Medienspiegel 4. Januar 2022

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+++BERN
Kollektivunterkunft für Asylsuchende im früheren Hotel Rugen in Matten wird wieder eröffnet
Das zurzeit ungenutzte, frühere Hotel Rugen in Matten wird per Januar 2022 vorübergehend wieder als Kollektivunterkunft (KU) für Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge genutzt. Sie wird künftig im Auftrag des Amtes für Integration und Soziales (AIS) durch den Verein Asyl Berner Oberland betrieben.
https://www.be.ch/de/start/dienstleistungen/medien/medienmitteilungen.html?newsID=ba10355b-20ec-45d7-bb99-ce2b57febf05
-> https://www.derbund.ch/kanton-bern-eroeffnet-zwei-neue-asylunterkuenfte-123974620032
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/bern-braucht-neue-asylunterkuenfte-wegen-corona?id=12117623
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/196183/
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/freiburger-test-touristen-in-bern?id=12118190



bernerzeitung.ch 04.01.2022

Asylunterkunft in MattenHotel Rugen wird wieder zur Asylunterkunft

Das frühere Hotel Rugen wird vorübergehend wieder als Kollektivunterkunft für Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge genutzt.

Nik Sarbach

Eine öffentliche Gaststätte ist das ehemalige Hotel Rugen in Matten schon längst nicht mehr. Dennoch kehrt nächste Woche hier wieder Leben ein: Das Gebäude wird ab Montag vorübergehend wieder als Unterkunft für Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge genutzt. Dies gaben der Kanton und die Gemeinde Matten am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt. Bereits von 1998 bis Mai 2020 hatte die Liegenschaft als Asylunterkunft fungiert.

Grund für das Comeback sind Schutzmassnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: Die bestehenden Unterkünfte dürfen derzeit nur zu maximal 60 Prozent belegt sein. Entsprechend benötigt der Kanton für die Unterbringung der betroffenen Menschen mehr Platz. Die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz ist derweil seit Beginn der Pandemie rückläufig.

«Offen, wenn Bedarf besteht»

Eine Anfrage zur Nutzung des einstigen Hotels Rugen sei im November eingegangen, sagt der Mattner Gemeindeschreiber Peter Erismann auf Anfrage. Für den Gemeinderat sei rasch klar gewesen, dass er Hand bieten werde. Das bestätigt auch die neue Gemeindepräsidentin Lisa Randazzo: «Wir sind offen, wenn Bedarf besteht.» Der Gemeindeschreiber erwartet indes kein grosses Echo aus der Bevölkerung: «Wir hatten in den zig Jahren, in denen das Hotel Rugen bereits als Asylunterkunft genutzt wurde, so gut wie keine Probleme», sagt Erismann.

Die Grösse des ehemaligen Hotels Rugen sei zwar nicht ganz optimal, sagt Manuel Haas, Leiter Abteilung Asyl und Flüchtlinge beim Amt für Integration und Soziales. Dafür sei die Lage ideal. «Auf dem Bödeli stehen die Chancen gut, dass die Menschen einen Ausbildungsplatz oder eine Anstellung finden.» Denn dies sei das Ziel.

Seit der Revision des schweizerischen Asylgesetzes weist der Bund den Kantonen fast nur noch Personen zu, die in der Schweiz bleiben dürfen und integriert werden sollen. So würden auch in Matten grundsätzlich keine abgewiesenen Personen platziert, steht im Communiqué. Wer bleiben darf, soll rasch integriert werden. «Hierzu gehört neben gemeinnützigen Beschäftigungsprogrammen auch das Erlernen der vor Ort gesprochenen Sprache», schreiben der Kanton und die Gemeinde Matten.

Etwa 30 Menschen

Das einstige Hotel würde grundsätzlich bis zu 60 Personen Platz bieten, sagt Manuel Haas. Wegen der Corona-Schutzmassnahmen würden aber nur um die 30 Menschen einziehen. Die Unterkunft soll wieder geschlossen werden, sobald die Massnahmen gelockert würden.

Die Liegenschaft ist zwar augenscheinlich nicht mehr im besten Zustand, vorgängige Sanierungsarbeiten seien aber nicht vorgesehen, sagt Haas. «Einerseits würde die Zeit dafür nicht reichen, andererseits gehen wir ohnehin von einer temporären Nutzung aus.» Zur Höhe des Mietzinses, welche der Kanton dem privaten Inhaber entrichtet, machen die Behörden keine Angaben.
(https://www.bernerzeitung.ch/asylunterkunft-wird-wieder-eroeffnet-912719275178)



Zusätzliche Unterkunftsplätze für unbegleitete Minderjährige in Rohrbach
Ab März 2022 wird das Ankunfts- und Triagezentrum für unbegleitete Minderjährige in Huttwil um zusätzliche Plätze in Rohrbach erweitert. Betreiberin der neuen Unterkunft ist die Stiftung Zugang B, die auch das Ankunfts- und Triagezentrum in Huttwil führt.
https://www.be.ch/de/start/dienstleistungen/medien/medienmitteilungen.html?newsID=83e4544c-08a6-45a0-98cf-e1353e4a152f
-> https://www.derbund.ch/kanton-bern-eroeffnet-zwei-neue-asylunterkuenfte-123974620032-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/bern-braucht-neue-asylunterkuenfte-wegen-corona?id=12117623
-> https://www.neo1.ch/artikel/kanton-bern-mietet-in-rohrbach-wohnungen-fuer-jugendliche-asylsuchende



bernerzeitung.ch 04.01.2022

Neue Unterkunft geplantNach Rohrbach kommen bald junge Asylsuchende

Ab März werden minderjährige Flüchtlinge im Dorf untergebracht. Der Gemeindepräsident ist etwas überrascht, zeigt sich jedoch offen gegenüber dem Vorhaben.

Tobias Granwehr

Junge Flüchtlinge kommen nun auch nach Rohrbach: Ab März wird das Ankunfts- und Triagezentrum für unbegleitete Minderjährige in Huttwil um zusätzliche Plätze in Rohrbach erweitert. Mit den Häusern an der Hauptstrasse und im Sagiloch werden dort je maximal rund 20 Plätze zur Verfügung gestellt. Das teilten die Gemeinde Rohrbach und der Kanton am Dienstag gemeinsam mit.

Die Inbetriebnahme der neuen Unterkunft im südlichen Oberaargau hat laut dem Amt für Integration und Soziales zwei Gründe: Aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) dürfen die Kollektivunterkünfte im Asyl- und Flüchtlingsbereich höchstens zu 50 bis 60 Prozent belegt sein. Hinzu kommt, dass der Anteil an unbegleiteten Minderjährigen am Total aller Asylsuchenden im Jahr 2021 zugenommen hat.

Ungewissheit ist vorhanden

Die Gemeinde sei von der Meldung des Kantons etwas überrascht worden, sagt Rohrbachs Gemeindepräsident Hubert Kölliker (parteilos). «Aber wir stehen dem Vorhaben positiv gegenüber und unterstützen die Stiftung Zugang B», betont er. Die Stiftung betreibt das Ankunfts- und Triagezentrum auf dem Campus Perspektiven in Huttwil mit zurzeit 52 Jugendlichen und wird auch für die neuen Unterkünfte zuständig sein.

«Rohrbach ist eine offene Gemeinde und bietet Hand für solche Sachen», sagt Kölliker. Man müsse diesen Kindern und Jugendlichen helfen, wenn man im Fernsehen die Bilder von Flüchtlingen aus der ganzen Welt sehe. «Sie sind hier völlig fremd und kennen Land und Leute nicht.»

Was damit auf die Gemeinde zukommt, weiss der Ratspräsident indes nicht. «Wir haben ja keine Erfahrung mit solchen Kindern und Jugendlichen.» Wichtig sei, dass sie von der Stiftung Tag und Nacht betreut und beschäftigt würden. Zudem bestehe in Huttwil die nötige Infrastruktur für eine umfassende Betreuung.

Robust und für Gruppen tauglich

Die Initiative für die Unterkünfte im Dorf ging nicht von der Gemeinde aus, sondern von einer Privatperson, wie Kölliker betont. Die Gemeinde selbst hätte gar keine entsprechenden Liegenschaften, die als Unterkünfte genutzt werden könnten.

Der Kanton suchte mithilfe des Regierungsstatthalters und der Gemeinden in der Nähe von Huttwil nach neuen Unterkunftsmöglichkeiten für unbegleitete Minderjährige. Lukas Zürcher, Co-Geschäftsleiter der Stiftung Zugang B, erklärt, welche Voraussetzungen dabei erfüllt sein müssen: Die Häuser müssen für Gruppen tauglich sein. Es brauche also Gemeinschaftsräume ebenso wie solche mit Privatsphäre.

Zudem müsse es ein Haus sein, das möglichst vielfältig genutzt werden könne, so Zürcher. Die Liegenschaft müsse nicht nur auf eine Zielgruppe wie jüngere Jugendliche ausgerichtet sein, sondern auf unbegleitete Minderjährige verschiedenen Alters und Geschlechts. Und schliesslich muss das Haus laut Zürcher auch die nötigen Sicherheitsbestimmungen wie Brandschutz erfüllen und eine gewisse Robustheit aufweisen, sodass Teenager darin leben können.

Im März wird zuerst das Haus an der Hauptstrasse in Betrieb genommen. Das zweite ganz in der Nähe könne bei Bedarf später genutzt werden. Ob Investitionen in die Gebäude nötig seien und wer für diese aufkomme, werde nun im Detail zusammen mit dem Kanton angeschaut, sagt der Co-Geschäftsleiter von Zugang B.

Die Stiftung Zugang B betreut die unbegleiteten Minderjährigen bis zu ihrem 18. Geburtstag. «Danach übergeben wir sie an die regionalen Partner im Kanton Bern mit Strukturen für Erwachsene», sagt Lukas Zürcher.

Die Nähe zum Ankunfts- und Triagezentrum in Huttwil sei wichtig und natürlich bewusst gewählt worden. So könnten die Kinder und Jugendlichen von Rohrbach aus in die Tagesstruktur in Huttwil eingebettet werden. «Ich denke vor allem an die interne Schule und die Sportmöglichkeiten», so Zürcher. Dass die Gemeinde Rohrbach positive Signale bezüglich der Unterkunft ausgesendet habe, «ist aus meiner Sicht erfreulich und eine gute Ausgangslage für die Zusammenarbeit».

Wie die neue Unterkunft in Rohrbach ankommen wird, muss sich jedoch erst noch weisen. Für dringende Anliegen ist laut Kanton eine Ansprechperson unter der Nummer 031 636 02 78 erreichbar. Die Kantonspolizei Bern unterstütze die Gemeinde und die Stiftung Zugang B bei der Gewährleistung der Sicherheit rund um die Anlage, versichert das Amt für Integration und Soziales.

Hubert Kölliker erklärt zudem, die Gemeinde sei erste Anlaufstelle für die Bevölkerung: «Falls es Bedenken gibt, werden wir mit den Leuten reden.»



Wer wird in Rohrbach wohnen?

Im Wohnheim Rohrbach werden laut dem kantonalen Amt für Integration und Soziales Kinder und Jugendliche wohnen, die über ein Bleiberecht verfügen und sich bereits erste Kompetenzen im selbstständigen Wohnen angeeignet haben.

Sie werden in Integrationsmassnahmen eingebettet sein, die neben der Tagesstruktur mit Sport im Ankunfts- und Triagezentrum in Huttwil auch weitere Schul- und Bildungsangebote umfassen.

Ziel sei bei allen Jugendlichen eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt und die finanzielle Selbstständigkeit. Dabei werde eine enge Zusammenarbeit mit den Betrieben der gesamten Region angestrebt. (tg)
(https://www.bernerzeitung.ch/nach-rohrbach-kommen-bald-junge-asylsuchende-286928278188)


+++ÄRMELKANAL
Frankreich bis Grossbritannien – Warum wählen so viele Migranten die Route über den Ärmelkanal?
Noch nie wollten so viele Flüchtlinge über den Ärmelkanal von Frankreich nach Grossbritannien gelangen wie letztes Jahr. Über 28’000 Personen haben den gefährlichen Weg in kleinen Booten auf sich genommen, wie die britische Nachrichtenagentur PA gestützt auf Behördendaten meldet. Die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger über Gründe, Probleme und Möglichkeiten.
https://www.srf.ch/news/international/frankreich-bis-grossbritannien-warum-waehlen-so-viele-migranten-die-route-ueber-den-aermelkanal


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Tibetische Aktivisten rufen zum Boykott der Olympischen Spiele auf
In der Schweiz hat der Verein «Tibeter Jugend in Europa» eine Protestaktion gegen die Olympischen Spiele in Peking gestartet.
https://www.nau.ch/news/china/tibetische-aktivisten-rufen-zum-boykott-der-olympischen-spiele-auf-66078966


+++RECHTSPOPULISMUS
Die rechtslibertären Propagandamaschinen
Rechte Politiker*innen tarnen sich im Kleid des Journalismus’ und machen anderen zum Vorwurf, was sie selbst sind: abhängig. Ein Kommentar.
https://bajour.ch/a/e1R4egcprL5hsbr8/die-rechtslibertaren-propagandamaschinen


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Gesamter Vorstand der Verfassungsfreunde tritt zurück
Nach dem Abgang eines Co-Präsidenten und des Kommunikationschefs löst sich nun auch der Vorstand der Corona-skeptischen «Freunde der Verfassung» auf.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/gesamter-vorstand-der-verfassungsfreunde-tritt-zuruck-66078760
-> https://www.blick.ch/schweiz/knall-in-corona-skeptiker-szene-vorstand-von-freunde-der-verfassung-tritt-zurueck-id17118206.html


Psychologin über Verschwörungserzählungen: „Das gesellschaftliche Gedächtnis in Deutschland hat große Schwächen“
Pia Lamberty ist Geschäftsführerin des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) und erforscht als Psychologin den Glauben an Verschwörungserzählungen. Im RND-Interview spricht sie über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unsere Gesellschaft. Lamberty attestiert der deutschen Gesellschaft Gedächtnis-schwächen, die den Umgang mit Krisen erschweren.
https://www.rnd.de/politik/wie-wirkt-sich-die-corona-pandemie-auf-unsere-gesellschaft-aus-pia-lamberty-im-interview-TKX6BAJLIRACDKN4RE4HDQCE3Q.html



nzz.ch 04.01.2021

Ungeimpft und umstritten: Maria Wegelin stösst selbst in ihrer SVP Leute vor den Kopf. Trotzdem will sie Winterthurer Stadträtin werden

Keine Zürcher SVPlerin tritt so offen als Massnahmenkritikerin auf
wie die Präsidentin der Winterthurer Lokalsektion. «Ich verschenke»,
sagt Maria Wegelin, «jedem meine drei Impfungen.»

Zeno Geisseler

Maria Wegelin mag Tänze. Den Wiener Walzer, den Rumba, den Salsa und den Quickstep. Sie und ihr Mann haben sich sogar an die Königin der Standardtänze gewagt, den anspruchsvollen Slowfox.

Der Gesellschaftstanz ist ein bemerkenswertes Hobby für die 43-jährige Winterthurerin. Denn es ist nicht wirklich ihr Ding, sich den Takt vorgeben zu lassen.

Vor allem dann nicht, wenn es um Corona geht. Wegelin setzt grosse Fragezeichen hinter die Massnahmen des Staates, hinter die Einschränkungen und hinter die Impfkampagne. «Ich verschenke jedem meine drei Impfungen», sagt sie bei einem Treffen bei ihr zu Hause in Winterthur.

«Wer sich impfen lassen will, der soll sich impfen lassen. Wer das nicht will, der darf nicht indirekt dazu genötigt werden. Es wird viel Angst geschürt.»

Wegelin ist die Präsidentin der Winterthurer SVP und Abgeordnete im Gemeindeparlament. Im Februar 2022 will die Tierärztin für ihre Partei noch weiter hinauf: Sie soll einen Sitz in der Winterthurer Stadtregierung ergattern. Steht sie sich mit ihrer kompromisslosen Einstellung selbst im Weg?

Die kastrierten Lamas von Michael Jackson

Bei Kaffee und Weihnachtsgebäck erzählt die Mutter zweier Buben
von ihrer Ausbildung. Schon als Kind habe sie Tierärztin werden wollen. An der Universität entdeckte sie dann die Veterinärpathologie als ihr Lieblingsgebiet. Das ist die Untersuchung von verändertem Gewebe und ganzen Tierkörpern auf Krankheiten, Infektionen und mögliche Todesursachen.

«Ich arbeitete während des Studiums jeweils samstags als Nebenjob auf der Pathologie. Mir zog es den Ärmel rein. Schon am ersten Tag lag eine riesige Boa auf dem Tisch. Später, als Assistentin auf der Pathologie, durfte ich einen Löwen aus dem Zoo sezieren. Und das Orang-Utan-Männchen Pongo.»

Fünf Jahre bleibt sie auf der Pathologie im Tierspital Zürich, dann zwei Jahre in einer privaten Institution. Eine besondere Erinnerung ist der begeisterten Reiterin ausserdem ein Aufenthalt in einer Pferdeklinik in Amerika. «Dort hatte sogar Michael Jackson seine Lamas kastrieren lassen», sagt sie mit einem Lachen.

Ihre Dissertation (2008) schreibt sie über die Borna-Krankheit, eine virale Erkrankung vor allem bei Pferden. Wegelin weiss also, wie Infektionen – zumindest bei Tieren – ablaufen und dass Diagnosen komplexe Angelegenheiten sein können. Auf dieses Fachwissen beruft sie sich bei ihrer Corona-Kritik immer wieder, etwa in Beiträgen im «Zürcher Boten», dem Publikationsorgan der Zürcher SVP.

In einer ihrer Kolumnen fragt sie, ob bei Verstorbenen, die mit Corona infiziert gewesen waren, die effektive Todesursache tatsächlich pathologisch nachgewiesen worden sei. «Wird dies unterlassen, kann man nicht von wissenschaftlich bewiesenen Corona-Toten sprechen
und sie dürften in keiner Corona-Toten-Statistik erscheinen.»

Und dann der Auftritt bei Stricker-TV

Dass sie sich als Tierärztin immer wieder zu Covid-19 und somit zu einem primär humanmedizinischen Problem äussert, hat ihr online hämische Kommentare eingetragen. Massnahmenkritische Kreise sehen das aber nicht so eng. Das «Aktionsbündnis Urkantone» lädt die Dr. med. vet. aus Winterthur im Januar 2021 an eine Kundgebung nach Schwyz ein. Dort erzählt sie von ihrer Dissertation und von ihrer Arbeit mit Viren und PCR-Tests.

Im September kündigt sie ihre Stelle beim Science-Center Technorama in Winterthur, weil sie sich nicht den Corona-Regeln ihrer Arbeitgeberin unterstellen will. Der Schritt wird in den Medien breit aufgenommen.

Anfang Oktober folgt ein Video-Auftritt bei «Inside Paradeplatz».
Zwei Wochen später ist sie auf Youtube beim «Star unter den Corona-Skeptikern» («Blick») zu Gast, bei Daniel Stricker und seinem Stricker-TV. «Für viele Leute», sagt sie, «bin ich ein Vorbild, weil ich zu meiner Meinung stehe.»

Zu ihren Fans gehört auch ein Leser von «Inside Paradeplatz», der als «Beat» einen Kommentar zu ihrer Sendung verfasst hat: «Bravo, Frau Wegelin!», schreibt er unter das Video-Interview. «Wenn ich könnte, würde ich sofort Bundesrat Berset absetzen und Sie an seine Stelle setzen.»

Das hört sie zwar gern. Nur will die Frau Wegelin nicht Bundesrätin werden, sondern eben Stadträtin von Winterthur. Und die Wählerinnen und Wähler in der zweitgrössten Stadt des Kantons Zürich dürfte es eher interessieren, was sie so zu Parkplätzen meint, zur Steuerbelastung oder zu Umweltfragen, als was sie zu PCR-Tests beizutragen hat.

«Die Medien reduzieren mich auf Corona», sagt sie. Sie habe sehr wohl Ideen für ihre Heimatstadt. Worum es ihr geht, zeigt sich zum Beispiel an ihren Eingaben im Gemeindeparlament. Da ist die Pandemie weit weg. Sie schreibt Vorstösse zu Verkehrsinseln, zu einer «nachhaltigen Lösung für den Winterdienst» und zu Schmutzzulagen für die freiwillige Feuerwehr. Klassisches kommunales Klein-Klein also.

Aber eben: Bekannt geworden ist sie wegen ihrer Corona-Auftritte. Und damit stösst sie auch parteiintern an Grenzen. Mitte September knallt es. Ihr Wahlkampfleiter, Vizepräsident und Parlamentskollege Markus Reinhard legt per sofort alle seine Ämter nieder. Im November dann tritt er aus der Partei aus, laut dem Winterthurer «Landboten» nicht zuletzt wegen der Haltung Wegelins.

Liesse sie sich überhaupt einbinden in eine Stadtregierung? Oder würde sie aus der Reihe tanzen? Wie würde eine, die aus Prinzip mal eben ihren Job hinschmeisst, weil sie mit den Corona-Regeln ihrer Arbeitgeberin nicht einverstanden ist, in einer Exekutive funktionieren? Könnte sie zum Beispiel eine Maskenpflicht an den Schulen öffentlich verteidigen, obwohl sie ihr selbst zutiefst zuwiderläuft?

«Sicher», sagt sie, «ich respektiere das Kollegialitätsprinzip, das hatte ich auch in meiner Zeit in der Schulpflege stets so gehalten. Ich würde mich mit Fakten und Argumenten in die interne Debatte einbringen, aber nach aussen die Mehrheitsmeinung des Gremiums vertreten. Die Corona-Massnahmen an den Schulen sind jedoch sowieso Sache des Regierungs- und nicht des Stadtrats.»

Im Übrigen, sagt sie, sei es auch gar nicht so wichtig, ob sie selbst gewählt werde. Hauptsache, die linke Mehrheit in der Winterthurer Stadtregierung werde gebrochen.

Das aber ist auch ohne eine Kandidatin, die mit Auftritten an Corona-Demos und bei Stricker-TV von sich reden macht, schwierig genug. Heute halten SP, Grüne und GLP mit fünf von sieben Sitzen die klare Mehrheit. Die FDP und die Mitte kommen je auf einen Sitz. Mit Michael Künzle stellt die Mitte immerhin seit 2012 den Stadtpräsidenten.

Die FDP hat mit der GLP eine Rechnung offen

Freie Sitze gibt es bei den Wahlen im kommenden Februar keine, alle sieben Stadtratsmitglieder treten nochmals an. Dazu kommen drei Bürgerliche, die einen Sitz anstreben: Maria Wegelin und Thomas Wolf von der SVP und Romana Heuberger von der FDP.

Für einen Wechsel von links zu bürgerlich müssen einerseits Stadtpräsident Künzle und Stadtrat Stefan Fritschi (fdp.) die Wiederwahl schaffen und andererseits vor allem gleich zwei neue Bürgerliche den Einzug in die Regierung hinbekommen.

Zwei Bisherige, zwei Neue: «Das ist ein hochgestecktes Ziel, aber kein Jux», sagt Dieter Kläy, der Präsident der Winterthurer FDP. Wenigstens ein zusätzlicher bürgerlicher Sitz müsse drinliegen. Daran haben gerade die Freisinnigen ein besonderes Interesse. Sie verloren bei einer Ersatzwahl im August 2020 ihren zweiten Sitz an die GLP und möchten ihn jetzt wiederhaben.

Die grösste Partei Winterthurs, die SP, macht sich ob dieser Ambitionen der Bürgerlichen allerdings keine grossen Sorgen. «Ich nehme ihre Anstrengungen mit einem Lächeln zur Kenntnis», sagt die
Co-Präsidentin der Winterthurer Sozialdemokraten, Jacqueline Fuhrer. «Sie treten ja auch nicht gerade mit den beliebtesten Personen an. Winterthur ist so ein linkes Pflaster, ich glaube nicht, dass die Bürgerlichen eine Chance haben werden.»

Vor allem auf Wegelin scheint niemand gewartet zu haben. Sie weiss das, und es stört sie nicht. «Ich habe», sagt sie, «ja nichts zu verlieren.»
(https://www.nzz.ch/zuerich/svp-frau-maria-wegelin-ungeimpft-und-umstritten-in-den-wahlkampf-ld.1661875)


+++HISTORY
Leben in der Verbannung – Die Kinder des Gulag
Den Nachkommen von Stalins Opfern würde eine Wiedergutmachung zustehen, doch Russland setzt seine Gesetze nicht um.
https://www.srf.ch/news/international/leben-in-der-verbannung-die-kinder-des-gulag


Um 1900 warben europäische Sozialdemokraten für eine sozialistische Eugenik
Für den gesunden Arbeiterstaat
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts traten europäische Sozialdemokraten und Frauenrechtlerinnen für eine sozialistische Eugenik ein.
https://jungle.world/artikel/2021/51/fuer-den-gesunden-arbeiterstaat


Denkmal für Laye Condé in Bremen: Rassismuserfahrung erwünscht
Die Bremer Kulturbehörde will an die schreckliche Zeit der Brechmittelfolter erinnern. Von Rassismus Betroffene sollen ein Kunstwerk dafür auswählen.
https://taz.de/Denkmal-fuer-Laye-Conde-in-Bremen/!5823548/


Im Gedenken an die deportierten Schweizer (ab 05:00)
https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2022-01-04#chapter-8bcc5d3a-993c-4dca-a007-7ba167c2b99d



luzernerzeitung.ch 04.01.2022

Hitlers Spuren und der umstrittene 1.-August-Redner

Hitlers Machtergreifung führt in der Schweiz zur Gründung von frontistischen Organisationen. Diese sind auch in Zug aktiv. Doch zuerst geht ein Ruck durch die traditionellen Parteien.

Michael van Orsouw

Benito Mussolini ist seit einem Jahrzehnt Ministerpräsident Italiens, Adolf Hitler hat in Deutschland die Macht ergriffen. Das hat 1933 auch in Zug auffällige Folgen. In die beschauliche Stadt mit ihren rund 11’000 Einwohnerinnen und Einwohnern kommt politisch viel Bewegung. Während sich in anderen Schweizer Städten rechtsextreme Kreise zu Fronten zusammenschliessen («Frontenfrühling»), sind es in Zug die klassischen Parteien, die reagieren.

Roter Protest

Am 14. März 1933 rufen zuerst die Sozialdemokraten zur «Protestversammlung» in die Burgbachturnhalle in Zug. Der Schweizer Arbeiterführer Robert Grimm spricht vor über 1000 (!) Arbeitern und Angestellten, die sich in die Halle drängen: Grimm protestiert gegen die Fiskalzölle, gegen die Nichtzulassung einer Gedenkrede für Karl Marx, er verwendet sich für die Verzinkerei-Streikenden und fordert eine Krisensteuer zur Linderung der Not. Auch der «Tag der Arbeit», der 1. Mai 1933, bringt rund 200 Genossen auf die Strasse. Transparente wie «Der 1. Mai gehört uns», «Gegen bürgerliche Misswirtschaft» und «Lest die Arbeiterpresse» prägen das Bild der Feier auf dem Postplatz.

Daraufhin erwachen auch die Konservativen: Der damalige Regierungsrat (und spätere Bundesrat) Philipp Etter begrüsst in den «Zuger Nachrichten» ausdrücklich den Frontenfrühling. Am Parteitag ergänzt er: «Die geistige Umkehr, die sich in der Frontenbewegung offenbart, ist eine glänzende Rechtfertigung unseres eigenen Standpunktes (…). In diesem Sinne dürfen wir uns der geistigen, politischen und sozialen Umstellung ehrlich freuen.» Das sind gewagte Sätze. Doch Etters konservative Partei geht noch weiter und veranstaltet in Zug die Volkstagung «Vaterländische Erneuerung», eindeutig eine Anlehnung an die Frontenbewegung. Die Versammlung verlangt eine Revision der Bundesverfassung und nimmt damit eines der wichtigen Postulate der Fronten auf.

Philipp Etter selber freut sich über das Aufblühen der Fronten, in dem er eine Artikelserie auf den 1. August 1933 hin als Schrift «Die vaterländische Erneuerung und wir» publiziert; sein Parteifreund Augustin Lusser sorgt als Präsident der Bundesleitung des jungkonservativen Kolin-Bundes für die Verbreitung. Etter analysiert darin die Untauglichkeit des Liberalismus und entwirft die Vision einer autoritären, berufsständisch organisierten Gesellschaft. Etter macht sich damit zum Vordenker der jungkonservativen, frontistisch angehauchten Bewegung.

Schliesslich reagieren auch die Liberalen des Kantons Zug auf das Gedankengut der Schweizer Frontenbewegung, bevor es organisierte Frontisten im Kanton Zug gibt. Ende Mai 1933 stellt sich der Zuger Freisinn anlässlich einer Parteiversammlung gegen die Fronten und lanciert – quasi präventiv – eine kantonale Verfassungsinitiative zum Schutz der öffentlichen Ordnung. So wird auf institutionellem Weg versucht, den Fronten ihre Betätigungsmöglichkeiten zu nehmen oder sie zumindest einzugrenzen.

Katholiken mobilisieren Massen

Am Ende nimmt auch die katholische Jugend Themen, Formen und Rituale der Fronten und ihrer ausländischen Vorbilder auf. Sie organisiert in Zug die gross angelegte Zuger Jungmannschaftstagung, die sogenannte «Zujuta». Mehrere Zehntausend ­– die Schätzungen reichen von 20’000 bis 40’000 – junge Männer nehmen am Grossanlass vom 20. August 1933 in der Stadt Zug teil. Zudem hält gleichzeitig der politische Studentenverein (StV) seine GV zum Thema Frontismus in Zug ab. Dabei passiert Bemerkenswertes: Das Zentralkomitee hatte den StV-Mitgliedern verboten, bei einer frontistischen Organisation mitzumachen. Die Basis ist damit nicht einverstanden und hebt das Frontenverbot an der Veranstaltung in Zug auf, gewiss geprägt von den mächtigen Umzügen und Reden der Zujuta.

Die Zujuta findet in der Presse starke Resonanz, nicht nur positive. So mäkelt etwa das «Arbeiterblatt»: «Auch bei den Zujutanern … könnte ein Benito oder ein Adolf unter Voraussetzung treuer Befolgung machiavellistischer Lehren in Bezug auf die Haltung zur Kirche rasch Karriere machen.» In der Tat erinnern die katholischen Jungmänner stark an deutsche Vorbilder. Sie übernehmen «Formen des frontistischen Stils der Agitation und Propaganda», nicht aber deren Programm. Sie glauben vielmehr, dieses schon länger vertreten zu haben.

Am stärksten zeigt sich dies bei den «Sturmscharen», einer Untergruppe der Jungmannschaft. Anstelle des Führerkultes setzt man auf die innige Anbetung von Christus, dem König des Universums. Als Erkennungszeichen tragen die jungen Männer – im Zeitalter von deutschen Hakenkreuzen und italienischen Schwarzhemden – ein hellgraues «Klufthemd» sowie das Emblem JHS: Es steht für die ersten drei griechischen Buchstaben von Jesus.

Führender Frontist in Zug

Bemerkenswert ist schliesslich der Festredner am 1. August 1933 auf dem Zuger Landsgemeindeplatz: Es ist der frontistisch gesinnte Eugen Bircher aus Aarau. In einer Artikelserie hatte er die nationalsozialistische Machtergreifung als «eine rettende Tat für die Kultur Mitteleuropas» dargestellt, die «in allerletzter Stunde vor dem bolschewistischen Aufstand» erfolgt sei. Er verteidigte darin auch den deutschen Judenhass.

Geladen wird Bircher nicht etwa von einer frontistischen Organisation, sondern von der gutbürgerlichen Zuger Offiziersgesellschaft. Die Veranstaltung ist ein Erfolg und erzielt einen Rekordgewinn von 3300 Franken. Im «Zuger Volksblatt» heisst es: «Bei keiner der Bundesfeiern, die seit Jahren abgehalten werden, war denn auch der Zustrom so gross wie diesmal. Männer und Frauen aus allen Ständen, staunende Kinder mit kleinen Fähnlein und Lampions und leuchtenden Augen strömten aus den reich beflaggten Gassen der Stadt …» Das mag doch einigermassen erstaunen, galt doch Eugen Bircher klar als eine der Führerfiguren der Schweizer Frontisten, gemäss «Arbeiterblatt» ist er ein «Faschist und Säbelrassler der schlimmsten Sorte». Dennoch erntete er in Zug «vieltausendstimmige Bravo-Rufe».



Hinweis: Dr. Michael van Orsouw, Zuger Historiker und Schriftsteller, beleuchtet die bewegte Zeit von 1933 bis 1945. In Folge 2 geht es um die Gründungen der Zuger Frontistenorganisation und der Deutschen Kolonie Zug.

Literaturverzeichnis: Arbeitsgruppe Geschichte Zug; Geschichte des 1. Mai in Zug; Zug 1976; Bürgi, Christina Daniela; Goldene Zeiten – Krisenzeiten. Der Kanton Zug in der Zwischenkriegszeit 1919–1939; Diss. Baar 1993; Gilg, Peter/Gruner, Erich; Nationale Erneuerungsbewegungen in der Schweiz 1925–40; in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 14 (1966); Glaus, Beat; Die nationale Front. Eine Schweizer faschistische Bewegung 1930–1940; Zürich 1969; Heller, Daniel; Eugen Bircher: Arzt, Politiker, Militär. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte; Zürich 1988; Hobi, Emil; Die Katholische Jugendbewegung in der Schweiz; in: Gerold Schmitz; Die Katholische Jugendbewegung. Von den Anfängen bis zu den Neuaufbrüchen; Stein am Rhein 1997; Jung, Joseph; Katholische Jugendbewegung in der deutschen Schweiz. Der Jungmannschaftsverband zwischen Tradition und Wandel von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg; Freiburg 1988; S. 366–387; Weber, Quirin; Korporatismus statt Sozialismus. Die Idee der berufsständischen Ordnung im schweizerischen Katholizismus während der Zwischenkriegszeit; Diss. Freiburg 1989; Widmer, Josef; Von der konservativen Parteinachwuchsorganisation zur katholischen Erneuerungsbewegung. Die Schweizer Jungkonservativen in den dreissiger Jahren; Liz.arbeit, Typoskript; Freiburg 1983; Zaugg, Thomas; Bundesrat Philipp Etter (1891–1977): Eine politische Biografie; Basel 2020; Zollinger, Konrad; Frischer Wind oder faschistische Reaktion; Die Haltung der Schweizer Presse zum Frontismus 1933; Zürich 1991.

Quellen: Arbeiterblatt; 17.03.1933, 02.05.1933, 01.08.1933, 22.08.1933;
Etter, Philipp; Die vaterländische Erneuerung und wir; Zug 1933;
Staatsarchiv Zug; XI Justizwesen/ A. Sicherheitspolizei/ 4. Verschiedenes: Bericht des Polizeikommandos des Kantons Zug, 02.05.1933; Zuger Nachrichten; 26.4.1933, 28.7.1933, 31.07.1933, 02.8.1933; Zuger Volksblatt; 31.7.1933, 02.8.1933.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/serie-zug-19331945-hitlers-spuren-und-der-umstrittene-1-august-redner-ld.2231796)