Themen
- Updates vom Mittelmeer
- Ungleichbehandlung institutionalisiert sich
- Schweizer Parlament verweigert Wiedereinführung des Botschaftsasyls
- Abschottung, Aufrüstung und Teddybären bei Frontex
- Kopf der Woche: Philippe Müller
- Philippe Müllers Asylregime: Nicht nur menschenrechtsverletzend und krankmachend, sondern auch anti-demokratisch
- Situation an der polnisch-belarussischen Grenze
- Revision gegen Fehlurteil nach Afrin-Demo einreichen
- Baue mit Blindspots einen neuen Stützpunkt an der ukrainisch-slowakischen Grenze auf
- 18. März – Aktionen für politische Gefangene
- Petitionsübergabe: „Wir bleiben in Biel-Bienne“
- Was steht an?
- Lesens -/Hörens -/Sehenswert
Was ist neu?
Updates vom Mittelmeer
-
Seit Anfang des Jahres sind mindestens 340 Menschen im Massengrab Mittelmeer gestorben. 25 Leichen wurden letztes Wochenende an der tunesischen Küste entdeckt. Es wird befürchtet, dass weitere 35 Personen ertrunken sind.
-
Mehrere Hilfsorganisationen (Forum tunisien des droits économiques et sociaux, UNHCR, Alarmphone) stellen in ihren jeweiligen Jahresberichten fest, dass die Anzahl an Menschen, die über das Mittelmeer Europa erreichen wollen, im Jahr 2021 wieder deutlich angestiegen ist.
-
Griechenland ist in Sachen Asylpolitik bekannt für seine abgeschotteten Geflüchtetenlager, illegale Pushbacks und jahrzehntelangen Haftstrafen für Taten wie «Beihilfe zum illegalen Grenzübertritt». Ukrainische Geflüchtete können schnell und unkompliziert eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, können arbeiten und sind krankenversichert. Der griechische Migrationsminister erklärt diese ungleiche Behandlung damit, dass der Ukraine-Krieg eine Krise in der europäischen Nachbarschaft sei und es sich um „wahre Flüchtlinge“ handle.
-
Spanien hat nach einer knapp einjährigen Pause wieder angefangen, Menschen nach Marokko auszuschaffen.
https://www.infomigrants.net/fr/post/39308/au-moins-25-corps-de-migrants-rejetes-sur-la-plage-en-tunisie
Was geht ab beim Staat?
Ungleichbehandlung institutionalisiert sich
Das SEM wolle nur die Personalien der Menschen erfassen, Fingerprints abnehmen und in den Datenbanken Ripol und SIS nach ihnen suchen, danach seien die Kantone und die Privaten am Zuge. Um zu vermeiden, dass Menschen bei der Registrierung Schlange stehen müssten, arbeite das SEM mit Hochdruck daran, eine digitale Möglichkeit zu schaffen, um sich auch online für den Status S zu registrieren. Kaum denkbar für andere Geflüchtete.
Auch in den Kantonen ist die Unterbringung der ukrainischen Menschen und die Kritik der Behördenentscheide ganz anders als bei anderen Geflüchteten. Üblicherweise bleibt es angesichts der Isolation und Entwürdigung durch das Asylregime meist eher still. Im Kanton Bern wehren sich gerade abgewiesene Aktivist*innen gegen einen Transfer von Biel in ein abgelegeneres Camp. Deren Unterstützung ist leiser. In Luzern hingegen empören sich viele Stimmen heftigst daran, dass der Kanton ukrainische Geflüchtete in Bunkeranlagen unterbringen will.
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/fluechtende-aus-der-ukraine-auch-in-der-schweiz-schuetzen?partId=1216283
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/so-werden-frauen-aus-der-ukraine-bei-uns-geschutzt-66130769
https://www.nau.ch/news/schweiz/ausweis-fur-den-schutzstatus-s-gilt-vorlaufig-als-bahnbillett-66136857
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/fricktal-schiessbetrieb-koennte-fluechtlinge-erschrecken-gemeinden-informieren-gastfamilien-ld.2266275
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/sem/medien/mm.msg-id-87744.html
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/news-und-stories/gleiche-rechte-fuer-gefluechtete
Schweizer Parlament verweigert Wiedereinführung des Botschaftsasyls
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20213282
Was tut Frontex?
Abschottung, Aufrüstung und Teddybären bei Frontex
https://frontex.europa.eu/media-centre/news/news-release/frontex-to-send-additional-officers-to-romania-B4Nl2h
https://frontex.europa.eu/media-centre/news/news-release/frontex-sending-standing-corps-officers-to-moldova-8KKC9T
https://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20220323IPR26106/meps-greenlight-the-deployment-of-frontex-in-the-republic-of-moldova
Kopf der Woche
Philippe Müller
Angesichts der Wahlen, die dieses Wochenende stattgefunden haben, und der Tatsache, dass Philippe Müller mit grosser Wahrscheinlichkeit für weitere 4 Jahre in der Regierung sitzen wird, lohnt es sich, seine Politik und seine Person etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Müller ist FDP-Politiker und seit vier Jahren Regierungsrat im Kanton Bern. Er lenkt die Sicherheitsdirektion. In seine Kompetenz fallen unter anderem die Kantonspolizei, Teile des Berner Asylwesens und die Strafanstalten. Als Sicherheitsdirektor war er in den letzten drei Jahren für die Neuorganisation des bernischen Asylwesens zuständig. Er ist beispielsweise für die Umsetzung negativer Asylentscheide verantwortlich.
Vielleicht sind den anarchistisch denkenden und fühlenden Menschen unter uns Wahlen auch etwas egal. Doch am Ende des Tages wird diese Person die Gesetze ausführen, welche das Leben von tausenden Menschen massgeblich beeinflussen. Darum halten wir es für wichtig, diese Menschen im Blick zu haben. Philippe Müller ist ein überheblicher Typ, der enorm rassistisch denkt und handelt. Sehr sichtbar wurde das in seinen Reaktionen auf die Proteste von Stop Isolation, welche ein würdigeres Leben für Personen in der Nothilfe und allgemein für Personen in den Asylcamps forderte. Wir wollen nicht vergessen, mit welcher Kälte und Brutalität er auf die Forderungen von Menschen reagierte, welche für ein kleines bisschen mehr Würde und Freiheit kämpften. Hier ein kleiner Zusammenschnitt:
Als sich eine Person im letzten Jahr bei einer Protestaktion von Stop Isolation selbst anzündete, bezeichnete Müller dies als «fahrlässigen PR-Gag». Er glaube nicht an einen Suizidversuch. «Das war eine organisierte Show.» Wer die Selbstanzündung eines Menschen als ‹Show› bezeichnet, weigert sich wirklich sehr aktiv, das Leiden dieses Menschen und dessen politische Forderungen ernstzunehmen. Müller meinte, dass er sich von solchen Aktionen nicht erpressen lassen würde. Politische Aktionen mit Forderungen für ein menschenwürdigeres Leben als Erpressung darzustellen, ist eine Argumentation, die Machtverhältnisse ignoriert und verdreht – die aus Opfern Täter macht.
Allgemein betonte Müller immer wieder, dass von der Nothilfe betroffene Menschen selbst die Schuld an ihrer prekären Situation tragen. «Wer länger in der Nothilfe bleibt, hat das in den allermeisten Fällen freiwillig so entschieden. Diese Leute ignorieren unsere rechtsstaatlichen Verfahren und wollen unsere Entscheidungen übersteuern. Sie können ausreisen, weigern sich aber. Es kann nicht sein, dass jemand vom Ausland her in die Schweiz kommt und uns sagt, wie wir zu entscheiden haben.» Auch hier eine krasse Opfer-Täter-Umkehr. Als hätten Menschen in der Nothilfe auch nur die allerkleinste Möglichkeit, den mächtigen schweizer Behörden zu sagen, wie sie zu entscheiden haben. Philippe Müller und seine Behörde können nach Lust und Laune über das Leben von tausenden Menschen entscheiden. Sie können mit dem Finger schnippen und es ihnen zur Hölle machen. So sehen die Machtverhältnisse aus.
Weitere Vorwürfe der Erpressung fielen. «Dass die Kinder in den Zentren leben müssen, haben ihre Eltern so entschieden.» Eltern würden ihre Kinder als Schutzschilder benutzen, um in der Schweiz bleiben zu können. Auf die Frage, was Kinder dafür können, wenn ihre Eltern die Schweiz nicht verlassen, meinte Müller: «Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Wir können uns aber auch nicht erpressen lassen.» Dass Kinder so leben müssen, haben Menschen wie Philippe Müller entschieden. Nicht deren Eltern.
Die Kritik an der Unterbringung und der Lebenssituation von Menschen in der Nothilfe hat in letzter Zeit jedoch so stark zugenommen, dass eine Untersuchung durch die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) durchgeführt wurde. Im deren Abschlussbericht war unter anderem zu lesen: «Nach Beurteilung der Kommission sind diese Verhältnisse in den Rückkehrzentren nicht mit der UNO-Kinderrechtskonvention vereinbar, sie verletzten das Recht von Kindern auf angemessene Lebensbedingungen und das Recht auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemässe aktive Erholung». Weiter wurde die zu knappe Nothilfe, der fehlende Schutz für Frauen, die nicht vorhandenen Beschäftigungsmöglichkeiten und die beengenden Platzverhältnisse kritisiert. Müller fasste den Bericht als Angriff auf seine Person auf und nahm das zum Vorwand, um inhaltlich kaum auf die Kritik einzugehen. Beim Bericht handle es sich laut Müller um eine «politische» und nicht «juristische» Schlussfolgerung. Diese Arroganz muss man zuerst einmal hinbekommen. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die NKVF nicht gerade für politisch radikal einzuordnende Positionen bekannt ist. Sie ist eine staatliche Behörde, welche sehr zurückhaltend Kritik übt und wenn sie diese ausübt, müssen die Zustände bereits enorm prekär sein.
Was Müller auch gar nicht passt, ist die politische Zusammenarbeit von Menschen aus den Rückkehrcamps mit Gruppen wie dem Migrant Solidarity Network. Linke Gruppen und Bewegungen, die sich an den Protesten von Stop Isolation beteiligten oder diese unterstützten, bezeichnet er als «Lobbyorganisation», bei deren «Propaganda die Medien schön mitmachen». Seine Hauptkritik gehe an die Organisatoren, die zum Teil aus Schweizern bestehen, sagte Müller im Anschluss an eine Protestaktion von Stop Isolation. «Diese Menschen haben eine schwierige Situation und werden als Handlanger benutzt.» Er wirft Organisationen wie dem Migrant Solidarity Network vor, geflüchtete Personen zu instrumentalisieren.
Nie würde er auf die Idee kommen, diese Menschen als Personen mit einem eigenen politischen Willen, mit Organisierungkraft, Kompetenzen und Fähigkeiten zu betrachten, was zutiefst rassistisch ist. Er spricht ihnen jegliche Individualität ab, stellt sie als eine instrumentalisierte Masse dar, statt als bewusst handelnde Subjekte. Eine solche Negierung jeglicher Persönlichkeit, jeglichen politischen Willens, die völlige Absprache von Definitionsmacht, ist etwas vom brutalsten, was Menschen in Machtpositionen anderen antun können. Es versetzt Menschen in Ohnmacht und Passivität, in ein Gefühl der völligen Ausgeliefertheit an die Launen eines aggressiven, rassistischen Egoisten mit null Einfühlungsvermögen.
Zum Schluss noch die jüngsten Äusserungen von Müller nach Ausbruch des Angriffskriegs in der Ukraine: Selbst von bürgerlichen Medien wurde in den letzten Tagen immer mal wieder leise darauf hingewiesen, dass eine rassistische Ungleichbehandlung von Geflüchteten aus unterschiedlichen Regionen und Kriegsgebieten stattfindet. Während Menschen aus der Ukraine den Schutzstatus S erhalten, leben Menschen aus anderen Kiegsregionen teils seit Jahren in der Nothilfe. Doch wenige Politiker*innen gaben so offen zu, dass die Ungleichbehandlung politisch so gewollt ist, dass sie den betroffenen Menschen und ihren Leben unterschiedlich viel Wert geben.
Auf die Frage, warum die Vergabe des Schutzstatus nun plötzlich möglich sei, antwortete Müller, dass es jetzt um Leute gehe, welche direkt aus einem Kriegsgebiet flüchten und Schutz suchen, solange der Krieg dauert. Wir müssen hier wohl nicht aufzählen, wieviele anderes Kriegsgebiete es auf dieser Welt noch gibt. Und auf die Frage, warum der Schutzstatus nicht bereits beim Syrien-Krieg aktiviert wurde, meinte Müller: «Die Syrien-Flüchtlinge sind in der allgemeinen Wahrnehmung nicht vergleichbar mit diesen Leuten, die jetzt kommen.» Eine zutiefst rassistische Aussage. Auf die Aussage, dass sich eine Eritreerin, die mit ihren Töchtern gerade einen negativen Asylentscheid erhalten hat, ungerecht behandelt fühlt, meint Müller: «Wenn Sie direkt betroffen sind, dann sind Sie nicht objektiv. Wer im demokratischen Prozess verliert, sieht das oft als «ungerecht» an.» Fast vergessen, dass ja immer nur der weisse Mann objektiv sein kann.
Dass eine solche Person immer noch in der Regierung sitzt, ist schwer auszuhalten und manchmal auch schwer nachvollziehbar. Aber auch Philippe Müller ist angreifbar. Das haben die ausdauernden Proteste von Stop Isolation gezeigt. Denn hinter seiner kalten Maskerade brachten ihn die Proteste mehr als einmal in Abwehrhaltung. Er fühlte sich in regelmässigen Abständen angegriffen und sah sich zur Verteidigung gedrängt. Schauen wir zu, dass dies weiterhin passiert, auf welche Art und Weise auch immer wir bereit dazu sind!
https://www.derbund.ch/sicherheitsdirektion-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-der-demonstranten-529360223371
https://www.derbund.ch/das-war-eine-organisierte-show-464848414935
https://www.derbund.ch/mueller-schockiert-die-linke-405305911676
https://www.derbund.ch/wir-koennen-uns-doch-nicht-erpressen-lassen-973717012066
https://www.derbund.ch/bericht-unterbringung-von-familien-ist-menschenunwuerdig-655045532190
Was schreiben andere?
Philippe Müllers Asylregime: Nicht nur menschenrechtsverletzend und krankmachend, sondern auch anti-demokratisch
Situation an der polnisch-belarussischen Grenze
Bericht aus dem Telegramkanal des No-Borders-Teams (übersetzt aus dem Englischen)
20.März 2022
Ständig kommt während unserer Tätigkeit an der polnisch-belarussischen Grenze das Gefühl auf, dass wir es hier mit sogenanntem „Hilfs-Rassismus“ („aid racism“) zu tun haben. Es ist nicht eine Zeit, um über Ausmass oder Gewichtung von Leid zu diskutieren. Trotzdem kommt dieses Phänomen mehr und mehr zum Vorschein. Es manifestiert sich in der Aufrechterhaltung der Sperrzone im Podlasie Distrikt, der Kriminalisierung von Hilfs-Aktivitäten für Menschen aus nicht-europäischen Ländern und die noch immer zugelassenen und durchgeführten Pushback-Prozeduren zurück nach Belarus. Es ist für uns komplett unverständlich, dass Menschen an der polnisch-belarussischen Grenze wie Geflüchtete zweiter Klasse behandelt werden.
Die Zusammenfassung der letzten März-Wochen zeigt, dass die Anzahl Anrufe dynamisch steigt, im Vergleich zu den letzten zwei Monaten. Vom 8. bis 14. März erhielten Hilfs-Kollektive 123 Anrufe (20 Kinder waren in diesen Gruppen). Vom 15. zum 19. März erhielt unser Team tägliche Berichte direkt von Menschen, die sich im Wald befanden, oder indirekt durch andere Gruppen. Wir nahmen Teil an Hilfs-Aktionen und unterstützten durch Information. Unsere März-Zusammenfassungen zeigen, dass trotz der Errichtung eines Zauns an der polnisch-belarussischen Grenze immernoch zahlreiche Versuche unternommen werden, die Grenze zu überqueren. Jedoch entscheiden viele Menschen wegen der errichteten Hindernisse, die Grenze an Stellen mit hohen Risiken zu überqueren, so dass sie beispielsweise Gefahr laufen, in einem Sumpf zu ertrinken. Wir haben auch die Information bekommen, dass auf der belarussischen Seite, in einem Dorf namens Bryzgi, wo geflüchtete Menschen untergebracht werden, die Gewalt gegen diese Menschen immer wieder eskaliert. Die Gründe für ihren Aufenthalt in Bryzgi sind fehlendes Geld für die weitere Reise, Erschöpfung, Krankheit oder Hoffnungslosigkeit. Gemäss diesen Informationen sei wegen des Kriegs in der Ukraine den Menschen, die sich bisher in Bryzgi aufgehalten hatten, von den belarussischen Grenzbeamt*innen befohlen worden, das Lager zu verlassen.
Unsere Anwesenheit an der polnisch-belarussischen Grenze ist noch immer sehr wichtig und notwendig. Wir fokussieren uns darauf, das Leben und die Gesundheit von Menschen zu retten, denen ihre grundlegenden Menschenrechte verwehrt werden. In einer Zeit, wo die polnische Bevölkerung damit beschäftigt ist, Solidarität mit der Ukraine zu bekunden, merken wir als Team, dass unsere Hilfe in der Podlasie-Region noch immer notwendig ist. Deshalb sind wir noch immer hier und versuchen, diejenigen zu unterstützen, die von einem Grossteil der Gesellschaft vergessen wurden. Gleichzeitig begrüssen wir es, dass Bewegungsfreiheit in der Ukraine funktioniert, für geflüchtete und intern vertriebene Menschen, die vor den Bomben der russischen Invasion fliehen.
25.März 2022
An der polnisch-belarussischen Grenze wurde in einem Wald bei Białowieża eine weitere Person tot aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft ist mit dem Fall befasst. Ersten Informationen zufolge gibt es keine Identifizierung, aber wir können davon ausgehen, dass es sich um ein weiteres Opfer der Festung Europa handelt. Das war zu erwarten, und der Frühling wird noch viele weitere düstere Geheimnisse ans Licht bringen…
Wir können nicht aufhören, über die Tatsache zu sprechen, dass Grenzen töten, Würde und Freiheit wegnehmen. Die Grenzsoldat*innen haben Blut an ihren Händen! Und wir stehen immer an der Seite der Menschen, die unterwegs sind!
Was nun?
Revision gegen Fehlurteil nach Afrin-Demo einreichen
„Am 7. April 2018 fand in Bern eine Demonstration für die syrische Stadt Afrin statt (Afrin-Demo). Fast 200 Teilnehmende erhielten anschliessend einen Strafbefehl wegen Landfriedensbruchs. In einigen weitergezogenen Fällen kam es zu erstinstanzlichen Verurteilungen. Ein neues, nun rechtskräftiges Urteil des Obergerichts des Kantons Bern vom 21. Januar 2022 zeigt, dass für (praktisch alle) Teilnehmenden der Afrin-Demo vom 7. April 2018 ein Freispruch in Revision und die Rückerstattung der Verfahrenskosten sowie der bezahlten Strafen (Geldstrafen/Bussen) erwirkt werden könnte. Am 9. März 2022 kam es erneut zu Freisprüchen des Regionalgerichts Bern-Mittelland bezüglich Afrin-Demo im Rahmen des Kill-Erdogan-Prozesses.
Die Frist für ein Revisionsgesuch beträgt lediglich 90 Tage nach Kenntnisnahme eines positiven Urteils. Sofern ihr Personen kennt, die an der Afrin-Demo dabei waren (und verurteilt wurden), sollte durch diese rasch ein Revisionsgesuch eingereicht werden. [Auf unserer Webseite] findet ihr ein Muster-Revisionsgesuch zum Abändern oder Einreichen. Sofern anwaltliche Bemühungen vorhanden waren, müsste für diese auch die Rückerstattung verlangt werden.“
Baue mit Blindspots einen neuen Stützpunkt an der ukrainisch-slowakischen Grenze auf
https://blindspots.support
Wo gabs Widerstand?
18. März – Aktionen für politische Gefangene
Am Tag der politischen Gefangenen wurde mit Transparenten und Öffentlichkeitsarbeit auf inhaftierte Aktivist*innen aufmerksam gemacht.
„Am 18. März sind unsere Herzen und Augen speziell bei den politischen Gefangenen. Bei jenen Menschen, welche im Kampf und für ihre Überzeugung im Knast sitzen. Menschen welche sich bewusst oder unbewusst entschieden haben, nicht in der herrschenden Logik der Ausbeutung, Unterdrückung und Zerstörung mitzuspielen. Menschen wie Ella, die sich entschieden haben gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlage zu kämpfen. Menschen wie Azat Miftakhov und nun 15’000 weitere Gefangene welche mit einfachsten Mitteln gegen Putins Regime kämpfen. Menschen wie Elany, die ihre Überzeugungen auch zur Praxis werden lassen. Menschen wie wir, die an jedem Abend mit der Hoffnung auf einen herrschaftsfreien Morgen in die Nacht gehen.“
https://barrikade.info/article/5075
Petitionsübergabe: „Wir bleiben in Biel-Bienne“
54 Bewohnende des Nothilfe-Camps Bözingen haben eine Petition mit vier Forderungen unterzeichnet. Die Petition wurde von „Stop Isolation Bözingen“ – einer Gruppe von Bewohnenden – gestartet und vom Migrant Solidarity Network unterstützt. Was wird gefordert? Wir wollen in Biel bleiben und nicht an einen abgelegenen Ort isoliert werden. Wir wollen, dass Kinder weiter hier zur Schule gehen können. Wir wollen in Wohnungen leben dürfen.Wir brauchen Aufenthaltsbewilligungen für eine Perspektive.
https://migrant-solidarity-network.ch/2022/03/23/petitionsuebergabe-wir-bleiben-in-biel-bienne/
Was steht an?
28.03.22 – 26.04.22 I Vernissage Montag 28.03.22, 18:30 Uhr I Luzern, Pavillon am See
https://solinetzluzern.ch/veranstaltungen/nofrontex
Kundgebung: Isolation Kills
31.3.22 | 14 Uhr | Waisenhausplatz Bern
Am 15. Februar 2022 wurde Nesurasa zuletzt von einem Zimmermitbewohner gesehen. Sein Leichnam wurde erst am Freitag darauf auf einem Feld ungefähr 500m vom Rückkehrcamp Gampelen entfernt gefunden. Ohne die genaue Todesursache und den Todeszeitpunkt zu kennen, liessen die Behörden den Leichnam von Nesurasa kremieren, obwohl seine Familie dies ausdrücklich nicht wollte! #IsolationKills
https://migrant-solidarity-network.ch/2022/03/24/isolation-kills-31-3-22-14-uhr-waisenhausplatz-bern/
Demo – Gerechtigkeit für Nzoy
02.04.22 I 14:00 I Lausanne
Demo gegen die Morde und die Straflosigkeit der Polizei und fordern Gerechtigkeit für Nzoy und alle anderen. Am 30. August 2021 hat die Polizei im Kanton Waadt wieder einmal getötet. Roger „Nzoy“ Wilhelm, ein 37-jähriger Mann dunkler Hautfarbe, wurde vier Minuten lang ohne Hilfe am Boden liegen gelassen, nachdem er von drei Kugeln eines Beamten getroffen worden war. Nach der Veröffentlichung von Zeug*innenvideos änderte die Polizei ihre Version des Vorfalls ab, die ganz offensichtlich gelogen war. Nach wie vor lautet sie: der Beamte hätten in Notwehr gehandelt.
https://barrikade.info/article/5051
https://renverse.co/infos-locales/article/manifestation-justice-pour-nzoy-3450
Lesens -/Hörens -/Sehenswert
Die Situation in Afghanistan ist so schlecht wie nie. Die Machtübernahme der Taliban hat erneut alles verändert – besonders für die Frauen im Land. Sie dürfen nicht zur Schule, nicht mehr arbeiten und müssen sich teilweise entweder verstecken, oder das Land verlassen. Dieser Podcast zeigt, wie sie weiterkämpfen.
https://www.br.de/mediathek/podcast/zuendfunk-generator/so-leiden-afghanische-frauen-unter-den-taliban-und-kaempfen-trotzdem-weiter/1853154
The three youth have been waiting since 2019 for their trial, as they are accused of terrorism, violence and hijacking (among a long list of charges) by the Maltese State. They have now published their testimonies for the first time in a document ahead of a seminar, on the third anniversary of their arrest.
https://cdn-others.timesofmalta.com/0a05c655494359bb485ffc11e2c81ae609dd7c01.pdf
Alarm Phone – Central Mediterranean Analysis, July to December 2021
https://alarmphone.org/en/2022/03/02/migrant-resistance-against-yet-another-new-level-of-brutality/?post_type_release_type=post