Medienspiegel 16. Februar 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Zunahme der Asylgesuche – «Die meisten Afghanen können in der Schweiz bleiben»
Fast 15’000 Menschen suchten 2021 Schutz in der Schweiz. Der Anwalt Roman Schuler über die asylsuchenden Afghanen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/zunahme-der-asylgsuche-die-meisten-afghanen-koennen-in-der-schweiz-bleiben


+++GRIECHENLAND
Auf gefährliche Routen gezwungen
In Griechenland werden nach Bootsunglücken Flüchtlinge kriminalisiert und mit extrem hohen Strafen belegt
Bei drei Schiffbrüchen von Flüchtlingsbooten auf griechischen Gewässern kamen allein in der Weihnachtswoche 2021 mehr als 30 Menschen ums Leben. Nun will die Justiz die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161387.justiz-gegen-fluechtlinge-auf-gefaehrliche-routen-gezwungen.html


+++GASSE
In Bern gibt es bald eine Notschlafstelle für Jugendliche – Luzern macht es anders
In Luzern haben Jugendliche keine Möglichkeit, eine Notschlafstelle aufzusuchen. Das sei auch nicht nötig, sagen die Behörden. Sie setzen auf Göttis, Grosseltern – und das Kinderheim.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/obdachlosigkeit-in-bern-gibt-es-eine-notschlafstelle-fuer-jugendliche-in-luzern-ist-das-noch-nicht-noetig-ld.2248819


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Warum ein Demonstrations-Verbot keine gute Idee ist
Die SVP will freie Strassen für den Einkaufsbummel am Samstag. Gar nicht mal so klug. Ein Kommentar.
https://bajour.ch/a/XGWCEhlZwcxNfhE7/kommentar-zum-von-der-svp-geforderten-demoverbot
-> https://telebasel.ch/2022/02/16/streit-im-talk-demos-in-basel-einschraenken/?utm_source=lead&utm_medium=carousel&utm_campaign=pos%205&channel=105100


+++KNAST
Das Frauengefängnis
Sie haben Gewalttaten begangen, haben gegen die Drogengesetzgebung verstossen oder sitzen wegen Eigentums- und Betrugsdelikten: die Insassinnen der Justizvollzugsanstalt Hindelbank. Doch für Direktorin Annette Keller ist das Wichtigste im Strafvollzug der gegenseitige Respekt.
https://www.srf.ch/play/tv/reporter/video/das-frauengefaengnis?urn=urn:srf:video:76d3c841-61d4-4f67-8fbe-a6e5acb4262c&aspectRatio=16_9


+++BIG BROTHER
Technologische Entwicklung erfordert Anpassungen der Verordnungen zur Fernmeldeüberwachung
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Februar 2022 die Vernehmlassung zur Teilrevision der Ausführungsverordnungen des Bundesgesetzes betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF) eröffnet. Ziel ist, die Fernmeldeüberwachung der technologischen Entwicklung anzupassen. Die Vernehmlassung dauert bis zum 23. Mai 2022.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-87191.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/bundesrat-will-uberwachung-an-5g-anpassen-66109775


+++RECHTSEXTREMISMUS
Peter Thiel – oder die bösartige Variante der Koch-Brüder
Schwul und streng gläubig: Peter Thiel wird zum Vordenker und Mäzen der extremen Rechten.
https://www.watson.ch/!364704435


«Zürich Nazifrei»: Eine klare Antwort
Rund 4000 Menschen haben vergangenen Samstag in Zürich gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen und Coronamassnahmengegner:innen demonstriert. Hat die Mobilisierung ihren Zweck erfüllt? Zwei Beteiligte geben Auskunft.
https://www.woz.ch/2207/zuerich-nazifrei/eine-klare-antwort


+++FUNDIS
Kirschblüten-Gemeinschaft – Nach Enttarnung: Kirschblütlerin wurde sofort entlassen
Während eine Klinik in Münsingen die Verbindung einer Psychologin tolerierte, handelte eine andere Berner Klinik sofort.
https://www.srf.ch/news/schweiz/kirschblueten-gemeinschaft-nach-enttarnung-kirschbluetlerin-wurde-sofort-entlassen


Erste Kliniken reagieren: Kirschblüten-Psychiaterinnen freigestellt
Vergangene Woche deckte der Beobachter auf, dass Anhängerinnen der umstrittenen Kirschblütengemeinschaft in Schweizer Psychiatrien angestellt sind. Nun ziehen mehrere Kliniken Konsequenzen – aber nicht alle.
https://www.beobachter.ch/gesellschaft/erste-kliniken-reagieren-kirschbluten-psychiaterinnen-freigestellt
-> https://www.beobachter.ch/gesellschaft/beschwerde-gegen-psychiatriezentrum-verbandelt-mit-den-kirschblutlern



derbund.ch 16.02.2022

«Sektenhafte» GruppeKirschblüten-Gemeinschaft wehrt sich gegen Vorwürfe

Nach Kritik äussert sich eine Kirschblütlerin zum Fall Psychiatriezentrum Münsingen. Sie spricht von diskriminierenden Falschaussagen.

Maurin Baumann

Mehrere Psychiaterinnen aus einer umstrittenen Lebens- und Therapiegemeinschaft in Lüsslingen haben im Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) gearbeitet. Berufsverbände kritisieren die Kirschblüten-Gemeinschaft scharf. Eine aufsichtsrechtliche Beschwerde und eine kantonale Motion sind hängig.

Die Kirschblütlerinnen und Kirschblütler selber haben sich bisher noch nicht dazu geäussert. Was halten sie von der geforderten Untersuchung der Führungsriege des PZM? Esther Maria Caduff von der Kirschblüten-Gemeinschaft nimmt schriftlich Stellung: «Es tut uns leid zu hören, dass ein Arbeitgeber, der eine faire und diskriminierungsfreie Anstellungspraxis übt, sich mit solchen Untersuchungen konfrontiert sieht.»

Kritik sei «stark diskriminierend»

Und die Kritik der Verbände? Die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) schreibt, dass jegliche ideologische Nähe zur Kirschblüten-Gemeinschaft unvereinbar mit der Berufsausübung des Psychiaters oder der Psychiaterin sei. Und zwar, weil die therapeutische Beziehung aus dem professionellen Kontext herausgelöst, Grenzen überschritten und das Gebot der sexuellen Abstinenz missachtet würden, begründet die SGPP.

Diese Aussage sei «stark diskriminierend» und enthalte «mehrfache massive Falschaussagen und Missverständnisse», entgegnet Caduff.

Der Verein Infosekta stuft die Kirschblütler als «sektenhafte Gruppierung» ein. Davon will man in Lüsslingen nichts wissen. Die Gemeinschaft betrachte sich selbst nicht als Sekte. Es gebe, schreibt Caduff, weder ein Aufnahmeverfahren noch eine formelle Mitgliedschaft, eine autoritäre Führung oder finanzielle Verpflichtungen. Und die Freiheit des Denkens und Handelns jedes Einzelnen zähle zu den obersten Werten der Gemeinschaft.

Die Kritik der SGPP vermische zudem «das Privatleben mit den fachlichen beruflichen Auseinandersetzungen mancher Menschen, die sich der Kirschblüten-Gemeinschaft zugehörig fühlen». Die Kirschblütler wehren sich gegen «undifferenzierte Darstellungen in den Medien».

Nicht Mitgliedschaft, sondern Zugehörigkeitsgefühl

Wenn Leute aus der Gemeinschaft in Praxen oder Seminaren therapeutisch oder ärztlich tätig seien, so sei diese Arbeit nicht mit der Gemeinschaft gleichzusetzen. Das Gleiche gelte für die von Kirschblütlerinnen gegründete Internationale Ärztegesellschaft für die Echte Psychotherapie und die Alternative Psychiatrie Avanti.

Caduff schreibt also nicht von Mitgliedern, sondern von «ärztlich und therapeutisch tätigen Fachleuten, die sich privat der Kirschblüten-Gemeinschaft zugehörig fühlen». Diese würden die therapeutische Beziehung im professionellen Kontext betrachten. Das Gebot der sexuellen Abstinenz werde nicht missachtet, wie auch der intime Kontakt zwischen Personen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen, nicht befürwortet werde.

Bezogen auf den konkreten Fall PZM bestätigt die Kirschblüten-Gemeinschaft, dass insgesamt drei ihrer Vertreterinnen zwischen 2017 und 2020 in Münsingen gearbeitet haben. Die Personen hätten «aus verschiedenen privaten und beruflichen Gründen gekündigt». Es habe keinerlei Unvereinbarkeit mit der therapeutischen Tätigkeit an der Klinik festgestellt werden können. Das PZM hatte zuvor bereits dasselbe kommuniziert.

Thomas Reisch, ärztlicher Direktor und Chefarzt des PZM, führt nach eigenen Angaben eine «Beziehung zu einer Person in Lüsslingen». Ist er der Kirschblüten-Gemeinschaft zugehörig? Caduff verneint: Reisch gehöre der Gemeinschaft nicht an.

Ob er die drei genannten Personen selber eingestellt hat, dazu kann Caduff keine Stellung nehmen. Die Medienstelle des PZM streitet dies zumindest ab. Eine Untersuchung soll Licht ins Dunkel bringen, so fordert es zumindest die eingereichte Motion der GLP-Grossrätin Melanie Gasser.
(https://www.derbund.ch/kirschblueten-gemeinschaft-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-748433123132)


+++HISTORY
Was wusste der Kanton über Dietfurt?
Kantonsrätin Bettina Surber will von der St.Galler Regierung wissen, welche Verantwortung der Kanton für die damaligen Zustände in der Spinnerei Dietfurt und im dazugehörigen «Fabrikkloster» trug. Während über 100 Jahren waren dort Mädchen und junge Frauen administrativ versorgt und mussten unter Zwang arbeiten.
https://www.saiten.ch/was-wusste-der-kanton-ueber-dietfurt/
-> Interpellation: https://www.ratsinfo.sg.ch/geschaefte/5346#documents


Basler Staatsarchiv: Zeitzeugnisse aus der Geschichte der Anti-AKW-Bewegung
Das Staatsarchiv Basel-Stadt betreut eine neue Sammlung: Die Dokumentationen des schweizweiten Widerstandes gegen Atomkraftwerke. Ab sofort können die Schriften, Bilder und Filme von der Öffentlichkeit eingesehen werden.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/atomkraftwerke-basler-staatsarchiv-zeitzeugnisse-aus-der-geschichte-der-anti-akw-bewegung-ld.2252159