Medienspiegel 2. Oktober 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BASEL
Vandalen zerstören Flüchtlings-Fotografien im Kleinbasel
«Passengers» im Kleinbasel zeigt Gesichter von Flüchtlingen. Über Nacht wurde das Werk nun von Unbekannten zerstört. Die Veranstalter sind fassungslos.
https://telebasel.ch/2021/10/02/vandalen-zerstoeren-fluechtlings-fotografien-im-kleinbasel


+++SCHWEIZ
«Wegen dieses F-Status kann ich meinen Traum nicht verwirklichen»
Geflüchtete, die in der Schweiz zur Schule gehen oder studieren wollen, sind oft mit hohen Hürden konfrontiert. Betroffene erzählen.
https://www.20min.ch/story/wegen-dieses-f-status-kann-ich-meinen-traum-nicht-verwirklichen-572074659450


+++ITALIEN
Italien: Proteste für den Helden von Riace
Mimmo Lucano hat als Bürgermeister von Riace Hunderte Flüchtlinge aufgenommen. Jetzt wurde er zu über 13 Jahren Haft verurteilt. Doch viele in Italien stehen hinter ihm.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/italien-mimmo-lucano-riace-fluechtlingspolitik-gerichtsurteil-haftstrafe-protest/komplettansicht


+++MITTELMEER
70 Migranten laut Hilfsorganisation im Mittelmeer vermisst
Die Menschen waren auf dem Weg von Libyen nach Europa unterwegs
https://www.derstandard.at/story/2000130132757/70-migranten-laut-hilfsorganisation-im-mittelmeer-vermisst?ref=rss


+++LIBYEN
Libysche Sicherheitskräfte nehmen bei Grossrazzia 4000 Migranten fest
In der libyschen Hauptstadt Tripolis haben Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben rund 4000 Migranten festgenommen.
https://www.nau.ch/news/ausland/libysche-sicherheitskrafte-nehmen-bei-grossrazzia-4000-migranten-fest-66015274


+++GASSE
bielertagblatt.ch 02.10.2021

Von der Strasse in die Selbstständigkeit

Vor 30 Jahren wurde der Verein Casanostra gegründet. Die Mission war es, Wohnraum für alle zu schaffen. Das Thema hat bis heute nicht an Dringlichkeit verloren.

Von Hannah Hermann

Drei Jahre lang hat ein Mann im Wald gelebt, ohne dass es jemand merkte. Zu Anlässen kam er immer herausgeputzt, nichts deutete auf seine Wohnverhältnisse hin. Doch eines Tages brach er zusammen. Das Wetter war das Jahr über kalt und nass gewesen und er hielt es nicht mehr im Wald aus. So kam er schliesslich zu Casanostra. Heute lebt er in einer eigenen Wohnung und macht eine Ausbildung zum Koch.

Dies ist nur eine der vielen Erfolgsgeschichten, die der Verein für Wohnhilfe Casanostra verzeichnen kann. Gegründet wurde er 1991 durch Fritz Freuler. Die Motivation dahinter war, dass jeder und jede das Recht auf Wohnen hat.

Durch eine anhaltende Wohnungsnot in den 80er-Jahren und zusätzlich der Schliessung des Platzspitzes 1992 in Zürich, wurde die Situation auf dem Wohnungsmarkt immer dramatischer. Die Behörden räumten die bekannten Drogenplätze und schickten alle Konsumenten und Konsumentinnen in ihre entsprechenden Gemeinden zurück. So führte der Weg für viele auch wieder nach Biel. Zahlreiche Menschen landeten auf der Strasse, da sie keine Wohnung erhielten, oder sie hausten in heruntergekommenen Buden.

Casanostra wollte dem entgegenwirken und dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Für die Institution ist es wichtig, die Menschen unterzubringen und zu begleiten. Meist beanspruchen alleinstehende Personen den Verein. Doch mittlerweile sind auch viele alleinerziehende Mütter oder Menschen mit Migrationshintergrund dazugekommen. Der Verein ist ein Leistungserbringer der öffentlichen Hand. Zusammen mit der Stadt Biel hat Casanostra zwei Verträge abgeschlossen. Zum einen für die Bereitstellung von Wohnungen für sozial Benachteiligte und die Begleitung dieser Mieter und Mieterinnen. Der zweite Vertrag verpflichtet Casanostra dazu für die Stadt immer zwei Wohnungen für Notfälle freizuhalten, falls es in gewissen Fällen sehr schnell gehen muss. Dieses Jahr feiert Casanostra sein 30-jähriges Jubiläum.

Keine Abstinenz

Insgesamt 161 Wohnungen vermietet der Verein. Anmelden können sich die Betroffenen persönlich oder sie werden vom Sozialamt oder einer anderen Institution an Casanostra verwiesen. Es gibt jedoch ein Ausschlusskriterium: Die Person darf nicht über 70 000 Franken pro Jahr verdienen. Im Aufnahmegespräch klären die Sozialhilfebeziehenden mit einer Fachperson, wie die Wohnbedürfnisse aussehen und welche Ziele mit der Wohnbegleitung verfolgt werden sollen.

Nach der Aufnahme verbringen die meisten zuerst ungefähr ein halbes Jahr in einer Art Wohngemeinschaft mit einer anderen Person. So kann der Verein überprüfen, wie wohnfähig und sozial der Klient oder die Klientin ist. Mit der Wohnfähigkeit ist gemeint, ob der Beanspruchende sich selbst um sich kümmern kann. Je nach Situation erhalten die Betroffenen dann ihre eigene Wohnung und bekommen jede Woche oder alle paar Wochen Besuch von einem Sozialarbeiter oder einer Sozialarbeiterin.

Casanostra will so niederschwellig wie möglich sein. Die Beanspruchenden sollen sich nicht bedrängt fühlen. Drogenkonsumenten und -konsumentinnen müssen beispielsweise nicht abstinent leben. «Um dem Konsum von Drogen entgegenzuwirken ist oft eine Vernetzung mit anderen Institutionen nötig», so Geschäftsführer Daniel Bachmann. Auch müssen die Bewohnenden weder Arbeit noch eine Tagesstruktur vorweisen.

Doch es gibt Grenzen: Wer in der Liegenschaft zu dealen beginnt oder anderen Bewohnern und Bewohnerinnen wie auch den Sozialarbeitenden Gewalt androht, dem wird die Wohnung entzogen. Ebenfalls müssen sich die sozial Schwachen an die Ziele halten, die beim ersten Gespräch festgelegt wurden.

Einmal abgelehnt oder herausgeflogen, können sich die Betroffenen jedoch wieder bewerben. Es wird zwar bei der Aufnahme strenger getestet, als bei der ersten Anmeldung, doch bei Casanostra hat jeder und jede so viele Chancen wie nötig verdient, sagt Bachmann. «Irgendwann geht bei den Leuten der Knopf auf.»

Hilfe bei Kündigung

Die Mehrheit der Wohnungen kann Casanostra in eigenen Liegenschaften anbieten und somit den Unterhalt und die Hauswartung selber besorgen. Können die Klientinnen und Klienten in einer renovierten Wohnung wohnen, würden sie sich auch mehr Mühe geben, die Wohnung in Ordnung zu halten, sagt Bachmann.

Der Geschäftsführer erklärt, das Wichtigste sei, die Menschen zu vernetzen, mit Psychiaterinnen, Ärzten und weiteren Anlaufstellen. Wenn erst einmal ein solches Netz aufgebaut ist, kommen die Leute ihrem Ziel näher: der Selbstständigkeit.

Die meisten Klienten und Klientinnen werden anderthalb bis zwei Jahre von Casanostra begleitet. Danach sind sie oft in der Lage, eine eigene Wohnung zu mieten. Insgesamt acht Sozialarbeitende sind momentan angestellt und kümmern sich um die Wohnbegleitung.

Casanostra bietet auch noch ein weiteres Angebot an: Wohnfit. Dies ist für Menschen, die schon in ihrer eigenen Wohnung leben und in dieser auch bleiben wollen. Oft gibt es Schwierigkeiten mit den Vermietenden und es droht in vielen Fällen schon die Kündigung. Casanostra versucht dann im Gespräch mit den Vermietern und Vermieterinnen, eine Lösung zu finden. Dabei ist es wichtig, dass sich die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auch im Mietrecht auskennen. So können sie den Klienten und Klientinnen helfen, mögliche Kündigungen aufzuheben.

Neuer Wind im Büro

Daniel Bachmann ist seit rund vier Jahren Geschäftsführer von Casanostra. Er ist ursprünglich Sozialpädagoge und hat viele Jahre beim Bieler Sozialdienst gearbeitet. Die Thematik, mit der sich der Verein beschäftigt, war für ihn also kein Neuland.

Zu Casanostra kam er, weil das Wohnen für ihn ein wirkungsvoller Schlüssel in der Sozialarbeit ist. Wenn es gelinge, die Wohnsituation zu verbessern, dann verbessere sich meist die gesamte Lebenssituation.

 «Seit 30 Jahre hat es Casanostra in der Stadt Biel gebraucht, in den letzten Jahren sogar immer mehr. Ich denke, es wird uns auch in 30 Jahren noch benötigen, wir werden uns dabei aber immer weiterentwickeln», kommentiert der Geschäftsführer das diesjährige Jubiläum.

Pläne für die Zukunft hat der Verein schon geschmiedet. Gemeinsam mit Genossenschaften will Casanostra auf dem Gurzelen-Areal ein neues lebendiges Quartier erschaffen: die Fleur de la Champagne. Es soll bei den zukünftigen Bewohnenden ein Bewusstsein für ein ressourcenschonendes Leben entstehen. Zudem soll die Siedlung autofrei sein und eine hohe Diversität aufweisen. Der Verein will versuchen, auch eine psychiatrisch geschulte Wohnbegleitung aufzubauen, weil immer mehr Klientinnen und Klienten unter starken psychischen Problemen leiden.

*****
Obdachlos nach der Scheidung

In der Mettstrasse ganz oben unter dem Dach liegt die Wohnung von M. B.*. Zur Strasse gibt es Balkone. Diese wurden nachträglich angebaut, vor allem für die Rauchenden.

Auf der anderen Seite des Hauses liegt eine Wiese. Hier soll es den Bewohnenden irgendwann möglich sein, Gemüse anzubauen. «Das kann aber auch oft zu Streitigkeiten führen», so Michelle Gisiger. Denn um den Garten muss sich gekümmert werden.

Die Sozialpädagogin arbeitet seit drei Jahren für den Verein Casanostra. Insgesamt 27 Klienten und Klientinnen hat sie zurzeit. Doch nicht alle muss sie wöchentlich besuchen.

Vor 23 Jahren kam B. in die Schweiz. Deutsch spricht sie nur gebrochen, immer wieder rutschen ihr spanische Wörter dazwischen. Seit drei Monaten besucht die aus der Dominikanischen Republik stammende Frau einen Deutschkurs. Ab und zu gehe es ihr zu schnell, aber sonst sei es eigentlich gut.

Seit zwei Jahren ist B. bei Casanostra, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt und somit keinen Ort zum Bleiben hatte. Zwischenzeitlich kam sie bei einem Freund unter. Dieser setzte sie jedoch wieder auf die Strasse, als es vermehrt zu Streitigkeiten kam.

Von Anfang an wurde B. von Michelle Gisiger betreut. Die Beanspruchenden von Casanostra werden immer von den gleichen Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen besucht, damit sie eine Vertrauensperson haben.

In der Wohnung wohnt B. allein, ihre zwei Söhne sind längst erwachsen. Freunde hat sie nicht viele. Einmal die Woche schaut die Sozialarbeiterin für eine halbe Stunde vorbei. Dann gehen sie die Post, Rechnungen und andere wichtigen Papiere durch, die die Mieterin innerhalb einer Woche erhalten hat. Sie besprechen auch anstehende Termine. Die Dominikanerin ist eine verlässliche Klientin, sie kann für sich sorgen und sauber machen. Ab und zu rutscht sie jedoch in eine depressive Phase, dann sei sie oft traurig und weint, sagt sie. Casanostra stellt der Bewohnerin psychiatrische Hilfe zur Verfügung.

* Name der Redaktion bekannt
(https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/von-der-strasse-die-selbststaendigkeit)



Wolfgang Pucher: “Das ist unmenschlich!”
In Basel streitet man darüber, wie die Stadt mit ihren Bettlern umgehen soll. Wolfgang Pucher, ein Pfarrer aus Graz, verurteilt Verbote und hätte da eine andere Lösung.
https://www.zeit.de/2021/40/wolfgang-pucher-basel-bettler-umgang-debatte-schweiz-graz/komplettansicht


+++SEXWORK
Sex kaufen
Ist Sexarbeit eine Arbeit wie jede andere auch? Oder führt sie zwangs¬läufig zu Unterdrückung? Vier Sex-arbeiterinnen über Stigma, Macht, Moral – und darüber, was sie wirklich brauchen.
https://www.republik.ch/2021/10/02/sex-kaufen


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Die Kleine Schanze in #Bern wurde nach der #Stopisolation Demo besetzt. Gegen rassistische und tödliche Polizeigewalt! Kommt vorbei
(https://twitter.com/ag_bern/status/1444329141789237256)


Répression à la manif contre le certificat covid
Le 1er octobre à 18h une manifestation contre le certificat covid était appelée devant Uni Mail à Genève. Sur la banderole de tête on lisait « contre le certif’ obligatoire, contre l’extrême droite ». Un mot d’ordre clair pour un moment de mobilisation faisant suite à la journée de grève contre le certificat covid lancée par plusieurs lieuxhttps://renverse.co/infos-locales/a…. Pas de nazis dans la rue donc mais des dizaines et des dizaines de keufs, avec tout ce qui se fait de mieux en terme d’attirail répressif. À ce stade nous manquons d’une vue d’ensemble pour décrire le dispositif engagé mais on a compté une bonne dizaine de fourgons, le même nombre de voltigeurs à moto et au moins une centaine d’agents anti-émeute.
https://renverse.co/infos-locales/article/repression-a-la-manif-contre-le-certificat-covid-3246


500 Personen demonstrieren in Bern für Flüchtlingsrechte
Heute um 14 Uhr wurde auf der Berner Schützenmatte für die Rechte von Flüchtlingen in der Schweiz demonstriert. Rund 500 Personen nahmen teil.
https://www.nau.ch/news/schweiz/500-personen-demonstrieren-in-bern-fur-fluchtlingsrechte-66012236
https://www.nau.ch/news/schweiz/500-personen-demonstrieren-in-bern-fur-fluchtlingsrechte-66012236
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/fluechtlings-und-menschenrechtsdemo-auf-der-schuetzenmatte-143937181
-> https://www.watson.ch/schweiz/bern/847665993-demonstrierende-in-bern-fordern-wuerdiges-leben-fuer-gefluechtete
-> https://twitter.com/3rosen
-> https://twitter.com/__investigate__/status/1444317175217590279
-> Demoaufruf: https://www.sosf.ch/de/news/demo-oktober-2021.html?zur=41



derbund.ch 02.10.2021

Demo gegen die Asylpolitik: Mit arabischer Musik und brummendem Traktor

Gut tausend Menschen zogen am Samstagnachmittag friedlich durch die Stadt Bern. Mit harten Worten kritisierten sie die Schweizer Asylpolitik.

Sheila Matti

«Kein Mensch ist illegal.» Energisch brüllt der junge Mann auf dem Traktor-Anhänger in sein Mikrofon. Gut tausend Menschen wiederholen seine Worte. Sie halten Transparente in den Händen, marschieren gemeinsam von der Schützenmatte in Richtung Bundeshaus. Der Demonstrationszug erstreckt sich über die ganze Aarbergergasse, vom Bollwerk bis zum Waisenhausplatz.

Am Samstagnachmittag fand in der Stadt Bern eine Kundgebung statt: «Freies und würdiges Leben für Geflüchtete». Gegen 14 Uhr versammelten sich Menschen aus der ganzen Schweiz auf der Schützenmatte – einige sprachen Französisch, andere spielten mit ihren Kindern, manche tanzten zur arabischen Musik. Und viele trugen eine Maske, auch wenn dies an der bewilligten Veranstaltung lediglich empfohlen wurde, nicht aber Pflicht war.

Durchgehend friedlich

Mobilisiert wurden die Teilnehmenden – darunter auch etliche ältere Menschen – von einer ganzen Liste an zivilrechtlichen Basisorganisationen. Darunter etwa die Autonome Schule Zürich, «evakuierenJETZT», das Migrant Solidarity Network oder «3 Rosen gegen Grenzen». Einige Gruppierungen reisten gar mit dem Car nach Bern.

Vor der Reitschule trug ein Sprecher nach dem anderen die Forderungen vor. Verlangt wurde etwa die schnelle und unbürokratische Aufnahme von Menschen aus Afghanistan, der Stopp von Ausschaffungen, aber auch die sofortige Abschaffung des Nothilfesystems oder der Rückzug der Schweiz aus dem Dublin-Abkommen. Gewählt wurden dabei auch harte Worte: Das Schweizer Asylsystem sei unmenschlich, es verstosse gegen die Menschenrechte.

Gegen halb vier wurde schliesslich der Motor des Traktors gestartet. Er führte die Demonstrierenden in Richtung Bundesplatz, wo weitere Ansprachen gehalten wurden und sich die Kundgebung nach und nach auflöste. Dank der guten Koordination mit Bernmobil und der Kantonspolizei kam es kaum zu Verkehrsunterbrüchen. Die Kundgebung blieb durchgehend friedlich, die Stimmung gelassen.
(https://www.derbund.ch/mit-arabischer-musik-und-brummendem-traktor-302280140093)


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Kundgebung von «Verschwörungstheoretikern» – Redner an Corona-Demo Zug: «Demokratie muss begraben werden»
Unter dem Motto «Wir rechnen ab mit sogenannten Verschwörungstheorien» findet diesen Samstag in der Stadt Zug eine Kundgebung statt. Inhaltlich geht es um die angeblichen Zusammenhänge, die hinter den aktuellen politischen Geschehnissen stehen: 5G, Chemtrails und Illuminati.
https://www.zentralplus.ch/auf-dem-stierenmarkt-zug-laufen-vorbereitungen-zur-corona-demo-2202999/
-> https://www.zentralplus.ch/urs-raschle-ich-habe-letzte-nacht-nicht-gut-geschlafen-2203137/
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/corona-kundgebung-300-massnahmen-skeptiker-versammeln-sich-in-der-stadt-zug-ld.2196758
-> https://www.20min.ch/story/hackergruppe-anonymous-organisiert-verschwoerungs-demo-mit-152832721824
-> https://www.20min.ch/story/verschwoerungstheoretiker-treffen-sich-in-zug-212581245938
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/kunstmuseum-luzern-vereint-zehn-von-hodlers-holzfaellern?id=12066255
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/kundgebung-der-corona-rebellen-in-zug-143936732
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-keine-zwischenfalle-bei-skeptiker-kundgebung-66015434
-> https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/anlass-verlief-friedlich-500-corona-massnahmenkritiker-an-kundgebung-in-zug-id16880022.html


Corona-Bündnis gründet Trägerverein
https://www.tele1.ch/nachrichten/corona-buendnis-gruendet-traegerverein-143936724



Chur impft wegen massiver Drohungen nicht an Schulen
Die Stadt Chur führt eine für Montag geplante Impfaktion für Jugendliche an den Oberstufenschulen nicht auf den Schularealen durch, sondern dezentral an bereits bestehenden Impfstellen. Grund dafür sind angekündigte Protestaktionen und massive Drohungen von Impfkritiker.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/chur-impft-wegen-massiver-drohungen-nicht-an-schulen?id=12066267
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/chur-wegen-massiver-drohungen-wird-nicht-auf-schularealen-geimpft-66015208
-> https://www.blick.ch/schweiz/ostschweiz/nach-massiven-drohungen-chur-muss-impf-aktion-auf-schulareal-absagen-id16879182.html
-> https://www.suedostschweiz.ch/politik/2021-10-02/wegen-angekuendigter-protestaktionen-keine-impfungen-auf-churer-schularealen



derbund.ch 02.10.2021

Gotthelf-Roman für Ueli Maurer: Der «Feldzug gegen den Unverstand»

Jeremias Gotthelf schrieb mit «Anne Bäbi Jowäger» gegen Impfskeptiker an. Der bernische Regierungsrat hatte dem Dichter den Auftrag zu einer Aufklärungsschrift erteilt.

Simon Wälti

Wie hält es Bundesrat Ueli Maurer eigentlich mit Impfen und Corona? Maurer sann öffentlich darüber nach, ob er sich die zweite Impfung ersparen soll. Und er zog sich ein Hemd der Freiheitstrychler über. Darum gibt es hinsichtlich seiner Haltung zur Pandemie gewisse Bedenken. Mit Freundlichkeit und einem Geschenk versuchte ihm SP-Nationalrätin Jacqueline Badran die Lust an zukünftigen Provokationen zu nehmen. Sie überreichte ihm am Donnerstag im Bundeshaus eine DVD von Franz Schnyders Verfilmung des Gotthelf-Romanes «Anne Bäbi Jowäger». Maurer nahm den Wink humorvoll auf, wie ein Tweet von Badran zeigt.

Der Tweet bezieht sich auf die Tatsache, dass der Roman aus Sorge der bernischen Regierung um die Volksgesundheit entstanden war. Der Regierungsrat beauftragte am 21. Januar 1842 die Sanitätskommission, «zu untersuchen und Bericht zu erstatten, ob es nicht zweckmässig sein möchte, in einer populären Schrift das Volk auf die medizinischen Pfuscher im Kanton aufmerksam zu machen und vor den Gefahren, die ihm von daher drohen, mit Nachdruck zu warnen».

Roman statt Broschüre

Schon wenige Tage später wurde Albert Bitzius (1797–1854) angefragt, der umgehend zusagte. So erhielt der unter dem Autorennamen Jeremias Gotthelf «bewährte Volksschriftsteller» von der Sanitätskommission den Auftrag, das Berner Volk aufzuklären. Einige der Kurpfuscher und Quacksalber wiesen wohl durchaus Kenntnisse in Medizin und Naturheilkunde auf, nutzten aber auch die Gutgläubigkeit der Leute aus, so wie etwa der bekannte Langnauer Wunderdoktor Micheli Schüpbach (1707–1781).

Gotthelf liess es aber nicht bei einer einfachen Aufklärungsschrift oder Informationsbroschüre bewenden. Er holte weit aus und verband in zwei Bänden mit über 800 Seiten Volkserziehung mit Erzählkunst. Der Roman erschien 1843/1844 unter dem Titel «Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Doktern geht».

Suche nach Material

Ein Mitglied der Sanitätskommission war Eduard Fueter, ein Studienfreund Gotthelfs. Er sass im Grossen Rat und war Arzt, Professor und Vorsteher der Poliklinik in Bern. Von ihm erhoffte sich Gotthelf als Laie nähere Informationen, denn er fürchtete, sein Wissen könnte nicht ausreichen. «Von der Medizin verstehe ich den Teufel nichts, kann daher die Quacksalberei nicht in ihrer Anschaulichkeit darstellen, oder, wenn ichs versuche, so riskiere ich die grössten Böcke.» Bald erhielt Gotthelf vielfältiges Material zugeschickt.

Im Vorwort hiess es, es sei ihm aufgetragen worden, «einen Feldzug zu versuchen gegen den Unverstand im medizinischen Doktern». DerUnverstand habe von jeher grosses Unheil angerichtet. «Unglückliches Doktern ist eine Krankheit der Zeit, […] und wo unglückliches Doktern ist, da ist auch ein seltsam Haushalten, unter welchem Leib und Seele leiden.» Gotthelf hatte nicht nur die Medizin und die Wissenschaft im Auge, er wünschte sich ein Zusammenspiel mit einer Religion, die der Seelsorge verpflichtet war und sowohl auf der Bibel wie auch auf dem Buch des Lebens fusste.

Bauerndorf Gutmüthigen

Anne Bäbi und Hansli Jowäger sind wohlhabende Bauersleute im Dorf Gutmüthigen. Er war «ein braver Mann» und sie «meinte es auch gut», war aber herrschsüchtig. Das Gärtchen wird anmutig genannt und der Misthaufen in einer humoristisch gefärbten Passage als «appetitlich» und «eigentliches Herz des Bernerbauernhofes» bezeichnet. Das Ehepaar verzärtelt und vergöttert den einzigen Sohn Jakobli. Weil sie dem alten Aberglauben anhängen und eine Impfung ablehnen, erkrankt Jakobli an den Pocken oder «wilden Blattern», wodurch er ein Auge verliert. Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die Vakzination durch die Arbeit des englischen Arztes Edward Jenner durchgesetzt, doch in Gutmüthigen wurde anders gedoktert.

Obwohl ihn seine Mutter mit einer geldgierigen Bauerntochter aus der Nachbarschaft verheiraten will, findet Jakobli sein persönliches Glück auf dem Märit in Solothurn: Dort trifft er Meyeli, ein Verdingkind mit reiner Seele. Gegen alle Widerstände verteidigt er seine Liebe, heiratet Meyeli und gewinnt an Selbstvertrauen und Selbstständigkeit. Das Werk wurde von Franz Schnyder zu Beginn der 1960er-Jahre aufwendig verfilmt.

Im Roman versucht der Dorfpfarrer Gegensteuer zu geben und Impfskeptiker wie Jakoblis Vater im Gespräch zu überzeugen. «Der liebe Gott hat den Impfstoff gegeben; und wenn der liebe Gott nicht gewollt hätte, dass man ihn brauche, so hätte er ihn nicht geschaffen.» Impfgegner brandmarkten die Impfung damals als gottlos.

Später stirbt Jakoblis Sohn an der Diphtherie, die damals grassierte. Auch hier trifft Anne Bäbi wieder eine Mitschuld, weil sie Quacksalbern vertraut statt den Ärzten. Sie wird von Depressionen geplagt und unternimmt zwei Selbstmordversuche.

Konkurrenz für Ärzte

Wie der Regierungsrat über den ausufernden Roman dachte, ist nicht genau bekannt. Gotthelf schrieb aber im August 1844: «Dass ich kein rein medizinisches Not- und Hilfsbüchlein schreiben konnte, hätte eine medizinische Behörde im Voraus wissen können.» Offenbar war sogar ein dritter Band geplant, der aber nicht mehr realisiert wurde, wie Hanns Peter Holl in «Gotthelf im Zeitgeflecht» schreibt.

Im 19. Jahrhundert waren die Kurpfuscher zu einer ernsten Konkurrenz für die Schulmedizin geworden. Der Staatsverwaltungsbericht von 1842 hielt fest, dass es in manchen Gebieten mit 5000 bis 10’000 Seelen keinen Arzt gebe, so im Amtsbezirk Schwarzenburg und in einigen Gegenden der Ämter Trachselwald, Signau, Konolfingen und Thun. Der Mangel an Ärzten sei wenigstens teilweise durch die Duldung der medizinischen Pfuscher bedingt.

«Geld und Geist» gelesen?

So wird etwa von einem Champoz-Hansli im Jura berichtet, der die Krankheit im Urin zu erkennen glaubte. Andere sollen Medikamente aus Kröten, Schwalbennestern oder Kuhmist hergestellt haben. Gotthelf betrachtete die Sache allerdings nicht einseitig, denn er kritisierte die Ärzte wegen ihrer «Frivolität und der zur Schau getragenen Ungläubigkeit» und wandte sich gegen «das gedankenlose Gebrauchen neuer ungeprüfter Heilmittel».

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Bundesrat Ueli Maurer ein Gotthelf-Buch überreicht wurde. Als er 2015 das Finanzdepartement von Eveline Widmer-Schlumpf übernahm, erhielt er bei der Schlüsselübergabe von der Vorgängerin den Roman «Geld und Geist». Ob er ihn gelesen hat, ist nicht überliefert.
(https://www.derbund.ch/der-feldzug-gegen-den-unverstand-784670492104)



«Beschimpft, bedrängt, behindert»: Hier attackieren Schweizer Corona-Demonstranten ein ZDF-Team
Die Schweizer Corona-Skeptiker kennt man jetzt auch in Deutschland. Ein Team des TV-Senders ZDF hat eine Demo in Uster ZH begleitet und mit Personen aus der Szene gesprochen. Entstanden ist ein Bericht über Attacken, Verschwörungstheorien und wirre Fantasien.
https://www.blick.ch/schweiz/beschimpft-bedraengt-behindert-hier-attackieren-schweizer-corona-demonstranten-ein-zdf-team-id16879083.html


Coronavirus: Anwalt reicht Strafanzeige gegen «Massvoll»-Gründer ein
Nicolas Rimoldi nahm am Donnerstag an der Demo gegen die Massnahmen zum Coronavirus in Bern teil. Ein Luzerner Jurist hat ihn nun angezeigt.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-anwalt-reicht-strafanzeige-gegen-massvoll-grunder-ein-66015210


«Ihr verficktes Verbrecherpack»: «20 Minuten» macht Gewalt gegen Medienschaffende publik
«Mann, seid ihr Arschlöcher»: Es fährt ein, was Journalisten und Journalisten von «20 Minuten» erzählen. Die Pendlerzeitung hat die Beleidigungen und Pöbeleien, die den Mitarbeitenden widerfahren, in einem Video öffentlich gemacht.
http://www.kleinreport.ch/news/ihr-verficktes-verbrecherpack-20-minuten-macht-gewalt-gegen-medienschaffende-publik-97978/


Prominente gegen Coronapolitik: Ein zweiter Versuch
Erst #allesdichtmachen, nun #allesaufdentisch: Künstler:innen und Wissenschaftler:innen verbreiten wirre Skepsis gegen die Coronamaßnahmen.
https://taz.de/Prominente-gegen-Coronapolitik/!5802821/



Walliser Bote 02.10.2021

Rund 120 Personen: Massnahmengegner demonstrieren vor der «Foire du Valais»

Am Samstag demonstrierten rund 120 Personen vor der Messe «Foire du Valais» gegen die Corona-Massnahmen des Bundesrats.

pomona.media-Redaktion

Wer die Foire du Valais in Martinach besuchen will, benötigt ein Covid-Zertifikat. Die Foire du Valais – die grösste Messe der Westschweiz – stellt damit offenbar ein ideales Feinbild für Massnahmengegner dar. Am Samstag kamen rund 120 von ihnen zusammen, um vor den Toren der Messe zu demonstrieren. Zu dem Protest aufgerufen hatte laut «Nouvelliste» die Bewegung «Actions suisse».

Wie Stève Léger, Sprecher der Kantonspolizei Wallis, gegenüber dem Nouvelliste sagte, sei die Demonstration ruhig verlaufen. Man habe den Teilnehmern klar gemacht, dass sie das Messegelände nicht betreten dürften. Nach einer Weile sei der kleine Protestzug dann in Richtung Innenstadt weitergezogen.
(https://new.rro.ch/story/massnahmengegner-demonstrieren-vor-der-foire-du-valais/38854)


+++HISTORY
Niedersachsen vor 43 Jahren: V-Männer spielen Terroristen
Um die Bedrohung durch die RAF glaubhaft zu machen, lässt der niedersächsische Verfassungsschutz 1978 ein Loch in das Celler Gefängnis sprengen.
https://taz.de/Niedersachsen-vor-43-Jahren/!5804723/


Heiner Busch (1957–2021): Gründlich genörgelt, beharrlich gekämpft
Der Politikwissenschaftler und WOZ-Autor Heiner Busch prägte die internationale Kritik an Kontrolle, Überwachung und Ausgrenzung. Seinen Schalk verlor er dabei nie.
https://www.woz.ch/2139/heiner-busch-1957-2021/gruendlich-genoergelt-beharrlich-gekaempft