Medienspiegel 21. Mai 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Regierungsrat kürzte Grundbedarf zu Unrecht
Im Juli 2020 setzte der Berner Regierungsrat in Eigenregie den Grundbedarf der Sozialhilfe für vorläufig aufgenommene Ausländer*innen um rund 30% herab. Dafür bestand keine gesetzliche Grundlage, urteilt nun der Regierungsstatthalter.
http://www.journal-b.ch/de/082013/politik/3922/Regierungsrat-k%C3%BCrzte-Grundbedarf-zu-Unrecht.htm


+++ZÜRICH
Stadt Zürich prüft Anlaufstelle für gewaltbetroffene Asylsuchende (ab 03:34)
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/fdp-will-mit-sonja-rueff-dritten-sitz-holen?id=11988098


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Wohnwagen blockieren Strasse: Fahrende sorgen in Zuchwil für Unruhe
Dutzende von Fahrenden haben am Donnerstagabend im solothurnischen Zuchwil mit ihren Wohnwägen für ein kleines Verkehrschaos gesorgt. Sie standen stundenlang in der Luterbachstrasse – für andere Verkehrsteilnehmer war in der entsprechenden Fahrtrichtung kein Durchkommen mehr möglich.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/wohnwagen-blockieren-strasse-fahrende-sorgen-in-zuchwil-fuer-unruhe-142015572
-> https://www.telem1.ch/aktuell/strasse-blockiert-fahrende-besetzen-parkplatz-in-zuchwil-142014835


+++FREIRÄUME
Ohne Ausnahmebewilligungen: Berner Stadtrat will Zwischennutzungen erleichtern
In der Stadt Bern sollen Zwischennutzungen künftig einfacher möglich sein. Dieser Meinung ist eine klare Mehrheit des Berner Stadtrats.
https://www.bernerzeitung.ch/berner-stadtrat-will-zwischennutzungen-erleichtern-514965010707
-> https://www.derbund.ch/in-bern-sollen-zwischennutzungen-einfacher-moeglich-sein-489385242634
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/leere-haeuser-und-brachen-berner-stadtrat-fuer-zwischennutzungen?id=11988068


+++GASSE
Das Selbsthilfeprojekt «Surprise» feiert Jubiläum – Rendez-vous
In vielen Städten der Deutschschweiz gehören die 450 «Surprise» Zeitschriften-Verkäufer:innen zum Strassenbild. Heute erscheint die Zeitschrift zum 500sten Mal. Surprise will sich noch politischer positionieren.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/das-selbsthilfeprojekt-surprise-feiert-jubilaeum?id=3393b911-ef8a-4c56-ae66-b43f1acb7c5d


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
bernerzeitung.ch 21.05.2021

Eskalation im Nahen Osten: Zwei Demo-Aufrufe für Solidarität mit Palästina

In Bern zirkulieren zwei Aufrufe zu Solidaritätskundgebungen für Palästina am kommenden Samstag. Doch nur eine der beiden Demonstrationen ist bewilligt.

Edith Krähenbühl

Eigentlich hätte die Kundgebung schon am vergangenen Samstag stattfinden sollen. Vor fast zwei Wochen ist der Konflikt zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Hamas eskaliert. In vielen Schweizer Städten protestierten deshalb am 15. Mai palästinensische Aktivisten und Sympathisantinnen. Auch in Bern war eine Demonstration geplant. Da aber Corona-Skeptiker gleichzeitig eine Demonstration angekündigt hatten und die Kantonspolizei deswegen beide Kundgebungen nicht bewilligt hatte, zogen die Organisatoren und Organisatorinnen der Palästina-Demo den Aufruf zurück.

Nun ruft ein Kollektiv aus Aktivistinnen und Aktivisten und der Gesellschaft Schweiz-Palästina, die von Alt-Nationalrat Geri Müller (Grüne) präsidiert wird, für kommenden Samstag um 14 Uhr zu einer Demonstration in Bern auf. Reto Nauses (Die Mitte) Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie hat Kundgebungen auf Casinoplatz, Waisenhausplatz und Kornhausplatz bewilligt. Unter Einhaltung der Covid-Vorschriften dürfen sich pro Platz maximal 100 Personen aufhalten.

Neben dem Aufruf für die Demo in der Innenstadt zirkuliert ein zweiter Aufruf für eine Demonstration auf der Schützenmatte, diese soll ebenfalls um 14 Uhr stattfinden. Die Kundgebung auf der Schützenmatte ist gemäss Sicherheitsdirektion nicht bewilligt.
(https://www.bernerzeitung.ch/zwei-demo-aufrufe-fuer-solidaritaet-mit-palaestina-888192321665)


+++KLIMASTREIK
-> https://www.bernerzeitung.ch/mit-infostand-in-bern-haben-klimastreik-aktivitaeten-begonnen-660652727598
-> https://www.derbund.ch/35-aktionen-im-ganzen-kanton-geplant-transparent-im-bahnhof-bern-abgeseilt-manifest-der-protestierenden-710548700307
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/190539/
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/strike-for-future—die-klimajugend-meldet-sich-zurueck?id=5dc354a3-d316-4073-a2b9-8a9ae8ee088d
-> https://www.unia.ch/de/aktuell/aktuell/artikel/a/18113
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/klimastreik-bern-aktivisten-bilden-menschenkette-auf-raststatte-65931231
-> https://www.blick.ch/schweiz/strike-for-future-in-75-schweizer-staedten-wird-heute-fuers-klima-gestreikt-id16537671.html
-> https://www.20min.ch/story/klimastreikende-haben-sich-monatelang-auf-diesen-tag-vorbereitet-496382470666
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-aargau-solothurn/biogen-fabrik-in-luterbach-erhaelt-die-zulassung?id=11988545
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/aerger-ueber-abriss-von-beliebter-passerelle-in-liestal?id=11988506
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/das-regierungsstatthalteramt-vielseitig-aber-kraefteraubend?id=11988536
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/innerrhoder-kulturpreis-an-simon-enzler?id=11988479
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/vor-exakt-150-jahren-fuhr-die-erste-bahn-auf-die-rigi?id=11988530
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zuerich-schaffhausen/maskenpflicht-an-zuercher-schulen-wird-gelockert?id=11988371
-> https://www.derbund.ch/schweizweiter-klima-streik-431595507556
-> https://www.20min.ch/story/einsatz-der-kirche-fuer-den-klimastreik-sorgt-fuer-kritik-497753482288
-> https://www.20min.ch/story/klimastreikende-haben-sich-monatelang-auf-diesen-tag-vorbereitet-496382470666
-> https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2021-05-21#chapter-5fe624e0-7993-4ad1-8d00-ed41076450e2
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/sitzstreik-auch-in-st-gallen-kaempfen-junge-fuers-klima-142014117
-> https://telebasel.ch/2021/05/21/1500-menschen-gehen-fuers-klima-auf-die-strasse
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/strike-for-future-will-eine-bessere-zukunft-142015269
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/schweizweiter-strike-for-future-fuer-klimagerechte-gesellschaft-00158615/
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/die-klima-aktivisten-sind-zurueck-sie-demonstrieren-bei-wind-und-regen-in-der-ganzen-schweiz-142015612
-> https://www.telem1.ch/aktuell/klimajugend-versammelt-sich-zu-demos-in-der-schweiz-142014842
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/demonstrationen-in-der-ganzen-schweiz-klimastreiks-gehen-weiter-142015344
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/internationaler-protesttag-die-klimajugend-trotzt-dem-regen-und-demonstriert
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-sie-liessen-sich-nicht-vom-regen-aufhalten-rund-300-menschen-demonstrierten-gegen-den-klimawandel-ld.2140543
-> https://bajour.ch/a/uIDvhrjPurWlTutQ/ticker-basel-tickert-anders
-> https://tsri.ch/zh/die-besten-plakate-des-klimastreik-climat-strike-zurich/
-> https://www.derbund.ch/schweizweiter-klima-streik-431595507556
-> https://www.tagesanzeiger.ch/die-klima-streikenden-versammeln-sich-zur-demo-885173443545
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/klima-aktionstag-gipfelt-in-gross-demo-in-zurich-65929276
-> https://www.zsz.ch/die-klima-streikenden-versammeln-sich-zur-demo-885173443545
-> https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/strike-for-future-keine-streiks-dafuer-gab-es-infoanlaesse-in-solothurn-und-olten-ld.2140188
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/strike-for-future-wir-sind-draussen-und-tragen-eine-maske-trotz-pandemie-und-regen-zogen-etwa-250-klimademonstranten-durch-baden-ld.2140573
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/luzern-strike-for-future-klimademonstranten-trotzen-dem-regen-ld.2140558

-Paywall-
-> https://www.derbund.ch/wir-fordern-dass-die-politik-ihre-eigenen-ziele-ernst-nimmt-349532992250
-> https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/klimastreik-biel-bereitet-sich-vor
-> https://www.bernerzeitung.ch/zone-a-defendre-im-grauholz-304742996872
-> https://www.derbund.ch/eine-demo-der-anderen-art-642124783191
-> https://www.tagesanzeiger.ch/sie-kaempfen-beide-fuers-klima-und-sind-sich-doch-nicht-einig-159679230787
-> https://www.bernerzeitung.ch/lautstarke-aktion-auf-dem-rathausplatz-849286126201
-> https://www.bazonline.ch/sie-wollen-klimagerechtigkeit-gleich-jetzt-sofort-689998066140
-> https://www.landbote.ch/durch-wind-und-regen-fuer-netto-null-bis-2030-267636252038
-> https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-hat-eine-klimaaktivistin-einen-polizisten-gebissen-ld.1626462?reduced=true
-> https://www.nzz.ch/zuerich/strike-for-future-sie-wollen-keine-klimakids-mehr-sein-leider-ld.1626423?reduced=true
-> https://www.nzz.ch/zuerich/strike-for-future-in-zuerich-der-klimastreik-im-ueberblick-nzz-ld.1626218?reduced=true



nzz.ch 21.05.2021

Hat eine junge Klimaaktivistin versucht, einen Zürcher Stadtpolizisten zu beissen? Weshalb noch kein Urteil gefällt wird

Eine 19-jährige Jus-Studentin und Klimaaktivistin aus dem Welschland sitzt als Beschuldigte vor dem Bezirksgericht Zürich. Ihr wird vorgeworfen, im Juni 2020 an einer Verkehrsblockade in Zürich teilgenommen und versucht zu haben, einen Stadtpolizisten zu beissen.

Tom Felber

Vor dem Gerichtsgebäude demonstrieren Klimaaktivisten, im Gerichtssaal wird ausführlich über Klimaerwärmung und die düstere Zukunft der Welt doziert. Letztlich geht es im Prozess aber um strafrechtliche Fragen: Hat eine heute 19-jährige Studentin die Straftatbestände der Nötigung und der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte erfüllt? Hat sie an einer Klima-Demonstration im Juni 2020 versucht, einen Polizisten zweimal in dessen Hand zu beissen?

Gleich vorweg: Ein Urteil fällt das Bezirksgericht Zürich am Freitag noch nicht, obwohl es eigentlich geplant war. Einzelrichter Roger Harris begründet dies mit der fehlenden Zeit. Er sei sich bewusst, dass sein Urteil eine grosse Tragweite habe im Hinblick darauf, was in Zürich in Zukunft passiere. Zur jungen beschuldigten Jus-Studentin sagt er, sie habe heute ihre erste Lektion im Strafrecht erhalten. Die Lektion laute, Nötigung sei kein einfacher Gesetzesartikel. Das Urteil soll erst im August eröffnet werden.

Verkehr über drei Stunden blockiert

Am 20. Juni 2020 nahmen über 250 Personen an einer unbewilligten Demonstration der Klimabewegung Extinction Rebellion auf der Quaibrücke in Zürich teil. Sie setzten sich auf die Fahrbahn. Polizisten mussten sie zum Teil wegtragen. Der Verkehr war 3 Stunden und 20 Minuten blockiert. Dabei soll die Studentin versucht haben, einen Polizisten zweimal in die Hand zu beissen. Eine Zeugin, die von den Aktivisten als «Rechtsbeobachterin» eingesetzt wurde, erklärt im Gerichtssaal, sie habe gesehen, dass dies nicht der Fall gewesen sei.

Die Beschuldigte selber, die in der Untersuchung noch die Aussage verweigert hatte, bestätigt, dass sie an der Blockade teilnahm und von einem Polizisten weggetragen werden musste. Sie sei gewaltlos geblieben. Sie habe nie versucht, zu beissen. Der Polizist habe ihr das Gesicht mit der Hand weggedrückt. Lippenbewegungen von ihr, die offenbar auf Videosequenzen zu sehen sind, erklärt sie damit, dass sie gleichzeitig gesprochen habe.

Staatsanwalt Edwin Lüscher wirft der 19-Jährigen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Nötigung und Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, vor. Er beantragt eine bedingte Geldstrafe von 100 Tagessätzen à 20 Franken. Es könne nicht Aufgabe der Justiz sein, zwischen guten und schlechten Gesetzesbrechern zu unterscheiden. Die Demonstranten hätten sich aus reinen Marketinggründen zu einer unnötigen Aktion nach Zürich karren lassen. Durch Staus sei dabei zusätzlich CO2 produziert worden, was die Widersinnigkeit der Aktion aufzeige.

Trams erst von der Polizei behindert?

Verteidigerin Ursula Weber plädiert auf Freispruch. Der Staatsanwalt wolle die in Zürich herrschende Praxis von unbewilligten Kundgebungen ändern und friedliche Demonstranten kriminalisieren. Was der Frau vorgeworfen werde, tangiere höchstens das Übertretungsstrafrecht. Es sei den Demonstrierenden nicht darum gegangen, den Verkehr zu blockieren, sondern an andere Menschen zu appellieren und sie wachzurütteln. Die Anwältin argumentiert mit der EMRK. Das fundamentale Recht, in einer Demokratie zu demonstrieren, wiege höher.

Die Demonstranten hätten den öffentlichen Verkehr zudem gar nie behindert und die Trams passieren lassen. Erst die Stadtpolizei selber habe den Tramverkehr blockiert, als sie die Brücke gesperrt und die Kundgebungsteilnehmer eingekesselt habe. Die Vorwürfe mit den angeblichen Schnappbewegungen der Frau gegen den Polizisten seien unbelegt und eine reine Behauptung. Und selbst wenn das Gericht den Straftatbestand der Nötigung bejahe, komme der Rechtfertigungsgrund der Notstandshilfe zum Zug.
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-hat-eine-klimaaktivistin-einen-polizisten-gebissen-ld.1626462)


+++ANTITERRORSTAAT
Umstrittenes Anti-Terrorgesetz PMT – RaBe-Info 21.05.2021
Am 13. Juni 2021 entscheidet das Schweizer Stimmvolk über das Bundesgesetz über die polizeilichen Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus PMT. PMT will der Polizei massiv mehr Mittel verschaffen, um präventiv gegen mutmassliche terroristische Gefährder*innen vorzugehen.
https://rabe.ch/2021/05/21/umstrittenes-anti-terrorgesetz-pmt/
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/umstrittenes-terrorismus-gesetz?urn=urn:srf:video:72dbe8db-854c-4b7a-8e1d-60acba0a816a


Viel Platz für Polizeiwillkür
Am 13.Juni wird an den Urnen über das Bundesgesetz «Polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus» (PMT) abgestimmt. Das neue Gesetz stützt präventive polizeiliche Repressionsmassnahmen auf vage Verdächtigungen und öffnet damit der staatlichen Willkür Tür und Tor.
https://www.vorwaerts.ch/inland/viel-platz-fuer-polizeiwillkuer/


+++BIG BROTHER
Eintreten auf das DNA-Profilgesetz unbestritten (Kommission für Rechtsfragen des Ständerates)
Die Kommission ist ohne Gegenstimme auf die Revision des DNA-Profil-Gesetzes eingetreten (20.088). Der Bundesrat sieht mit der Revision vor, dass die Behörden bei Strafermittlungen mehr Informationen aus der DNA-Spur herauslesen können. Bislang durfte in gewissen Fällen bloss das Geschlecht aus der DNA eruiert werden. Zukünftig sollte es bei Verbrechen, welche mit einer Freiheitsstrafe von mehr als 3 Jahren bestraft werden, auch möglich sein, die Wahrscheinlichkeiten von Augen-, Haar- und Hautfarbe, die biogeografische Herkunft sowie das Alter der möglichen Täterschaft zu eruieren (sog. Phänotypisierung). Zudem soll mit der Gesetzesrevision der Suchlauf nach Verwandtschaftsbeziehung ermöglicht und die Löschfristen für DNA-Profile neu geregelt werden. Der Nationalrat ist den Anträgen des Bundesrates in der Sondersession grundsätzlich gefolgt. Die Kommission hat entschieden, vor der Detailberatung Anhörungen durchzuführen.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-rk-s-2021-05-21.aspx


Bundesgericht: Threema muss seine Daten nicht ausliefern
In der Welt der Messenger ist Datenschutz derzeit das wichtigste Thema. Das Schweizer Bundesgericht hat erklärt, dass Threema Nutzerdaten nicht abgeben muss.
https://www.nau.ch/news/digital/bundesgericht-threema-muss-seine-daten-nicht-ausliefern-65932011


+++RASSISMUS
bernerzeitung.ch 21.05.2021

Rassismus in Bern: Studentin aus Südkorea wurde auf der Strasse angespuckt

Seit dem Beginn der Pandemie hat sich antiasiatischer Rassismus verschlimmert – auch in der Schweiz. Eine Studentin aus Südkorea, die seit zwei Jahren in Bern lebt, erzählt.

Pia Scheidegger

Juhyeong H.* blieb an diesem Abend lange in der Bibliothek, um an ihrer Masterarbeit zu schreiben. Dann, um etwa halb zwölf, machte sie sich auf den Weg nach Hause. Sie trug Kopfhörer, die Männerstimmen, die ihr etwas zuriefen, drangen nur gedämpft zu ihr durch. Als sie die Treppe neben dem Post-Parc-Gebäude hinunterging, spürte sie plötzlich etwas auf ihrem Arm. Einer der Männer hatte von oben herab auf sie gespuckt.

Wenn Juhyeong H. von diesem Abend spricht, macht sie längere Pausen. «Als ich realisierte, was passiert war, hatte ich sofort Angst», sagt sie. Die drei Männer seien ihr kurz hinterhergerannt und dann verschwunden, als zufällig ein Polizeiauto vorbeifuhr. Sie selbst sei ins nächste Tram gestiegen.

Vor zwei Jahren kam die heute 29-jährige Südkoreanerin nach Bern, um hier Klimawissenschaften zu studieren. Bereits einige Tage nach ihrer Ankunft wurde sie auf der Strasse zum ersten Mal belästigt. «Ein betrunkener Mann schrie chinesische Wörter wie ‹Nihao› und schaute mich mit einem intensiven Blick an», sagt Juhyeong H. Sie sei verärgert gewesen und habe sich gefragt, warum jemand einfach annehme, dass sie aus China komme, nur weil sie asiatisch aussehe.

Sie begann ihr Studium, und die Vorfälle begannen sich zu häufen. Einmal riefen ihr Jugendliche in der Länggasse «China China» zu, während sie sich ihre Augen verzogen, ein anderes Mal zeigten Kinder in Bümpliz auf sie, lachten und imitierten eine asiatische Sprache. «Ich war immer allein oder mit meiner Kollegin unterwegs, die ebenfalls aus Südkorea kommt», sagt Juhyeong H. Sobald europäische Studierende mit ihr gewesen seien, sei nie etwas passiert. «Vielleicht dachten die Leute dann, ich sei von hier.»

Seit dem Beginn der Pandemie hat sich ihre Situation stark verschlimmert. «Als das Virus in Europa ankam, schauten mich die Leute an, als wäre ich ein schmutziges Insekt», sagt Juhyeong H. Immer mehr Menschen fingen an, sie auf der Strasse zu beschimpfen. Und schliesslich wurde sie auf dem Weg nach Hause von den drei Männern angespuckt.

Nach diesem Abend habe sie sich oft gefragt, warum sie noch hier sei. «Ich fühle mich nicht willkommen», sagt Juhyeong H. Wenn sie ihren Mitstudentinnen und Freunden von den Vorfällen erzähle, würden sie ihr oft fast nicht glauben. «Ich weiss, dass das nicht böse gemeint ist, aber dadurch werde ich noch weniger ernst genommen.» Antiasiatischen Rassismus gebe es nicht nur in den USA, sondern überall. Als ein Mann im März in Atlanta sechs asiatisch-amerikanische Frauen ermordete, habe sie sich mit den Opfern identifizieren können. Weil sie überzeugt sei, dass so etwas auch hier passieren könnte.

Bei einer Beratungsstelle meldete sich Juhyeong H. nie. Weil sie nicht wusste, ob das wirklich etwas an ihrer Situation ändern würde, und weil sie die meisten Leute nicht wiedererkannt hätte. «Wenn dich jemand im Vorbeigehen beschimpft, geht das schnell. Oft wurde mir erst später klar, was passiert ist.»

Seit einigen Wochen hat Juhyeong H. den Master abgeschlossen. Im Sommer läuft ihr Visum aus. Wo es sie danach hinzieht, weiss sie noch nicht. Sie weiss aber, dass sie sich als Klimaaktivistin engagieren will. Sie könne sich auch vorstellen, eines Tages gegen Rassismus anzukämpfen, doch dafür sei ihre Stimme jetzt noch nicht laut genug.



Das sagt das Beratungsnetz für Rassismusopfer

Auch Gina Vega vom Verein Humanrights.ch sind im letzten Jahr viele rassistische und diskriminierende Hassreden gegenüber bestimmten Nationalitäten aufgefallen. «Uns wurden vor allem Kommentare auf sozialen Medien oder in Kommentarspalten von Zeitungen häufig gemeldet», sagt sie. Menschen hätten darin rassistische Stereotypen verbreitet oder Menschen asiatischer Herkunft beschimpft und ihnen die Schuld an der Pandemie gegeben.

«Dass Spannungen innerhalb der Gesellschaft zu solchen Hassreden führen können, ist nicht neu», sagt Vega. Aber antiasiatischen Rassismus gebe es nicht erst seit Corona. Die Pandemie habe diesen einfach in den Vordergrund gerückt, auch in der Schweiz. Bisher sei Rassismus gegenüber Menschen, die als asiatisch wahrgenommen werden, hier kaum thematisiert oder untersucht worden. Die Folge: Es fehlt an Sensibilität für das Thema.

«Menschen asiatischer Herkunft und asiatische Kulturen werden so wahrgenommen, wie sie in Filmen, Serien oder anderen Medien dargestellt werden, und das führt zu einer Stereotypisierung», sagt Vega. Ein Beispiel: Frauen asiatischer Herkunft werden oft immer noch exotisiert oder sexualisiert. «Die Aufklärung über andere Länder und Kulturen beginnt zu Hause und sollte dann auch in der Bildung aufgegriffen werden», sagt Vega. Die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern beispielsweise über Corona sprechen würden, beeinflusse das Bild des Virus in ihren Köpfen. (ps)



Sind Sie oder eine Person, die Sie kennen, von Rassismus betroffen?

Das rät das Beratungsnetz für Rassismusopfer:

1. Gedächtnisprotokoll führen, die wichtigsten Eckdaten des Vorfalls notieren.

2. Beweise sammeln (Fotos, Videos, E-Mails etc.).

3. Zeuginnen und Zeugen suchen, Kontaktdaten notieren.

4. Über das Erlebte mit Vertrauenspersonen und/oder einer Beratungsstelle sprechen.

5. Vorfall bei einer Beratungsstelle melden und wenn möglich eine Strafanzeige erstatten.
(https://www.bernerzeitung.ch/sie-wurde-auf-der-strasse-angespuckt-692541114858)


+++RECHTSEXTREMISMUS
Rechtsrock finanziert die Szene
Musikalisch hat sich die extreme Rechte in den letzten Jahren vergleichsweise stark ausdifferenziert: Doch egal, wie viele Rechtsextreme versuchen, Jugendliche über Rap anzusprechen, das Zugpferd der Szene bleibt Rechtsrock. Warum, erklärt das neue Buch von Timo Büchner.
https://www.belltower.news/rezension-rechtsrock-finanziert-die-szene-115723/


Der braune Schweizer Sumpf
Die rechtsextreme Schweizer Szene liegt für uns in Österreich zumeist im toten Winkel. Ein großes Versäumnis, denn in unserem Nachbarland gibt es nicht nur einen breiten rechtsextremen Sumpf mit interessanten Verbindungen auch nach Österreich, sondern ebenfalls eine aktive antifaschistische Szene, die vor kurzem einen umfangreichen Reader über „Die braune Szene der Schweiz“ veröffentlicht hat.
https://www.stopptdierechten.at/2021/05/21/der-braune-schweizer-sumpf/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Werden ihnen die Stadt nicht überlassen!» – via Social Media wird zu Aktion gegen die Coronademo in Solothurn aufgerufen
Bewilligt ist die für den 29. Mai geplante Coronademo in Solothurn zwar nicht. Auch wurde eine Beschwerde des Vereins «Stiller Protest», der hinter der Aktion steht, abgewiesen. Trotzdem hat sich nun eine Gruppierung gebildet, die gegen «Faschismus, Sexismus und egoistisches Verhalten» protestieren will.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/solothurn-haelt-abstand-werden-ihnen-die-stadt-nicht-ueberlassen-via-social-media-wird-zu-aktion-gegen-die-corona-demo-in-solothurn-aufgerufen-ld.2140294


Wer sind die Corona-Leugner, bei denen Waffen gefunden wurden?
Behörden ermitteln, ob es sich bei den Personen der Razzia um Ex-Soldaten handelt. In Haft befindet sich niemand
https://www.derstandard.at/story/2000126822166/wer-sind-die-corona-leugner-bei-denen-waffen-gefunden-wurden
-> https://www.derstandard.at/story/2000126832130/razzia-bei-corona-leugnern-ein-verdaechtiger-arbeitet-beim-bundesheer?ref=rss


Vorarlberg: Weiblich, radikal und im Corona-Widerstand aktiv
Razzia bei Corona-Leugnern: VOL.AT vorliegende Chatprotokolle einer ins Visier geratenen selbst ernannten Widerstandskämpferin zeichnen ein beängstigendes und gewaltbereites Bild.
https://www.vol.at/weiblich-radikal-und-im-corona-widerstand-von-vorarlberg-aktiv/6997019


Marco Rima erhält seine eigene Show
In «Rima-Spalter» wird der Comedian «über den Wahnsinn unserer Zeit in Zukunft und Vergangenheit berichten». «Ich freue mich riesig, ein Mitglied der Nebelspalter-Familie zu sein», so Rima.
https://www.persoenlich.com/medien/marco-rima-erhalt-seine-eigene-show


Aufruf zum bewaffneten Kampf: Neues Musikvideo mit Xavier Naidoo
Der Sänger und Verschwörungsideologe Xavier Naidoo hat gemeinsam mit mehreren Rappern ein neues Musikvideo veröffentlicht. Darin werden Verschwörungsmythen über die Corona-Pandemie verbreitet und zum bewaffneten Kampf aufgerufen. In einer Szene wird sogar ein Terroranschlag auf ein Bremer Impfzentrum inszeniert.
https://www.rnd.de/promis/neues-musikvideo-von-xavier-naidoo-aufruf-zum-bewaffneten-kampf-3ZZ244QPBNCZHP3Z5RWF52NHSM.html



luzernerzeitung.ch 21.05.2021

Schreckung der Bevölkerung: Muss sich Martin Ackermann vor einer Verurteilung fürchten?

Er verbreite Horrorszenarien, die nie eintrafen: Die «Freunde der Verfassung» und andere Coronamassnahmen-Gegner haben Martin Ackermann wegen Schreckung der Bevölkerung angezeigt. In der Schweiz werden nur wenige Personen wegen dieses Delikts verurteilt.

Kari Kälin

Die Massnahmenskeptiker haben Gesundheitsminister Alain Berset und die damalige Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga bereits im letzten Jahr ins Visier genommen. Mit einem Musterbrief riefen die Massnahmenskeptiker dazu auf, die Mitglieder der Landesregierung anzuzeigen, unter anderem wegen «Schreckung der Bevölkerung».

Jetzt hat auch Martin Ackermann eine Anzeige wegen dieses Straftatbestands am Hals. Verschiedene Gruppierungen, darunter die Freunde der Verfassung und die Jugendbewegung Mass-Voll, haben den Präsidenten der Covid-19-Taskforce vor wenigen Tagen angezeigt.

Auf fast 100 Seiten listen die Anzeigeerstatter zahlreiche «Horrorszenarien» auf, die sich nie bewahrheitet hätten. Die «Schreckung» richte sich an die ganze Schweizer Bevölkerung – und sei auch gelungen. So hätten etwa im letzten Februar 27 Prozent von knapp 44 000 Teilnehmern in einer Umfrage von «20 Minuten» angegeben, sich fürchterlich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu fürchten.

Bombendrohung als klassisches Beispiel

Artikel 258 im Strafgesetzbuch definiert die «Schreckung der Bevölkerung»: «Wer die Bevölkerung durch Androhen oder Vorspiegeln einer Gefahr für Leib, Leben oder Eigentum in Schrecken versetzt, wird mit Frei­heitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.»

Ein klassisches Beispiel dafür ist eine Bombendrohung. So verurteilte das Kriminalgericht Luzern im April den Mann, der mit Bombenexplosionen in einem Luzerner Einkaufszentrum gedroht hatte, neben anderen Straftatbeständen wegen Schreckung der Bevölkerung zu einer Freiheitsstrafe von 33 Monaten.

In der Schweiz werden wenige Personen wegen dieses Delikts verurteilt. In den vergangenen zehn Jahren machten sich jeweils zwischen 8 bis 25 Personen wegen Schreckung der Bevölkerung strafbar. Explodieren die Zahlen jetzt angesichts der Pandemie? Müssen Berset, Sommaruga und Ackermann jetzt also mit Verurteilungen rechnen?

Wahrscheinlicher scheint, dass die Staatsanwaltschaften gar nicht Ermittlungen aufnehmen. Sogenannte «Nichtanhandnahmeverfügungen» dürfen sie verhängen, wenn die fraglichen Straftatbestände eindeutig nicht erfüllt sind.

Ackermann hätte die Gefahrenlage nie selbst realisieren können

Voraussetzung für den Straftatbestand Schreckung der Bevölkerung sei, dass der Täter der Bevölkerung eine Gefahr entweder «androhe» oder «vorspiegele», erklärt Andreas Eicker, Professor für Strafrecht an der Universität Luzern.

Androhen bedeute, dass der Täter eine zum Äusserungszeitpunkt inexistente Gefahr beschreibe und zu erkennen gebe, dass er diese eigenmächtig herbeiführen könne. «Selbst wenn die von Martin Ackermann (und anderen) beschriebene Gefahr so tatsächlich gar nicht bestanden haben sollte, ist doch klar, dass er keine Gefahrenlage geschildert hätte, die er selber hätte realisieren können.»

Kein einziger Fall landete bis jetzt vor Gericht

Für das Vorspiegeln einer Gefahr muss der Täter eine Gefahr beschreiben, die gemäss seinem Wissensstand gar nicht besteht. Vom Tatbestand eindeutig nicht erfasst würden Personen, die vor einer Gefahr warnten, die sie selber für existent hielten, sagt Eicker. «Für eine Strafuntersuchung müsste es also Hinweise geben, dass ein hinreichender Tatverdacht besteht, dass Martin Ackermann (und andere) wider besseres Wissen eine Gefahrenlage beschrieben oder behauptet haben.» Falls solche Verdachtsgründe nicht vorhanden seien, könne die Staatsanwaltschaft eine Nichtanhandnahmeverfügung erlassen.

Allein bei der Staatsanwaltschaft Bern sind bis jetzt rund 150 Anzeigen wegen Schreckung der Bevölkerung gegen Verantwortungsträger im Zusammenhang mit den Coronamassnahmen eingegangen. Bis jetzt landete kein einziger Fall vor Gericht, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern sagt. Bis anhin seien zwar nur einzelne Nichtanhandnahmeverfügungen rechtskräftig, bei der Mehrheit laufe noch die Beschwerdefrist. Beschwerden sind bis jetzt aber keine eingegangen.

Mit anderen Worten: Die Strafanzeigen wegen Schreckung der Bevölkerung im Zusammenhang mit den Coronamassnahmen dürften versanden.
(https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/taskforce-schreckung-der-bevoelkerung-muss-sich-martin-ackermann-vor-einer-verurteilung-fuerchten-ld.2139994)


+++HISTORY
Interfraktionelles Postulat SP/JUSO, SVP, AL/GaP/PdA (Katharina Altas, SP/Thomas Fuchs, SVP/Eva Gammenthaler, AL): Berner Ort der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/stadtrat/ratsversand/eingereichte-vorstoesse-vom-20.05.2021


In Erinnerungen schwelgen und Sturmmasken basteln – das war der «Misch dich ein!»-Spaziergang
Die Jugendunruhen in den 80ern war der Anfang, doch auch heute wird Aktivismus in der Stadt Zürich rege gelebt. Am Tsüri-Spaziergang zum Fokusmonat «Misch dich ein!» lauschten wir dem Foto-Journalisten Miklós Klaus Rózsa zu den Kämpfen ums AJZ, besuchten das feministische Streikkollektiv, warfen Pflastersteine und kürten die schönste Sturmmaske.
https://tsri.ch/zh/sturmmasken-basteln-erinnerungen-schwelgen-aktivismus-spaziergang-misch-dich-ein/