Medienspiegel 24. Januar 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

++++SCHWEIZ
Frontex zur Rechenschaft ziehen
Amnesty International prangert seit vielen Jahren die Arbeitsweise der EU-Grenzschutzagentur Frontex an. Amnesty ist nicht Teil des Referendumskomitees, das die Finanzierung von Frontex mit Schweizer Geldern verhindern will. Die Menschenrechtsorganisation ruft jedoch alle EU-Staaten und die Schweiz auf, unverzüglich eine Verbesserung der Menschenrechtsbilanz von Frontex einzufordern.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2022/frontex-zur-rechenschaft-ziehen


Referendum gegen Frontex
Kein Geld und keine Soldaten für EU-Behörde: Schweizer Initiative erreicht nötiges Quorum
https://www.jungewelt.de/artikel/419224.eu-grenzregime-referendum-gegen-frontex.html


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Umweltaktivisten vor Gericht: Holcim-Besetzer müssen nicht ins Gefängnis
Ein Gericht hat die Strafen gegen sieben Umweltaktivisten reduziert. Sie hatten gegen die Erweiterung eines Steinbruchs protestiert.
https://www.derbund.ch/holcim-besetzer-muessen-nicht-ins-gefaengnis-870954912893
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/besetzer-des-mormont-hugels-in-der-waadt-mussen-nicht-ins-gefangnis-66092695
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/waadtlaender-protestcamp-prozess-besetzer-des-mormont-huegels-muessen-nicht-ins-gefaengnis
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-> https://www.20min.ch/fr/story/cinq-militants-dextinction-rebellion-acquittes-une-premiere-737821433301
-> https://www.rts.ch/info/regions/vaud/12811273-peines-legeres-et-acquittements-pour-les-activistes-de-la-zad-du-mormont.html
-> https://twitter.com/ajour_mag/status/1485597160473305088
-> https://www.swissinfo.ch/ger/besetzer-des-mormont-huegels-in-der-waadt-muessen-nicht-ins-gefaengnis/47287548
-> Schweiz Aktuell: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/milde-strafen-fuer-steinbruch-besetzerinnen?urn=urn:srf:video:13544a39-f3d0-47b8-9e21-53b038c4dc45


+++KNAST
Lettres vers la prison
En automne 2021, le collectif anarchiste « molly » de Salzbourg en Allemagne a publié un excellent guide pour écrire des lettres à des détenu.e.x en prison. Le projet-evasions publie ici son adaptation francophone.
https://renverse.co/infos-locales/article/lettres-vers-la-prison-3399


+++POLIZEI DE
Britischer Ex-Spitzel in Schwerin vor Gericht
Klimaaktivist will Einsatz des Polizisten bei G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 für rechtswidrig erklären lassen
Während der Proteste gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm mischte sich ein verdeckter Ermittler von Scotland Yard unter die Aktivisten. Jetzt wird gegen ihn in Schwerin verhandelt.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160706.bespitzelung-linker-bewegungen-britischer-ex-spitzel-in-schwerin-vor-gericht.html


+++RASSISMUS
ANTIRA-WOCHENSCHAU: KillErdogan, NoFrontex, 500K
https://antira.org/2022/01/24/killerdogan-nofrontex-500k/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Neonazis an Corona-Demos – «‹Widerstand, Widerstand› ist ein Code der Neonazis»
Rechtsradikale führten offenbar die Demonstration am Samstag in Bern an. Das wirft Fragen auf. Ein Experte ordnet ein.
Die Demonstration gegen die Corona-Massnahmen in Bern am vergangenen Samstag wurde gemäss Medienberichten von Vertretern von Rechtsradikalen angeführt. In Deutschland passiert das mittlerweile öfter, wie Christian Fuchs, Journalist bei der «Zeit» untersucht hat.
https://www.srf.ch/news/schweiz/neonazis-an-corona-demos-widerstand-widerstand-ist-ein-code-der-neonazis


Reto Nause: Berns Sicherheitsdirektor zum Neonazi-Auftritt
Eine Corona-Demo in Bern wurde am Samstag von rechtsradikalen Gruppierungen angeführt. Sicherheitsdirektor Reto Nause erklärt, warum sie nicht gestoppt wurden.
https://www.nau.ch/news/schweiz/reto-nause-berns-sicherheitsdirektor-zum-neonazi-auftritt-66092302


Bundesrat gefordert: Neonazis an Corona-Demo schockieren Politik
Am Samstag marschierten in Bern rund 2000 Menschen gegen die Corona-Massnahmen. Plötzlich führten Neonazis den Umzug an. Nicht überraschend, sagen Politiker.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/bundesrat-gefordert-neonazis-an-corona-demo-schockieren-politik-66092410



Antifa in die Offensive!
Am Samstag setzten sich die Faschisten von der Jungen Tat an die Spitze der Coronademo in Bern. Dass Rechtsextreme als Spitze einer grossen Demonstration durch eine deutsch-schweizer Innenstadt laufen können, ist eine Neuheit. Wir müssen das als Signal verstehen, die Strassen gegen den rechten Vormarsch zu verteidigen und die Dynamik der Faschist*innen zu brechen.
https://baselnazifrei.info/blog/antifa-in-die-offensive


Breite Mobilisierung von Rechtsextremen
In Bern versammelten sich am Wochenende erneut Gegner der Corona-Massnahmen. Das Neue an dieser Demo: Rund 40 Rechtsextreme liefen vorne mit und führten die Kundgebung an. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause macht sich über diese Entwicklung Sorgen.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/breite-mobilisierung-von-rechtsextremen-145205047



derbund.ch 24.01.2022

Extremismusexperte im Interview: «Neonazis könnten auch künftig an Massnahmen­demos mitlaufen»

Samuel Althof weiss, wer hinter dem Aufmarsch der Rechtsradikalen in der Stadt Bern steckt. Und er sagt, was das für künftige Massnahmendemos bedeutet.

Mathias Streit

Herr Althof, am Samstag führte eine Gruppe Neonazis die Anti-Massnahmen-Demo in Bern an. Wie konnte es dazu kommen?

An und für sich ist das nichts Neues. In der Vergangenheit kaperten Radikale immer mal wieder Demonstrationen, indem sie sich an deren Spitze stellten. Trotzdem waren die Ereignisse vom Samstag ein Novum.

Wieso?

In der Schweiz bedienten sich bisher ausschliesslich Linksradikale dieser Taktik. So kaperten diese in der Vergangenheit schon mehrfach kurdische Demos. Dass Rechtsradikale diese Taktik anwenden, habe ich am Samstag in der Schweiz so zum ersten Mal gesehen.

Was war das Ziel der Neonazis in Bern?

Sie wollten sich Gehör verschaffen, als Gruppierung wahrgenommen werden. Dafür spricht auch ihr Auftreten: Indem sie mit Sturmkappen und aufgedruckten Runen-Abzeichen in der vordersten Reihe marschierten, wollen sie Leute beeindrucken und verängstigen.

Die Stadt Bern zeigte sich überrascht über den grossen Neonazi-Auflauf. Hat dessen Ausmass Sie auch überrascht?

Wir dürfen die Zahl der anwesenden Rechtsextremen nicht überschätzen: 30 bis 40 Personen sind wenig. Zumal diesen jegliche politische Relevanz fehlt. Rechtsextreme Gruppierungen fanden in der Schweiz in der Vergangenheit keinen Anklang. Dementsprechend sind sie primär ein polizeiliches, nicht ein gesellschaftliches Problem.

Die Junge Tat lief an der Demonstration vorneweg. Auch Mitglieder anderer rechtsradikaler Gruppierungen waren anwesend. Wer sind diese Leute?

Zur Jungen Tat zählen grob geschätzt 50 Personen aus der ganzen Schweiz und dem grenznahen Ausland. Deren Mitglieder zeigten sich in letzter Zeit oft öffentlich und versuchten so, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Die Bedeutung der Jungen Tat ist jedoch klein: Die Gruppierung hat noch nicht realisiert, dass ihre Anliegen in der Schweiz keinen Anklang finden.

Wer waren die anderen Neonazis?

Soweit ich das beurteilen kann, waren das einzelne Mitglieder anderer Gruppierungen. Weil es innerhalb der Szene viele personelle Überlappungen gibt, lässt sich das aber nicht eindeutig sagen. Klar ist hingegen, dass das Ganze keine koordinierte Aktion mehrerer Neonazi-Organisationen war.

Wie verbreitet ist rechtsradikales Gedankengut unter den Massnahmengegnern?

Eine schwierige Frage. Die Gruppe der Demoteilnehmenden ist sehr heterogen. Wenn aber nicht zumindest ein Teil der Teilnehmenden den völkischen Ideen der Neonazis gegenüber offen wäre, hätten diese am Samstag kaum vorauslaufen können.

Kurz nach der Demonstration kursierte in den sozialen Medien ein Video, das die Rechtsradikalen in Bern zeigt. Welche Funktion haben solche Videos?

Damit soll ein bestimmtes Narrativ konstruiert werden. Die Bilder suggerieren einen breiten Rückhalt für die Anliegen der Rechtsextremen. Bloss: Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass es eigentlich sehr wenige Leute sind. Entsprechend wichtig ist, dass die Bedeutung solcher Gruppierungen in den Medien nicht zusätzlich aufgebauscht wird.

Welche Rolle spielen Demonstrationen als Ort der Rekrutierung für die rechtsradikale Szene?

Öffentliche Auftritte wie am Samstag können Aussenstehenden einen Anknüpfungspunkt zur rechtsradikalen Szene bieten und so Rekrutierungen zur Folge haben. Gleichzeitig gibt es einfachere Möglichkeiten, um miteinander ins Gespräch zu kommen, als wenn das Gegenüber vermummt und Parolen schreiend durch die Stadt marschiert. Das effektive Anwerben geschieht deshalb eher in einem ruhigeren Kontext.

Die linke Stadt Bern verfügt über eine grosse Antifa-Szene. Eine Neonazi-Demo wäre da normalerweise kaum möglich. Haben die Rechtsradikalen die Massnahmendemo als Tarnung für ihren Aufmarsch missbraucht?

Aus ihrer Sicht haben die Neonazis taktisch clever gehandelt: Sie waren überraschend da und konnten die Demo kapern. Damit hatte die Antifa offensichtlich nicht gerechnet. Ich vermute aber, dass ähnliche Aktionen so bald nicht mehr möglich sein werden.

Rechnen Sie mit Vergeltungsaktionen durch Linksradikale?

Die Antifa hat am Samstag aufgezeigt bekommen, dass ein Neonazi-Aufmarsch auch in Bern möglich ist. Entsprechend werden sie Ähnliches in Zukunft versuchen zu verhindern. Aus Perspektive der Sicherheitskräfte ist deshalb damit zu rechnen, dass Auseinandersetzungen in nächster Zeit wahrscheinlicher werden.

Abschlussfrage: Macht sich moralisch schuldig, wer mit Neonazis mitläuft?

Es kann immer passieren, dass eine Demo von Extremisten gekapert wird. Dann kann man den Teilnehmenden meiner Meinung nach wenig vorwerfen. Aber klar: Wer künftig an eine Anti-Massnahmen-Demo geht, muss sich bewusst sein, dass möglicherweise Rechtsextreme mitlaufen werden.



Psychologe und Experte für Extremismus

Samuel Althof ist Psychologe sowie Gründer und Leiter der privaten Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention (Fexx) in Basel. Er beschäftigt sich seit rund dreissig Jahren mit Neonazis in der Schweiz und hilft diesen beim Ausstieg aus der Szene. (mas)
(https://www.derbund.ch/neonazis-koennten-auch-kuenftig-an-massnahmendemos-mitlaufen-265620330510)



derbund.ch 24.01.2022

Neonazi-Aufmarsch in Bern: Einzelfall oder Dammbruch?

Kommen Rechtsradikale erneut nach Bern, sieht Sicherheitsdirektor Reto Nause erhebliches Eskalationspotenzial. Folglich könnte die Stadt Corona-Demos wieder untersagen.

Michael Bucher

Auf den ersten Blick sieht es am Samstagnachmittag in Bern so aus, wie man es schon unzählige Male während der fast zwei Jahre andauernden Pandemie gesehen hat: Massnahmegegnerinnen und -gegner marschieren lautstark durch die Gassen, eng begleitet von der Polizei.

Doch etwas ist anders: Die Rädelsführer sind weder die Freiheitstrychler noch die Mitglieder der Protestbewegung Mass-Voll mit ihren violetten Flaggen. Stattdessen führen vermummte Rechtsradikale den Protestumzug an. Federführend ist dabei die Neonazigruppe Junge Tat.

Schon seit Beginn der Corona-Demos ist dokumentiert, dass vereinzelt Personen mit rechtsradikaler Gesinnung mitlaufen, allerdings eher versteckt in der Masse. Dass sie nun unverfroren an die Spitze drängen und per Megafon Parolen des Widerstands raushauen – das hat viele leer schlucken lassen. Und dies ausgerechnet in der linksten Stadt der Schweiz. Bis vor kurzem war das undenkbar.

Künftig könnten Konfrontationen drohen

Nun stellt sich die Frage: Bleibt es beim Einzelfall, oder ist es ein Dammbruch? Eine These, die für den Einzelfall spricht: Der rechtsradikalen Szene ist der Coup geglückt, einmal lautstark durch Bern zu marschieren. Davon wird sie – so diese These – eine Weile zehren und auf weitere Aktionen verzichten.

Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (Die Mitte) will sich bei dieser Frage nicht auf die Äste wagen. Er sagt lediglich: «Es ist davon auszugehen, dass bei einem nächsten Mal die Möglichkeit zunimmt, dass es zu einer Konfrontation mit anderen Gruppierungen kommt.» Was er meint: Die in Bern ungleich grössere linksradikale Szene würde wohl stärker mobilisieren.

Sollten sich erneut rechtsextreme Gruppierungen wie die Junge Tat oder die Nationale Aktionsfront für eine Corona-Demo ankündigen, wäre die Ausgangslage also deutlich brenzliger. Aus diesem Grund könnte die Stadt an die Polizei die Losung herausgeben, aus Sicherheitsgründen jegliche Ansammlung zu einer Demo von Beginn weg zu unterbinden.

Aus «taktischen Gründen» will Reto Nause dieses Meccano zwar nicht bestätigen. Doch genau darauf scheint es hinauszulaufen, wenn er mit drohendem Unterton nachschiebt: «Die Stadt sowie die Kantonspolizei werden das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben und das Instrumentarium, das uns zur Verfügung steht, nutzen.»

Und schliesslich gabs dieses Szenario ja erst letzten Herbst. Weil die unbewilligten Kundgebungen der Massnahmekritiker damals kein Ende nahmen und die Stimmung stetig aufgeladener wurde, schob Nause einen Riegel. Die donnerstäglichen Ansammlungen wurden ab dann rigoros unterbunden.

Der Ball liegt bei der Politik

Der Politik kommt also die zentrale Rolle zu, um künftige Aufmärsche von Neonazis zu verhindern. Denn der Polizei sind ein Stück weit die Hände gebunden. Es seien bei der Samstagsdemo «keine strafrechtlich relevanten Sachverhalte» festgestellt worden, die «ein unmittelbares Einschreiten erlaubt oder erfordert hätten», hält die Kantonspolizei fest.

Auch die Tatsache, dass es sich um eine unbewilligte Demo handelte, änderte nichts daran. So legt die Stadt Bern diesbezüglich doch seit je eine ziemlich tolerante Haltung an den Tag. 2020 etwa waren 64 Prozent von insgesamt 270 Kundgebungen unbewilligt. In der Regel schreitet die Polizei erst ein, wenn es zu Sachbeschädigungen oder Gewalt kommt. Beides war am Samstag nicht der Fall.

Knifflig ist ein weiterer Punkt: Die rechtsradikalen Rädelsführer trugen am Samstag keine Nazisymbole, mit denen sie sich hätten strafbar machen können. Zudem müssen diverse Anforderungen erfüllt sein, dass es zu einer Verurteilung kommt. Denn anders als etwa Deutschland hat die Schweiz eine relativ lasche Gesetzgebung, wenn es um das öffentliche Zurschaustellen von Nazi-Symbolik geht.

Hier gilt: Eine Hakenkreuz-Flagge zeigen ist erlaubt, sofern man damit nur eine eigene politische Überzeugung zum Ausdruck bringen und nicht Propaganda betreiben will. Diese Praxis sorgt immer mal wieder für Empörung. So etwa 2014, als das Bundesgericht einen Mann freisprach, der zusammen mit anderen Neonazis auf dem Rütli zum Hitlergruss angesetzt hatte. Die Begründung: Obwohl Spaziergänger in der Nähe gewesen seien, fehle es am «werbenden Verhalten», das laut Gesetzgeber für den Akt des Verbreitens nötig sei.
(https://www.derbund.ch/einzelfall-oder-dammbruch-323314860094)




Wer ist die falsche Corona-Polizei?
Auf Corona-Aufmärschen in Wien und Oberösterreich marschieren jetzt Personen in Uniformen, die der Polizei zum Verwechseln ähnlich sehen. Wer steckt dahinter? Und wie faschistisch ist die Truppe? Jonas Reis und Michael Bonvalot haben es sich angesehen.
https://www.bonvalot.net/wer-ist-die-falsche-corona-polizei-822/


Corona-Demo komplett eskaliert: Hier marschieren die Freiheitstrychler in Brüssel mit!
Zehntausende Menschen demonstrierten am Sonntag in Brüssel gegen Corona-Massnahmen. Dabei kam es zu Gewalt-Eskalationen. Auch die Freiheitstrychler waren dabei.
https://www.blick.ch/ausland/corona-demo-komplett-eskaliert-hier-marschieren-die-freiheitstrychler-in-bruessel-mit-id17173269.html
-> https://www.20min.ch/story/freiheitstrychler-marschierten-bei-corona-demo-in-bruessel-mit-231097604893
-> https://www.nau.ch/news/europa/krawalle-bei-corona-demonstration-mit-50-000-menschen-in-brussel-66092181


„Volkslehrer“ entzieht sich Strafverfolgung
Die Liste der extrem rechten Akteure, die Deutschland den Rücken kehren und auswandern, ist womöglich um einen bekannten Namen reicher. In einem Video verkündete der als „Volkslehrer“ auftretende rechtsextreme Videoblogger Nikolai Nerling, dass sein Aufenthalt in Brasilien von längerer Dauer sein könnte. In Deutschland warten die Strafverfolgungsbehörden auf ihn.
https://www.endstation-rechts.de/news/volkslehrer-entzieht-sich-strafverfolgung.html


Erst Hass schüren, dann zu Gewalt aufrufen
Beeinträchtigungen des Denkens und Aggression bei Covid-Verharmlosern am Beispiel der Netzseite „corodok.de“
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/corodok-querdenker-kritik-6836.html


Ärzte als Impfskeptiker
Immer wieder machen Gruppen von Ärzten auf sich aufmerksam, die mit fragwürdigen Argumenten den Nutzen von Impfungen anzweifeln. Auch Politiker beziehen sich auf solche Aussagen.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/aerzte-stehen-auf-101.html


«Das löst schon ein leicht mulmiges Gefühl aus»: Aargauer Trychlergruppe wird anonym bedroht
Im Postkasten einer Trychlergruppe aus Rottenschwil AG landet vor wenigen Tagen ein Drohbrief – Abender unbekannt. Der Betroffene Heinz Münger betont, nichts mit den Freiheitstrychlern zu tun zu haben.
https://www.blick.ch/schweiz/mittelland/das-loest-schon-ein-leicht-mulmiges-gefuehl-aus-aargauer-trychlergruppe-wird-anonym-bedroht-id17174007.html


Coronavirus: Mädchen nach Impfung von Skeptiker-Kindern gemobbt
Seit Anfang Jahr können sich Kinder unter 12 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. Ein Fall aus dem Kanton Thurgau zeigt, dass dies auch zu Mobbing führt.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-madchen-nach-impfung-von-skeptiker-kindern-gemobbt-66088004


+++HISTORY
Geschichte im Ersten: 1933 – Folterkeller im Wohnquartier
Anfang 1933: Die frisch an die Macht gekommenen Nationalsozialisten überziehen Deutschland fast unmittelbar mit einer beispiellosen Terrorwelle. Politische Gegner verschwinden ohne Prozess, auf unbestimmte Zeit, in Folterkellern, die schnell zu einer frühen Form von Konzentrationslagern werden. Die Radio-Bremen-Dokumentation zeigt, wie Tausende solcher Terrorzentralen entstehen im ganzen Reich, oft mitten in Wohnquartieren, vor aller Augen. Die Schreie der Gefolterten wehen zu den Wohnungen der Anwohner hinüber.
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/geschichte-im-ersten/sendung/1933-folterkeller-im-wohnquartier-100.html



luzernerzeitung.ch 24.01.2022

Schweizer Nazifreunde und Exil-Deutsche organisieren sich

Mit etwas Verspätung organisierten sich die Rechtsextremen in Zug: Zum einen die Frontisten, also die Schweizer Nazifreunde, und zum anderen die Exil-Deutschen, die gleich mehrere Organisationen ins Leben riefen.

Michael van Orsouw

Die «Machtergreifung» Hitlers datiert auf Januar 1933, der Schweizer Frontenfrühling mit den Neugründungen setzte ab April 1933 ein. Doch in Zug ging alles etwas gemächlicher vonstatten. Nach einem Ruck durch die politischen Parteien brach erst im Dezember 1933 das Gründungsfieber bei den Rechtsextremen aus. Zuerst betrat die Nationale Front die politische Bühne in Zug. Kurz vor Weihnachten gründeten unentwegte Rechtsextreme im «Hirschen» in Zug die Nationale Front Zug, ein Ableger dieser klar völkisch orientierten Splitterpartei von Rechtsradikalen. Vor der Gründungsversammlung hatten die Jungfreisinnigen Zugs gedroht, «jeden zu vernichten, der es wagen sollte, der Nationalen Front beizutreten», wie die Zeitung «Die Front» etwas melodramatisch schrieb.

Der Gründung wohnten zwei Mitglieder der Landesleitung der Front bei sowie auch ein «schönes Grüppchen aus Ägeri»: «Die anschliessende Diskussion zeigte, dass auch in der Innerschweiz der Boden für die Nationale Front schon vorbereitet ist, wenn auch hier die Widerstände grösser sind als anderswo.» Natürlich gab sich die jüngste Partei optimistisch: «Mögen auch in Zug Jungfreisinnige zusammen mit den Marxisten eine ausgedehnte Spionage- und Terrororganisation ausgearbeitet haben, die Nationale Bewegung wird auch hier durchbrechen.»

Aufgrund des bescheidenen Einflusses auf die Zuger Politik war die Nationale Front Zug aber alles andere als eine Massenpartei. Als erster «Gauleiter» fungierte Heinrich H., ein Ingenieur der Landis & Gyr, der von Meilen nach Zug an die Ägeristrasse 76 gezogen war.

Tumult vor dem «Hirschen»

Der erste öffentliche Anlass der Nationalen Front Zug vom 30. Januar 1934 führte zu einem veritablen Tumult und einigen Begleitgeräuschen. Zum ersten Jahrestag der Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland lud die Nationale Front Zug zur Versammlung ins Hotel Hirschen in Zug.

Allein dies führte schon zu harscher Kritik im «Arbeiterblatt»: «Trotzdem in Deutschland die Geistlichkeit von den Hitlerbanden in die Konzentrationslager geschleppt und gleichfalls wie die Marxisten und Juden auf alle erdenkliche Art und Weise gemartert und gepeinigt werden, geht man ausgerechnet in dem über alles katholischen Zug so weit, dieser gleichen Schweiz. Hitlerei untertänigst zu dienen.» An der Versammlung mit etwa 60 bis 100 Personen prangerten Schweizer Frontistenführer die Missstände in Wirtschaft, Kultur und Politik an und verlangten unter anderem den Sturz des Bundesrates. «Lebhafter Beifall bewies, dass auch im Kanton Zug die N. F. sich durchzusetzen beginnt», jubelte «Die Front» hoffnungsfroh. In der Diskussion stellten Jungfreisinnige und Jungkonservative unangenehme Fragen, währenddessen rund 150 Sozialdemokraten draus­sen vor der Türe johlten und Schneebälle an den «Hirschen» warfen. Nur ein Schlägertrupp, zusammengestellt aus Zürcher Frontisten, konnte die Stürmung des Gebäudes verhindern.

Die Veranstaltung hatte ein politisches Nachspiel. Unter den Demonstranten vor dem «Hirschen» hatten sich auch die Sozialdemokraten Heinrich Gallmann, Landammann des Kantons Zug, sowie Caspar Sigrist, Polizeipräsident der Stadt Zug, befunden. Dies führte zu einer scharfzüngigen Aussprache im Regierungsrat. Gallmann rechtfertigte sich schriftlich: «Als Politiker war ich neugierig, wer alles an der Frontenversammlung eingeladen war und teilnahm, um mir ein entsprechendes Urteil bilden zu können. Ich war als Privatmann da und nicht als Landammann. Wenn der Herr Justizdirektor gerne mit den Fronten liebäugelt, so überlasse ich das seinem privaten demokratischen Gewissen, {und} … verwahre mich auch gegen die Bespitzelung (sic!) meiner Person.»

Misstöne des Musikdirektors

Ebenfalls im Dezember 1933 wurde die erste deutsche Organisation in Zug gegründet: Getarnt als harmlose Weihnachtsfeier, hoben Exil-Deutsche am 17. Dezember die «Deutsche Kolonie Innerschweiz» im Gasthaus zur Post an der Zeughausgasse 3 in Zug aus der Taufe. Gründer und Initiant war der stadtbekannte Carl G., der die Stadtmusik Zug als Dirigent und Musikdirektor leitete. Das «Arbeiterblatt» kommentierte: «Was wird der ‹G.› von der Stadtmusik Zug denken, wenn er am Gründungstag unserer Demokratie, am 1. August, die Stadtmusik dirigiert!» Anwesend bei der Schaffung waren auch Generalkonsul Joachim Windel aus Zürich, «ein Nazi grössten Kalibers» sowie der nationalsozialistische Propagandaleiter für die Schweiz, der als harmloser Konsularbeamter in Zürich wirkte, aber im Geheimen als Landespropagandist arbeitete.

Dass der Zuger Stadtmusikdirektor die «Deutsche Kolonie» gründete, erzeugte Misstöne.

In den Protokollen der Stadtmusik heisst es, Direktor G. sei «Gegenstand gemeiner Anödereien» gewesen. Auch wurden Plakate der Stadtmusik Zug mit der Aufschrift «Hitlermusik» von Unbekannten verschmiert. Carl G. selber unterstrich «sein Befremden über die Verunglimpfungen seiner Person (…). Er betonte ausdrücklich, dass er sich mit Politik in keiner Art & Weise befasse, & eine solche Anrempelung nicht verstehe.» Offiziell blieb Stadtmusikdirektor G. unbehelligt, im Gegenteil: Seine Verdienste belohnte man sogar mit einer Gratifikation.

Erst Jahre später wurde die politische Einstellung des Stadtmusikdirektors Carl G. intern nochmals Thema: Der Aktuar des Vorstandes bekam 1938 den Auftrag, mit G. über dessen «Mitwirkung bei der nationalsozialistischen Ortsgruppe Zug» zu reden. Zu einer Aussprache mit dem gesamten Vorstand erschien Carl G. nicht: Sein gesundheitlicher Zustand lasse «keine weitern Aufregungen» zu. Direktor G. beschwerte sich schliesslich, «dass ihm von diverser Seite entgegengearbeitet worden sei & er manchmal vor lauter Kritik an seiner Arbeit nicht gewusst hat, was recht & nicht recht gemacht sei». Also plante die Stadtmusik eine Ablösung von G.: Doch Carl G. kam seiner Absetzung nach 13-jähriger Direktorentätigkeit zuvor und demissionierte per sofort. Nicht einmal ein Abschiedskonzert fand mehr statt.

Hinweis: Dr. Michael van Orsouw, Historiker und Schriftsteller, beleuchtet die bewegte Zeit von 1933 bis 1945. In Folge 3 behandelt er den Direktor einer Zuger Firma, der gerne mit den Nazis Geschäfte machte.

Literatur: Lachmann, Günter; Der Nationalsozialismus in der Schweiz 1931–1945; Ein Beitrag zur Geschichte der Auslandsorganisation der NSDAP; Diss. Berlin 1962; Wolf, Walter; Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegung in der deutschen Schweiz 1930–1945; Zürich 1969.

Quellen: Arbeiterblatt; 26.01.1934, 03.02.1944; Bundesarchiv Bern; NSDAP Schweiz C. 2. 4. E 4320 (B) 1. Bd. 4: Liste von W. Gustloff betr. Landesorganisation NSDAP per 01.01.1935; Die Front; 22.12.1933, 09.02.1934; Staatsarchiv Zug; XI Justizwesen/ A. Sicherheitspolizei/ 4. Verschiedenes: Protest zu Protokoll, 02.02.1934, Protokoll des Regierungsrates 03.02.1934, unklassifizierter Bestand Deutsche Kolonie Zug: Stadtarchiv Zug; ERP 660/19.05.1934, Protokoll des Einwohnerrates der Stadt Zug, 223/09.02.1935, Protokoll des Einwohnerrates der Stadt Zug, 604/27.04.1935, Protokolle Vorstand Stadtmusik Zug, 05.02.1934, 25.03.1938, 27.09.1938, Protokoll Aktivenversammlung Stadtmusik Zug, 04.10.1938, 08.02.1944; «Zuger Nachrichten»; 15.12.1933, 14.02.1934; «Zuger Volksblatt»; 23.02.1934.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/serie-zug-19331945-schweizer-nazifreunde-und-exil-deutsche-organisieren-sich-ld.2239570)



Basler Historiker kritisiert Mangel an Erinnerungsarbeit bei den Eidgenossen: Die Schweiz trage eine Mitschuld am Holocaust
Die Schweiz habe sich schuldig gemacht, als sie während des Zweiten Weltkriegs Juden des Landes verwies und das Nazi-Regime auch unterstützte. Viele Schweizer hätten keine Ahnung, sagt ein Basler Historiker, wenn es um Juden, Krieg und die eigene Geschichte gehe.
https://www.blick.ch/schweiz/basler-historiker-kritisiert-mangel-an-erinnerungsarbeit-bei-den-eidgenossen-die-schweiz-trage-eine-mitschuld-am-holocaust-id17172268.html