Medienspiegel 6. November 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Sans-Papiers in der Schweiz – Wie das Coronavirus den Sans-Papiers das Leben schwer macht
Drohender Jobverlust und Angst vor Behörden: Personen ohne Aufenthaltsbewilligung sind speziell von der Coronakrise betroffen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/sans-papiers-in-der-schweiz-wie-das-coronavirus-den-sans-papiers-das-leben-schwer-macht


+++GRIECHENLAND
»Es gibt Pushbacks an jedem einzelnen Tag in Griechenland«
Weil sie als Europa-Abgeordnete auf Samos war, konnte sie fünf Schutzsuchende retten, die sonst vermutlich illegal zurück in die Türkei gebracht worden wären. Cornelia Ernst (Fraktion Die Linke) nahm Anfang November an einer Reise des LIBE-Ausschusses des EU-Parlaments nach Griechenland teil – und ist entsetzt, wie Flüchtlinge dort behandelt werden
https://www.proasyl.de/news/es-gibt-pushbacks-an-jedem-einzelnen-tag-in-griechenland/


+++SPANIEN
Flughafen auf Mallorca lahmgelegt – Behörden gehen von Migranten aus
Chaos am Flughafen von Mallorca. Eine Passagiermaschine aus Marokko muss wegen eines angeblichen medizinischen Notfalls an Bord zwischenlanden. Aber der Kranke ist gesund und Passagiere laufen auf das Rollfeld und verschwinden in der Nacht.
https://www.tagblatt.ch/international/notlandung-flughafen-auf-mallorca-lahmgelegt-behoerden-gehen-von-migranten-aus-ld.2210973
-> https://www.watson.ch/international/spanien/545515651-migranten-sollen-den-flughafen-von-mallorca-lahmgelegt-haben
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/weil-personen-auf-startbahn-herumliefen-malle-flughafen-geschlossen-id16965576.html
-> https://www.tagesanzeiger.ch/passagiere-erzwingen-notlandung-und-fluechten-ueber-rollbahn-247131536120


++++MITTELMEER
Deutsche Seenotretter mit mehr als 800 Migranten dürfen anlegen
Die “Sea-Eye 4” darf in Trapani auf Sizilien anlegen. Das Schiff hatte seit Donnerstag auf die Zuteilung eines sicheren Hafens gewartet
https://www.derstandard.at/story/2000130961178/deutsche-seenotretter-mit-mehr-als-800-migranten-duerfen-anlegen?ref=rss
-> https://www.tagesschau.de/ausland/europa/seenotrettung-sea-eye-4-103.html


+++FREIRÄUME
Gegenpol zur Digitalisierung: 40 Jahre «Breitschträff» – heute so beliebt wie damals
Seit 40 Jahren ist der «Breitschträff» das Epizentrum des Breitenrain Quartiers. Hier treffen sich Berner und Bernerinnen im direkten Austausch zu Kultur und Kaffee. Es ist der Gegen-Pol der Digitalisierung. Anwohner und Anwohnerinnen erklären, wieso der «Träff» so wichtig ist und wieso er heute genau so beliebt ist wie vor 40 Jahren.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/gegenpol-zur-digitalisierung-40-jahre-breitschtraeff-heute-so-beliebt-wie-damals-144264323


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Gegen Klimakonferenz in Glasgow: Klimastreik demonstrierte in Zürich
Rund 150 Personen haben sich um 13 Uhr beim Helvetiaplatz versammelt, um gegen den Klimagipfel in Glasgow zu protestieren. Für morgen ist schon die nächste Aktion angekündigt.
https://www.tagesanzeiger.ch/klimastreik-demonstrierte-in-zuerich-900126297779
-> https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/377410388-zuercher-demonstrieren-gegen-die-klimakonferenz
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/wegen-klimakonferenz-klimastreik-demonstriert-in-zurich-66038536
-> https://www.swissinfo.ch/ger/wegen-klimakonferenz–klimastreik-demonstriert-in-zuerich/47089480
-> https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/wegen-klimakonferenz-klimastreik-demonstriert-in-zuerich-00168569/
-> https://twitter.com/sozialismus_ch


Gegen Uno-Klimakonferenz: Demonstrationen in Zürich, Lausanne, Genf
In Zürich, Lausanne und Genf sind am Samstag mehrere Hundert Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen die Uno-Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow, Schottland, zu demonstrieren. Aus ihrer Sicht hat diese bisher nichts erreicht.
https://www.swissinfo.ch/ger/gegen-uno-klimakonferenz–demonstrationen-in-zuerich–lausanne–genf/47089480



Wegen Demo: Ganzes Netz in Basel blockiert
Update: Kurz nach 16 Uhr hat sich die Demonstration aufgelöst und die Situation im Tram- und Busnetz wieder beruhigt. Zur Demo aufgerufen hatte die Gruppierung Basel Nazifrei «in Erinnerung an die Befreiung von Kobane» und um «Solidarität mit dem antifaschistischen Befreiungskampf in der Türkei und in Kurdistan» zu zeigen, wie sie auf den sozialen Netzwerken schreibt. Laut Augenzeugen liefen rund 100 Personen an der Demonstration durch die Innenstadt mit.
Wegen einer Demonstration in der Basler Innenstadt ist zurzeit das ganze BVB-Netz blockiert. Die Demo findet seit ca. 14:50 statt, bis wann sie andauert ist noch unklar.
https://www.bazonline.ch/vogelgrippe-breitet-sich-in-loerrach-aus-177714431135
-> Demoaufruf: https://barrikade.info/article/4783


+++RECHTSPOPULISMUS
Das der Union nahestehende Medienprojekt The Republic
Breitbarts deutsches Brüderchen
Die der Union nahestehende Kampagnenagentur The Republic betreibt Propaganda gegen einen angeblichen Linksruck der Gesellschaft.
https://jungle.world/artikel/2021/44/breitbarts-deutsches-bruederchen


+++RECHTSEXTREMISMUS
Männerrechtsbewegung: Wie rechte Männerbünde Europa bedrohen
Frauenfeinde, Fundamentalisten und Rechtsextreme haben in Europa ein Netzwerk geschaffen. Autor Tobias Ginsburg hat es für einen erschütternden Bericht infiltriert.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-11/maennerrechtsbewegung-antifeminismus-rechtextremismus-maennerrechtler-europa


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
SVP-Freysinger: Covid-19-Gesetz ist wie Nazi-Gesetz
Der Walliser SVP-Politiker Oskar Freysinger sieht im Covid-19-Gesetz die gleichen Gefahren wie in Hitlers Ermächtigungsgesetz.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/svp-freysinger-covid-19-gesetz-ist-wie-nazi-gesetz-66038139


Demo FR:
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-hunderte-massnahmen-gegner-demonstrieren-in-freiburg-66029603
-> https://www.blick.ch/schweiz/wegen-pause-in-zermatt-vs-corona-skeptiker-demonstrieren-in-freiburg-und-chur-id16966694.html
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/bewilligte-demonstration-gegen-covid-gesetz-in-freiburg-gehen-gegner-fuer-ein-nein-an-der-urne-auf-die-strasse-144264302
-> https://twitter.com/__investigate__
-> https://twitter.com/farbundbeton


Demo ZH:
-> https://twitter.com/__investigate__


Demo Chur:
Rund 2000 Teilnehmende an Coronakundgebung in Chur
Am Samstagnachmittag haben in Chur gegen 2000 Demonstrantinnen und Demonstranten an einem Protestmarsch mit dem Thema «Stopp Corona-Diktatur» teilgenommen.
https://www.suedostschweiz.ch/polizeimeldungen/2021-11-06/rund-2000-teilnehmende-an-corona-kundgebung-in-chur
-> https://www.blick.ch/schweiz/wegen-pause-in-zermatt-vs-corona-skeptiker-demonstrieren-in-freiburg-und-chur-id16966694.html
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/hsg-untersucht-untergang-der-saurer-nutzfahrzeuge?id=12085439
-> https://www.toponline.ch/news/coronavirus/detail/news/protestmarsch-gegen-covid-19-gesetz-in-chur-00168576/
-> https://www.swissinfo.ch/ger/protestmarsch-gegen-covid-19-gesetz-in-chur/47089830
-> https://www.20min.ch/story/2000-teilnehmende-an-churer-corona-demo-833602495724



bernerzeitung.ch 06.11.2021

Geplante Demo in Interlaken: Polizei verhindert «Freiheitsmarsch»

Die unbewilligte Kundgebung gegen die Corona-Restriktionen am Samstagnachmittag wurde im Keim erstickt. Ein Aufgebot der Kantonspolizei wies die Anwesenden weg.

Christoph Buchs

Es hätte eine Demonstration «gegen Diskriminierung, Zertifizierung und Spaltung, für einen Schutz des Rechts, für Freiheit und für Respekt» sein sollen. Via SMS und Whatsapp startete eine Gruppe von drei Privatpersonen einen Aufruf, an diesem «Freiheitsmarsch» auf dem Bödeli teilzunehmen (diese Zeitung berichtete). Angesetzter Termin: Samstagnachmittag, 13.30 Uhr, Bahnhof Interlaken-West.

Rund 35 bis 50 Personen waren dem Aufruf gefolgt und versammelten sich bei der Aarebrücke. Ebenfalls vor Ort war ein beträchtliches Aufgebot der Kantonspolizei. Relativ rasch wurde klar, dass die Demonstration nicht ohne weiteres würde stattfinden können. Die im Vorfeld angekündigten Transparente und Banner wurden nicht verteilt. Stattdessen nahm die Polizei von einigen Anwesenden die Personalien auf.

Schliesslich stellte die Polizei der Initiantengruppe ein Ultimatum von fünf Minuten, innert dessen sie den Platz zu verlassen hatten. Dieser Anweisung leisteten sie Folge. Insgesamt lief die Auflösung der Kundgebung ruhig ab.

Grund für das bestimmte Eingreifen der Polizei: Die Demonstration war nicht bewilligt. Um eine Genehmigung zu erhalten, hätten die Veranstalter spätestens 30 Tage vor dem Anlass ein Gesuch bei den betroffenen Gemeinden einreichen müssen. So schreiben es die Polizeireglemente von Interlaken und Unterseen vor. Die Anmeldung der Protestaktion erfolgte zu spät; der «Freiheitsmarsch» war somit nicht bewilligungsfähig.

«Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir einen erneuten Anlauf für eine Kundgebung unternehmen werden», sagte Mitinitiant Stefan Gysin gegenüber dieser Zeitung. Man wolle keinen Aufruhr veranstalten, sondern «in einem friedlichen und ruhigen Rahmen ein Zeichen setzen».
(https://www.bernerzeitung.ch/polizei-verhindert-freiheitsmarsch-im-oberland-764819192677)



Mittagessen mit einem Getriebenen
Hernâni Marques kämpft gegen die Erosion der Privatsphäre – seit Jahren erfolglos. Jetzt stellt er sich gegen das Covid-19-Gesetz
https://epaper.nzz.ch/article/6/6/2021-11-06/11/296512129



nzz.ch 06.11.2021

«Ich habe fertig»: Über den Corona-Komiker Marco Rima

Er war König Schludimumpf, jetzt ist er Alain Berset. Die kleine Geschichte einer Verwandlung.

Samuel Tanner

Am vorläufigen Ende seiner Entwicklung hat sich Marco Rima als Alain Berset verkleidet. Er schaut für die Kampagne der Gegner des Covid-19-Gesetzes in die Kamera und beantwortet die sehr rhetorisch formulierte Frage, ob er wirklich daran glaube, dass die Corona-Massnahmen nach der dritten oder der vierten oder der siebten Impfdosis aufgehoben würden. Alain Marco Berset sagt: «Als Bundesrat ist man treu, integer und der Wahrheit verpflichtet. Und das weiss auch meine F. . ., ähm, Verwandtschaft.» Dazu macht er ein verdrücktes Gesicht.

In diesem Moment ist er der Komiker geworden, der er vor Corona niemals sein wollte.

Es war einmal ein Vollkontaktkomiker, der sich durch alle Schubladen des Humors wühlte, um schliesslich mit verschwitztem Gesicht wieder aufzuschauen und eine Pointe zu präsentieren, die alles sein konnte: eine philosophische Selbstkritik – oder, häufiger: ein Witz über den Mann als Mann oder, noch häufiger: die Frau als Frau. In einem Gespräch hatte Rima einmal gesagt: «Das Doppeldeutige braucht Phantasie, das Eindeutige nicht.»

Es war ein Humor, der oft nicht viel mehr wollte als unterhalten und überraschen. Etwa die bekannte Nummer aus dem imaginierten Märli-Egge, mit der er die Märchenerzählerin Trudi Gerster imitiert. Rima erzählt vom König Schludimumpf, der wahnsinnig gern Bohnensuppe isst, der aber leider immer Blähungen bekommt – bis er einmal in tausend Teile zerfetzt wird. Rima, im humoristischen Vollkontakt schon wieder, ruft also: «D Wanderniere isch devogsiechet, und de Zwölffingerdarm hät sich gegesitig afo sueche (. . .), grauehaft hät s usgseh.» Kurze Pause. «Gfallt s eu, Chinde!?» Rima wartet das Gelächter des Publikums ab, dann sagt er, ganz fein plötzlich: «Und d Vögel hend pfiffe, und es Rehli isch über d Waldliechtig ghöpplet.»

Das Publikum geht mit, weil es nicht weiss, wo es landen wird – und weil es einem Komiker folgt, der es im Zweifel nicht ernst meint. Das kann befreien.

In der Corona-Pandemie meint es Marco Rima im Zweifel ernst. Er ist ein Gegner der Massnahmen und offenbar ein Gegner der Doppeldeutigkeit geworden. Seit einiger Zeit hat er bei nebelspalter.ch eine Videokolumne, die Rima-Spalter heisst. Im Oktober spielte er einen Sensenmann und sagte, es kämen jetzt plötzlich Leute zu ihm, die noch gar nicht dran seien, die ihm aber zurufen würden, er solle sie mitnehmen: «Die Medien haben bei denen so viel Angst und Paranoia verbreitet, dass mir die Tubel in ihrer Panik das Stundenglas aus der Hand schlagen! Ja, was bleibt mir denn da anderes übrig, da muss ich ein Notverfahren einleiten und die Idioten auch noch überführen. Und dann schreiben sie in der Presse: ‹Schon wieder einer an Corona gestorben.›»

Im Prinzip ist Marco Rima damit am Ende seiner Geschichte, aber dann scheint sich der Corona-Komiker Rima an den Komiker Rima zu erinnern und versucht noch eine Pointe: «Ich würd’ mich totlachen, wenn ich nicht schon tot wär!» Die alten Reflexe sind müde, aber sie sind noch da.

Die Verwandlung von Marco Rima ist in einem Video aus dem September zu beobachten, in dem er zuerst eine ziemlich lustige Imitation der bekannten Giovanni-Trapattoni-Wutrede aufführt: «Ein Skeptiker isse nicht eine Idiot, ein Skeptiker sehe, was passiere in Pressekonferenz! Habe Sie gesehe Mittwoch, welche Mannschaft hatte Mittwoche informiert? Hat informiert Berset? Oder hat informiert Mathys!? Oder de Rima? Diese Beamte beklage mehr, als sie leiste! (. . .) Ich habe fertig!» Damit wäre der Komiker Rima fertig, aber es folgen dann noch Sterblichkeitsraten, das Liberale Institut und ein natürlich ernstgemeinter Satz als Moral der Geschichte: «Verweigert euch mal zwei Wochen den Medien. Ohne uns, den Leser, gibt es nämlich keine Schlagzeilen mehr.»

Das Doppeldeutige brauchte Phantasie, das Eindeutige braucht sie nicht.
(https://www.nzz.ch/schweiz/covid-19-die-verwandlung-des-marco-rima-ld.1653813)


+++HISTORY
Zürich forscht
Die Bührle-Sammlung bringt die Zürcher Stadtregierung in die Defensive. Haben Stadt, Kanton, Bührle-Stiftung und Kunsthaus die Forschungs¬arbeit der Universität Zürich geschönt, um die Sammlung des Nazi-Kanonen-königs weisszuwaschen? Serie «Bührle-Connection», Teil 3.
https://www.republik.ch/2021/11/06/serie-buehrle-connection-teil-3-zuerich-forscht


Aus dem letzten Jahrhundert
Melanie Winiger, Christiane Brunner, Mia Aegerter – drei Frauen, die in den 90ern Sexismus, schlüpfrige Männerwitze und Frauenhass erdulden mussten. Heute erinnern sie sich an Abgründe, die man nicht mehr für möglich halten würde. Oder?
https://www.republik.ch/2021/11/06/aus-dem-letzten-jahrhundert