfe verweigert wird, es gibt Berichte von Rückweisungen an der Grenze und illegalen Pushbacks.
https://rabe.ch/2022/04/25/ukrainische-romnja-fluechtlinge-2-klasse/


+++MITTELMEER
Tote bei Flucht aus dem Libanon: „Entweder wir oder die Politiker“
Vor der nordlibanesischen Küste kentert ein Boot mit 60 Menschen. Die Überlebenden sagen, die Küstenwache habe sie gerammt, es häufen sich Proteste.
https://taz.de/Tote-bei-Flucht-aus-dem-Libanon/!5850152/


Vor der Küste Tunesiens: Mindestens 17 Menschen sterben bei Fluchtversuch über das Mittelmeer
Nach dem Kentern von vier Booten vor der tunesischen Stadt Sfax sind 17 Leichen geborgen worden. Die Behörden fürchten, dass die Opferzahl noch deutlich steigt. Unter den Todesopfern sei »mindestens ein Baby«.
https://www.spiegel.de/ausland/tunesien-mindestens-17-menschen-sterben-bei-fluchtversuch-ueber-das-mittelmeer-a-4fdb1673-656a-434f-876d-2652d1b0e8fc


400 Flüchtlinge auf Sizilien eingetroffen
Die Menschen stammen zum großen Teil aus dem seit Jahren vom Bürgerkrieg gezeichneten Syrien. Unter den Schutzsuchenden sind auch 40 Minderjährige
https://www.derstandard.at/story/2000135172659/400-fluechtlinge-auf-sizilien-eingetroffen?ref=rss


+++EUROPA
Der Hotspot-Ansatz: vom griechischen Versuchslabor zum neuen EU-Pakt zu Migration und Asyl
Auf der Konferenz von Borderline Sicilia wurden die neuesten Veränderungen der Migrationskontrollpolitik analysiert
https://www.borderlinesicilia.it/de/news-de/der-hotspot-ansatz-vom-griechischen-versuchslabor-zum-neuen-eu-pakt-zu-migration-und-asyl/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
‼Die Angriffe auf Kurdistan intensivieren sich seit einer Woche‼
In Südkurdistan in den Bergen der Gerilla und in Rojava Şhengal, Kobane, Til Temir, Efrîn und weiteren Orten, wird mit Hubschraubern, Kampfjets, Drohnen, Artillerie und punktuellen Bodentruppen angegriffen.
https://barrikade.info/article/5133


“In Bern wurde das schöne Wandbild an der Reitschule zu 10 Jahren Rojava Revolution gestohlen!
Die @Bern_Stadt lässt jegliche politische Botschaften, welche nicht mit millionenschweren APG Kampagnen den öffentlichen Raum besetzten können, immer sofort entfernt…”
(https://twitter.com/gegen_oben/status/1518565432294350849)


Basler Gewerbe wehrt sich gegen Samstags-Demos
Mit einem offenen Brief wenden sich vier gewerbefreundliche Organisationen an die Regierung: Demos sollen auf Stände beschränkt oder auf andere, vorgeschriebene Routen geleitet werden.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/grosse-belastung-basler-gewerbe-wehrt-sich-gegen-samstags-demos-ld.2280548
-> https://telebasel.ch/2022/04/25/basler-detailhandel-fordert-weniger-demos
-> https://www.bazonline.ch/basler-detailhandel-fordert-einschraenkungen-von-demo-bewilligungen-768942167950
-> https://www.20min.ch/story/kundschaft-meidet-die-innenstadt-am-samstag-wegen-der-demos-564041676130
-> https://www.onlinereports.ch/News.117+M54fe07ed53c.0.html
-> https://telebasel.ch/2022/04/25/basler-detailhandel-fordert-weniger-demos
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/macron-auch-im-elsass-gewaehlt?id=12181359 (ab 01:06)


«Nach wie vor Realität»
Am Samstag wird der Tag der Arbeit in Thun feministisch vorgefeiert und mit einer bewilligten Demonstration unter anderem auf die schlecht bezahlte Care-Arbeit aufmerksam gemacht. Diese Zeitung hat bei Madlen Röthlisberger, einem Mitglied des Feministischen Kollektiv Thun-Beo nachgefragt, was sie sich durch die Aktion erhoffen.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/199038/


+++FREE NEKANE
Des nouvelles de Nekane Txapartegi
Le 6 avril 2016 la militante féministe révolutionnaire basque Nekane Txapartegi était arrêtée par la police suisse à Zurich. Depuis, un long combat a été mené pour lui éviter d’être extradée vers l’Espagne, où elle devait être emprisonnée. À noter que si l’extradition n’a finalement jamais eu lieu, Nekane a tout de même passé près d’un an et demi en prison en Suisse. L’article qui suit réunit 3 textes ; un court extrait d’un communiqué de 2017 du Groupe d’Action Féministe (GAF) pour se souvenir des faits, un communiqué écrit par Nekane et un autre écrit par son comité de soutien, tous deux publiés le 21 avril 2022.
https://renverse.co/infos-d-ailleurs/article/des-nouvelles-de-nekane-txapartegi-3518


+++KNAST
Weniger Insassen in Schweizer Gefängnissen – dafür sitzen mehr Frauen hinter Gittern
In Schweizer Gefängnissen sind mehr Zellen frei als noch vor einigen Jahren. Zurückgegangen im vergangenen Jahr sind auch die Ausbruchsversuche und Fluchten aus dem Knast.
https://www.limmattalerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/freiheitsentzug-weniger-insassen-in-schweizer-gefaengnissen-dafuer-mehr-frauen-hinter-gittern-ld.2280205


+++BIG BROTHER
Bund will Daten von Flugpassagieren – Echo der Zeit
Der Bund will in Zukunft Daten von Flug-Passagieren auswerten, zur Bekämpfung von Terror und Kriminalität. Dazu braucht es ein neues Gesetz und eine zusätzliche Dienststelle. Das Vorhaben ist umstritten.
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/bund-will-daten-von-flugpassagieren?partId=12181608
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/gegen-terror-und-kriminelle-der-bund-moechte-an-die-passagierdaten-ran


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Verschwörungstheorien gehören zu unserer Kultur»
Anhängerinnen von Verschwörungstheorien fühlen sich nicht als Opfer, sondern als wache Widerstandskämpfer, sagt Neurowissenschaftler Sebastian Dieguez, der ein Buch zum Thema mitveröffentlicht hat.
https://www.higgs.ch/verschwoerungstheorien-gehoeren-zu-unserer-kultur/50757/


Kollegah und andere Deutschrapper reimen gegen Coronamaßnahmen
Bizeps statt Biontech
Auch die Rap-Szene hat ihre »Querdenker«.
https://jungle.world/artikel/2022/16/bizeps-statt-biontech


+++HISTORY
tagblatt.ch 25.04.2022

Willkommene Flüchtlinge: Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit machte Tibeter in den 60er-Jahren zu begehrten Arbeitskräften

Vor 60 Jahren kamen erstmals aussereuropäische Flüchtlinge in die Schweiz: Tibeter. Einer grosser Teil fand in Flawil eine neue Heimat. Die Sehnsucht nach den Wurzeln ist jedoch trotz guter Integration bei vielen geblieben. Jedoch wird es zunehmend schwieriger, das kulturelle Erbe an die neue Generation weiterzugeben.

Johannes Rutz

China eroberte 1950 das freie Tibet. Nach einem bluten Aufstand im Jahr 1959 flüchteten viele Tibeter nach Indien. 1961 lancierte das Internationale Rote Kreuz eine grosse Hilfsaktion und ermöglichte vielen Flüchtlingen, in der Schweiz eine neue Heimat zu finden. Mehrere Gemeinden zeigten sich bereit, Tibeter aufzunehmen, in unserer Region waren dies Flawil, Unterwasser und Ebnat-Kappel, Waldstatt und Münchwilen.

Von Münchwilen nach Flawil

Die Flucht am eigenen Leibe erlebte die heute in Bichwil wohnhafte 67-jährige Kalsang Netsang.

Als achtjähriges Mädchen kam sie mit ihrer Familie an einem regnerischen Novembertag 1963 von Indien in Kloten an. Die Gruppe fand in einer Baracke in St. Margarethen bei Münchwilen eine vorübergehende Unterkunft. «Wir wurden herzlich empfangen, verpflegt, eingekleidet und in einem gemütlichen Heim untergebracht», blickt sie heute noch angenehm berührt zurück. Die Familie hatte nach anderthalb Jahren Aufenthalt den Wunsch, mit Verwandten, die in Samedan lebten, zusammen zu wohnen.

Mit Unterstützung des Roten Kreuzes ergab sich die Möglichkeit, bei der Firma Habis Textil AG in Flawil zu arbeiten. So zügelten beide Familien im März 1965 nach Flawil in eine vom Unternehmen zur Verfügung gestellten 5 ½-Zimmer-Wohnung. Lapidar vermerkt die «Chronik der Gemeinde Flawil»: Die Wohn- und Arbeitsbewilligung für zwei Tibeterfamilien ist vom Gemeinderat erteilt worden.

Selbstständig werden in Flawil

Die Übersiedlung nach Flawil glich für die beiden Familien einem Sprung ins kalte Wasser. Im Tibeterheim mussten sie sich um nichts kümmern. Jetzt hatten sie alles selbst zu erledigen, Arztbesuche organisieren, Formulare ausfüllen, einkaufen. Bei Schwierigkeiten standen ihnen Betreuerinnen zur Verfügung wie die heute 84-jährige Susi Pfändler, die gerne auf jene Zeit zurückblickt.

Anfang der 1960er-Jahre herrschte in der Schweiz Arbeitskräftemangel. Von der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit der tibetischen Arbeiter beeindruckt, fragte darum der damalige Personalchef bei der Firma Habis, Edi Pfändler, nach weiteren Arbeitskräften. Darauf besuchte er mit der inzwischen zehnjährig gewordenen Schülerin Kalsang, die als Übersetzerin diente, zwei tibetische Familien im Aargauischen, die er gleich nach Flawil holte.

Weitere Gruppen kamen in den Jahren 1970 und 1973 direkt aus Indien. Die meisten arbeiteten bei der Firma Habis Textil, einige bei der Flawa. Habis stellte den Tibetern Wohnungen zur Verfügung und bot Deutschkurse an. Die Ehepaare arbeiteten meist in Gegenschicht; das heisst, sich in der Früh- und Spätschicht abwechselnd. So konnte die Kinderbetreuung sichergestellt werden.

Die Frauen wirkten in der Spinnerei, Weberei und bei der Tuchschau, die Männer in der Bleicherei, Färberei und im Stoffdruck. Der Vater von Kalsang, der 24 Jahre bei Habis tätig war, vermerkte in seinen Erinnerungen: «Die Arbeit in der Bleicherei erlernte ich schnell. Der Geruch der Chemikalien jedoch machte mir zu schaffen.»

Tibetergemeinschaft gut organisiert

Die Flüchtlinge gründeten bald nach ihrer Ankunft die «Tibetergemeinschaft Flawil/Uzwil» mit dem Ziel, die eigene Kultur und Eigenschaften zu bewahren und weiterzugeben. Die Jubiläumsschrift «30 Jahre Tibetergemeinschaft 1995» zeigt eindrücklich, wie gut sich die Gemeinschaft mit damals 120 Mitgliedern organisierte. Eine Jugend- und eine Frauenorganisation und der Fussballverein Potala etablierten sich. Gebetsstunden für Pensionierte, Gemeinschaftsgebete für Familien, Kinderfeste und Neujahrsfeste fanden statt, einmal auch ein Anlass für Züchter tibetischer Hunderassen. Gebetsfahnen in den Wäldern vom Landberg und Magdenau bildeten den Rahmen für religiösen Rituale.

Die Tibeter waren aber nie nur unter sich; schon seit je nehmen sie aktiv am öffentlichen Leben teil. Sie bereichern Dorfanlässe mit folkloristischen Tänzen und tibetischen Spezialitäten, beispielsweise am Jahrmarkt oder am Sommerfest im Kulturpunkt.

1974 gründete die Gemeinschaft eine tibetische Ergänzungsschule. Während zweier Stunden pro Woche erlernten die Jugendlichen die tibetische Kultur und Sprache in Wort und Schrift. Religion, Gesang und Tanz wurden vermittelt. Die Schule leitete viele Jahre der initiative Lehrer Tenzin Tobgyal Langtroe. Mangels Schülern musste die Schule im letzten Jahr geschlossen werden. Die Weitergabe des kulturellen Erbes wird mit jeder neuen Generation eine grössere Herausforderung für die tibetische Gemeinschaft.

Sehnsucht nach Tibet

Die Einwanderungsgeneration der Tibeter glaubte noch bis in die 1990er-Jahre fest daran, dass sie in ein befreites Tibet zurückkehren können. Wenn sich damals eine Tibeterin um den Schweizer Pass bemühte, hiess es von Älteren: «Warum auch, wir kehren doch bald zurück.» Das hat sich als Illusion erwiesen. Vorerst mindestens. Die Geschichte lehrt nämlich, dass autoritäre Regime auf tönernen Füssen stehen und unerwartet vom Volke weggefegt werden.
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/flawil-willkommene-fluechtlinge-tuechtigkeit-und-zuverlaessigkeit-machte-tibeter-in-den-60er-jahren-zu-begehrten-arbeitskraeften-ld.2279986)