Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++LUZERN
Es fehlt das Personal: Ukraine-Flüchtlinge: Challenge für die Luzerner Psychatrie
Wie gut ist der Kanton Luzern für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine gewappnet? Die grossen Herausforderungen lauten: Unterbringung und psychologische Betreuung.
https://www.zentralplus.ch/politik/ukraine-fluechtlinge-challenge-fuer-die-luzerner-psychatrie-2333057/
+++THURGAU
Schulgemeinden rüsten für ukrainische Flüchtlingskinder auf
Der Kanton Thurgau beteiligt sich an den Personal- und Infrastrukturkosten der Schulen.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld/thurgau-schulgemeinden-ruesten-fuer-ukrainische-fluechtlingskinder-auf-ld.2268545
+++SCHWEIZ
Bis zu 300’000 Flüchtende könnten in die Schweiz kommen – das sind die Folgen
Die Kantone rechnen dieses Jahr mit bis zu 300’000 Flüchtenden, die in die Schweiz kommen. Ist die Schweiz darauf vorbereitet?
https://www.watson.ch/schweiz/ukraine/121917406-300-000-fluechtende-koennten-in-die-schweiz-kommen-das-sind-die-folgen
Infos für Flüchtlinge: Dieser TV-Sender erklärt Ukrainerinnen die Schweiz
Diaspora TV verbreitet nun auch auf Ukrainisch Informationen zum Leben in der Schweiz für Migrantinnen und Migranten. Bei UPC ist Live-TV aus der Ukraine zu sehen.
https://www.derbund.ch/dieser-tv-sender-erklaert-ukrainerinnen-die-schweiz-482130751910
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/erste-produktion-findet-heute-in-zollikofen-statt-neues-ukrainisches-fernsehprogramm-auf-diaspora-tv-145952898
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NZZ am Sonntag 27.03.2022
Vom langen Warten auf die Flüchtlinge
Gut 28 000 Familien wollen Flüchtlinge aufnehmen. Manche haben die Geduld verloren.
Ladina Triaca
Das könne doch nicht sein, fand Marina Eaton. Anfang März hatte sie dem Kanton Zürich angeboten, Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich in Winterthur aufzunehmen. Dasselbe tat sie bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe und der Organisation Campax.
Doch während sie sah, wie auf Facebook etliche Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz ein Zimmer suchten – und fanden –, hörte sie tagelang nichts von den Behörden. Am 16. März schrieb sie auf Facebook: «Ich steh kurz davor, einfach bei einem Bundesasylzentrum vorbeizugehen und so eine kleine Flüchtlingsfamilie zu unterstützen.»
Die Ungeduld bei manchen Gastfamilien wächst. Gut 28 000 haben sich bei der Flüchtlingshilfe und bei Campax gemeldet und warten nun auf Flüchtlinge. Erst 540 Gastfamilien konnten bisher jemanden empfangen.
Geduld ist gefragt
Die Flüchtlingshilfe bittet die Familien um Geduld. Die Vermittlung brauche Zeit, sagt Direktorin Miriam Behrens. «Das ist kein Airbnb-Modell, wo wir auf Knopfdruck Geflüchtete bei einer Familie platzieren können. Es geht hier nicht primär um Wohnungen, sondern um Menschen.»
Konkret können sich Ukrainerinnen und Ukrainer, die in einem der sechs Bundesasylzentren ankommen, bei der Flüchtlingshilfe und ihren Partnerhilfswerken melden, wenn sie bei einer Gastfamilie untergebracht werden möchten. Dann findet vor Ort ein Gespräch statt: Wie viele Kinder hat jemand? Wie viele Zimmer sind notwendig? Sind Haustiere vorhanden?
Entsprechend den Antworten suchen die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen in den Datenbanken nach einer passenden Gastfamilie und rufen sie an. Geht niemand ans Telefon, wird die nächste Familie angefragt. Eine Vermittlung dauert laut der Flüchtlingshilfe ein bis eineinhalb Stunden. Gut 100 Flüchtlinge vermittelt sie im Durchschnitt pro Tag.
Hätte man in den Asylzentren des Bundes mehr Räume für Mitarbeitende zur Verfügung und könnte man auch aus den Kantonen heraus vermitteln, könnte man schneller mehr Geflüchtete platzieren, sagt die Flüchtlingshilfe. An beidem arbeite man.
Der Bund sieht keinen Anlass, die Flüchtlingshilfe zu kritisieren. «Die Schweizerische Flüchtlingshilfe macht, was derzeit möglich ist», schreibt das Staatssekretariat für Migration (SEM). Es sei allen Beteiligten gedient, wenn gute Unterbringungsplätze gefunden würden, an denen die Geflüchteten längerfristig bleiben könnten.
In einzelnen Kantonen – die selber Flüchtlinge an Private vermitteln – hat man hingegen den Eindruck, die Hilfsorganisationen würden sich auf der Suche nach dem passenden Zimmer im Perfektionismus verlieren.
Auch Marina Eaton findet, dass die Schweizer Behörden manchmal übertrieben. «Vielleicht wären wir mit dieser Tür bei der Flüchtlingshilfe durchgefallen», sagt sie und zeigt auf eine dünne Tür, die das Wohnzimmer der Familie vom Spielzimmer des kleinen Sohnes trennt.
Gäste aus der Ukraine
Seit Sonntag lebt in diesem Zimmer Elena mit ihren beiden Töchtern, die 1 und 15 Jahre alt sind. Marina Eaton hat den Gästen aus der Ukraine ein Hochbett eingerichtet. Oben schläft die ältere Tochter, unten die Mutter mit dem Kleinkind. Auch ein Wickeltisch steht neu im Zimmer. Draussen auf dem Balkon sollen bald Blumen blühen.
Marina Eaton und ihr Mann haben die Familie auf eigene Initiative gefunden. Über eine Plattform, die ihnen auf Facebook empfohlen worden war, konnten sie Kontakt mit Elena und deren Mann aufnehmen. Als klar war, dass die Frau und ihre zwei Kinder bei den Eatons in Winterthur wohnen können, flohen sie mit dem Bus aus Dnipro im Südosten der Ukraine nach Polen. Den anschliessenden Flug nach Zürich hatte die Gastfamilie organisiert.
Marina Eaton sagt, sie habe nicht länger auf die Schweizer Behörden warten wollen: «Ich konnte nicht verstehen, dass Frauen und Kinder im Krieg ausharren müssen, während bei uns seit zwei Wochen ein Zimmer eingerichtet ist.»
Auf den sozialen Netzwerken suchen derzeit viele Menschen aus der Ukraine eine Unterkunft. Die Flüchtlingshilfe rät allerdings dringend davon ab. «Unter die Angebote mischen sich auch Menschenhändler und Zuhälter, das ist gefährlich», warnt Direktorin Miriam Behrens.
Auch Marina Eaton ist auf Facebook schon auf zwielichtige Angebote gestossen. Gleichzeitig ist sie überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Im Gegensatz zu anderen könne sie den Geflüchteten – dank ihrer Ausbildung als Heil- und Sozialpädagogin – nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Begleitung bieten.
Seit Sonntag kümmert sie sich fast ausschliesslich um Elena und ihre beiden Töchter. Vor allem die Kleine habe in den ersten Tagen kaum geschlafen und verstört gewirkt, erzählt Eaton. «Ich habe den Eindruck, dass sie und allenfalls auch die Mutter traumatisiert sind.» An diesem Nachmittag lächelt das kleine Mädchen oft und schmiegt sich an die Schulter der Mutter, als diese von der Flucht erzählt.
Nächste Woche sollen die beiden eine Trageberatung besuchen. Das nahe Tragen des Kindes an der Mutter könne die Heilung einer Traumatisierung unterstützen, sagt Marina Eaton. Sie hat die beiden bereits angemeldet.
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Nicht alle haben ein Trauma
Wir machten uns oft falsche Vorstellungen davon, was Kriegsflüchtlinge für Bedürfnisse haben, sagt Psychiater Matthis Schick.
Wie viele der Menschen, die derzeit aus der Ukraine in die Schweiz flüchten, sind traumatisiert?
Matthis Schick: Viele Frauen und Kinder, die mit der ersten Welle kommen, sind emotional stark belastet. Das kann gar nicht anders sein, wenn man etwa den Ehemann im Krieg zurückgelassen hat. Das ist aber keine Krankheit, sondern eine normale menschliche Reaktion. Hier braucht es keine psychiatrische Antwort, sondern eine zwischenmenschliche und organisatorische.
Das heisst?
Die Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, sie müssen wissen, wo sie ihre Kinder zur Schule bringen können und wo sie ein Handyabo erhalten, um mit ihrer Familie in Kontakt zu bleiben. Sie benötigen Informationen und Sicherheit. Alles, was ihnen Stress abnimmt, ist wichtig.
Was passiert, wenn der Krieg noch länger dauert?
Dann werden unweigerlich mehr und schwerer traumatisierte Menschen zu uns kommen. Die Forschung zeigt, dass 30 bis 50 Prozent der Kriegsflüchtlinge psychisch so belastet sind, dass sie Unterstützung benötigen.
Manche Familien haben bereits Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Was sollen sie tun, wenn Traumatisierte darunter sind?
Zwei Dinge scheinen mir wichtig: Erstens geht es nicht immer nur um Trauma; wir machen uns häufig falsche Vorstellungen davon, was diese Menschen für Bedürfnisse haben. Wir erfahren sie erst, wenn wir danach fragen. Zweitens ist die Gastfamilie nicht für die psychologische Betreuung der Geflüchteten verantwortlich. Falls die emotionale Belastung der Gäste ein handhabbares Mass übersteigt, sollten Fachkräfte konsultiert werden.
(https://magazin.nzz.ch/nzz-am-sonntag/schweiz/vom-langen-warten-auf-die-fluechtlinge-ld.1676625)
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Sonntagszeitung 27.03.2022
Gefälschte Pässe: Bund verschärft Kontrollen bei Ukraine-Flüchtlingen
Das Migrationsamt verweigert 19 Personen den Aufenthalt in der Schweiz. Jetzt werden alle Pässe auf ihre Echtheit überprüft.
Denis von Burg, Mischa Aebi
Seit einiger Zeit gibt es Meldungen, wonach Personen mit gefälschten ukrainischen Pässen in EU-Ländern als Flüchtlinge unterzukommen versuchen. Inzwischen ist es auch in der Schweiz zu missbräuchlichen Versuchen gekommen, den Status S für Schutzbedürftige aus der Ukraine zu erhalten. Das bestätigt das Staatssekretariat für Migration (SEM) gegenüber der SonntagsZeitung. «Wir haben bisher bei 19 Personen die Erteilung des S-Status verweigert, weil sie nicht zu einer der anspruchsberechtigten Gruppen gehörten», heisst es vom SEM.
Jetzt reagieren die Behörden: Wer in der Schweiz als Ukraine-Flüchtling aufgenommen werden will, wird ab sofort besser kontrolliert. Insbesondere werden die «vorgelegten Pässe auf ihre Echtheit überprüft», wie das SEM mitteilt. Um in den Bundesasylzentren diese Echtheitsprüfungen durchzuführen, würden ab sofort zusätzlich Spezialisten des Bundesamtes für Zoll und Grenzschutz eingesetzt.
Bisher habe man auf eine systematische Kontrolle verzichtet, um den grossen Ansturm in der ersten Phase einigermassen bewältigen zu können. Bei Personen, die sich registrieren lassen wollten, wurde bisher bloss die Identität erfragt und mittels Fingerabdrücken abgeklärt, ob sie im Schengen-Informationssystem registriert sind.
Insgesamt scheinen sich aber die Missbräuche in Grenzen zu halten: Von den knapp 8900 Personen, denen das SEM bisher den Schutzstatus S erteilt hat, waren rund 99 Prozent ukrainischer Nationalität und hatten deshalb keinen Grund, eine andere Identität vorzugeben. Von den anderen rund 90 Personen, die aus der Ukraine einreisten, stammen die meisten ursprünglich aus Russland, Belarus und Armenien. Sie sind meist Familienangehörige beziehungsweise Ehepartner von Ukrainerinnen oder Ukrainern.
(https://www.derbund.ch/bund-verschaerft-kontrollen-bei-ukraine-fluechtlingen-553138510044)
+++FREIRÄUME
Zahlen die eigentlich Steuern? – FDP Kriens entpuppt sich als Wagenburg-Skeptiker
Im Hinterschlund steht seit 2021 eine Wagenburg. Die FDP Kriens ist dieser alternativen Wohnform gegenüber kritisch eingestellt, wie aus einigen Fragen hervor geht, die sie an den Stadtrat stellt.
https://www.zentralplus.ch/news/fdp-kriens-entpuppt-sich-als-wagenburg-skeptiker-2332987/
+++FRAUEN/QUEER
Sonntagszeitung 27.03.2022
Gewalt auf dem Pausenplatz – «Schwuchtel», «schwule Sau»: In Schulen sind Demütigungen Alltag
Eine breit angelegte Studie hat das Verhalten von Deutschschweizer Jugendlichen gegenüber schwulen Mitschülern erforscht. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Martin Stoll
Soll ein Mann Coiffeur werden? Wäre dir ein schwuler Lehrer unangenehm? Hast du letzthin jemanden gehänselt oder schikaniert?
Wie 2209 andere Jugendliche in der Deutschschweiz beantwortete der 15-Jährige geduldig die 115 Fragen des Forschers. Schliesslich schoss es aus ihm heraus: «Schwule und Lesben gehören in den Dreck. Es gehört nicht zur Natur», schrieb der Befragte gehässig unter den Fragebogen.
Bis im Januar 2020 stand der 38-jährige Patrick Weber immer wieder vor Schulklassen, in kleinräumigen Dörfern genauso wie in grossen Städten. Seinen Fragebogen verteilte er im Rahmen seiner Doktorarbeit an Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren. Die Ergebnisse der breit angelegten Studie sind deutlich. Sie lassen keinen anderen Schluss zu: Junge Schwule erleben in der Deutschschweiz täglich teils subtile, teils offene Ausgrenzung, Beschimpfungen und auch Gewalt.
Wie tief verwurzelt die Ablehnung von Schwulen bei Jungen mitunter ist, machen die Kommentare auf den Fragebögen deutlich: «Schwule sind geisteskranke Menschen, die kein Girl finden», schrieb ein 13 Jahre alter Jugendlicher. «Ich hasse Schwule, aber sie sollen machen, was sie wollen», kommentierte ein 14-Jähriger.
Ein Viertel war grob
Auch die Analyse der über 200’000 Detailantworten bringt Probleme an den Tag: Mehr als ein Viertel der befragten Jugendlichen gab beispielsweise an, sich gegenüber mindestens einer Person in den letzten zwölf Monaten negativ verhalten zu haben – weil diese schwul ist oder für schwul gehalten wurde. Oft machten sich Jugendliche über Gleichaltrige lustig. Nicht selten eskalierten Sticheleien laut den Befragten zu Rempeleien oder handfester körperlicher Gewalt. Direkte und aggressive Ausgrenzungen und Erniedrigungen könnten für Betroffene einschneidend sein, sagt Genderforscher Weber. Schulverweigerung, Nachlassen der schulischen Leistung und psychosoziale Probleme seien mitunter die Folge.
Der raue Ton ist Alltag
Hoch ist das Ausmass subtiler Rücksichtslosigkeit und Diskriminierung, die Schwulen nahegehen. Weber nennt sie in seiner Arbeit «homonegative Mikroaggressionen». Die Sprache der Teenager ist voll damit: «Das ist so schwul» beispielsweise oder die Floskel «no homo». Sie betont, dass vom Jugendlichen keine homosexuellen Intentionen ausgehen.
Teenagern gehen solche Redewendungen locker über die Lippen. Sie treffen irgendwen, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Laut der Studie ist solches Sprachverhalten weit verbreitet: 68 Prozent der befragten Jugendlichen räumten ein, Freundinnen oder Freunde in letzter Zeit als «Schwuchtel» oder «schwule Sau» bezeichnet zu haben. 40 Prozent gaben an, Witze über Schwule gemacht zu haben. Dieses «indirekte homonegative Verhalten» führe zu einem unguten Klima gegen Schwule in Klassenzimmern und auf Pausenplätzen, sagt der Forscher.
«Wenn ich jemand ‹Schwuchtel› nenne oder ‹no homo› sage, meine ich das nur als Spass», erklärt ein 14-Jähriger, «ich habe nichts gegen Schwule.» Das sei nie ernst gemeint, doppelt eine Gleichaltrige nach.
Bei jungen Schwulen indessen kommt der raue Ton als Feindseligkeit an. «Er erschwert den Coming-out-Prozess von Jugendlichen zusätzlich», sagt Weber, der auch die Coming-out-Beratung «Du-bist-du» aufgebaut und geleitet hat.
Fehlen Regeln, gibts Zank
Eine offene Feindseligkeit gegenüber Schwulen («Ich akzeptiere die homosexuellen Leute nicht») habe er bei seiner Feldforschung in einigen Klassen und Schulhäusern gespürt, sagt Weber. An anderen Orten, oft in kleineren Gemeinden, habe er aber auch viel Offenheit und Toleranz erlebt. «Mensch ist Mensch, egal ob schwul oder eine andere Religion und Hautfarbe», kommentiert etwa ein 15-jähriger Jugendlicher. «Man kann sich nicht aussuchen, auf welches Geschlecht man steht», merkt eine gleichaltrige Schülerin an.
Trotz solchen Goodwills sei «dringender Handlungsbedarf» gegeben, sagt Weber. «Bleiben bei Entgleisungen Interventionen aus, wird homonegatives Verhalten von Jugendlichen als gerechtfertigt und akzeptiert interpretiert», sagt er. Kommt hinzu: Fehlende Normen und Respekt im Klassenzimmer führten zu Aggressionen auch gegen andere soziale Gruppen: Gehässigkeit und Gewalt zwischen Schweizern und Ausländern etwa oder Linken und Rechten.
In den Fussstapfen der Eltern
Hier müsste die Schule korrigieren, was auch bei Eltern fehlt: Ein Verständnis für die Werte einer toleranten, gleichwertigen Gesellschaft. Laut der Feldstudie – der ersten dieser Art in der Schweiz – beeinflussen Eltern, die Schwulendiskriminierung gutheissen, ihre Kinder stark. «Mein Vater ist gegen andere sexuelle Orientierungen. Ich finde, Schwulsein ist eine Krankheit und sollte nicht akzeptiert werden», sagt etwa eine 14-Jährige. Genauso wie beispielsweise Fremdenfeindlichkeit hat laut Fachleuten auch Homophobie bei Jugendlichen ihren Ursprung nicht selten am elterlichen Esstisch.
Besonders gefordert sind Eltern mit einem Migrationshintergrund. Deren Kinder agieren laut der Befragung öfter als andere gegen Schwule. Forscher Weber führt dies auf eine ausgeprägtere Religiosität und eine klare Einstellung zu einer traditionellen Männlichkeit zurück.
In der Pflicht stehe vor allem die Schulsozialarbeit, meint Weber. Diese müsse mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werden, damit ein offenes Klima an den Schulen aktiv gefördert werden könne.
Bei Martina Good, Co-Präsidentin des Schulsozialarbeitsverbands (SSAV), rennt der Genderforscher damit offene Türen ein. Sie sieht Nachholbedarf auch bei den Schulgemeinden: Schwule oder lesbische Lehrkräfte müssten eine Selbstverständlichkeit sein: «Hier braucht es ein klares Bekenntnis zur gesellschaftlichen Vielfalt.»
(https://www.derbund.ch/schwuchtel-schwule-sau-in-schulen-sind-demuetigungen-alltag-472483348677)
+++RASSISMUS
Er bedrohte die Nachbarfamilie: Zuger wegen Rassendiskriminierung verurteilt
Ein Zuger hat sich über ein Jahr lang einen Kampf mit seinen Nachbar geliefert – weil ihm offenbar deren Hautfarbe nicht passte. Sie zeigten ihn an. Mit Erfolg.
https://www.zentralplus.ch/news/zuger-wegen-rassendiskriminierung-verurteilt-2333149/
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(Die SoZe hat wieder mal das Bedürfnis, antirassistische Selbstorganisation schlecht zu machen….)
Sonntagszeitung 27.03.2022
Anti-Rassismus-Debatte: Weisse unerwünscht
In der Berner Dampfzentrale fanden Veranstaltungen gegen Rassismus statt – an denen zum Teil nur Dunkelhäutige willkommen waren. Das sorgt für Kritik – auch von Schwarzen.
Bettina Weber
Zuerst lachten sie, derart absurd erschien es ihnen. Aber da stand es schwarz auf weiss im Programm: Das Nachgespräch, das im Anschluss an die Tanzperformance stattfinde, sei «for BIPoC (Black, Indigenous und People of Colour) only».
«Meinst du, als Oberhasler gehe ich in Bern als Indigener durch?», fragte Luzi Schilling seine beste Freundin Isabel Lunkembisa im Scherz, nur um zu merken, dass es die Berner Dampfzentrale ernst meinte: An jenem Abend im letzten Oktober war er als Weisser tatsächlich nicht willkommen, sie als Schwarze schon. Dasselbe galt auch für zwei spätere Veranstaltungen der Reihe «exit Racism», zuletzt an einem Abend Ende Februar, der «schwarzen Menschen, People of Color und allen whitepassing (als weiss gelesene, aber) nicht weissen Personen vorbehalten» sein sollte.
Isabel Lunkembisa und Luzi Schilling waren fassungslos. Wie sollte ausgerechnet eine Art Rassentrennung den Dialog fördern? Und hat nicht gerade die Kultur seit jeher den Anspruch, Leute zusammenzubringen und eben nicht zu trennen?
Ihre Begeisterung für «Black Lives Matter» hat sich gelegt
Isabel Lunkembisa lag in jener Oktobernacht lange wach und dachte nach. Sie weiss, was Rassismus ist, seit sie als 13-jähriges Flüchtlingsmädchen allein aus Angola in die Schweiz kam. Die 46-Jährige lebt heute im Tessin, ist Mutter zweier Kinder, Direktionsassistentin und daneben als Übersetzerin am Gericht tätig. Sie erfährt Rassismus «nicht täglich», wie sie betont, aber immer mal wieder. Zum Beispiel dann, wenn sie mit ihrer Anwesenheit an einem Prozess zunächst für Verwirrung sorgt und mitunter für die Angeklagte gehalten wird. Ihre Kompetenz stellt heute niemand mehr infrage, aber sie musste sich den Respekt hart erarbeiten.
Trotzdem bekundet sie immer häufiger Mühe mit der Idee des strukturellen Rassismus, der überall sein soll und alle weissen Menschen schuldig spricht. Auch die anfängliche Begeisterung für die Bewegung «Black Lives Matter» hat sich deshalb merklich gelegt. Es komme ihr vor, wie wenn bei dieser Debatte vor allem privilegierte Menschen aus einer mehrheitlich theoretischen Position heraus den Ton angeben würden. «Sie reden uns Schwarzen ein, dass wir uns schlecht fühlen sollen», sagt Isabel Lunkembisa.
Schlecht fühle sie sich aber erst, wenn sie auf eine Einlass-Doktrin stosse wie in der Berner Dampfzentrale. Sie sagt: «Meine Kinder werden nicht durch das N-Wort in ‹Pippi Langstrumpf› traumatisiert. Sondern dadurch, dass ihnen weisgemacht wird, sie bedürften einer Spezialbehandlung, seien nicht wie alle anderen.» Ausgerechnet ihre beiden Kinder, für die ihre Hautfarbe nie Thema sei und die stolz von sich sagten: Wir sind Tessiner!
Wegen all dem schrieb Isabel Lunkembisa der Berner Dampfzentrale noch in derselben Nacht ein ausführliches Mail, in dem sie ihre Sicht darlegte.
Eine schwarze Frau in der Kosmetikabteilung ist verdächtig
Auch Luzi Schilling machte seinem Ärger auf diese Weise Luft. Denn er weiss ebenfalls, was Rassismus ist. Er leitet nicht nur in Biel die von seiner Mutter gegründete Tanzschule, «in der Nationalität und Hautfarbe noch nie eine Rolle spielten», wie er sagt. Er ist zudem mit einer Ruanderin verheiratet, zusammen hat das Paar zwei Kinder. «Wenn meine Frau in einem Warenhaus die Kosmetikabteilung aufsucht, dauert es nie lange, bis sich ihr ein Detektiv an die Fersen heftet. Ich beobachte das oft, und manchmal tippe ich ihm dann auf die Schulter und sage: «Keine Sorge, ich passe schon auf sie auf.»
Isabel Lunkembisa und Luzi Schilling lachen schallend, als sie von ihren Erfahrungen erzählen; die beiden sind seit über 30 Jahren eng befreundet – sie hatte als Teenager bei seiner Mutter zu tanzen angefangen.
Empört sie das Geschilderte kein bisschen? «Doch, natürlich», sagt Schilling, aber Rassismus begegne man, in dem man ihn anspreche. Und im Idealfall mit Humor. Aber ganz sicher nicht mit Ausschluss von Weissen und auch nicht mit dem, was immer mehr um sich greife: mit der identitätsstiftenden Betonung der Hautfarben. Schilling findet das grotesk: «Wenn die Leute geradezu darauf konditioniert werden, dauernd Unterschiede zu sehen, wird damit ein Konstrukt am Leben erhalten, das doch eben gerade ausgemerzt werden soll.»
Er frage sich, ob es eigentlich in Ordnung sei, wenn Weisse durch ihren Ausschluss pauschal als Aggressoren dargestellt werden. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) sieht darin kein Problem, findet, es könne sinnvoll sein, sogenannte Safe Spaces für Menschen of Color anzubieten: «Der Ausschluss von weissen Menschen soll einen geschützten Rahmen bieten, in dem sich Menschen of Color, die (potenziell täglich) Rassismuserfahrungen machen, ausdrücken und austauschen können, ohne ihre Erfahrungen erklären oder rechtfertigen zu müssen.»
Wer über Rassismus reden will, muss sich öffnen
Auch die Dampfzentrale schreibt, man sehe «das Schaffen von Safer Spaces als eines der möglichen Mittel auf dem Weg zu einer rassismusärmeren Gesellschaft». Rassismuserfahrung sei auch eine Gewalterfahrung, die sich in diesen Räumen nicht bzw. weniger wiederholen solle.
Isabel Lunkembisa schnaubt beim Begriff Safe Spaces. «Was ist denn das für ein Vokabular! Es wird so getan, wie wenn in der Schweiz Apartheid herrschen würde und wir Schwarze täglich an Leib und Leben bedroht wären.» Wer über Rassismus reden wolle, müsse sich öffnen und nicht unter seinesgleichen zusammensitzen und wehklagen.
Noch mehr ärgert sie und Luzi Schilling aber die Herablassung, die für sie hinter dem angeblich fortschrittlichen Tun steckt: «Die Schwarzen in unserem Umfeld – und es sind viele – verbitten sich den Gedanken, dass sie hilfsbedürftig sind. Sie empfinden es als abwertend.»
Stadt Bern als Geldgeberin versteht Kritik nicht
In Bern versteht man die Kritik nicht. Die Stadt subventioniert die Dampfzentrale jährlich mit einem Beitrag von 2,5 Millionen Franken, trotzdem erachtet die Kulturbeauftragte eine mit Steuergeldern finanzierte «Bipoc only»-Veranstaltung nicht als ausschliessend. Es handle sich vielmehr «um einen Anlass, der sich an eine bestimmte Personengruppe mit einem spezifischen gemeinsamen Erfahrungshintergrund richtet».
Reaktionen habe es kaum gegeben, aber wenn, zeigten diese auf, «was es auszulösen vermag, wenn sich der Ausschluss für einmal gegen Menschen mit weisser Hautfarbe richtet». Das führe «im besten Fall zu einer Reflexion über die eigenen Privilegien und zu einer breiteren Diskussion».
Isabel Lunkembisa seufzt. «Als Flüchtlingsmädchen hatte ich Glück im Unglück – und auch viel Unterstützung von weissen Menschen. Ich finde deshalb, wir sollten uns mehr auf das Positive konzentrieren.» Es habe sie stark gemacht, dass ihre Eltern ihr beigebracht hätten, sich niemals minderwertig zu fühlen. «Und genau das muss man Bipoc-Menschen vermitteln – dafür taugen aber Safe Spaces wenig.» Sie weigere sich überhaupt, bei diesem holzschnittartigen Denken mitzumachen und Weisse als Täter zu sehen und Schwarze als Opfer.
Lachen hilft
Wie Luzi Schilling glaubt sie an eine andere Form von Vielfalt, will das Verbindende sehen und nicht das Trennende. Das hat viel mit ihrer Geschichte zu tun. Als sie eine ihrer Pflegemütter einmal fragte, weshalb sie eigentlich so viel lache, antwortete Isabel Lunkembisa: «Weil ich überlebt habe.» Zwei Dinge habe sie sich damals geschworen: «Ich werde immer fröhlich sein, und ich werde immer sagen, was ich denke.»
Sie hat nicht vor, das jetzt zu ändern.
(https://www.derbund.ch/weisse-an-anti-rassismus-debatte-unerwuenscht-703033936970?idp=OneLog&new_user=no)
+++RECHTSEXTREMISMUS
Russland: „Gruppe Wagner“ – Putins Privatarmee
Sie übernehmen die Aktionen, mit denen die reguläre russische Armee nicht in Verbindung gebracht werden will. Die Söldner der sog. „Gruppe Wagner“ sollen auch im aktuellen Ukraine-Krieg wieder aktiv sein.
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/sendung/russland-gruppe-wagner-putins-privatarmee-100.html
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Tragödie mit vier Todesopfern in Montreux VD: Gehörte die Familie zur Prepper-Bewegung?
Die fünfköpfige Familie, die am Donnerstag von einem Balkon in Montreux VD stürzte, war nach neuesten Erkenntnissen wohl Teil der Prepper-Bewegung. Sie sollen isoliert gelebt haben und nur zwei von 5,5 Räumen in der Wohnung genutzt haben.
https://www.blick.ch/schweiz/westschweiz/waadt/tragoedie-mit-vier-todesopfern-in-montreux-vd-gehoerten-die-familie-zur-prepper-bewegung-id17355220.html
Ungeschickte Äusserung einer Oberrichterin
Eine Aargauer Oberrichterin hat eine coronakritische Deklaration unterschrieben, die öffentlich im Internet einsehbar ist. Dass sie das mit Amtsbezeichnung Oberrichterin tat, sei «ungeschickt» gewesen, schreibt nun die Aargauer Justizleitung in der Antwort auf einen Vorstoss im Kantonsparlament.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/ungeschickte-aeusserung-einer-oberrichterin?id=12166790
Im Verhör: Putin, Trump und die QAnon-Verschwörer
„Putin, Putin, Putin“, rufen die Protestler vor der russischen Botschaft bei einer der großen Corona-Demos in Berlin. Darunter auch einige Anhänger der QAnon-Verschwörungsideologie. In dieser Episode von „Im Verhör“ sprechen wir über die Rolle Putins und Trumps, was Xavier Naidoo damit zu tun hat und wer der mysteriöse „Q“ eigentlich ist.
https://www.youtube.com/watch?v=0tCYt4VteJU