Medienspiegel 25. Januar 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SOLOTHURNER
Solothurner Kantonsrat lehnt Kürzung der Sozialhilfe für Asylsuchende ab
Die SVP nennt sie «Scheinflüchtlinge» und fordert in einer Volksinitiative eine erhebliche Kürzung der Sozialhilfeleistungen für Asylsuchende ohne Aufenthaltsbewilligung. Im Parlament blitzt sie damit ab.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/svp-scheinfluechtlinge-solothurner-kantonsrat-lehnt-kuerzung-der-sozialhilfe-fuer-asylsuchende-ab-ld.2242673


+++ZÜRICH
SVP will weniger Sozialhilfe für sogenannte «Scheinflüchtlinge»
Die SVP will den sogenannten «Scheinflüchtlingen» weniger Sozialgeld bezahlen. So wollen sie den Anreiz abschwächen, in der Schweiz zu bleiben. Im Kantonsrat ist aber weniger die Forderung der SVP das Thema, sondern mehr die Art und Weise wie die SVP «Scheinflüchtlinge» definiert.
https://www.telem1.ch/aktuell/svp-will-weniger-sozialhilfe-fuer-sogenannte-scheinfluechtlinge-145217786


+++SCHWEIZ
Amnesty International zum «No Frontex»-Referendum
Amnesty International prangert seit vielen Jahren die Funktionsweise von Frontex an. Die Menschenrechtsorganisation gibt jedoch keine Abstimmungsparole für das «No Frontex»-Referendum ab, mit dem die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel und die Beteiligung der Schweiz an der EU-Grenzschutzagentur verhindert werden sollen. Stattdessen ruft Amnesty die europäischen Staaten und die Schweiz dazu auf, unverzüglich Massnahmen zur Verbesserung der Menschenrechtsbilanz von Frontex einzufordern.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2022/amnesty-international-zum-no-frontex-referendum


+++MITTELMEER
Drei Tote vor Küste von Lampedusa geborgen
In dem Boot, das von der italienischen Küstenwache gerettet wurde, befanden sich 280 weitere Flüchtlinge. Hunderte weitere harren auf dem Rettungsschiff Geo Barents aus
https://www.derstandard.at/story/2000132818122/drei-leichen-vor-kueste-von-lampedusa-geborgen?ref=rss


+++SEXWORK
Sexkaufverbot gefährdet die Sicherheit von Sexarbeiter*innen
2017 kriminalisierte Irland den Kauf von sexuellen Dienstleistungen. Statt Sexarbeiter*innen vor Menschenhandel und Ausbeutung zu schützen, erleichtert das Gesetz jedoch die gezielte Verfolgung und den Missbrauch von Sexarbeiter*innen. Das zeigt ein neuer Bericht von Amnesty International.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/irland/dok/2022/sexkaufverbot-gefaehrdet-sicherheit-von-sexarbeit


+++DEMO/AKTION/REPRESSIO
“Doch unsere Idee…” Bericht über zwei erlebnisreiche Tage in Lugano
Nach sieben bewegten Monaten nach der Räumung und dem Abriss vom einen Teil vom AZ am 29.5.2021 und der Einstellung des Verfahrens bzgl. der Verantwortlichkeiten vom Geschehen bei der Stadt und der Polizei, wurde das Gelände für eine kurze Zeit wiederbesetzt.
https://barrikade.info/article/4975


+++REPRESSION DE
Schadenersatz für Bespitzlung in linken Kreisen?
Am 28. Januar verhandelt das Schweriner Verwaltungsgericht die Klage eines Mannes, der erreichen will, das der Fall Mark Kennedy auch in Deutschland Konsequenzen hat
https://www.heise.de/tp/features/Schadenersatz-fuer-Bespitzlung-in-linken-Kreisen-6337950.html


Britischer Ex-Spitzel in Schwerin vor Gericht
Klimaaktivist will Einsatz des Polizisten bei G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 für rechtswidrig erklären lassen
Während der Proteste gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm mischte sich ein verdeckter Ermittler von Scotland Yard unter die Aktivisten. Jetzt wird gegen ihn in Schwerin verhandelt.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160706.g-gipfel-in-heiligendamm-britischer-ex-spitzel-in-schwerin-vor-gericht.html


Met Police: Deceived activist Kate Wilson awarded compensation
An activist deceived into a relationship with an undercover officer has been awarded £230,000 compensation after a tribunal found the Metropolitan Police breached her human rights.
https://www.bbc.com/news/uk-england-nottinghamshire-60132610


+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
tagesanzeiger.ch 25.01.2022

Urteil des Verwaltungsgerichts: Migrationsamt hat Pflegefachfrau zu Recht weggewiesen

Trotz Fachkräftemangel habe das Amt nicht davon ausgehen müssen, dass die 29-jährige Neonatologie-Spezialistin unersetzbar sei, sagt das Gericht.

Liliane Minor

Es ist ein Erfolg für Regierungsrat Mario Fehr (parteilos) und eine Niederlage für den Anwalt und Migrationsrechtsprofessor Marc Spescha: Das Verwaltungsgericht ist zum Schluss gekommen, dass das Migrationsamt korrekt handelte, als es die serbische Pflegefachfrau Jelena Spasojevic aus der Schweiz wegweisen wollte.

Der Fall hatte im Herbst hohe Wellen geworfen: Weil ihre Ehe gescheitert war, entzog das Migrationsamt, das zu Fehrs Sicherheitsdirektion gehört, der Neonatologie-Spezialistin Jelena Spasojevic die Aufenthaltsbewilligung. Dass das Triemlispital die Serbin dringend brauchte, war für das Migrationsamt zu wenig belegt – Fachkräftemangel hin oder her.

Das Migrationsamt konnte «kein gesamtwirtschaftliches Interesse» daran erkennen, dass die Serbin im Land bleibt. Das änderte sich erst, als das Stadtspital Triemli beim Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) ein Gesuch um eine Arbeitsbewilligung einreichte. Das AWA gab dem Gesuch innert nur zehn Tagen statt – worauf das Migrationsamt Spasojevic doch noch eine Aufenthaltsbewilligung erteilte.

Öffentliches Interesse zu wenig belegt

Für Spasojevics Anwalt Spescha war das ein unnötiger Umweg. Er argumentierte, das Migrationsamt hätte denselben Entscheid auch von sich aus treffen müssen, weshalb er ans Verwaltungsgericht gelangte. Sein Argument: Die Wegweisung sei rechtswidrig gewesen. Das Verwaltungsgericht sieht das nun anders, wie das Urteil zeigt, das dieser Zeitung vorliegt.

Dass die Serbin ihren Anspruch auf eine Aufenthaltsbewilligung nach der Trennung von ihrem Ehemann verloren habe, sei unbestreitbar, schreibt das Gericht, habe die Ehe doch keine drei Jahre gedauert. Und die Bewilligung wurde ihr nur «zum Verbleib beim Ehepartner» erteilt.

Ausnahmen seien in einem solchen Fall unter anderem dann möglich, wenn öffentliche Interessen gegen eine Wegweisung sprächen, heisst es im Urteil weiter. Der Fachkräftemangel in der Pflege sei allein aber kein Argument: «Die Tätigkeit als Pflegefachfrau – selbst mit weiterführender Ausbildung im Bereich Neonatologie – ist grundsätzlich noch keine derart qualifizierte Tätigkeit, als dass die entsprechenden ausländischen Arbeitskräfte für den schweizerischen Arbeitsmarkt generell unentbehrlich wären.»

Daher habe das Migrationsamt zu Recht davon ausgehen dürfen, dass die junge Spezialistin durch eine inländische Arbeitskraft ersetzt werden könne. Erst das Gesuch beim AWA habe «das öffentliche Interesse an einem Verbleib der Beschwerdeführerin in der Schweiz» hinreichend belegt.

Anwalt hat Urteil noch nicht

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Marc Spescha wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern. Der Entscheid liege ihm noch nicht vor.

Für Jelena Spasojevic ist das neuerliche Urteil kein Problem: Ihre neue Aufenthaltsbewilligung ist gültig.
(https://www.tagesanzeiger.ch/migrationsamt-hat-pflegefachfrau-zu-recht-weggewiesen-662970544077)


+++EUROPOL
Neue Europol-Verordnung: EU-Mitgliedstaaten wollen Parlament mit Zeitstempel überrumpeln
Jahrelang speichert die Polizeiagentur Datenhalden zu Opfern und Zeug:innen von Straftaten. Mit einer neuen Gesetzgebung wird diese Praxis legalisiert. Für Informationen, die Europol vor deren Inkrafttreten gesammelt hat, soll nun eine Ausnahme gelten.
https://netzpolitik.org/2022/neue-europol-verordnung-eu-mitgliedstaaten-wollen-parlament-mit-zeitstempel-ueberrumpeln/


+++FRAUEN/QUEER
Die Frau, eine Verpackung
Es hat Tradition, den weiblichen Körper als Gefäss zu betrachten. Das prägt bis heute den Umgang mit schwangeren Frauen – ganz besonders mit jenen, die einen Abbruch erwägen.
https://www.republik.ch/2022/01/25/die-frau-eine-verpackung


Homosexualität «heilen» – Schweizer Seelsorger:innen wollen Betroffene umpolen
Stell dir vor, jemand würde deine sexuelle Identität in Frage stellen. Genau dies kann jungen LGBTQ+ Menschen passieren, die in einem streng religiösen Umfeld aufwachsen. Gewisse bibeltreue Therapeut:innen nutzen die Unsicherheiten der jungen Menschen während der Coming-out-Phase aus und versprechen Heilung.
https://www.srf.ch/play/tv/rec-/video/homosexualitaet-heilen—schweizer-seelsorgerinnen-wollen-betroffene-umpolen?urn=urn:srf:video:7cafca3b-6682-4369-ac32-7865de9196d6&aspectRatio=16_9


Basler Regierung spricht sich für ein Verbot von Konversionstherapien aus
Noch können Umpolungstherapien an homosexuellen Menschen in der Schweiz strafrechtlich nicht verfolgt werden. Das soll sich ändern: Dank eines Vorstosses im Grossen Rat kommt die Thematik nun auf das nationale Parkett.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/standesinitiative-basler-regierung-spricht-sich-fuer-ein-verbot-von-konversionstherapien-aus-ld.2242503


+++RASSISMUS
Schwerpunkteplan Migration und Rassismus verabschiedet
Mit dem «Schwerpunkteplan Migration und Rassismus 2022-2025» will der Gemeinderat die Teilhabe der Migrationsbevölkerung weiter fördern und der Vielfalt der Bevölkerung besser Rechnung tragen, etwa in der städtischen Belegschaft. Wichtig ist ihm zudem, die Chancengerechtigkeit für Kinder voranzutreiben und Rassismus in der Stadt Bern zu bekämpfen. Der Schwerpunkteplan enthält 25 Ziele in fünf Schwerpunkten.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/schwerpunkteplan-migration-und-rassismus-verabschiedet
-> https://www.derbund.ch/stadt-bern-will-der-bevoelkerungsvielfalt-besser-rechnung-tragen-849594518530
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/migrationsbevoelkerung-staerken-stadt-bern-will-mehr-migrantinnen-und-migranten-in-der-verwaltung
-> https://rabe.ch/2022/01/25/mehr-diversitaet-in-berner-stadtverwaltung/


Antisemitismus-Bericht 2021
«Das antisemitischste Jahr im letzten Jahrzehnt»
Eine Übersicht zum Antisemitismus-Bericht für das Jahr 2021.
https://www.tachles.ch/artikel/news/das-antisemitischste-jahr-im-letzten-jahrzehnt


Bei Rassismus: Urner können sich neu in Schwyz Hilfe holen
Wer in Uri von rassistischer Diskriminierung betroffen ist, kann sich neu ans Kompetenzzentrum Integration im Kanton Schwyz wenden. Lena Greber, Abteilungsleiterin Integration, zeigt die Vorteile der neuen Zusammenarbeit auf.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/uri/beratungsstelle-neu-hilft-stelle-in-schwyz-bei-problemen-mit-rassismus-ld.2242387
-> https://www.ur.ch/mmdirektionen/86680


Jochen Philipp Handel hält nichts von Schulmedizin und warnt vor der Impfung: Ballwiler Gemeinderat will diesen Corona-Skeptiker als neuen Dorfarzt
Nach jahrelanger Suche scheint Ballwil LU mit Jochen Philipp Handel endlich wieder einen Dorfarzt zu haben. Doch dieser verharmlost die Pandemie und behauptet, dass die Corona-Impfung tödliche Folgen haben könne. Wird ihm seine Einstellung zum Verhängnis?
https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/jochen-philipp-handel-haelt-nichts-von-schulmedizin-und-warnt-vor-der-impfung-ballwiler-gemeinderat-will-diesen-corona-skeptiker-als-neuen-dorfarzt-id17176579.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Rasante Radikalisierung»
Rechtsextreme Strukturen, blutendes Zahnfleisch und eine zaghafte Linke: Kurt* aus St.Gallen begleitet die Demos der Coronamassnahmen-Gegner:innen in der Schweiz fast seit Beginn der Pandemie mit seiner Kamera. Im Interview blickt er auf seine Recherchen zurück.
https://www.saiten.ch/rasante-radikalisierung/


Klare Kante zeigen!
Die Covid-19-Pandemie wird seit Beginn durch einen politischen Diskurs begleitet, der sich oftmals fernab von wissenschaftlichen Tatsachen bewegt und stark durch rechtes und rechtsextremes Gedankengut geprägt wird. Mittlerweile haben Menschen, welche die staatlichen Covid-Massnahmen verweigern, sich gegen Covid-Impfungen aussprechen, sich kategorisch gegen die Maskenpflicht positionieren oder die Existenz des Virus gänzlich abstreiten, sich zu einer relativ starken Bewegung zusammengefunden.[1] Organisiert wird diese Anti-Massnahmen-Bewegung weitgehend durch Zusammenschlüsse von rechten bis rechtsextremen Personen; aus dem Dunstkreis der SVP, der Freiheits-Trychler, Mass-Voll, der Männer WG (Swiss Mens Club of Freedom) oder der rechtsextremen Jungen Tat Gemeinsam mobilisieren sie regelmäßig auf gut besuchte Demonstrationen gegen Covid-Massnahmen und streuen dort ihr rechtes Gedankengut.
https://sozialismus.ch/schweiz/2022/klare-kante-zeigen-ein-positionspapier-zur-abgrenzung-von-der-rechten-anti-massnahmen-bewegung-vom-feministischen-streikkollektiv-zuerich/


Eric Clapton wirft Youtube Massenhypnose vor – in einem Youtube-Interview
Der britische Musiker postuliert eine neue Verschwörungserzählung, die in “Querdenker”-Kreisen gerade Fahrt aufnimmt
https://www.derstandard.at/story/2000132818616/eric-clapton-wirft-youtube-massenhypnose-vor-in-einem-youtube-interview


Hier beobachten Freiheitstrychler die Krawalle in Brüssel
An der eskalierten Demo gegen die Corona-Massnahmen in Brüssel nahmen auch die Freiheitstrychler teil. Videos zeigen, wie sie die Krawalle beobachten.
https://www.nau.ch/news/europa/hier-beobachten-freiheitstrychler-die-krawalle-in-brussel-66092752
-> https://www.derbund.ch/freiheitstrychler-demonstrieren-in-bruessel-danach-gibt-es-krawalle-660903868768


Rechtsradikale an Corona-Demos: Was bedeutet das für die Schweiz?
Vereinzelt nahmen Rechtsradikale bereits an Coronademos teil. Erstmals führen diese jedoch eine Demonstration gegen die Coronamassnahmen an. Unser SRF-Fachredaktor für Extremismus beantwortet deshalb die wichtigsten Fragen dazu.
https://www.srf.ch/play/tv/srf-news/video/rechtsradikale-an-corona-demos-was-bedeutet-das-fuer-die-schweiz?urn=urn:srf:video:3cc8199b-0a67-4eef-a995-b17e3cae296a&aspectRatio=16_9


Robert F Kennedy Jr apologizes for Anne Frank comparison in anti-vax speech
Kennedy’s remarks at Washington rally widely condemned. Wife Cheryl Hines says reference to Frank ‘reprehensible’
https://www.theguardian.com/us-news/2022/jan/25/robert-f-kennedy-jr-vaccine-anne-frank


Wer die Behauptung vorbringt, die Nazis seien links gewesen, will sich meist abgrenzen und die Schuldfrage abwehren.
Angriff der Kommunistennazis
Die Nazis waren links – so lautet eine zugespitzte Auslegung der »Hufeisentheorie«. Sie kursiert derzeit wieder.
https://jungle.world/artikel/2020/13/angriff-der-kommunistennazis


Coronaleugnerinnen
Die Rolle der Frauen in den Pandemie-Leugner:innen-Bewegungen
Die Proteste gegen Corona-Maßnahmen werden immer stärker und die Coronaleugner:innen lauter. Warum sind so viele Frauen Teil dieser Bewegung? Und welche Rolle spielen sie dabei? Auf diese Fragen antwortet in der Graswurzelrevolution Hanna Sophie Brögeler. (GWR-Red.)
https://www.graswurzel.net/gwr/2021/12/coronaleugnerinnen/


Aus Angst vor Corona-Impfung: Kein Blut von geimpften Personen
Bei vielen Menschen ist die Angst vor der Covid-Impfung nach wie vor gross. Bei einem 50-jährigen Aargauer geht die Angst so weit, dass er in einem Notfall keine Bluttransfusion von einer gegen Covid geimpften-Person möchte. Deswegen fordert er jetzt eine Unterscheidung beim Blut, von geimpften und ungeimpften Personen.
https://www.telem1.ch/aktuell/aus-angst-vor-corona-impfung-kein-blut-von-geimpften-personen-145217887



luzernerzeitung.ch 25.01.2022

Über 1000 Personen demonstrieren gegen die Maskenpflicht an Schulen

100 Freiheitstrychler und 1000 Personen gaben am Montagabend in Schwyz ihren Unmut gegen die Maskenpflicht an Schulen kund.

Andreas Seeholzer

Der Zug an Menschen brauchte zehn Minuten, bis er von der Hirzengasse in den Schwyzer Hauptplatz eingebogen war, wie der Bote der Urschweiz berichtet. Laut Angaben der Polizei und wie es auch vom Veranstalter bestätigt wurde, waren rund tausend Personen an der Kundgebung gegen die Maskenpflicht an Schulen mit dabei. Unter dem Slogan «Wir stehen auf, für die Zukunft unserer Kinder – lasst die Kinder frei atmen» trafen sich die Teilnehmer um 18 Uhr beim Kollegi vor dem Eingang zum Bildungsdepartement.

Hier wurden Kerzen angezündet und Plakate aufgehängt, «damit die Mitarbeiter des Departements die Botschaften anderntags lesen können», so einer der Veranstalter. Wie ein Polizist vor Ort sagte, war die Demonstration mit der Polizei abgesprochen und auch bewilligt, ebenso war auch abgemacht, dass die Plakate und Kerzen von den Veranstaltern anderntags wieder entfernt werden.

Pirmin Schwander als Redner auf der Hofmatt

Ab 19.30 Uhr hielten auf der Hofmatt der Arzt Denis Beyer, der Rechtsanwalt Philipp Kruse und der Präsident des Lehrernetzwerks Schweiz, Jérôme Schwyzer, Reden. Schliesslich trat auch der Schwyzer Nationalrat Pirmin Schwander ans Mikrofon. Abgerechnet werde bei den nächsten Wahlen, sagte Schwander und gab damit seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Anwesenden dann zu unterscheiden wüssten, wer in der «digitalen Demenz» vergessen habe und auf wessen Wort man sich verlassen könne.

Weiter griff Schwander die Schweizer Gesundheitsdirektoren an, die seit 2014 gewusst hätten, dass bei einer Pandemie zu wenige Spitalbetten vorhanden seien. Schwander sagte, dass für die Gesundheit der Kinder nicht der Staat, sondern die Eltern verantwortlich seien, und bedankte sich bei den Anwesenden für ihr Engagement gegen die Maskenpflicht an den Schulen. Laut Polizeiangaben ist die Kundgebung friedlich verlaufen.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/schwyz/schwyz-ueber-1000-personen-demonstrieren-gegen-die-maskenpflicht-an-schulen-ld.2242624)


+++HISTORY
derbund.ch 25.01.2022

Umstrittenes Anne-Frank-Buch: «Für den angeblichen Verrat durch den jüdischen Notar gibt es keinerlei Beleg»

Laut Yves Kugelmann, dem Stiftungsrat des Anne-Frank-Fonds, strotzt das Buch «The Betrayal of Anne Frank» nur so vor Unwahrheiten und Verdächtigungen.

Christoph Heim

Herr Kugelmann, was halten Sie von der kürzlich erhobenen Behauptung, dass Anne Frank von einem jüdischen Notar an die Nazis verraten wurde?

Es gibt dafür keine Beweise. Rosemary Sullivan und ihr Team gaukeln in «The Betrayal of Anne Frank» der Weltöffentlichkeit etwas vor, was sie nicht belegen können und von Experten weltweit noch am gleichen Tag widerlegt wurde.

Das Buch kann wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen?

Noch schlimmer. Das Buch ist auf der ganzen Linie gescheitert, weil man nichts Neues gefunden hat. Für den angeblichen Verrat durch den jüdischen Notar Arnold van den Bergh gibt es keinen einzigen Beleg. Dafür gibt es eine konspirative Theorie, die nun von vielen als neue Wahrheit angenommen wird. Das Buch besteht aus Unwahrheiten, Halbwahrheiten und Verdächtigungen.

Sie sind Mitglied im Stiftungsrat des Anne-Frank-Fonds, der von Otto Frank, Anne Franks Vater, 1963 in Basel gegründet und als Universalerbe eingesetzt wurde. Hat das Forscherteam auch in den Archiven der Anne-Frank-Stiftung recherchiert?

Wir haben Vertreter dieser Forschungsgruppe vor rund fünf Jahren in Basel getroffen. Es ging unter anderem darum, ob wir kooperieren und Zugang in das Familienarchiv im Anne-Frank-Zentrum gewähren, das sich seit knapp zwei Jahren im Jüdischen Museum Frankfurt befindet.

Warum kam es nicht zu einer Kooperation?

Das präsentierte Projekt war auf allen Ebenen unseriös und kommerzgetrieben. Absender war eine Firma, die einen ehemaligen FBI-Agenten ohne historische Sachkenntnis eingestellt hatte. Expertise zur Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg und zu konkreten Fragestellungen war kaum vorhanden. Schon die Bezeichnung «Cold Case Anne Frank» zeigte, dass der Verrat an den Menschen im Hinterhaus mit Marketing ad absurdum geführt und die Öffentlichkeit falsch informiert werden sollte – wie sich jetzt zeigt.

Warum ist in «The Betrayal of Anne Frank» von einem «Cold Case» die Rede?

«Cold Cases» sind Kriminalfälle, die nicht gelöst werden konnten und darum geschlossen wurden. Man kann solche Fälle nach einigen Jahren wieder ausgraben, weil man über neue Erkenntnisse oder neue Analysemethoden verfügt.

Aber gibt es denn einen polizeilichen Fall Anne Frank?

Zu Anne Frank bestand nie eine polizeiliche Akte, die mangels Beweisen hätte geschlossen werden können. Allenfalls zu Margot Frank. Aber in diese Details müssen wir gar nicht gehen.

Die Autoren stützen sich auf eine anonyme Notiz, die Otto Frank nach dem Krieg in dem Briefkasten des Hauses gefunden habe, wo sich die Familie Frank versteckt hatte.

Die Notiz wurde schon früher erwähnt und der Name van den Bergh erstmals 2003 von David Barnouw publiziert. Es gibt nur noch eine Kopie dieser Notiz davon, die Otto Frank angefertigt haben soll.

War Arnold van den Bergh Mitglied des Judenrats von Amsterdam?

Ja. Die Geschichte der Judenräte ist ja hinreichend erforscht und auch kein Tabu. Tabu ist aber, die These ohne Belege als Faktum zu verkaufen und mit Theorien zu versehen wie jener über die Existenz einer Namensliste, die der Judenrat angefertigt haben soll. Diese Liste legte das Team nicht vor.

Wer war eigentlich in dem Team, das die Autoren des Buches unterstützte?

Die Autorin Rosemary Sullivan war nicht Teil des Forscherteams. Sie stiess später dazu, was sicher mit ein Grund ist, dass der Text vor faktischen Fehlern nur so strotzt.

Das Anne-Frank-Haus Amsterdam war im Gegensatz zum Anne-Frank-Fonds Basel Teil des Teams. Ist das ein Teil des Problems?

Alle, die im Team mitgearbeitet haben, verantworten diese Lüge, solange sie sich nicht öffentlich davon distanziert haben. Auch die Stadt Amsterdam hat das Buch mit öffentlichen Geldern gefördert.

Wie war die Reaktion der Zeithistoriker auf das Buch?

Ich war Anfang letzter Woche zufälligerweise in den Niederlanden. Das Buch wurde schon am Montagmorgen früh von den wichtigen Experten zum Thema in der Luft verrissen. Am letzten Sonntag hat sich die renommierte holländischee Zeitung NRC bei ihren Leserinnen und Lesern entschuldigt dafür, dass sie vor einer Woche auf die PR-Maschinerie des Verlages Harper & Collins hereingefallen sei und den Inhalt von «The Betrayal of Anne Frank» völlig unkritisch kolportiert habe.

Hat das Buch eine antisemitische Stossrichtung?

Die Schlagzeile «Jude hat Anne Frank verraten» ist nicht antisemitisch, wenn die Aussage belegt wird und stimmt. Solange sie nicht belegt ist, ist sie eine Verschwörungstheorie und naturgemäss ein Antisemitismusbooster.

Handelt es sich um ein Machwerk von Rechtsextremen?

Nein, von Dilettanten und Manipulatoren.

Wie schätzen Sie den Einfluss des Buches auf die niederländische Erinnerungskultur ein?

Der Kollateralschaden, den dieses Buch beziehungsweise die Kampagne angerichtet hat, ist immens gerade auch für die jüdische Gemeinde. Bis wir das wieder richtiggestellt haben, werden Jahre vergehen.

Wird der Anne-Frank-Fonds rechtliche Schritte gegen das Buch einleiten?

Zuerst müssen wir mal viele Anfragen beantworten und Fakten geradestellen. Über alles Weitere werden wir dann in Ruhe sprechen.



Welchen Zweck hat der Anne-Frank-Fonds?

Im Jahr 1980 verstarb Otto Frank, der Vater von Anne Frank, in Basel. Sein Vermächtnis führt der Anne-Frank-Fonds weiter. Er setzt sich für die Bewahrung des Andenkens sowie der Persönlichkeitsrechte von Anne und der Familie Frank ein. Der Anne-Frank-Fonds ist eine gemeinnützige Stiftung schweizerischen Rechts mit Sitz in Basel. Der Fonds verwaltet das Urheberrecht von Anne Franks Tagebuch. Er ist unabhängig vom Anne-Frank-Haus in Amsterdam, dieses betreibt das Museum in dem Haus, in dem sich das Mädchen versteckt hatte. Die Non-Profit-Organisation unterstützt mit den Einnahmen aus dem Verkauf des Tagebuchs eine Vielzahl von Projekten weltweit. Der Fonds wird von einem ehrenamtlichen Stiftungsrat geführt. Von 1996 bis zu seinem Tod 2015 war Anne Franks Cousin Buddy Elias Präsident des Fonds, aktueller Präsident ist John D. Goldsmith. Yves Kugelmann ist im Stiftungsrat. (hm)
(https://www.derbund.ch/dilettanten-und-manipulatoren-404791254308)