Medienspiegel 1. Januar 2022

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++POLEN/EU/BELARUS
Polnisch-belarussische Grenze: Hunderte Flüchtende warten weiter auf Einlass in die EU
Die EU straft Belarus wegen der gezielten Schleusung von Flüchtenden mit Sanktionen. Minsk reagiert nun mit einem Importverbot westlicher Waren. Und an der Grenze zu Polen hoffen noch Hunderte auf die Weiterreise.
https://www.spiegel.de/ausland/belarus-hunderte-fluechtende-warten-weiter-auf-einlass-in-die-eu-a-0d04fffe-9372-4661-9ee0-e0919259086c


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Nachtrag zu Molino / Lugano
Kundgebung vor dem Molino von Polizei angegriffen, zwei Gefährt*innen verhaftet
https://barrikade.info/article/4930


+++BIG BROTHER
Automatisierte Anklage – China entwickelt „Staatsanwalt mit Künstlicher Intelligenz“
Chinesische Ermittlungsbehörden könnten künftig weitere digitale Unterstützung erhalten. Wissenschaftler:innen aus Shanghai haben ein System entwickelt, das gängige Straftaten erkennen und selbstständig Anklage erheben können soll.
https://netzpolitik.org/2021/automatisierte-anklage-china-entwickelt-staatsanwalt-mit-kuenstlicher-intelligenz/


+++POLIZEI ZH
Dex auf Spurensuche – Der erste Datenträger-Spürhund der Schweiz
Polizeihund Dex geht für die Stadtpolizei Zürich auf Verbrecherjagd. Er erschnüffelt Handys, USB-Sticks und SIM-Karten.
https://www.srf.ch/news/panorama/dex-auf-spurensuche-der-erste-datentraeger-spuerhund-der-schweiz


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
SVP-Lokalpolitikerin Ursula C. (48) wollte sich bei Sohn mit Corona anstecken: «Ich habe mir seinen Speichel um die Nase geschmiert!»
Um als genesen zu gelten, versuchte sich SVP-Frau Ursula C. bei ihrem Buben mit Corona anzustecken. Das Unterfangen scheiterte trotz zahlreicher Versuche. Sie selbst führt es mitunter auf ihr gutes Immunsystem zurück.
https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/svp-lokalpolitikerin-ursula-c-48-wollte-sich-bei-sohn-mit-corona-anstecken-ich-habe-mir-seinen-speichel-um-die-nase-geschmiert-id17111405.html


Millionenschulden, Verschwörungstheorien und Blüttel-Plattform: Der tiefe Fall von Michael Wendler
Michael Wendler steht immer wieder in der Kritik. Blick hat die grössten Skandale des Schlagersängers zusammengefasst.
https://www.blick.ch/people-tv/international/millionenschulden-verschwoerungstheorien-und-bluettel-plattform-der-tiefe-fall-von-michael-wendler-id17108634.html


Wegen Ruhestörung: Polizei rückt in Meilen wegen vermeintlicher Freiheitstrychler aus
Mit Traktoren zogen in der Nacht auf Freitag Trychler durch Meilen. Besorgte Anwohner riefen die Polizei. Doch der Umzug war von der Polizei bewilligt.
https://www.20min.ch/story/polizei-rueckt-in-meilen-wegen-vermeintlicher-freiheitstrychler-aus-356494406598


Corona-Impfungen: Desinformation mit schweren Nebenwirkungen
Zu keinem anderen Thema hat es 2021 so viel Desinformation gegeben wie zu den Impfstoffen gegen Covid-19. Im Laufe des Jahres veränderten sich die irreführenden Behauptungen allerdings.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/covid19-impfungen-desinformation-101.html


Covid-Massnahmen: Astra-Mitarbeiter twittert gegen «Impfschafe», Politiker und Medien
Ein Projektleiter beim Bundesamt für Strassen kritisiert die Covid-Massnahmen – und verstösst damit gegen die Richtlinien. Einige Tweets würde er nicht mehr publizieren.
https://www.20min.ch/story/astra-mitarbeiter-twittert-gegen-impfschafe-politiker-und-medien-137639219164
-> https://www.blick.ch/schweiz/bundesamt-ruegt-ihn-astra-mitarbeiter-twittert-gegen-geimpfte-und-politiker-id17112513.html




derbund.ch 01.01.2022

Corona-Unbehagen in Freikirchen: Die Angst der Frommen vor der Corona-Impfung

Bei frommen Christinnen und Christen befeuert die Pandemie Endzeitängste. Aber warum fürchten viele die Impfung, wo diese doch ein Akt der Nächstenliebe wäre?

Dölf Barben

Da liess sich einer vernehmen, der tief im christlichen Glauben verankert ist: Sollte er krank werden oder gar sterben, so wäre er bereit. «Ich bin mit Gott und mir im Reinen.» Diese Worte stehen im Brief des Roggwiler Schulleiters, der sich Anfang Dezember gegenüber Eltern, Kolleginnen und Kollegen und den Schulbehörden als Massnahmenkritiker zu erkennen gab und alle wissen liess, er habe sich nicht impfen lassen und werde das auch nicht tun. Sein Bekenntnis warf hohe Wellen. Wie diese Woche bekannt wurde, wird er die Schule nächsten Sommer verlassen.

Der Schulleiter war zunächst in der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) in Erscheinung getreten, später in der SVP. In der EDU ist der Anteil an Freikirchenmitgliedern sehr gross.

Der rote Riegel

Nicht nur die Haltung dieses Mannes deutet darauf hin, dass unter frommen Christinnen und Christen der Widerstand gegen die Corona-Massnahmen höher sein dürfte als in der übrigen Bevölkerung. Nach der Abstimmung vom 28. November über das Covid-19-Gesetz zeigte sich auf der Karte mit den Gemeinderesultaten ein vielsagendes Bild. Es gab keinen klassischen Stadt-Land-Graben. Den Voralpen entlang, quer durch die Schweiz, war ein Riegel mit Nein-Sager-Gemeinden erkennbar.

Betrachtet man den roten Riegel im Kanton Bern, verläuft dieser vom westlichen Berner Oberland über den Schallenberg bis ins Emmental hinüber und in den Oberaargau hinauf. Es ist, in Anlehnung an den Bible Belt in den USA, der Bibelgürtel nach Berner Art – das Stammland der Freikirchen.

Erzwungene Spaltung

Doch woher rührt der religiös begründete Widerstand gegen die Corona-Massnahmen? Philipp Schmuki, ehemaliger Pastor einer Mennoniten-Gemeinde im Emmental, umreisst auf Anfrage ein paar mögliche Gründe. Im Allgemeinen sei in den Freikirchen ein generelles Unbehagen dem Staat gegenüber auszumachen, sagt er. Die Corona-Massnahmen würden vielerorts als eine zu starke Einmischung wahrgenommen. Vorschriften wie die Zertifikatspflicht führten teils zu grossen Spannungen. Die Bibel rufe die Gemeinden auf, sich nicht spalten zu lassen. Genau das aber geschehe, wenn Gottesdienste in mehreren Räumen abgehalten oder Leute gar ausgesperrt werden müssten.

Die Impfung dagegen sei nicht das zentrale Problem, findet Schmuki. Für viele Christen sei sie ein Akt der Nächstenliebe, weil dadurch ja auch andere geschützt würden. Der Dachverband der Schweizer Freikirchen hat sie bereits Anfang Jahr ausdrücklich empfohlen. Es gebe aber Einwände: Der Umstand, dass für die Entwicklung von Impfstoffen Zelllinien verwendet werden, die auf abgetriebene Föten zurückgehen, ist für manche Gläubige ein unverhandelbares Argument dagegen, wie Schmuki sagt, der selber geimpft ist.

Schliesslich spricht der Pastor einen Grund an, der für Aussenstehende eigenartig anmutet. Wenn weltumspannende Organisationen wie die Weltgesundheitsbehörde WHO an Bedeutung gewännen, werde das von vielen Christen beargwöhnt, sagt er. «Denn die Machtübernahme durch eine Weltregierung wäre ein Hinweis darauf, dass die Endzeit angebrochen ist.» Warum sich Christen aber vor der Endzeit fürchten, statt sich auf die in Aussicht gestellte Erlösung zu freuen, kann Schmuki erklären: Zuerst wäre unter Umständen mit Christenverfolgungen zu rechnen. «Das macht vielen Leuten Angst.»

Der Glaube an die bald anbrechende Endzeit ist offenbar nicht bloss ein Randphänomen. So hat sich kein Geringerer als der Berner EDU-Nationalrat Andreas Gafner in der Parteizeitung «Standpunkt» genau dazu geäussert. Er spricht nicht nur von «massiv eingeschränkten» Grundrechten und Freiheiten, er fragt sich, «ob diese Ereignisse bereits eine Erfüllung der biblischen Prophetie bedeuten». Er sei überzeugt, fährt er fort, «dass die Zeit vorgerückt ist – aber wir dürfen getrost sein, denn die Erlösung naht».

«Schwieriges Spannungsfeld»

Einer, der sich vehement gegen das Covid-19-Gesetz ins Zeug legte, ist EDU-Grossrat und Politologe Samuel Kullmann aus Thun. Er kenne viele aktive Christinnen und Christen aus ganz verschiedenen Freikirchen, sagt er. Aufgrund seiner Wahrnehmung befänden diese sich im Umgang mit Covid und der Impfung «in einem relativ schwierigen Spannungsfeld». Selber besucht er Gottesdienste der ICF-Church (International Christian Fellowship), einer 1996 gegründeten und international tätigen Freikirche, die sich insbesondere an ein jüngeres Publikum richtet.

Sich einer Regierung unterzuordnen sei für Christen eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sagt Kullmann – ausser man werde gezwungen, gegen das eigene Gewissen oder die Gebote Gottes zu verstossen. Bei der Impfung stellten für manche Gläubige die verwendeten Zelllinien eine rote Linie dar, für andere seien mRNA-Impfungen ein Beispiel für Zell- und Gentherapien und daher ein No-go. «Viele Gläubige begreifen die Gentechnik als Eingriff in Gottes Schöpfung.»

Die «Testlauf-Hypothese»

Insgesamt sei die Impfung für viele Leute in seinem Umfeld «schlicht zu wenig erprobt», sagt er. Viele würden einen «natürlichen Covid-Verlauf» vorziehen. «Diesen Winter hatten extrem viele Bekannte von mir Covid», sagt Kullmann. So wie er selber auch. Die Impffrage sei «äusserst komplex», jeder müsse sie ohne jeglichen Druck selber beurteilen dürfen, ohne gleich disqualifiziert zu werden, wenn er zu einem negativen Entscheid gelange.

Schliesslich spricht Kullmann von der «Testlauf-Hypothese», die seiner Ansicht nach «weitverbreitet» sei. Eine plötzlich und nahezu global durchgeführte Impfkampagne «mit digitalem Covid-Pass und relativ viel Druck und Zwang könnte darauf hindeuten, dass im Hinblick auf die Endzeit eine Art Testlauf für das antichristliche System im Gang ist». Dabei würde die Infrastruktur geschaffen, damit das System sich später einfacher einführen liesse. Kullmann weist darauf hin, dass auch säkulare Menschen wie etwa der Whistleblower Edward Snowden diesbezüglich vor einer «Architektur der Unterdrückung» warnten. Es gebe offenbar auch die Auffassung, die Impfung sei mit einem Chip versetzt und stelle «bereits das Malzeichen des Antichristen» dar. Er sei aber noch niemandem begegnet, der sie vertrete, sagt Kullmann.

«Akt der Liebe»

Ganz anders klingt es bei den Landeskirchen. Bei den Katholiken kommen die Regieanweisungen von ganz oben. Mitte August hat Papst Franziskus die Menschen in einer Videobotschaft ein weiteres Mal dazu aufgerufen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Er sprach von einem «Akt der Liebe». Die katholischen Ethiker hatten Impfstoffe, für deren Entwicklung Zelllinien abgetriebener Föten verwendet wurden, schon zuvor als «sittlich erlaubt» eingestuft.

Ebenso klar ist die Haltung der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. In einem Dokument von Ende November, in dem die ethischen und kirchlichen Perspektiven der Corona- und Impfdebatte in seltener Gründlichkeit abgehandelt werden, wird die Impfung empfohlen. Autor Frank Mathwig, der an der Universität Bern als Theologe und Ethiker lehrt, sagt zur Frage der Zelllinien, grundsätzlich werde bei vielen Impfstoffen darauf zurückgegriffen. Die Zelllinien stammten von drei Embryos, die vor 50 und mehr Jahren abgetrieben worden seien. Die Schwangerschaftsabbrüche seien nicht mit der Absicht vorgenommen worden, Impfstoff zu gewinnen.

Hätte Jesus sich impfen lassen?

Zu den Endzeit-Argumenten frommer Christen sagt Mathwig, Krisenzeiten hätten schon immer apokalyptische Fantasien beflügelt. Die Unsicherheit angesichts der Lage der Welt werde dabei kompensiert mit der Aussicht auf das bevorstehende himmlische Jerusalem, das vollendete Gottesreich. «Die einen träumen von Rache, die anderen vom ewigen Frieden», meint er.

Völlig verschieden fallen die Antworten von Samuel Kullmann und Frank Mathwig auf die Frage aus, ob Jesus sich hätte impfen lassen.

Er vermute, sagt Kullmann, Jesus Christus hätte die Impfung nach sorgfältiger Prüfung abgelehnt – «vor allem wegen der abgetriebenen Föten». Ganz abgesehen davon, dass er dank seiner übernatürlichen Heilungskräfte sie selber gar nicht benötigt hätte.

Mathwig dagegen sagt: «Als Kind seiner Zeit hätte Jesus nicht nur für eine Impfpflicht, sondern für einen Impfzwang plädiert.» Denn die Tatsache, dass die Impfverweigerung von gesunden Personen nicht nur sie selbst, sondern auch Dritte gefährde, «widerspricht allem, was die Bibel zu bieten hat».



Was ist die Endzeit?

Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes oder der Apokalypse, wird das Gegenteil einer Frohbotschaft verkündet. Es geht um den Weltuntergang, das schauerliche Ende der Zeiten. Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird nicht mehr scheinen, und die Sterne werden vom Himmel fallen.

Doch das Ende wird nicht alle betreffen: Denn Jesus Christus soll gleichzeitig wiederkommen und von überallher die Menschen zusammenbringen, die er erwählt hat. Die anderen aber werden dem Verderben anheimfallen.

Von frommen Christinnen und Christen, welche die Bibel wörtlich verstehen, werden diese Passagen sehr ernst genommen. Deshalb hat der Endzeitglaube bei ihnen einen hohen Stellenwert. Jene, die mit sich und Gott im Reinen sind, rechnen damit, aus dem Leben heraus von Christus entrückt zu werden. Für jene aber, die aufgrund eigener Verfehlungen daran zweifeln, bei der Wiederkunft Christi unter den Erwählten zu sein, kann das Leben zur Hölle werden.

Die Corona-Pandemie hat bei vielen den Glauben verstärkt, dass die Endzeit angebrochen ist – ähnlich, wie es im Hinblick auf die Jahrtausendwende der Fall war. In der Pandemie sehen viele Gläubige ein apokalyptisches Signal. Denn bevor die Welt untergeht, wird diese gemäss der Bibel noch von diversen Plagen heimgesucht – so auch von Seuchen. (db)
(https://www.derbund.ch/die-angst-der-frommen-vor-der-corona-impfung-288640004004)