Grenzwächter verurteilt, Seehofer-Deal kassiert, Abschiebung in Glasgow gestoppt

Ein Mann tritt nach seiner erfolgreich verhinderten Abschiebung aus dem Fahrzeug der Migrationsbehörden.
In Glasgow wurde letzten Donnerstag eine Abschiebung erfolgreich verhindert.
Themen
  • «Wirtschaftliche Basishilfe» – ein Pilotprojekt gegen Armut in der Stadt Zürich
  • Neue Position «Beauftragter für Migration und innere Sicherheit» im SEM geschaffen
  • Todgeburt bei Ausschaffung: Drei Grenzwächter verurteilt
  • Gericht kassiert Seehofer-Deal: Abschiebungen direkt von der deutschen Grenze nach Griechenland illegal
  • Aufruf zur Solidarität gegen die Isolation in den Asylzentren
  • Glasgow: Abschiebung nach massiven Protesten gestoppt
  • Athen: Bewohner*innen protestieren gegen drohende Camp-Räumung

Printversion Antira_Wochenschau_17.05.21 

Was ist neu?

«Wirtschaftliche Basishilfe» – ein Pilotprojekt gegen Armut in der Stadt Zürich
Immer wieder zeigt sich: Die Corona-Krise trifft nicht alle gleich. Die Stadt Zürich versucht der durch die Krise verstärkten Armut mit einem Pilotprojekt entgegenzuwirken: Sans-Papiers und Menschen ohne Schweizer Pass, die aus Angst vor einer Ausweisung nicht aufs Sozialamt gehen, sollen neu Bargeld erhalten.

Wir kennen die Bilder, welche die Realität vieler durch die Corona-Krise besonders betroffenen Personen abbilden: Hunderte von Menschen, die für Gratislebensmittel anstehen. Jede Woche werden in Schweizer Städten tausende von Lebensmittelpaketen verteilt. Wenn das Geld für die nächste Miete fehlt, dann helfen Lebensmittelpakete aber auch nicht wirklich weiter. Die Corona-Krise bedroht viele Menschen in ihrer Existenz. Während Kurzarbeit oder Hilfezahlungen in einigen Fällen tatsächliche Unterstützung bieten können, sind Menschen, welche kein Recht auf Sozialhilfe haben oder aus Angst vor den Konsequenzen keine beantragen, besonders bedroht. Das neue 2019 in Kraft getretene Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) sieht vor, dass Menschen ohne Schweizer Pass, welche über längere Zeit finanzielle Unterstützung erhalten, ausgewiesen werden können. Viele armutsbetroffene Menschen ohne Schweizer Staatsbürger*innenschaft verzichten aus diesem Grund auf die Sozialhilfe, obwohl sie darauf angewiesen wären (Wir berichteten in der Wochenschau vom 15.02.2021: https://antira.org/2021/02/15/angriffe-auf-uni-freiraeume-eroeffnung-von-gefaengnis-camps-urteil-gegen-bettelverbot/).
Die Stadt Zürich versucht dem mit einem neuen Pilotprojekt entgegenzuwirken. Mit dem Projekt «Wirtschaftliche Basishilfe» sollen Betroffene mit Bargeld unterstützt werden, ohne formell Sozialhilfe beantragen zu müssen. Weil die Stadt das Geld den Bedürftigen aus rechtlichen Gründen nicht direkt zukommen lassen darf, überweist sie es an verschiedene Hilfswerke wie Caritas, Rotes Kreuz, die Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich und Solidara. Diese verteilen das Geld – vorerst sind zwei Millionen Franken dafür vorgesehen – dann an die armutsbetroffenen Personen weiter.
Das Projekt enthält einige positive Ansätze. Es bietet unbürokratisch Unterstützung und kann für betroffene Menschen in dieser schwierigen Zeit eine kurzfristige Entlastung bieten. Zum Beispiel, da sie nicht mehr mies bezahlte Jobs auf dem Schwarzmarkt mit hohem Corona-Infektionsrisiko annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Und es kann als Grundsatz verstanden werden, dass jedem Menschen eine Grundsicherung zusteht, ohne dass irgendeine Behörde dafür den Aufenthaltstatus kennen muss. Das Projekt wagt sich aber leider nicht an das Grundproblem: Dass überhaupt in Kategorien gedacht wird, ob ein Mensch legal oder illegal hier ist. Und dass dieser Status sogar dadurch definiert wird, ob und wie lange er*sie von staatlicher Unterstützung profitiert oder nicht.

https://www.tagesanzeiger.ch/stadt-zuerich-erprobt-eine-art-parallel-sozialhilfe-691552096271
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/wirtschaftliche-basishilfe—ein-pilotprojekt-gegen-die-armut?urn=urn:srf:video:abd02bf1-3748-4778-a00e-efc1fede771a

 
Menschen stehen in Zürich Schlange für Lebensmittel.
Menschen stehen in Zürich Schlange für Lebensmittel.

Was geht ab beim Staat?

Neue Position «Beauftragter für Migration und innere Sicherheit» im SEM geschaffen
Mit der neuen Stelle soll «die wachsende Bedeutung der Sicherheitsfragen im Migrationsbereich» abgedeckt werden. Die Medienmitteilung des Bundes lässt aber viele Fragen offen. Im Kontext der migrationsfeindlichen Schweizer Politik verheisst die Ernennung nichts Gutes.
 

Der Fokus des neuen Beauftragten für Migration und innere Sicherheit soll auf den Themen Terrorismusbekämpfung, Menschenhandel und Menschenschmuggel liegen. «Die Wechselwirkung zwischen Migration und Sicherheit ist ein kritisches Element einer gesamtheitlichen Migrationspolitik und gewinnt zunehmend an Bedeutung», schreibt der Bundesrat in seiner Medienmitteilung. Das Hauptaugenmerk dieser «Wechselwirkung» hat sich in der Schweiz in den letzten Jahren immer mehr Richtung Sicherheit verschoben. Die Ernennung des neuen Beauftragten reiht sich nahtlos in eine Politik mit beschleunigten Asylverfahren, Rücknahmeabkommen mit autokratischen Staaten und vielleicht bald einem neuen Terrorgesetz ein.
Um was sich der neue Beauftragte genau kümmern soll, bleibt aber offen. Er soll mit «Herkunfts- und Transitländern» und «Partnerbehörden» zusammenarbeiten, «Massnahmen vorschlagen und Partner identifizieren». Zweifellos ist Menschenhandel ein grosses Problem und kein Mensch soll davon betroffen sein. Auch weisen wir von antira.org seit Jahren auf die tödlichen Gefahren des Menschenschmuggels für Migrant*innen hin, welche diese Art der Grenzüberquerung aus purer Not wählen. Die Schaffung dieser neuen Stelle und der Wortlaut der Medienmitteilung lassen aber daran zweifeln, dass diese Probleme nun endlich im Sinne der schutzsuchenden Menschen angegangen werden sollen. Mit dem Argument der Erhöhung der inneren Sicherheit gingen bisher immer repressive Massnahmen gegenüber Migrant*innen und nicht-weissen Menschen einher. Und nur mit der Bekämpfung von Schleppertätigkeiten werden Fluchtursachen nicht mal im Ansatz gelöst. Der Bundesrat soll konkret benennen, was die Aufgaben, Strategie und Ziele des neuen Beauftragten sind und wie damit Fluchtursachen bekämpft werden sollen.
Besetzt wird die Position mit Urs von Arb, vormals «Beauftragter für Migrationsfragen im Mittleren Osten». Diese Stelle wird «als Folge der aktuellen Lage in der Region nicht neu besetzt.» Was das für den Bundesrat auch immer heissen mag. Menschen auf der Flucht und in Not gibt es in dieser Region weiterhin. Aber vielleicht betrifft es einfach nicht die «innere Sicherheit».

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-83500.html

Urs von Arb wurde zum neuen Beauftragten für Migration und innere Sicherheit im SEM ernannt.
Urs von Arb wurde zum neuen Beauftragten für Migration und innere Sicherheit im SEM ernannt.

Was ist aufgefallen?

Todgeburt bei Ausschaffung: Drei Grenzwächter verurteilt
Im Juli 2014 erlitt die schwangere Suha J. bei ihrer Rückschaffung eine Totgeburt, nachdem ihr mehrmals Hilfe verweigert wurde. Die Grenzwächter wurden nun wegen fahrlässiger Körperverletzung schuldig gesprochen.
 
Suha J. war mit ihrer fünfköpfigen Familie von Syrien mit dem Boot nach Italien geflohen. An jenem Tag im Juli 2014 versuchten sie, mit dem Zug durch die Schweiz zu Familienangehörigen nach Deutschland zu gelangen. An der schweizerisch-französischen Grenze wurde ihr die Weiterreise untersagt. Schweizerische Grenzwächter erhielten den Auftrag, insgesamt 36 aus Syrien geflüchtete Personen nach Domodossola in Italien zurückzuschaffen.
Die ohnehin entrechtende und extrem belastende Situation endete durch das unzulässige Handeln der Schweizer Grenzwächter tragisch: Bei der Rückschaffung musste die Gruppe am Bahnhof Brig rund zweieinhalb Stunden warten, bis sie Platz in einem Zug fand. In dieser Zeit verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Suha J. zusehends. Am Ende musste die von Schmerzen Geplagte in den Bahnwagen getragen werden. In Domodossola brachte sie einen toten Fötus durch eine Spontangeburt zur Welt.
Nachdem 2018 der verantwortliche Einsatzleiter bereits schuldig gesprochen wurde, verurteilte ein Militärgericht nun drei weitere Grenzwächter zu einer Geldstrafe von je 30 Tagessätzen zwischen 100 und 200 Franken (3000 bis 6000 Franken). Das Militärgericht befand, dass die Grenzwächter in dieser Situation «Zivilcourage hätten entwickeln müssen. Sie hätten nicht mehr auf die hierarchische Organisation abstützen dürfen. Es wäre ihre Pflicht gewesen – auch gegen den Willen des Chefs – medizinische Hilfe anzufordern.» Auf eine Entschädigung wartet die betroffene Familie noch immer.
 
 

Gericht kassiert Seehofer-Deal: Abschiebungen direkt von der deutschen Grenze nach Griechenland illegal
Dass der deutsche „Heimatminister“ Seehofer sich vehement dafür einsetzt, Menschen auf der Flucht nicht in Deutschland ankommen zu lassen, ist uns bereits gut bekannt. Blöd nur für ihn, dass es ein europäisches Asylrecht gibt. Dass auch er sich daran halten muss, macht das Münchner Verwaltungsgericht in einem aktuellen Urteil deutlich. Konkret verurteilt es den sogenannten „Seehofer-Deal“ als illegal. Dieses Abkommen mit Griechenland diente als Abschiebegrundlage für flüchtende Menschen, die an der österreichisch-deutschen Grenze aufgegriffen wurden.
 
Laut der geltenden europäischen Gesetze hat jede Person das Recht, in dem Land, in dem sie sich aufhält, ein Asylgesuch zu stellen. Entsprechend der Dublin-III-Verordnung kann sich bei der Prüfung des Antrages herausstellen, dass bereits in einem anderen europäischen Land ein Asylgesuch gestellt wurde. Dann kann die Bearbeitung abgelehnt und auf die Zuständigkeit des Erstantragslandes verwiesen werden. Zwei wichtige Punkte sind hier enthalten: Der Antrag wird geprüft und die asylsuchende Person hat Anspruch auf Rechtsberatung.
Im Seehofer-Deal hingegen vereinbarten Deutschland und Griechenland einfach mal, dass Menschen, die bereits in Griechenland einen Asylantrag gestellt haben und über den Landweg via Österreich nach Deutschland gekommen sind, innerhalb von 48 Stunden direkt wieder nach Griechenland abgeschoben werden können – ohne Überprüfung ihres Antrags und ohne Rechtsbeistand. Dafür wird einfach angenommen, die Menschen seien nicht eingereist (juristisch: „Fiktion der Nichteinreise“).
In der Praxis werden nun also Menschen auf deutschem Territorium aufgegriffen, in „Transitzentren“ eingesperrt, in Flugzeuge gezwungen und gegen ihren Willen in ein Land zurückgeschafft, aus dem sie sich aus Gründen entfernt haben. Zum Beispiel, weil ihnen dank des EU-Türkei-Deals dort die nächste ungerechte Abschiebung droht. Gleichzeitig behauptet man einfach, diese Menschen seien ja gar nicht eingereist, also auch gar nicht da. Wie absurd.
Das der Seehofer-Deal rechtswidrig ist, bestätigte bereits ein juristisches Gutachten. Dennoch wurden zwischen August 2018 und Juni 2020 insgesamt 39 Menschen auf dieser Grundlage nach Griechenland abgeschoben. Einer dieser  abgeschobenen Menschen musste aufgrund eines Gerichtsentscheids von 2019 bereits aus der griechischen Abschiebehaft wieder nach Deutschland zurückgeholt werden.
Ein aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts München wird nun als Grundsatzurteil eingeschätzt. Ein junger Mann war aus Syrien über die Türkei nach Griechenland geflüchtet. Dort wurde sein Asylgesuch aufgrund des EU-Türkei-Deals nicht behandelt. Er floh weiter nach Deutschland, wurde dort jedoch beim Grenzübertritt aufgegriffen und innerhalb eines Tages wieder nach Griechenland abgeschoben. Das Vorgehen der Bundespolizei verurteile das Gericht nun als illegal. Der Mann hätte nicht abgeschoben werden dürfen. Infolge des Urteils befindet er sich mittlerweile wieder in Deutschland.
„Der junge Schutzsuchende hat in rund zwei Jahren in Europa das Elend der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln, eine rechtswidrige Abschiebung durch deutsche Behörden, Abschiebungshaft und Obdachlosigkeit in Athen erlebt. Egal wo er hinkam, zu seinen Fluchtgründen hat ihn bisher noch niemand befragt“, schreibt seine Rechtsvertretung ProAsyl .
Das europäische Asylsystem ist in vielerlei Hinsicht kritikwürdig und weit entfernt vom Ideal der Bewegungsfreiheit für alle. Es gewährt zumindest theoretisch auch Menschen auf der Flucht Rechte. Darauf kann man sich in der Praxis jedoch keinesfalls verlassen, wie der Seehofer-Deal einmal mehr zeigt. Wieder werden nationalstaatliche Interessen höher gewichtet, als die Interessen von Menschen auf der Flucht.
Es liesse sich hier noch viel sagen über „Deals“, die über den Umgang mit Menschen entscheiden, die Objektivierung von Menschen auf der Flucht, das Feilschen um Pflichten und die Umgehung europäischer Rechte. Uns ist aber eher danach zumute, erstmal zu kotzen und dann weiter zu kämpfen: Gegen Mauern in und um Europa, gegen Menschen wie Seehofer, für Bewegungsfreiheit und für das gute Leben für alle.
 
 
Graffiti: Seehofer abschieben!! Wohin? Wer will den schon aufnehmen?
Auch die Street Art setzt sich mit dem Dilemma um Seehofer auseinander.

Was nun?

Aufruf zur Solidarität gegen die Isolation in den Asylzentren
Die Lage ist für geflüchtete Menschen in den Camps unhaltbar: Isoliert, entrechtet, kaum eigene Lebensgestaltung. Suizide und Suizidversuche sind keine Einzelfälle. Das System macht Menschen hoffnungslos und krank. Im Asylzentrum Sonnenblick bei Walzenhausen im Kanton St. Gallen versuchten sich innerhalb von 8 Monaten drei Menschen das Leben zu nehmen. Vollendete Suizide, wie der von Massoud Quadiri im August 2020 in Glarus, treten mit einer derartigen Regelmässigkeit auf, dass es unverständlich ist, dass der Bund nicht eingreift und die Kantone zu einer weniger gewaltvollen Praxis anhält.
Am 29. Mai 2021 findet in Bern eine Kundgebung statt. Damit geflüchtete Menschen aus den Camps daran teilnehmen können, braucht es Geld für den Transport nach Bern. Bitte spendet auf folgendes Konto:
 
Verein Ticket for protest, 3018 Bern
Postkonto: CH15 0900 0000 1510 0908 8
 
Weitere Infos zur Demo findet ihr in der Kategorie „Was steht an?“.

Wo gabs Widerstand?

Glasgow: Abschiebung nach massiven Protesten gestoppt

Hunderte Demonstrant*innen haben letzten Donnerstag ein Fahrzeug der Migrationsbehörde stundenlang blockiert, in dem zwei Männer sassen, welche abgeschoben werden sollten. Ein Aktivist legte sich unter das Auto, um es an der Weiterfahrt zu hindern. Die zwei Männer wurden schlussendlich freigelassen. Einer der Männer stammt aus Indien und sagte der Nachrichtenagentur PA, er sei von der Unterstützung überwältigt gewesen. Die Abschiebung war vom britischen Innenministerium angeordnet worden. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon und ihr Justizminister Humza Yousaf kritisierten die Aktion heftig. Das Beispiel zeigt wieder einmal, das sich Blockadeaktionen gegen Abschiebungen lohnen und ziviler Ungehorsam bei jeder Abschiebung angebracht ist.

https://www.tagesanzeiger.ch/anwohner-verhindern-abschiebung-in-glasgow-527252953423

Ein Aktivist legte sich unter das Auto um die Weiterfahrt zu blockieren.
Ein Aktivist legte sich unter das Auto um die Weiterfahrt zu blockieren.
Athen: Bewohner*innen protestieren gegen drohende Camp-Räumung

Der WDR veröffentlichte bereits vor drei Wochen einen Videobeitrag zu den Protesten im griechischen Camp Skaramagas in Athen. Die Vorfälle wurden medial weiter kaum wahrgenommen und haben antira.org auch erst jetzt erreicht. Im Camp leben laut offiziellen Angaben ca. 2500 Menschen. Diese sollen nun auf andere Camps verteilt werden. Die Bewohner*innen befürchten, dass sich dadurch ihr Asylgesuch in die Länge zieht. Von der Campleitung erhielten sie keine Informationen, wohin sie umziehen sollen. Aus Protest gegen ihre ungewisse Lage besetzten Bewohner*innen eine Autobahn und verursachten einen kilometerlangen Stau. Die Polizei liess die Protestierenden zunächst gewähren. Zum Ende eskalierte die Situation jedoch und frustrierte Menschen, welche im Stau feststeckten, griffen die Protestierenden an, worauf es zu einem Handgemenge kam. Der Videobeitrag fängt die Stimmungslage vor Ort sehr direkt ein, lässt die Aussagen der Betroffenen aber leider ohne Einbettung in den grösseren Kontext stehen. Denn es handelt sich nicht um einen Konflikt zwischen Camp-Bewohnenden und der Athener Bevölkerung. Sondern um ein systematisches Versagen der europäischen Migrationspolitik. Und diese ist mitschuldig, dass in Griechenland erneut eine migrationsfeindliche und rassistische Regierung an die Macht kam.

https://www1.wdr.de/nachrichten/wdrforyou/persisch/wdrforyou-protest-im-camp-skaramages-pr-100.html

Bewohner*innen des Camps Skaramagas blockieren eine Autobahn in Athen.
Bewohner*innen des Camps Skaramagas blockieren eine Autobahn in Athen.

Was steht an?

CLINCH Festival
21.-24.05.21 I online
CLINCH ist ein Festival für künstlerische, theoretische und aktivistische Auseinandersetzung von Schwarzen Menschen, People of Color und (Post)Migrant*innen. Bei CLINCH ringen die Besucher*innen miteinander und füreinander um emanzipatorische antirassistische und antidiskriminierende Perspektiven. CLINCH setzt sich für postkoloniale und (post)migrantische Auseinandersetzung, Selbstorganisierung und Sichtbarkeit ein. CLINCH ist intersektional. CLINCH ist radikal. CLINCH ist empowernd.
https://clinchfestival.de

Kundgebung Stop Isolation
29.05.21 I 14.00 Uhr I Waisenhausplatz Bern
Das Asyllager Sonneblick verwandelt sich zunehmend in ein Selbstmordlager. Diese Bedingungen, die nicht den Menschen- und internationalen Asylrechten entsprechen, müssen abgeschafft werden.
https://anarchistisch.ch/Veranstaltung/kundgebung-stop-isolation

Lesens -/Hörens -/Sehenswert

Corona und Migration: An das Sterben gewöhnt
Während Europa sich nur um sich selbst kümmert, weichen subsaharische Migrant*innen immer öfter auf die gefährliche Atlantikroute aus. Von Emmanuel Mbolela, Buchautor von „Mein Weg vom Kongo nach Europa“.
https://www.medico.de/blog/an-das-sterben-gewoehnt-18170
 
Europäische Flüchtlingslager: Gewalt und Elend stehen an der Tagesordnung
Am 3. Mai wurde im Flüchtlingslager Vial auf der griechischen Insel Chios ein 28-jähriger Somalier in seinem Zelt tot aufgefunden. 12 Stunden lag er bereits unentdeckt da. Eine beeindruckende Reportage von minusgrenzen.com, dem Blog zu Grenzfragen aus Politik Gesellschaft und Philosophie.
https://minusgrenzen.com/europaeische-fluechtlingslager-gewalt-u-elend/
 
“We call it ‘modernization’” – reception centers for migrants will be ‘closed’ facilities
During her recent visit to Greece, European Commissioner for Home Affairs Ylva Johansson made assurances that new reception centers on the Aegean islands would not be closed facilities. However, the reconfiguration of existing camps on the mainland into closed facilities are progressing at a rapid pace − and the authorities involved are pointing fingers at each other.
https://wearesolomon.com/mag/lab/we-call-it-modernization-reception-centers-for-migrants-will-be-closed-facilities/
 
Das Schweigen der Anderen (Podcast „Weißabgleich“)
Das Video der brutalen Attacke auf einen Syrer in der Erfurter Straßenbahn hat viele entsetzt – auch weil es zeigt, wie es um die Zivilcourage steht.
https://taz.de/Podcast-Weissabgleich/!5770538/