Medienspiegel 30. März 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Bolligen richtet Überbauung für ukrainische Flüchtlinge her
In einer Bolliger Überbauung stehen 18 leerstehende Wohnungen für ukrainische Kinder und ihre Begleitpersonen zur Verfügung. Die Wohnungen stehen bis Oktober 2023 leer.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/bolligen-richtet-ueberbauung-fuer-ukrainische-fluechtlinge-her?id=12167904


Krieg, Flucht und Migration sind auch Fragen der Kultur
Die Berner Theater sind für alle Geflüchteten offen und gratis. Bühnen Bern stellt mit Sonderveranstaltungen Fragen zu den Menschenrechten, zu Flucht und Migration.
https://journal-b.ch/artikel/krieg-flucht-und-migration-sind-auch-fragen-der-kultur/


Burgdorf ändert Strategie bei Schulung ukrainischer Kinder
Aktuell sind in Burgdorf gegen 50 Kinder und Jugendliche im Schulalter aus der Ukraine gemeldet. Die Stadt organisiert mit Hochdruck ein funktionierendes und stabiles Schulungsangebot für die Volksschulstufe. Dafür wird auch die Strategie geändert und Willkommensklassen vorbereitet.
https://www.neo1.ch/artikel/burgdorf-aendert-strategie-bei-schulung-ukrainischer-kinder


Vermittlung geht nicht auf Knopfdruck
Mehr als 4700 Familien haben sich im Kanton Bern gemeldet, um ukrainische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Seit dem Vermittlungsstart vor rund zwei Wochen sind bisher etwa 600 Personen bei Gastfamilien untergekommen. Dass nicht sofort jeder freie Platz belegt wird, liegt am doch sehr aufwändigen Vermittlungsprozess – den es, wie es auf Anfrage bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), aber auch brauche.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/198436/


+++AARGAU
aargauerzeitung.ch 30.03.2022

Asylsuchende in Villmergen wollen in den Hungerstreik treten – der Kanton will die Unterkunft mit alleine geflüchteten Kindern belegen

An einer Kundgebung vor den Toren des Asylheims in Villmergen machen dessen Bewohner ihrer Wut über die geplante Umplatzierung Luft. Beim Kanton heisst es, man habe kaum andere Optionen. Auch aus der Ukraine geflüchtete Kinder sollen in Villmergen unterkommen. Erste Verlegungen wurden bereits vorgenommen.

Hans-Caspar Kellenberger

Rund 25 Männer und Frauen stehen vor dem Eingang der Asylunterkunft in Villmergen. Sie fordern vom Kanton, dass dieser sie nicht weiter umquartiert. Genau das passiert aber seit Mitte März, wegen einer geplanten Nutzungsänderung. Der implizite Vorwurf: Der Kanton bevorzuge aus der Ukraine geflüchtete Menschen.

Mit der Protestaktion wollen die Bewohner des Asylheims auf ihre Situation aufmerksam machen. Unterstützt wurde die Aktion von Rota, der Selbstorganisation der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Sie setzt sich gegen Ausgrenzung und für humanistische Werte ein und hilft bei spezifischen Problemen von Migrantinnen und Migranten.

Die Bewohner des Asylheims fühlen sich benachteiligt. Sie kritisieren die Schweizer Asylpolitik mit den folgenden Worten: «Unabhängig von Sprache, Religion, Recht oder Asylgrund, muss es ein gleichberechtigtes Asylrecht geben. Es kann keine faire Politik sein, unterschiedliche Asylrechte, unter Berücksichtigung von Augen- und Haarfarbe sowie Herkunftsland, zu vergeben.»

Kritik richtet sich an Asylpolitik

Auch kritisieren sie die Medien. Es sei «zutiefst rassistisch», Menschen in diesen schwierigen Situationen in den Medien nach Haar- und Augenfarbe zu trennen. «Wir verurteilen diese Äusserungen, die das Potenzial haben, Migrantinnen gegeneinander aufzubringen», heisst es in der Protestschrift.

Die Protestierenden betonen weiter, dass die Kritik nicht an die aus der Ukraine geflüchteten Menschen gerichtet sei: «Wir geben unser Beharren auf ein gutes Zusammenleben mit unseren ukrainischen Brüdern und Schwestern nicht auf. Weder dieser Krieg noch diese Diskurse sind das Werk von Migrantinnen.» Im Asylheim geht die Angst um, wegen der aus der Ukraine geflüchteten Menschen vom Schweizer Asylwesen herumgeschoben zu werden.

Zur geplanten Verlegung sagen die Bewohner: «Eine Verlegung an einen unbekannten Ort und für unbekannte Zeit wird ernsthafte Probleme für die Integration, unser Leben und unsere psychische Gesundheit bringen.» Die Migrantinnen und Migranten sagten an der Kundgebung zudem, dass sie in den Hungerstreik treten wollen, sollten sie alle umplatziert werden.

Nur drei Unterkünfte im Aargau

Gemäss dem Kanton Aargau ist die Umplatzierung aller Migrantinnen und Migranten in Villmergen aber nötig. Michel Hassler, Leiter Kommunikation des Departements Gesundheit und Soziales beim Kanton Aargau, sagt: «In Villmergen soll eine dritte Unterkunft für unbegleitete Minderjährige geschaffen werden.» Die zwei anderen Unterkünfte befinden sich in Aarau und in Unterentfelden.

Das Asylheim in Villmergen eigne sich gut für die Aufnahme von Minderjährigen, so Hassler weiter. Er sagt: «Es gibt nicht viele Unterkünfte im Aargau, die für die spezielle Betreuung von Minderjährigen geeignet sind.» Deshalb müsse diejenige in Villmergen nun geleert werden, «denn die Unterkunft muss zuerst für die geflüchteten Minderjährigen angepasst werden». Und für die Anpassungsarbeiten müssten diejenigen Menschen, welche die Unterkunft gegenwärtig bewohnen, umplatziert werden.

Erste Umplatzierungen bereits erfolgt

Der Kanton stützt seinen Entscheid, eine weitere Unterkunft für Minderjährige einzurichten, auf die Prognosen des Bundes zu den erwarteten Fluchtbewegungen in die Schweiz und die vermehrte Zuweisung von unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden (UMA) in den Aargau. Ein Teil der minderjährigen Geflüchteten kommt dabei auch aus der Ukraine. Wie gross dieser Teil ist, sei aber bisher nicht bekannt.

Die Unterbringungsmöglichkeiten durch Private im Kanton sind zwar noch nicht ausgeschöpft, für UMA seien die Angebote aber ungeeignet. «Kinder und Jugendliche, die als Asylsuchende in die Schweiz kommen, brauchen eine andere Art von Betreuung und Begleitung als geflüchtete Erwachsene», sagt Hassler. Deshalb brauche es auch im Aargau spezielle Unterkünfte für sie.

Bereits ab Mitte März seien deshalb Asylsuchende, die in der Unterkunft in Villmergen gewohnt haben, «im Zuge der Nutzungsänderung» umplatziert worden, wie der Kanton bestätigt. Die Umplatzierungen erfolgen möglichst in Gruppen und in verschiedene Unterkünfte. Dabei berücksichtige der Kantonale Sozialdienst, dort wo es möglich sei, auch etwaige Arbeits- oder Schulsituationen.
(https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/asylwesen-asylsuchende-in-villmergen-wollen-in-den-hungerstreik-treten-der-kanton-will-die-unterkunft-mit-alleine-gefluechteten-kindern-belegen-ld.2269815)


+++BASEL
«Anouchka. Ich werde ausgeschafft.»
Weil sie Sozialhilfe bezieht und Schulden hat, soll die Mutter von zwei Töchtern die Schweiz verlassen. Die Familie ist verzweifelt. Tochter Anouchka Gwen klagt in einem Video das Schweizer Asylsystem an.
https://bajour.ch/a/EDwlyD2yZJJ1Tw97/warum-die-mutter-von-anouchka-gwen-die-schweiz-verlassen-muss


Ukrainer*innen haben kein Geld für Essen
Viele Geflüchtete haben kein Geld für Essen. Dem Swiss Mega Park gingen mittlerweile die Lebensmittel aus. Andere Organisationen können helfen.
https://bajour.ch/a/YTgoGFH3mWnVa5Xk/ukrainerinnen-in-frenkendorf-hungern


+++BASELLAND
Besuch bei Familie Kalinina – Rendez-vous
Kseniia Kalinina ist mit ihren beiden Kindern aus der Ostukraine nach Ettingen im Kanton Basellandschaft geflüchtet. Bei einem ersten Besuch vor wenigen Wochen war die Familie noch im Schock. Nun sucht die studierte Programmiererin bereits einen neuen Job.
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/besuch-bei-familie-kalinina?partId=12168159


Weil Bundesasylzentrum voll ist: Arlesheim stellt Zivilschutzanlage für Geflüchtete zur Verfügung
Bereits 2015 verwendete der Bund die Anlage. Aufgrund der guten Erfahrungen damals hat er die Gemeinde um eine Verwendung angefragt.
https://www.bzbasel.ch/basel/baselland/ukraine-krieg-weil-bundesasylzentrum-voll-ist-arlesheim-stellt-zivilschutzanlage-fuer-gefluechtete-zur-verfuegung-ld.2270314


+++GLARUS
Ukraine-Flüchtlinge – Kanton Glarus trifft weitere Vorkehrungen
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/rondo-news/rondo-news-30-03-22


+++SOLOTHURN
Sind eigene Klassen für ukrainische Flüchtlinge sinnvoll?
Die Regierung des Kantons Solothurn spricht sich gegen Klassen aus, in denen nur ukrainische Kinder unterrichtet werden. Dies fördere eine Parallelgesellschaft. Gemeindevertreterinnen und Schulvertreter hielten im Solothurner Kantonsparlament dagegen. Sie möchten möglichst schnell vorwärtsmachen. (ab 08:41)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/sind-eigene-klassen-fuer-ukrainische-fluechtlinge-sinnvoll?id=12168297


Ein Elterncafé soll in Langendorf Unterstützung und eine Integrationsmöglichkeit für Flüchtlinge bieten
Der Gemeinderat spricht 10’000 Franken für Projekte in Langendorf, die den Flüchtlingen zugutekommen. Als erstes Projekt wird ein Elterncafé eingerichtet.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/lebern-bucheggberg-wasseramt/langendorf-ein-elterncafe-soll-in-langendorf-unterstuetzung-und-eine-integrationsmoeglichkeit-fuer-fluechtlinge-bieten-ld.2270096


+++URI
Erste grössere Flüchtlingsunterkunft in Andermatt: Leerstehendes Hotel Aurora nimmt ukrainische Familien auf
Im ehemaligen Hotel Aurora in Andermatt soll eine Flüchtlingsunterkunft für Ukrainerinnen und Ukrainer entstehen. Geld und Bildung der Flüchtlinge aus der Ukraine beschäftigten auch den Urner Landrat.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/uri/ukraine-krieg-erste-groessere-fluechtlingsunterkunft-in-andermatt-leerstehendes-hotel-aurora-nimmt-ukrainische-familien-auf-ld.2270128


+++ZÜRICH
Wie geht es den geflüchteten Ukrainern in Zürich?
Rund 4000 Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, leben im Kanton Zürich. Rund 3000 von ihnen haben sich bei den Behörden gemeldet. Wie gut ist die rasche Hilfe des Kantons angelaufen? Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr zieht Bilanz.  (ab 01:34)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/wie-geht-es-den-gefluechteten-ukrainern-in-zuerich?id=12168285


Bibliotheken in Zürich öffnen ihre Ausleihe für Sans-Papiers
Sans-Papiers können ab 1. April in der Pestalozzi-Bibliothek Zürich (PBZ) und in der Zentralbibliothek Zürich (ZB) Medien ausleihen. Bislang war das ohne gültige Papiere nicht möglich.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/bibliotheken-in-zuerich-oeffnen-ihre-ausleihe-fuer-sans-papiers-00179694/
-> https://www.tagesanzeiger.ch/zuercher-bibliotheken-oeffnen-ihre-ausleihe-fuer-sans-papiers-217889403984


Schikane Nothilfesystem – oder wie ein Zürcher Projekt abgewiesenen Asylsuchenden helfen will
Im Kanton Zürich leben knapp 1000 Menschen mit einem negativen Asylentscheid. Unter sehr prekären Verhältnissen, wie eine aktuelle Untersuchung aus dem Kanton Bern vermuten lässt. Das Projekt «Kombi» des Zürcher Solinetz versucht, diesen Missständen entgegenzuwirken, indem es abgewiesene Asylsuchende mit Freiwilligen zusammenbringt. Weshalb das hochpolitisch ist.
https://tsri.ch/zh/nothilfe-asyl-abgewiesene-asylsuchende-solinetz-projekt-kombi.ezO0KfNxIKRxmp62


+++SCHWEIZ
Offene Fragen bei Arbeitsintegration von Geflüchteten –Rendez-vous
Ukrainische Flüchtlinge sollen möglichst rasch und unbürokratisch in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert werden. Das klappt soweit gut, dennoch sind Schweizer Unternehmen mit ungeklärten Fragen konfrontiert. Sollen sie etwa befristete oder eher unbefristete Verträge ausstellen?
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/offene-fragen-bei-arbeitsintegration-von-gefluechteten?partId=12168165


Neues Finanzierungssystem im Asylbereich
Das Finanzierungssystem des Asylbereichs wird angepasst, um die Aufgaben der Betreuung, Sozialhilfe und Integrationsförderung möglichst optimal aufeinander abzustimmen. Die Umstellung erfolgt kostenneutral und vermeidet eine systematische Lastenverschiebung zwischen Bund und Kantonen. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 30. März 2022 die entsprechende Verordnung auf den 1. Januar 2023 in Kraft gesetzt.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-87785.html


Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auf der west- und nordafrikanischen Migrationsroute
Jedes Jahr begeben sich 5 Millionen Kinder und Jugendliche von West- und Nordafrika aus auf Migrationsrouten. Oft sind sie unbegleitet und damit grossen Risiken ausgesetzt. Der Bundesrat hat deshalb an seiner Sitzung vom 30. März entschieden, für die kommenden vier Jahre rund 21,8 Millionen Franken zu ihrem Schutz und zur Förderung ihrer Zukunftsperspektiven vor Ort zur Verfügung zu stellen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-87791.html


SEM ruft Bundesangestellte zur Mitarbeit in Asylzentren auf
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) sucht in der Bundesverwaltung Verstärkung – wegen des Personalmangels im Zusammenhang mit der Ankunft von Geflüchteten aus der Ukraine. Angestellte erhalten die Gelegenheit, vorübergehend in einem Asylzentrum zu arbeiten.
https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/sem-ruft-bundesangestellte-zur-mitarbeit-in-asylzentren-auf-00179737/ https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/sem-ruft-bundesangestellte-zur-mitarbeit-in-asylzentren-auf-00179737/


Infos für Flüchtende – Diaspora-TV sendet neu auf Ukrainisch
Täglich erreichen hunderte Ukrainerinnen die Schweiz – ohne Arbeit, ohne Familie, ohne nichts. Um ihnen den Start in der Schweiz etwas zu erleichtern, setzt ein kleiner Online-Fernsehsender auf Informationen in ihrer Muttersprache.
https://www.srf.ch/news/panorama/infos-fuer-fluechtende-diaspora-tv-sendet-neu-auf-ukrainisch


+++EUROPA
Flucht aus Westafrika: “Wer Asyl bekommt und wer nicht, ist auch eine Klassenfrage”
Während die EU Ukrainer willkommen heißt, betreibt sie in Westafrika ein Abschreckungsregime, sagt der Soziologe Olaf Bernau. Schuld ist auch ein falscher Mythos.
https://www.zeit.de/zett/politik/2022-03/westafrika-gefluechtete-asyl-eu-fluechtlingspolitik-olaf-bernau/komplettansicht


Immer noch Pushbacks nach Belarus
Vielen Geflüchteten wird in der EU bis heute ein faires Asylverfahren verweigert, kritisiert die Expertin Franziska Vilmar von Amnesty International. Besonders an Polen formuliert sie klare Forderungen.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1162580.amnesty-international-immer-noch-pushbacks-nach-belarus.html



tagesanzeiger.ch 30.03.2022

Migration aus Weissrussland: Polen macht die Route noch gefährlicher

Flüchtende aus Afghanistan, dem Jemen und anderen Ländern versuchen täglich, über Weissrussland in die EU zu gelangen. Die polnische Regierung baut deshalb eine Mauer an der Grenze.

Viktoria Grossmann

Das Handyvideo zeigt eine Grossfamilie im Wald, mehrere kleine Kinder, die schon laufen, aber noch kaum sprechen können, Männer und Frauen. Sie sind auf der polnischen Seite der Grenze angekommen. Die meisten von ihnen, darunter ein nierenkrankes Mädchen, eine schwangere Frau, ein geistig behinderter Junge, werden noch am selben Tag wieder in Weissrussland sein.

So sagt es Karolina Czerwinska. Sie arbeitet für die polnische Hilfsorganisation Forum Migracyjne. Zusammen mit anderen Nichtregierungsorganisationen haben sie sich im vergangenen Jahr zur Grupa Granica, Grenzgruppe, zusammengeschlossen. Alle diese NGOs betreuen auch Menschen, die nun vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen. Zugleich aber bemühen sie sich weiterhin um Hilfe für jene, die vom weissrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko mit falschen Versprechungen nach Weissrussland gelockt wurden und versuchen, von dort in die EU zu gelangen.

100 Menschen vermisst

Schätzungsweise 700 Menschen hätten über den Winter in einem improvisierten Obdach in einer ehemaligen Lagerhalle im weissrussischen Ort Bruzgi ausgeharrt, sagt Czerwinska. Offensichtlich wollten die weissrussischen Behörden das Lager nun räumen. Es könnten zudem noch weitere Flüchtlinge in Weissrussland sein, die erst jetzt im Frühjahr wieder versuchen, durch die Urwälder in die EU zu gelangen, ein lebensgefährliches Vorhaben. Mehrere Menschen sind in den Wäldern bereits gestorben, laut Grupa Granica wurden zwischen Mitte Oktober und Anfang März mehr als 100 Menschen als vermisst gemeldet.

Die Menschen kommen häufig aus dem Irak, aus Afghanistan, dem Jemen, auch aus dem Sudan oder Nigeria. Die Grenzübertritte gelten als illegal, weil die Menschen keine Papiere oder Visa haben. Die Zahl dieser Übertritte steigt nun wieder – und damit nach Beobachtungen der NGOs auch die Zahl der ebenfalls illegalen Pushbacks zurück nach Weissrussland, von wo die Menschen wieder nach Polen getrieben werden. Die EU wie auch die Vereinten Nationen beklagten bereits Menschenrechtsverletzungen auf polnischer Seite – genützt hat es bisher nichts. Anders als Litauen nahm Polen auch keine Hilfsangebote der EU an. Zudem werden laut Grupa Granica etwa 1700 Menschen, darunter 300 Kinder, in Abschiebehaft gehalten – unter menschenunwürdigen Bedingungen, wie auch der polnische Ombudsmann für Bürgerrechte beklagte.

«Wir vermuten, dass sich derzeit viele Menschen in den Wäldern aufhalten», sagt Czerwinska. Tage lang seien sie unterwegs. Was sie oft am nötigsten brauchten, sei Wasser, zudem seien die Menschen unterkühlt, erschöpft, hätten Hunger, viele bräuchten ärztliche Hilfe. «Jetzt kommen die schwächsten – schwangere Frauen, Ältere, Kinder, Menschen mit Behinderungen.»

Im Sommer und Herbst 2021 kamen zeitweise Tausende Menschen pro Tag über die Grenzen nach Litauen und vor allem Polen. Die EU sprach von einem hybriden Angriff, Polen errichtete Grenzzäune, rief den Notstand aus, sperrte eine Zone ab, die für niemanden zugänglich ist – weder für Helfer noch für Journalisten. Etwa 183 Dörfer und Städte liegen innerhalb dieser Bannmeile. Dieser Zustand wurde immer wieder verlängert und gilt bis heute. Helfer, die diese Zone betreten, müssen mit Bussgeldern rechnen. Letzte Woche meldete der polnische Grenzschutz, er habe «vier Aktivisten» festgenommen. Der Grenzschutz warf ihnen Beihilfe zur Grenzverletzung vor, auch Anklagen wegen Menschenhandels sind möglich. Dasselbe gilt für hilfsbereite Anwohner.

Der Grenzschutz meldete zudem, dass am vergangenen Freitag 70 Menschen versucht hätten, die Grenze zu überqueren. «Wenn sie von einem Versuch schreiben, meinen sie meist, dass sie diese Menschen wieder nach Weissrussland zurückgeschickt haben», sagt Czerwinska. Regelmässig berichtet der Grenzschutz auf seiner Seite auch von Festnahmen, von Flüchtlingen ebenso wie von Schleppern, und kürzlich von einer Rettungsaktion für 16 Iraker, darunter Frauen und Kinder, die in den Sümpfen stecken geblieben waren. Czerwinska räumt ein, dass die Einheiten unterschiedlich seien: «Die einen legen das Gesetz so aus, die anderen so.»

50’000 Tonnen Stahl

Keinen Zweifel gibt es am Bau der Mauer an der weissrussischen Grenze. 186 Kilometer, 50’000 Tonnen Stahl, 350 Millionen Euro. Die polnische Regierung lobt es als Projekt der Sicherung der EU-Aussengrenze und der Ostflanke der Nato, noch dazu helfe es polnischen Unternehmen. Ende Januar begannen die Bauarbeiten, im Juni sollen sie abgeschlossen sein. Die elektronische Barriere mit Wärmebild- und Nachtsichtkameras soll insgesamt sogar 202 Kilometer lang sein, denn sie überbrückt auch Lücken in der Mauer. Knapp die Hälfte der etwas mehr als 400 Kilometer langen Grenze wird so abgeriegelt.

Umstritten ist die Mauer auch, weil sie mitten durch ein Naturschutzgebiet von Urwäldern gepflügt wird. «Die Mauer wird an den Stellen stehen, an denen es relativ einfach ist, die grüne Grenze zu überqueren», erklärt Czerwinska. Die NGOs aber gehen davon aus, dass trotzdem weiter Menschen versuchen werden, über diese Grenze zu kommen. Czerwinska befürchtet, dass die Route über Weissrussland noch nicht endgültig geschlossen ist. «Diese Menschen werden über die schwierigeren Stellen der Grenze kommen, und das bedeutet für sie Lebensgefahr.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/polen-macht-die-route-noch-gefaehrlicher-627499467691)


+++LIBYEN
Lager der Schande – Europas Libyen-Deal
Wer kontrolliert die Haftlager für Migrantinnen und Migranten in Libyen? Die Doku zeigt die Gefangenencamps und beleuchtet die Verbindungen zwischen Milizen, Menschenschmugglern und Behörden: Ein eingespieltes System, das aus der europäischen Politik Kapital schlägt und sich die Laxheit von Ländern wie Italien zunutze macht – bis hin zur Einbeziehung der Vereinten Nationen.
https://www.arte.tv/de/videos/098815-000-A/lager-der-schande-europas-libyen-deal/


+++GASSE
derbund.ch 30.03.2022

Interview mit Berner Suchtexpertin: «Unsere Drogenpolitik ist zu stark von Moral bestimmt»

Vor 30 Jahren räumte die Stadt die offene Drogenszene im Kocherpark. Gibt es heute weniger Süchtige? Was konsumieren die Jungen? Expertin Rahel Gall hat Antworten.

Andres Marti

Frau Gall, wann haben Sie das letzte Mal Drogen konsumiert?

Ich hatte gestern Abend zwei Gläser Wein.

Ich habe mir schon gedacht, dass Sie so etwas sagen würden. Ich meinte illegale Drogen. Kokain ist doch nicht dasselbe wie Wein.

Natürlich macht es einen Unterschied, ob eine Substanz verboten ist oder nicht. Rational begründbar ist diese Einteilung aber meist nicht. Jedenfalls nicht, wenn man eine Substanz nach ihrem Risiko beurteilt. Unsere Drogenpolitik wird leider sehr stark von moralischen Haltungen bestimmt.

Sie weichen aus: In Ihrer Jugend haben Sie doch sicher mal etwas Illegales ausprobiert?

Nur ganz wenig. Ich war eher brav (lacht).

Heute vor 30 Jahren wurde die offene Drogenszene im Kocherpark geräumt. Das Elend war massiv. Jede Woche starben Süchtige an einer Überdosis. Unzählige steckten sich mit HIV oder Hepatitis an. Warum haben die Verantwortlichen das damals so lange zugelassen?

Die Situation war tatsächlich tragisch. Es wurde allerdings schon nicht nur einfach zugeschaut. Die Behörden versuchten, mit Räumungen, Sanktionen und Rückführungen in Gemeinden die Situation zu verbessern. Doch dies scheiterte, die Drogenszene etablierte sich jeweils an einem anderen Ort. Im Gegensatz dazu war die Räumung des Kocherparks «erfolgreich», da diesmal parallel entsprechende Angebote der Schadensminderung etabliert und gestärkt wurden – wie Anlaufstellen, Spritzenumtausch- und Arbeitsangebote.

Gibt es denn heute weniger Süchtige als vor 30 Jahren?

Es gibt dazu keine genauen Zahlen. Contact betreut heute in der Stadt Bern rund 1200 und kantonsweit rund 2000 Klientinnen und Klienten. Diese Zahlen sind in den letzten Jahren ziemlich konstant geblieben.

Sollte es nicht Ziel der Drogenpolitik sein, die Zahl der Suchtkranken zu reduzieren?

Natürlich! Dies ist und bleibt immer ein wichtiges Ziel. Im Bereich der Schadensminderung, wo Contact tätig ist, besteht das Hauptziel aber darin, die Lebensbedingungen von Suchtkranken möglichst zu verbessern.

Süchtigen kontrolliert Heroin abzugeben, war vor 30 Jahren revolutionär und gilt heute als Erfolg. Kritiker aber sagen: Wer Heroin gratis bekommt, hat keinerlei Anreiz, sein Verhalten zu ändern, und bleibt ein Leben lang abhängig.

Dank der Heroinabgabe oder Substituten wie Methadon können viele Suchtkranke ein normales Leben führen. Sie gehen arbeiten und kümmern sich um ihre Familie. Das wird oft vergessen.

Andere wohnen in einem betreuten Setting und machen nichts. Ihr Tagesablauf besteht darin, einmal im Tag Heroin zu spritzen und sich dann wieder vor den Fernseher zu setzen. Ist diesen Menschen so geholfen?

Diese Gruppe gibt es auch. Aber es ist nicht so, dass sie den Stoff einfach so bekommen. Es finden regelmässig therapeutische Gespräche statt. Wie bei anderen Krankheiten gibt es auch bei Suchtkranken verschiedene Verläufe. Manche können geheilt werden, andere leben jahrzehntelang damit. Wieder andere können nicht mehr geheilt werden und werden begleitend behandelt.

Wer konsumiert heute in Bern eigentlich noch Heroin?

Es gibt eine relativ grosse Gruppe. Sie haben zu Kocherpark-Zeiten mit dem Heroinkonsum angefangen und tun das noch heute. Wir stellen generell fest, dass Heroin heute mehr geraucht und weniger gespritzt wird als früher. Bei den Jungen wird Heroin hingegen nur noch selten konsumiert.

Heroin war die Loser-Droge der enttäuschten Hippies und No-Future-Punks. Welche Drogen werden heute konsumiert?

Ich würde Heroin nicht nur als Loser-Droge bezeichnen. Als Heroin aufkam, ging es auch um Entspannung, darum, das Leben zu geniessen und nicht alles so ernst zu nehmen. Es sind auch nicht alle, die Heroin genommen haben, gleich stark abhängig geworden. Heute sind hingegen aufputschende und leistungssteigernde Drogen gefragt, etwa Kokain oder Ecstasy. Das passt zu unserer Gesellschaft, wo sehr viel geleistet werden muss und gute Noten gefragt sind. Dieses Prinzip gilt sogar im Ausgang, wenn manche Leute die ganze Nacht und den folgenden Tag durchtanzen wollen.

Das sind doch Klischees. Trap und Deutschrap propagieren das Gegenteil von aufputschenden Substanzen: Codeinhaltiger Hustensirup etwa oder angsthemmende Medikamente wie Xanax und Valium.

Ja, da merken wir tatsächlich eine Zunahme von Konsumierenden, dies macht uns Sorgen. Im Vergleich mit den anderen Drogen machen diese Substanzen jedoch nur einen kleinen Teil aus.

Gibt es ein Recht auf Rausch?

Wenn jemand selbstbestimmt entscheidet, Bescheid weiss über die Risiken und beim Konsum niemanden gefährdet: Dann sehe ich keinen Grund, jemandem das Recht auf Rausch abzusprechen. Basejumping ist ja auch erlaubt.

Ob Dritte gefährdet werden oder nicht, ist beim Drogenkonsum aber nicht immer klar. Zum Rausch gehören auch der Kontrollverlust und Grenzüberschreitungen.

Ich finde es nicht so kompliziert: Wenn Eltern so viele Substanzen konsumieren, dass sie nicht mehr in der Lage sind, zu den Kindern zu schauen, ist der Fall klar. Oder wenn jemand betrunken ins Auto steigt.

Fast alle Erwachsenen konsumieren psychoaktive Substanzen, die meisten Alkohol. Warum werden manche süchtig, andere nicht?

Im Leben muss vieles gleichzeitig funktionieren: Der Mensch braucht ein soziales Umfeld, ein gesundes Selbstwertgefühl, einen gesunden Umgang mit Krisensituationen. Auch stabile sozioökonomische Verhältnisse sind wichtig. All diese Faktoren beeinflussen, ob jemand süchtig wird oder nicht. Und dann gibt es noch grosse Unterschiede bei den Substanzen, manche machen schneller und stärker abhängig als andere. Doch selbst beim Kokain gilt: 70 Prozent der Konsumenten sind unauffällig und führen ein völlig normales Leben.
Ein junger Drogenkonsument zieht sich Kokain in die Nase. Ob jemand süchtig wird oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab.

Sie definieren Sucht ausschliesslich als Krankheit. Haben Süchtige keinen freien Willen?

Suchtkranke Menschen haben in ganz vielen Lebensbereichen einen freien Willen und treffen jeden Tag Entscheidungen. Von einer Suchtkrankheit sprechen wir dann, wenn die Abhängigkeit so stark ist, dass der Konsum nicht mehr gesteuert werden kann und auf andere Lebensbereiche negative Auswirkungen hat.

Nehmen wir Raucher als Beispiel. Die sind doch nicht krank. Die haben einfach einen schwachen Willen.

Auch um mit dem Rauchen aufzuhören, reicht der Wille allein in den meisten Fällen nicht aus. Bei Sucht spielen soziale und körperliche Faktoren eine grosse Rolle. Wenn jemand körperlich stark abhängig ist, dann reicht auch ein gutes Umfeld meist nicht, um von der Sucht loszukommen. Das können Ihnen viele Eltern berichten, deren Kinder es nicht schaffen, von den Drogen wegzukommen.

Wie verläuft eine typische Drogenkarriere?

Die typische Drogenkarriere gibt es nicht. Ein Szenario von vielen geht so: Ein 25-jähriger Mann nimmt im Ausgang ab und zu Kokain und Ecstasy. Das geht drei, vier Jahre lang gut. Dann trennt sich seine Freundin von ihm, und er fällt in ein Loch. Den Trennungsschmerz betäubt er mit grösseren Mengen Kokain und anderen Partydrogen, er wird süchtig.

Sie befürworten die Entkriminalisierung. Sollen sich 18-Jährige ihre Partydrogen in der Apotheke bestellen können?

Grundsätzlich ja. Ein legaler Verkauf mit strengen Regeln würde ermöglichen, die Qualität der Substanzen zu verbessern, und das Personal könnte auf problematische Kunden reagieren. Was ist denn die Alternative?

Dank dem Verbot sind gefährliche Substanzen weniger leicht verfügbar.

Unsere Gesellschaft versucht seit hundert Jahren erfolglos zu verhindern, dass gewisse Substanzen konsumiert werden. Solange die Nachfrage da ist, wird es immer einen Schwarzmarkt geben – mit all seinen Nebenwirkungen. Wer heute im Internet Ecstasy-Pillen kauft, hat meist keine Ahnung, wie hoch diese dosiert sind oder womit sie gestreckt wurden. Es wird also konsumiert, ohne das Risiko einschätzen zu können.

Politisch ist eine Legalisierung von Drogen nicht mal ansatzweise in Sicht.

Bei Cannabis ist etwas am Laufen. Aber es stimmt: Die Schweizer Drogenpolitik hat sich in den letzten 30 Jahren nicht wesentlich geändert.



Rahel Gall

Rahel Gall wurde 1972 geboren und ist in Bettingen BS aufgewachsen. Bereits während des Studiums zur Sozialarbeiterin führte sie Befragungen zur Heroin-Abgabe durch. Nach dem Lizenziat arbeitete sie u. a. im Bundesamt für Gesundheit. 2010 stiess sie als Regionalleiterin Oberland zu Contact, seit 2016 ist sie Geschäftsleiterin. Contact bietet ambulante Lösungen im Bereich Schadensminderung für suchtkranke Menschen im Kanton Bern an. Die Stiftung betreibt unter anderem die Anlaufstelle für Schwerstsüchtige an der Hodlerstrasse. Rahel Gall ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt im Liebefeld.
(https://www.derbund.ch/unsere-drogenpolitik-ist-zu-stark-von-moral-bestimmt-429454812074)


+++KNAST
Experiment: Eingesperrt auf Zeit – Schweiz Aktuell
Wie fühlt es sich an im Gefängnis zu sein? Das neue Gefängnis Zürich-West hat Freiwillige eingeladen sich einsperren zu lassen um Abläufe zu testen. Der Selbsttest im Zeitraffer.
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/experiment-eingesperrt-auf-zeit?urn=urn:srf:video:164815e5-4656-4753-8487-353ba3c05064
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/wie-geht-es-den-gefluechteten-ukrainern-in-zuerich?id=12168285 (ab 16:25)
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/gefaengnis-erfolgreich-getestet-00179730/
-> https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/neues-gefaengnis-zuerich-west-meine-nacht-im-gefaengnis?wt_mc_o=srf.push.webpush.browser.article


+++FRAUEN/QUEER
Fortschritte und Lücken: Kurze Geschichte des queeren Widerstands in Zürich
Beitrag der Linken PoC zum Bündnis 8MRZUNITE zur Geschichte des queeren Widerstands in Zürich.
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/panorama/zuerich-queer-lgbtq-geschichte-6946.html


+++RASSISMUS
Lilian Thuram: «Ich habe ja nicht das Recht, wütend zu sein»
Erst Welt- und Europameister, dann antirassistischer Aktivist und Autor: Der frühere Fussballer und französische Rekordnationalspieler Lilian Thuram erläutert im Interview, warum er ein Buch über das «weisse Denken» geschrieben hat – und wieso er sich als Schwarzer Gefühlsausbrüche versagen muss.
https://www.woz.ch/2213/lilian-thuram/ich-habe-ja-nicht-das-recht-wuetend-zu-sein


+++RECHTSEXTREMISMUS
Antisemitische Website “Judas Watch” stammt wohl aus Österreich
Seit 2016 listet eine anonyme Website Personen aus aller Welt auf, die “Verräter” sein sollen. Die Seite will “jüdischen Einfluss” dokumentieren
https://www.derstandard.at/story/2000112654985/die-antisemitische-website-judas-watch-stammt-wohl-aus-oesterreich


Das Gruselkabinett
Auf der Schweizer Sanktionsliste fehlen mehr als zwei Dutzend Personen, die von der EU sanktioniert worden sind. Darunter Angehörige einer rechtsextremen Söldnerfirma und Männer, die Feinde des Kremls vergiftet haben sollen.
https://www.republik.ch/2022/03/30/das-gruselkabinett


+++VERSCHWÖRUNGSIDELOGIEN
250 Menschen zogen durch Bern: «Mass-voll» demonstriert gegen «WHO-Pandemiepakt»
Der Bundesrat hebt zwar die letzten landesweiten Corona-Massnahmen auf. Doch den Kritikern ist das Covid-Gesetz noch immer ein Dorn im Auge.
https://www.derbund.ch/mass-voll-demonstriert-gegen-who-pandemiepakt-473288970981
-> https://twitter.com/hebdifest/status/1509225792911384577
-> https://twitter.com/ricolaanimoldi/status/1509240818170834950
-> https://twitter.com/i/status/1509271468907061257


Ukrainische Flüchtlinge und die angeblichen Luxus-Autos
In der Ukraine herrscht Krieg, Millionen Menschen sind auf der Flucht. Die Art, wie jemand flieht, sagt allerdings nichts über die Schutzbedürftigkeit aus. Dass angeblich Ukraine-Flüchtlinge im Luxusauto fliehen, ist ein Spin der Rechten. Politologin Natascha Strobl analysiert.
https://www.moment.at/story/ukrainische-fluechtlinge-luxus-autos


Michael Wendler: Irre Impf-Behauptung – dreht er jetzt völlig durch?
Michael Wendler hat sich auf Telegram wieder seinem Lieblingsthema gewidmet. Erneut stellt er Corona-Geimpften eine düstere Prognose.
https://www.nau.ch/people/welt/michael-wendler-irre-impf-behauptung-dreht-er-jetzt-vollig-durch-66142776



tagesanzeiger.ch 30.03.2022

Arzt verbreitet Verschwörungstheorie Privatklinik entlässt Oberarzt nach Auftritt in SRF-Reportage

Mehrere Experten vertraten in einem Videobeitrag die Theorie des rituell satanistischen Missbrauchs. Das hat jetzt Konsequenzen.

Corsin Zander

Nach einer Reportage der Sendung «Rec» des Schweizer Fernsehens vom vergangenen Dezember hat die Privatklinik Littenheid im Kanton Thurgau einen ihrer Oberärzte entlassen. Das wurde am Mittwoch bekannt. In der Reportage wird über ein Mädchen berichtet, das ihren Vater nach der Behandlung in Littenheid wegen rituell satanistischen Missbrauchs angezeigt hatte.

Berichte über obskure Zirkel, die Kinder rituell sexuell missbrauchen, gibt es seit den 1980er-Jahren. Damals kursierten in Nordamerika Tausende solche Meldungen über Geheimzirkel, in denen Babys gegessen und wo deren Blut getrunken würde. Man sprach damals von einer «satanistischen Panik», weil es für keinen dieser Fälle jemals Beweise gab.

Der behandelnde Oberarzt sagte in der SRF-Reportage, solche Fälle seien weitverbreitet, und stützte sich dabei auf «sehr viele internationale Therapeuten». Im Beitrag schwang der Vorwurf mit, der Arzt hätte seiner Patientin diesen Missbrauch eingeredet.

Im Nachgang der Sendung stellte die Klinik Littenheid den Arzt zunächst frei und beauftragte zwei externe Experten damit, den Fall zu untersuchen. Sie beurteilten die Behandlungskonzepte, sprachen mit Mitarbeitenden und schauten sich anonymisierte Patientenakten an. Das Fazit: Die Traumatherapiestation, in welcher der Oberarzt arbeitete, schliesse «in sämtlichen Punkten sehr gut» ab. So teilte es die Clienia-Gruppe am Mittwoch mit. Sie ist die grösste psychiatrische Privatklinikgruppe der Schweiz und betreibt neben Littenheid 18 weitere ambulante und stationäre Standorte in der Schweiz, zehn davon im Kanton Zürich.

Trotz des guten Abschneidens habe man entschieden, das Arbeitsverhältnis mit dem betroffenen Oberarzt aufzulösen, teilt Clienia mit. Weiter ging sie aber aus Persönlichkeitsschutzgründen nicht darauf ein und bedankte sich lediglich für die Dienste des Oberarztes «und sein Engagement für unsere Patientinnen und Patienten».

Weitverbreitete Verschwörungstheorie

Im Raum Zürich verbreitet der Verein Cara aus dem Zürcher Oberland seit 2014 die Theorie des rituellen Missbrauchs und organisierter Gewalt. Im Lokal Gate 27 der Freien Evangelischen Gemeinde Winterthur hält der Verein regelmässig Tagungen und Infoveranstaltungen ab. Der Gate-27-Geschäftsführer Roger Tacheron sieht darin kein Problem. Man sei ein offenes Kongresszentrum und wolle möglichst vielen Gruppen den Zugang gewähren, sagt er auf Anfrage. Einschränkungen gebe es nur, wenn jemand einen anderen Gott als den christlichen anbete oder Hass verbreite.

In der SRF-Reportage traten neben dem Oberarzt weitere Expertinnen und Experten auf, die für Kritik sorgten. Darunter auch die Co-Leiterin von Castagna, der Beratungsstelle für sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche. Sie behauptete, es gebe Schweizer aus oberen Gesellschaftsschichten, die Geld bezahlen würden, um Kinder sexuell zu missbrauchen. Auf Anfrage sagt die Co-Leiterin, ihre Aussagen im Bericht seien aus dem Kontext gerissen worden und man werde Anpassungen in der Medienarbeit vornehmen.

Die kantonale Opferhilfestelle, die Castagna mitfinanziert und beaufsichtigt, hat einen externen Untersuchungsbericht in Auftrag gegeben. Das Ergebnis soll im Sommer vorliegen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/privatklinik-entlaesst-oberarzt-nach-auftritt-in-srf-reportage-932282441145)